Sie öffnete ihre Augen und sah ihn mit einem müden Lächeln an.
„Meinen Beinen geht es gut.“ Entgegen ihrer Worte, kam sie seinem Vorschlag aber dennoch nach und setzte sich auf den Rand des Beckens.
Immer noch hielt sie die Dose mit der Salbe in der Hand und drehte sie hin und her. „Ich weiß nicht ob ich was runter bekomme.“ sagte sie schließlich ohne ihren Blick von der in ihrer Hand kreisenden Dose zu nehmen.
Beiträge von Varia
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Varia bekam nichts um sich herum mit. Erst als Atermas direkt vor ihr stand und sie ansprach, registriere sie seine Anwesenheit. Sie brauchte noch einen Moment um sich zu sammeln, schließlich erhob sie sich. Auch wenn sie sichtlich bemüht war, konnte man ihr dennoch ansehen, das sie wohl ziemliche Schmerzen hatte.
Sie stand also wieder, hielt Atermas die Hände entgegen und schloss dann ihre Augen.
„Essen, ich weiß nicht ob ich..“ Varia brach mitten im Satz ab. „Wir werden sehen.“ sagte sie schließlich. -
Es war wohl Varias Müdigkeit zuzurechnen, dass sie alles gerade über sich ergehen ließ. Selbst das Einreiben mit dem Öl. Sie fand zwar, dass sie jetzt glänzte wie eine Speckschwarte, obwohl das Öl ihrer Haut einen schönen bronzefarbenen Schimmer verlieh. Sie zuckte nur mit den Achseln, wenn es so sein sollte, dann war es eben so.
Varia erhob sich nach dem einölen wieder, die Dose mit der Salbe hielt sie in der Hand und wartete auf Atermas. Das Einreiben der offenen Stellen würde keinen Sinn machen, so lang sie das Eisen noch trug. Sie schnupperte an der Salbe um herauszufinden, welche Kräuter enthalten waren. Sie traute Shani zwar nicht wirklich zu, dass sie sie vergiften wollte, aber sicher war eben sicher.
Varia konnte nicht so recht deuten, was drin war, also würde sie Shani erst mal fragen was sie da rein gemixt hatte, bevor sie die Salbe auftragen würde.Varia versuchte eine bequeme Stellung zu finden, das die Muskeln entspannende warme Bad, das Eigengewicht der Ketten und die fehlende stützende Wirkung ihrer Rüstungen, machten die Schmerzen die ihre rechte Seite ausstrahle unerträglich.
Sie versuchte sie zu konzentrieren, aber die Reizüberflutung der letzten Tage und vor allem des heutigen machten das schier unmöglich. Sie ging in die Knie, wobei sie einen Fuß aufgesetzt ließ, damit sie ihre Arme auf dem Bein ablegen konnte um so das Gewicht der Kette abzufangen. Ihr Kopf ruhte auf ihren Händen, die Augen geschlossen, tief ein und ausatmend kniete sie nun im Balneum.
'Konzentriere dich, konzentriere dich... konzentriere auf deinen Atem... so vergeht der Schmerz.' hörte sie im Geiste die Worte ihrer Ausbilderin. Ihr Atmen wurde ganz langsam ruhiger.... -
Nur andeutungsweise nickte Varia, bevor sie kurz mit dem Kopf unter Wasser verschwand, damit ihre Haare auch nass wurden.
Shani tat ihr Möglichstes um sie trotz der Fesseln einigermaßen sauber zu bekommen. Die ganze Zeit jedoch ruhten Varias Augen wie eine stumme Anklage auf der Nubierin.
Auch als die Schwarze ihre Rüstung aufnahm kam kein Wort des Protestes über ihren Lippen, nur in ihren Augen konnte man erkennen, wie wütend sie darüber war.
Varia genoss die Momente,die sie nun für sich allein hatte. Seit Monaten hatte sie dies nicht mehr gehabt. Sie schloss die Augen und vergaß für einen Moment wo sie war. Eine unbedachte Bewegung und der Schmerz durchfuhr sie. Schlagartig war ihr wieder bewusst, wo sie war.
So gut es eben ging, tastet sie ihre rechte Seite ab. „Verdammter...“ wollte sie gerade los fluchen, als Shani das Balneum wieder betrat. Sofort verschloss Varia wieder ihre Lippen und setzte ihren starren Blick wieder auf.
Das Handtuch auf dem Rand und die gehaltene Tunika zeigten es nur zu deutlich an, das Bad war eindeutig beendet. Fast könnte man meinen, dass ein Ausdruck des Bedauerns in ihren Augen lag, als Varia sich langsam aus dem Wasser erhob. So wie sie schon allein in das Becken gekommen war, stieg sie auch wieder heraus, sie setzte sich auf dem Rand, schwang die Beine über diesen und erhob sich, so dass sie unmittelbar vor Shani zum Stehen kam. Fast schon belustigt betrachtete sie nun die Tunika, nicht nur das die bestimmt viel zu klein war, nein Varia fragte sie, wie sie das Teil wohl anziehen sollte, schließlich trug sie immer noch die Eisenteile.
Varia lauschte Shanis Worten.
Ruhig bleiben? Varia schaute etwas verständnislos.
Sie war doch die ganze Zeit ruhig geblieben, keiner der hier im Haus hatte sie schon mal erlebt, wenn sie mal nicht ruhig war.
Varia konnte ganz anders, wenn sie wirklich aus der Haut fuhr, sollte man lieber nicht in der Nähe sein.
Varia nickte also mal wieder nur. Was sollte sie auch sagen...
Wunden versorgen, Varia sah sich um... „Ich werde einen festen Wickel für meine Rippen brauchen.“ sagte sie schließlich, als sie nichts in diese Richtung entdecken konnte.
Schon stand sie wieder stumm da und wartete das mal wieder Atermas kommen würde. Der würde also schon wieder vor ihr knien, das wiederum brachte Varia, wenn auch nur kurz zum schmunzelt. -
Sie bewegte sich nicht, nur ihre Augen, verfolgten jede Bewegung der schwarzen Frau.
Varia ließ es geschehen, ohne ein Wort, ohne auch nur ein Anzeichen davon zu zeigen was in ihr vorging oder ob sie Schmerzen hatte oder nicht.
Ihre Augen wirkenden leer, gerade so, als wäre ihr Körper nur eine leere Hülle. Lange dauerte es, bis Varia sich zu einer emotionslosen Antwort durchrang. „Sie hatten sich wohl gedacht, eine lebende Amazone, ist ein lohnendes Geschäft.“ Varia hatte schon öfter darüber nachgedacht, ob man ihnen die Falle nur aus diesem Grund gestellt hatte. Wieder einmal hing sie diesem Gedanken nach und so breitete sich wieder Stillen aus. Urplötzlich fragte sie dann. „Die Haare auch?“ Varia wollte das ganze hier nur noch hinter sich bringen. Die Tatsache, dass Shani eine Frau war machte die ganze groteske Situation einigermaßen erträglich.
Varia war außerdem zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftig, als das sie noch die Willenskraft für längere Diskussionen aufgebracht hätte. -
Auf die Frage hin nickte Varia und ging langsam, unter dem Klirren der Ketten, zurück zu dem Becken. Von einem angenehmen, entspannen Bad konnte jetzt wohl nicht mehr die Rede sein. Die Ketten an sich wogen nicht mehr als ihre Ausrüstung, die sie sonst trug, von daher war das Gewicht nicht das Problem, nur ihre Bewegungsfreiheit war etwas eingeschränkt.
Varia setzte sich also nachdem sie bei der Wanne angekommen war, auf deren Rand. Da sie davon ausging, Das Shani sie waschen wollte, hob sie ihre Beine an, schwang sie trotz der Ketten, relativ leicht über den Rand und tauchte ihre Beine in das Wasser. Nach nicht allzu kurzer Zeit folgt ihr restlicher Körper ihren Beinen in das Wasser, so dass sie in dem Becken zum Sitzen kam.
Keinen Moment jedoch nahm sie ihren Blick von der schwarzen Frau. -
Varia registrierte wohl das Atermas erstaunlich schnell den Raum betrat, sie sah seinen kurzaufblitzenden traurigen Blick, sowie die Ketten in seiner Hand.
So wie schon zuvor, als er ihr die Ketten abgenommen hatte blieb sie nun, da er sie ihr wieder anlegte still stehen, schließ hatte sie es ihm geschworen, dass er ihr die Ketten jederzeit wieder anlege durfte.
Erst als er von ihr zurückgetreten war, senkte sie ihre Arme und verlagerte ihr Gewicht etwas mehr auf die Linke Seite, denn jetzt da sie ihren Brustpanzer nicht trug und somit auch seine stützende Wirkung fehlte, schmerzte ihre verletzten Rippen umso mehr. Sie hatte von ihren Mädels immer Härte verlangt und war mit gutem Beispiel vorangegangen. Schmerzen, waren also nichts Neues für sie. Sie wusste, wie man diese erfolgreich verdrängen konnte, deshalb konnte man in ihrer Mine nichts erkennen. Varia hatte sich nun wieder ganz unter Kontrolle, sie hatte hier und heute mehr als genug von sich preisgegeben, dies würde ihr nicht noch einmal passieren.
Ihr scheinbar leerer, kalter Blick ruhte auch weiterhin auf der Schwarzen. -
Varia stand ungerührt von ihren erneuten Worten vor ihr. Sie hatte weder Lust noch Interesse daran nochmals ihre Beweggründe darzulegen. Sie hatte sich bisher doch mehr oder weniger gefügt. Aber was zu weit ging, ging zu weit. Wie sollte sie einer Sklavin auch begreiflich machen, was die Rüstung für einen Krieger oder eine Kriegerin bedeutete, dass diese sozusagen ihre Lebensversicherung war, die gehegt und gepflegt wurde, wie ein treuer Begleiter.
Varia wäre durchaus in der Lage mit den entsprechenden Materialien sich einen neue herzustellen, doch hier ging es ums Prinzip um ihre Überzeugung.
Seit Monaten kannte sie nichts anderes als die Fesseln und Schläge, doch auch diese Behandlung war nicht dazu geeignet gewesen, sie zu brechen, ihr Wesen zu ändern. Sie konnte nicht einfach über ihren Schatten springen, so vernünftig die Argumente auch klingen mochten.
Was sollte sie mit ihrer Freiheit, die die jungen Frau ihr für irgendwann, in Aussicht stellte auch anfangen? Sie würde dann nicht mehr zurück können, nicht wenn sie alles verraten hatte, wofür sie und ihr Volk standen.
„Freiheit ist auch die Freiheit des Geistes und des Willens.“ Sagte sie mit ruhiger ungerührter Stimme. Sie blieb wie sie war und wartet auf den gerufenen Atermas. Lieber würde sie wieder die Ketten tragen, als sich dem allen hier zu ergeben… -
Nicht mehr zu gebrauchen? Die kleine Frau da wusste nicht wovon sie sprach. Was dann folgte war ein Schwall endloser Worte, die nichts Anderes sagten, als dass was sie anderen schon erfolglos versucht hatten ihr begreiflich zu machen.
Varia war sich durchaus darüber im Klaren, dass hier die meisten wohl vorher Freie waren. Was sie aber nicht nachvollziehen konnte, war, wie sie sich den Römern hatten so ergeben können, dass sie sie als gottähnlich betrachten und sich ihnen bedingungslos ergaben.
Varia hatte sich bisher nie viele Gedanken um Sklaven gemacht. Sie waren einfach nur da. Ihre Gefühle und Gedanken hatten sie nie sonderlich interessiert.
Angehen? Sie hatte die Kleine doch gerade mal, für Varias Begriffe sogar noch sanft, angefasst. Wenn die wüsste…
Sie wollte ihr also die Fesseln…? Varia ging wieder auf die junge Frau zu. Ihre Augen ruhten mit einem kalten Blick auf der schwarzen Frau, die sich scheinbar für was Besseres hielt.
Eine Armlänge vor ihr blieb sie stehen. Sie streckte ihre Arme mit überkreuzten Handgelenken der Frau entgegen.
„Dann tut das jetzt, was du denkst zu tun müssen.“ So kalt wie ihre Augen war auch der Ausdruck ihrer Stimme. -
Äußerlich wirkte Varia ruhig, einzig an ihren Augen konnte man erkennen, dass sie weder ruhig noch gerade friedlich gestimmt war. Einzig das sie Atermas geschworen hatte keinen in diesem Haus anzugreifen, hielt sie gerade davon am, die Sklavin hier vor sich durch die Gegend zu schleudern.
Varia war es verdammt noch mal egal was ihr ihr Dominus gesagt hatte. Ihre Rüstung fasste keiner an.
„Dein Dominus, ist der, von allen hier so gelobte, Varus nehme ich mal an. Er war es doch der mich auf dem Mark gefragt hat ob ich noch mehr besitze.“ Varias Stimme war leise, gefährlich leise.
Sie hatte wohl bemerkt, dass diese Sklavin hier scheinbar höhergestellt war als die anderen, aber Respekt musste man sich bei Varia erst verdienen, den bekam man nicht geschenkt, und nur auf Grund seiner Stellung schon gar nicht.
Sie legte ihre Rüstung auf dem Rand des Beckens ab, zu dem sie inzwischen wieder gegangen war. Sie musste Abstand zwischen sich und die Frau bringen, um ihr nicht an die Gurgel zu gehen.
„Also hör mir zu, ich sage dass jetzt nur einmal. Dies hier…“ sie zeigte auf ihre Rüstung. „… sind keine normalen Sachen. Dies ist eine nur für mich angefertigte Lederrüstung.“ Dass sie die zum größten Teil selbst hergestellt hatte tat hier nichts zur Sache. „Es ist mir also egal was dein Domins gesagt hat, sie wird nicht entsorgt.“ Sie griff sich an den Kopf und strich sich über die Stirn, bevor sie weiter sprach. „Ich weiß, dass sie gerade nicht im besten Zustand ist.“
Varia stand der Sinn eigentlich gerade nicht nach Diskussionen, weshalb sie wohl gerade entgegen ihrer sonstigen Natur nicht auf Krawall gebürstet war, sondern sogar einen Kompromiss vorschlug.
„Ich zieh gern neue Sachen an, aber du lässt mich diese…“ sie zeigte auf das Bündel, welches ihre Sachen waren. „… reinigen, dann sieht sie auch wieder aus wie neu.“
Fals das nicht zog, schob Varia noch ein Argument hinterher. „Ich weiß ja nicht was ich für diesen Commodus machen soll, aber vielleicht brauch ich ja diese Rüstung noch. Und ich glaube kaum, dass dein Dominus eine Vorstellung hat, was so was kostet. Diese Sachen werden Maßangefertigt und haben ihren entsprechenden Preis. Ich denke, dass hat dein Dominus nicht bedacht, als er dir die Anweisung gab.“
Ob die Frau nun ihren Argumenten folgte oder weiter blind ihrem Dominus ergeben war würde sich zeigen.
„Und was meine Wunden angeht, ich werde sie selbst versorgen. Dein Dominus hat sicher gesagt, du sollst sie versorgen, was aber nicht heißt, dass du selber Hand anlegen musst. Versorgen würde in meinem Fall schon ausreichen, wenn du mir die entsprechenden Kräuter zu Verfügung stellst.“
Varia atmete noch einmal tief durch. „Versteh mich bitte nicht falsch, ich will deine Fähigkeiten nicht in Frage stellen, aber in dieser Beziehung vertraue ich lieber auf mein eigenes Wissen, mein Gelerntes. Die Wunden sind nicht sonderlich tief, noch lebensbedrohlich, also nicht womit du dich Belasten müsstest und ich nicht leben kann. Ich habe schon schlimmeres überstanden.“
Ihre Stimme war ruhig und ohne Emotionen. Sie wirkte vollkommen ruhig auch ihre Augen waren inzwischen leer, Mann konnte nicht mehr erkennen, wie es in ihr aussah. Einzig daran, das ihr Körper angespannt war und so ihre Muskeln noch mehr hervortraten, zeigte wie es in ihr aussah.
„Und ein gutes Leben, dass habe ich heute schon mehrfach gehört. Auch die Anderen wurden nicht müde, mir immer wieder die Vorzüge dieses Hauses zu erklären. Auch wenn ich in nicht so viel Luxus gelebt habe, meist sogar unter freiem Himmel oder in einem Zelt geschlafen habe, viel Zeit auf Schlachtfeldern verbracht habe, so hatte ich doch ein gutes Leben.“
Varia stand neben dem Becken mit dem warmen Wasser, wäre ja auch zu schön gewesen, sie seufzte innerlich, denn sie glaubte nicht mehr an ein entspannendes Bad. -
Schneller als man vermutet hätte war Varia aus dem Wasser.
"HALT!"
Mit ein paar wenigen schnellen Schritten war sie bei der Frau und packte sie kräftig am Arm
„Kannst du mir mal verraten, wo du mit meiner Rüstung hin willst?“
Varias Augen funkelten gefährlich und böse. Niemand faste ihre Rüstung an, niemand. Aus ihr sprach ganz die Kriegerin.
Sie nahm ihre Sachen also wieder an sich. „Um meine Sachen kümmere ich mich selbst. Und wenn es recht ist um meine Wunden auch. Wenn du die Kräuter nicht hast, es geht auch ohne.“
Varia hatte gerade bemerkt, dass sie sich von den anderen hat beeinflussen lassen, aber sie traute hier keinem wirklich, also würde sie es doch keiner Fremden überlassen, ihre Wunden zu versorgen, wer weiß was die mit ihr veranstaltete.
Sie war sich gerade nicht mal mehr sicher, ob sie das angebotene Essen noch wollte, wer weiß was da drin war. -
Varia zuckte mit den Achseln. „Esther, deine Worte klingen vernünftig. Dennoch sind wir gänzlich verschieden. Ich wurde in frühester Kindheit auserwählt zu kämpfen, ich wurde dazu erzogen. Und Esther ich bin nie davon ausgegangen, dass ich alt werde. Viele meiner Kameradinnen sind schon gefallen, ich hatte bisher nur Glück. Verstehst du, Tod ist für mich nicht schlimmes, er ist mein täglicher Begleiter.“ Erst jetzt fiel Varia auf, dass sie den Bauern… Varus ständig über den grünen Klee lobte. „Dein Varus, mag ein guter Herr zu dir sein, aber so wie ich es verstanden habe soll ich einem gewissen Commodus dienen.“
Varia winkte ab. „Lassen wir es für heute gut sein. Der Tag.. die letzten Wochen, waren nicht die Besten meines bisherigen Lebens. Ich bin einfach nur müde. Sag deiner Schwester. Ich mag gern Fleisch, und frisches Obst und wenn sie hat was Süßes. Und vor allem sag ihr, sie muss wirklich keine Angst vor mir haben, ich greife niemanden an, der mir keinen Grund dazu liefert.“
Wie aus dem Nichts tauchte eine weitere frau auf. Varia schallte sich innerlich, wo war ihre Aufmerksamkeit hin. So was konnte böse enden, wenn man sich nicht vorsah und seine Sinne nicht beisammen hatte.
„Ah du bist also die Kräuterfrau? Ich bin Varia.“ Varia nickte ihr zu. „Esther sagte wir müssen warten, bis das Wasser warm genug ist.“ Varia schaute zu Esther, diese nickte, ließ weitere Wasser in das Becken und geschmeidig glitt Varia in das Becken mit dem nun wirklich warmen Wasser. „Sag Shani, hast du Johanniskraut oder Lavendel? Ich würde damit gern meine Wunden versorgen." Damit meinte Varia natürlich die von den Fesseln wundgescheuerten Gelenke. -
Varia hob den Kopf und schüttelte diesen heftig, dann wischte sie sich die Tränen weg. Vielleicht konnte diese Frau es zum Teil nachvollziehen, wie sie sich fühlte, aber sie würde es wahrscheinlich auch nicht verstehen, dennoch versuchte sie es nochmal mit einer Erklärung.
„Ich wäre lieber tot als hier, der Tod wäre eine Erlösung. Ich .. ich … ich kann das einfach nicht. Esther, dass alles hier…“ sie machte eine ausladende Bewegung. „… ist nicht meine Welt. Ich kann nichts anderes als kämpfen und töten.“ Varia erhob sich wieder. „Meine Göttin, ist ein Frau, unsere Königin ist eine Frau… meinen Vater kenne ich nicht, so wie jede von uns, denn Männer sind nicht von Bedeutung. So bin ich aufgewachsen so wurde ich erzogen. Sag mir, wie könnte ich einem Mann bedingungslos gehorchen, ohne innerlich zu sterben, ohne mich selbst aufzugeben?“
Varia setzte sich auf den Rand des Beckens und spielte mit der Hand im Wasser. Sie erwartete nicht, dass man sie verstand, diesen Kampf würde sie allein austragen müssen, allein mit sich obwohl sie nicht glaubte diesen zu gewinnen, denn wie sie es auch drehte und wendete, sie kam immer zu dem Schluss, dass der Tod wohl die Beste aller Lösungen war. „Lassen wir Hannah doch freie Hand. Ich würde galt töten für ein gutes Essen.“ Sagte sie mit einem Augenzwinkern. -
„Es war ein Ritt auf Messers Schneide, ob ich es überlebe oder nicht. Aber die Göttin hatte wohl entschieden, dass meine Zeit noch nicht gekommen war. Unsere Heilerinnen sind tatsächlich sehr gut. Sie bringen uns das nötigste bei, damit wir uns im Falle eines Falles auch selbst helfen können.“
Varia lachte plötzlich. „Eiskalt? Nein wirklich nicht. Du hast noch nie in einem Bergsee gebadet oder? Die sind wirklich eiskalt, dagegen ist das hier warmes Wasser.“
Ohne zu zögern nahm sie die Hand und ließ sich aus der Wanne helfen. Dankbar lächelte sie Esther an.
Varia staunte nicht schlecht, warmes Wasser aus der Wand? Nein so was hatte sie noch nie gesehen. Sie kannte zwar auch warme Bäder, aber da wurde das Wasser mit Eimern gebracht. Unter ihren Füßen wurde der Boden warm. Ungläubig schaute sie nach unten, bückte sich und fühlte mit der Hand die Fliesen. Tatsächlich sie waren warm. Fragend schaute sie Esther an. „Ihr macht den Boden warm? Nein nein, mir ist nicht kalt. Ich setz mich einfach hier hin.“ Sprach‘s und nahm auf dem Fußboden Platz. Wirklich angenehm warm hier. „Esther, Atermas hat doch gesagt ich könnte was zu essen bekommen. Etwas frisches Brot und Wasser, würde mir schon eichen.“ Zwar hatte der Mann gesagt, sie könnte haben was sie wollte, aber irgendwie konnte sie sich das nicht vorstellen. Seit Wochen hatte sie wenn überhaupt nur übelriechende Reste bekommen, sie wäre jetzt wirklich für ein frisches Stück Brot schon dankbar. Gern hätte sie wohl auch einen Wein getrunken, aber sie ging davon aus, dass es für Sklaven so was nicht gab. Sklavin, allein der Gedanke ließ sie erschaudern. Sie schlang ihre Arme um ihre Beine, legte den Kopf auf ihre Knie und ließ ihre Gedanken schweifen.
Wie konnte es nur soweit kommen? Atermas hatte gesagt sie hätte sich lebendig gefangen nehmen lassen, wenn sie es hätte beeinflussen können, dann wäre sie denen bestimmt nicht lebendig in die Hände geraten. Aber sie war nun mal keine Göttin, und gegen ein Dutzend Männer hatte auch sie keine Chance. Zwar war es nicht einfach gewesen, sie gefangen zu nehmen, aber letztendlich waren es einfach zu viele….sie sah die Bilder erneut, Bilder die sie wie so viele andere wohl ihr ganzes Leben verfolgen würden.
Varia war so in Gedanken versunken, dass sie nicht einmal merkte, wie ihr Tränen über das Gesicht liefen, die letzten Tage und Wochen hatte zu sehr an ihren Nerven gezerrt... -
Varia hatte zwar mitbekommen, wie die Frau auf ihre alte Verletzung reagiert hat, war dies doch zunächst übergangen. Sie genoss das Wasser noch nie hatte sie in einer derart großen Wanne gebadet, natürlich schon in der einen oder anderen See, aber die waren ja nicht in einem Haus.
„So was passiert auf dem Schlachtfeld. Es war ein Schwert. Ich war unaufmerksam… zu jung und unerfahren. Es ist vor 3 Sommer passiert.“
Nach ihrer erneuten Frage blickte Varia erstaunt?
„Wieso sollte mir kalt sein? Das Wasser hat doch eine angenehme Temperatur. Und wie erst zum Schluss? Was kommt denn davor?“ Varia bemerkte gerade, dass sie über Römer nicht viel wusste. Die einzigen Römer, die sie bisher kannte, waren Soldaten gewesen. Wie sie kämpften wusste sie, aber über ihre Kultur so gänzlich gar nichts. -
Im Balneum schaute Varia sich um hier gab es einige weiße Bänke, ein farbenfrohes Mosaik zierte eine der großen Wände von Vier Säulen eingerahmt war in der Mitte des Raumes ein Becken mit etwa hüfthohem Wasser. Einige grüne Pflanzen dienten zur weiteren Umrandung des Beckens.
Etwas weiter hinten, war eine kleine Nische, in der sich ein Eimer befand. Dies schien dazu zu dienen, sich nach dem Bade abzuspülen.
Esther stand immer noch da und lächelte freundlich und nickte ihr aufmunternd zu.
Varia löste vorsichtig die Verschnürungen, die sich jeweils rechts und links an der Seite befanden, und dem Brustpanzer somit einen guten Sitz verliehen. Zum Schluss öffnete sie die Lederriemen auf der rechten Seite, so dass sie die Rüstung ablegen konnte. Wie nicht anders zu erwarten, erstrahlte ihr Rücken in allen möglichen Farben. Varia jedoch schenkte dem keine weitere Beachtung. Sie widmete sich ihrem Rock, der nach nur wenigen Handgriffen abgelegt war.
Nun nachdem das ganze Gerödel von ihr herunter war, konnte man sehen, dass sie keineswegs, wie sie selber dachte unattraktiv war. Ihr Körper zeigte sich wohl proportioniert, entgegen der Legenden hatte sie auch zwei Brüste, ihre Muskeln waren mehr ausgeprägt als normal, was sich aber gut in das Gesamtbild einfügte.
Was man nun allerdings auch sehen konnte, waren die diversen Narben und vor allem die große Narbe die sich schräg über ihren Rücken schlängelte. Sie ging vom rechten Schulterblatt und endete erst knapp über der linken Hüfte. Man konnte nur erahnen, welch Schwerthieb sie getroffen haben musste….Sie löste noch die Lederbänder, mit denen ihre Haare zusammengebunden waren. Kurz schüttelte sie ihre Haare aus, di sich dann wie ein Vorhang aus schwarzer Seide über ihren Rücken legten.
Varia ging zu dem Wasserbecken, und glitt vorsichtig in das Wasser. Sie beachtete nicht das brennen an ihren offenen Wunden, sondern genoss, das wärmende Gefühl auf ihrer Haut, welches auch ihre Muskeln entspannt. Sie schloss die Augen und vergaß für den Moment wo sie war. -
Varia brauchte einen Moment um zu verstehen. Sie musste lächeln. Stimmt ja, es gab Völker in denen Nacktheit ein Problem war. Für Varia war das nie ein Thema gewesen, da sie sich selbst nicht für sonderlich anziehen hielt. Die Frauen in ihrem Dorf, jene die nicht kämpften, ja diesen waren makellos. Sie selbst hatte einige Narben, welche nicht gerade dazu beitrugen, sie schöner machen.
Wie oft hatte sie nach einer Schlacht unter einem Wasserfall gestanden, Seite an Seite mit den Männern mit denen sie zuvor gekämpft hatte. Nie war jemand zudringlich oder ähnliches geworden, was Varia dazu gebracht hatte zu denken, sie wirke auf Männer abstoßend. Das sie einfach nur Angst vor ihr hatten, kam ihr nicht in den Sinn.
„Ich darf Baden? Oh danke. Meine Verletzungen, kann ich selber versorgen. Habt ihr Johanniskraut oder Lavendel im Haus?“ fragte sie noch, bevor sie Esther ohne zu Murren folgte. -
Genau verfolgte Varia seine Bewegungen, sie selbst jedoch stand einfach nur da und bewegte sich keinen Millimeter. Auch nicht, als sie schon längst ihre Hände frei hatte und er zu ihren Füßen kniete. Es war für sie kein ungewohntes Bild, einen Mann vor sich auf den Knien zu sehen, von daher blickte sie dem kleinen Jungen nach, der sich sichtlich mit den Ketten abmühte.
Erst als Atermas die alte Distanz wieder hergestellt hatte, bewegte sich Varia, nickte dem Sklaven dankend zu.
Sie rieb ihre Handgelenkte, die sichtliche Male aufwiesen. Einige Stellen, waren durch das Eisen aufgescheuert, an ihren Füßen sah es nicht besser aus.
Varia begutachtete ihre Gelenke. „Mit etwas Johanniskrautöl oder Lavendelöl heilt das schnell.“ Sagte sie mehr zu sich selbst denn zu den anderen.
Ihr eigentliches Problem war nicht so offensichtlich, denn Sklavenhändler waren nicht so dumm Fallobst auf dem Markt anzubieten.
Jetzt da sie endlich wieder etwas Bewegungsfreiheit hatte, tastete sie ihre rechte Seite ab. Sie konnte die Schwellung entlang ihrer Rippen fühlen. Ein oder zwei waren bestimmt in Mitleidenschaft gezogen. Varia konnte sich gut vorstellen, wir ihr Rücken unter dem Lederpanzer aussehen mochte, es würde bestimmt das ganze Farbspektrum von Grün über Lila bis Tiefblau vertreten sein.
„Ich könnte ein paar kühlende Tücher gebrauchen, wäre das möglich. Esther? Das ist doch dein Name?“ Sie sprach die Frau direkt an, diese hatte sie es schließlich zu verdanken, dass sie die Ketten los war. Und außerdem bat sie lieber eine Frau um etwas als Atermas. Er hatte ihr zwar nicht getan, war sogar eher freundlich zu ihr, aber eben ein Mann. -
Varia nickte, konnte sie ihn doch verstehen, denn die Selbstkontrolle, die sie normalerweise an den Tag legte, war heute das ein oder andere Mal gebröckelt.
„Ich töte nicht aus Freude, oder aus purer Lust am Töten… ich habe noch nie einem Menschen getötet, der nicht eine Waffe gegen mich oder mein Volk erhoben hat.“
Varia schaute ihn an, was sollte sie schwören? Sie wollte die Dinger zwar gern loswerden, aber ….
„Ich schwöre, dass ich niemanden in diesem hause etwas tun werde, solange man keine Waffe gegen mich erhebt. Und wenn du unbedingt willst, kannst du mir die Dinger gern jederzeit anlegen. Ich schwöre ich werde nicht fliehen.“ Zumindest heute nicht fügte sie in Gedanken an. „Bei Artemis, meiner Göttin.“ -
Ja die Römer und ihre Selbstüberschätzung. Aber auch sie hatte sich ja selbst schon mal überschätzt, weswegen sie nun hier war.
„Wir werden sehen…ob es so ist wie er denkt.“ Bei den Worte, die er zu Esther sprach schaute Varia verblüfft.
„Sag mir Atermas, welchen Grund hätte ich dich, die Frauen und das Kind… Varia lächelte dem Jungen zu. „…dem Sohn Ares, anzugreifen? Ja ich glaube an Artemis.“ Warum auch immer er das nun schon wieder wissen wollte, sie war zu müde, zu erschöpft, als dass sie nun auch noch wegen einer solchen Kleinigkeit diskutieren wollte.