Beiträge von DIVUS VALERIANUS

    Vom palatinischen Hügel her kommend erschien schließlich auch Valerianus vor dem capitolinischen Tempel, in einer Sänfte getragen. Langsam stieg er aus und ließ seine Kleider ordnen, während er die wartenden Männer betrachtete, von denen er einige schon am Morgen auf dem Forum gesehen oder sogar gesprochen hatte.


    "Rex Sacrorum, lass mich noch einmal betonen, welche große Ehre es für mich ist, dass du dieses Opfer begleiten wirst. Flamines, Pontifices, auch euch danke ich für eure Anwesenheit. Das Opfertier ist bereits vorbereitet?"


    Tatsächlich stand schon ein prachtvolles Rind bereit, welches sich in allen Belangen als würdig für ein Opfer des Kaisers zeigte. Er hatte für viele zu danken und erachtete es aufgrund seiner langen Krankheit keineswegs als Selbstverständlichkeit, überhaupt hier in Rom angekommen zu sein und die Kaiserwürde angenommen zu haben. Entsprechend drängte es ihn, sich den Göttern gegenüber dankbar zu zeigen. Da er außerdem keine Lust verspürte, vor dem Tempel in der Sonne zu stehen, zog er sich schon bald für das Voropfer in das Innere des Tempels zurück.

    "Das ist erfreulich zu hören. Ich erwarte auch weiterhin dieselbe Treue, die ihr meinem Vater gegenüber gezeigt habt. Alles weitere besprechen wir baldmöglichst in den nächsten Tagen. Es gibt sicher noch einiges, was ich erfahren sollte. Vescularius Salinator wird an diesem Gespräch ebenso teilnehmen wie mein Bruder."


    Valerianus stutzte einen Moment und schaute sich um. Es hatte geheißen, sein Bruder sei kurz vor ihm in Rom eingetroffen, doch er hatte ihn noch nicht gesehen. Schnell wurde er darauf hingewiesen, dass Quarto in der Reihe der Senatoren stand. Valerianus ließ ihn umgehend zu sich holen, damit auch er ihn auf dem Weg über das Forum begleiten könne.


    "Mein Bruder, wie lange haben wir uns schon nicht mehr gesehen? Deine Briefe waren wichtig für mich und ich bin, froh, dich hier in Rom an meiner Seite zu wissen. Wenn ich ehrlich bin, kennst du dich hier wesentlich besser aus als ich. Räumlich und politisch."

    Von jedem der Offiziere nahm Valerian eine Salutation entgegen und blickte ihnen einen Augenblick in die Augen. An einzelne von ihnen konnte er sich nicht erinnern, auch wenn er sie schon einmal gesehen hatte. Nicht nur die Krankheit hatte seine Erinnerung verblassen lassen, auch die Ereignisse der letzten Wochen hatten ihm so viele Namen beschert, dass er unmöglich schon alles im Kopf sortiert haben konnte. Trotzdem wollte er die Offiziere der Garde recht bald ausreichend kennen. Es schien ihm wichtig zu sein, jene Männer richtig einschätzen zu können und von ihnen geachtet zu werden. Sie hatten den Tod seines Vaters nicht verhindern können und solange er sich nicht absolut sicher war, war er gerade bei ihnen misstrauisch. Aber für Entscheidungen war es noch zu früh und außerdem musste er ihnen andererseits vertrauen, um nicht misstrauisch gegen jeden sein zu müssen.


    "Wie ist die Lage hier in Rom? Ist das Volk und die Politik so freudig und ruhig, wie es heute erscheint oder lauern die Usurpatoren schon an allen Ecken?"

    Mit wenigen Worten und Gesten war aus dem Thronfolger der offizielle Throninhaber geworden. Valerianus gönnte sich einen Moment, dies alles selber zu realisieren, während er um ihn herum den Jubel nur gedämpft wahrnahm. Dann gab er sich einen Ruck, machte den Senatoren ein Zeichen, dass sie die Ehrenbezeugungen knapp halten durften und wandte sich seinen Begleitern zu.


    "Man erwartet wohl noch einige Worte von mir."


    Eine Rede war selbstverständlich vorbereitet worden und Valerianus musste sich nur noch bemühen, mit tragender Stimme möglichst viele Menschen zu erreichen. Für ihn ein nahezu unerreichbares Ziel.


    "Mit dem heutigen Tage muss ich fortsetzen, was mein Vater begonnen hat. Seine Ziele und Visionen werden die meinen sein. Doch er hatte diese Ziele nicht für sich, sondern für Rom, für das Volk von Rom, für euch. Deshalb sind es auch eure Ziele, die ihr weiter verfolgen sollt und müsst. Rom hat seine Stärke nicht an einem Tag erhalten und so kann auch seine Stärke nicht an einem Tag von einem zum anderen wechseln. Die Geschichte Roms hat gezeigt, dass es mal den Einzelnen gibt, der zur Tat schreitet, angefangen bei Romulus, und dass es mal die Kollegen gibt, die gemeinsam führen, so wie es heute noch die Consuln im Senat tut. Beides wird unsere Stärke sein. Ich als euer Kaiser und der Senat als Kollegium, in wechselseitiger Beratung und Achtung. Mein Vater hat vieles selbst in die Hand genommen, war dadurch für viele direkt ansprechbar, konnte aber niemals alles tun. Ich werde mit meinen Beratern teilen, denen ich vertraue, so dass ich nicht direkter, aber dafür allen Angelegenheiten erreichbar bin. Für das Volk von Rom, für das ganze römische Reich."


    Erschöpfung war nicht in seiner Stimme zu erkennen, aber für eine längere Rede hätte er sich mehr quälen müssen. Ein Diener reichte einen Becher klaren Wassers, bevor sich Valerianus wieder an seine Begleiter wandte.


    "Das Protokoll sieht wohl vor, dass ich mich jeder der vertretenen Gruppen zuwende. Ihr begleitet mich. Die Consuln und der Praefectus Urbi mögen sich auch anschließen. Caecilius Crassus, wir beginnen bei der Garde. Stelle mir die Offiziere vor."


    Valerianus und die Schar der ihn begleitenden Männer gewegte sich auf die Abordnung der Prätorianer zu, die am Forum Aufstellung genommen hatte, um ihren neuen Dienstherren zu begrüßen.

    Dem Caesar war es sehr recht, dass die Consuln mit ihrer Begrüßung schnell zur Sache kamen, aber dabei auch das Gedenken an seinen Vater nicht vergaßen. Offenbar hatte es sich bereits herumgesprochen, dass er noch immer jedes wichtige Gespräch mit einer ehrenden Erwähnung seines verstorbenen Adoptivvaters zu beginnen pflegte.


    "Ihr habt eure Pflicht recht und treu erfüllt, wenn ihr das Andenken an meinen Vater in Ehre und Trauer gehalten habt, seit dem Tag an dem ihr Nachricht von seinem Tod erhalten habt. Ich werde zu seinen Ehren noch am heutigen Tage ein Opfer am Capitol darbringen.


    Euren Ruf habe ich gehört und so wie ich einst dem Ruf des Lucius Ulpius Iulianus gefolgt bin und gemäß seines Wunsches sein Sohn wurde, so werde ich auch diesen Ruf erhören und gemäß seinen Wunsches und des euren zum Wohle des römischen Volkes die Ernennung zum Imperator Caesar Augustus annehmen, denn die Götter haben mir dazu heute ein Zeichen der Zustimmung gegeben."

    Alle Personen, die vor oder nach dem Wagen des Caesar mit durch die Stadt gezogen waren, hatten nun den Platz erreicht und sich entweder gemäß ihres Standes in die Gruppen der Wartenden eingereiht oder eine eigene Abteilung auf der freien Fläche des Platzes gebildet. Auch wenn der Einzug eines neuen Kaisers in Rom nicht häufig passierte, schien alles seine wohl geordneten Gang zu nehmen.


    Der Wagen des Caesar erreichte wieder das nördliche Ende des Forums mit der Rostra und hielt dort an. Bedächtig setzte der Caesar einen Fuß auf den Boden des Forums. Nach wenigen Schritten hielt er an und wartete, bis seine wichtigsten Begleiter, die ihm auf Pferden gefolgt waren, ebenfalls wieder auf eigenen Beinen standen und sich zu ihm gesellen konnten. Leise sprach er mit ihnen, während sich die Vertreter des Senates auf den Weg zu ihrem Einsatz machten.


    "Zum ersten Mal seit vielen Jahren berühren meine Füße wieder den Boden Roms. Es kommt mir doch fremd vor, hier zu sein."


    Der Caesar hatte sich informieren lassen, wer ihm als Consul gegenüber treten würde und welche anderen wichtigen Namen es zu kennen gab. Trotzdem würde man ihm die lange Abwesenheit anmerken. Gleich zwei Nomenclatores standen daher bereit, um ihn vor Peinlichkeiten zu bewahren.


    "Werte Consuln, Quirites, Volk von Rom, es ist mir eine große Freunde und Ehre, hier auf diese Weise von euch begrüßt zu werden."

    Von Norden her, über den Clivus Argentarius schob sich die Prozession mit dem Wagen des Caesar auf das Forum. Hufschläge, Musik und Jubelrufe begleiteten ihn auf seinem Weg in das Zentrum des Weltreiches. Die Curia kam in den Blick, das massige Gebäude des Tabulariums lag zur Rechten und am Ende des Forums war der Tempel der Vesta zu erkennen. Die Mitte des Forums war von Menschen frei gehalten worde, so dass der Wagen des Caesar eine Runde über den Platz drehen konnte, bis sich alle Menschen seines Gefolges ebenfalls auf dem Platz eingefunden hatten.


    Für den Caesar war es lange her, dass er das Forum betreten hatte und so sog er alle Eindrücke in sich ein, ohne wirklich alle Details wahrzunehmen.

    Als er den Hof betrat, fühlte sich der Caesar plötzlich wieder an die Zeit erinnert, in der er seine Legion noch selber führte, Paraden abnahm und seine Worte regelmäßig an die Männer richtete. Wehmut lag in seinem Blick, aber auch die Erkenntnis, dass der heutige Tag all seine Kräfte erfordern würde.


    "Danke, Praefectus. Dann ist nun alles bereit. Wir beginnen."


    Nach wenige Schritten hatte der Caesar den offenen Wagen erreicht, der wie seine Kutsche von einem Lenker seiner persönlichen Garde geführt wurde. Dann setzte sich das Gefährt und mit ihm die ganze Prozession in Bewegung, verließ den Hof und zog auf der Via Flaminia der Stadt entgegen. Schon hier war die Straße gesäumt von Menschen, die dem Caesar zujubelten. Bis zur Stadt wurden die Massen nur noch dichter. Vor und hinter dem Caesar ritten seine engsten Vertrauten, davor und dahinter folgten weitere Mitglieder seines Stabes sowie einige Priester, denn immerhin zog hier auch der kommende Pontifex Maximus in die Stadt ein.


    Bei langsamen Tempo hatte der Zug gut eine Stunde später die bebauten Gebiete erreicht und zog an geschmückten Häuserfassaden vorbei. Der Caesar wandte seinen Blick mal zum linken Straßenrand und mal zum rechten, mal auf die Menschen neben der Straße und mal auf jene an den Fenstern. Auf große Gesten verzichtete er. Auch hatte er Anweisungen gegeben, dass neben seinem Wagen einige Gardisten laufen sollten und dass er nicht vor hatte, alle paar Schritte anhalten zu lassen, damit ihm Kinder Blumen reichen konnten.


    Der Weg führte an der Ara Pacis des ersten Kaisers vorbei und am Marsfeld. An der Porticus Vipsania hatte man eine lange Tribüne aufgebaut, um möglichst vielen Schaulstigen Platz zu bieten. Capitol und Tempel der Iuno Moneta kamen in den Blick, bevor der Weg links an ihnen vorbei auf das Forum führte, von wo schon die Rufe der Menschen herüber schallten.


    > > > Der Caesar auf dem Forum

    Am Morgen ließ sich der Caesar zeitig wecken, von seinen Leibsklaven waschen und rasieren und dann einkleiden. Auf die Auswahl der passenden Kleidung hatte er nicht wenig Zeit verwendet und sich dann mit Blick auf seinen im Krieg gefallenen Vater bewusst gegen eine militärische Rüstung entschieden. Als Feldherr hatte er seinem Vater im Bürgerkrieg den Thron erhalten, jetzt wollte er als Politiker in die Stadt einziehen. Eine Rolle, die er bisher nie gespielt hatte und in die er erst hineinwachsen musste. Wenn er gesund war. Entsprechend dieser Gedanken wurde die Kleidung ausgewählt. Die Anwesenheit des Praefectus Praetorio sollte die militärische Komponente ausdrücken. Natürlich hatte er außerdem Vescularius Salinator die Erlaubnis erteilt, ihn trotz seines laufenden Kommandos in die Stadt zu begleiten. Nicht als Vertreter der Legion, sondern als sein Berater und Vertrauter. Die Soldaten der Legion, die ihn bis hier hin begleitet hatten mussten außerhalb warten.


    Einen Auguren ließ der Caesar am Morgen noch einmal prüfen, ob die Götter den Tag tatsächlich für günstig befanden, in die Stadt einzuziehen. Das Urteil fiel erwartet positiv aus. Die steigende Anspannung mobilisierte auch beim Caesar Kräfte, die ihm auf der Reise streckenweise gefehlt hatten, so dass er die Sänfte am heutigen Tag gegen eine offenen Wagen tauschen konnte, in dem er stehend in die Stadt einfahren wollte. Im Innenhof der Herberge wurden die Vorbereitungen getroffen. Die Garde stand bereit, der persönliche Stab des Caesars, seine engsten Vertrauten und alle, die sonst noch zu dem langen Zug gehörten. Der Weg konnte beginnen.

    Die Gesichtszüge des Caesar veränderten sich ganz leicht, als der Praefectus Praetorio das zusätzliche Donativum erwähnte. Erst wollte die Legio I ungefragt ins Illyricum kommen, jetzt wurden ohne seine Anordnung Donativa ausgezahlt. Die Armee von Dummheiten abzuhalten schien nicht leicht zu sein. Sein Blick wanderte zu Salinator, der auch diesmal wieder an seiner Seite war. Immerhin auf diesen Legatus konnte er sich verlassen.


    "Die Kosten werden dir ersetzt werden. Es soll nicht das Gerücht entstehen, dass die Garde eine privat finanzierte Truppe ihrer Kommandeure ist."


    Wenn es dem Caesar schon an körperlicher Kraft mangelte, sollte es zumindest nicht an einem Mangel an Geld scheitern. Die Kasse würde sich auf anderem Weg wieder füllen lassen. Lange Zeit zum Nachdenken hatte der Caesar indes nicht, denn ein weiterer Besucher wurde in den Raum gelassen.

    Wie schon vor einigen Tagen beim Besuch der Senatsdelegation ließ man auch diesmal die wichtigen Besucher nicht lange warten, sondern führte den Praefecus Praetorio direkt zum Caesar. Diesmal erwartete der Caesar die Gäste nicht im Freien, sondern im Inneren der Herberge.


    "Sei gegrüßt, werter Caecilius Crassus! Es ist schön, uns nun persönlich gegenüber zu stehen, nachdem ich dir schon zahlreiche Anweisungen per Brief gab."


    Der Caesar lag auf einer Liege und hob den Arm nur zaghaft zum Gruß. Ein Platz für den Praefectus Praetorio war bereitet.


    "Die Garde empfängt mich also pflichtgemäß vor den Toren Roms. Ein Zeichen der Treue, welches ich zu schätzen weiß. Die Donativa hast du ausgezahlt, wie es mein Befehl war?"

    Für den Caesar und kommenden Kaiser war es angenehm, dass die Senatsdelegation ihre Worte knapp hielt und kein großes Aufheben um das Angebot der Kaiserwürde machte. In knappen Worten schien dieser Akt nun schon bereits vollständig vollzogen zu sein. Der Caesar nahm die Ehrbezeugungen entgegen, ließ den Gästen noch weitere Getränke anbieten und konnte sich dann schon recht bald wieder in die Ruhe der Herberge zurück ziehen, um sich weiter zu erholen.


    Derweil wurde es für seine Sekretäre für den letzten Abschnitt der Reise immer hektischer. Die Senatsdelegation würde sicher auch bald zurück nach Rom reisen und Boten voraus schicken mit der Nachricht, dass der Caesar die ihm angetragene Kaiserwürde anzunehmen gedachte. Der Palast sollte darüber aber selbstverständlich vom Stab des Kaisers direkt informiert werden, ebenso die prätorianische Garde, die sich ja bereits angeboten hatte, dem Kaiser entgegen zu reisen.


    Die wichtigen Berater des Kaisers debattierten daher noch bis zum späten Abend, welche Nachrichten mit welchen Anweisungen an wen zu schicken waren und mit welcher Ankunft in Rom man rechnen konnte. Dort musste schließlich nicht nur die Aufnahme der regulären Amtsgeschäfte geplant werden, sondern auch diverse Zeremonien.

    Noch immer pflegte der Caesar zu seinem Trinkbecher zu greifen oder sich einen reichen zu lassen, wenn die Sprache auf seinen verstorbenen Vater kam. Er sprach mit leiser Stimme voller Trauer, während auch den Gästen Becher gereicht wurden.


    "Ich danke für deine Worte. Sein Tod ist ein großer Verlust. Lasst uns seiner gedenken."


    Ein großer Schluck Wein verließ den Becher in Richtung Boden, um den Göttern und dem Genius des Verstorbenen zugute zu kommen. Der Caesar trank dagegen nur einen ganz kleinen Schluck, bevor er den Becher wieder abstellte. Dann hörte er weiter zu und nahm alle Kraft zusammen, um für die folgenden Worte einen würdevollen und kräftigen Anblick zu bieten. Ein flüchtiger Blick streifte den Platz, an dem Salinator stand, bevor die volle Aufmerksamkeit des Caesar dem hervorgeholten Kranz galt. Wer den Zustand des Caesar kannte und ihn während der Reise beobachtet hatte, der würde tatsächlich eine Veränderung in der Körperspannung bemerken, aber alles in allem schaffte der Caesar es auch in diesem Augenblick nicht, völlig gesund auszusehen.


    "Mich ehrt diese Bitte und das in mich gesetzte Vertrauen. Ich werde der Bitte des Volkes von Rom nachkommen und diese Pflichten annehmen. Deswegen bin ich auf dem Weg nach Rom."


    Es zählte in seinen Augen vor allem das Symbol. Darüber war es sich im bisherigen Verlauf der Reise klar geworden, denn die Arbeit machten auch währenddessen die Sekretäre. Auch der Palast in Rom schien ohne seine persönliche Anwesenheit erfreulich handlungsfähig zu sein und der Senat setzte seine Arbeit ebenfalls fort. In diesem Umfeld sah sich der Caesar in der Lage, seinen Anteil zu leisten, der immer geringer sein würde als der seines Vaters.

    Langsam schweifte der Blick des Caesar über die versammelten Männer, gefolgt von einem der Hustenanfälle, die seine ständigen Begleiter waren. Offenbar waren nicht nur Männer des Senates gekommen.


    "Nehmt Platz. Entschuldigt meine langsame Reisegeschwindigkeit. Es freut mich, dass man meiner Ankunft offenbar freudig entgegen sieht."


    Die Ehren- und Treuebezeugungen nimmt er wortlos entgegen. Ein Sekretär wird den Namen zweifellos notieren.


    "Ich nehme an, ihr bringt gute Nachrichten?"

    Der Scriba gab zu verstehen, dass dies sofort sein würde und leitete die Delegation geschickt durch das Gewirr von Leuten, quer durch die Herberge und hinein in den Innenhof. Dort kündigte er sie dem Caesar an und ließ die Männer vor ihn treten.


    "Ich grüße die Abgesandten des Senates. Mit wem habe ich die Ehre?"

    Auch in Aquileia machten sie mehrere Tage Station. Die Nähe des Mare Adriaticum schien dem Caesar neue Kraft zu geben.


    "Ich möchte nicht behaupten, dass es krank macht, von Rom entfernt zu sein. Aber es stärkt, hier zu sein und zu wissen, das Rom näher kommt. Wir bleiben zwei Tage hier. Ich möchte die Nachrichten abarbeiten. Schickt einen Boten nach Rom voraus."

    Es dauerte eine Weile, bis sich der Caesar darauf besonnen hatte, dass er nun der Oberbefehlshaber aller Truppen war und im Zweifelsfall auf seine Anweisungen gewartet wurde.


    "So geht das aber nicht! Bis die Legion hier ist, bin ich schon auf dem Weg nach Rom. Sie soll wennschon zurück zu ihrem Standort nach Mantua. Und die anderen drei sollen bleiben, wo sie sind. Wo kommen wir denn da hin, wenn plötzlich alle einfach nach Hause gehen?"


    Dem Caesar wird noch einmal klarer als es sowieso schon war, dass es nicht leicht sein wird, Kaiser zu sein.


    "Los, diese Anweisung muss sofort zu den Truppen."


    Mit einem Nicken mit zusammengepressten Lippen lässt sich der Caesar nach hinten sinken in eine angenehmere Liegepostion. Stumm starrt er in Richtung Decke.


    "Ich lasse ebenfalls Anweisung geben. Jede Reise muss mit einem Schritt beginnen und wenn ich daran, denke, was man Vater alles bereist hat, so ist der Weg von hier nach Rom geradezu lächerlich kurz. Aber ich muss noch mit meiner Frau darüber sprechen."


    Der Abend klingt aus und der nächste Tag vergeht in ungewöhnlicher Geschäftigkeit. Eilig werden Vorbereitungen getroffen und ein großer Reisewagen geeignet hergerichtet, um dem geschwächten Caesar die lange Reise so angehm wie möglich zu machen.


    Alle Nachrichten und alle Boten, die nur einen Tag später oder danach eintreffen, erreichen ihn schon nicht mehr und müssen ihm nachgesandt werden oder hinterher reisen. Die Route ist bekannt und auf jene wird auch Aelius Quarto geschickt, um seinem Bruder zu folgen.

    "Mögen deine Worte die Wahrheit sagen. Mein Vater war stark, ja, das war er. Stärker als ich. Ich muss weiter zusammenhalten, was er zusammengehalten hat."


    Der Caesar scheint immer noch nicht überzeugt zu sein, dass er sich dieser übermächtigen Aufgabe stellen kann und sie meistern wird.


    "Die ersten Briefe aus dem Osten und anderen Teilen des Reiches werden sicher bald eintreffen. Und dann die Nachrichten aus Rom selbst. Ich werde ihnen antworten müssen und ich werde ihnen sagen müssen, dass ich komme. Du wirst mich begleiten?"