Alpina spürte die Last, die auf Runas Herzen lastete sehr wohl und sie wollte die Gelegenheit nutzen, die Freundin auf andere Gedanken zu bringen. Zudem wollte sie unbedingt erzählen, was sich zwischen ihr und Corvinus zugetragen hatte. Sie konnte es ja selbst kaum glauben.
"Zu deiner ersten Frage: "uns" geht es gut. Ich fühle mich erstaunlich wohl. Erst recht, seit ich weiß, dass dieses Kind einen wundervollen Vater haben wird."
Sie machte ein Pause und lächelte versonnen.
"Es ist einfach unfassbar, Runa. Ich kann es selbst kaum glauben. Es ist als wäre ein Knoten geplatzt, als hätten wir beide Scheuklappen gehabt und könnten nun endlich klar sehen. Nach meinem Geständnis, dass ich sein Kind erwarte, hatten wir uns ein paar Tage nicht gesehen. Dann aber kam er wieder, um mich zu bitten, zu ihm und Curio in die neu gebaute Casa Helvetia zu ziehen. Ich war zunächst dagegen, wollte erst sicher gehen, dass wir uns überhaupt so gut verstehen, dass so eine Nähe möglich ist. Ich bat ihn, bis nach der Geburt des Kindes zu warten. Aber er war hartnäckig und machte tausend Zugeständnisse. Schließlich habe ich zugestimmt."
Alpina erinnerte sich noch gut an diesen Moment.
"Es war ungemein erleichternd und plötzlich war irgendwie eine Barriere gefallen. Corvinus blieb über Nacht... nein, nicht so... er hat einfach bei mir geschlafen. Es war sehr, sehr schön. Und weil er frei hatte, am kommenden Tag, sind wir gemeinsam zur Casa Helvetia gegangen. Ich habe das Haus sehen können, in dem ich mit ihm und Curio und..."
Sie sprach es nicht aus, bedachte Runa aber mit einem langen Blick.
"Die Vorstellung ist wunderbar. Es ist ein großes und wunderschönes Haus. Ich kann es gar nicht fassen! Na, wie dem auch sei, wir haben den ganzen Tag miteinander verbracht, uns gegenseitig beschenkt..."
Alpina zeigte Runa den Luna-Anhänger.
"... und uns gegenseitig das ein oder andere gesagt, das irgendwie ausgesprochen werden musste."
Ja, tatsächlich war seitdem alles anders. Sie genoss jeden Augenblick in seiner Nähe. Sie versuchte nicht mehr zwischen den Zeilen zu lesen, ob und wenn ja was er für sie empfand. Alpina wusste jetzt, dass er etwas für sie empfand und das war schon sehr viel. Alles andere konnte kommen, würde Zeit haben, würde wachsen können und dürfen. Die Angst und die Anspannung, dass es eine reine Zweckbeziehung bliebe, war fort. Alpina war glücklich und das konnte man wohl auch sehen.