Beiträge von DIVUS VALERIANUS

    Valerianus hatte jeodch erstaunlicherweise noch weitere Fragen vor seinem geistigen Auge.


    "Gibt es etwas, worauf in Zukunft vor Germania oder bei deinem Nachfolger geachtet werden muss?"


    Es verstand sich wohl von selbst, dass Vaslerianus dies nicht persönlich tun würde, aber die Beamten im Raum würden jeden relevanten Hinweis notieren und an die passenden Stellen weiterleiten.

    Valerianus hatte keinen direkten Bedarf für einen Senator und hätte dies kaum spontan und ohne Beratung entschieden. Die Zeit, die er zuletzt in Misenum für Regierungsgeschäfte genutzt hatte, drehte sich zudem vor allem um ritterliche Posten. Beim Senat vertraute er auf seinen Bruder und seinen Praefectus Urbi.


    "Rom ist beim Praefectus Urbi Salinator in besten Händen. Aber für einen engagierten Senator wird man immer einen Platz finden. Du wirst wissen, an wen du dich zu wenden hast."

    "Dann möchte ich damit auch zufrieden sein. Du hast dir eine Belohnung verdient."


    Dezent wanderten Dokumente von der Hand eines Beamten in die eines anderen, der sie später überreichen würde. Noch sprach aber Valerianus weiter.


    "Wie stellst du dir deinen weiteren Weg vor?"

    Mit leicht gesenktem Blick und ohne den ehemaligen Statthalter permanent anzusehen folgte Valerianus dem Bericht. Wie die Lage in Germania vor einigen Jahren war, war ihm nicht geläufig und einer seiner Beamten würde später beurteilen können, ob der Statthalter tatsächlich so viel Besserung gebracht hatte oder die Situation zu seinem eigenen Vorteil schlimmer darstellte. Valerianus hegte jedoch keine grundsätzlichen Zweifel an der Darstellung.


    "Dann hast du dein Amt wohl militärisch wie politisch erfolgreich ausgefüllt mit jenen, die dir zur Seite gestellt waren."


    Ein Beamter würde die Namen notieren, wenn sie von Belang waren. Gerade den der Duccia Venusia meinte Valerianus aber aus einem anderen Brief noch in Erinnerung zu haben.

    Valerianus hatte sich keine weiteren Gedanken darüber gemacht, ob er den ehemaligen Statthalter selber schon einmal gesehen hatte. Viele wichtige Positionen waren noch von seinem Adoptivvater besetzt worden, so dass es nicht verwunderlich war, die Männer nicht persönlich zu kennen.


    "Dann berichte mir, was du zu berichten hast."


    Ein passendes Sitzmöbel wurde von einem Diener bereitgestellt, damit der Bericht nicht im Stehen erfolgen musste.

    Am nächsten Tag war es dann tatsächlich so weit, dass der ehemalige Statthalter durch mehrere Räume und Flure geführt wurde, bis er das Arbeitszimmer des Kaisers erreichte, der hinter seinem Schreibtisch saß.


    "Ich grüße dich und danke dir für deine Mühe, extra nach Misenum zu reisen, um mir Bericht zu erstatten."

    Die Überwältigung, mit der die neue Vestalin reagierte war Valerianus nicht unbekannt und trotzdem beeindruckte ihn so etwas immer wieder. Aus seiner Zeit als Offizier kannte er Männer, die mit Begeisterung reagierten, aber seine religiösen Pflichten zeigten ihm andere Reaktionen, die er selten völlig richtig einordnen konnte.


    "Du darfst mich Vater nennen", lautete seine einfache Antwort.


    Dann wandte er sich wieder an die oberste aller Vestalinnen, die um die Erlaubnis zur baldigen Abreise bat. "Ich erlaube es und bitte sogar darum. Richte deinen Schwestern meine Grüße aus. Ich denke an euch in schließe den Gedanken an das heilige Herdfeuer in meine Gebete ein."

    Die oberste aller Vestalinnen fasste sich jedoch nur recht kurz und zog es vor, erst dem Pontifex Maximus zu antworten und danach nach einer sehr kurzen Erklärung des weiteren Vorgehens zu schweigen. Immerhin war es bei Weitem nicht ihre erste Captio und so fehlte ihr etwas die Muße, sich in lange Erklärungen zu ergehen. Zumal ihr ohnehin jede Begeisterung für die Extratour nach Misenum fehlte und jedes länger Gespräch nur die Rückkehr verzögert hätte. Dafür wandte sich dann der Pontifex Maximus direkt an die kommende Vestalin.


    "Sei gegrüßt. Schön, dass du dich für den Dienst im Haus der Vesta entschieden hast, nachdem die Göttin dir ein so eindeutiges Zeichen gesendet hatte."


    In der realtiven Enge des Raumes klang seine Stimme fester und kräftiger, als sie es bei Auftritten im Freien tat, aber gelöst wirkte er auch hier nicht. Ein kurzes Gebet sprach er nicht ohne Blick auf eine Vorlage, bevor er dann die Übernahme der Patria potestas zelebrierte.


    "Vesta, Göttin des Herdfeuers, Bewahrerin des Wohls unseres Staates. Dein Kult war uns heilig, schon bevor eine deiner Priesterinnen zur Mutter von Romulus und Remus wurde. Dein heiliges Feuer werden wir ewig hüten und dieser Pflicht gegen alle Widrigkeiten nachkommen. Daher verpflichte ich nun Claudia Romana für den 30jährigen Dienst im Kreise deiner Dienerinnen, entreiße sie ihrer Familie und stelle mich als ihr Pater Familias zur Verfügung. Sie wird in deinem Haus ihren neuen Platz finden."


    Er schritt auf sie zu, legte seine schwere Hand auf ihre Schulter und zog sie an sich. Einen Moment verharrte er schweigend. Jegliche Verabschiedung von der Familie hatte sich durch die Reise nach Misenum offensichtlich ohnehin schon erledigt, was die rituelle Entreißung noch weniger spektakulär machte als sie ohnehin schon war.

    Die Bescheidenheit, mit der der ehemalige Legatus den Standort für eine Weihung wählte, überraschte Valerianus.


    "Es ist deine Entscheidung, aber falls du deine Retter geehrt wissen möchtest, würde eine großzügige Weihung, die nicht nur deinen Namen nennt sondern auch den deiner Retter in Rom weit mehr Gewicht haben als eine in Tarraco."


    Die weiteren Ausführungen nahm er zur Kenntnis. Ein Beamter würde sie niederschreiben und den zuständigen Stellen mitteilen. Hätte man andere Pläne mit dem Rückkehrer gehabt, hätte man sie Valerianus vor der Audienz mitgeteilt.


    "Wähle deinen Weg, wie er dir sinnvoll erscheint. Ich werde dich rufen lassen, wenn das Heer dich wieder benötigt."

    Etwas später als die oberste aller Vestalinnen erschien auch der oberste aller römischen Priester. Valerianus ließ sich vonm einigen Beamten begleiten und war in einige Toga gekleidet, wie er sie für öffentliche Opfer zu tragen pflegte. Zwar hatte er in Rom auch einige Togen gehabt, die speziell nur für Zeremonien mit den Vestalinnen vorgesehen waren, aber diese hatte man nicht mit nach Misenum gebracht. Andererseits störte das aber praktisch gar nicht, denn eine Toge war nun einmal eine Toge und bedurfte keiner speziellen Vorschrift für die Begegnung mit den vestalischen Jungfrauen.


    "Seid gegrüßt. Virgo Vestalis Maxima, meine Tochter, ich danke dir, dass du hierher gekommen bist wie ich es gewünscht habe."


    Die respektvolle Begrüßung der obersten Vestalin war ihm wichtig, denn man hatte ihm zu verstehen gegeben, dass die Durchführung der Captio in Misenum statt in Rom nicht überall auf Zustimmung gestoßen war.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    "Germanicus Avarus ist mit meiner Cousine Lucilla, der Schwester des Decimus Meridius, verheiratet. Er steht unserer Gens durch diese Verbindung daher sehr nahe und vermutlich hat auch meine Cousine einiges dazu beigetragen, dass Avarus den Stein ins Rollen brachte und seinen Klienten für diese Befreiungsaktion gewinnen konnte."


    Livianus änderte leicht seine Sitzposition und sprach dann weiter.


    "Mein Kaiser. Ich hatte gehofft, du würdest diese Männer aufgrund ihrer heldenhaften Taten auszeichnen."


    "Familie ist ein hohes Gut und eine starke Gens macht vieles möglich. Starke Männer standen niemals alleine."


    Umso tragischer war es für Valerianus, dass er eine solche starke Gens nicht um sich wusste. Er war der Hoffnungsträger seines Vaters gewesen und wurde dieser Rolle nicht gerecht. Gedankenverloren starrte er an seinem Gast vorbei.


    "Auszeichnungen. Auch wenn sie keine Offiziere sind, sollten militärische Auszeichnungen möglich sein. Die Krone aus Eichenlaub für die Rettung deines Lebens. Wo werdet ihr einen Weihestein zum Dank an die Götter setzen?"

    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus
    Dann war dies dann wohl der Moment, auf welchen ich gewartet hatte, seit ich vom Tode meines Vaters erfahren hatte. Es war zwar nicht ganz der Rahmen, an welchen ich mich aus meinen Träumen erinnerte, aber es war dieser Moment. Der Kaiser hatte es ausgesprochen. Ich war nun Senator!


    Mein Kaiser, ich danke dir erneut! Ich werde dir auch als Senator weiterhin so gut zu dienen versuchen, wie ich dies als Offizier getan habe.


    Ich verzichtete darauf, den Kaiser darauf anzusprechen, ob er noch weitere Wünsche habe, oder ob ich mich so schnell als möglich in Rom zeigen sollte. Sicherlich würde er mir mitteilen, wenn er noch etwas hätte, oder wenn die Audienz hiermit beendet war.


    Valerianus wartete kurz ab, ob der neue Senator noch weiteres zu sagen hatte und nachdem dies nicht der Fall war und man ihm selber auch keine weiteren Informationen gegeben hatte, konnte er die Audienz hier beenden.


    "Mögen die Götter dich dabei unterstützen. Richte in Rom den Consuln meine Grüße aus."

    "Du hast sie auch stets zu meiner Zufriedenheit erfüllt", gelang Valerianus seinerseits eine einigermaßen passende Antwort.


    Dann behandelte er den nächsten Punkt, dem man ihm als Anliegen des ehemaligen Praefectus mitgeteilt hatte. "Außer dem Militär dientest du auch bereits dem Volk als Quaestor und Tribunus Plebis. So soll dir nun jener Status zu Teil werden, der sich daraus ergibt. Du gehörst nun zur Reihe der Senatoren. Die Consuln sind bereits darüber informiert."

    Valerianus quittierte die Meldung mit einem knappen nicken und winkte dann einen der Beamten heran.


    "Für deine langjährigen Dienste als Offizier überreiche ich dir eine Hasta Pura", verkündete er dann, ohne sich dazu von seinem Platz zu erheben. Die eigentliche Überreichung führte an seiner Stelle einer der Beamten durch.


    "Zusätzlich soll dieses großzügige Stück Land nun dein Eigentum sein." Der zweite Beamte überreichte eine Besitzurkunde, die Annaeus Florus als neuen Eigentümer von Ländereien aus bisher kaiserlichem Besitz auswies.

    "Dann erhebe dich dazu. Auch ein ehemaliger Soldat darf noch aufrecht stehen." Valerianus wollte damit nicht die Gepflogenheiten des Hofes außer Kraft setzen, aber auch wenn er schon lange nicht mehr selber eine Truppe kommandiert hatte, so sprach er mit militärischen Kommandeuren oder solche, die es einmal waren, lieber in aufrechter Gesprächsposition.


    "Du hast das Kommando also übergeben und bist nun bereit, die dir zustehenden Ehrungen zur Entlassung aus dem Dienst und die für deinen weiteren Weg entgegen zu nehmen?" vergewisserte er sich unter Rückgriff auf das, was man ihm wenige Augenblicke zuvor für diese Audienz mitgeteilt hatte.

    Zitat

    Original von Lucius Annaeus Florus
    Der Kaiser nahm sich viel Zeit. Das war eigentlich zu erwarten gewesen und daher hatte ich die Reisegruppe angewiesen, es sich bequem zu machen, draussen, an der Strasse. Ich selbst wartete geduldig.


    Schließlich war es soweit und nach einer Wartezeit, die in Stunden besser bemessen war als in kürzeren Maßen, wurde der ehemalige Praefectus der Classis durch weitere Räume geführt, bis er schließlich auf Valerianus traf.


    "Ein unerwarteter Besuch, Annaeus Florus", begrüßte dieser seinen Gast von dem Schreibtisch aus, an dem er hier in Misenum die wenigen Regierungsgeschäfte zu erledigen pflegte. Gleich zwei Beamte waren an seiner Seite, um ihm bei Bedarf zu assistieren.

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    Original von Marcus Decimus Livianus
    "Nun mein Kaiser. So wie ich das sehe und mit den Informationen, die ich jetzt im Nachhinein erfahren habe, waren es nicht die Parther die uns gestoppt haben, sondern wir haben den Feldzug aus eigenen Überlegungen heraus beendet. Wären die Feldherren nach dem tragischen Tod deines Vaters weitermarschiert, hätten wir die Parther meiner Einschätzung nach besiegt."


    Dann sprach der Kaiser die Befreiung an und auch hier versuchte Livianus möglichst detailliert über die Karawane, der Überfall angeführt von seinem Bruder Magnus und dem Eques Subdolus, der anschließenden Flucht vor den Verfolgern, der besonders freundlichen Aufnahme in Aegyptus und der Abschließenden Heimkehr nach Rom zu berichten. Es war eine lange Erzählung und auch wenn er den Kaiser keineswegs langweilen wollte, versuchte er die großteils aufregenden Wochen ausführlich wiederzugeben, bis er seine Erzählung mit lobenden Worten abschloss.


    "……… Ich muss gestehen mein Kaiser. Ohne die Hilfe und den Einsatz des Senators Germanicus Avarus, der hier von Rom aus vieles organisiert und auch finanziell unterstützt hat, so wie seinem Klienten Hadrianus Subdolus und meinem Bruder Decimus Magnus, die die Mission geleitet und meine Befreier beim erwähnten Überfall angeführt haben, wäre all das nicht möglich gewesen. Ich bin ihnen unendlich dankbar und stehe zutiefst in ihrer Schuld. Sie sind wahre Helden und ich hoffe, dass ich es ihnen irgendwie danken kann."


    Die einzige Spekulation zum Fortgang des Feldzugs, die Valerianus wirklich mochte war die, was passiert wäre, wenn sein Vater gar nicht gefallen wäre. Alles andere interessierte ihn nicht. Der Feldzug war beendet, sein Vater tot und er selber hatte nicht die Kraft, ihn neu zu beginnen. Also spekulierte er nicht über mögliche andere Ausgänge und kommentierte auch die Ausführungen des Senators nicht weiter.


    Stattdessen lauschte er dessen Worten über den Hergang der Befreiung. "Wie kam es dazu, dass gerade diese Männer dir zu Hilfe eilten? Sind es Freunde deines Bruders, der sie für deine Rettung gewinnen konnte?"

    Auch wenn Valerianus sich vorgenommen hatte, die Zeit in Misenum zur gesundheitlichen Erholung zu nutzen, kam er nicht völlig darum heurm, sich regelmäßig einigen Regierungsgeschäften, militärischen Belangen oder religiösen Angelegenheiten zu widmen. Der Besuch von Decimus Livianus war ein solcher Fall gewesen und Briefe aus Rom und weitere unangemeldete Besucher warten es ebenso.


    Aber Valerianus nahm sich Zeit und legte noch weniger Eile an den Tag, als er es schon in Rom getan hatte. Erst nachdem eine Sache erledigt war, ließ er sich über die nächste unterrichten und sich darüber informieren, was der ehemalige Praefectus Classis von ihm wünschte und was er ihm antworten sollte. Dann ließ er die Bediensteten kommen, die ihn passend einkleideten, den in Misenum trug er normalerweise bequeme Kleidung, die nicht für den öffentlichen Aufritt als Imperator geeignet war.

    "Die Parther scheinen nicht allzu klug zu sein. Es hätte ihnen doch wohl möglich sein können, jemanden aufzutreiben, der Latein spricht. Umso tragischer, dass sie mit so wenig Verstand dennoch den Feldzug stoppen konnten."


    Die Götter mussten wahrlich in großem Maße die Geschicke gelenkt haben, dessen war sich Valerianus nun sicher. Und auch seine Krankheit, die ihn daran hinderte, den Tod seines Adoptivvaters zu rächen, schien ihm nur ein Spiel der Götter zu sein.


    "Wie kam es schließlich zu deiner Befreiung?"

    Valerianus erschien die Schlußfolgerung nicht ganz logisch. Gerade wenn sonst keiner entführt wurde, sah es schon ziemlich gezielt aus.


    "Man hat also niemals versucht, Informationen aus dir heraus zu bekommen, die den weiteren Ablauf des Feldzuges betreffen?"


    Valerianus hatte die Parther bisher nicht für so dumm gehalten. Römische Truppen hätten zweifellos versucht, aus einem hochrangigen parthischen Gefangenen wichtige Informationen heraus zu bekommen.