Beiträge von Servius Iulius Macro

    Ahh, endlich spürte ich Audatas sanfte Finger. Vorsichtig drückte sie ihre Finger auf meine Haut und schob sie in gleichmäßigen Rhythmus meine Schultern entlang. Gleichzeitig dazu drückte sie ihre Daumen fest, aber sanft, in kreisartigen Bewegungen gegen meine Schultern. Das tat wahrlich gut.
    Und so nahm ich aus meinen gesamten Leib die Anspannung heraus und fügte mich vollkommen der Frau, die mich die nächsten Minuten verwöhnen sollte. Ein tolles Gefühl, was sich mir da bot.
    Ein leiser Seufzer der Befriedigung entglitt mir und ich schloss für einen kurzen Augenblick meine Augen. Erst jetzt, wo ich vollkommen entspannt war, spürte ich die volle Wirkung, die Audata mit ihren Fingern ausübte. So könnte ich auch gut und gerne einschlafen. Nacht für Nacht. Eine schöne Frau neben sich liegend und davor eine beruhigende Massage abstaubend. Ein schönes Gefühl.
    Doch so schön das Gefühl und meine Vorstellung doch waren, riss mich Tsuniro erneut zurück in mein Cubiculum zurück.
    Sie hatte erneut angefangen loszureden und so durfte ich mich nicht vollends Audatas Handbewegungen hingeben, sondern auch für die zweite Frau im Raume in Ohr haben. Ich hatte meine Augen wieder geöffnet. Schade dass sie so viel erzählte. Nur zu gern hätte ich gewusst, ob sie auch noch andere Dinge so perfekt beherrscht, wie das Herunterrasseln von Worten und Sätzen.
    Doch im Moment sollte ich nicht zu meinem Nachteil sein, so ließ ich sie gewähren.
    Hätte ich sie nicht darum gebeten, nein, sie hatte es ja angeboten. Hätte ich ihrem Vorschlag nicht zugestimmt mir etwas über den Rest der Familie zu erzählen, so wäre ich nicht so schlau wie jetzt, aber dann hätte sie sich auch anderweitig hier zu schaffen machen können.
    Und wie sie immer weiter vor sich her plauderte und erzählte, als sei es das Normalste von der Welt, versuchte ich ihr so gut wie möglich zu folgen. Also gab es hier doch noch eine Frau. Oder doch nicht?
    Es hörte sich ganz danach an, als ob niemand so recht sagen konnte, ob sie in der Casa oder außerhalb Romas war. Musste wohl ein recht aufgewecktes Weiblein sein, vielleicht mit einem etwas eigenen Kopf. Aber wie konnte ich das schon beurteilen- ich kannte ja gerade mal ihren Namen. Wie war der noch gleich? Li...Liva...Livall...Livilla! Mensch, würde doch Tsuniro nicht die ganze Zeit dazwischenreden. Egal! Auf alle Fälle würde ich gern diese Frau mal kennen lernen, soviel stand fest. War sie überhaupt schon eine oder war Livilla doch der Name eines Mädchens? Da sie wohl ihren eigenen Kopf hatte und soweit ich das verstanden hatte- macht was sie will, muss sie schon in erwachsenden Alter sein.
    Während die beiden Frauen mich mehr oder weniger "bearbeiteten" entschloss ich also, wenn ich ein wenig Zeit hatte, etwas über die Frau herauszufinden und vielleicht ein Treffen zu arrangieren.


    Die Ämterverteilung der Familienmitglieder war anscheinend auch recht verteilt. Von der Militärkarriere, über Posten in der Diplomatie, hinzu Schreibern- zumindest so glaubte ich, dass Iulius Crassus dies war -bis hin zu, ja wie sollte man Potitus' Amt nennen?
    Doch Audata riss mich aus meinen Gedanken. Eben hatte sie eine besonders harte Stelle an meiner rechten Schulter getroffen, die sie nun vorsichtig mit ihren Fingern bearbeitete. Ob sie es mitbekommen hatte, als ich bei der Berührung der Stelle kurz zusammen zuckte? Jedenfalls tat es unheimlich gut, was sie mit mir machte und ich wollte mehr.
    "Ohjaa, das tut gut, Audata!", hauchte ich ihr leise zu. "Das machst du toll."
    Nachdem ich sie gelobt hatte, ergab ich mich wieder der Entspannung, schloss die Augen und schwankte zurück zu meinen letzten Gedanken.
    Es war also eine Familie, die sich nicht etwa auf ein Amt beschränkt hatte, sondern breit gefächert seinen Arbeiten nachging. Als wir in Misenum mal auf dem Markt waren, hatte er mal gemeint, dass es auch Familien geben würde, die nur ein-zwei verschiedene Ämter einschlagen würden und so diese mit dem Familienmitgliedern besetzten. Man würde praktisch Ämter zum Vorteil der Familien besetzen. Ob dies stimmte, wusste ich aber nicht.
    Tsuniro hatte ihre Sache gut gemacht und nachdem nun Stille eingekehrt war- zumindest sprach sie nicht mehr, nachdem ich die Augen geschlossen hatte, musste sie wohl folglich zum Ende gekommen sein. Ich kannte nun die hier lebenden Familienmitglieder und die mal hier gelebt hatten. Zudem wusste ich über die Ämter der Verbliebenen Iulier bescheid. Gab es sonst noch etwas zu wissen? Glaub' nicht. Und ehrlich gesagt wollte ich die Ruhe nutzen und Audatas Handwerk genießen. Aber natürlich konnte ich Tsuniro nicht einfach sitzen lassen. Ich überlegte was ich sagen sollte.


    Langsam öffnete ich die Augen.
    "Ich glaube nicht, dass auf der Familie ein Fluch liegt.", entschied ich. "Es steckte vielleicht sehr viel Pech und Zufall im Ablauf der Wahlen der vergangenen Versuche von Iuliern, aber ich denke, dass Dives ein schlauer Bursche ist und diesen Zufällen und Pech entgegenzuwirken." Trotzdem ich Dives noch gar nicht kannte, so hatte er doch etwas an sich, was mich für seine Wahl positiv stimmen würde. zudem hatte er selbst gesagt, man sollte sich als Iulier nicht kleiner machen und so konnte ich für Dives nur positive Worte herausbringen.
    Würde Dives jedoch wirklich bei den Wahlen scheitern, so würde es wahrlich etwas eigenartig erscheinen. Ein Fluch? Oder vielleicht doch Hilfe menschlicher Hand? Dann schossen mir ihre letzten Worte durch den Kopf. Mit wem sollte ich mich nicht anfreunden? Es verging einen Augenblick der Stille bis es mir wieder einfiel. Dieser Iulius Crassus! Das war doch dieser Schreiberling ... hm ...
    "Lass uns kurz zu diesem Iulius Crassus zurück kommen. Du sagtest er sei gemein. Wieso? Hat er etwas Unrechtes getan?"
    Mein Blick wanderte nun über Tsuniros Lippen. Schön waren sie. Einen richtigen- wie nannte man das noch gleich? -ah, Kussmund hatte sie. Ein schöner Moment der Ruhe, mit Audatas Händen an meinen Schultern. Hatte sie sich eigentlich breitbeinig auf mich gesetzt, oder wie führte sie ihre tolle Massage durch? Ich wusste es nicht und war auch nicht in der Lage um es herauszufinden. Vielleicht stand sie ja auch auf der anderen Seite neben dem Bett. Ich hob kurz meinen Kopf, durch beim Händedruck Audatas, legte ich ihn wider schnell auf meine vor mir verschränkten Arme.

    Eine weitere Sklavin kam in mein Cubiculum geeilt, nachdem Tsuniro nach ihr gerufen hatte. Zu meiner Überraschung war auch sie in meinen Augen eine Schönheit und man hatte bei der Auswahl der Sklaven gute Arbeit geleistet- zumindest bei den weiblichen. Ich erinnerte mich für einen Augenblick an den mürrischen Sklaven, der die Türe der Casa bewachte, doch so schnell mir der Gedanke gekommen war, schob ich ihn bereits wieder beiseite. Weit beiseite. Im Moment zählte für mich nur das Hier und Jetzt. Eigentlich müsste ich die Situation auskosten, aber eigentlich war ich auch erst seit noch nicht mal einer Stunde hier. Ich hatte Gewissenbisse.
    Tsuniro hatte sich bereits auf einen Dreibein neben dem Bett niedergelassen und begann fröhlich drauf los zu reden. Mein Blick hingegen haftete noch immer auf den Neuankömmling, der noch immer still in der Tür stand.
    "Audata ...", murmelte ich leise zu mir selbst. Das musste ihr Name sein. Irgendwie schienen hier alle Namen recht ausgefallen zu sein. Ob das wohl mit der Herkunft zu tun hatte? Jedenfalls schien Audata eine Sklavin der wenigen Worte zu sein ... Naja, was soll's.
    "Sei gegrüßt, tritt doch näher, ich beiße nicht.", begrüßte ich sie, wobei letzteres wohl vielleicht gelogen sei.
    So erhob ich mich von der Bettkante und kam Tsuniros Aufforderung nach mich auszuziehen. Gerne doch!
    Langsam streifte ich meine Tunika ab, noch immer den Blick auf die in der Tür stehende Sklavin. Ein gutmütiges Lächeln glitt mir über die Lippen.
    Trotz der warmen Luft im Raum, stellten sich langsam meine Härchen am gesamten Oberkörper auf. Ich stemmte meine Arme in die Hüfte und legte meinen Kopf ein wenig auf die Seite. Ob der Frau gefiel was sie sah? Ich war von normaler Statur und ich fand mich selbst nicht hässlich, aber auch nicht wunderschön. An Armen und Oberkörper waren leichte Muskelzüge abgezeichnet und dunkles Haar kräuselte sich nicht nur an meiner Brust.
    Doch dann holte mich Tsuniro wieder zurück in die Realität. Sie war ja auch noch hier. Zwei Frauen. Das konnte einen Mann schon überfordern. Zum einen musste ich wohl besser ein Ohr Tsuniro schenken, um etwas über die Familie zu erfahren und zum anderen konnte ich meinen Blick nicht von Audata nehmen. Von Tsuniro aber auch nicht. Mist!
    Es war zum Durchdrehen. Mein letztes Mal lag wohl schon zu lang zurück.
    Nur schwer konnte ich meinen Blick von Audata nehmen und so wandte ich mich nur langsam von ihr ab und streckte mich auf dem Bett aus. Ich verschränkte die Arme vor mir und legte meinen Kopf auf sie. Ich blickte nun auf Tsuniro und wartete sehnsüchtig auf die sanften Handbewegungen Audata's.


    Wenn ich alles soweit mitbekommen hatte, wohnen derzeit, neben den Sklaven, lediglich vier Männer hier. Nun gut, mit mir wären es fünf, doch ich würde wohl nicht zu denen gezählt werden, die hier dauerhaft wohnhaft sind. Ich ließ Tsuniro fortfahren, doch ehrlich gesagt hatte man eigentlich gar keine Chance ihr eine Frage zu stellen oder ihr ins Wort zu fallen. Sie rasselte die Sätze so schnell herunter, als hätte sie sie auswendig gelernt. Als sie sich wohl bei dem Wort Krötablen verhaspelt hatte, stellte ich mir die Frage, ob es das Wort wirklich gab, oder sie mir nur einen Bären aufbrummen wollte. Jedenfalls hatte ich das Gefühl durchschaut zu haben, was sie eigentlich sagen wollte. Ich grinste ihr entgegen. Ob sie das wirklich bemerkte- keine Ahnung.
    Als es mir vorkam, als würde sie mit ihrer Erzählung langsamer werden, fiel mir auf, dass Frauen aus der Gens Iulii wohl ehr rar waren. Der Großteil der Familienmitglieder bestand wohl aus Männern.
    Dann, ohne dass ich damit gerechnet hatte stoppte Tsuniro plötzlich. Hatte sie den Faden verloren? Anscheinend hatte sie wen vergessen und dachte nach. Dies tat ich ebenfalls, jedoch vergeblich auf die Lösung des Rätsels zu kommen. Wie sollte das auch gehen? Ich kannte ja niemanden außer meinen Eltern.
    Um die Ruhe zu brechen erfasste ich das Wort, noch immer den Kopf auf den Armen liegend.
    "Sag Tsuniro, welche Ämter über die verbliebenen Herrschaften aus, hm?", fragte ich sie. Vielleicht wäre auch jemand bei den Urbanerkohorten, doch bei näherem Nachgrübeln wäre die Wahrscheinlichkeit doch recht gering bei der Anzahl der Iulier. "Ansonsten hast du dich in deiner Erklärung wohl selbst übertroffen, Tsuniro.", meinte ich schmeichelnd. Dass ich den einen oder anderen Teil nicht mitbekommen hatte, musste sie ja nicht wissen. Wo blieb eigentlich Audata?
    Ich hob den Kopf ein wenig und versuchte mich umzudrehen, doch die ungünstige Position, in der ich mich befand behinderte mich dabei sehr. Ich wollte doch Audata spüren und dabei Tsuniro ...
    Schluss jetzt!
    "Hattest du nicht gesagt, ich bekäme eine Massage?", lenkte ich meine Gedanken ab und blickte wieder auf Tsuniro.

    "Achso.", sagte ich zu ihr. Erleichtert, nichts Dummes gesagt zu haben stemmte ich die Arme in die Seite. Was die Bewohner und ihre Verstrickungen zueinander betraf, so würde ich noch viel lernen müssen. Im Moment war mir nicht so recht klar wer hier eine Rolle spielte und einen hohen Rang innehatte. Nun gut, im Moment kannte ich auch niemanden weiter- außer Dives, der wohl die Fäden in der Hand hielt und gute Beziehungen zu ranghohen Männern pflegte, den Sklaven an der Tür- ein recht mürrischer Mann und die Sklavin Tsuniro, die ein wahrer Augenschmaus war.
    Ich war sicher, dass sich noch mehr der Gens Iulii Caepiones hier im Hause aufhielten mussten und die Casa noch viele unentdeckte Winkel und Geheimnisse verbarg.
    Aber das würde ich wohl erst zu einem späteren Zeitpunkt aufklären. Zuerst war ich hier mit Tsuniro, der Haussklavin allein, die mir ein schmackhaftes Angebot bereitet hatte.
    Eine Massage und eine erste Einführung über die übrigen Bewohner der Casa. Jaa! Sehr gut. Was konnte man sich mehr wünschen? Eine Massage, wohl hoffentlich von Tsuniro selbst, und dazu ein paar Worte über den Rest der hier wohnhaften. Das spielte mir sehr in die Karten und so würde ich wohl auch mehr verstehen und dahinter kommen, wer hier was für Aufgaben inner hatte.
    Ich bewegte mich ein Stück auf das offene Fenster zu, durch das noch immer eine warme Brise drang. Umso näher ich an die Öffnung in der Wand trat, umso wärmer wurde die Luft um mich herum, weswegen ich beschloss das Fenster zu schließen und somit auch die Vorhänge zu beruhigen. Das war ein Grund. Ein anderer war wohl ...
    "Nun, gut. Wenn es also stimmt was du sagst, dann würde ich mich gern ein wenig entspannen."
    Wenn ich ehrlich war, war ich durch die Reise nicht sonderlich erschöpft. Aus Misenum war ich auf einem Karren hergekommen, was jetzt nicht die größte Anstrengung war. Den Weg hierher jedoch, die Wärme und die Aufregung hatten die eine oder andere Schweißperle meine Stirn herablaufen lassen. So oder so würde ich die Massage annehmen. Ach, über was machte ich mir hier eigentlich Gedanken? Warum sollte ich diese nette Geste nicht annehmen? Da wäre ich schön blöd.
    "Du weißt was ein Mann braucht.", sagte ich schmeichelnd. "Und noch dazu wäre ich froh etwas mehr über die Bewohner hier zu erfahren, Tsuniro. Zumal wäre es schade, wenn du dich bei den Temperaturen so abhetzten müsstest." Ein Gang in den Keller, anschließend in die Küche und dann wieder zu mir ins Cubiculum war zwar nicht wirklich hart, aber was soll's. Umso mehr konnte ich die Sklavin bewundern.
    Ich lächelte ihr entgegen und wieder fiel mir ihre Schönheit in vollen Zügen ins Auge.
    Dann schweifte mein Blick durch das Zimmer. Mit welcher Massage man mich verwöhnen würde, war mir nicht klar. Deswegen wartete ich noch ab und legte mich noch nicht auf das Bett und kleidete mich aus. Stattdessen setzte ich mich auf die Kante meines Bettes. Eine weiche Matratze gab unter meinem Gesäß nach. Das Bett hier war weicher, als das was ich aus meinem alten Heim kannte. Hier würde ich wie ein junger Gott schlafen können, soviel war sicher.
    Mein Blick galt nun wieder ganz der Sklavin. "Und Tsuniro, was hast du jetzt mit mir vor?", fragte ich sie mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen und herausfordernden Blick.

    Nachdem ich mit der Sklavin das Atrium verlassen hatte, führte sie mich zu meinem Cubiculum. Ihr Name war anscheinend Tsuniro, zumindest hatte Dives sie so genannt. Da die Sklavin wohl den Weg zu meinem Cubiculum kannte als ich, ließ ich sie etwas voran gehen.
    Dabei glitt mein Blick immer wieder über ihre wackelnde Hüfte. Einen ansehnlichen Gang hatte die junge Frau, dass musste man ihr lassen. Ich versuchte meinen Blick von ihr zu nehmen und dachte noch einmal über das eben geschehene nach. Morgen würde ich mich bei der Urbanerkohorte melden und man würde mich in die Truppe eines Bekannten von Dives stecken.
    Dies würde mir hoffentlich einen schnelleren Aufstieg in der Kohorte ermöglichen und einige unangenehme Arbeiten ersparen- solange ich diese Chance nicht verstreichen ließe und den Vorteil der Bekanntschaft für mich nutzen konnte.
    Nichtsdestotrotz würde jede Menge Arbeit auf mich zukommen, das war gewiss.
    Mein Blick huschte nun erneut über Tsuniros Hintern, als wir in mein Cubiculum eintraten. Ich stellte mich neben sie und blickte durch den Raum. Es war ein gewöhnlicher Raum mit den gewünschten Gegenständen darin. Bett, Stuhl, Tisch und auch einige andere nützliche Gegenstände fanden sich nun in meinem Cubiculum wider.
    Ich freute mich, denn es war alles da, was ich mir gewünscht hatte. Der Raum war wohl noch während meines Gespräches mit Dives eingerichtet worden, denn durch das offene Fenster strömte warme Luft, die den Raum noch nicht allzu sehr aufgewärmt hatte.
    Nun, durch die Ruhe etwas zurück geholt fiel mir ein, dass noch immer die Sklavin neben mir stand. Ich blickte sie von der Seite her an.
    "Einen wirklich netten Herren hast du.", sagte ich, noch immer den Blick auf ihr haftend. Auch von dieser Ansicht war sie eine wahre Schönheit. Doch ich musste mich zusammen reißen- sie ist die Sklavin meines Cousins. Vielleicht hatte ich sie mit meinem eben ausgesprochenen Satz verletzt, schließlich kannte ich Dives erst seit ein paar Minuten und es hieß doch noch lange nicht, dass seine Nettigkeit an Familienmitgliedern auch am Sklavenhaushalt abfärben würde. Jedenfalls hatte ich schon mal die Stille gebrochen. Soweit so gut.
    Ich schaute auf die neben dem offenen Fenster wehenden Vorhänge. Lustig zappelten sie in der sanften Brise, die von draußen hereinkam.
    "Also ich hätte jetzt eigentlich nichts gegen einen schönen Tropfen Wein einzuwenden.", meinte ich zu Tsuniro gewandt, in der Hoffnung, dass sie statt einem Becher noch einen Zweiten dabei haben würde. Einen Becher, der für sie bestimmt wäre.
    Nachdem ich heute doch einiges erreicht hatte, konnte man sich schon ein, zwei Becher gönnen. Dives hatte sicher noch einiges zu tun und mit jemand anderes wurde ich noch nicht bekannt gemacht, was eigentlich auch recht unnötig wäre, wenn ich morgen schon wieder weg sein würde. Das konnte man mal in Angriff nehmen, wenn ich über einen längeren Zeitraum in der Casa wäre- wann immer das auch sein sollte.
    Vielleicht konnte auch Tsuniro einen Becher mittrinken, soweit es ihr möglich sei- wenn überhaupt. Viel Zeit würde sie bestimmt nicht hier verbringen können, gab es in der Casa sicher noch andere Sachen zu erledigen. Aber so konnte ich sicherlich noch etwas über die anderen Bewohner hier erfahren, die ich noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.

    Vielleicht hatte ja Dives recht. Vielleicht würde mir durch den schnellen Rangaufstieg so einiges erspart bleiben. Mein Gedanke glitt zum Latrinendienst, den die Rekruten abhalten mussten und mit Ekel verzog ich kurz das Gesicht zu einer hässlichen Grimasse. Sicher gab es noch weitere Aufgaben, die zum weniger erfreulichen Aufgabenfeld des Tiros gehörten und man ertragen musste. Doch mit Dives' Hilfe konnte die Zeit doch verkürzt werden. Was die restlichen Männer anging, die mich wohl missmutig beäugen würden, gestand ich mir ein, dass es immer welche geben würde, denen etwas nicht passe und deshalb einen Groll gegen etwas oder wem hegen würden. Das lag allein schon in der Natur des Menschen. Wenn man länger darüber nachdachte war es eine vielleicht doch gar nicht so schlechte Idee diese Hilfestellung von seinem Cousin dankend anzunehmen. Denn nicht nur die Aufgaben würden gehobener werden, wohl auch der Sold würde sich sicherlich erhöhen. Mein Blick huschte zu Dives. Es schien, als wolle er nun jetzt und hier eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die mein zukünftiges Leben fördern oder gar zunichtemachen konnte. Doch was hatte ich schon zu verlieren?
    "Also gut. Eine schnelle Beförderung würde durchaus mein Aufgabenfeld bei der Urbanerkohorte etwas umgestalten und Neider gibt es bekanntlich überall." Einen Augenblick zögerte ich. Auch wenn ich dies scheinbar lapidar daher gesagt hatte, bin ich in Gedanken den Befürwortenden und Abhaltenden Argumente durchgegangen- auch wenn ich wusste, einige übergangen zu haben. Doch im Großen und Ganzen stand mein Entschluss fest. Zudem hatte ich nicht vor durch dumme Sachen den Groll meiner Mitmenschen und Kameraden auf mich zu ziehen. Wenn ich diese Hilfestellung schon annahm war es doch das Geringste als Dank tagtäglich alles zu geben. Wohl wäre das auch eine sichere Methode den Respekt der Anderen zu gewinnen.
    "Du hast mich überzeugt, Dives. Eine schnelle Beförderung würde mir einiges ersparen, auch wenn ich gleichwohl mit mehr Genauigkeit und Penibel beobachtet werden würde. Du kannst dem Optio schreiben." Sodann war meine Entscheidung gefallen. Was und wer mich nun erwarten würde, wusste ich nicht, doch musste ich das Beste daraus machen, soviel stand fest. Auch würde ich, wenn ich denn dann ein einigermaßen hohes Amt innehatte, der Familie in ihrem Ansehen Gutes tun und das wollte ich auch. Das war ich Dives schuldig. Ich lächelte, nachdem ich meine Entscheidung kundgetan hatte und freute mich auf die doch ungewisse Zukunft.

    "In der Tat eine verantwortungsvolle und anstrengende Aufgabe, recht hast du. "
    Mir war klar, dass eine harte Zeit bevor stand. Gehorsam, Schinderei, doch sicher auch neue Freundschaften und die Aneignung von nützlichen Fertigkeiten. Und auch hatte Dives in dem Punkt recht, dass ich mich nicht in wirklich große Gefahr begeben würde. In einer Legion an der Grenze des Imperiums sah es schon anders aus. Da konnte man schnell bei einer Patrouille oder beim Eintreiben von Steuern bei den Barbarenstämmen schon mal schnell in einen Hinterhalt geraten. Doch hiervor war ich sicher.
    "Ob die Urbanerkohorte beispielsweise am Straßenbau teilnimmt, sodann es denn nötig ist, weiß ich nicht. Aber es stimmt. Bei der Urbanerkohorte hier in Rom werde ich weitaus weniger gefährlich leben, als an der Grenze. Die Sicherung auf Märkten, von Spielen, den Straßen Roms ist bei weitem nicht wirklich gefährlich. Zwar kann immer was passieren, aber einem Dieb das Handwerk zu legen, sollte nach der Ausbildung wohl nicht schwer fallen und ohne Blessuren von statten gehen."
    Ich blickte in den leeren Becher und drehte ihn langsam in der Hand. Dives hatte einen wichtigen Punkt angesprochen. Einen Punkt, über den man sich sicher Stunden lang streiten konnte. Ein schneller Rangaufstieg mittels Beziehungen von Dives.
    Auf der einen Seite furchtbar praktisch. So würde mir ein langer Verbleib auf der untersten Stufe der Urbanerkohorte erspart bleiben.
    Auf der anderen Seite, käme sehr viel Arbeit auf mich zu und der schnelle Aufstieg würde bei dem Rest der Kohorte sicherlich nicht mit Wohlwollen betrachtet werden. Ich wollte sicher nicht der Buhmann sein, über den man hinter dem Rücken mit bösen Zungen sprach.
    Ich wog die Argumente die dafür und dagegen sprachen ab, doch konnte mich nicht recht entscheiden.
    "Sicher wäre es mir eine Ehre als Iulier die Urbanerkohorte mit einem hohen Amt zu schmücken, doch möchte ich ebenso wenig den Groll der Männer auf mich ziehen. Ich befürchte, dass mein schneller Aufstieg einigen nicht schmecken würde."

    Soweit, so gut. Anscheinend würde meinem Vorhaben nichts im Wege stehen und Dives würde sich bereit erklären einen Wohnraum für mich zu schaffen. Diesen würde ich wohl sowieso ehr weniger benötigen, denn bei meiner Ausbildung darf ich die Castra nicht verlassen und danach dürfte es wohl auch schwer werden. Während Dives sprach, beäugte ich so unauffällig wie möglich die wieder herbei geeilte Sklavin. Ein Tablett vor uns haltend lächelte sie. Dives hatte bei ihr wohl einen guten Kauf gemacht und ich mochte mir nicht vorstellen, wieviel er für sie hatte zahlen müssen.
    Während Dives einen Trinkspruch aussprach, goss ich mir den Becher mit Wasser voll und erhob ihn ebenfalls.
    "Auf eine freundschaftliche Zukunft, Cousin!" Ich lächelte Dives freundschaftlich zu, der bereits an seinem Becher nippte und tat es ihm gleich- nur dass ich einen großen Schluck zu mir nahm. Der Marsch zur Casa und die Aufregung hatte meine Kehle ziemlich ausgetrocknet.
    "Das du mir ein Schlafgemach zur Verfügung stellst ist ziemlich freundlich von dir Dives."
    Es war gut zu hören, dass ich hier immer willkommen sei. Doch stellte sich mir die unbeantwortbare Frage, wie es denn wäre, wenn ich nicht vom Stammvater Caepio stammen würde. Wäre ich dann immer noch willkommen, oder würde man mich ohne mit der Wimper zu zucken ablehnen und mich des Weges ziehen lassen?
    "Ich möchte dir für deine Güte danken, Dives." Ich hob meinen Becher Wasser einen Moment in die Höhe, bevor ich wieder einen Schluck zu mir nahm. Sicherlich sah es zum Totlachen aus, wenn man einen Trost ausspricht und anschließend Wasser säuft, doch so war es eben. Als mich Dives lobte, dass ich vor habe der Armee beizutreten, verneigte ich mich kurz. Wohl würde ich nicht nur dem Imperium somit einen Gefallen tun.
    "Und recht hast du ebenfalls mit deiner Vermutung bezüglich der Länger der Verpflichtung. Man dient der Urbanerkohorte mindestens 16 Jahre.", sagte ich und holte mir noch einmal die Zahl vor Augen. 16 Jahre in der Armee dienen! Befehle ausführen, gehorchen und sein Leben auf's Spiel setzen. Mein Blick huschte nun wieder zur Sklavin.
    "Wohl ein Posten, der der Familie vielleicht noch mehr Ansehen und Ehre bereiten kann.", meinte ich zu Dives. Wer wusste schon wohin der Weg mich bei der Urbanerkohorte bringen würde? Ich hob meinen Becher zum Mund und leerte den noch verbliebenen Tropfen.

    Puuh, Dives stellte vielleicht Fragen. Bis jetzt hatte ich mich noch nicht so recht mit meinem Stammbaum beschäftigt. Ich wusste wer die Eltern meiner Eltern waren, doch dann verließ mich auch schon das Wissen über unsere "Vorväter". Ich dachte einen Moment nach, die Stirn in Falten gelegt. hmm ...
    "Lass mich einen Augenblick nachdenken, Dives." Ich suchte in allen Ecken und Enden meines Hirns nach, um schnellstens die Stammvaterfrage zu erklären. Ich wollte Dives nicht zu lang warten lassen, denn sicher hatte er auch noch besseres zu tun, als mir beim Nachgrübeln zuzuschauen. Dann erinnerte ich mich allmählich. Der Teppich an der Wand! Vater hatte diesen in Misenum extra anfertigen lassen. Darauf waren Ich, meine Mutter, mein Vater, dessen Vater ...
    "Ähh ...", platzte es mir plötzlich heraus, ohne dass ich es wollte. Den Kopf ein wenig auf die Seite gelegt und mit beiden Zeigefingern geleitete ich in die eine und dann in die andere Richtung, als zähle man. "... Also, wenn ich das recht in Erinnerung habe, stamme auch ich von Iulius Caepio." Sicher war ich da allerdings nicht, doch das musste Dives ja nicht direkt unter die Nase gebunden werden. Somit setzte ich ein leichtes Nicken hinterher.
    Die nächste Frage ließ sich allerdings leicht beantworten. Ich hatte mir vorgenommen den Guten zu dienen, das Böse wie etwa Räuber aus dem Imperium zu entfernen. Vielleicht steckte auch etwas Rachsucht dahinter. Rache an dem zu nehmen, was meine Familie zerstörte. Doch was ich von Dives wollte war eigentlich nicht viel. Ich hoffte er könne mir dabei helfen.
    "Es ist nicht viel, was ich von dir möchte. Lediglich ein Raum, wo ich schlafen und etwas arbeiten kann." Arbeiten? "Ich meine damit ein Bett, Stuhl und einen Tisch- mehr benötige ich eigentlich nicht. Jemanden zur Last fallen würde ich zudem wohl auch nicht, hoffe ich. Morgen werde ich mich bei der Castra Praetoria melden, um dort der Armee beizutreten."
    Und dort würde ein hartes Leben auf mich warten. Doch ich hoffe, dass es sich lohnt und ich Genugtuung finden würde. Erwartungsvoll schaute ich Dives an, die Arme nun hinter dem Rücken verschränkt und nicht mehr mit den Fingern zu allen Seiten fuchtelnd, wie eben noch, als ich über den Stammbaum philosophierte.

    Nun wurde meine Aufmerksamkeit, jedoch von einem neuen Geräusch entfacht. Ich hörte Schritte auf dem gefliesten Boden. So hob ich meinen Blick und starrte in die Richtung, des neuen Geräusches. Das musste Iulius Dives sein. Schnell kam ein junger Mann auf mich zu, sodass ich nur einige Augenblicke hatte, ihn zu mustern. Er war recht gut gekleidet, wie mir auffiel und noch dazu schien er in noch recht jungem Alter zu sein. Eilends erhob ich mich, als Dives vor mir stand, um nicht respektlos zu erscheinen und hinter ihm konnte ich einen Blick auf den Po des Sklavenmädchens erhaschen, dass sich eilend davon machte.
    "Salve Iulius Dives!", entgegnete ich ihm wieder zugewandt. Das war also der Mann, nach dem ich verlangt hatte. Nun gut. Hoffentlich konnte er mir weiterhelfen. Anscheinend hatten wir beide sogar den gleichen Stammvater, welch' freudiger Zufall. Das konnte vielleicht sogar von Vorteil sein.
    "So möchte ich mich ebenfalls vorstellen, Herr.", sagte ich. Das letzte Wort hatte ich eilig hinzugefügt, um dem Mann zu signalisieren, dass er Hausherr war und ich lediglich sein Gast. Ich lächelte Dives entgegen und fuhr fort.
    "Mein Name ist Servius Iulius Macro." Ich verbeugte mich kurz. "Das ich aus Misenum komme weißt du ja bereits. Um genau zu sein, komme ich von einem Landgut etwas abseits der Stadt, Herr."
    Ich hielt kurz inne, zupfte unauffällig an meiner Tunika herum. Wie sollte ich anfangen? "Nun, mein Vater war Caius Iulius Octavenus. Dessen Vater war Tiberius Iulius Titianus. Meine Mutter war Fundania Maximilla und zusammen lebten wir mit ein paar Haussklaven, wie schon eben erwähnt, in einem Landgut bei Misenum."
    Ich wusste nicht, ob Dives bemerkte, dass ich bei meinen Eltern sagte 'war', oder ob er dies überhörte. Zumindest war es so richtig. Ich schluckte kurz und ließ mir nochmal alles durch den Kopf gehen. Dann fuhr ich langsam fort und versuchte zu erklären, warum ich hierhergekommen bin.
    "Hört, vor ein paar Tagen wurde unser Haus bei Misenum von einer Räuberbande überfallen und niedergebrannt. Meiner Mutter wurde die Kehle durchgeschnitten und meinem Vater hatte man wie ein Schwein aufgeschlitzt." Erneut schluckte ich, bevor ich fortfuhr. In Gedanken versuchte ich die letzten Bilder seiner Eltern, wie sie leblos vor ihm lagen beiseite zu schieben und sich nun auf das Wesentliche zu konzentrieren. "Selbst die Sklaven wurden allesamt ermordet. Als sich diese Hunde nahmen, was einst meiner Familie gehörte, brannten sie das Haus bis auf die Grundmauern nieder. Da ich zum Zeitpunkt des Überfalls nicht im Hause war, bin ich der Einzige Überlebende."
    Ich ließ meinen Kopf hängen und in mir kroch langsam Wut herauf bei dem Gedanken, wie meine Eltern umkamen.
    "Vater hatte mal davon gesprochen, dass es hier in Roma noch mehr von uns geben würde, deswegen wart ihr hier meine einzige Hoffnung. Hier möchte ich ein neues Leben anfangen!" Ich schaute wieder zu Dives und war nicht ganz sicher, ob ich in seinen Gesichtszügen Mitleid entdecken konnte. "Mit Hilfe von dir.", fügte ich hinzu, noch immer den Blick auf dem Mann vor sich haftend, der nun flehend wurde.
    Wenn mich Dives abwies, wusste ich nicht wohin ich gehen sollte. Ich hatte kein Geld und auch keine Kleidung. Alles was ich hatte war ich und meine dreckige, nach Schweiß riechende Tunika.

    Ich folgte dem Sklaven, der die Tür zur Casa bewachte, nachdem ich ihm wohl klar machen konnte, weswegen ich hier war. Zumindest schien er verstanden zu haben, denn sonst würde er mich wohl nicht einlassen. Nach dem Durchschreiten einiger Räume und Flure fanden wir uns also im Atrium wider. Der Sklave macht wieder kehrt und ließ mich allein mit einer noch augenscheinlich jungen Sklavin zurück. Die Sklavin vor mir machte einen kurzen Knicks und schaute mich dann mit großen Augen an. Sie hieß mich in der Casa willkommen und bot mir etwas zu trinken an. Ein nettes Mädchen.
    "Habt Dank!", sagte ich zu ihr, ebenfalls mit einem Lächeln. "Einer Erfrischung wäre ich wahrlich nicht abgeneigt, ganz im Gegenteil." Ich überlegte kurz, was ich trinken wollte. Für Wein war es vielleicht noch etwas zu früh und wollte ich nicht vor Dominus Iulius Dives ein schlechtes Bild abgeben. Er sollte nicht bei ersten Zusammenkommen denken, ich sei ein Säufer. So entschied ich, dass es für den Anfang auch Wasser tat. "Wenn du mir etwas kaltes Wasser bringen würdest, tätest du mir schon einen Gefallen." Ja, ein schönes Wasser ist jetzt etwas Wunderbares. So könnte ich meinen Rachen mal wieder etwas Flüssiges geben. Noch ehe ich den Gedanken ganz zu Ende gebracht hatte, schob sich bereits die Sklavin sanft an meine Seite. Fast wäre mir ein 'Huuch' herausgerutscht, da ich nicht mit solch' Eile gerechnet hatte. Sie legte ihre Hand auf meinen Arm. Ich wagte einen kurzen Blick zu ihr und sah nun von nahem, welche Schönheit sie doch eigentlich war. Mein Herz pochte nun schneller und etwas nervös betrachtete ich die Sitzgelegenheiten, auf die die Sklavin wies. Sitzen! Das war auch gut. Nach dem Rumgeirre in der Stadt würde mir das gut tun. Ich nickte. Ging dann hinüber und ließ mich langsam fallen. 'Ahh, tat das gut', schoss es mir durch den Sinn, ohne dass ich ein Wort aussprach. Ich beugte mich nach vorn, legte meine Ellenbogen auf die Oberschenkel und blickte durch den Raum. Ich nahm gar nicht so recht wahr, wie mein Blick wieder auf der Sklavin haften blieb. Etwas schämend nahm ich meinen Blick von ihrem schönen Gesicht und starrte auf den Boden. Wie lange war es eigentlich schon her, dass ich eine Frau neben mir zu liegen hatte? Ich dachte nach, doch wollte es mir partout nicht einfallen. Also wohl schon viel zu lange. In Misenum hatte ich mal ein paar Frauen gehabt, ja, aber das waren mehr Zeitvertreibe, als etwas wirklich Ernstes. Jetzt ertappte ich mich dabei, welch' Gedanken ich doch gerade hatte. Kurz eine hübsche Frau gesehen, und schon nur wieder an eine denkend. Doch es war eine Sklavin. Ich schob den Gedanken beiseite und blickte wieder beschämt zu Boden.

    Genau dies wollte ich vermeiden. Der Sklave hatte wohl nicht die Absicht meinem Wunsch so einfach nachzukommen. Ich senkte mein Haupt und kratzte mich hinten am Kopf. Die nun vom Schweiß feucht gewordene Hand, wischte ich an meiner Tunika ab. Ein Blick huschte mir über das Gesicht, der Eckel verriet, hoffentlich jedoch nicht von dem vor mir stehenden Sklaven aufgegriffen wurde. Nicht das er auf den Gedanken kommen würde, dass ich etwas gegen Sklaven hätte. Nein, gegen die hatte ich sicherlich nichts, waren sie doch für uns Römer eine große Hilfe. Doch jetzt musste ich erstmals um Eintritt bitten und dem Sklaven erklären, was ich denn wolle.
    "Nun gut, ich erkläre es dir.", sagte ich zum Sklaven. Ich würde dem Mann die Wahrheit sagen, dann würde er schon verstehen- hoffentlich. "Mein Vater, Caius Iulius Octavenus, meine Mutter, Fundania Maximilla, und ich wohnten in einem Landhaus nicht weit von Misenum entfernt. Vor ein paar Tagen wurde unser Anwesen von Räubern überfallen- so glaubt man -und ich bin der Einzige Überlebende." Missmutig ließ ich den Kopf hängen. Bedrückt darüber, wieder die Vergangenheit in mir aufkommen zu lassen, trat ich einen kleinen Stein zu meinen Füßen beiseite. Zwar wusste ich nicht, ob meine Familie wirklich von besagten Räubern ermordet wurde, doch Tatsache war doch, dass ich in Misenum niemanden mehr hatte.
    "Deshalb bin ich hier ... Ich möchte hier in Roma ein neues Leben beginnen. Doch dazu muss ich hier mit jemanden reden, der für die Casa und auch Familie verantwortlich ist. Verstehst du, Sklave", fragte ich ihn. Ich schaute dem Sklaven in die Augen. Vielleicht hatte er verstanden, vielleicht aber auch nicht. Das Einzige was ich doch nur wollte ist zu erfahren, ob ich in der Casa aufgenommen werden würde. Eine Frage, di e der Sklave nicht beantworten konnte, jedoch im Wege stand, um die Antwort zu finden.

    Die Tür öffnete sich. Vor mir bäumte sich ein groß gewachsener Mann auf. Er hatte eine Narbe im Gesicht und sein Gesichtsausdruck schloss für mich nicht gerade darauf, dass er für seine Freundlichkeit bekannt sei. Nun gut.
    Ich starrte den Sklaven an, als er mich nach meinem Begehr fragte. Ja, eine gute Frage, die er da gestellt hatte. Ich konnte sie selbst wohl nicht einmal beantworten. Zumindest musste ich etwas sagen, bevor sich vor mir einfach wieder die Türe schloss.
    "Mein Name ist Servius Iulius Macro.", sagte ich langsam und überlegte mir unterdessen, wie ich dem Sklaven am besten klar machen sollte, dass ich der Sohn des Caius Iulius Octavenus sei.
    "Ich wünsche mit dem Herren des Hauses zu sprechen, Sklave!", meinte ich also schlicht. So würden mir hoffentlich weitere lästige Fragen erspart bleiben. Wieder musterte ich den Mann vor mir. Ein gut gebauter Sklave, so einen hätte man im Landsitz bei Misenum auch gebrauchen können. Dann wäre mir das Holzhacken wohl erspart geblieben.

    Ich hatte Glück, dass mir die Wache gesagt hatte, wo ich die Casa finden würde. Mehr oder weniger ... Eigentlich hatte der Wachposten lediglich erwähnt, dass ich mich auf dem Weg zum Esquilin begeben müsse. Dort müsste ich im Nordwesten den Sitz der Iulier vorfinden, nach dem ich suchte. Soweit so gut. Dann hatte ich schon mal einen Ansatzpunkt wohin ich meine Schritte richten muss. So machte ich mich auf den Weg.
    Hindurch von Menschentrauben, engen Gassen, die zum Bersten gefüllt waren. Schweißgeruch, sowie aromatische Düfte verschiedener Köstlichkeiten, vereinzelter Händler, lagen in der Luft. Innerlich kam ein Gefühl in mir auf, dass ich wohl Unruhe nennen würde. Ich war es keineswegs gewöhnt hier in der großen Stadt, mit all den vielen Menschen, verschiedenen Geräuschen, Düften und Orten umzugehen. Es war alles noch etwas ... Gewöhnungsbedürftig! So schlängelte ich mich durch die Menge, den Blick zu allen gerichtet. Es ging alles so schnell und war so laut. Das kannte ich nicht von Zuhause. Da waren lediglich die Vögel schnell und laut.
    Aber ich ließ mich nicht beirren und setzte meinen Weg auf- einigen ungewollten Umwegen -fort. Wohl hatte ich mich in der einen oder anderen Straße geirrt, sodass ich auf einem großen Platz stand. Infolge dessen machte ich wieder kehrt und eilte die Straße zurück, den Blick nach dem Esquilin Ausschau haltend. So langsam kam ich auch ins Schwitzend. Ich machte kurz halt, wischte mir Schweißtropfen von der Stirn und setzte den Weg fort. Der Anstieg zur Casa förderte mein Schweißtreiben nur noch mehr. Mit mehreren Pausen zwischendurch legte ich die letzten Schritte zurück. Vor mir erstreckte sich die Casa Iulia. Prachtvoll und groß. Ich staunte nicht schlecht bei dem Anblick und setzte mich nach einer weiteren Verschnaufpause wieder in Bewegung.
    Eine große Tür versperrte mir den Weg. Nun hatte ich also mein Ziel erreicht. Etwas aufgeregt zupfte ich meine Tunika zurecht. Was erwartete mich? Würde ich hier meine Vergangenheit hinter mir lassen? All' die schönen Ereignisse und tollen Tage? Langsam erhob ich meinen Arm. Mein Herz pochte heftig und ich fürchtete, dass es mir jeden Moment aus meinem Leib springen würde. Ich holte noch einmal tief Luft und ließ meine geballte Hand an das Holz klopfen.

    Eine wahrlich gute Frage, die der Mann vor ihm gestellt hatte. Wohin wollte ich eigentlich? Einen Augenblick überlegte ich, doch dann fiel es mir wieder ein, weshalb ich nach Roma gekommen war.
    "Nun, ich bin auf der Suche nach der Casa Iulia, Herr." So weit, so gut. Ich ließ einen Augenblick vergehen, bis ich eiligst hinzufügte: "Wo diese zu finden ist, weißt du nicht zufällig?", fragte ich den Wachmann. Entweder hatte ich ziemliches Glück und der Mann könne mir eine Beschreibung geben, oder ich musste mich anderweitig helfen zu wissen.
    Wohl den Besuch in einer der Tavernen hier unternehmen, um näheres herauszufinden. Die Wirte löchern. Vielleicht gab es in der Stadt ja auch Wegweiser, aber das war wohl ehr unwahrscheinlich, wenn man die Fülle an Gens hier sah. Vielleicht, so sollte mir das Glück heute hold sein, kannte der Wächter den Weg und würde ihn mir kurz beschreiben. Das wäre wohl die einfachste Lösung für mich und würde mir wohl Zeit und Nerven sparen. Fragend blickte ich die Wache an.

    Ich hatte einen langen und beschwerlichen Weg hinter mir zu liegen. Zwar war die Reise schneller von statten gegangen, als hätte ich die Strecke zu Fuß zurückgelegt, doch taten große Löcher in den Straßen einen Teil dazu bei, dass mein Gesäß nun arg schmerzte. Reichlich durchgerüttelt bedankte ich mich beim Fahrer des Gespanns, bevor ich vom Karren sprang. Vor mir erstreckte sich die große Mauer Romas, mit all' ihren Türmen und Zinnen. Welch' imposante Stadt. Natürlich nicht zu vergleichen mit Misenum. Was würde mich hier alles erwarten? Wohl würde hier ein neues Leben anfangen, ein Leben, das neu für mich war.
    Freilich hatte ich mir auf dem langen Weg Gedanken gemacht. Gedanken, über meine Eltern, meine Zukunft, meine Vergangenheit. Doch gab es nun kein Zurück mehr.
    Mit langsamen Schritt legte ich die letzten Meter zum Stadttor zurück, den Blick zu den hohen Mauern gewandt. Was für ein Bollwerk. Mit etwas Angst und Bange im Herzen, vor dem Unbekannten, trat ich an die Wache.
    "Salve. Ich erbitte um Eintritt in die Stadt Roma!", sagte ich angebunden.
    Der Karren, mit dem ich hierhergekommen war, hatte bereits das Tor passiert und war in den Massen auf der Straße der Stadt verschwunden. Ich lugte an der Wache vorbei. Die Straßen waren zum bersten voll. Wieder überkam mich ein mulmiges Gefühl. War ich diesem Schritt schon gewachsen, oder hätte ich doch nach Misenum gehen sollen? Doch nun war es eh zu spät.

    Hallo erstmal! :)
    Also Servius ist noch in jungem Alter und ein recht aufgeweckter Bursche. Er pflegt einem guten Draht zur Familie, denn die bedeutet ihm viel. Zudem möchte er eine Laufbahn im Militär einschlagen. Durch seinen Ehrgeiz wird er versuchen den Rang des Tiros so schnell wie möglich hinter sich zu lassen und in den Rängen weiter aufzusteigen.


    Ich hoffe das dir das für den Anfang reicht. Sollte ja auch nur grob umrissen sein, weil im Rollenspiel dann ja eventuell noch andere Optionen/Situationen für den jungen Servius auftreten könnten.

    Salve!


    Mein Name ist Servius Pertinaxus und ich würde im Imperium Romanum gern- nach Möglichkeit -der Gens Iulia beitreten.
    Ich bin ein Civis und in Roma wohnhaft.


    ~ würde mich um eine Aufnahme freuen! :)