Beiträge von Varia

    Zu spät wurden sie auf die Szenerie aufmerksam. Ein leises Fluchen war zu hören schnelle Schritte hallten durch die Straße. Das Aufblitzen der Klingen....


    Die Körper der Männer fielen zu Boden, der Dritte wurde von der Frau heruntergezogen.
    Varia sah die Frau an. Das Gesicht, sie kannte das Gesicht. Woher? Woher kannte sie diese Frau? Plötzlich fiel es ihr ein. In dem Lupanar damals. Wie war doch ihr Name? Varia kniete sich neben die Frau. Sie hob ihren Körper von dem kalten Pflaster der Straße. Sie spürte die warme Flüssigkeit, die über ihren Arm lief. „Apolonia? Hörst du mich?“ Vorsichtig strich sie ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Kannst du mich hören?“ Varia hielt die Frau. Sie wusste ob der Menge des Blutes welches sich unter ihrem Körper gebildet hatte, dass die Frau nicht überleben wurde.
    [SIZE=7]„Geh zu deinem Antias.“[/SIZE] flüsterte sie, während sie die Frau einfach im Arm hielt, streichelte und ihr Nähe gab. [SIZE=7]„Ich wünsche dir, dass du in der nächste Welt findest was du suchst.“[/SIZE] Die Amazone beugte sich zum Kopf der Frau und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Die anderen kümmerten sich um den Man. „Was ist mit ihm?“ Fragte Varia. „Nur eine Fleischwunde. Er wird es überleben.“ „Gut nehmen wir sie mit. Beide.“ Nur kurz löste sie sich von Apolonia um die drei Römer die sie und ihren Begleiter überfallen hatten entsprechend herzurichten. Dann kniete sie ssich wieder neben die Frau und hob die Sterbende hoch und trug sie davon.

    Wieder legte sich die Abenddämmerung über die Stadt. Und man sah immer wenigen Menschen auf den Straßen, ein Geist – ein Gerücht ging um. Türen wurden verschlossen. Tavernen schlossen früher. Die Bewohner der Subura lebten in Angst. So viel Tote und keiner interessierte sich dafür.
    Die leisen Schritte führten heute raus aus der Subura in die besseren Teile der Stadt. Hier feierte das Volk. Hier war die Welt noch in Ordnung. Noch.
    Von einem Hausdach aus wurde eine kleine Gruppe beobachtet, zwei Männer und eine Frau - offensichtlich eine Sklavin. Die Männer hatten dem Wein sehr zugesprochen. Der eine packte die Frau an der Hüfte und zog sie unsanft an sich heran. „Sie tut alles was ich will.“ Dann stieß er sie von sich weg.„Weg knie dich hin. Serva!“ „Dominus nein bitte...“ Eine schallende Ohrfeige hallte durch die sonst menschenleere Gasse. „Hinknien habe ich gesagt.“ Die Frau ergab sich weinend und kniete sich hin. Sie bettelte ihren Dominus an. Doch der löste das Problem indem er ihr den Mund mit einem Knebel aus Fleisch verschloss. „Los bedien dich.“ Sagte er lachend zu seinem Kumpan. Dieser ließ sich nicht lange bitte und schob die Tunika der Sklavin hoch und bedient sich von hinten an ihr. Während sie nun also ihre niederen Gelüste an der Frau, die still litt, stillten unterhielten sie über Belanglosigkeiten des Tages. Varia hatte genug gesehen. Sie nickte ihrer Gefährtin kurz zu und lautlos glitten sie von dem Dach und jede der Frauen zückte ihr scharfes Messer. Zeitgleich wurden die Messer schnell und präzise an die Hälse der Männer geführt und ehe diese zu einer Reaktion fähig waren sanken sie mit leisen gurgelnden Lauten zu Boden.
    Varia schaute auf das arme geschändete Wesen, das weinend und voller Angst zu den Frauen aufblickte. Sie hielt ihr die Hand hin. „Komm mit uns.“ Die Frau zögerte. Sie blickte auf den toten Mann der ihr Herr gewesen war und dann wieder auf die Frau die ihr die Hand darreichte. Nur kurz überlegte, bevor sie vorsichtig die Hand der Frau ergriff. Die Männer wurden um ihr Geld erleichtert. Der Siegelring, welcher sie als Römer kennzeichnete wurde ihnen in den Rachen gestopft.
    Nun gab es also die ersten Toten außerhalb der Subura.

    Die Nacht war gerade erst hereingebrochen, als im Schutze der Dunkelheit der Nacht lautlos eine Gestalt durch die engen schmutzigen Gassen der Subura schlich. Ja auf diese Straßen hier setzte die Oberschicht Roms keinen Fuß. Hier galt das römische Recht einen Dreck hier galt in den Stunden der Dunkelheit allein das Recht des Stärkeren.
    Das Wimmern einer Frau hallte durch die Gassen. Lautlose Schritte bewegte sich in diese Richtung und erblickten zwei Männer, die auf eine Hure die an eine Wand gekettet war einschlugen. Die schlimmsten Form den Körper einer Sklavin anzubieten. Hier auf dem Straßenstrich der Subura angekettet wehrlos.
    Man sah nur noch das kurze Aufblitzen von Metall und dann fielen die beiden Männer lautlos zu Boden.
    Die weinende Hure sah zu der Gestalt auf. „Was hast du getan?“ Fragte sie entsetzt. „Ich habe sie getötet. Sie haben es verdient.“ Kamen die Worte kalt über die Lippen der Amazone. „Aber warum?“ „Weil es das ich was ich kann und ich hasse alle Männer und besonders die Römer. Sie versklaven uns. Sie nehmen uns alles. Unsere Freiheit unsere Ehre. Was hast du getan, dass du hier angekettet bist und die Männer in diesem Verschlag dort bedienen musst?“ Varia deutete auf den Kleinen Raum, der hinter einem dreckigen Stück Tuch verborgen war. „Ich... ich war ungehorsam. Mein Dominus will mich Demut lehren....“ „So will er das?“ Ein verächtliches Lachen erklang. „Nein er will dich brechen. Er will deinen Geist und deine Seele töten.“ Die Frau begann erneut zu weinen. „Aber was soll ich machen. Es ist mein Schicksal.“ „Ist es das? Oder bestimmen wir unser Schicksal selbst?“ „Ich wünschte ich wäre so frei wie du und könnte es dir gleich tun.“ Flüsterte die Lupa. "Sei vorsichtig. Wünsche können in Erfüllung gehen.“ Die Lupa nickte. „Ja aber dann hätte ich Hoffnung.“
    Varia beseitige die Leichen. Sie wurden einige Gassen weiter entsorgt. Und wie immer nahm sie ihnen das Geld ab und stopfte ihnen ihre Siegelringe in den Rachen.
    Im Morgengrauen beobachtete sie einen schmieren Römer, der zu der Lupa ging. Er schon seinen dicken Bauch vor sich her und schrie die Frau an. Sie übergab ihm den Verdienst der Nacht und erntete dafür einen Ohrfeige. Es war dem Römer wohl zu wenig. Varia hielt sich zurück. Erst nachdem er die Frau von ihrer Kette befreit hatte schlug sie zu. Sie hielt dem Mann das Messer an die Kehle und raunte ihn ins Ohr. „Nun Römer, bist du bereit vor deinen Götter zu treten?“ Der Mann winselte und bettelte um seine Leben, ja er nässte sich gar ein vor Angst. Die Amazon lachte kalt. Und tat ihr Werk, wieder ein toter Römer mit Siegelring im Hals.Sie wand sich der Frau zu und reichte ihr die Hand. „Nun was ist willst du mit mir kommen? Aber bedenke, es könnte deinen Tod bedeuten.“ Die Frau nickte nur dankbar. „Noch mehr tot als ich jetzt schon bin kann ich nicht sein.“


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    In den folgenden Tagen brachte Varia der Frau bei, wie man leise und lautlos tötete. Sie besorgte ihr ebenso ein Zimmer in der Subura. Schon bald sprach es sich herum, dass immer mehr tote Römer in der Subura aufgefunden wurden. Das es nur Männer waren die mit gezielten Stichen ins Herz oder mit aufgeschnittener Kehle gefunden wurden.

    Das Blut rauschte noch in ihren Ohren, als sie sich in der Nacht auf das Lager bettete. War es ihr früher immer schwer gefallen zu töten. So empfand sie heute eine erstaunliche Erleichterung. Früher hatte sie dieses Töten immer als notwendig angesehen. Heute jedoch hatte sie das Gefühl, dass das Töten ihr Spaß machte. Hatte es sie früher der Geruch von Blut abgestoßen, so berauscht war sie heute von eben jenem Geruch. Varia lag auf ihrem Lager und starrte in die Dunkelheit hinein. Lange hatte sie sich verloren, von der Göttin verlassen gefühlt. Doch hier und heute hatte sich ihre Göttin offenbart und hatte ihr einen Weg gezeigt. Eine Weg gezeigt wie sie es Rom zeigen konnte. Das Lächeln welches Varias Mund umspielte war grausam, ihre Augen waren die eines wilden Tieres, dass berauscht vom Blut war.


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    Sicher hatte man die drei Leichen am nächsten Tag gefunden. Sicher hatte man nachgeforscht, doch wer sollte schon sagen können, wer diese Männer ermordet hatte.


    Schon in der Nacht nach den Morden konnte man eine dunkel Gestalt, die in ein kurzes dunkles Ledergewand gehüllt war durch die Gassen Roms schleichen sehen. Hier wankte eine Römer aus einer Taverne. Kurze Zeit später lag er wie die andere drei in der Nacht zuvor mit aufgeschnittener Kehle in einer kleine Gasse. Ohne Geld mit seinem Siegelring im Rachen. Ein paar Straßen weiter würde man noch einen Toten finden, der mit einem gezielten Stick in den Hals getötet worden war. Man konnte nicht erkennen wer sie getötet hatte, nur das es jemand war, der sein Handwerk eindeutig verstand. Niemand hatte einen Kampf oder Schreie gehört. Schnell und lautlos kam der Tod über diese Männer.
    In den Morgenstunden kurz bevor die Sonne über der Stadt aufging sackte wieder ein Mann zu Boden. Wieder die gleiche Weise.
    Die Männer hatten keine Verbindung zueinander. Die Einzige Gemeinsamkeit war, dass sie alle Römer waren und dass man ihnen ihren Siegelring in den Rachen gestopft hatte.

    Wie jeden Abend kam Varia weintrucken aus der Taverne und wollte gerade zu ihrer Unterkunft. Ja sie bewohnte ein kleines billiges Zimmer in der Subura, eben das was ihrer Preisklasse entsprach. Sie ging nun also mit leicht wankenden Schritt die Gassen entlang, als ein Schrei gefolgt von einer bettelnden Frauenstimmen an ihr Ohr drang. Erst wollte sie sich abwenden. Was ging sie es schon an. Schon lenkte sie ihre Schritte in die andere Richtung, bis sich leise fluchend stehen blieb kurz überlegte und dann in Richtung der Frau ging. Als sie um die ecke bog, sah sie eine Frau, die von drei Männern bedrängt wurde. Sie bettelte darum dass man sie in Ruhe lassen sollte. Doch die Männer dachten nicht daran im Gegenteil, sie verspotteten die Frau, dass sie doch froh sein sollte wenn richtige Römer sich für sie interessieren. Varia spuckte aus. Richtig Römer.
    „Lasst sie in Ruhe.“ Donnert also ihre Stimme durch die Gasse. „Oh guck mal da ist noch Eine. Die schnappen wir uns auch.“ Schon gingen zwei der drei Männer auf Varia zu. Sie sagte nichts, stand nur still und stumm da. Gerade als sie nach ihr greifen wollten kam Leben in die Amazone. Sie zückte ein Messer und schon sank der erste Römer lautlos mit aufgeschnittener Gurgel zu Boden. Der Zweite Mann war sichtlich überrascht. Eine Frau? Mit Messer? Noch ehe er auch nur eine Bewegung machen konnte war die Amazone schon bei ihm und rammte ihm das Messer tief in die Brust um es nur Augenblicke später herauszuziehen und auch diesen Mann hart auf den Boden prallen zu lassen. Nun waren es nur wenig Schritte bis zum dritten der Männer, der immer noch die Frau in seiner Gewalt hatte. Drei, Vier schnelle Schritte und sie war bei ihm. Ihr Messer drückte sie an seine Kehle. „Hast du mich nicht verstanden? Ich sagte lasst sie in Ruhe.“ Dieses mal war es der Römer der bettelte. „Tu mir nichts. Bitte.“ „Du erfährst die selbe Gnade, die du bereit warst dieser Frau zu geben.“ Sagte sie Kalt und es war nur eine kurze Bewegung und doch war das der Tod des Mannes. Tief dran das Messer in das Fleisch an seinem Hals ein und durchtrennte die Hauptschlagader. Er würde nur so Augenblicke haben, dann würde das Leben aus seinem Körper weichen.
    „Geh nach Hause und zieh zu, dass du Abends nicht mehr allein unterwegs bist.“ Sagte Varia zu der immer noch vor Angst zitternden Frau. „Danke.“ Stammelte diese. „Danke. Dich haben die Götter geschickt.“ Die Amazone lachte kalt auf. „Die Götter schicken eine Tochter des Mars welche Ironie. Nun geh schon.“ Die Frau nahm tatsächlich die Beine in die Hand. Varia selber überprüfte noch, ob die Männer tatsächlich tot waren, nahm ihnen ihre Geldbeutel ab. Dann zog sie ihnen die Siegelringe welche sie als römische Bürger kennzeichneten von den Finger und stopfte sie ihnen in die Münder. „Möget ihr an eure Rom ersticken.“ Sagte sie voller Hass und verschwand in der Nacht.
    Ja so würde man dann wohl am nächsten Morgen die Leichen drei römischer Bürger finden. Ermordet und die Siegelringe in den Rachen gestopft.

    Lange hatte sie gebraucht um sich zu erinnern wer sie war. Man hatte ihr gesagt sie sein eine einfache Sklavin. Niemand hatte ihr die Wahrheit gesagt. Nur die Träume, die sie nachts kaum schlafen ließen hatten versucht ihr zu sagen wer und was sie war. Immer wieder war sie schweißgebadet erwacht und konnte sich die Bilder nicht erklären. Blut, Tod, Kampf, Schreie von Sterbenden. Niemand hatte es ihr gesagt. Niemand hatte es ihr erklärt. Sie sahen weg und so konnte die Träume sie innerlich zerfressen. Ihr Träume passten so gar nicht in diese Welt hier. Ihre Hände zitterten wenn sie in der Früh erwachte. In der Nacht erlebte sie ihre Vergangenheit, von der sie nichts mehr gewusst hatte. Am Tag spielte sich jedoch ein heiles Leben vor ihren Augen ab. Sie konnte diese Welten nicht zusammenbringen und verzweifelte darüber.
    Und doch erinnerte sie sich nun wieder. Alles war wieder da. Ihre Schwester tödlich getroffen die in ihren Armen starb. Männer die durch ihre Hand starben. Blut, Tod... alles war wieder da.
    Auch wusste sie nun wieder warum sie hier war. Und doch hatte sie das Haus des Helvetiers verlassen. Er dem sie die Treue schwören musste war nun schon Jahre weg. Warum sollte sie ihm die Treue halten? Warum einer Familie treu sein, die sie belogen hatte. Warum einem Dominus treu sein, der sich einen Dreck um sie scherte? Nach Hause würde sie nicht gehen. Nein sie konnte nicht, nicht nachdem sie mit den Traditionen gebrochen hatte und sich nicht mehr an ihren Schwur gebunden fühlte.


    Ja hier in der Subura hatte sie eine Zuflucht gefunden. Etwas gefunden, dass ihr zeigte, dass sie am Leben war. Ja sie war keine Heldin, sie war nicht aus Stein. Ob richtig oder falsch. Sie konnte es nicht sagen.
    Was hatte sie getan und wer ist aus ihr geworden? Eine Kriegerin, eine Stolze Amazone, die hier nun in Rom in der Subura illegalen Kämpfe bestritt.
    Wer ihr in die Augen sah, der konnte erblicken, das sie den Tod schon mehrfach ins Auge geblickt hatte. Der konnte sehen, dass sie wusste wie es sich anfühlt zu töten. Der konnte sehen, dass sie innerlich starb.
    Ruhig waren ihre Hände nun sie beachtete sie lange, sah die Narben des Kampfes.
    Sie wickelte die Bandagen um ihre Hände langsam, bedächtig mit aller Ruhe. Ja sie wusste jeder Kampf konnte ihr letzter sein. Nein sie war keine Heldin, sie war nicht aus Stein.
    Ja sie sinkt in die Tiefe, fällt weiter und weiter. Entfernt sich jeden Tag ein Stück mehr von dieser Welt. Sie kommt jeden Tag näher zum Ende vom Ende.
    Langsam erhob sich die Amazon und kalte Augen fielen auf ihren Gegner. Ja sie hatte keine Angst vor dem Tod und dass machte sie gefährlich und unberechenbar.
    Den Kämpfern wurde je ein Schwert gereicht und der Kampf eröffnet. Metall traf auf Metall.
    Sie war schnell. Zu schnell für ihren Gegner. So hatte sie ihm nach kurzer Zeit schon eine tiefe schmerzhafte Fleischwunde am Oberschenkel verpasst.
    Nein hier gab es keine Gnade, kein Zurückziehen. Hier galt leben oder sterben. Man verließ die kleine Arena nur las Sieger oder tot.
    Ja der arme Sklave, der ihr heute gegenüberstand war jung, unerfahren und hoffnungslos überfordert. So dauerte der Kampf auch nicht lange.
    Ihr Schwert über seine Kehle, hauchte sie ihm einen Kuss auf die Stirn – inzwischen ihr Markenzeichen, ein letzter Kuss vor den Tod - dann stach sie gnadenlos ohne jegliche Reaktion zu zeigen zu.
    Er war nur ein weiterer Toter, der den Weg ihres Lebens pflasterte.
    Sie reichte dass Schwert zurück, ließ sich ihr Geld auszahlen und suchte sich eine Taverne um all das was ihre Seele belastete im Wein zu ertränken. So wie sie es inzwischen jeden Abend tat.
    Ja sie ist keine Heldin und auch nicht aus Stein....

    Eines hatte Varia schon verstanden. Der Mann vor ihr, der gerade in den Raum gekommen war hatte hier scheinbar das Sagen. Ihre Mine hellte sich auf, als er griechisch sprach. Doch was er sagte brauchte seine zeit um zu ihr durchzudringen. „Varia.“ Wiederholte sie ihren Namen. Doch weder bei der Nennung, noch bei dem Wiederholen des Namens kam irgendeine Erinnerung hoch. „Helvetius Severus.“ auch bei diesem Namen keine Erinnerungen. „Sklavin.“ Ja dieses Wort sprach sie sogar auf Latein. Eine Erinnerung? Nun ja da war etwas, zumindest wusste sie um die Bedeutung dieses Wortes. Aber es fühlte sich komisch an. Irgendwie falsch eben nicht richtig. Aber was sollte sie machen. Sie wusste nicht wer sie war. Sie wusste nicht wo sie war. Es blieb ihr also wohl kaum etwas anderes übrig, als dem Mann, der sie ja scheinbar wenigstens verstand zu vertrauen. Sie gab ihre verschüchterte Haltung auf und entspannte sich etwas. „Sklavin Varia.“ Wiederholte sie nochmal in der Hoffnung, dass sich irgendetwas an ihrer Erinnerung tat. Aber nein da war einfach nichts zu finden. „Du bist mein Dominus?“ Scheinbar waren durch die Worte des Helvetiers doch unterbewusst Erinnerungen geweckt worden, denn ohne es wohl selbst zu bemerken sprach sie wieder Latein.
    Sie hätte bestimmt noch so viele Fragen mehr gehabt, aber wie schon gesagt ihr war die Bedeutung des Wortes Sklavin bewusst. Somit würde sie ihm wohl kaum Löcher in den Bauch fragen können, denn Sklaven waren zumeist stumme Diener ihrer Herrschaften, die nur redeten wenn sie gefragt wurden. Aber die Frage die sie gestellt hatte war ja entscheidend. So schaute nun also die Frau ohne Gedächtnis den Helvetier fragend an und hoffte auf Antworten und auf Erinnerungen.

    Varia musste entgegen dem was man sonst so von ihr gewohnt war, völlig verändert wirken. Sie hockt in der hintersten Ecke ihrer Lagerstätte, völlig verängstigt. Wenn jemand versuchte sie anzufassen um sie zu beruhigen waren ihre Reaktionen jedoch blitzschnell und sie wehrte diese Versuchen ab. Dies verunsicherte die Amazonen aber um so mehr. Sie verstand keinen von denen die auf sie einredeten, sie wusste nicht wo sie war, ja sie wusste ja nicht einmal mehr wer sie war. Plötzlich tat noch ein Mann in den Raum und alle anderen verstummte, als er sprach. Varia schaute den Mann an, in der Hoffnung sich an etwas zu erinnern – aber es geschah nichts. Alles lag in einem dichten Nebel. Sie zog ihre Arme noch fester um ihre Beine um sich noch kleiner zu machen. Scheinbar jedoch wartete der Mann auf irgendetwas. Hatte er mit ihr gesprochen? Was hatte er gesagt? Vielleicht verstand er sie ja? „Wer bist du? Wo bin ich? Wer bin ich?“ Wiederholte sie nun also wieder Gebetsmühlen artig ihre frage in ihrer Muttersprache Griechisch.

    Nur wenige Momente später war die Sklaven des Hauses, aufgeschreckt durch den Schrei der noch vor Momenten über den Hof gellte, auf der Straße. Sie nickte nur zustimmend ihrem Dominus zu und brachten die Frau ins Haus.
    Der herbeigerufene Arzt stellte ein paar Prellungen fest und eine riesen Beule am Kopf.
    Der Medicus teilte seine Diagnose aus dem Hausherren mit. Er sagte auch, dass man nicht sagen könnte ob und wann die Sklavin wieder aufwacht. Die Prellungen hatte er versorgt und Anweisung hinterlassen wie damit weiter verfahren werden sollte.
    Die Verletzung am Kopf sollte mit kühlenden Verbänden behandelt werden.
    Man hielt sich genau an die Anweisungen des Medicus. Aber es dauerte. Die Sklaven des Hauses wechselten sich mit ihrer „Wache“ bei der Sklavin ab. Man wollte nicht riskieren, dass die Amazone erwachte und erneut versuchen würde das Weite zu suchen.
    Es dauerte mehrere Tage, bis die junge Frau die Augen aufschlug....


    Sie wachte auf und sah über sich das Gesicht eines ihr unbekannten Mannes. Entsprechend erschrocken war sie und fuhr zusammen. „Wer bist du... wo bin ich...“ Sie schaute sich um, aber nichts von all dem hier kam ihr bekannt vor. Wo war sie? Nun betraten auf des Rufen des Mannes hin immer mehr ihr unbekannte Leute den Raum. So zog sie sich in die hinterste Ecke ihres Bettes zurück und blickte verängstigt und verunsichert von einem zum Anderen.
    „Wer seid ihr? Wo bin ich? Und.. und ..und wer bin ich.“ fragte die junge Frau immer wieder. Doch konnte sie die anderen Sklaven nicht verstehen. Denn Varia sprach in ihrer Muttersprache Griechisch. Einer der Sklaven eilte zum Dominus, der ob der später Stunde zu Hause war und im Arbeitszimmer verweilte. Nachdem er hereingelassen wurde teilte er dem Dominus mit, das die Sklavin wach war, aber unverständlich sprach und desorientiert wirkte.

    Wütend war sie und wie. Die paar Sachen, die in ihrer Kammer stand, fanden gerade einen neuen Platz. Die nun leere Truhe bekam einen Tritt, hob ab und landete etwas weiter unsanft auf dem Boden. Das Spiel wiederholte sich eine Weile, bis schließlich das Material nachgab und die nun kläglichen Überreste der Truhe lage mitten im Raum. Esther hatte ab und an vorsichtig den Kopf zur Tür reingesteckt, es aber vorgezogen doch lieber draußen zu bleiben. Nun da endlich Ruhe war traute sie sich doch in das Zimmer. Der Blick der sie traf verhieß nichts gutes. Dennoch versuchte sie Varia zur Vernunft zu bringen. Doch egal was sie sagten oder tat, es gelang ihr nicht. So verließ sie schließlich unverrichteter Dinge den Raum.

    Es war nun schon ein paar Tage her, seit der Helvetier ihr die Sachen genommen hatte. Doch ihre Wut war nicht verraucht im Gegenteil. Varia war in den Tagen, die sie in ihrem Zimmer gehockt hatte zu der Erkenntnis gekommen, dass der Helvetier in einem Punkt Recht hatte. Commodus interessierte sich einen Dreck für seinen Haushalt und seine Sklaven. Warum also sollte sie sich an ihren Schwur halten? Ehre? Für einen Römer der wahrscheinlich nicht einmal die Bedeutung dieses Wortes kannte?
    In ihr reifte ein Plan und mit jeder Stunde verfestigte sich dieser Plan.


    Am Nachmittag des fünften Tages nach der Konfrontation stand Varia nun in ihrem Zimmer. Aus der Decke ihres Bettes hatte sie sich ein Kleid gefertigt. Eine grobe Schnur diente als Gürtel.
    Ein Blick rechts und links. Keiner war zu sehen. So schlich sie sich aus ihrem Zimmer und ging in Richtung der Mauer. Natürlich konnte sie schlecht einfach durch die Tür spazieren. So schwang sie sich auf einem Baum und von dort aus auf die Mauer. Ein kurzer Blick nach unten. Sie musste noch etwas weiter nach links um sicher auf der Straßenseite landen zu können. Vorfristig die Balance halten tastete sich Varia nun in die gewünschte Richtung.
    „VARIA!!!!!!!!!“ gellte Esthers Schrei in ihre Richtung.
    Sie fuhr herum und es kam wie es kommen musste, die Amazone verlor die bis eben so mühsam gehaltene Balance.
    So ruderte sie nun mit den Arme, doch gelang es ihr nicht den Fall abzuwenden. So versuchte sie sich in der Luft zu drehe, um wenigstens nicht ernsthaft verletzt zu werden bei dem Aufprall. Doch sie war leider keine Katze, so das sie ihre Bewegung in der Luft nur leidlich steuern konnte und natürlich überdrehte. >Plop< ihr Kopf knallte gegen die Wand. >Rums< schlug sie unweit des Einganges der Villa auf den Boden auf und rührte sich nicht mehr....

    „Nein.“ antworte Esther ganz spontan und erklärte auch sogleich warum dieses Nein so vehement kam. „Dominus ich glaube nicht das man ihren Stolz brechen kann.. ich wüste noch nicht einmal wie. Varia hängt nicht unbedingt an diesem Leben. Man kann ihr also nicht mit dem Tode drohen und Schmerzen kennt sie zur Genüge. Sie kann damit umgehen. Außerdem ist sie willensstark. Ich glaube also nicht das man ihren Stolz, den sie quasi mit der Muttermilch aufgezogen hat, brechen kann.“ Die Sklavin konnte nur hoffen, dass der Helvetier es sich zumindest vorstellen konnte, das auch andere Völker neben den Römern einen unbeugsamen Stolz besaßen.
    „Nun das mit der Aufgabe... sie will zwar eine, aber in ihrer Vorstellung bist du nicht derjenige der ihr Befehle erteilen kann. Ich weiß nicht ob sie Aufgaben, die du ihr stellst erfüllen würde.“
    Nun knetet Esther fast schon resignierend ihre Hände. „Es sei denn....“ Die Sklavin schluckte schwer. „...also ich meine... wenn du sie bittest... also es ihr nicht befiehlst, dann würde sie es tun. So war es bei Dominus Varus und Domina Vera auch immer. Sie haben sie um etwas gebeten und Varia hat es getan.“ Ja die junge Sklavin wusste, dass dies in den Ohren eines Römers wohl mehr als nur grotesk klingen musste. Wer bat schon eine Sklavin um etwas? Aber Esther wusste auch, dass man Varia nur so dazu brachte zu tun was man wollte - wenn Varia überhaupt noch dazu bereit war, nachdem der Helvetier ihr die Kleidung genommen hatte.

    Esther blieb natürlich stehen. Bei seiner ersten Frage schaute sie schon recht erstaunt.
    „Nein natürlich fehlt uns hier nichts und es geht hier auch allen gut.“ Gut allen bis auf Varia, aber das lag ja wohl weniger an der Verpflegung oder Unterbringung. Varia war eben speziell.
    Noch mehr wurde sie aber von der nächsten Frage überrascht. Aber Esther war schon viel zu lange Sklavin, als das sie die Motivation der Römer hinterfragen würde und so beantwortete sie auch diese Frage nach bestem Wissen und Gewissen. „Ja ich kenne sie seit dem sie die den helvetischen Haushalt kam. Und weil ich um ihre Eigenarten weiß, bin ich ja hier. Sie ist … nun ja speziell.“ Esther wusste nicht recht wo sie anfangen sollte Varia und ihr Verhalten zu erklären.. oft genug verstand sie ja selber nicht, was Varia umtrieb. „Nun ich weiß nicht ob du es weißt, sie ist eine echte Amazone. Und nun ja sie musste aufgrund gewisser Umstände Dominus Helvetius Commodus die Treue schwören. Seine Befehlen.. Wünsche oder was auch immer erfüllt sie ohne zu zögern. Aber sie hört auch wirklich nur auf ihn.“ Esther holte tief Luft. „Seit er weg ist hat sie versucht den Haushalt aufrecht zu halten... nun da du hier bist, fehlt es ihr an einer Aufgabe. Das Problem ist aber wie ich schon sagt, dass sie nur Dominus Commodus akzeptiert.“ Esther hob in einer fast schon hilflos anmutenden Geste de Arme. „Ich denke das sie sich überflüssig vorkommt, seit der Dominus abgereist ist. Sie hat keine Aufgabe und weiß nicht was sie machen soll. Ihr Stolz, ihre Denkweise sind es die sie daran hindern einfach deine Befehle auszuführen.“
    Esther wusste nicht, ob der Helvetier mit dieser Erklärung etwas anfangen konnte, aber sie wusste auch nicht wie sie es anders erklären könnte.

    „Diesem Haushalt ging es sehr gut, auch bevor du kamst!“ Stimmte natürlich nicht. Denn Commodus hatte sich seit seiner Abreise keinen Duet mehr um seinen Haushalt und die Sklaven geschert. Varia hatte es als ihre Pflicht angesehen hier alle irgendwie durchzubringen und für Ordnung zu sorgen. Wahrscheinlich wären die anderen Sklaven schon längst weg, wenn sie eben dieses nicht getan hätte. Sie hätte ja auch nichts zu Essen gehabt, wenn Shani ihnen nicht ab und an Geld hätte zukommen lassen. Varia selbst hatte ja auch nicht aus purer Freude in der Subura gekämpft, aber es war nun mal die einzige Möglichkeit gewesen über die ganze Zeit zu überleben und den Haushalt am laufen zu halten.


    Und nun kam der Typ daher, setzte sich ins gemacht Nest und tat so, als liefe ohne ihn nicht und alle sollten nach seiner Pfeife tanzen?
    Sie wollte gerade zu eine Tirade ansetzen, als sie die Anweisungen des Helvetiers an Esther hörte.
    Ihren Augen funkelten vor Zorn. Sie riss sich die Tunika vom Leib und warf sie dem Helvetier vor die Füße. „Wenn du meinst, dass mich das davon abhält die Villa zu verlassen...“ Varia lachte böse auf. „.. dann täuscht du dich gewaltig.“


    „Varia... ich...“ Ach was in dem Zustand konnte man mit der starrköpfigen Amazone eh nicht reden. Esther packte Varia am Arm. Sie musste mehr mal kräftig ziehen, bis diese endlich reagierte. Es dauerte, aber schließlich gelang es Esther Varia in ihr Zimmer zu bringen.


    So erschien sie etwas später wieder im Zimmer des Helvetiers. „Dominus. Varia ist jetzt in ihrem Zimmer. Ich... nun ich habe sich sicherheitshalber eingeschlossen. Ich trau ihr durchaus zu, das sie das Haus auch ohne Sachen verlässt.“
    Esther wartete nun ob der Dominus noch weitere Anweisungen für sie hatte.

    Varias Augen veränderten sich zu engen Schlitzen. Ja man konnte förmlich sehen, dass sie ein Raubtier auf dem Sprung war. Dieser Römer hatte was? Wer von den Sklaven hatte es gewagt? Es konnte nur der Neue sein Sklave gewesen sein. Kein Anderer hätte sich wohl getraut auch nur auf den Gedanken zu kommen Varias Sachen anzufassen.
    „Du lässt sie auf der Stelle wieder dahin bringen wo sie waren.“ Verkehrte Welt? Eindeutig. Aber in Varias Augen war der Typ hier vor ihr auch nur Gast in diesem Haus. Er war ganz sicher nicht der Hausherr. Er konnte versuchen sich aufzuspielen, aber es war nicht sein Haus und genau das warf sie ihm nun auch an den Kopf. „Du bist hier im Haus des Helvetius Commodus. Er und nur er hat hier das sagen. Du bist hier Gast und hast mir nicht zu sagen was ich zu tun und zu lassen habe.Ich weiß sehrwohl wo mein Platz ist.“ Ihre Hände lagen auf der Tischplatte ihr Kopf nach vor geneigt sie waren nur noch einen Handbreit voneinander entfernt. „Du bist nicht mein Herr!“


    „Varia!“ Esther war es die nun in das Zimmer stürmte sie befürchtete das Schlimmste und die Situation die sie vorfand verhieß nichts Gutes. „Varia!“ brüllte sie nochmals, als sie keine Reaktion auf ihrem ersten Ruf bekam.


    Nur zögerlich hob die Amazonen ihren Kopf in Richtung der jungen Frau. „Verschwinde!“ zischte sie und wand sich wieder dem Römer zu.
    „Varia bei alle Göttern so nimm doch Vernuft an.“ Esther zog sie kräftig am Arm und somit von dem Tisch weg. „Dominus. Entschuldige... Was sind deine Wünsche? Ich werde dafür Sorge tragen, dass sie erfüllt werden.“
    Von der Amazonen war ein abfälliges Schnaufen zu hören. „Bring ihn lieber dazu mir meine Sachen zurückzugeben.“
    „Jetzt reiß dich zusammen, du machst dich doch nur unglücklich.“ „Ach ja? Seit wann bin ich hier glücklich?“ Esther schüttelte nur müde den Kopf. „Dominus?“

    Der Helvetier tat es schon wieder, er tat einfach so, als wäre sie nicht da und beendete seine Arbeit. Dieses gebaren trug natürlich nur dazu bei, dass Varia innerlich noch mehr brodelte.
    Als er sich nun endlich herabließ ihr zu antworten – antwortet er ihr dennoch nicht.
    Varia blickte ihn ob seiner Gegenfrage spöttisch an. Was bildete der Kerl sich eigentlich ein?


    "Du bist nicht derjenige, dem ich Treue schwören musste, ich sehe keine Notwendigkeit auf deine Befehle einzugehen oder ihnen folge zu leisten.“ Antwortete sie ihm mit einer unverholenen Feindseligkeit in der Stimme.


    Ja genau. Es reichte schließlich schon, dass sie Commodus Anordnungen ausführen musste. Wo kämen wir denn da hin, wenn die Amazone nun auf jeden dahergelaufenen Helvetier hören würde. Dies lang nun wirklich fernab von dem, was dem Naturell der Amazone entsprach.
    In Varia manifestierte sich immer mehr der Gedanke, dass es wohl eine selten dämliche Idee gewesen war, den Helvetier in dieses Haus zu lassen. Denn dieser hier entpuppte sich gerade. Ja er schien der Arroganz und der Überheblichkeit ihres Dominus in nichts nachzustehen.
    Und wenn Varia etwas wirklich verabscheute war es genau dieses überhebliche Einstellung der Römer.
    Was man auch deutlich hören könnte, als sie erneut ihre Frage stellte.
    „Wo sind meine Sachen?“

    Natürlich war sie nicht auf direktem Wege in die Villa gegangen. Nein Varia hatte den ganzen tag in Rom verbracht und erst mit dem Einbruch der Dunkelheit wieder in der Villa aufgetaucht. Ohne auch nur irgendjemanden eines Blickes zu würdigen, war sie in ihrem Zimmer verschwunden. Was sie dort allerdings zu sehen bekam ließ die Wut in ihr hochkochen.
    Die Truhe mit ihren Sachen stand offen und sie war.... LEER.
    Sie suchte das ganze Zimmer ab, nicht nach den Tuniken, nein was sie suchte war ihre alte Rüstung – das Einzige was ihr von von ihrem alten Leben geblieben war.
    Niemand wirklich niemand im Haushalt des Helvetiers hatte es jemals gewagt dieses Teil anzufassen. Sie wussten, dass Varia dann aus der haut fahren würde. Und genau das geschah in diesem Moment.
    Selbstkontrolle?!? Die ging gerade vollständig über Bord und zum Vorschein kam die ungezügelte wilde Amazone, die sie sonst so erfolgreich unterdrücken konnte.
    Sie stürmte also wutentbrannt in die Culina. „Wer war an meinen Sachen?“ brüllte sie mit wütend funkelnden Augen. Jeder der sie schon länger kante, wusste, das es jetzt wohl besser war ihr aus dem Weg zugehen. Entsprechend verschüchtert kam auch die Antwort. „Der Helvetier hat es angewiesen.“
    „Wer?“
    „Der neue Dominus.“
    So machte die Amazone auch auf dem Absatz kehrt und stand nur Momente später im Zimmer des Helvetiers.
    Ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Sie sah aus wie ein Raubtier, das kurz davor war sie seinen Beute zu schnappen. Varia zischte gefährlich leise. „Wo sind meine Sachen?“

    Zitat

    Original von Marcus Helvetius Severus
    ...


    Varia schaute den Helvetier völlig gleichgültig an. Womit wollte er ihr schon drohen?
    Sie verschränkte also die Arme vor ihrer Brust. Ihre ganze Haltung brachte wohl zum Ausdruck, dass es ihr völlig gleichgültig war, was er da von sich gab.
    Und um den ganzen noch eins daraufzusetzen, erwiderte sie tatsächlich. „Ich schulde dir keinen Gehorsam.“ Dann drehte sich die Amazone um und verschwand in der Menge. Sie würde sich tatsächlich erst mit Einbruch der Dunkelheit in der Villa einfinden, nicht weil sie etwas zu tun hatte oder dergleichen – nein allein schon aus Trotz, weil der Helvetier es verlangt hatte.

    Zitat

    Original von Marcus Helvetius Severus
    ...


    Ein keckes Grinsen in Richtung des Sklaven, dann drehte sie sich zu dem herannahenden Helvetier um. Sie betrachtete ihn mit diesem Blick, der eine Mischung aus Geringschätzung und Überheblichkeit war. „Warum sollte ich nicht hier sein?“ Genau warum sollte sie das nicht? Hier in Rom war niemand, dem sie Gehorsam schuldig war. Niemand auf dem sie hören müsste. Also warum sollte sie nicht hier sein.
    Das der Sklave inzwischen Versteigert wurde ging gänzlich an ihr vorbei – vor allem auch, weil es ihr egal war.

    Seit es ihr besser ging war sie wie schon davor jeden Tag in den Gassen Roms unterwegs. Sie würde sich doch nicht einsperren lassen und schon gar nicht von diesem neuen Helvetier. Der hatte ihr eh nichts zu sagen. Und außerdem scherte er sich ja eh nicht wirklich darum, was im Haushalt passierte, solange dieser lief und das tat er. Jeder hatte seine Aufgabe und erledigte diese. Nur Varia, die hatte ebnen keine. Und bevor ihr die Decke auf dem Kopf fiel, streunerte sie lieber durch die Gassen.
    So kam sie nun also auch am Sklavenmark vorbei. Sie hielt inne und betrachtete den Sklavenhändler voller Abscheu. Eben jene hatte sie es zu verdanken, dass sie ihr Dasein hier fristen musste.
    Dann fiel ihr Blick auf den Sklaven.
    Tranquillus bot ihn als Leibwächter an.
    Varia schnaufte. Der Mann mochte Kraft haben, aber nach einem erfahrenen Kämpfer sah er nun wirklich nicht aus. Kraft war für einen Leibwächter nicht das entscheidende, dass wusste doch jeder...
    Nein nicht jeder wie schon die nächste Aufforderung zeigte. Da wurde doch tatsächlich eine Demonstration der Kraft des Sklaven gefordert.


    Varia konnte nur mit dem Kopf schütteln.
    Dann hörte sie eine ihr bekannte Stimme. Der Helvetier bot auf das Kraftpaket? Herje, was wollte er denn mit dem? Nun ja ihr sollte es egal sein, was der mit seinem Geld tat.
    Aber ihr juckte es mal wieder in den Finger, dem Sklavenhändler einen mitzugeben.


    „Tranquillus du alter Halsabscheider. Bietest du hier etwa einen Bauern als Leibwächter an? Kraft mag er haben, aber ich glaube kaum, dass er in einem Kampf bestehen könnte. Welche Erfahrungen hat er denn im Kampf.“


    Rief sie in Richtung des Händlers und nickte dem Sklaven dabei aber freundlich zu.
    Immerhin wollte sie ja nicht ihn treffen mit ihren Bemerkungen, sondern Tranquillus.

    Ein vorsichtiger Blick durch die Tür, auch hier war die Luft rein. Varia schlüpfte geräuschlos durch die Tür und verschloss diese ohne einen Laut hinter sich. Es schienen wirklich noch alle zu schlafen. Das kam ihr natürlich sehr gelegen. Mit nur ein paar wenigen Handgriffen entledigte sie sich der Bandagen, die Hannah um ihre Rippen gewickelt hatte. Ja ja das leidige Thema – Rippen – seit sie damals im Ludus verletzt wurde, waren die nie richtig geheilt und neulich Nacht hatte sie mal wieder einen ordentlichen Schlag auf ebendiese bekommen. Leise fluchte sie vor sich hin, denn allein schon das Abtasten verursachte höllische Schmerzen und so tat sie mal wieder das was sie eigentlich hätte vermeiden sollen – sie griff zum Opium. Ja man konnte wohl inzwischen sagen, dass das Zeug ihr Grundnahrungsmittel war.
    Sie stieg in das Becken mit dem warmen Wasser und schloss die Augen – es würde eine Weile dauern, bis das Opium seine volle Wirkung entfaltete und sie sich halbwegs ohne Schmerzen würde bewegen können.
    So lag sie einfach nur still da und genoss das warem Wasser, das ihre Muskeln zusätzlich entspannte.