In mehreren heftigen Wellen erschütterten Schluchzen und Weinen Curio. Alpina hielt ihn fest, strich ihm sanft über den Kopf, der mit seinen Tränen ihre Tunika nässte. Sie hörte, wie er stammelte, dass ihm alles so leid tat und sie konnte es verstehen. Es entsprach ihm, die Schuld bei sich zu suchen. Doch wen traf die Schuld? Waren sie nicht alle Spielbälle im ewigen Zeitvertreib der Götter? Prompt kam nach dem nächsten Ausbruch von Weinen, die Erkenntnis, dass man dem Schicksal nicht entkommen konnte.
Alpina wusste später nicht mehr, wie lange sie so gestanden hatten, wie lange sie den Bruder ihres Geliebten im Arm gehalten und sein Leid geteilt hatte. Auch ihr waren die Tränen über die Wangen gelaufen, leise ohne dass sie sich darum gekümmert hatte. Sie wusste, dass sie nicht mehr für ihn tun konnte als die Trauer und die Verzweiflung zu teilen. Auch Alpina hatte sich ein Leben gemeinsam mit Runa in der Casa Helvetia gewünscht. Es war ihr großer Traum gewesen. Nun mussten sie beide Abschied von ihrem Traum nehmen. Doch sein Verlust wog ungleich schwerer und der Frust über das aufgezwungene Schicksal mischte sich in die Trauer um den Verlust seiner Liebe.
Als sie sich schließlich lösten, strich Alpina Curio noch einmal sanft über den Arm.
"Es hat keinen Sinn sich gegen die Götter aufzulehnen. Das habe ich selbst erfahren müssen. Aber es kann helfen, ihnen sein Schicksal anzuvertrauen und auf ihre Hilfe zu vertrauen. Mehr bleibt dir ohnehin nicht, wenn ich es richtig sehe. Ich werde für dich und Runa im Tempel der Iuno opfern."
Schließlich löste sie sich leise von ihm und ging zur Türe. Bevor Alpina sie öffnete, drehte sie sich um.
"Du weißt wo du mich findest, wenn du mich brauchst? Bitte, nimm dieses Angebot an! Du kannst jederzeit kommen, Tag oder Nacht. Ich werde da sein, wenn du mich brauchst."