Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus

    Natürlich wusste er etwas darüber, doch war er sich nicht sicher, inwiefern er mit einem Zivilisten darüber reden konnte. Allerdings waren seine spärlichen Informationen sowieso schon nicht mehr die frischesten und so wie er der letzten Acta Diurnia entnehmen konnte, war die Öffentlichkeit nicht viel weniger informiert als er selbst.


    "Ja, Rom befindet sich in der Tat im Krieg. Im Osten des Reiches wurde einer unserer Verbündeten überfallen und gemäss des Bündnisses wurde den Invasoren der Krieg erklärt."

    "Puh.." Balbus kratzte sich leicht am Kinn. "Eine schwere Frage. Das Reich besteht aus vierzehn Provinzen und jedes dieser Gebiete beherbergte schon Völker, bevor sie zu römischen Provinzen wurden." antwortete er.


    "Die Kontrolle zu behalten ist in der Tat manchmal etwas schwer. Das hat die jüngste Vergangenheit hier in Germania und auch in Hispana zu genüge gezeigt. Rom unterhält nicht ohne Grund ein gingantisches stehendes Heer, dass jederzeit bereit ist aktiv zu werden."

    Die Wache von der Porta des Praetoriums hatte den Brief für Vespa einem Sklaven gegeben, der ihn nun im Zimmer der jungen Frau deponierte.



    An
    Aelia Vespa
    Castellum der Ala II Numidia
    Confluentes


    Liebe Freundin,


    du hast keine Vorstellung wieviel Freude das Eintreffen deiner Nachricht bei mir auslöste. Zunächst einmal sollst du versichert sein, dass es mir gut geht. Alles weitere können wir sehr gerne bei dem angesprochenen Treffen besprechen.
    Da du mir die Wahl des Ortes überlassen hast, so sei gewiss, dass ich den Weg nach Confluentes nicht scheue, ich dir jedoch sehr gerne die Casa zeigen würde, als deren Herrin ich mich nun bezeichnen darf.
    Wenn es dir also recht wäre, würde ich dich einladen, mich einfach hier in der Casa Germanica zu besuchen. Auch Unterkünfte für die Nacht sind genügend vorhanden, solltest du länger bleiben wollen es zu spät für die Rückreise werden. Schicke mir einfach einen Boten, wann du mich und meinen Mann hier besuchen möchtest, und es wird alles bereit sein.


    Ich freue mich sehr darauf, dich wieder zu sehen.


    Vale
    Paulina


    Balbus erhob sich, als Vespa de Raum betrat. Er ging ihr einen Schritt entgegen und lächelte sie an.


    "Sehr schön. Du siehst bezaubernd aus, meine Liebe." sagte er. "Komm, nimm Platz." Er deutete auf die Kline die für sie vorbereitet worden war.


    "Ich hoffe du hast in deinem Zimmer alles vorgefunden wie du es brauchtest? Falls nicht, sag es nur und ich werde dafür sorgen, dass dir gebracht wird, was du brauchst."

    Balbus kam zum Speisezimmer. Er hatte sich in eine einigermassen bequeme Tunika gehüllt und hatte Hunger. Er schaute sich vor der Tür des Speisezimmers um und hatte das Gefühl, dass er der erste hier war, wenn man mal von der Sklavin absah.
    Er schaute Salome an und ging dann hinein. Auf einer der Klinen liess er sich nieder und wartete.

    Balbus hielt vor dem Eingang der Thermen an und schaute Vespa an.


    "Dies ist einer der Lieblingsorte der Männer, mal abgesehen vom Exerzierplatz natürlich." Ein leichtes Grinsen. "In diesem Gebäude sind die Lagerthermen untergebracht. Sie sind für alle Männer zugänglich und bis auf wenige Ausnahmen ist es dort meist sogar so, dass die Rangunterschiede weitestgehend aufgehoben sind. Immerhin sind im Wasser alle Soldaten gleich."

    "Nun ja, es ist zwar gross, aber dennoch um einiges kleiner als ein Legionslager, weil dort auch viel mehr Männer untergebracht wären." sagte er. "Merke dir diese Strasse gut, denn wenn du dich hier im Castellum mal nicht zurechtfinden solltest, so kannst du von hier aus zu jedem Ort im Castellum gelangen."


    Er setzte sich wieder in Bewegung und ging auf die Thermae zu.

    Wie alt war der Kaiser eigentlich. Eine wirklich interessante Frage, die Balbus sich noch nie gestellt hatte. Sicherlich war er nicht so alt, dass er bereits die Vorfahren seines Gegenübers bekämpft haben konnte, aber wie alt genau er war wusste er nicht.
    Aber er erkannte hier eine andere, äusserst interessante Sache. Er war sich sicher, dass der Kaiser an sich ein Mensch war. Das war eine Tatsache, die er nicht abstreiten konnte, schliesslich hatte er schon auf engstem Raum mit ihm gestanden und konnte daher definitiv sagen, dass er ein normaler Mann war. Andererseits wusste Balbus natürlich auch um die religiöse Funktion des Kaisers und das nicht nur als oberster Priester, sondern auch als Neffe eines Gottes, der nach seinem Tod ebenfalls in den Kreis der Götter einziehen würde. Sollte er nun die Illusion, dass Rom seit jeher von ein und dem selben Kaiser regiert wurde, zerstören? Sein Gegenüber schien dieser Illusion ja offensichtlich anzuhängen. Eine wirklich interessante Frage. Er beschloss es erst einmal sanft anzugehen.


    "Wie alt der Kaiser genau ist, werden vermutlich nur er und die Kaiserin wissen." antwortete er.
    "Was weisst du denn eigentlich alles über den Kaiser?"

    Balbus und Vespa betraten, vom Tempel kommend, die breite Via Praetoria. In ihrer Mitte blieb Balbus stehen und schaute erst zum Tor und dann zur Principia. Kurz darauf blickte er Vespa an.


    "Das hier ist die Via Praetoria, eine der Hauptstrassen des Lagers."

    Balbus nickte leicht. "Ein weiterer Vorteil an der recht geringen Grösse ist, dass er leicht zu pflegen ist. Wenn ich daran denke in welch bemitleidenswertem Zustand mancher grosse Tempel in Rom ist, können wir froh sein, dass unserer hier so klein ist." sagte er leicht scherzend.


    Er deutete in eine Richtung und setzte sich langsam in Bewegung. Wenige Augenblicke später würden sie die Via Praetoria betreten.

    Balbus nutzte die Gelegenheit in Mogontiacum zu sein, um in der Schola vorbeizugehen. Es gab da etwas, dass er schon in Rom hatte tun wollen, doch fehlte ihm da die Zeit. So hatte er sich vorgenommen es in Germania zu tun.


    So klopfte er an die Tür des CuratorenOfficiums.

    Balbus musste schmunzeln. In Rom selbst war es eigentlich keine Besonderheit, dass man den Kaiser hin und wieder sah, aber hier in der Provinz war das offensichtlich etwas besonderes.


    "Ich habe ihn persönlich gesehen. Das bringt die Pflicht ihn zu schützen so mit sich. Ich habe sogar mit ihm gesprochen, zuletzt als er mir mitteilte, dass ich das Kommando über diese Einheit erhalten soll." sagte er.


    Die Frage nach der Natur des Kaisers war schon etwas heikler. Natürlich würde er spätestens nach seinem Tod vergöttlicht werden, doch hatte Balbus im Palast schon mehrfach gehört, wie er Menschen massregelte, die ihn als Gott ansprachen. Also war er ein Gott oder doch ein Mensch?


    "Ich würde sagen es trifft es am besten ihn als beides zu bezeichnen. Wenn er vor dir steht siehst du einen Menschen, doch er hat eine Wirkung wie ein leibhaftiger Gott."

    Balbus und Vespa erreichten den Marstempel und blieben vor dessen Eingang stehen.


    "Sicherlich ist dieser Tempel nicht mit den grossen Tempeln in Rom vergleichbar, aber ich denke schon, dass er seinen Zweck erfüllt." sagte er und blickte die Fassade ein wenig an. "Abgesehen davon haben die Männer ihn selbst gebaut und ich denke, Mars ist darüber sicherlich glücklicher als er es wäre, wenn es ein riesiger Klotz wäre den irgendwelche Bausklaven gebaut haben."

    "Naja, zuletzt war ich in Rom stationiert. Bei den Cohortes Praetoriae, also der kaiserlichen Garde. Dort dienen nur die besten Männer aller Einheiten, deren Tagesplan zum Grossteil daraus besteht, dass sie exerzieren und üben." erklärte er. "Ich würde nicht sagen, dass die Ala eine schlechte Einheit ist, ganz im Gegenteil. Allerdings ist sie anders als die kaiserliche Garde."