Beiträge von Susina Alpina

    Als sich Esquilina und Ursi wieder miteinander beschäftigten kam das Gespräch zwischen den Erwachsenen wieder in Gang. Licinus fragte nach Runa. Die Raeterin holte tief Luft. Sie mochte den Praefectus Castrorum gern und die Zeit der gemeinsamen Sorge um Esquilina hatte die beiden sichtlich vertraut gemacht. Deshalb war Alpina drauf und dran ihm ihre Sorge um die Ehekrise von Runa und Curio zu gestehen. Doch selbstverständlich konnte sie so ein intimes Detail nicht ausplaudern. Sie suchte also nach Worten.
    "Nun, Duccia Silvana ist nicht nur eine vielbeschäftigte Frau, die sich neben dem Unterricht in der Schola und Versorgung des Helvetischen Hausstandes mit allen Sklaven und Angestellten auch noch um ihre eigene Familie kümmern muss. Ich verrate wohl nicht zu viel wenn ich sage, dass Cornutus nicht das einzige Kind bleiben soll. Manchmal reiben sie die vielen Aufgaben auf, wie ich vermute."


    Ihr Blick traf den des Römers. Konnte er erkennen, dass sie indirekt von den Spannungen innerhalb der Familie sprach.
    "Ich versuche sie zu unterstützen, wo ich kann, wenn es um die Aufgaben in der Casa Helvetia geht, doch mein Beruf nimmt mich voll und ganz in Anspruch. Und du weißt ja, dass es nicht nur Beruf sondern eher Berufung ist. Gerade als Hebamme bist du eben nicht nur zu Ladenöffnungzeiten beansprucht sondern auch nachts."


    Sie musterte den Praefectus. "Wie geht es dir? Gesundheitlich alles in Ordnung? Und wie sieht es mit deiner Militärkarriere aus? Endet deine Zeit im kalten Germanien womöglich bald? Und winkt dann womöglich ein neuer lukrativer Posten im warmen Roma?"
    Schwang in dieser Frage die Sorge mit, dass sie mit Licinus womöglich einen ihrer Vertrauten und meist geschätzten Gesprächspartner verlieren würde?

    Beruhigt hörte Alpina der kleinen Esquilina zu. Es schien, dass sie tatsächlich hauptsächlich von Runa unterrichtet wurde. Und wie sich das Mädchen freute, dass die Kleiner auch in dieselbe Schola gehen würde. Alpina strich Esquilina über die Haare.
    "Ich will gerne versuchen ihr einen magischen Trank zu brauen, der sie schnell wachsen lässt, aber ich fürchte derartige Wunder gehören ins Reich der Sagen und Legenden. Wir müssen beide wohl noch fast 3 Jahre warten und dann wirst du schon zu groß sein, um die kleine Ursi im Schlepptau haben zu wollen. Vermutlich wirst du dich dann vor deinen Mitschülern schämen eine so kleine Göre an der Hand führen zu müssen. Lern du aber recht fleißig, Esquilina. Man weiß nie, wohin einen das Leben trägt und eine gute Bildung ist nicht nur eine Zierde sondern kann überlbenswichtig sein."


    Sie zeigte auf ein Glas auf einem Bord. Darin waren in Honig schwimmende Bienenwabenstücke. Eine beliebte Leckerei bei den Kindern. Man konnte die honiggetränkte Wabe auskauen, was in etwa dem gleichkam was man in einigen Hundert Jahren als "Kaugummi" bezeichnen würde.
    "Kennst du das da oben?"


    Die Kräuterfrau zwinkerte Alpina verschmitzt zu. "Weil du so lieb mit Ursi spielst, sollst du später eine Honigwabe bekommen."
    Verunsichert sah Alpina Licinus an. "Äh, ich hoffe das ist dir nicht unrecht, Licinus? Ausnahmsweise?"

    So, also ging die Kleine in die Schola, die Runa und Phryne leiteten. Sie konnte nur hoffen, dass die süße Kleine nicht unter dem Einfluss der falschen Frau dort stand.
    "Ja, es ist gut, wenn sie ein wenig aus der Castra herauskommt. Und unter der Leitung von Duccia Silvana lernt sie sicher sehr viel. Da ist sie in guten Händen. Ursi wird eines Tages auch dort zu Schule gehen."


    Die beiden Mädchen kamen angelauften und Esquilina bat um etwas zum Trinken. Alpina holte Becher und goss ihnen Wasser ein.
    "Es freut mich zu sehen, dass ihr zwei so schön miteinander spielt. Ich habe gehört, du gehst in die Schola beim Tempel. Gefällt es dir da? Hast du bei meiner Freundin Duccia Silvana Unterricht? Ursi soll wenn sie alt genug ist, auch dort zum Unterricht gehen."

    Lächelnd hörte Alpina, dass Licinus ihr Kräutergarten gefiel. Er freute sie, dass nicht nur sie allein diese Oase als erholsam empfand.


    Dann kam der Praefectus zunächst auf den Winter und schließlich auch auf Corvinus zu sprechen. Sie hatte nichts anderes erwartet, als dass es keine Neuigkeiten gab. Es tat weh an ihn zu denken. Deshalb nickte sie nur und wechselte sogleich das Thema.
    "Esquilian entwickelt sich prima, nicht wahr? Hat sie einen Privatlehrer oder geht sie mit den anderen Kindern der Soldaten in eine Schola?"

    Hallo an alle


    >> Da wir aber nicht im kleinen Kämmerlein der SL irgendetwas beschließen wollen, was an euren Vorstellungen/ Ideen vorbei geht, bitte ich euch hier eure Meinung dazu kundzutun.
    Was erwartet ihr vom IR?
    Wollt ihr ein friedliches Rom, in dem man einkaufen, sich vergnügen oder ähnliches geht?
    Oder wollt ihr auch mal etwas Spannung in der Stadt? Die könnte zum Beispiel in Form von kleinen Aufständen sein oder einen Hungersnot, was die arme Bevölkerung auf die Barrikaden bringt etc.<<


    Ich für meinen Teil bin an jeglichem Spiel interessiert, nicht so sehr an Karrieren aber an Spannung und Interaktion. Aktivitäten die angeschubst werden sind eine Option. Eine andere wäre, wenn die selbst angeregten Aktionen nicht einfach im Keim erstickt würden.


    Mehrfach habe ich schon versucht selbst eine Aktion zu starten aber dann heißt es beispielsweise. "Ja, wäre schon gut so ein Prozess, aber den müsste der Legatus Augusti mitausspielen und der ist ja ohnehin nie anwesend. Den bekommt man nicht dazu sowas mitzumachen, wo er selbst gefragt wäre regelmäßig zu schreiben... ect."
    Dann bietet man an, dass man es so gering wie möglich hält, aber alles versandet. Verläuft im Nichts.
    Wir hatten schon mehrere Verbrechergeschichten angefangen. Auch die sind irgendwann ausgebremst worden, weil dann eine Stelle (Miltär, Administration ect) an der Reihe wäre, die einfach nicht regelmäßig da ist und nicht schreibt. Was sollen die anderen dann machen? Sie können nicht selbst diese Figur übernehmen und PNs werden nicht beantwortet oder erst Wochen später... dann ist die Story kaputt.


    Oder eine meiner IDs hat unlängst andere Mitspieler (in Mogontiacum) explizit aufgefordert, sich schreibend zu beteiligen (im Ludus bei einer Gladiatorensichtung) - wollt ihr wissen, wie viele mitgeschrieben haben? Richtig - niemand (außer den von mir gespielten NSCs und einem schon zuvor involvierten Mitspieler!


    Leute, ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Langsam verliere ich einfach die Lust. Man denkt sich was aus und dann wird man geblockt wo auch immer man was anfängt. Wenn sich die wenigen, die überhaupt noch mitlesen und eine oder mehrere IDs im Einsatz haben, wenigstens beteiligen würden, wenn man einen Plot aufmacht, der an alle in einer Spielumgebung gerichtet ist. Es macht einfach keinen Spaß mehr. Ich habe früher so viele Beiträge geschieben. Mehrere täglich. Aber jetzt ist es so, dass ich schon überlege meine über Jahre gepflegte LieblingsID ins Exil zu schicken.



    >>Ich bitte euch um eure ehrliche Meinung, was stört euch am IR aktuell?
    Was können wir verbessern? - an die Exil ID's die mitlesen, was können wir tun um euch den Wiedereinstieg reizvoll zu machen?
    Welche Ideen habt ihr? Habt ihr eigenen Vorstellungen für Plots? Was würde ihr mit eurer ID gern mal erleben?
    Kurzum lasst uns gemeinsam überlegen, was wir tun können um das Spiel wieder für alle attraktiv zu machen, damit wir gemeinsam Spaß am IR haben. <<



    Ich glaube, dass es nur einen Sinn macht, wenn alle, die noch Spielen wollen sich auch wirklich beteiligen. Sonst wird das IR sterben. Ich hätte nie gedacht, dass ich die Lust am Schreiben verliere, aber inzwischen ist es so. Die Zeit und Mühe, die man investiert verpufft einfach...

    Kaeso hörte sie nicht. Er nahm nichts um sich herum wahr. In seinem Rausch begann er tatsächlich sich zu verletzen. Zunächst geißelte er sich. Dann nahm er das von Phryne gereichte Messer und fügte sich einen Schnitte quer über die Brust zu.
    Alpina schrie auf. Sie konnte nicht glauben was sie da sah. War er denn vollkommen wahnsinnig geworden? Er zerschnitt seinen schönen Körper. Wofür? Was war das für eine Göttin, die Blut von ihren Gläubigen verlangte?


    Entsetzt wandte sich Alpina ab. Sie hatte genug gesehen.

    Alpina hatte schon von den Kultprozessionen der Kybeleanhänger gehört, aber noch nie den Umzug durch die Stadt anlässlich des Frühlingsfestes gesehen. Dieses Mal jedoch war sie auf dem Weg zu einem Kräuterhändler, der Heilkräuter auf fernen Ländern verkaufte als sie die Musik vernahm und den Menschenauflauf sah.


    Sie schob sich an zwei großen Soldaten vorbei, die ihr die Sicht versperrten. Zunächst bewunderte sie die bunten Gewänder und lauschte der fremdartigen Musik. Dann aber sah sie Phryne, herausgeputzt wie ein Opferstier, wie sie die Zimbel schlug und sich in wildem Tanz mit einer anderen Frau drehte, die eine Trommel schlug. Als diese ihr das Gesicht zudrehte, erkannte sie dass in dem bunten, langärmligen Frauenkleid mit den vielen Amuletten dran gar keine Frau steckte. Alpina riss die Augen auf. Kaeso!


    Es war offensichtlich, dass der junge Mann ein Initiierter war. Er war dem Geheimkult der Magna Mater beigetreten. Man sagte diesen blutige Riten und orgiastische Feste nach. Was sollte sie nun davon halten? Das war natürlich alles Phrynes schuld. Es passte wie Faust auf Auge, dass die Libertina sich einem orgiastischen Geheimkult verschrieben und Kaeso mit hineingezogen hatte.


    Alpina folgte der tanzenden und singenden Gruppe. Und entsetzt musste sie zusehen, wie die Kultanhänger immer verrückter tanzten und schließlich wie im Rausch begannen sich blutig zu peitschen. Phryne nahm sogar ein Messer und ritze sich damit den Arm auf. Blut floss und bald wurde aus dem fröhlichen Tanz ein abscheuliches Spektakel. Sie starrte Kaeso an, der wie in Trance wirkte. Er würde sich doch nicht etwa auch verletzen? Die Raeterin hatte gehört, dass sich manche Männer sogar entmannten.


    Kaeso!


    Sie versuchte mit einem entsetzten Ausruf zu ihrem Freund durchzudringen bevor ein Unglück geschah.


    Kaeso!

    Es war doch nicht zu glauben. Diese Schlange von Phryne! Alpina schäumte vor Wut.
    "Am besten du hältst dich von Phryne fern. Das kann ich dir nur aus eigener Erfahrung sagen." Geschickt lenkte die Raeterin das Thema von der Hebamme, die den Trank gemischt hatte zu der Intrigantin in der Casa Acilia. Flore musste nicht wissen, dass sie es gewesen war, die Phryne zur Abtreibung des Kindes dieses Verbrechers verholfen hatte. Dass sie gleich auch Flores Kind töten wollte... unglaublich... doch warum nur? Vielleicht würde Alpina es eines Tages noch erfahren, was dahintersteckte.


    Es war gut, dass Flore nicht schwer arbeiten musste. Bei einem so unguten Beginn der Schwangerschaft musste sie dringend alle schweren Tätigkeiten bleiben lassen.
    "Hm, eine Unterkunft?" Sie grübelte. Nicht weit von der Casa Helvetia kannte sie eine germanische Korbflechterin, deren letztes Kind erst kürzlich ausgezogen war. Sie hatte bestimmt eine Kammer zu vermieten.
    "Komm doch gleich mit mir, ich kenne da jemanden in der Nachbarschaft - eine ältere Frau, deren Kinder aus dem Haus sind. Sie verdient nicht viel als Korbflechterin. Ich nehme an, sie ist froh um ein paar Sesterzen für eine Kammer."


    Alpina mischte die Kräuter und gab sie der schwangeren Frau. Dann zogen sie gemeinsam los zu Mechthild, wie die Korbflechterin hieß. Die ältere Germanin hatte tatsächlich nichts dagegen Flore als Untermieterin zu akzeptieren.

    Zwischen Alpinas Augenbrauen bildete sich eine steile Falte. Phryne! Das klang alles nach Phryne. Diese Hydra! Doch dieses Mal war ihre Intrige nach hinten losgegangen. Beim Versucht Flore zu vergiften oder ihr Kind abzutreiben hatte sie wohl versehentlich selbst zu tief in den Giftbecher gesehen. Schließlich musste Alpina ihr ja das Leben retten. Aber das sah ihr doch mal wieder ähnlich, dieser intriganten Schlange!
    "Kann es sein, dass diese Person Aciliana Phryne hieß?"


    Alpina hörte weiter zu. Dann nickte sie als Flore um eine Untersuchung bat und sich gleich versicherte, dass sie die Hebamme bezahlen könne.
    "Hör zu, Flore. Bei mir wird keine Frau abgewiesen, die schwanger ist oder sich in einer Notlage befindet. Ich versuche was ich kann. Und jede bezahlt mich so wie sie es kann. Das kann ein Obulus sein oder die Eier der eigenen Hühner, ein selbstgeflochtener Korb oder ein handgewebtes Tuch. Was auch immer diejenige erübrigen kann und mir für meine Hilfe als Gegenleistung geben will. Mach dir darüber keine Gedanken."


    Sie begann den Leib der Schwangeren abzutasten. Flore war bereits im im sechsten Monat, vielleicht sogar drüber. Das Kind war nicht groß, doch konnte man die Bewegungen spüren. Einmal krampfte die Gebärmutter. Ein vorzeitige Wehe. Die vaginale Untersuchung ergab leicht geöffneten Muttermund. Nicht dramatisch fortgeschritten doch Grund genug, Flore zu warnen.
    "Du musst sogsam mit dir sein. Ich gebe dir einige Kräuter mit die als Tee genossen weitere Wehen verhindern sollen und hoffentlich helfen, das Kind bis zum Ende der Schwangerschaft auszutragen. Ich möchte dich regelmäßig alle zwei Wochen untersuchen. Bitte schone dich, streng dich nicht körperlich an und trage keine schweren Dinge. Musst du arbeiten? Hast du einen Beruf?"

    Erstaunt und besorgt hörte Alpina die Schilderungen der jungen Frau.
    "Du hast einen Tee bekommen von einer anderen Frau? War sie kräuterkundig, ... äh, ich weiß deinen Namen gar nicht", stellte Alpina fest, als sie die Patientin direkt ansprechen wollte.


    Die Beschreibung der Symptome klang gar nicht gut. Alles klang nach einem Tee, der eine abortive Wirkung gehabt hatte. Die junge Frau konnte nur hoffen, dass das Kind in ihrem Bauch keinen Schaden genommen hatte.
    "Krämpfe und sogar eine Ohnmacht? Bei Iuno, das klingt nicht gut! Möchtest du, dass ich dich untersuche? Weißt du ungefähr seit wann du schwanger bist?"


    Alpina vermied es tunlichst nach dem Vater des Kindes zu fragen, schließlich hatte die Frau von sich aus nichts erzählt, was vermuten ließ, dass er nichts von seiner Vaterschaft wusste oder wissen wollte. Es war ja auch nicht ihre Aufgabe als Hebamme sich um die Umstände einer Schwangerschaft zu kümmern. Ihre Aufgabe war es Mutter und Kind gesund durch die Schwangerschaft zu begleiten und wenn möglich beide ebenso gesund in ein neues, gemeinsames Leben zu führen.

    Zitat

    .Original von Duccia Silvana „Einen Tee ja und ich werde mich schonen.“ Sie umarmte ihre Freundin nochmal. „Ich werde mich wohl etwas ausruhen. Wir sehen uns dann später ja?“


    Alpina bereitete einen krampflösenden Tee aus verschiedenen Kräutern und quittierte die Aussage, Runa wolle sich schonen mit einem zustimmenden Nicken.
    "Sehr gut, ruh dich aus! Und ja, natürlich sehen wir uns nachher. Ich komme dich besuchen. Wenn das Wetter gut ist, setzen wir uns in den Garten."
    Lächelnd fügte sie hinzu. "Ich freue mich, dass du wieder da bist."

    Zitat

    Zitat Flore:„Wird es dem Kind auch nicht schaden? Ich will es doch nicht verlieren.“


    Da war es raus. Sie war also schwanger. Nun hieß es behutsam vorgehen. Immerhin wollte sie das Kind anscheinend nicht abtreiben. Alpina führte die junge Frau an der Hand in die Taberna Medica und ließ sie in die kleine Kammer, die ihr zu Untersuchungen und zur Zubereitung ihrer Heilmittel diente. Dort waren sie allein.
    Gwyn brachte siedendes Wasser und die Hebamme nahm je eine kleine Menge Fünffingerkraut und Gänsefingerkraut aus den dazugehörigen Dosen und reicherte sie mit etwas Kamille an. Das dampfende Gebräu stellte sie vor Flore.
    "Dieser Trank wird deinem Kind nicht schaden. Die Kräuter sind krampflösend, sie lösen also keine Wehen aus und wirken nicht abtreibend. Magst du mir erzählen, wie sich die Schmerzen genau anfühlen? Wo sie sind und vor allem in welchem Monat du schwanger bist? Hast du schon länger solche Beschwerden? Oder Blutungen?"

    „ist schon gut, es hat sich erledigt.“ sagte die junge Frau und stürmte hinaus. Alpina wurde stutzig. Sie hatte es schon öfter erlebt, dass junge Frauen sich ihrer Schwangerschaft schämten. Vor allem wenn sie ungewollt schwanger geworden waren, sie unverheiratet waren, sich von einem verheirateten Mann hatten schwängern lassen oder von einem, der sie nicht heiraten wollte. Zu gut erinnerte sich Alpina an dieses Gefühl als sie von Marcellus schwanger gewesen war. Er hatte sie verführt und dann sitzen lassen als sie prompt schwanger geworden war. Sie hatte sich zu helfen gewusst, kannte sie doch die Kräuter, die es brauchte eine Schwangerschaft zu beenden, aber die meisten Frauen wussten es nicht. Nicht wenige fanden in dieser Notlage den Weg in ihre Taberna Medica. Und einige waren gleich wieder abgehauen, so wie jetzt diese Frau, wenn sie sagen sollten, weshalb sie Alpinas Hilfe suchten.


    Die Raeterin beschloss deshalb ihr nachzugehen. Sie öffnete die Tür und blickte hinaus. Die junge Frau war nicht weit gekommen. Sie kauerte am Straßenrand, vor Schmerz gekrümmt und kurzatmig. Alpina setzte sich kurzerhand neben die Frau. Sanft legte sie die Hand auf ihren Unterarm.
    "Es geht dir nicht gut, nicht wahr? Du hast Schmerzen, das kann ich sehen. Komm doch wieder mit hinein. Ich mache dir einen schmerzlindernden warmen Trank und wir unterhalten uns ein wenig. Vielleicht kannst du dich dann ein wenig entspannen. Du wirst sehen, das Fünffingerkraut nimmt die Krämpfe weg. In Ordnung?"

    "Da hast du richtig gehört. Mein Name ist Alpina, ich bin Hebamme und Kräuterkundige. Kann ich dir mit irgendetwas helfen?"


    Alpinas Blick glitt an Flore hinab. Sie suchte nach Anzeichen einer Schwangerschaft. Doch in dem weiten Gewand, dass die junge Frau einhüllte konnte sie keinen deutlich gewölbten Bauch erkennen. Also richtete sie ihre Augen direkt auf diejenigen der Kundin - offen und freundlich.

    Die Glocke über der Eingangstüre bimmelte. Alpina sah von ihren Büchern hoch. Ursi saß auf dem Boden vor dem Tresen und spielte mit verschiedenfarbigen Steinen und Holzklötzen. Die Frau, die eintrat, war ihr unbekannt.
    "Salve!", begrüßte sie die Fremde freundlich. "Wie kann ich helfen?"

    Die erfahrene Hebamme sah die Freundin sanft an und antwortete mit einem beruhigenden Unterton.
    "Keine Schwangerschaft ist wie die andere. Es kann durchaus sein, dass man Schmerzen hat, gerade in der Anfangsphase. Es kann sogar sein, dass es Schmierblutungen gibt oder man gar nicht merkt, dass man schwanger ist. Blutungen hast du keine. Das ist schon mal gut. Dennoch müssen wir dich natürlich beobachten. Die Schmerzen sind ein Warnsignal. Du solltest dich schonen und auf keinen Fall reiten oder im Wagen fahren bis diese Beschwerden aufhören. Wenn die Schmerzen nicht in den nächsten paar Wochen aufhören oder es zu Blutungen kommt, musst du mich sofort rufen. Zum Glück bist du ja jetzt wieder in meiner Nähe."


    Alpina legte ihr Ohr noch auf den Bauch der Freundin. Doch noch waren keine Herzgeräusche zu vernehmen.
    "Ich werde dir einen Tee mischen, der helfen soll, die Beschwerden zu lindern und die Schwangerschaft zu sichern. Hoffen wir das Beste! Ursi würde sich sicher freuen und Leif natürlich auch. Von mir ganz zu schweigen."

    Alpina hatte den Puls untersucht und den typischen schlüpfrigen Puls einer Schwangeren getastet. Sie sah von Runa zu Curio und wieder zurück. Dann entschied sie sich weitere Untersuchungen vorzunehmen um sicher zu gehen, dass alles auf eine Schwangerschaft hindeutete.
    "Leg dich doch mal her, bitte, Runa."


    Die Freundin legte sich auf die Kline und Alpina tastete mit geübten Fingern den Unterbauch ab um die Größe der Gebärmutter zu fühlen. Sie war vergrößert. Ein weiteres Zeichen, dass deutlich für eine Schwangerschaft sprach. Beide Eierstöcke fühlten sich unauffällig an. Also war es hoffentlich keine Scheinschwangerschaft, bei der sich das Kind in einem der Eileiter einnistete. Als sich Alpina sicher war, lächelte sie und hoffte, dass ihre Antwort auf Runas Frage auch auf Freude bei den zukünftigen Eltern des Kindes hervorrufen würde. So ganz sicher war sie sich damit nicht. Die Ehekrise schien zwar überwunden, doch konnte man das mit Sicherheit sagen?
    "Du bist wieder schwanger, Runa! Es wird ein Geschwisterchen für Cornutus geben. Herzlichen Glückwunsch!"


    Gespannt wartete sie die Reaktion der beiden ab.

    Alpina nickte verstehend. "Das glaube ich dir. Und ich bin auch froh, dass du wieder hier bist, und wie!"
    Sie streichelte der Freundin über die Hand.
    Die Beschreibung der Symptome ließ Alpina aufhorchen. Während sie Runa in die Nebenkammer zu der Untersuchungsliege führte, fragte sie noch einige weiter Anzeichen ab.
    "Ziehen im Unterbauch also? Wie ein Periodenschmerz oder eher wie bei Verdauungsbeschwerden oder übermäßigen Winden? Wie ist der Stuhlgang? Regelmäßig und normal? Wann hattest du deine letzte Blutung?"


    Alpina richtete die Liege her und machte eine einladende Handbewegung. "Setz dich erstmal. Ich möchte den Puls fühlen."