Alpina nickte begeistert.
"Vielen Dank, Albin. Weißt du, es ist nicht immer so einfach, sein Leben so ganz alleine zu führen. Ich habe doch niemanden, mit dem ich über so etwas reden kann. Meine Mutter ist so weit weg und lesen kann sie auch nicht. Da nutzt es nicht, wenn ich ihr einen Brief schreibe..."
Beiträge von Susina Alpina
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Alpina fasste Vertrauen.
"Nun, in letzter Zeit habe ich einiges erlebt, das mich sehr nachdenklich gemacht hat, was mein zukünftiges Leben angeht. Ich bin mir nicht sicher, ob ich den richtigen Weg gehe und oft zweifle ich an mir..." Alpina stockte, es fiel ihr schwer, weiterzusprechen. Sie wollte den armen Mann nicht mit ihren persönlichen Sorgen quälen. Sie atmete tief durch und fuhr dann fort: "Curio hat mir unlängst erzählt, dass es im Volk der Germanen sehr angesehene, weise Frauen gibt, die wie ein Orakel in die Zukunft sehen können und Ratschläge geben. Ich suche so eine weise Seherin. Ich möchte versuchen, Antworten auf meine Fragen zu bekommen. In meiner Heimat Raetia, gab es auch solche Frauen... meine Großmutter war eine von ihnen. Sie hat Losorakel benutzt, also mit Würfeln die Antwort auf die Fragen gefunden. Mir fehlt ihr Ratschlag sehr... Kennst du so eine Frau? Oder weißt du, ob hier im Haus jemand eine Seherin kennt?" -
Lächelnd dankte Alpina der guten Seele der Duccii und trat ein.
"Salve, Albin. Du hast recht. Es ist kalt geworden." Sie nahm den Mantel ab und trat unsicher von einem Bein auf das andere, weil sie nicht wußte, wie sie ihre Frage formulieren und an wen sie sich mit ihrer Bitte wenden sollte. "Ich komme mit einer sehr persönlichen Frage und weiß gar nicht, ob sie mir jemand auch dieser Familie beantworten kann. Sag, Albin, bist du nicht auch Germane?"
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Alpina hatte lange gegrübelt. Die vergangenen Wochen hatten viele Fragen in ihrem Leben aufgeworfen und sie suchte dringend nach Antworten. Da Curio sie auf die Idee gebracht hatte, das womöglich eine der gemanischen Seherinnen eine Antwort auf ihre Fragen haben könnte, wollte sie in der einzigen germanischen Familie fragen, die sie kannte: bei den Ducciern. Womöglich kannten sie eine der weisen Frauen, die Alpina aufsuchen konnte.
Beeindruckt stand sie vor dem Einganstor des Duccischen Anwesens. Sie klopfte zaghaft an der Tür.
Klopf, klopf!
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Alpina dachte kurz nach, dann antwortete sie:
"Der Trank für deinen Patron kommt auf 4 Sesterze, die Erkältungsmischung nimm als Geschenk von mir. Möge sie dir gute Gesundheit in diesem Winter bescheren!"
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Alpina hatte gebannt das Geschehen beobachtete und war nun erleichtert, dass alles gelungen war und Curio seine Prüfung bestanden hatte. Jetzt begab sich die Opfergesellschaft zum Tempel des Augustus, um den neuen Aedituus zu vereidigen. Da der Eid unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, ging Alpina gleich zurück zur Casa Atia, um Vorbereitungen für das Eintreffen der Festgäste am Abend zu treffen.
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Alpina nickte zustimmend. Sie griff in das Regal hinter sich und nahm eine Schachtel mit einer fertigen Mischung für einen Erkältungstrunk heraus.
"Hier, das sind Kräuter für einen Trank, der stärkt und wärmt. Wenn die Krankheit von außen durch Feuchtigkeit und Kälte in den Körper dringt, öffnet er die Oberfläche und macht, dass du alles rausschwitzt, was eingedrungen ist. Trinke möglichst heiß einen großen Becher voll davon und leg dich dann ins Bett zum Schwitzen - dann bist du hoffentlich los, was dich plagt. Sollte das nicht reichen, lass nach mir schicken, dann komme ich auch ins Haus, falls du dich nicht dazu in der Lage fühlst außer Haus zu gehen. Je nach Beschwerden, gibt es noch viele wirksame Mischungen gegen Husten und Heiserkeit, Schnupfen und Gliederschmerzen - als Trank, als Heilwein, Heilwürze für die Cervisia, als Sirup oder für ein Kräuterdampfbad. Die Möglichkeiten sind nachzu unerschöpflich."
Sie nutzte die Gelegenheit Werbung für ihre vielfältigen Kenntnisse der Heilmittel zu machen. Zufriedene Kunden oder Patienten, wie man sie auch nennen wollte, waren die beste Werbung für sie.
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Gespannt beobachtete Alpina den Ablauf den Opfers. Sie hielt den Atem an, als sie erkannte, dass Curio noch unsicher im Umgang mit den Vitalia war. Zum Glück schienen keine Fehlbildungen der Organe vorzuliegen. Das wäre ein schlechtes Omen gewesen, so viel wusste Alpina. Überrascht sah sie, dass sich der Haruspex und die Pontifices interessiert über die Leber des Opfertieres beugten. Leider sprachen die Männer so leise miteinander, dass sie nicht verstehen konnte, was sie besprachen. War es ein gutes Omen für Curio oder ein schlechtes?
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Alpina nickte erfreut. Sie mischte Baldiranwurzel und Hopfenzapfen und füllte alles in eine größere Spanschachtel. Dann legte sie eine Anleitung für die Zubereitung dazu, die sie auf ein Stück Holzspan geschrieben hatte.
"Ich habe eine Anleitung zur Zubereitung hinzugefügt. Dann kann dein Patron den Trank gleich ausprobieren."
Sie schloss den Deckel der Spanschachtel und reichte sie Petronius Crispus.
"Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"
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Alpina freute sich zu hören, dass es dem Bein des Duumvir besser ging. Die Konzentration auf die medizinischen Probleme halfen ihr, ihre privaten Verstrickungen mit Crispus zu vergessen.
"Nun, es gibt tatsächlich Heilpflanzen, die eher im kühleren, waldreichen Norden gedeihen und gut helfen, wenn es um Beruhigung und Schlaf geht. Da ist zum einen der Baldrian, der seinen Namen vom germanischen Lichtgott Balder hat. Im Lateinischen nennt man das Kraut Valeriana. Man verwendet die Wurzel für einen Schlaf fördernden Trank. Auch der Hopfen, der als Schlingpflanze in feuchten Auwäldern wild vorkommt, ist ein wunderbares Schlafkraut. Von ihm verwendet man die Blütendolden. Die kann man hervorragend der Cervisia zusetzen. Möchtest du deinem Patron eine Kräutermischung schicken, aus der er mit Wasser aufgebrüht einen Trank zur Schlaferzeugung herstellen kann? Dann gebe ich dir eine ausreichende Menge mit. Doch wundert es mich, dass er in Rom nicht fündig wird, denn gerade in den südlichen Gefilden gibt es sehr viel potentere Schlafmittel. Ich denke da zum Beispiel an Mandragora, deren "Äpfel" man sehr gut dem Wein zusetzen kann. Ich selbst verwende Mandragorawein, wenn Baldrian und Hopfen zu wenig Wirkung zeigen. Und da wäre ja auch noch der Schlafmohn, der überall angebaut wird. Er ist allerdings nicht ganz ungefährlich... die Dosierung erfordert Fingerspitzengefühl..."
Alpina stockte. Der schmale Grat zwischen Heilmittel und Gift war ihr erst kürzlich schmerzlich bewußt geworden.
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Als Alpina am kommenden Tag wieder einen Besuch bei Sunna machte, lag die junge Frau bereits im Fieberwahn. Sie delirierte. Alpina sprach sie an, klopfte ihr auf den Handrücken und versuchte zu Sunna durchzudringen, doch die Germanin nahm sie nicht mehr wahr. Das Fieber war bereits sehr hoch und es war abzusehen, dass sie die kommende Nacht nicht überleben würde. Sehr niedergeschlagen verließ die Obstetrix das Haus des Kesselflickers.
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Alpina staunte nicht schlecht, als Petronius Crispus in der Taberna Medica auftauchte. Sie tat sich schwer, umbefangen auf ihn zuzugehen. Dennoch sie rang sich ein Lächeln ab.
"Salve, Petronius Crispus. Wie geht es dir? Meldet sich die alte Verletzung?"
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Alpina konnte sich nicht vorstellen, dass das der Grund seines Besuches in ihrer Taberna medica war. Vermutlich hatte er sie wiedersehen wollen. Er hatte ja keine Ahnung, wie schwer es ihr fiel, mit ihm zu sprechen ohne ihm Vorwürfe zu machen. Vorwürfe für die abrupte Trennung und den seelischen Schmerz den sie Nacht für Nacht verarbeitete, seit sie ihr gemeinsames Kind abgetrieben hatte. Doch sie nahm sich zusammen. Sie lebten in einer Stadt und wenn er Magister Vici würde, dann hätte sie zukünftig zwangsläufig mehr Kontakt mit ihm. Es war unumgänglich eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu finden.
"Marcellus, die Leute hier im Vicus sind zumeist Handwerker. Was sie am meisten fürchten ist die Konkurrenz auf dem Forum, in der Basilika oder den anderen Märkten. Und natürlich Feuer! Ich erinnere mich nicht, ob du den Brand der Villa Duccia miterlebt hast. Da war natürlich die größte Sorge, dass der Brand auf das restliche Viertel übergreifen würde. Da die meisten Häuser hier, wie natürlich auch die Casa Atia, in Fachwerkbauweise errichtet sind, fürchten wir alle nichts mehr, als dass ein Funke unsere Existenz vernichtet. Du siehst die engen Gassen - ein Übergreifen ist praktisch kaum zu verhindern. Und wir haben noch immer zuwenige Brunnen. Wenn ein Feuer ausbricht, dauert es zu lang, bis eine Eimerkette gebildet werden kann. Wenn du etwas für dieses Viertel tun möchtest, dann versuche die Anzahl der Brunnen zu erhöhen."
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Alpina war gerade in der Kammer, in der sie ihre Salben und Teemischungen herstellte, als sie Marcellus Rufen hörte. Noch immer zuckte sie zusammen, wenn sie seine Stimme vernahm. Kurz überlegte sie, ob sie sich verleugnen lassen und Leonides vorschicken sollte. Doch dann riss sie sich zusammen. Nein, sie wollte ihm gegenüber keine Schwäche zeigen. Er sollte nur sehen, dass sie sehr gut ohne ihn zurecht kam. Sie atmete dreimal tief durch, dann betrat sie die Taberna medica.
"Salve, Marcellus!", sagte sie und vermied ihm in die Augen zu sehen. So viel Selbstsicherheit hatte sie noch nicht. "Ich habe deine Wahlkampfrede gehört. Sie war sehr gut. Beeindruckend überzeugend. Du wirst sicher einen glänzenden Karrierestart hinlegen. Und vielen Dank für die kostenlose Werbung..."
Insgeheim dachte sie: Du hast vergessen zu erwähnen, dass man sich in der Taberna medica auch hervorragend auf Abtreibungstees versteht, aber das konntest du ja nicht wissen...
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Alpina war aufgeregt. Noch nie war sie Zeuge einer solchen Opferfeier für einen Aedituus gewesen. Bislang hatte sie meist nur an öffentlichen Opfern teilgenommen. Zur Feier des Tages trug sie ihre beste Tunika und eine neue Palla, die sie sich extra für diesen Anlass gekauft hatte. Sie ging neben Tullus Schwester, die ihr gleich sympathisch war. Neugierig beobachtete sie alle anderen Gäste. Allen voran Decria Timarcha, Curios Mutter. Man konnte ihr den Stolz auf ihren jüngeren Sohn deutlich ansehen.
Am Tempel angekommen, hielt sich Alpina im Hintergrund. Interessiert beobachtete sie das Geschehen. -
Als die junge Frau mit ihrem Kind die Taberna Medica betrat, konnte man gleilch ahnen, woran das Kind litt. Das Mädchen hustete mit einem tiefsitzenden, bellenden Keuchen. Alpina lächelte der Frau aufmunternd zu und bat sie, das Kind auf einen bereitstehenden Hocker zu setzten. Sie hörte sich die Vorgeschichte und die Beschreibung der Symptome an, dann gab sie der Frau eine Teemischung für den Husten und einen selbsthergestellten Spitzwegerichhonig mit. Dann zeigte sie der Mutter, wie sie einen Brustwickel mit kleingeschnittenen Zwiebeln anlegen konnte.
Dankbar nahm die Frau die Heilmittel und die Ratschläge an. Als sie gehen wollte, fragte sie.
"Ist das wahr, dass dieser Titus Petronius Marcellus die Kosten für diese Behandlung übernimmt?"
Alpina nickte. "Mach dir keine Sorgen um die Kosten, sorge dich lieber darum, dass dein kleines Mädchen wieder gesund wird. Und wenn du wieder ein Problem hast, dann zögere nicht, zu mir zu kommen." -
Zitat
"Frau sorge dich nicht du hast hier die beste Heilerin im Vicus die es geben kann, gehe zu Susina Alpina und sage ihr das ich dich schicke. Ich übernehme die Kosten für die Behandlung deiner Tochter. Eile schnell!"
Alpina hörte, wie Marcellus die Frau mit dem kleinen Mädchen zu ihr schickte und freute sich darüber, dass er nicht vergessen hatte, was Alpinas Berufung war. Und tatsächlich kam die Frau mit dem Kind nun auf sie zu. Alpina nickte ihr zu und schenkte auch Marcellus ein dankbares Lächeln. Dann begleitete sie die beiden ins Innere ihrer Taberna Medica.
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Marcellus Stimme hallte durch den Vicus. Alpinas Magen verkrampfte sich. Als sie vor die Tür trat, sah sie bereits die Menschenmenge, die sich um ihn gebildet hatte. Sie lauschte seinen Worten. So, er wollte nun also als Magister Vici kandidieren. Vollmundig versprach er bauliche Maßnahmen und Werbung für die Geschäftsleute. Begleitet wurden seine Worte vom Verteilen von Brotspenden, um sich bei der einfachen Bevölkerung beliebt zu machen. Leonides rannte hinaus, um etwas von den Brotspenden abzubekommen. Alpina war sicher, dass Marcellus sein Ziel erreichen würde. Unter den Augen seines Onkels glänzte er auf der Rednertribüne. Er hatte schon so gut wie gewonnen.
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Ich drücke die Daumen, dass es bald erträglicher wird! Sei sicher, dass du vermisst wirst im IR.
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Bald war abzusehen, dass die Wehenaktivität zurückging. Die Kraft der Wehen würde nicht ausreichen, die Zwillinge zu gebären. Aufmerksam hörte die gewichtige Frau Alpina zu. Die Obstetrix erklärte ihr, dass wenig Hoffnung bestand, dass die Kinder den Mutterleib so noch verlassen könnten und riet erneut dazu einen Medicus hinzuzuziehen. Alpina hatte einmal bereits miterlebt, wie der Medicus ihrer Heimatstadt ein im Mutterleib verstorbenes Kind chirurgisch entfernt hatte. Es war keine schöne Prozedur gewesen, hatte der Mutter aber das Leben gerettet. Sie versuchte erneut, Sunna klar zu machen, dass sie sterben würde, wenn sie die Kinder nicht gebar oder entfernen ließ.
Schweren Herzens ließ sie die Familie mit der Entscheidung alleine, versprach aber am kommenden Tag erneut nach Sunna zu sehen.