Mit wenigen Worten und Gesten war aus dem Thronfolger der offizielle Throninhaber geworden. Valerianus gönnte sich einen Moment, dies alles selber zu realisieren, während er um ihn herum den Jubel nur gedämpft wahrnahm. Dann gab er sich einen Ruck, machte den Senatoren ein Zeichen, dass sie die Ehrenbezeugungen knapp halten durften und wandte sich seinen Begleitern zu.
"Man erwartet wohl noch einige Worte von mir."
Eine Rede war selbstverständlich vorbereitet worden und Valerianus musste sich nur noch bemühen, mit tragender Stimme möglichst viele Menschen zu erreichen. Für ihn ein nahezu unerreichbares Ziel.
"Mit dem heutigen Tage muss ich fortsetzen, was mein Vater begonnen hat. Seine Ziele und Visionen werden die meinen sein. Doch er hatte diese Ziele nicht für sich, sondern für Rom, für das Volk von Rom, für euch. Deshalb sind es auch eure Ziele, die ihr weiter verfolgen sollt und müsst. Rom hat seine Stärke nicht an einem Tag erhalten und so kann auch seine Stärke nicht an einem Tag von einem zum anderen wechseln. Die Geschichte Roms hat gezeigt, dass es mal den Einzelnen gibt, der zur Tat schreitet, angefangen bei Romulus, und dass es mal die Kollegen gibt, die gemeinsam führen, so wie es heute noch die Consuln im Senat tut. Beides wird unsere Stärke sein. Ich als euer Kaiser und der Senat als Kollegium, in wechselseitiger Beratung und Achtung. Mein Vater hat vieles selbst in die Hand genommen, war dadurch für viele direkt ansprechbar, konnte aber niemals alles tun. Ich werde mit meinen Beratern teilen, denen ich vertraue, so dass ich nicht direkter, aber dafür allen Angelegenheiten erreichbar bin. Für das Volk von Rom, für das ganze römische Reich."
Erschöpfung war nicht in seiner Stimme zu erkennen, aber für eine längere Rede hätte er sich mehr quälen müssen. Ein Diener reichte einen Becher klaren Wassers, bevor sich Valerianus wieder an seine Begleiter wandte.
"Das Protokoll sieht wohl vor, dass ich mich jeder der vertretenen Gruppen zuwende. Ihr begleitet mich. Die Consuln und der Praefectus Urbi mögen sich auch anschließen. Caecilius Crassus, wir beginnen bei der Garde. Stelle mir die Offiziere vor."
Valerianus und die Schar der ihn begleitenden Männer gewegte sich auf die Abordnung der Prätorianer zu, die am Forum Aufstellung genommen hatte, um ihren neuen Dienstherren zu begrüßen.