Der Alte hatte wohl erkannt, dass es einfach besser war sie erst mal in Ruhe zu lassen. Nur zu gut konnte er sehen, dass sie mühsam ihre Gefühle unter Kontrolle hielt. 'Mädchen, das wirst du wohl oder übel noch lernen, auf die ein oder andere Weise, werden sie es dir schon bei bringen.' dachte der Alte bei sich, lies diese Worte aber unausgesprochen. So wie die Amazone heute drauf war, würde die ihm wohl an die Gurgel gehen, es wäre schade drum, wenn er sie deswegen halbtot prügeln lassen müsste, und das würde er... wenn sie ihn angreifen würde.
Er rief also die beiden Jungs, die Varia nur zu gut kannte zu sich, kurz wurde erklärt was zu tun war. Nichts was Varia nicht schon kannte. So hieß es also wieder den ganzen Tag Ausdauertraining. Heute war wieder der Hügellauf dran. Immer wieder mit dem Stamm auf den Schultern hoch und runter. Die beiden kleinen Sadisten hinter und vor ihr, hatten sichtlich Spaß dran sie zu Triezen. Was ihre Wut nicht gerade verkleinerte. Nur kurz waren die Pausen, die man ihr gönnte, selbst als die Sonnen schon hoch am Zenit stand durfte sich sich nur kurz im Schatten erholen.
Am späten Nachmittag gönnte der Alte ihr endlich eine längere Pause, in der er ihr dann auch erklärte, dass es zum Abschluss des Tages wieder einen Kampf geben würde, dieses Mal jedoch sollte sie Waffen benutzen.
Varia wählte also das Kurzschwert und ein Schild und stellte sich auf dem Platz. Ein schon etwas betagter Gladiator baute sich ihr gegenüber auf, man nickte sich kurz zu.
In seine Augen konnte sie wohl eher Belustigung erkennen, er dachte wohl wie so viele, dass sie nur eine dieser Möchtegernamazonen war.
Aus den Augenwinkeln heraus sah sie auch die beiden Jungs, die mit Weidenruten bewaffnet, in unmittelbarer Nähe Stellung bezogen.
Varia konzertierte sich jedoch erst mal auf ihren unmittelbaren Gegner.
Schon nach den ersten Schlägen, war klar, das der Kämpfer sehr viel Erfahrung im Kampf hatte. Sie würde sich also in Acht nehmen müssen.
Es wurde ein heftiger Schlagabtausch, in deren Verlauf sie den ein oder andere Treffer setzen konnte, aber auch etliche einstecken musste. Immer wieder trafen sie auch die Weidenruten der Jungs.
Als es ihr gelang den Gladiator mit einem kräftigen Hieb kurzzeitig außer Gefecht zu setzen, drehte sie sich blitzschnell um und nun bekamen die Jungs das, was sie in Varias Augen sich in den letzten Tagen redlich verdient hatte. Hatte sie in der letzten Woche noch Zurückhaltung gezeigt, so war es hier und heute damit vorbei. Der eine bekam kräftig den Griff des Schwertes mitten in Gesicht, der andere wurde mit dem Schild so getroffen, dass er ausgestreckt auf dem Platz liegen blieb. Hier und heute würde die beiden wohl keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen.
So konnte sie sich nun ganz auf den Gladiator konzentrieren. Dieser hatte sich wieder hochgerappelt und der „Tanz“ der Beiden begann von vor. Die Waffen prallten aufeinander, das ein oder andere Mal fanden sie jedoch ihr Ziel. Jeder der beiden Kämpfer teilte aus und steckte ein. Sie schenkten sich nichts. Auch wenn Varia schon einen Tag des Trainings hinter sich hatte, kam ihr ihre Jugend, ihre Beweglichkeit und Schnelligkeit zu gute, so war sie es, die am Ende den Sieg erringen konnte.
Nur kurz ruhte ihr Holzschwert an der Kehle des Gladiators, bevor sie ihm die Hand reichte um ihn aufzuhelfen.
Nun lag wohl eher Bewunderung in seinem Blick, von der anfänglichen Belustigung war nichts mehr geblieben. Er hatte sie wohl eindeutig unterschätzt, und als er das für sich erkannt hatte war es zu spät. Er nickte ihr kurz zu und brummte etwas was klang wie. „Guter Kampf Mädchen.“ und trabte dann davon.
Der Alte blickte sie wohl eher nachdenklich an. „Wir sehen uns morgen.“ sagte er noch und verschwand, dann auch im Inneren der Schule.
Von den beiden Jungs erntete sie noch böse Blicke, nun war sie es die eine belustigten Blick aufsetzte. Ja sie hatte in den Beiden wohl keine neuen Freunde, aber sie hatte endlich die Genugtuung es ihnen einmal heimgezahlt zu haben. Sicher würden sie Varia in den nächsten Tagen wohl noch mehr ran nehmen, aber das war es wert gewesen.
So war Varia also mehr oder weniger gut gelaunt, als sie von Atermas abgeholt wurde. Ein heißes Bad, etwas Salbe hier und da, ein Gutes Essen und ausreichend Schlaf, würde sie für diesen Tag entschädigen.
So ging es dann auch die nächsten Tage weiter. Ausdauer und Krafttraining wechselten sich ab.
Natürlich hatte sie recht behalten, wenn die beiden Sadisten wussten, dass sie sich nicht wehren konnte, schlugen sie fester zu. Sie ließen sich auch die ein oder andere Gemeinheit einfallen.
Varia selbst zahlte es ihnen dann zurück, wenn sie die Gelegenheit dazu bekam, so rannte der ein inzwischen mit einem schön schillernden Veilchen herum. Sie ließ es sich auch nicht nehmen, die beiden zu verspotten. Ob es nun die Frage war, wie es sich anfühlte von einer Frau verprügelt zu werden oder das sie wohl niemals gute Kämpfer werden würden. Ja man konnte sagen, dass Varia die beiden von oben herab behandelte.
Der Einzige dem sie noch ein wenig Respekt entgegen brachte war der alternde Gladiator, der nun zum Abschluss jeden Tages ihr Gegner war.
Zwischen den Beiden war es ein Geben und ein Nehmen, mal gewann der eine mal der andere.
Den Fehler des ersten Tages, wo er Varia unterschätzt hatte, machte er kein zweites Mal, so konnte er sie auch besiegen.
Varia für ihren Teil lernte schnell, wusste bald wie er kämpfte, schaute sie seine Bewegungen und seine Technik genau an, so das es ihr auch wieder gelang die Oberhand zu bekommen.
Den Alten, ignoriere Varia inzwischen mehr oder weniger. Stumm und fast schon teilnahmslos setzte sie um was er ihr sagte, aber ansonsten hatte sie jegliche Kommunikation zu ihm eingestellt.
….
Am letzten Tag wurde sie von dem Alten begrüßt.
„Heute Mädchen sehen wir uns das letzte Mal. Dein Dominus will dich ja nicht in die Arena schicken … ein Verschwendung wenn du mich fragst... somit ist heute also dein letzter Tag. Ich will, dass du also heute nochmal alles gibst.“
So wurde sie also erst zu den Pfählen geschickt, wo sie nochmal mit allen Waffen trainieren musste. Danach stand Lauftraining an und zum Abschluss Krafttraining, das volle Programm also.
Varia enttäuschte ihn nicht und gab alles. Inzwischen war sie auch mit den vorher unbekannten Waffen recht gut im Umgang. Selbst das große Schwert führte sie inzwischen mit einer gehörigen Portion Selbstsicherheit.
Im Laufes des Tages konnte man erkennen, dass sie sowohl an Ausdauer wie auch an Kraft zugelegt hatte.
Der Alte war sichtlich zufrieden mit „seiner“ Arbeit.
Als sich der Tag den Ende neigte und Varia gerade ihre Pause in einem schattig Plätzchen genoss, kam er zu ihr.
„Du bist deutlich besser geworden, wenn wir doch nur mehr Zeit hätten... Aber das ist ja leider nicht zu ändern. Also Mädchen heute steht noch ein Kampf für dich an. Folge mir!“
Der Alte schufte vorweg in Richtung der aufgebauten Arena.
Man gab ihr ein Kurzschwert, nein keines aus Holz, ein echtes. Es war zwar stumpf, dennoch würde es wohl die ein oder andere Wunde schlagen, sollte die Klinge ihr Ziel finde.
Es lag deutlich leichter in der Hand als das Gegenstück aus Holz, mit welchem sie in den letzten tagen gekämpft hatte.
Varia bekam noch ein Schild und eine Lederne Rüstung verpasst. Ok diese Rüstung entsprach wohl eher dem, was man sich in Rom unter einer Amazone vorstellte. Allzu viel Schutz bot sie nicht, aber es war besser als Nichts, denn Varia war klar, das wenn sie eine echte Waffe bekam, dann würde man ihren Gegner wohl kaum mit Holz kämpfen lassen.
So stand sie nun in mitten der Arena, als ZWEI! Recht junge Männer auf sie zu kamen.
Sie blickte zu dem Alten. 2? Hatte er den Verstand verloren?
Er deutete ihren Blick richtig.
„Sie stehen noch am Anfang ihrer Ausbildung, also lass sie heil.“
Die beiden sahen eher schmierig aus. Ihre Blicke waren falsch und geringschätzig Varia gegenüber.
Kein Gruß in Varias Richtung kam von ihnen.
„Das Weibsstück? Ist das dein Ernst? Wir können doch nicht gegen ein Weib...!“ maulten sie in Richtung des Alten.
„Ihr haltet eure Klappe und macht was ich euch sage!“ donnerte nun die Stimme des Alten ungewöhnlich Laut über den Platz. „Und jetzt kämpft.“
Die Kämpfer umkreisten einander... bis die beiden sich schließlich auf Varia stürzten.
Ihr gelang es die Attacke abzuwehren, was die beiden sichtlich aus ihrem Konzept brachte. Unerfahren, wie der Alte gesagt hatte. So war es nun Varia, die die Richtung des Kampfes vorgab, sie drängte die beiden in die Defensive, spielte fast schon mit ihnen. Es machte ihr sichtlich Spaß.
Was man von den beiden nicht behaupten konnte, erst waren sie überrascht, dann wütenden, inzwischen konnte man den blanken Hass in ihren Augen lesen.....