Beiträge von Susina Alpina

    Ein Junge? Ein Mädchen? Jetzt doch ein Mädchen? Alpina war verwirrt, aber sie sah auch, dass die Freundin mindestens ebenso verwirrt war wie sie. Ihr Blick wanderte von Curio, der sich unter einem Baum befand und sichtbar vor sich hin murmelte zu ihrem Vater und seinem Vetter. Ja, es war etwas im Busch. Soviel stand fest. Curio wirkte unruhig, besorgt. Die Vettern angestrengt.
    "Ja, du hast recht. Lass uns zu Curio rübergehen. Ganz unauffällig, wie zufällig. Komm."


    Alpina hakte Runa unter und spazierte mit ihr zu dem Baum hinüber unter dem Curio stand. Nebenbei erklärte sie Runa die Kräuter, die in der Wiese wuchsen, wohl ahnend, dass Runa keinen Kopf dafür haben würde.


    Ab der kommenden Woche eröffnet die Taberna Medica Alpina in der Casa Helvetia in den Cabanae ihre Pforten. Dort erhaltet ihr dann auch alle bisher angebotenen Leistungen und Produnkte. Wie gewohnt wird euch Susina Alpina unterstützt von gut ausgebildeten Helfern und Helferinnen mit medizinischer Beratung, Behandlung von akuten Beschwerden, Tees, Tränken, Salben, Bädern und Umschlägen versorgen.
    Daneben bietet sie selbstverständlich auch zukünftig ihre Hilfe als Hebamme (Obstetrix) an.


    Bringt zu eurem ersten Besuch in der neuen Taberna Medica Alpina diese Einladung mit und ihr erhaltet einen Rabatt von 15 % auf den ersten Einkauf!


    Eure Susina Alpina
    Hebamme und Kräuterfrau

    Alpina hatte damit begonnen, die Vorräte zu sichten, die sich in er kleinen Abstellkammer zwischen der Taberna medica und der Casa Atia befanden. Sie sortierte Kräuter und Salben aus und packte die anderen in bereitstehende Kisten und Körbe um. Als sie eine kleine Amphore mit hochwertigem Mandelöl hochhob kam ihr eine Idee. Mit einigen Tropfen ätherischer Öle bereitete sie für sich ein Massageöl zu, das verhindern sollte, dass ihren Bauch nach der Schwangerschaft unschöne Streifen zierten.


    Anschließend ging sie in die Taberna medica hinüber und begann auch dort, einige der Vorratsbehälter in Kisten zu verpacken. Für die kommenden Tage wollte sie einen Sonderverkauf veranstalten, um die Lagerbestände zu verringern. Je weniger sie schleppen musste, desto besser. Dazu würde jeder Kunde eine Einladung für die Neueröffnung in der Casa Helvetia erhalten. Mit der Einladung war ein Gutschein verbunden, der einen Rabatt auf den ersten Einkauf in der neu entstandenen Taberna medica sicherte. Auf diese Weise hoffte Alpina, dass einige ihrer KundInnen den weiteren Weg in Kauf nehmen würden um die gewohnt gute Qualität der Beratung und der Produkte zu erhalten.

    Alpina nickte dankbar.
    "Wenn du den Ständer im Castellum besorgen könntest, wäre das gut. Die dort kennen sich damit aus. Wie oft ein Schreiner außerhalb des Castellums so etwas herstellt, weiß ich nicht."


    Corvinus wechselte das Thema. Er wünschte sich einen Hund... zwei... drei Hunde? Alpina nickte lächelnd. "Vielleicht fangen wir mit einem Hund an... was meinst du?"


    Dann kam ein Geständnis, das Alpina fast den Boden unter den Füßen wegzog. Er gestand ihr, dass er in jener Nacht als er blutend zu ihr kam und sie ihm die noch sichtbare Narbe zwischen Auge und Ohr verpasst hatte, einen Selbstmordversuch unternommen hatte. Sie hatte schon geahnt, dass irgendetwas nicht gestimmt hatte mit seiner Erklärung des Überfalls, aber er hatte ja nie mehr rausgelassen. Nun erzählte er ihr, unter der Betonung, dass er darüber nicht reden wollte, von dem Versuch sich den Dolch ins Auge zu stoßen, weil er Alwina so vermisst hatte. Den fetten Kater namens Nero, die letzte Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit, wollte er mit in die neue Casa Helvetia nehmen.


    Alpina schluckte. Sie blieb eine Weile still. Er erwartete eine Antwort und dachte dabei bloß an die Tiere wie ihr schien, aber sie musste erst noch die Geschichte dahinter verdauen. Mit traurigem Blick sah sie Corvinus an.
    "Wenn ich diesem Kater zu verdanken habe, dass du jetzt neben mir sitzt, werde ich ihm einen Extraplatz in der Culina einräumen und ihn tagtäglich mit den leckersten Speisen füttern. Denn er hat mir das gerettet, was jetzt der Anker in meinem Leben ist. Außerdem liebe ich Katzen."

    Auf Alpinas direkte Frage nach der Bettdeko bekam sie keine wirklich aussagekräftige Antwort. Also beschloss sie, selbst die Entscheidung zu fällen. Gefragt hatte sie ihn ja. Er schien es ihr zu überlassen... nun, dann musste er damit leben.
    Zu seiner Bitte nach einem Rüstungsständer nickte sie. "Das dürfte kein Problem sein."


    Dann aber kam eine unerwartete Frage. "Hund oder Katze?", fragte sie erstaunt nach. Alpina überlegte eine Weile. "Ich bin sehr tierlieb und auch wenn es in unserem Haus keine Tiere gab, so hatten meine Großeltern einen Hof. Dort gab es Pferde, Hühner und einen Hofhund. Für so ein großes Haus wie unseres, wäre ein Wachhund sicher nicht verkehrt. Würdes du denn gerne einen Hund haben?"

    Alpina lachte.
    "Du denkst aber auch immer ans Essen, oder? Das sollte allerdings tatsächlich vorhanden sein. Aber was das Bett angeht, mach dir mal keine Sorgen. Ich habe einen Termin mit dem Duccischen Schreiner. Er wird uns ein großes, stabiles Bett bauen, dazu die Kücheneinrichtung mit Regalen, einige Truhen für die Kleidung von mir, dir, dem Kind und Neman. Und natürlich auch für die Gästezimmer- und Sklavenkammern. Keine Sorge, wir müssen nicht auf dem Boden schlafen. Ach ja, möchtest du Bären oder Widder als Motiv auf dem Kopfteil unseres Bettes haben?"

    Alpina hätte es kein Bisschen gewundert, wenn er den Wunsch nach einem Fass Garum geäußert hätte, aber stattdessen stellte er ihr eine Frage.


    "Nun, einen wackligen Küchentisch, drei Stühle dazu, ein Körbchen, das man an einem Zimmerbalken aufhängen kann, für das Kind. Bett- und Tischwäsche...naja, äh... ich glaube das war´s. Aber das ist doch schon mehr als ich in meiner Rückentrage in Germania libra dabei hatte und das hat auch ausgereicht zum Überleben."


    Sie lächelte. Alpina war kein Luxusweib. Ihre Ansprüche waren gering. Was brauchte man schon zum Leben. Das wichtigste war vorhanden... denn Corvinus saß ja direkt neben ihr.

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus: Es war natürlich ziemlich voll und der allermeiste Platz in der Halle war natürlich mit Ständen und Geschäften belegt. Die brachten schließlich Miete was Sitzgelegenheiten nicht taten. Schließlich sah Corvinus eine Bank und zu seinem Glück saßen auf dieser zwei junge Soldaten. Sie schienen frei zu haben und hatten sich auf die Bank gelümmelt um von diesem Aussichtspunkt den jüngeren Mägden die hier arbeitenden zu zuschauen. Da diese sich ja öfter mal bücken oder strecken mussten gelang es ihnen so mal den ein oder anderen Einblick zu gewinnen.Sie bemerkten Corvinus erst relativ spät und schienen zunächst zu versuchen sich nichts anmerken zu lassen. Als sie aber bemerkten das Corvinus direkt auf sie zukam erkannte der eine ihn auch.Corvinus blieb direkt vor Ihnen stehen und nickte mit dem Kopf kurz zur Seite. Es dauerte ein zwei Sekunden in welcher der eine, der Corvinus kannte, den anderen wohl überzeugen musste das sie einen Decurio vor sich hatten.
    Schließlich erhoben sie sich und trollten sich.Corvinus drehte sich um und präsentierte Alpina triumphierend die freie Bank.


    Die Lässigkeit mit der Corvinus dafür sorgte, den Platz auf einer der wenigen Bänke in der Markthalle zu ergattern, war beeindruckend. Alpina musste grinsen, als er den Bonus seiner Stellung innerhalb des Exercitus weidlich ausnutzte. Dankbar nahm sie Platz. An seiner Seite ließ sie den Blick über die Marktstände schweifen.


    "Gibt es irgendetwas, das wir für unser Haus noch dringend benötigen? Liegt dir etwas besonders am Herzen, worauf du nicht verzichten möchtest?"

    Zitat

    Original von Duccia Silvana: Runa blickte zu Alpina. „Ähm was? Nun vielleicht doch ein Mädchen...“ Ihr Blick wirkte ein wenig verstört. „Alpina irgendwas stimmt hier ganz und gar nicht.“


    Runa war verwirrt und Alpina nun auch. Was jetzt, ein Junge oder ein Mädchen?
    Die Freundin hatte ihre Augen auf ihren Vatern und Curio geheftet. Alpina folgte dem Blick. Zwei Tauben umkreisten die Männer. Und auch wenn Alpina nie gelernt hatte Zeichen zu deuten, so ließ dies doch tief blicken. Ging es bei dem Gespräch der beiden Männer um die Zukunft von Curio und Runa? Würden dort jetzt die Weichen gestellt?
    Alpina verstand Runas Unruhe und hielt die Hand der Freundin, sie war feucht. Wie gerne hätte sie ihr in diesem Augenblick irgendwie geholfen...

    Erleichtert hörte Alpina, wie Runa ihr versicherte, bald in der Taberna medica eingelernt werden zu können. Beide Frauen gingen gemeinsam zu einem Platz von dem aus sie einen guten Überblick hatten. Auf dem Weg erfuhr Alpina all die Namen und tatsächlich fand auch sie die Vorstellung gut, dass diese beiden Familien bald noch enger zusammenrücken könnten. Sie liebte so große Familienfeste. Ihre kleine Familie hatte nur selten im größeren Rahmen gefeiert. Ein wenig neidisch sah sie also auf die große Sippe der Duccier.


    Dann aber kam eine Aussage Runas, die Alpina aufhorchen ließ. Sie sollte sich einen Jungennamen überlegen! Es sollte ein Junge werden? Alpina wusste, dass Runa über besondere Fähigkeiten verfügte. Wenn sie sagte, dass es ein Junge werden würde, dann stand es wohl außer Zweifel. Wieder ging Alpinas Blick zu Corvinus hinüber. Er würde sich sicher über einen Sohn freuen und sie war sich auch sicher, dass er die Fehler, die sein Vater in der Erziehung gemacht hatte, nicht wiederholen würde.


    "Ein Junge also?", sagte sie schmunzelnd. "Nun, die Entscheidung werde ich sicher nicht alleine treffen, aber es ist gut zu wissen, dass ich nur in dieser Richtung suchen muss."


    Sie umarmte ihre Freundin und drückte sie ganz fest an ihr Herz.

    Man konnte sehen, dass sich Runa ehrlich mit Alpina freute. Ja, es war keine leichte Zeit gewesen und sie war mehrfach kurz vor dem Verzweifeln gewesen, weil er sein Herz so sehr einer neuen Chance verschlossen hatte, nicht gesehen, nicht wahrgenommen hatte, was sie für ihn empfand. Und natürlich war ihr klar, dass sie den Krieg noch nicht gewonnen hatte, ihn aber in eine neue Schlacht hatte verwickeln können. Es sollte ihrer beider Triumpf werden... das hoffte sie zumindest.


    Alpinas Gedanken waren abgeschweift und ihr Blick zu ihm gewandert, der sich mit den Knechten des Hausherrn im Armdrücken duellierte. Dann aber holte Runas Frage sie ins hier und jetzt zurück.
    "Nun, wenn ich richtig gerechnet habe, dann dürften es noch etwa 10 Wochen sein. Ich spüre die Bewegungen des Kindes jetzt deutlich. Möchtest du es mal fühlen? Hier..."
    Alpina nahm Runas Hand und legte sie an ihren rechten Unterbauch. "Hier ist sein oder ihr Po zu spüren. Warte... jetzt! Hast du es gespürt? Es hat sich bewegt!"
    Mit strahlenden Augen fixierte Alpina die Freundin. "Manchmal boxt er oder sie auch schon ganz kräftig."


    Dann wurde Alpina wieder ernst. "Ich werde tatsächlich ein wenig Hilfe brauchen. Spätestens in ein paar Wochen. Also, wenn dein Vater es erlaubt, würde ich dich gerne bald einweisen in die wichtigsten Handgriffe. Soll ich ihn noch einmal darauf ansprechen oder willst du es übernehmen?"

    Alpina spürte die Last, die auf Runas Herzen lastete sehr wohl und sie wollte die Gelegenheit nutzen, die Freundin auf andere Gedanken zu bringen. Zudem wollte sie unbedingt erzählen, was sich zwischen ihr und Corvinus zugetragen hatte. Sie konnte es ja selbst kaum glauben.


    "Zu deiner ersten Frage: "uns" geht es gut. Ich fühle mich erstaunlich wohl. Erst recht, seit ich weiß, dass dieses Kind einen wundervollen Vater haben wird."
    Sie machte ein Pause und lächelte versonnen.
    "Es ist einfach unfassbar, Runa. Ich kann es selbst kaum glauben. Es ist als wäre ein Knoten geplatzt, als hätten wir beide Scheuklappen gehabt und könnten nun endlich klar sehen. Nach meinem Geständnis, dass ich sein Kind erwarte, hatten wir uns ein paar Tage nicht gesehen. Dann aber kam er wieder, um mich zu bitten, zu ihm und Curio in die neu gebaute Casa Helvetia zu ziehen. Ich war zunächst dagegen, wollte erst sicher gehen, dass wir uns überhaupt so gut verstehen, dass so eine Nähe möglich ist. Ich bat ihn, bis nach der Geburt des Kindes zu warten. Aber er war hartnäckig und machte tausend Zugeständnisse. Schließlich habe ich zugestimmt."


    Alpina erinnerte sich noch gut an diesen Moment.
    "Es war ungemein erleichternd und plötzlich war irgendwie eine Barriere gefallen. Corvinus blieb über Nacht... nein, nicht so... er hat einfach bei mir geschlafen. Es war sehr, sehr schön. Und weil er frei hatte, am kommenden Tag, sind wir gemeinsam zur Casa Helvetia gegangen. Ich habe das Haus sehen können, in dem ich mit ihm und Curio und..."
    Sie sprach es nicht aus, bedachte Runa aber mit einem langen Blick.


    "Die Vorstellung ist wunderbar. Es ist ein großes und wunderschönes Haus. Ich kann es gar nicht fassen! Na, wie dem auch sei, wir haben den ganzen Tag miteinander verbracht, uns gegenseitig beschenkt..."
    Alpina zeigte Runa den Luna-Anhänger.
    "... und uns gegenseitig das ein oder andere gesagt, das irgendwie ausgesprochen werden musste."


    Ja, tatsächlich war seitdem alles anders. Sie genoss jeden Augenblick in seiner Nähe. Sie versuchte nicht mehr zwischen den Zeilen zu lesen, ob und wenn ja was er für sie empfand. Alpina wusste jetzt, dass er etwas für sie empfand und das war schon sehr viel. Alles andere konnte kommen, würde Zeit haben, würde wachsen können und dürfen. Die Angst und die Anspannung, dass es eine reine Zweckbeziehung bliebe, war fort. Alpina war glücklich und das konnte man wohl auch sehen.

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus: Er beugte sich kurz zu Alpina rüber"Darf ich dich alleine lassen jetzt wo Runa wieder da ist? Ihr Vater will ja gleich mit Curio sprechen dann könnt ihr ja die Köpfe zusammen stecken und... wie nennt man das noch in deiner Sprache ratschen?"
    Er nickte kurz zu den Knechten rüber die mit Armdrücken angefangen hatten.
    "Ich würde sonst mal da rüber gehen und schauen was die Jungens da so in den Armen haben."


    Corvinus war mit dem Essen fertig. Er schien Hummeln im Hintern zu haben und erklärte ihr auch gleich warum. Die Knechte hatten mit dem Armdrücken begonnen und natürlich konnte er nicht umhin, sich mit den Duccischen Knechten zu messen. Alpina musste grinsen. Klassisches Alphamännchengehabe? Ja, warum nicht. Sollte er seinen Spaß haben.


    "Ist schon gut. Ich werde mit Runa ratschen und du siehst zu, dass du mir keine Schande machst. Wenn du verlierst, werde ich dir unser Kind nicht auf den Arm geben. Du könntest zu schwach sein, um es zu halten..."
    Mit gespieltem Ernst sagte sie das, grinste dann aber gleich, um ihn nicht zu verunsichern.


    Alpina stand auf und ging zu Runa hinüber, die ein wenig gedankenverloren wirkte. Alpina konnte verstehen warum. Aus dem Traum von Zweisamkeit zurück in die harte Realität der Rollen, die sie für die Festgesellschaft spielen mussten, war sicher hart. Sie legte der Freundin die Hand auf die Schulter.
    "Komm, wir gehen ein wenig spazieren."

    Der Weg bis zum Forum und dort der Basilika war nicht wirklich weit aber doch ein längerer Spaziergang. Alpina ging gerne über das Forum und schlenderte an den Ständen in der Basilika vorbei. Meist sah sie sich nur die Auslagen an und kaufte nichts. Schließlich hatte sie nicht so viel Geld und wusste durchaus mit dem wenigen was sie hatte, hauszuhalten.


    Als sie die Markthalle betreten hatten, sah Corvinus sie mit leicht sorgenvoller Miene an und fragte, ob sie sich setzen und ein wenig umschauen sollten. Auch wenn Alpina nicht angestrengt war, fand sie den Gedanken nicht schlecht.
    "Wenn du möchtest, gerne."


    Sie sah sich suchend um, wo man sich gut hinsetzen konnte.

    Tja, tempus fugit - die Zeit verfliegt!
    Alpina sah Corvinus dankbar an und griff mit der Hand nach dem Talisman um ihren Hals. Jetzt hatte sie etwas, das sie immer an ihn erinnern würde, auch wenn er wieder mit Leib und Leben das Imperium verteidigte.


    "Lass uns auf´s Forum gehen!"


    Sie bedankten sich bei dem geschäftstüchtigen Gallier, der an diesem Tag zwei Menschen ganz besonders glücklich gemacht hatte ohne selbst etwas dazu leisten zu müssen. Einfach weil er ihnen die Gelegenheit gab, zu entdecken was sie aneinander hatten.


    Alpina und Corvinus mussten blinzeln als sie ans Tageslicht zurückkehrten. Die Schummrigkeit des Ladens hatte die Pupillen geweitet, nun mussten sich beide erst an die Helligkeit gewöhnen.


    "Wie gehen wir am besten? Du kennst dich hier besser aus als ich."

    Acanthos öffnete dem Schreiner und führte ihn gleich in die Culina. Alpina begrüßte den Mann freundlich.


    "Salve. Du musst der Schreiner sein, nicht wahr? Mein Name ist Susina Alpina. Und deiner? Ich würde gerne mit dir die notwendigen Einbauten besprechen. Dann kannst du mir sicher sagen, ob meine Ideen in die Tat umgesetzt werden können."
    Sie zeigte dem Mann die vorhandenen Einbauten: die gemauerte Feuerstelle und eine gemauerte Arbeitsfläche daneben.


    "Das hier ist schon ganz nett so, aber ich hätte gerne eine hölzerne Arbeitsplatte obenauf. Und einige Regale für die Töpfe und das Geschirr. Wo meinst du hätten wir Platz dafür? Ich bräuchte schon mindestens drei oder vier Regale. Es ist kein kleines Haus und ich gehe davon aus, dass neben der Familia, die auch schon zahlreich ist, häufig Gäste im Haus sein werden."


    Sie zeigte ihm auch den etwas wackligen Tisch mit den drei Stühlen.
    "Stühle werden wir auch noch welche brauchen. Momentan sind wir zu siebt, bald acht und ich verrate nicht zu viel, wenn ich sage, dass ich davon ausgehe, dass es bald noch mehr Familienmitglieder geben wird."
    Denn Alpina ging schwer davon aus, dass Runa auch irgendwann zur Familie gehören würde.
    Sie sah den Schreiner erwartungsvoll an und wartete auf seine Antwort.

    Wie sehr genoss sie diesen Augenblick - das "Gehalten-werden" und die spürbare Zuneigung. Sie war sich das erste Mal wirklich sicher, dass er auch etwas für sie empfand. Und als sie sich lösten und sie die Röte in seinem Gesicht sah, musste sie grinsen. Sie näherten sich langsam einander an, noch zaghaft, fast schamhaft, aber doch spürbar. Was war das nur für eine seltsame, besondere Verbindung, die in einer rauschhaften Nacht ihren Anfang genommen hatte und doch eigentlich erst jetzt so richtig begann?


    Corvinus nahm den Anhänger und legte ihn ihr um. Die Mondhörner kamen kurz vor dem Ansatz ihrer Brüste zu liegen, auf ihrem Herzen sozusagen. Genau dort sollte ein solches Medallion auch seinen Platz haben.


    "Perfekt so, findest du nicht?"


    Sie strahlte. In diesem Moment war sie sehr, sehr glücklich. Wie gerne hätte sie diesen Augenblick festgehalten und nicht mehr losgelassen, doch leider ist die Wirklichkeit grausamer - auch der schönste Augenblick ist irgendwann zu Einde.

    Es geschah was Alpina nicht für möglich gehalten hatte. Niemals in so kurzer Zeit. Corvinus verbot dem Gallier den Mund und machte ihr ein wunderschönes Geständnis. Ohne auszusprechen wofür es keine Worte gab, machte er ihr doch deutlich, dass sie etwas in ihm berührt hatte, dass sie den hartnäckigen Widerstand des Trauernden gebrochen hatte.
    Sie kam nicht dazu, darüber nachzugrübeln, was er wohl für sie empfand, denn er zog sich heran und küsste sie. Aber nicht so wie bisher, diesmal war es ein inniger Kuss, der mehr ausdrückte als Worte es womöglich vermochten.
    Das Zittern der Hände nahm noch zu und wenn er sie nicht so fest gehalten hätte, wäre sie in sich zusammengesackt. Sie musste sich eine Weile an ihm festhalten, bis das Zittern aufhörte und sie wieder Standfestigkeit bekam.
    Dann erst bekam der Gallier die Gelegenheit, Corvinus den Anhänger auszuhändigen.

    Natürlich würde der Gallier bei Corvinus spontanem Ausruf, dass Geld keine Rolle spielte, innerlich jubeln. Alpina aber wusste die Geste zu schätzen. Dass er sich schnell entscheiden konnte hatte sie bereits erfahren und er bestätigte die Aussage, indem er auf den gläsernen Anhänger deutete. Sie lächelte. Wie hatte er nur erraten können, dass gerade dieser ihr besonders gefiel. Vor allem weil sie die künstlerische Meisterschaft erkannte. Es war ein individuelles Stück, nicht von der Stange, wie die anderen.
    Was er aber dann als Begründung anführte, ließ ihre Knie weich werden und die Hände zittern. Tränen sammelten sich in ihren Augen. Sie schluckte schwer. Es war das erste Mal, dass sie ein Kompliment aus seinem Munde hörte. Noch nie hatte er ihr ein Kompliment gemacht und jetzt gleich mehrere so schöne.


    Sie wusste, dass dies nicht der richtige Ort war, um ihm gebührend dafür zu danken, deshalb nahm sie einfach seine Hand und sah ihm tief in die Augen.
    "Danke, du bist so lieb!", hauchte sie.


    Der Gallier unterbrach den Zauber des Moments mit seiner Geschäftstücktigkeit. An Corvinus gerichtet sagte er: "Soll ich den Anhänger auf ein Lederband ziehen, dann könntest du ihn ihr auch gleich umhängen? Ich meine, wir wollen ja nicht, dass ihr noch was passiert, oder?"

    Corvinus dachte lange nach. Sie konnte keine Gedanken lesen, aber sie sah, dass er darüber nachgrübelte, was wohl am besten zu ihr passen würde.
    Als er sich für einen Luna-Anhänger entschied, nickte sie.
    "Ja, ich denke, das klingt sehr gut. Doch ich will nicht entscheiden, welchen davon. Ich nehme an, sie sind unterschiedlich teuer und du verfügst sicher über eine Vorstellung wieviel du ausgeben wolltest. Das ist ganz allein dein Einkauf. Wenn du möchtest, warte ich draußen. Dann kannst du in Ruhe entscheiden."


    Alpina würde sich über jeden Anhänger freuen und aus diesem Grund wollte sie die Entscheidung nicht selbst treffen.