Varia kam nicht zum antworten schon platze der Junge dazwischen. Sie musste lächeln und ging vor dem kleinen Mann in die Knie. Vorsichtig hob sie ihre Hand und streichelte ihm durch die Haare, wobei sie darauf achtete ihn nicht mit den Ketten zu verletzen. „Der Kriegsgott Ares hat viele Kinder, wer weiß, vielleicht ist er auch dein Vater.“
Sie erhob sich, nur kurz konnte man sehen, dass sie Schmerzen hatte, die Häscher des Sklavenhändlers waren nicht gerade zimperlich mit ihr umgegangen, nachdem sie einen von ihnen verletzt hatte. Sie schloss kurz die Augen, dann sah sie Atermas wieder an.
„Wie Brüder und dennoch keine und nicht blutverwand… Eine Entschuldigung soll ich also sein.“ Varia konnte sich ein Lachen nun wirklich nicht verkneifen. „Und du meinst wirklich, dein Dominus hat sich das gut überlegt?“
Beiträge von Varia
-
-
Varia wollte gerade etwas antworten, als plötzlich ein Menschenauflauf entstand. Sie schaute sich ganz wie es ihre Art war die Gesichter aller in Ruhe an. Auch die Frage des Jungen brachte sie nicht aus dem Konzept und entlockte ihrer Mine keinen Ausdruck.
„Varia, Tochter des Ares.“ Sagte sie schließlich zu dem Jungen. Warum nicht einfach mal bissel auf die Kacke hauen. Schließlich war sie Varia durchaus bewusst, dass man sie in Griechenland als Halbgöttin und bei den Germanen gar als Götterbotin verehrte. Von einem Germanen hörte sie dereinst, dass man sie dort Walküren nannte.
Sie sprach im ruhigen Ton, der ganz im Gegensatz zu ihren eigentlichen Gefühlen stand weiter.
„So der B…“ sie biss sich auf die Zunge „.. Varus hat mich also für einen gewissen Commodus gekauft?“ Varia überlegte kurz, aber manchmal hatte sie ihre große Klappe eben auch nicht unter Kontrolle. „Und die beiden sind also so gut zu Sklaven, das sich mich ihnen bedingungslos ergeben soll?“ Nun konnte Varia sich ein Schmutzen nicht verkneifen. „Dein Dominus schein mir einen Hang zum Masochismus zu haben. Oder warum kauft er sich im Vollen Bewusstsein, eine Frau, die sicher in der Lage ist ihn auf 100 verschiedene Arten zu töten, ohne dass er es auch nur kommen sehen würde.“ Varias Augen funkelten gefährlich. „Wäre es dir lieber, ich spiele dir vor, dass alles gut ist, tue so als würde ich mich fügen und du findest deine Herrschaften eines Morgens tot in ihren Betten?“ Sie verabscheute nichts mehr als Meuchelmörder, aber wenn es so sein sollte, würde sie keinen Moment zögern. -
Ja die Männer und ihre Fantasien, sie hatte ja schon so einige Geschichten gehört.
Varia resignierte innerlich, er verstand es einfach nicht. Egal was sie ihm sagen würde, er würde sie ja doch nicht verstehen.
Was wurde hier gespielt? Da versuchte der hier mit schönen Worten ihr begreiflich zu machen, das es nur gut für sie wäre, sich unterzuordnen, oder wie er es nannte, bedingungslos zu gehorchen. Sie sollte alles verraten, was sie gelernt hatte, alles an was sie glaubte und wofür sie stand und lebte? Der Römer hatte doch gewusst auf was er steigerte, aber bestimmt dachte er in seiner typisch römischen arroganten Art nicht mal daran, dass es auch andere Völker gab, die sich ihre Ehre und ihren Stolz nicht so einfach nehmen lassen. Vielleicht hätte sie ihm auf dem Markt doch einfach erzählen sollen, dass sie Spaß daran hatte besonders Männer das Leben zu nehmen. Auch wenn das nicht den Tatsachen entsprach. Varia fand es weder gut noch schlecht. Es war einfach ihr Handwerk so wie der Schmied Eisen bearbeitet, tötete sie halt.
„Egal was….“ Fing sie an, als sie etwas bemerkte. „…nichts kann schlimmer sein, als meinen Glauben, meinen Schwur zu verraten. Wenn ich das tue, brauche ich nicht mehr zu meinem Volk zurück….“ Nun dämmerte es Varia. „..Sag mal hieß der Bauer nicht gerade noch Varus? Warum hat der nun einen anderen Namen?“ -
Varia schloss die Augen und ließ die Kette los. Sie versuchte ihre Wut unter Kontrolle zu bringen. Ja sie hatte sich verleiten lassen, ihre Gefühle zu offenbaren. Dies war nie gut und war auch nie ein Vorteil. Besser man blieb undurchsichtig.
Seine Worte jedoch rieselten nur so auf sie herunter und sorgten eher dafür, dass ihre Wut wieder in ihr hochkroch. Varia atmete mehrmals tief durch, bevor sie die Augen wieder öffnete. Ihr Blick war nun leer, nicht von ihren Gefühlen drang nach außen.
„Ich gebe niemanden die Schuld außer mir selbst. Aber du verstehst nicht.“ Varia suchte nach den richtigen Worten, wie sollte sie es einem Mann auch begreiflich machen. „Hast du schon von meinem Volk gehört? Männer haben bei uns nur eine untergeordnete Rolle. Bei uns ist es so, dass Frauen und nur Frau, die Macht innehaben. Männer sind Sklaven oder Bedienstete.“ Varia schaute ob Atermas verstand was sie sagen wollte. „Ich wurde mein ganze Leben zum Kampf erzogen und glaub mir, unsere Ausbilderinnen waren nicht zimperlich. Mit Vierzehn stand ich zum ersten Mal auf einem Schlachtfeld und habe dort anderen das Leben genommen. Ich habe den Tod und seinen einige seiner Gesichter gesehen. Ich fürchte ihn nicht.“ Noch einmal atmete sie tief durch. „Mich einem Mann, egal was er von mir verlangt unterzuordnen, hieße alles aufzugeben, wofür ich lebe, kämpfe und getötet habe. Dann kann er mich auch gleich umbringen, denn der Tod wäre das geringere Übel. Wenn ich mich einem Mann beuge, dann nur einem, der mich im ehrlich Kampf besiegt.“
Varias Blick blieb leere, emotionslos war die Stimme mit der sie gesprochen hatte. In ihrem Inneren jedoch tobte ein sprichwörtlicher Vulkan, den sie mit Mühe jedoch unter Kontrolle hielt. Nur ihre Hände die zu Fäusten geballt waren, zeugten davon, dass sie nicht so ruhig war, wie es nach außen schien.Sim-Off: Die Schreiberin hat darauf verzichte, alles im gebrochenen Deutsch zu schreiben, damit der Lesefluss erhalten bleibt.
-
Ah also ein Römer der sich vor körperlicher Arbeit nicht scheut? So was war dann doch neu für Varia.
Warum sollte Glaubensfreiheit ein Problem sein? Varia schaute entsprechend fragend und sagte, während sie ins Atrium geführt wurde.
„Nein für mich kein Problem. Warum sollte? Ich habe gekämpft auch als Söldner. Auch für Menschen die glauben an andere Gottheit.“ Warum also hätte gerade sie ein Problem haben sollen.
Abrupt blieb sie stehen und auch der Zug an der Kette konnte das nicht verhindern, so dass auch Atermas stehen bleiben musste.
„Meinen was?“ Ihre Augen funkelten böse. „Ich noch nie einen Herrn hatte!“ nun zog sie an der Kette, so dass der Sklave entweder dichter zu ihr kam oder ordentlich Gegenzug aufbauen musste. „Atermas, kein Mann mir wird etwas sagen! Hörst du kein Mann! Ich bin, ... ich glauben ihr nennt uns Amazonen. Ich habe keinen Herren.“
Was bildete sich der Römer ein? Nur weil er bissel Silber bezahlt hatte würde sie doch nicht ihre Prinzipen verraten. Auch wenn der Mann hier nichts dafür konnte, war er nun dennoch Ziel ihre Wut. Ihr Körper spannte sich an, nur die Ketten verhinderten gerade, das sie ihrem Gegenüber etwas antuen konnte. -
Also war er doch ein Bauer, oder wollte es zumindest sein, seine Leidenschaft für den Weinanbau, erklärte zumindest sein nicht ganz so stadttypisches Aussehen.
„Ein Bauer für Wein.“ Antwortete sie ihm auf seine Frage ob sie denn wüsste was ein Winzer ist. Dass keine Männer unter ihnen lebten, beziehungsweise wenige, hieß ja nicht, dass die Amazonen nicht auch Ackerbau und Viehzucht betrieben. Und einen guten Wein, wer mochte den denn nicht. Obwohl Varia lieber das Getränk der Germanen, dass Zeug was die aus Honig machten bevorzugte.
Sie nahm sich die Zeit die er ihr einräumte und betrachtet alles genau. Die Wandgemälde gefielen ihr, auch wenn sie nicht so recht wusste, welche Gottheiten dort dargestellt wurden. Das halbfertige Bild jedoch, dass gefiel ihr. Ob das der Ort südlich der Stadt war, an dem sich, laut Atermas, Varus gern aufhielt? Ihr gefiel nicht nur die Landschaft, die sich dort zeigte, nein auch der Gedanke, dass man sie vielleicht dort hinbringen könnte, denn das würde ihre Pläne, bald möglichst wieder nach Hause zu kommen erheblich erleichtern.
Ihre Ketten, ach ja… sie trug die Dinger nun schon so lange, dass sie diese kaum noch bemerkte.
Aber was hatten die Eisendinger mit ihrer Göttin zu tun? Varia verstand nicht ganz.
„Artemis, ist unsere Wichtigste.“ Antwortete sie schließlich, jedoch mit fragendem Blick. -
Binnen kürzester Zeit wechselten Geld und Kette den jeweiligen Besitzer. Varia fand sich nun also in dem Durchgangsraum zwischen Eingang und Atrium wieder. Sie musterte mit feindlichen, misstrauischen Blick den Mann, der sich ihr als Atermas vorstellte.
Sie schaute sich etwas um, doch viel zu erkennen war hier nicht, sie konnte also nicht sagen, wie groß oder klein das Haus war in dem sie sich befand. Aber wie das Haus eines Bauern sah das hier nicht aus.
„Ja Varia und Latein, ich kann etwas.“ Lautete ihre knappe Antwort, doch dann siegte ihre Neugier und sie setzte noch nach. „Varus ist kein Bauer?“ -
Die Adresse und der Name waren genannt, ohne viel Federlesen wurde kräftig an der Kette gezogen.
Varia bleib nichts anderes übrig, als zu folgen, ihr Stolz war einfach zu groß, als das sie sich hätte von den Beiden durch die Gassen schleifen lassen. Keiner auf dem Markt wurde noch eines Blicke gewürdigt, ihr Blick war stur geradeaus gerichtete und sie verließ, wenn auch nicht ganz freiwillig, hocherhobenen Hauptes diesen Ort.
Was folgte war mehr oder weniger eine Stadtführung durch die Straßen und Gassen Roms. So konnte Varia auch nicht umhin, den einen oder anderen Blick zu riskieren und die prächtigen Bauten Roms zu bewundern.
Die wussten wie man protzte, die Römer. Aber sie bekam auch einige nicht so schöne Seiten zu sehen.
‚Sieh an oben hui und untern pfui.‘ Dachte sie so bei sich, als sie Viertel zu sehen bekam, die man mit heruntergekommen wohl am treffendsten beschreiben konnte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit blieben die Beiden vor der Villa Urbana stehen.
Ohne langes Zögern wurde sofort geklopft. Die Kette wurde nochmal gestrafft, wie zur Warnung. Ein kurzes Knurren in Richtung Varia. „Mach jetzt keine Zicken!“ Und schon blickte ihre beiden „Bewachern“ wieder zur Tür. -
Der Römer war zu Scherzen aufgelegt, denn das konnte er nicht ernst gemeint haben. Varia sah ihn nun mit deutlicher anzusehender Verwirrung an.
Die Helfer des Titus hielten sie an der kurzen Kette, während sie warteten, ob und vor allem wohin geliefert werden sollte. Keiner der beiden kam auch nur im Entferntesten auf den Gedanken die Ketten zu lösen, denn sie wussten, das mit der Frau hier nicht zu spaßen war und sie hingen an ihrem Leben. -
Na prima, der Bauer hatte den Zuschlag bekommen. Mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Amüsement schaute sie ihn nach seiner Frage an. „Ich ein Schwert, ein Messer und einen Bogen besitze, als man mich gefangen genommen hat. Bekomme ich das wieder?“ Fragte sie mit einer nicht unerheblichen Portion Sarkasmus in der Stimme.
Doch noch bevor sie weitere Überlegungen anstellen konnte, wurde sie von den Helfershelfern des Titus Tranquillus von der Bühne herunter gebracht. -
Inzwischen hatte Varia auch ihre Alte Position wieder eingenommen, hoch erhobenen Hauptes und mit einem teilnahmslosen Blick stand sie da.
Langsam langweilte der Römer sie nun doch.
Selbstverständlich war es schwer mit bloßen Händen zu töten, aber auch das war nur eine Frage der Technik und der Übung, natürlich war auch der Gegner ein nicht unerheblicher Faktor.
„Kann ein Bauer bestellen seine Felder?“ lautete deshalb ihre Gegenfrage.
Sie war es nicht gewohnt, dass man ihr Können in Frage stellte. Im Gegenteil, da wo sie herkam, verehrte man sie für das was sie konnte und tat.Sim-Off: bist ja auch nur ein Mann und Hollywood tut sein Übriges
-
Narben? Er wollte ihre Narben sehen? Varia schaute ihn mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit und Ungläubigkeit an. Dass er keine Narben sehen konnte war ja auch verständlich, aber entgegen der landläufigen Meinung, war ihre Rüstung weder knapp noch sonderlich figurbetont, sie war schlicht und ergreifend praktisch. Sie diente ja auch nicht dazu Männer aufzureißen, sondern dazu, den Körper vor Verletzungen zu schützen. Gut die Beinschoner und auch die Schoner für die Arme hatte der Händler ihr genommen, aber dennoch verdeckte der Brustpanzer und der Rock, der aus festem Leder und Fellen bestand, noch mehr als genug.
„Achtzehn.“ Sagte sie zu ihm, ohne ein weiteres Wort, dreht sie sich dann um. Ihre Haare hatte sie während der Drehung über ihre Schulter nach vorn gelegt.
Nun konnte man deutlich eine große Narbe erkennen, die an ihrem rechten Schulterblatt begann und schräg nach links weiterlief, wie weit die Narbe tatsächlich ging konnte man nicht sagen, denn sie wurde alsbald von ihrer Rüstung verdeckt.
Wenn der Mann näher gestand hätte, hätte er bestimmt die vielen kleineren Narben, oder wie Varia sie nannte Krater gesehen, diese jedoch waren nicht so ausgeprägt, wie jene Narbe, die sie fast ihr Leben gekostet hätte. -
Varia sah wieder in Richtung des Mannes, der so gar nicht in das Bild des Römers an sich passte. Er schien harte Arbeit gewohnt zu sein, und dass brachte sie nicht mit einem Bürger Roms in Verbindung.
„Seit Vier Sommern ich auf Schlachtfeldern. Wie viele Leben? Ich weiß es nicht, einige Dutzend waren es wohl. Gezählt habe ich nicht.“ Varias Blick wurde leer. Es hatte ihr nie Freude gemacht zu töten, aber es war notwendig. „Kämpfen, ist notwendig es das ist was ich gelernt habe. Freude ist es nur, nach einer erfolgreichen Schlacht heim zukehren.“
Ihr Blick blieb bei dem Römer hängen, sie sinnierte darüber, was er wohl war, ob er vielleicht einfach nur ein Bauer, mit viel Vermögen war? Ob sie ihm sagen sollte, dass sich nicht nur Leben nehmen sondern auch heilen konnte? Dass sie sich drauf verstand Wunden zu versorgen, wusste, welche Kräuter man einsetzen mussten? Sie schüttelte den Kopf, nein das konnte doch wohl jeder Kämpfer. So dachte sie zumindest, weil es bei ihnen so war, jede Kämpferin wurde auch in der Heilkunst unterrichtet. -
Varia registrierte noch wie ihr Gruß erwidert wurde. Auch das Nicken des Germanen, beantworte sie mit einem ebensolchen.
Ein weiterer Bieter griff in das Geschehen ein. Sein Erscheinungsbild war so gänzlich anders, als das derer, die bisher boten. Varia betrachtete ihn näher. Seine Haut von der Sonne gebräunt, seine Muskeln ausgeprägt… er sah aus wie ein Bauer, aber seine Haltung, sein Auftreten passte so gar nicht zu seinem Aussehen, was sie etwas verwirrte. Aber schon schob sie ihre Gedanken beiseite, warum sollte sie sich auch um oder über Römer Gedanken machen.
"1250 Sesterzen und was kann sie alles? Spricht sie unsere Sprache?"
Er sprach sie zwar nicht direkt an, aber das überging Varia einfach.
„Ja sprechen und verstehen.“ Lautet ihre knappe Antwort. Sie sinnierte noch, was sie er mit Fähigkeiten meinte. Kochen und backen gehörte wohl nicht zu ihren Stärken, was aber wohl offensichtlich war, da sie nicht aussah wie ein Heimchen vom Herd. So sprach sie einfach nur das offensichtliche aus, da sie es nicht für nötig befand sich unnötig anzubiedern. „Kämpfen, ist was ich kann.“ Ihr Latein war nicht perfekt, aber es hatte bisher immer gereicht um sich zu verständigen.
Schon folgte das nächste Gebot von dem der sich Consul nannte. Da Varia nicht mit der Hierarchie der Römer vertraut war, ging sie natürlich davon aus, das Consul ein Name war, woher sollte sie auch wissen, dass dies eine Amtsbezeichnung ist. -
Der bullige Krieger hatte ihren Gruß erwidert. Ebenso wie bei ihr selbst war seiner Mimik nichts anzumerken. Ja wer im Kampfe erprobt war wusste, dass es tödlich sein konnte, wenn man Gefühle zeigte.
Sie ließ ihre Blicke wieder schweifen, mit ihren Gedanken war sie wo ganz anders, weit weg von diesem Ort. Zu Hause in ihrem Dorf….
Sie stellte sich vor, wie es wohl gewesen war, als man merkte, dass es ihr nicht gelungen war zu entkommen. Bestimmt hatten die anderen noch versucht sie zu finden. Doch auch die Angreifer hatten wohl gewusst, dass die Amazonen zurückkommen würden und waren entsprechend schnell vorangekommen. Sie hatten Varia im wahrsten Sinne des Wortes hinterhergeschleift.
Nach ein paar Tagen hatte sie die Hoffnung aufgegeben, sie hatte gewusst, dass sie nun zu weit entfernt waren, als dass noch Rettung kommen würde. Sie war nun also auf sich allein gestellt und wusste nur zu gut, was ihr blühte, schließlich hatten sie auch Sklaven.
Auch unter den Frauen, die nun frei unter ihnen lebten, gab es einige die der Sklaverei entflohen waren. Und diese hatte der einen oder anderen Geschichte erzählt, hatte ihre Narben an Körper und Seele davon getragen. Erst unter den Amazonen heilte langsam die Seele dieser Frauen.
Aber Varia war anders als diese Frauen, sie war frei geboren und eine Kämpferin bis in die kleinste Haarspitze. Es würde also sicher nicht einfach, wenn nicht gar unmöglich werden ihren Willen zu brechen.
Mit Schläge kam man nicht wirklich weiter, so reizte man nur ihre Wut, was der eine Helfer des thrakischen Sklavenhändlers zu spüren bekam. Er hatte besonderen Gefallen daran gefunden Varia mit dem Stock voranzutreiben. Als er jedoch einmal unachtsam war und sich zu dicht an sie gewagt hatte, war es ihr gelungen ihn von den Beinen zu holen. Geschickt hatte sie ihm die Kette um seinen Arm gewunden. Noch ehe ihm seine Kumpanen zu Hilfe kommen konnten, war sein Arm unnatürlich verdreht, so dass zumindest dieser für lange Zeit keine Sklaven züchtigen konnte.
Natürlich hatte ihr das mehr als nur ein paar blaue Flecken eingebracht, aber das war es wert gewesen….
„1000“ ….“1200…“
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, und fand sich in ihrem so reellen Albtraum wieder.
Noch einmal traf ihr Blick den imposanten Krieger, der ihren Gruß erwidert hat. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, bevor sie die Arme anhob. Ihre Rechte Hand war zur Faust geballt und schlug unter dem Klirren der Ketten auf die Stelle ihres Herzen, ein Gruß unter Kriegern.
Nun bemerkte sie, dass neben dem Glatzkopf auch die junge Perserin wieder aufgetaucht war. Varia lächelte immer noch, als ihr Blick die Kleine traf.
Sie ließ ihre Arme sinken und auch ihre Mine wurde wieder unbewegt. Ihre Augen jedoch waren hellwach und so entging ihr nichts. -
Dieser Germanicus starrte sie regelrecht an. Varia dachte nicht im Entferntesten daran seinem Blick auszuweichen. Nein sie fixierte ihn eine Weile, so wie sie es auf dem Schlachtfeld immer tat, bevor sie sich auf den Gegner stürzten.
Erst als sie weiter hinten eine Bewegung ausmachte, wand sie ihren Blick ab und schaute in die Richtung aus der sie die Bewegung wahrgenommen hatte.
Die ersten Krieger die sie hier ausmachen konnte, abgesehen von dem der neben Germanicus aufgetaucht war.
Sie nickte kurz und kaum merklich in die Richtung der Beiden. Sie respektierte andere die waren wie sie, egal ob Mann oder Frau, jeder der sich im Kampfe bewehrt hatte, hatte Respekt verdient.
In ihrem Volk wurde sie verehrt für das was sie tat. Und nun stand sie hier und wurde vorgeführt. Der Sklavenhändler verzichtet zu seinem Glück darauf sie tanzen oder andere Verrenkungen machen zu lassen.
Varia hätte ihn dann wohl mit ihren Ketten erwürgt…. -
Erst passierte gar nichts und urplötzlich tauchten aus allen Himmelsrichtungen Sänften auf und verursachten einen mittelschweren Stau.
Auch wenn Varia äußerlich völlig unbeteiligt wirkte, verfolgte sie das Geschehen auf dem Platz vor dem Stand mit Argusaugen. Nichts entging ihr, dennoch gelang es ihr immer noch keinerlei Reaktion zu zeigen.
Das erste Gebot kam von einer Frau, wenn sie auch nur einen kurzen Blick auf sie werfen konnte, weil der Vorhang nur kurz bei Seite geschoben wurde, so hatte sie doch erkennen können, das die Frau genervt wirkte. Warum gab sie dann aber ein Gebot ab?
Varia war nicht davon ausgegangen, dass eine Frau für sie bieten würde, denn soweit es ihr bekannt war, waren Frauen nicht gerade begeistert von Kriegerinnen. Sie konnte sich durchaus vorstellen, dass sie sich, so lange wie ihr Aufenthalt hier in Rom dauern würde, einer Frau unterordnen könnte. Obwohl es was gänzlich anderes wäre, als bisher, Hierarchie gab es ja auch bei ihnen, aber wirklich jemanden gedient hatte Varia noch nie.
Den Gedanken hatte sie kaum zu Ende gebracht, schon folgte das nächste Gebot. Varia versuchte zu lokalisieren, woher dieses kam.
Offensichtlich von dem Mann, der der Erstbietenden nun einen herausfordernden Blick zu war. Auch er ließ sich tragen. In Rom ging man scheinbar nicht mehr zu Fuß, sondern man ließ sich in Holzkisten durch die Gegend tragen und verstopfte damit die Straßen und Wege.
"Der Consul bietet 600 Sesterzen!" Dieses Mal bewegte sie sich dann doch und die Ketten klirrten wieder leise. Unwirsch rüttelte sie nun am Eisen. Das Grinsen was der Sklavenhändler nun an den Tag legte, konnte nur bedeuten, dass er scheinbar zufrieden war und es ihn wohl freute, das dieser Consul bot.
Consul, was ein komischer Name, dachte sie noch so bei sich. Noch einer auf so einem Holzding. Schien wirklich der allerletzte Schrei zu sein.
Das vorerst letzte Gebot gab ein gewisser Germanicus ab, dieser schien sich aber nicht sicher zu sein, oder warum griff er sich an den Kopf? Aber wenigstens schien der gesunde Beine zu haben, den dieser war tatsächlich ohne Sänfte unterwegs.
Sie suchte sich wieder eine halbwegs erträgliche Stellung, das Eisen, welches sie nun schon seit Wochen tragen durfte, hatte schon einige unschöne Stellen hinterlassen.
Ihre Mimik blieb jedoch undurchsichtig, wenn sie sich nicht bewegt hätte, könnte man denken sie sei eine aus Stein gehauene Statue. -
Varia hing ihren Gedanken nach, um sie herum war es ruhig geworden. Wahrscheinlich hatte sich der Sklavenhändler verrechnet.
Varia fragte sich sowieso, was ein Römer mit ihr anfangen sollte. Nun betrachtete sie sich die Römer genau, keiner dem sie zutraute, dass er ihr im Kampfe das Wasser reichen könnte.
Sie bewegte sich etwas, was ihre Ketten zum Klirren brachte. Unwirsch zog sie an denen. Sie musste diese Dinger loswerden, denn sie hatte nicht vor lange in Gefangenschaft zu bleiben.
Das erste Mal konnte man ihr ihren Unwillen, ihren Unmut ansehen, ihre Augen funkelten böse.
Warum musste das auch ausgerechnet ihr passieren? Sie war immer so besonnen gewesen, aber ihr war der Hinterhalt einfach nicht aufgefallen, erst als es zu spät war. Und Fehler wurden halt bestraft. Wenigstens war den anderen die Flucht gelungen. Varia hatte sie angeschrien, dass sie verschwinden sollten, sie würde die Angreifer schon aufhalten… ja die verdammte Selbstüberschätzung. Hochmut kommt halt vor dem Fall, beziehungsweise vor dem Schwertgriff, der ihr ins Gesicht donnerte und sie ins Reich der Träume oder besser Albträume geschickt hatte.
Aber irgendwie würde sie hier schon wieder rauskommen…
Die Ketten klirrten erneut, Varia stand nun wieder wie zuvor, sie gleich wieder eine Statue ohne Regung ohne den geringsten Ausdruck in ihren Augen. -
Sie besah sich ihre Umgebung. Einiges von der so berühmt berüchtigten Stadt konnte sie sehen.
Rom, Schmelztiegel der Kulturen. Viele verschieden Sprachen wurden hier gesprochen, gerade hier auf den Märkten. Viele Nationen, unterschiedliche Menschen… es schien so, als haben die Römer aus allen Teilen ihres Reiches Menschen hier her verbracht. Und eben dieser Querschnitt hatte sich nun vor der Bühne versammelt.
Varia ließ ihre Blicken schweifen, einige der Gesichter vor der Bühne betrachtete sie länger, einige wurde nur flüchtig von ihrem Blick gestreift.
Länger als bei den anderen verweilten ihre Augen auf zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Die eine eindeutig eine geborene Sklavin, ihr ganzen Auftreten, ihre Haltung, ihre abwertenden Blicke, wenn sie nicht dieses sklaventypische Verhalten gehabt hätten, könnte man sie glatt für eine Bürgerin halten. Und neben ihr eine junge Frau, nicht viel jünger als Varia selbst, sah persisch aus. Die Perserin schien jedoch eine recht naive Sicht zu haben und eine wohl eher romantische Vorstellung von Amazonen.
Kriegerin, ja das war sie, aber sie glaubte nicht dass dieses junge Ding wusste, was Krieg hieß, was es hieß zu kämpfen, was es hieß zu töten. Krieg war ein schmutziges, wenn auch notwendiges Geschäft. Varia hatte den Tod gesehen, oft und in vielen Gestalten. Vielen hatte sie selbst den Tod gebracht, mal ging es schnell, mal langsam und qualvoll. So war es eben das ungeschminkte Gesicht des Krieges. Oft genug hatte sie selbst den Tod ins Auge geblickt.
Die Welt schien sowieso eine verschobene Vorstellung zu haben, wie Amazonen, wie man sie langläufig nannte, lebten. Bei Männern waren es wohl eher lüsterne Gedanken, die sie mit den Ares Töchter verbanden. Frauen verachteten sie, weil ihr Lebensstil dem gängigen Gesellschaftsmodel widersprach.
Dabei war es ganz simpel durch die viele Kriege, waren die Männer einfach knapp geworden, sie fielen im Krieg oder gerieten in Gefangenschaft. So hatten ihren Ahnen irgendwann beschlossen, dass die Frauen selbst zur Waffe greifen mussten.
Schon im Kindesalter wurden die stärksten und kräftigsten ausgesucht, sie wurden zu Kriegerinnen getrimmt. Seit Varia Fünf war kannte sie nichts anderes als tägliches Training und Übungen von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.
Andere wurden ausgesucht um die Felder zu bestellen, sich um die Dorfgemeinschaft zu kümmern und Kinder zu gebären. Jede hatte ihren Platz in der Gemeinschaft.
Varia hatte immer lachen müssen, wenn man ihr erzählte, dass Amazonen Männer gefangen nahmen um sich mit ihnen zu paaren. Natürlich waren es immer Männer die ihr dies erzählt hatten. Meist hatte sie diese dann gefragt ob sie sie mitnehmen soll, damit die Frauen in ihrem Dorf sich mit ihnen vergnügen können. Das Gesicht der Kerle hatte Bände gesprochen, die Vorstellung muss für sie überwältigend gewesen sein… Männer dachten eben nur mit ihrem…
Sie war nie auf die Idee gekommen, sich mit einem Mann einzulassen, auch wenn der ein oder andere Krieger anziehend auf sie gewirkt hatte. Aber dies war nun mal nicht ihre Aufgabe. Ihr Schicksal war es zu kämpfen und nicht Kinder auf diese Welt zu bringen. Sie hätte ihr Kind eh nicht aufwachsen gesehen, eine Kriegerin wurde auch nicht alt, kaum eine wurde älter als Fünfundzwanzig. Krieg war ein tödliches Geschäft…. und seit nun über Vier Jahren ihr täglicher Begleiter.
Man hatte sie direkt vom Schlachtfeld weg an einen Sklavenhändler verkauft, weshalb sie nun auch noch ihre Lederne Rüstung trug, staubig und mit Blut befleckt. Der Händler hatte sie ihr gelassen, er wollte das Besondere verkaufen, wie er gesagt hatte.
Auf dem Feld war die Rüstung praktisch, aber hier zwischen den herausgeputzten Menschen wirkten sie wie aus einer anderen Welt, völlig fehl am Platze.
Varia ließ ihre Blicke schweifen, ihre Mine blieb jedoch wie versteinert, sie sah völlig unbeteiligt aus, so als ginge es hier nicht um sie und ihre Zukunft… -
Viele Kämpfe hatte sie schon geschlagen, doch dieser hier würde wohl schwerer werden, als jene Kämpfe, die sie bisher auf dem Schlachtfeld bestritten hatte. Je Kämpfe, wo sie ihrem Gegner Aug in Auge gegenüberstand, mit dem gespannten Bogen oder dem Schwert in der Hand.
Oft hatte sie gekämpft, mal für die eigene Sache, mal für andere, die gut zahlten. Mal für Silber, für Speersitzen, eigentlich für alles was gebraucht wurde.
Sie wusste, dass sie den meisten Kämpfer an purer Stärke unterlegen war, aber Geschicklichkeit und Technik und hartes Training konnten das wieder wettmachen. So konnte sie, auch im offenen Kampf, durchaus gegen einen Krieger bestehen.
Doch dieses ein Mal waren sie unterlegen gewesen, dieses eine Mal welches ihr nun die Ketten eingebracht hatte, die sie hier trug. Die meiste Zeit war sie in Ketten gewesen, scheinbar waren die Legenden, welche sich um kämpfende Frauen rankten auch bis Rom vorgedrungen. Oft schon hatte sie gehört, wie man sie Tochter des Ares genannt hatte, das ein oder andere Mal hörte sie Amazone.
Aber es war ihr egal als was man sie bezeichnete, denn auch der scheinbar legendäre Ruf hatte ihr nicht genutzt und so stand sie nun hier.
Hoch erhobenen Hauptes, fast könnten man es als erhaben bezeichnen, stand sie da und blickte über die für sie gesichtslose Menge.
Varia strahlte, auch wenn sie in Ketten lag, die Selbstsicherheit einer Kriegerin aus. Ruhe war es die sie nach außen hin verkörperte, nichts von dem was sie im Inneren gerade fühlte drang nach außen.
Stimmengewirr, einige Ah und Oh’s drangen nach des Sklavenhändlers Worten an ihr Ohr. Einige Wortfetzen, nichts was ihre Aufmerksamkeit erregen würde. Ihr Blick blieb starr, nur ihr Körper spannte sich unwillkürlich an, so dass man ihre wohl definierten Muskeln erkennen konnte. Ihr Gesicht blieb jedoch das einer Statue, keine Regung war darin zu erkennen, auch wenn es in ihr brodelte, sie dem Sklavenhändler am liebsten ihr Messer durch seine Kehle gejagt hätte.
Selbstbeherrschung war das was sie gelernt hatte, denn nur wer sich unter Kontrolle hatte, konnte klar denken, Wut vernebelte nur die Sinne.