Beiträge von Susina Alpina

    Alpina freute sich, dass der Duccier auf ihre Forderung eingegangen war. Auch das Angebot, seine Frau zeitnah kennenzulernen und ihr dafür sogar einen Wagen zu schicken, fand Alpinas Zustimmung.
    "Sehr gerne möchte ich deine Frau bald kennenlernen. Ich werde ihr gleich ein paar sinnvolle Mittel zur Pflege und zur Erhaltung der Schwangerschaft und Vorbereitung der Geburt mitbringen. Dass du mir dafür einen Wagen schickst, ist sehr nett, auch wenn ich durchaus noch laufen kann... es ist halt nur langsam und beschwerlich."


    Sie wollte ihn schon verabschieden, als ihr noch eine Sache in den Sinn kam, die sie gerne ohne das Beisein seiner schwangeren Frau besprechen wollte.
    "Eine Sache habe ich noch, Duccius Verus. Ich will dir keine Angst machen, aber eine Schwangerschaft und eine Geburt sind eine heikle Angelegenheit, zumal wenn man lange darauf gewartet und ein gewisses Alter überschritten hat. Ich möchte dich nur daran erinnern, dass Diana Lucina eine gnadenlose Herrin über Leben und Tod ist. Sie kann die Fackel heben, sie kann sie aber genausogut löschen... und nicht nur die des Kindes... Das ist nicht in meiner Hand."


    Weiter sprach sie nicht, doch sie wollte den Duccier darauf aufmerksam machen, dass es eine Entbindung im Alter seiner Frau mit Risiken verbunden war.

    Alpina dankte für die guten Wünsche und war erfreut, dass der Vater ihrer Freundin so mitfühlend war. Auf den Grund seines Besuchs kam er dann auch sogleich zu sprechen. Wie schon vermutet, war nicht er der Anlass eine Taberna Medica aufzusuchen, sondern der Zustand seiner Frau. Natürlich hatte Runa ihr freudestrahlend davon berichtet, dass sie Schwester werden würde. Man konnte dem Pontifex ansehen, dass ihn diese Nachricht mit großer Vorfreude erfüllte.


    "Ja, Runa hat mir davon erzählt. Sie war ganz aus dem Häuschen, da sie ja schon eine Weile auf einen Bruder oder eine Schwester wartet. Natürlich freue ich mich, dass du und deine Frau, dass ihr mir euer Vertrauen schenkt und ich die ehrenvolle Aufgabe bekommen soll, dem Duccischen Nachwuchs ins Leben zu helfen. Und es dürfte kein Problem darstellen, da ich bereits eine Kinderfrau habe, die sich um mein Kind kümmern wird, während ich arbeite. Das einzige Zugeständnis dürfte sein, dass sie mein Kind eventuell zwischendrin bringen muss, damit ich es stillen kann, wenn sich die Geburt sehr lange hinzieht. Ich werde keine Amme beschäftigen, wohl aber eine Frau, die mein Kind beaufsichtigt. Wenn das für dich und deine Frau so in Ordnung ist will ich gerne die Helferin von Diana Lucina sein und die Fackel des Lebens entzünden."


    Sie sah den Pontifex fragend an. Würde er das akzeptieren?

    Alpina lächelte und strich sich versonnen über den Kugelbauch.
    "Oh ja, es wird auch langsam Zeit. Ich werde unbeweglich und langsam. Das entspricht so gar nicht meinem Naturell. In spätestens einem Mond werde ich unser Kind im Arm halten können. Es ist sehr aufregend für mich, diesmal nicht zu helfen, sondern selbst aktiv werden zu müssen."


    Mit einer leichten Unsicherheit in der Stimme, die er womöglich hören konnte, hatte sie die ungewohnte Situation beschrieben. Dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder ganz ihrem Gast und Kunden.
    "Und nun zu dir. Wie kann ich dir helfen? Du siehst gesund aus, Pontifex. Oder täuscht das?"

    Alpina hörte mal wieder das Glöckchen über der Türe bimmeln und beeilte sich, so gut es in ihrem Zustand eben noch ging, von den Privaträumen in die Taberna Medica zu kommen. Als sie den Raum betrat, staunte sie nicht schlecht. Runas Vater, der Duccische Pontifex, war persönlich bei ihr erschienen.


    Sie räusperte sich, um ihn nicht zu erschrecken, wo er doch gerade so vertieft in die Betrachtung ihrer Kräuter- und Salbenbehältnisse war.
    "Salve, Pontifex Duccius Verus. Womit kann ich dienen?"


    Dabei lächelte sie den Vater ihrer besten Freundin offen an. Sie war gespannt darauf, was er benötigen würde.

    Alpina musste Runa mit der Entscheidung alleine lassen, wie sie Curio auf die ihn erwartende Aufgabe vorbereiten würde. Er tat ihr in jedem Fall schon leid. Denn im Gegensatz zu Runa, die in der Tradition aufgewachsen war, hatte Curio eine eher prüde Erziehung genossen. Nun, es würde in jedem Fall eine echte Herausforderung für beide werden.


    Als Runa sich dann unterhakte und zu flüstern begann, musste Alpina verschämt ginsen.
    "Tja, es ist einfach so passiert. Er hat mich geküsst und dann auf den Tresen gehoben und dann... naja, ich habe es eigentlich gar nicht erwarten können... auch wenn der Ort sicher nicht ideal war..."


    Alpina kicherte erst, als sie sich die Szene und die darauffolgende Geschichte vom Kater Nero, der die Sklavin Gwyn so erschreckt hatte, in Erinnerung rief, dann wurde sie wieder ernst.
    "Ja, ich liebe ihn, Runa. Und langsam glaube ich, dass auch er mehr als eine Freundin in mir sieht. Nicht nur dieses Erlebnis hat mir gezeigt, dass er inzwischen auch Gefühle für mich hegt. Wie tief sie sind, weiß ich nicht, er ist ja nicht so der gesprächige Typ. Aber er zeigt mir doch mit vielen Gesten und Zuwendungen, dass ich ihm etwas bedeute."


    Sie zeigte Runa den Lunula-Anhänger, den er ihr geschenkt hatte.
    "Sieh nur, den hat er mir gekauft, damit ich etwas habe, das mich an ihn erinnert, wenn er im Castellum ist oder schlimmer noch - im Kriegseinsatz..."


    Ihr glückliches Lächeln erstarb schlagartig.
    "Komm, lass uns gehen!", sagte Alpina stattdessen schnell und zog die untergehakte Freundin mit sich nach draußen.

    Alpina nickte.
    "Nun gut. Ich finde, du solltest es ihm erzälen und vielleicht wird er ja dann Corvinus nach einer passenden Frau für die Einweisung fragen. Dann musst du es nicht tun. Er wird ohnehin mit seinem Bruder darüber reden wollen, wenn er das erfährt. Da wird Corvinus die erste Adresse sein, das ist doch klar."


    Sie hoffte wirklich, dass Üben ausreichen würde um die Scham zu überwinden, die sich automatisch einstellen würde, wenn Curio vor den Germanen zur Tat schreiten musste.
    "Ich bezweifle nicht sein Kämpferherz, vor allem wenn es um dich geht. Aber du musst bedenken, welche Erziehung er genossen hat... da ist das ein weiter Schritt!"


    Und insgeheim bedauerte sie ihre Freundin dafür, dass sie ihren Zukünftigen zuerst einer Professionellen überlassen musste. Denn gerade das Wissen darum, dass er eine Erfahrung machen würde mit einer Frau, die genau wusste, wie man einen Mann zu Höchstleistung anspornt, war sicher nicht einfach zu verarbeiten. Runa verfügte schließlich noch nicht über diese Fähigkeiten und ob der Besuch oder die Besuche wirklich etwas bringen würden, wenn Curio dann doch nervös vor den Germanen stand... Alpina zweifelte stark daran.

    "Nein, nein!" beschwichtigte Alpina.
    Curio würde alles dafür tun, Runa heiraten zu können. Aber es war mit Sicherheit ein Problemthema und sie wollte gar nicht wissen, was Timarcha dazu sagen würde.


    "Er liebt dich und er wird sicher auch diese Herausforderung annehmen, aber leicht wird es ihm sicher nicht fallen, das kann ich dir gleich sagen. Er hatte schon ein Problem damit, dass Marcellus mich öffentlich geküsst hat. Ich übrigens auch, aber Marcellus hat mich ja nicht gefragt und dann war es schon passiert. Corvinus ist da wesentlich entspannter. Er hatte unlängst auch kein Problem in der Taberna Medica die Hüllen fallen zu lassen... "


    Alpina wurde rot. Aber wem, wenn nicht der besten Freundin kommte man soetwas erzählen.
    "Ja, fast hätten wären wir dort über einander hergefallen... aber dann wurden wir gestört. Naja, war vielleicht auch ganz gut so. Wie auch immer, er hat ja dort auch in Kauf genommen, dass irgendwer von den Sklaven zusieht. Also Corvinus hätte vermutlich weniger Hemmungen, aber Curio... ob er das durchsteht? Ob er dann wirklich seinen Mann stehen kann... noch dazu vor deinem Vater, der ihn unlängst so heruntergeputzt hat..."


    So sehr Alpina Curio schätzte und er war in den letzten Monaten wirklich zu einem Mann herangereift, aber so eine öffentliche Zurschaustellung seiner Manneskraft vor Runas Vater... schwer vorstellbar für Alpina.

    Alpina nickte zustimmend. Das klang alles sehr gut so.
    "Hervorragend. Ich freue mich. Am besten kommen wir dann mal gemeinsam vorbei, um die Bezahlung vorzunehmen. Bis dann also."


    Sie verabschiedete den Schreiner und fühlte sich unheimlich erleichtert. Bald würde dieses leere Haus gefüllt werden. Zunächst mit Möbeln und dann mit Leben.

    Noch immer sah Alpina die Freundin fassungslos an. Es war ihr Ernst. Sie würden vor versammelter Mannschaft miteinander schlafen müssen. Ein Alptraum in Alpinas Augen. Es kam der Beinahevergewaltigung bei den Chatten gleich, wo alle um Alpina und den fiesen Dreckskerl herumgestanden waren und ihn angefeuert hatten. Wie furchtbar.


    "Weiß er schon davon?", fragte Alpina zunächst zurück.


    Dann ging sie auf den Vorschlag ein, Corvinus nach einer Lupa zu fragen. Alpina spürte einen Stich in der Magengrube. Natürlich war ihr bewusst, dass er als Soldat vermutlich über einschlägige Erfahrungen verfügte... aber ihn danach fragen? Wollte sie wissen, welche Lupa er empfahl?
    "Natürlich kommt Phryne nicht in Frage, ganz abgesehen davon, dass sie wohl nicht mehr als Lupa arbeitet...sondern nur noch zum Spaß. Aber ich weiß nicht ob es gut ist, wenn ich Corvinus danach frage... ehrlich gesagt will ich nicht wissen mit welchen Frauen er es schon getrieben hat. Ich habe seit dieser einen Nacht, in der er mich nicht als Alpina erkannt hat noch nicht wieder mit ihm geschlafen... ich möchte nicht wissen, wen er auf seiner Favoritenliste hatte. Bitte frag du ihn!"

    Runas Mutter würde also bleiben. Alpina freute sich darauf, sie besser kennenzulernen. Bei der Feier im Garten hatte Alpina sie ein wenig im Gespräch mit Curio erlebt, aber nicht die Gelegenheit gehabt sich intensiver mit ihr zu unterhalten. Selbstverständlich wollte sie gerne ihre Hebamme sein.
    Dann kam Runa auf ein anderes Thema zu sprechen. Auf eigene Kinder... wobei sie ihr zuzwinkerte.


    Sie hatte schon den Korb genommen und dabei Alpina erklärt, dass sie noch beim Tempel vorbeimüssten, als sie auf ein anderes, heikles Thema zu sprechen kam. Ob Curio schon Erfahrungen mit Frauen hatte. Alpina errötete genauso wie Runa, denn woher sollte sie das wissen.
    "Ich weiß nicht, Runa, ob er Erfahrungen hat. Ich habe nicht mit ihm darüber gesprochen, aber ich weiß, dass Corvinus und er unlängst darüber sprachen. Soweit ich es mitbekommen habe, hat er wohl keine Erfahrung."


    Was dann folgte, ließ Alpina überrascht und etwas irritiert dreinblicken. Er musste mit ihr vor den Augen aller die Ehe vollziehen? Bei Iuno! Was für eine Vorstellung! Alpina trieb es die Schamesröte ins Gesicht.
    "Das ist nicht dein Ernst? Dein Vater wird doch nicht erwarten, dass sich der Römer Curio vor seinen Augen und denen seines Vetters mit dir vereinigt. Das wird nie klappen! Wo Curio ohnehin so schamhaft und introvertiert ist. Keine Chance. Niemals, noch dazu wo er doch noch nie... "


    Und dann schob Runa auch noch nach, dass es wohl besser wäre, wenn er vorher Erfahrungen sammelte.
    "Runa, das kann doch nicht wahr sein. Du willst ihn zu einer Lupa schicken?"


    Alpina sah die Freundin durchdringend an. "Oder willst du es vorher schon mit ihm... ausprobieren? Runa. Ich weiß nicht, ob das gut ist..."

    Alpina staunte nicht schlecht als Runa von den göttlichen Zeichen sprach, die dafür gesorgt hatten, dass Duccius Verus seine Entscheidung überdacht hatte. Da musste aber eine mächtige Gottheit ihre Finger im Spiel gehabt haben. Wenn das nicht mal Venus persönlich gewesen war...


    "Und ein Geschwisterchen bekommst du auch noch. Wie schön, Runa! Ich hoffe, deine Mutter bleibt hier in Mogontiacum. Es wäre mir eine Freude, dein Geschwisterchen auf die Welt zu holen."
    Alpina zwinkerte.


    "Ich bin schon sehr gespannt, wie wir beide uns in einem Leben mit den Helvetischen Brüdern einleben werden und wie sehr wir die beiden wohl noch erziehen müssen! Aber ich freue mich in jedem Fall darauf! "
    Sie lachte und der Bauch hüpfte mit jedem Lacher auf und ab. Dann umarmte sie die Freundin noch einmal.


    "Und wenn du gerade Zeit hast, könntest du gleich mit mir ein paar Teegeschenke und Einladungen austragen. Ein paar davon habe ich noch übrig."
    Alpina drückte der überraschten Runa einen Korb in die Hand und winkte ihr mitzukommen.

    Alpina schüttelte ganz bestimmt den Kopf.
    "Nein, das glaube ich nicht. Sie werden etwas überrascht sein, aber sie werden wohl kaum ablehnen, wenn eine Duccia in ihre Familie einheiratet. Ich kann es gar nicht erwarten. Hoffentlich wird es bald sein! Wobei... " Alpina sah auf ihren Bauch hinunter. "Im Moment kann ich dir nicht viel helfen bei den Vorbereitungen..."


    Dann aber fiel ihr ein, dass sie noch gar nicht gefragt hatte, wie es zum Stimmungsumschwung des Ducciers gekommen war. Hatte sie das Vaterherz erweichen können? Neugierig fragte Alpina.
    "Wie hast du es denn geschafft, deinen Vater umzustimmen?"

    Genau betrachtete Alpina die Freundin. Zum Glück schien es ihr gut zu gehen. Anders als nach dem Ausreißen und Curios völligen Zusammenbruch in seinem Cubiculum zu erwarten gewesen war. Das konnte nur eines bedeuten und tatsächlich. Gleich nach einer kurzen Entschuldigung dafür, dass sie sich so lange nicht bei ihr gemeldet hatte, patzte Runa mit der hervorragenden Neuigkeit heraus. Curio und sie würden heiraten!


    Alpina fiel Runa gleich noch einmal in die Arme und drückte sie so fest es eben mit ihrem dicken Bauch ging an sich.
    "Das ist die beste Nachricht, die du mir überbringen konntest! Oh, wie sehr freue ich mich darüber! Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet als ich von Thorgall erfahren habe, dass du ausgerissen bist. Ich freue mcih so sehr für euch beide. Curio war so unglücklich und ich natürlich auch."


    Sie löste sich und sah die Freundin genauer an. Sie hatte dieses unglaubliche Strahlen im Gesicht, das weit über die Mundwinkel hinausging. Das ganze Gesicht schien die Freude auszudrücken, die sich in ihrem Herzen sammelte.
    "Das schönste aber ist, dass du bald bei uns wohnen wirst, nicht wahr?", fragte Alpina. "Wie lange müssen wir noch warten? Wann werdet ihr heiraten?"

    Alpina kam aus dem Vorratsraum als sie Runas fröhliche Stimme hörte.
    Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit, dass Runa fröhlich war. Die letzte Nachricht von ihr, war ihr Verschwinden nach einem Streit mit dem Vater gewesen. Alpina hatte diese Nachricht noch nicht an Curio weitergegeben, wohl ahnend, dass der darüber völlig zusammengebrochen wäre und vermutlich angenommen hätte, dass Runa sich das Leben genommen hatte. Also hatte sie es für sich behalten und konnte eher schlecht als recht damit umgehen.


    Jetzt riss sie der fröhliche Tonfall völlig aus ihren trüben Gedanken.
    "Hier bin ich Runa! Ich komme gleich!", rief sie also und beeilte sich, so gut das mit dem Umfang eines Walrosses noch ging, in die Taberna Medica zu kommen.

    Nach der Pause kam ein Auftritt, der Alpina besonders gut gefiel. Sowohl die Musik und die Tänze als auch die Darstellung der friedlichen Idylle kombiniert mit den passenden Worten aus den Oden des Horaz schufen eine schöne Atmosphäre. Als Fortuna mit dem Füllhorn zufrieden auf die Tanzenden sah, wurde ihr ganz warm ums Herz. Für einen Augenblick konnte man vergessen, dass dieser Friede auf wackeligen Füßen stand. Hätten nicht Corvinus und sie im Barbaricum gesehen, zu was die Germanen fähig waren und dass sie sich rüsteten, könnte man wirklich glauben, Mogontiacum liegen in den elysischen Gefilden.


    Alpina griff nach Corvinus Hand und drückte sie ganz fest. Sie wollte lieber den friedlichen Augenblick genießen als über die unsichere Zukunft nachdenken.

    Überrascht stellte Alpina fest, dass er kein Geschenk annehmen wollte. Aber sie akzeptierte lächelnd und legte das Geld in ihre Geldschatulle.


    "Die einzige mir bekannte Taberna, die Zimmer vermietet, ist so viel ich weiß, die Taberna Silva Nigra. Frag dich am besten dorthin durch. Und wenn du ein Zimmer anmieten oder sogar etwas kaufen willst, so könntest du vielleicht in der Basilika einen Aushang machen oder sehen ob dort jemand ein Zimmer anbietet. Ich habe übrigens auch in der Taberna Silva Nigra damals einen Soldaten getroffen, der mich als Untermieterin aufgenommen hat. Es lohnt sich also einfach mal den Wirt oder die Anwesenden zu fragen."

    Sein Lachen irritierte Alpina. Sollte es ihr peinlich sein, aus Raetia zu kommen? Eigentlich war sie stolz auf ihre Herkunft. Die Raeter waren ein stolzes, eigensinniges Bergvolk mit einem Hang zu alten Traditionen. Aber in Mogontiacum hatte sie sich ohnehin schon so angepasst, dass sie gar nicht mehr auf die Idee gekommen war, dass man sie als Raeterin erkennen würde. Als er nach dem Preis fragte, schüttelte sie den Kopf.


    "Den Alant schenke ich dir als Wilkommensgeschenk und hoffe, dass du in Zukunft öfter bei mir deine Kräuter kaufst und vielleicht ein wenig Werbung für mich machst. Brauchst du sonst noch etwas oder kann ich dir noch irgendwie helfen?"

    Er wollte in Mogontiacum zur Ruhe kommen. Kein schlechter Gedanke. Mit diesem war auch sie vor Jahren aus Raetia gekommen. Dann war alles anders gekommen und vor allem das vergangene Jahr war alles andere als ruhig gewesen...


    Als er versicherte, dei Pflanze gut zu kennen reichte sie ihm das gefüllte Säckchen.


    "Für dich, Myrddin Ariamir."


    Und als er nach ihrem Namen und ihrer Herkunft fragte, lächelte Alpina. Er hatte es ihrem Akzent also auch angehört, dass sie keine Römerin war.


    "Ich heiße Susina Alpina und stamme aus Raetia, genauer gesagt aus Augusta Vindelicum."

    Alpina lächelte zurück. So so, interessant, er war ein Druide! Alpina hatte schon viel von den Priestermagiern der Kelten gehört. Ein besonderer Ruf eilte ihnen voraus, vielleicht auch deshalb, weil ihre Orden von Kaiser Claudius verboten worden waren. Die geheimnisvolle Aura, die auch den rotbärtigen Mann vor ihr umgab, passte dazu.
    Während sie das Säckchen mit Alant füllte, hochte sie ihr Gegenüber ein wenig aus.


    "Wie ist dein Name, Druide?", fragte sie. "Und was bringt dich nach Mogontiacum?"


    Sie legte das Säckchen erneut auf die Waage und berechnete die Differenz.


    "Dann muss ich dir ja auch nicht erzählen, dass Alant bei Überdosierung Übelkeit und Erbrechen verursachen kann, oder?"

    Der Mann schien sich außergewöhnlich darüber zu freuen, dass sie Alant zur Verfügung hatte. Nachdem er aus seinen Sachen ein Lederbeutelchen herausgefingert hatte, hielt er es ihr hin. Bei der ganzen Aktion kamen mehrere Beutelchen sowie ein Mörser zum Vorschein. Neugierig warf Alpina einen Blick auf die Sachen. Er schien ein Heiler oder ein Magus zu sein. Sie nahm jedenfalls das Beutelchen entgegen und wog es ab, damit sie später das Gewicht von dem gefüllten Beutelchen abziehen konnte, um den richtigen Preis zu berechnen.
    Dann öffnete sie die Spandose und hielt sie dem Mann hin.


    "Möchtest du dich von der Qualität überzeugen, Fremder? Es sieht so aus, als verstehst du etwas davon. Bist du ein Medicus oder ein Magus?"