Beiträge von Susina Alpina

    Alpina hatte sich mit Acanthos abgesprochen. Sie wollte an diesem Nachmittag in der Casa Helvetia mit dem Schreiner des Duccischen Betriebes zusammentreffen, um die Ausstattung der Culina, des Cubiculums von Corvinus und ihr, der Schlafkammer von Neman und dem Gästezimmer zu besprechen. Das Kinderzimmer würde Zeit haben. Zunächst würde das Kind bei Corvinus und ihr im Cubiculum Platz finden. Sie wollte die gemeinsam Kasse nicht überstrapazieren.


    Während sie auf den Schreiner wartete, sah sie den Arbeitern zu, die inzwischen nur noch Kleinigkeiten verbesserten. Bald würde das neue Haus fertig sein.

    Die Aussage, dass ihr das Rot im Gesicht gut stünde, führte erst recht dazu, dass sie die Farbe eines reifen Radieschens annahm. Sie schlug die Augen nieder.
    Doch Corvinus war noch nicht fertig. Er erklärte dem Händler, dass er einen Talisman für seine Frau suchte. Der Gallier nickte lächelnd. Er ahnte, dass er mit diesem Pärchen heute ein gutes Geschäft machen würde. Er betrachtete Alpina mit schiefgelegtem Kopf.
    "Hm. Also deinem Zustand nach zu urteilen könnte dir eine Venushand vielleicht gute Dienste leisten. Sie erinnert an das Parisurteil und die drei Göttinnen, die zur Wahl standen: Juno, Minerva und Venus. Oder vielleicht eher ein Medusenhaupt?"


    Er hielt ihr eine Art Münze mit einem erhabenen Medusenhaupt vor.
    "Sie soll jegliches Unheil abwenden mit ihrem Gorgonenblick."


    Alpina sah sich die furchterregende Fratze genauer an. Sie kannte den Mythos um Gorgo Medusa sehr wohl, aber wollte sie diese Fratze an ihrem Hals baumeln haben?
    Der Gallier bemerkte ihren zweifelnden Blick.
    "Sie ist sehr wirkungsvoll auch gegen Bösewichte... aber wenn du lieber etwas schmückenderes hättest..."


    Er holte mehrere halbmondförmige Anhänger hervor. In Bronze, Silber oder aus Glas, in kleiner oder größerer Ausführung. Sein Kopf legte sich wieder schräg.
    "Du bist eine selbstständige Frau und gerne allein unterwegs? Andererseits scheinst du diesen Prachtkerl um den kleinen Finger gewickelt zu haben. Nun, diese Luna- oder Lunula-Amulette erinnern an die Mondgöttin Luna und stehen für feminine Stärke, Intuition, Kreativität und Sinnlichkeit. Wie wäre denn das?"


    Alpina sah sich fragend nach Corvinus um.
    "Nun, dir gebührt die Entscheidung. Was denkst du? Welchen Talisman würdest du mir umhängen wollen?"

    Das Haus in das Corvinus sie nach einem kleinen Spaziergang durch die Canabae führte, war sehr merkwürdig. Es schien in einen Hügel gebaut zu sein. Als sie es betraten war es ziemlich düster. Alpina brauchte eine Weile bis sie das Sammelsurium an Amuletten, Talismanen und Votiven überblickte. Da gab es Votivtafeln mit Götterdarstellungen aus Metall oder Ton, Sitzfiguren von Göttern, Laren und Genien für den Hausaltar, Votive mit Darstellungen von Körperteilen, die wohl medizinisch-magischen Zwecken dienen sollten und jede Menge Amulette. Aus Stein, aus Ton aber auch aus Bronze und Silber.
    Alpina sah sich neugierig um. Viele Amulette und Talismane zeigten Götterköpfe. Sie erkannte Merkur mit den Flügeln am Hut, Herkules mit dem Fell des nemeischen Löwen, Mars im vollen Ornat und diverse mehr. Aber auch Münzen mit dem Füllhorn der Fortuna und Adler der Legionen waren ausgestellt. Zuletzt fiel ihr Blick auf eine Reihe eigenartig geformter Talismane. Sie musste zweimal hingucken und als sie erkannte, was sie darstellten, schoss ihr die Schamesröte ins Gesicht. Es waren überdimensionierte Darstellungen eines Phallus.


    Der Gallier, den Corvinus ihr als Tüdelkramhändler bezeichnet hatte, beobachtete die potentiellen Kunden. Natürlich sprang er sofort auf Alpinas Erröten an.


    "Da sehe ich doch gleich den Kennerblick der jungen Dame! Sehr gut. Der Phallus des Priapus, ein Glückssymbol ohne Gleichen! Diese Amulette, man nennt sie Fascinum, sind bei den Soldaten und vor allem bei den Reitersoldaten sehr beliebt", dozierte er in bester Verkäufermanier. "Sie sollen Unglück und den bösen Blick abwenden und ich habe schon viele Rückmeldungen erhalten, nach denen sie zuverlässig ihren Dienst leisten. Man kann sie am Zaumzeug des Pferdes befestigen."


    Er nahm einen besonders markant geformten Anhänger aus Silber und zeigte ihr, wie er mithilfe der Öse am oberen Ende befestigt werden konnte. Dann zwinkerte er ihr zu.
    "Nun, junge Frau. Du hast da doch ein wirklich ansehnliches Exemplar von Mann bei dir. Da solltest du ihm schon auch einen potenten Glücksbringer aussuchen. Du wirst deinen Entschluss nicht bereuen und er wird sicherlich gesund und wohlbehalten in dein Bett zurückkehren."


    Sein anzügliches Grinsen und der passende Spruch dazu führten zu einer unnatürlichen Färbung ihres Gesichts und einer intensiven Hitze, die in ihr hochstieg.
    Alpina traute sich nicht, einen Seitenblick auf Corvinus zu werfen. Sie war sich sicher, dass er bis über beide Ohren hinaus grinste. Also griff sie kurzentschlossen zu.


    "Also gut. Ich brauche aber zwei davon, denn er hat zwei Pferde. Bitte pack mir die Talismane gut ein... äh also so, dass nicht jeder gleich sieht, was ich gekauft habe, ja?"


    Jetzt grinste der Gallier wieder und nickte. Alpina handelte nicht. Sie zahlte schnell den Preis, den er nannte und drehte sich dann erst zu Corvinus um. Ihr Blick in sein Gesicht würde ihm ihre noch immer sehr unnatürlich roten Wangen zeigen.

    Sie verließen das Haus. Kaum zur Tür hinaus nahm Corvinus ihren Kommentar bezüglich der freien Hände sehr wörtlich und klapste ihr auf den Hintern. Sie fing seine Hand und erhob in gespieltem Tadel den Zeigefinger.


    "Das Berühren der Figüren mit den Pfoten ist verboten!"


    Dann zwinkerte sie ihm zu. "Wo geht´s jetzt lang? Es scheint dir langweilig zu sein."

    Alpina nickte. Sie trat an Curio heran und sagte ihm leise ins Ohr, dass sie ihn nicht weiter bei der Arbeit stören wollten und stattdessen lieber noch ein wenig Bummeln gehen würden. Sein kurzes Nicken wertete sie als Freibrief.


    Mit einem verschwörerischen Lächeln auf den Lippen zog sie Corvinus mit sich.
    "Lass den Stoffballen hier, den kann Acanthos nachher mit in die Casa Atia nehmen. Wir machen uns lieber so aus dem Staub, dann haben wir die Hände frei. Könnte ja sein, dass wir sie noch brauchen werden..."

    Zitat

    Original von Lucius Helvetius Corvinus: "Das machen wir dann bald mal. Wobei reiten solltest du wahrscheinlich nicht mehr soviel oder?"
    Pferde anders als durch reiten kennen lernen konnte Corvinus sich noch nicht so recht vorstellen da er dafür immer noch zu wenig Ahnung von den Tieren hatte.
    Als Alpina ihren Vorschlag machte war er erst überrascht das sie nicht noch mehr sehen wollte, z.B. ihre zukünftige Taberna. Aber andererseits war das ja im Moment auch einfach nicht viel mehr als ein großer kahler Raum.
    "Das können wir machen. Ich weiß auch nicht wie lange der eine Laden den ich da meinte noch auf hat und auf´s Forum wollen wir ja auch noch!"
    Sie gingen wieder zurück ins Atrium. Einfach so rausgehen wollte er natürlich auch nicht. Daher sah er sich noch um ob und wo Curio war und was der gerade trieb.


    Alpina freute sich, dass sie die Vierbeiner bald kennenlernen sollte, die ihn trugen und die somit zu einem gewissen Grad hoffentlich auch für seine Unversehrtheit sorgten.
    "Nein, reiten sollte ich jetzt vermutlich nicht mehr. Aber ein Pferd kann man durchaus auch am Zügel führen und mit einem Brotstück oder Apfel für sich einnehmen. Ich könnte mich ja als Pferdeflüsterer betätigen und ihnen einbläuen, dass sie ja gut auf dich aufpassen sollen."


    Natürlich hätte sie gerne noch die Taberna medica gesehen. Aber da sie dafür durch den Hausteil hätten gehen müssen, der von den Arbeitern in Beschlag genommen wurde und die Tür von außen verschlossen gewesen war, musste sie die Besichtigung ihres zukünftigen Arbeitsplatzes wohl noch etwas verschieben. Als sie dann beim Rückweg in die Casa auf Curio trafen, der lautstark mit einem der Arbeiter befand, zog sie Corvinus am Ärmel.
    "Siehst du wir stören ihn."

    Natürlich registrierte Alpina die handfeste Umarmung. Er schien sich in seiner Rolle als zukünftiger Familienvater und treu sorgender Ehemann zu gefallen. Alpina war das mehr als recht. Sie hatte nicht für möglich gehalten, dass aus seiner Zurückhaltung und der offen ausgesprochenen Unsicherheit über die Gefühle, die er ihr gegenüber empfand, so ein entspannter Umgang werden konnte.
    Allerdings war es bisher immernoch eher die Beziehung zweier sehr guter Freunde... Alpina war sich nicht sicher, ob es jemals mehr werden würde, doch die Anzeichen mehrten sich, dass er es zumindestens nicht mehr für unerreichbar hielt.


    Wie rührend war die Geschichte von seinem Scriba, der die wichtigen Hinweise für den richtigen Erdboden geliefert hatte. Sie versuchte sich vorzustellen, wie die beiden Männer über die veränderte Lebenssituation des Decurios gesprochen hatten. Er hatte den Rat des Älteren gesucht...


    Sie hörte ihm zu, wie er über die Pferde sprach, die ihm offenbar ans Herz gewachsen waren.


    "Ja, ich möchte deine beiden Apfellieferanten schon bald mal kennenlernen. Aber wie gesagt, außerhalb dieses Gartens. Apropos. Wie wäre es, wenn wir unseren Rundgang durch die Gassen fortsetzen würden? Ich glaube Curio und Acanthos gehen wir ohnehin nur im Weg um, oder?"

    Corvinus schien wirklich ungeduldig zu sein, endlich in das neue Haus umziehen zu können. Fast wartete sie darauf, dass er vorschlug mit einer Pritsche aus dem Castellum vorübergehend dort campieren zu wollen.
    Seine Bedenken gegenüber Scarpus teilte sie nicht. Doch auch sie wusste nicht, was mit diesem in den vergangenen Jahren gewesen war und er hatte tasächlich einen seltsamen Eindruck gemacht, als sie ihn zuletzt gesprochen hatten.


    Dann zog Corvinus Alpina mit sich in den Garten ihres Hausteils, der ihr als Kräutergarten dienen sollte. Eingefasst von der Hauswand, hinter der sich ihr Cubiculum befinden würde und einer Mauer, lag der rechteckige Garten friedlich in der Sonne. Sofort entdeckte sie die tiefschwarze, fruchtbare Erde und als Corvinus ihr berichtete, dass er sie extra für sie von einem Bauern hatte anliefern lassen, konnte sie nicht mehr an sich halten. Sie ging auf die Zehenspitzen und umarmte ihn stürmisch.


    "Ich danke dir, Corvinus. Kann es sein, dass du an alles gedacht hast? Du wolltest wirklich, dass ich mit in dieses Haus ziehe, nicht wahr?"
    Sie war so gerührt, dass sie die Lippen aufeinanderpressen musste, um nicht in Tränen auszubrechen. Wie hatte sie jemals glauben können, dass er ein Holzklotz wäre?


    Sie kniete sich hin und zerbröckelte die Erde zwischen den Fingern.
    "Wunderbar! Pferdemist ist tatsächlich wichtig für das Gedeihen einiger Gemüsepflanzen. Aber komm ja nicht auf die Idee, deine Rösser in meinem Kräutergarten weiden zu lassen!"
    Sagte sie in gespieltem Ernst und hob warnend den Zeigefinger.

    Sie verließen die Culina und Alpina grinste noch still über die Anspielungen, die wohl nur Corvinus und sie verstanden hatten. Als nächstes traten sie ins Atrium. Alpina ließ ein ehrfurchtsvolles "Ah, wie schön!" hören. Der Raum war großzügig und hell, das Wasserbecken in der Mitte wirkte schon jetzt einladend. Sie konnte sich gut vorstellen, dass der Raum in den Sommermonaten ihr bevorzugter Aufenthaltsort sein würde.
    Der Lärm der Arbeiter aus den Privatbereichen wurde lauter. Sie konnte das Lararium sehen und einen Blick in das gemeinsame Triclinium werfen. Dezent aber dennoch repräsentativ. Curio und Corvinus hatten dem Haus genau die richtige Note verliehen. Es wirkte nicht übertrieben aufwändig sondern von Bescheidenheit und dennoch Stil geprägt. Perfekt! Wie würden wohl ihre Privaträume aussehen, wenn sie fertig waren? Alpina konnte es kaum erwarten umzuziehen, ebenso wie Corvinus, der seinem Bruder auf den Zahn fühlte, wie lange sie noch bis zum Umzug würden warten müssen.


    Alpina sah sich forschend um.
    "Acanthos hat etwas von den Gärten gesagt, die wir auch schon betreten könnten. Darf ich unverschämt sein? Ich würde so gerne sehen, wo ich meinen Kräutergarten anlegen darf..."


    Verlegen trat sie von einem Bein auf das andere. Wieder war sie es, die ihre Neugierde kaum bezähmen konnte. Ob sie Curio damit auf die Nerven ging?

    Alpina lächelte dankbar, als Curio ihre Neugierde akzeptierte und zum Anlass nahm, sie herumzuführen. Die Culina war der erste Raum, den sie betraten. Wie erwartet war sie größer als die in der Casa Atia. Alpina versuchte sich den Raum mit der passenden Einrichtung vorzustellen. Die Feuerstelle war bereits fertig gemauert und eine Lege für Holz war auch schon vorhanden. Natürlich fehlte es noch an Regalen und Borden. Mit dem Tisch, den sie geschenkt bekommen hatte, würde der Raum allerdings schon wohnlicher aussehen.


    "Sehr schön!", sagte Alpina als sie den Raum zur Gänze betrachtet hatte. "Da werde ich viel mehr Platz zum Wirbeln haben."
    Und mit einem verschmitzten Seitenblick auf Corvinus sagte sie. "Und Platz für einen Tisch haben wir auch."

    Alpina hatte einen Schreiner gefunden, der für die Casa die benötigten Möbel anfertigen würde. Nun musste sie noch einige andere Ausstattungsstücke kaufen. Felle, warme und dünne Decken, Kissen und Laken für das gemeinsame Bett, Geschirr und Küchenuntensilien für die Culina, Waschschüsseln, Krüge und diverse andere Dinge.
    Denn alles was sie in die Casa Atia mitgebracht hatte, hatte damals in ihrer Rückentrage Platz gefunden. Sie war in ein fertig eingerichtetes Haus gezogen und hatte auch in den letzten Jahren nur wenige Dinge für den täglichen Bedarf selbst dazugekauft. Alles was ihr geörte, passte somit in die alte Rückentrage und vielleicht eine kleine Kiste.


    Zuletzt hatte sie für Paullus Atius Scarpus einen bauchigen, schwarzen Trinkbecher gekauft auf dem in weiß der Trinkspruch GAUDEAS * aufgemalt war. Sie wollte sich für seine Großzügigkeit gebührend bedanken.


    Schwer bepackt mit allerlei nützlichen Dingen und mit leerer Geldbörse trat sie schließlich den Heimweg an. Die größeren und sperrigeren Dinge würde sie sich liefern lassen. In den kommenden Tagen würde sie also mit Packen beschäftigt sein.


    Sim-Off:

    * "freu dich!"

    Als Curio erschien und überrascht war, Corvinus und sie im Vestibulum respektive dem Gang der neuen Casa zu erblicken, wurde Alpina verlegen.


    "Ich bin schuld. Ich wollte so gerne einen Blick auf das neue Haus werfen und dann habt und Acanthos aufgemacht. Es tut mir leid, wenn wir stören. Meine Neugierde war zu groß!"


    Sie versuchte es mit einem entschuldigenden Blick.

    Alpina hörte Acanthos zu und besah sich die angesprochenen Räume. Als er den Flur entlang zum Atrium deutete, machte sie vorsichtig ein paar Schritte in diese Richtung.


    "Darf man den Rest auch ansehen, oder stören wir bei den Arbeiten? Mich würden sowohl die gemeinsamen Räume als auch "unser Hausteil" brennend interessieren..."


    Sie schenkte dem Sklaven einen bittenden Blick.

    Tatsächlich ging just in dem Moment die Tür auf und Acanthos stand im Türrahmen. Er lud sie ein, hereinzukommen und sich das Haus anzusehen. Das ließen sie sich natürlich nicht zweimal sagen. Also wollte Alpina bereits Corvinus Aufforderung folgen und eintreten, als er sie plötzlich hochhob und über die Schwelle trug.
    Alpina war richtig gerührt. Es war ein schönes Gefühl von Corvinus über die Türschwelle ins neue Haus getragen zu werden. Irgendwie bewegend. Ein echter Neuanfang. Dankbar legte sie ihren Kopf an seine Schulter.


    Als er sie dann absetzte, sah sie sich neugierig im Vestibül um. Natürlich war noch alles leer, aber der Blick bis zum Atrium war doch beeindruckend.
    "Oh, wie schön!"
    Gebannt starrte sie ins Innere des Hauses. Dann drehte sie sich nach Corvinus um.
    "Was sagst du?"

    Corvinus erklärte Alpina die Aufteilung der Häuser und sie wusste jetzt schon, dass sie dieses Haus lieben würde. Es war schon von außen so schön...
    Neugierig versuchte sie einen Blick in die Taberna zu werfen, die einmal ihr Reich werden würde, doch leider war alles verschlossen.
    Mit einem Achselzucken sah sie zu Corvinus hoch.


    "Nun, ich werde schon genug Geduld haben und es erwarten können. Aber danke dir, dass du es mir gezeigt hast. Ich konnte mir bisher nicht wirklich vorstellen, wie meine Zukunft aussehen würde, aber jetzt weiß ich, dass ich keinen Fehler gemacht habe. Und damit meine ich nicht das Haus..."


    Sie nahm seine Hand und sah ihm in die Augen. "Danke."

    Interessiert sah sich Alpina die Fassade ihres zukünftigen Zuhauses an. Weil es eigentlich zwei Häuser waren, hatte es keine einheitliche Fassade. Doch gerade das machte es wirklich hübsch. Es wirkte unaufdringlich und nicht protzig.
    Neugierig betrachtete sie die beiden Tabernae rechts und links des Eingangs.
    "Und wo wird meine Taberna Medica unterkommen?", wollte sie wissen.

    Die beiden unterhielten sich noch ein wenig während Alpina sich mit Corvinus das "Nachtischbrot" teilte.
    Seinen Kommentar wegen des Streits ums Essen wischte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung beiseite.
    "Ich glaube kaum, dass wir uns deshalb in die Haare kriegen würden. Ich bin recht unkompliziert was Essen angeht und außerdem wirst du ja zumeist das essen müssen, was ich auf den Tisch bringe..."
    Jetzt zwinkerte sie ihm wieder zu. Sie glaubte nicht, dass es zu Differenzen kommen würde, da sie gerne auch auf Sonderwünsche einging, wenn sie geäußert wurden.


    Auf seine nächste Frage antwortete Alpina mit einem Schulterzucken.
    "Wie du möchtest. Allerdings bin ich schon sehr neugierig was die Casa angeht."


    Sie versuchte unentschieden zu klingen, um ihm die Entscheidung zu überlassen aber vermutlich ahnte er schon, was sie zunächst lieber machen wollte.

    Mit einem genießerischen Gesichtsausdruck vertilgte Alpina ihr Brot. Corvinus hatte Geschmack und Titus Röstbrot war eine echte Köstlichkeit. Sie nickte dem jungen Mann zu.
    "Hervorragend, Titus! Und wie schön, dass deine Garküche so nah an unserem zukünftigen Domizil liegt. Da werden wir uns wohl öfter sehen."


    Als Corvinus ihr schließlich das weiße Brot mit Knoblauch, Honig und Nüssen hinhielt, blickte sie wohl erst einmal etwas erstaunt, aber grundsätzlich war Alpina offen für alles Neue. Also nickte sie auf seine Frage und biss von dem Brot ab. Es war tatsächlich eine interessante Mischung.
    "Hm, interessant! Du bringst mir Sachen bei, die ich so noch nicht kannte. Ich bin gespannt was mich noch alles erwartet."

    Alpina lauschte den Ausführungen. Es klang herrlich und sie konnte es gar nicht erwarten die leckere Köstlichkeit in den Händen zu halten.
    "Also ich liebe Knoblauch, aber aus Rücksicht auf "den Großen" hier", sie zwinkerte Corvinus zu, "nehme ich ein dunkles Brot mit normal viel Knoblauch. Hm, die weitere Wahl fällt mir schwer..."
    Sie sah hilfesuchend zu Corvinus hoch, doch der schien sich in ihre Wahl nicht einmischen zu wollen.
    "Dann mit lac concretum und Kräutern!"


    Sie wartete darauf, dass er mit der Herstellung fertig war und entschied sich dann für den ersten Versuch nur ein paar Nüsse darüberzustreuen. Erwartungsvoll sah sie Corvinus an.
    "Und du? Wie magst du dein Brot?"

    Alpina folgte ihm. Am Rand des Platzes sah sie eine interessante Garküche unter freiem Himmel. So etwas hatte sie noch nie gesehen: eine Pfanne über einem Feuer einfach so auf dem Marktplatz. Man roch Knoblauch und frische Kräuter sowie den aromatischen Duft von gegrilltem Brot. Alpina lief das Wasser im Munde zusammen.


    Der junge Mann, den Corvinus als Titus ansprach, drehte sich um. Alpina hielt die Luft an. Der arme Kerl war gräßlich entstellt. Mit dem Kennerblick der Fachfrau erkannte sie an der Art der Verletzungen und der Konversation zwischen Corvinus und Titus, dass der Junge kriegsversehrt war.


    Corvinus stellte sie vor und konnte sich einen Spruch nicht verkneifen, den man in ferner Zukunft wohl als "Machospruch" bezeichnen würde. Alpina war die derben Sprüche der Soldaten gewöhnt, sie ignorierte ihn einfach und richtete ihre Aufmerksamkeit lieber auf die herrlich duftenden Köstlichkeiten. Sie ließ sich von Corvinus erklären, wie diese Mahlzeit zubereitet wurde und welche Verfeinerungsmöglichkeiten man besaß. Interessiert guckte sie in alle Töpfchen und Amphoren. Und auch sie merkte auf, als Corvinus auf sein geliebtes Garum zu verzichten bereit war.
    "Was ist los? Geht es dir nicht gut?", flachte sie, wurde aber gleich wieder ernst. "Ich möchte es genauso essen, wie du immer. Nur ohne Garum, wenn es möglich ist..."


    Dann schenkte Alpina dem jungen Titus ein strahlendes Lächeln.
    "Ich bin sehr auf deine Köstlichkeit gespannt, Titus. Zeig, was du kannst!"