Beiträge von Varia

    Varia saß aufrecht da und harrte der Dinge, die Shani mit ihr anstellte. Neue was ach ja.. sie nickte nur... zu weit weg war sie mit ihren Gedanken.
    Sie lauschte dem Geräusch, welches der Kamm, der durch ihre Harre fuhr in ihrem Kopf hinterließ.
    Ein schönes eintöniges Geräusch, und sie fast einlullte, urplötzlich hörte es auf und Varia vernahm die Stimme von Shani.
    „Schneide ab was du musst, soviel du willst.“ antwortete sie emotionslos, obwohl sie sich nicht mal sicher war ob es eine Frage, eine Feststellung oder einfach nur eine Information, die gar keiner Antwort bedurfte, von Shani gewesen war.
    Shani war scheinbar fertig, die hochgesteckten Haare zeigen das eindeutig an. Varia erhob sich also und drehte sich zu Shani um. Nun ruhte wieder der nichtssagende Blick auf der Schwarzen. „Was jetzt?“ war die knappe Frage die Varia stellte.

    Der Germane trotte hinter ihr her, als sie in die Cucina kam.
    „Da hast du ihn, und dumm ist er nicht, er versteht nur nicht die Sprache der Römer.“
    Varia sah noch, wie sich Serrulus schon wieder was nahm ohne zu fragen. Langsam wurde es wohl wirklich mal Zeit für ein klärendes Gespräch.
    Fest war der Griff, der sich um die Hand des Jungen schlung. Varia übte nur so viel Druck aus wie nötig, das er die Olive fallen lassen musste.
    „Wolltest du nicht ein Sohn des Ares sein? Weißt du wer Ares ist?“ fragend schaute sie ihn an. „Ares ist der Gott des Krieges, er mag so manch schlechte Eigenschaft haben, aber was er bestimmt nicht macht ist stehlen. Ein Sohn Ares, ist ein Krieger und die haben Ehre... Ehre sagt dir was?“ Varia bezweifelte das stark. „Man erlangt keine Ehre durch ehrloses Handeln und Stehlen ist ehrloses Handeln.“ Varia schaute dem Jungen an und sprach nun ganz leise. „Wenn du den Weg der Ehre wählen willst... unterrichte ich dich auch gern in der Kunst des Kämpfens, aber vorher solltest du mir wiedergeben, was du dir genommen hast.“ Was sie damit meinte sprach sie nicht aus, der Junger würde wohl ganz genau wissen, was er sich bei seinem morgendlichen Besuch angeeignet hatte.
    Varia selber ging wieder in Richtung des Einganges, sie war nie lange mit den anderen zusammen, sonderte sich lieber ab, denn meist erntete sie eh nur Vorträge was gute Sklaven alles zu tun und zu lassen hatten und darauf hatte Varia nicht wirklich Lust. So stand sie also in der Nähe des Eingangs, wiedermal mit verschränken Armen an der Wand lehnend.

    Varia nickte nur, ob des Dankes des Germanen.
    „Irvin, also.“ Varia machten Anstalten in Richtung der Küche zu gehen, als ihr aufging, was er meinte, mit einem Lachen antwortete sie Irvin dann. „Du heißt du...“ sie tippte ihm auf die Brust. „..ich heißt ich...“ sie zeigte auf sich „...du verstehst? Komm mit. Latein wirst du noch früh genug lernen, jetzt gibt es erst mal was zu Essen.“ Varia konnte nur hoffen, das Hannah, genug da hatte. Sie ging in Richtung Cucina.

    Nun stand sie da, das Ende des Seils in der Hand und Atermas verdrückte sich. Sie zuckte mit den Schultern, sie half zwar nicht aus eigenem Antrieb, machte aber meistens was ihr gesagt wurde. Obwohl sie immer Probleme damit hatte, wenn die Anweisung von Atermas kamen.
    Varia blickte auf die Fesseln, den Germanen und dann die Tür.... nur kurz keimte ein Gedanke in ihr auf, den sie aber vorerst verwarf. Das sie noch hier war lag wohl allein daran, dass Varia zwar unwillig war eine Sklavin zu sein, jedoch auch erkannt hat, dass sie erst wieder voll auf der Höhe sein musste, um an Flucht zu denken. Sie ging also vor dem Germanen in die Hocke, schaute ihm tief in die Augen... nein, da war wirklich nichts zu erkennen, was auch nur im Ansatz auf Feindseligkeit schließen lies. Angst...Unsicherheit... das konnte man sehen.. ein Lämmchen wie sie gesagt hat.
    Sie löste ihm also die Fesseln und nahm das Seil an sich.
    „Ich heiße Varia. Und wie ist dein Name?“ Sie versuchte es einfach nochmal, schließlich wusste sie ja nun, dass er sie verstand. Inzwischen wieder aufrecht dastehend, wartete sie auf eine Antwort und dass der Germane nun auch auf seine Füße kommen würde, damit sie das Riesenbaby erst mal abfüttern konnten.
    Varia musste gerade daran denken wie Shani sich wohl im Bad mit dem abmühen würde, das entlockte ihr ein Grinsen.

    Ach schau mal einer an, der Neue kann ja doch sprechen, und er sprach sogar noch so, dass Varia ihn verstand. Aber noch genoss sie einen Moment den Anblick, wie Atermas sich ammühte den Brocken auf die Beine zu bekommen. Sie lehnte also mit verschränkten Armen an der Wand und betrachtete die Situation noch einen Augenblick, bevor sie das Gesagte über setzte. „Er hat Hunger, will aber erst die Fesseln loswerden.“ Varia konnte sich dann doch einen Seitenhieb nicht verkneifen. „Oder willst du das Lämmchen auch erst auf seinen Gott schwören lassen.“ Sie tat jedoch nichts um Atermas zu helfen, sondern blieb wo sie war.

    Das Schauspiel was ihr bot wurde immer besser, der Riese setzte sich einfach hin und Atermas versuchte den Fels wieder auf die Beine zu bekommen. Sie hatte wohl in den Augen des Neuen gesehen, dass er sehr wohl verstand was sie sagte. Also bevor sie sich abmühen würden, wobei Varia nicht die geringste Lust verspürte zu helfen. Versuchte sie es nochmal mit Worten.
    „Komm es gibt Essen. Das Seil...“ sie zeigte auf seine Hände “...kommt in der Küche ab.“
    Zu Atermas gewandt sagte sie „Vielleicht ist er stumm?“

    Von einem Geräusch würde sie geweckt, sie sah noch wie kleine Beine und die Reste ihres Stoffes, den sie als Wickel getragen hatte um die Ecke verschwanden. Sie war sich sicher, das sie das Teil wieder drum gewickelt hatte... oder nicht? Ein Blick zu dem Korb, wo am Abend das Essen gestanden hatte, zeigte das die Wahrung von Hannah nur allzu wahr waren, der Jungen war ein Dieb....
    Später würde sie dem Jungen wohl mal die Hammelbeine langziehen müssen.


    Aber jetzt fehlte ihr dazu der Antrieb. Sie schaute auf ihre Hände, zur Wand und wieder auf ihre Hände, die dann wieder auf ihren Knien zum liegen kamen.
    Wie es aussah, hatte sie es wohl mal wieder an Selbstkontrolle fehlen lassen. Der Teil des Abends, wo sie sich einen Boxkampf mit der Wand lieferte, fehlte gänzlich in ihren Erinnerungen. Oder.... sie erinnerte sich doch Bruchstückhaft... Sie lehnte ihren Kopf wieder an die Wand und starrte die Tür an, obwohl sie die Tür eigentlich gar nicht sah, mit ihren Gedanken war sie nicht hier...

    Varia nickte, obwohl sie sich sicher war, das sie die nächsten Tage nichts Essen brauchte. Hannah wollte sie eindeutige mästen.
    Varia betrachtete Hannah genau, als sie von Varus schwärmte, sie mochte ihn wohl mehr als üblich war...


    „Es gibt stattlichere.“ sagte sie als Kommentar zu ihrer Schwärmerei. Hannah hatte sicher noch nie mit austrainierten Kriegern zu tun gehabt, ja da konnte selbst eine Amazone mal ins Schwärmen geraten. Meist wurden die ja auch dazu auserkoren die Väter der nächsten Generation zu sein... Varia selber hatte sich jedoch nur am Rand dafür interessiert, da Kinderkriegen für sie bisher nicht zur Debatte stand.
    Sie hörte weitere Informationen zu Commodus. Bedingungslosen was? Na das konnte ja was werden. Sie wollte aber nicht schon wieder eine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen... viel interessanter war was sie dann sagte.
    „Er will Gehorsam, hat aber selber ein Autoritätsproblem?“ Er hatte den Kaiser angegriffen und saß im Kerker...? So langsam wurde Varia neugierig auf den Mann. Er schien voller Widersprüche zu sein. Verlangt von den seinen Gehorsam, lehnt sich selbst aber gegen die auf, denen er Gehorsam schuldet? Konnte reite, wenn auch nicht so gut wie Varus, was eine wichtige Information war...
    da Varia gut reiten konnte, man könnte wohl sehr gut sagen. Sie konnte reiten, vom Rücken des Pferdes aus ihre tödlichen Pfeile auf Feinde schießen, auch kämpfen im vollen Ritt war kein Problem....würde sich hier vielleicht mal eine Gelegenheit zur Flucht...?
    Shani hatte also was mit ihrem Dominus, so wie sie sich aufführte, als wäre sie was Besseres, hatte Varia das auch schon vermutet. Man würde also aufpassen müssen, was man in ihrer Gegenwart äußert, es sei denn man wollte das Varus es erfährt. Gut zu wissen.
    „Ich bin mir sicher, dass deine Schwester das besser könnte. Aber wenn Shani in der Gunst von dem Bau... ähm Varus steht wird das wohl schwer.“ kommentierte sie schließlich das gehörte.
    „Serrulus, ist der Junge vom Eingang nehme ich mal an? Ich werde mich vor ihm in Acht nehmen.“
    Varia erhob sich nun auch. Auch wenn sie den Wein nun schon reichlich genossen hatte, glaubte sie nicht daran, dass sie würde schlafen können, aber ein Versuch sollte man wohl starten.
    „Hannah, ich danke dir für das wirklich gute Essen.“ sagte sie, während sie in Richtung des Bettes ging und sich drauf niederließ. „Und danke für die Erklärungen zu den hier Lebenden. Aber der Tag war wirklich... anstrengend. Ich wünsche dir eine gute Nacht.“


    …..



    Nachdem Hannah gegangen war, lag Varia wach auf dem Bett und schaute in die Dunkelheit. Stand sie auf, lief wie ein eingesperrter Tiger im Zimmer herum – legte sie wieder Löcher in die Luft starrend hin – stand wieder auf – ihr gingen einfach zu viele Gedanken im Kopf herum.
    Irgendwann löste sie ihren Wickel und riss sich zwei schmale Streifen, von dem groben Stoff ab, bevor sie ihn wieder befestigte.
    Sie bandagierte damit ihre Fingerknöchel. Schließlich stand sie im Zimmer zuerst boxte sie nur Löcher in die Luft, doch auch das war nicht geeignet um sie zu beruhigen, schließlich musste die Wand herhalten, immer und immer wieder trafen ihre Fäuste die Wand.
    Sklavin >Rums< Sklavin >Rums< Gehorsam >Rums< Gehorsam >Rums<


    Varia spürte nicht die Schmerzen ihrer Rippen und auch nicht die in ihren Händen, immer und immer wieder drosch sie auf die Wand ein, gerade so, als könnte sie diese einreißen. Die Bandagen färbten sich irgendwann rot, so wie auch die Stelle an der Wand, auf die ihre Fäuste immer und immer wieder trafen... ihre Arme wurde schwer, das Trommelfeuer auf die Wand wurde langsamer, bis es ganz endete. Varia kam schließlich auf dem Boden zum Sitzen, sie lehnte mit dem Rücken an der Wand, ihre Beine hatte sie angezogen, ihre Hände lagen auf ihren Knien.
    Sie starrte auf die Tür... bis sie schließlich so wie sie da saß einschlief.

    Hannah gab sich wirklich Mühe, aber irgendwann winkte Varia ab.
    „Es ist wirklich super, aber wenn ich nur einen Bissen mehr esse, dann platze ich.“
    Nun war es Varia die mit den Augen rollte, wieder einmal folgte eine Lobhudelei auf Varus.
    „Ich glaub ich habe es verstanden, Varus ist der beste aller Menschen.“ Ihr Blick sagte allerdings was anderes. „Wenn er so ein Menschenfreund ist, warum hat er dann Sklaven?“ Zeitgleich mit ihrer Frage winkte sie aber ab, sie wollte Hannah nicht nötigen eine Antwort zu geben.
    Kinder? Was? Nun schaute sie die kleine Frau erst erstaunt, dann mit einem Lächeln, schließlich mit einem Lachen an. „Nein, nein... ich habe keine Kinder. Mein Mädels... Sind die Frauen, die mir unterstellt sind....“ Sie stockte kurz, ihr Blick wurde traurig. „... oder besser waren... zum Glück konnten sie entkommen.“ Varia trank nachdenklich einen Schluck von dem wein, den sie inzwischen unverdünnt genoss, denn sonst würde sie wohl heute kein Auge zubekommen.

    Varia war nun schon ein paar Tage hier, meist war sie sich selbst überlassen, sie durfte zwar nicht aus dem Haus, sich in diesem aber relativ frei bewegen. Nur achtet man mit Argusaugen darauf, dass sie keine scharfen Gegenstände in die Finger bekam. Musste wohl was mit Angst zu tun haben.
    Das sie als Putzgeschwader nicht geeignet war, hatte man auch schnell festgestellt, so bekam sie also eher Arbeiten für Grobmotoriker und diese waren recht schnell erledigt.
    Sie war also mal wieder fertig mit ihren Arbeiten und war im Hortus, ihre täglichen Übungen absolvieren. Ein paar Klimmzüge hier, was für kräftige Beine da... das volle Programm Bauch – Beine – Po. Als sie gerade mal wieder einen der Bäume als Gegner für einen Faustkampf missbrauchte, hörte sie Stimmen aus dem Eingangsbereich. Gut es war nur eine Stimme, die von Atermas, da sie aber davon ausging, das er sich nicht mit der Tür unterhielt, musste da ja noch wer sein.
    Neugierig, ja auch Amazonen sind nur Frauen :D, lugt sie um die Ecke und hörte gerade noch wie der Ianitor der Villa sich mit wilden germanischen Brocken verbal rum schlug. Varia musste mühsam ein Kichern unterdrücken. Als sie sah, das der Germane, der Atermas und auch sie um einiges überragte den Schwarzen anging, beziehungsweise ihn streichelte? Ein Germane der auf Männer stand, na das konnte ja eine Freude werden. Sie ging also die noch fehlende Schritte bis an Atermas und stelle sich an seine Seit. „Ich würde das lassen.“ sagte sie ganz langsam aber im fließenden germanisch. „Der...,“ sie zeigte auf den Ianitor, “... hat Ketten, die er auch gern mal Neuen anlegt.“ Sie sprach extrem langsam, wusste sie doch, dass man auch in Germanien viele verschiedene Dialekte sprach, sie konnte also nur hoffen, dass der Riese da zumindest ein paar Brocken verstehen würde. Für Atermas übersetzte sie was sie gerade gesagt hatte.
    Varia verschränkte ihre Arme vor der Brust, und betrachtete den Neuen. Er war groß wie ein Bär, wirkte aber verschüchtert wie ein Reh, welch ein Widerspruch. Varia musste grinsen.
    „Wie heißt du.“ fragte sie schließlich, wieder in dem langsam gesprochenen Germanisch.

    Varia probierte von allem etwas, auch wenn ihr zwischenzeitlich der Appetit mal vergangen war, verspürte sie jetzt doch einen enormen Hunger. Aber sie würde das nie im Leben alles essen können. Allein schon aufgrund der Tatsachen, das es in den letzten Wochen wenn überhaupt nur wenig gab, ihr Magen würde sich wohl eher umdrehen, wenn sie alles in sich rein stopfen würde.
    „Wirklich eine Künstlerin, es schmeckt sehr gut.“ sagte sie nachdem sie von jedem was gekostet hatte.
    Varia musste lachen, ein helles freundliches Lachen war es was erklang. „Ich weiß nicht ob ich zum dick werden neige. Normalerweise bin ich von früh bis spät auf den Beinen. Wenn ich nicht gerade auf der Jagd oder im Kampf bin, trainiere ich mit meinen Mädels.“ Varia schaute Hannah an und verfolgte ihren Bericht über Commodus. „Er kann also reiten!“ stellte sie fest. Und wieder eine Information die sie über ihren „Herrn“ gewann. Er war nicht so ein Menschenfreund wie Varus, viel unterwegs und kam mit Pferden klar. Das er sich in der Sänfte umhertragen ließ wunderte Varia nicht, Römer schienen nicht gut zu Fuß zu sein, dass hatte sie auf dem Markt schon festgestellt.
    „Bei uns gibt es morgens auch nur die Reste vom Vortag und dann erst wieder am Abend was. Also wenn wir zu Hause sind. Wenn wir unterwegs sind, wird gegessen, was uns Mutter Erde schenkt und wenn Zeit dafür ist.“
    Hier noch ein Happen und da einer. „Du Hannah, weißt du was meine Arbeit sein wird? Und meinst du es ist möglich, das ich meinen Körper wieder in Schwung bringen kann? Die letzten Wochen, war meine Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt, wie du ja gesehen hast, fand man das mir Eisen gut steht.“ Sie lächelte immer noch, wenn auch dieses Lächeln ihre Augen nicht erreichte.

    Hannah tafelte eine wahres Festmahl auf, Varia staunte nicht schlecht, bewegen tat sie sich jedoch erst mal nicht, sie wollte die „Kleine“ nicht noch mehr verängstigen.
    Ganz langsam, damit sie Hannah nicht erschreckte, griff sie nach dem Brot. Und schaute sich alles in Ruhe an.
    „Du bist eine wahre Künstlerin am Herd.“ Kommentierte Varia erstaunt, als sie überblickte, was alles vor ihr stand. „Und das ist alles nur für mich?“ Varia konnte es nicht glauben, damit hätte man doch einen halben Volksstamm statt bekommen.
    „Ihr verdünnt den Wein also? Mit Wasser?“ Varia goss einen kleinen Schluck ein und probierte zunächst den roten pur und dann gab sie Wasser dazu. „Ich denke ich werde ihn verdünnt trinken.“
    Varia schaute lächelnd zu Hannah. „Ich glaub ich mag alles. Ich werde wohl aufpassen müssen, nicht dick zu werden.“ sagte sie mit einem Augenzwinkern.

    Varis drehte sich ganz langsam um. Sie registrierte, das Hannah wohl Angst hatte, weshalb sie auch einfach da stehenblieb wo sie war.
    „Du hast Angst vor mir.“ Dies war eher eine Feststellung als ein Frage. „Ich werde wohl au dem Boden essen.“ sprachs und setzte sich auf in den Schneidersitz. Viellicht hätte die Frau nun weniger Furcht. „Riecht köstlich dein Essen.“ Das Amazonen, wenn sie zu Hause waren,, durchaus so kultiviert waren und am Tisch aßen, musste die verschüchterte Sklavin im Augenblick nicht wissen. Varia wollte sie gerade nicht belehren.

    Unschlüssig stand sie die ganze Zeit mitten im Raum. Zimmer? Zelle traf es wohl eher. Die große war es nicht die sie störte, es war viel mehr, das kleine, viel zu hohe angebrachte Fenster. Um die Sterne, den Himmel zu sehen, musste man sich ganz schön verrenken. Es war stickig hier drin und hier sollte sie schlafen? So stand Varia als es an der Tür klopfte mit dem Rücken an die Wand gelehnt und blickte aus dem schmalen Fenster zum Himmel hinauf. „Ja?...“ sagte sie ohne jedoch zu Tür zu blicken.

    Varia war ganz in Gedanken versunken, scheinbar war Shani das auch, denn sie suchte immer noch ihr Zeugs zusammen. Varia kam schließlich zu dem Entschluss, die Salbe einfach auf ihre Wunde zu schmieren, schaden konnte es ja nicht. Schließlich war Shani ihrem Dominus treu ergeben und dieser hatte sein Geld, warum auch immer, in Varia investiert. Sie cremte also ihre Hand und Fußgelenke mit der Salbe ein und zog schließlich die bereitliegende Tunika an. Hier und da spannte der Stoff etwas. Varia zog und zuppelte an dem Stoff. Es war nicht weniger als das was sie sonst trug, dennoch kam sie sich komisch vor, nur so einen dünnen Stoff, den sie kaum spürte, auf der Haut zu tragen.
    Varia stand sichtlich unsicher da, sie fühlte sich unwohl.
    Was wollte Shani... ach ja die Haare. Da sie ja doch ein Stück größer war als die schwarze Frau, setzte Varia sich einfach auf den Boden. Sie fragte nicht mal was sie mit ihren Haaren anstellen wollte, denn das war ich schlicht egal. Sie legte nicht wirklich viel wert auf ihr Aussehen und trug ihre Haare eh meist zusammengebunden, da sie offen beim Kampf nur störten.
    Sie saß also mal wieder da, doch dieses mal betrachtete sie Shani nicht. Sie hatte ihre Augen geschlossen, da sie nicht wollte, dass man ihr ansah was sie dachte. Varia dachte über ihre Situation nach, wie sie hineingeraten war, warum hatte sie sie nur lebend gefangen nehmen lassen? Warum hatte man sie am Leben gelassen? Warum hatten die Sklaventreiber ihr nicht einfach den Tod geschenkt? Sie hatte wirklich alles versucht... Hier würde man ihr wohl auch kaum die Gnade erweisen.... wie hatte Atermas es so schön ausgedrückt? ...eine lange verwehrte Erlösung... ja das war er jetzt schon. Lebend in Gefangenschaft zu geraten.... das schlimmste was passieren konnte und warum Rom? Warum musste es von allen möglichen Zielen ausgerechnet Rom sein?
    'Oh meine Göttin, warum tust du mir das nur an?' Varias Hände ballten sich zu Fäusten, ihre Muskeln waren zum bersten gespannt. Sie hielt sich jedoch unter Kontrolle... und harrte der Dinge die Shani mit ihr anstellte.

    Varia wunderte sich über die Reaktion von Atermas, nur einen kurzen Moment, dann hatte Shani ihre volle Aufmerksamkeit, schließlich war sie eine Frau und er halt „nur“ ein Mann.
    Während sich die Nubierin nun um ihre Utensilien kümmerte, drehte Varia noch immer die Salbe in ihrer Hand hin und her. Die Salbe wurde jedoch nun erst mal auf dem Rand des Beckens abgestellt und Varia griff sie den Stoff, den Shani mitgebracht hatte. Sie umwickelte damit straff ihre Rippen. Fast so als wäre der Stoff ein Korsett saß er nun eng um sie gewickelt. Endlich wurde ihre Schmerzen wieder erträglich.
    „Verrätst du mir was in der Salbe drin ist?“ fragte sie Shani, als sie nun die Dose mit der Salbe wieder in die Hand nahm und sie wieder hin und her drehte.

    Varia lächelte beruhigt. Natürlich fielen ihr seine Blicke auf.
    Doch da sie bisher die Erfahrung gemacht hatte, das Männer eher von ihr „abgestoßen“ fühlten, sie führte das auf ihr Aussehen und nicht auf die Angst der Männer vor starken Frauen zurück, Frauen die kämpfen konnten waren für sie normal.
    Aus dem Osten also. Da Varia aber weder was von Geografie noch von Karten kannte, hat sie immer noch keine Vorstellung wo er her war.„Hm aus dem Osten komme ich auch. Ich leben an der Flussmündung des Thermodon, dort wo er ins Meer fließt, wie man unser Gebiet nennt weiß ich gar nicht.
    Unser Gebiet liegt abgeschottet von Gebirgszügen, dem Meer und Flüssen, ein Vorteil wenn anangegriffe wird." Sie machte eine kleine Pause
    "Du warst also ein Kind?“ Ihre Augen blickten traurig. Sie konnte ihn nun verstehen, warum er sich seinem Schicksal ergeben hat. Sie hob ihre Hand und strich im sanft über die Wange. „Kein Kind sollte versklavt werden.“ Kinder ob nun Mädchen oder Junge wurden beschützt, nicht versklavt. Varia musste gerade an dem kleinen Jungen an der Tür denken. Römer waren Barbaren! Das stand für sie nun fest.

    Varia sah Atermas fragend an, irgendwas schien ihn nervös zu machen. Varia deutete das vollkommen falsch. „Du musst keine Angst haben, ich greif dich nicht an, du erinnerst dich der Schwur?“ Sie versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln.
    „B a k t r i e n...“ wiederholte sie langsam. Noch nie hatte sie davon etwas gehört. Sie wusste nur vom Hörensagen, dass das römische Reich riesig sein sollte. Wie groß tatsächlich ging jedoch über ihre Vorstellungskraft.
    „Wo liegt dieses Baktrien? Gehört das auch zu Rom?“

    Probieren? Sie sollte die Salbe probieren? Varia schaute den Mann der vor ihr stand mit einer Mischung aus Belustigung und Verständnislosigkeit an. „Ich werde sie lieber fragen was drin ist.“ Salbe probieren. Varia schüttelte lächelnd den Kopf.
    Sie griff zum Handtuch welches neben ihr auf dem Rand des Beckens lag und begann ihre Haare zu trockenen. Ihr kam nicht mal der Gedanke, das Atermas der Anblick ihre nackten Körpers, aus dem Konzept brachte (wir erinnern uns Varia hält sich für nicht sonderlich attraktiv).
    „Woher kommst du?“ fragte sie nach einer ganzen Weile.

    „Ich werde Shani wohl fragen müssen.“ sagte Varia. War das Sarkasmus, was er da an den Tag legte? Varia sah den Sklaven an. „Oh ja, tolles Essen haben die.“ sagte sie mit einem schiefen Grinsen. „Ganz frische Sachen und lecker sag ich dir.“ Sie verlagerte ihr Gewicht und setzte sich bequemer hin. „Ich werde versuche... Hannah?...nicht zu enttäuschen.“ Varia hatte sich sichtlich beruhigt, sie wollte eigentlich nur noch schlafen. Heute würde es wohl keinen Krawall mehr geben, was aber nicht hieß, dass sie sich in ihr Schicksal ergeben hat.