Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus

    "Öhm... Einen Moment, Centurio." sagte der Scriba, der gerade Mittag machte und in ein Stück Brot beissen wollte. Er legte das Brot nieder und ging zur Tür des Praefecten, die er ein Stück weit öffnete um seinen Kopf hineinzustecken. Es war ein kurzer Wortwechsel zu hören, bevor der Kopf des Scribas wieder auftauchte.
    "Du kannst reingehen." sagte er an den Centurio gewandt und setzte sich bereits wieder an sein Essen.

    "Sagen wir, wir hatten keinen guten Start und ich denke er mag mich ebenso wenig, wie ich ihn." sagte er. "Es ist weniger etwas prfessionelles, sondern eher eine gewisse persönliche Aversion, befürchte ich."


    Bezüglich der Aurelii nickte er. "Ja, sie sind verwandt. Vettern glaube ich."

    "Also nach Möglichkeit ein paar altgediente Equites, die Erfahrung in der Verwaltung haben." sagte er sinnierend. "Denn die scheinen mir geeigneter als zum Beispiel Senatoren, mit denen es schlimmstenfalls Reibereien bezüglich deiner Position geben könnte."


    Bezüglich der Befugnisse stimmte er mit Avarus überein. "Das sie ihren Untergebenen gegenüber vollste Weisungsbefugnis und auch zum Teil eine gewisse Disziplinargewalt haben müssen ist ja im Prinzip selbsterklärend." sagte er. "Was die Gesuche an die Truppen angeht ist das so eine Sache. Ich bin mir nicht sicher, inwieweit die Kommandanten bereit sein werden auf die Gesuche von, in ihren Augen, 'niedrigeren Beamten', zu reagieren."
    Er kratzte sich am Kinn.

    Balbus nickte, denn diese Einteilung fand er gut und auch äusserst praktikabel, dennoch liess er sich das ganze noch einen Augenblick durch den Kopf gehen, bevor er etwas dazu sagte.


    "Das klingt für mich sehr gut. Die Vierteilung erscheint mir sinnvoll und wenn wir die Officien in den genannten Städten einrichten, dann könnte man zumindest zum Teil die bereits bestehenden Räumlichkeiten des Cursus Publicus nutzen, was die Einrichtung um einiges vereinfacht." sagte er, dabei auch direkt die Kosten für sowas im Blick behaltend.


    "Bliebe noch die Frage, wie weit die Befugnisse der Aufseher reichen sollten und natürlich ob wir sie ebenfalls aus den Reihen der Equites rekrutieren sollten, oder ob wir da eventuell eine andere Lösung finden müssten."

    "Sehr gut, ich danke dir." sagte Balbus mit einem Nicken. Wenigstens hatte er also in einer Angelegenheit sein Ziel erreichen können. Valerian würde sich sicherlich sehr darüber freuen.


    "Es geht um den Centurio Qunitlius Valerian." sagte er noch und gab dem Iunier die Tabula, die er noch in Händen hielt und auf der der Name und alle grundlegenden, notwendigen Informationen über seine Dienstzeit notiert waren.


    Dann überlegte er noch einen Moment, ob er noch etwas wichtiges hatte, dass er unbedingt angesprochen wissen wollte. Doch ihm fiel just in diesem Moment nichts ein.


    "Vielmehr wollte ich von dir auch gar nicht. Sofern du nicht noch etwas hast, würde ich dich dann auch nicht weiter hier festhalten wollen. Ich weiss ja, dass viele Menschen beim Betreten der Castra darum beten überhaupt wieder rausgelassen zu werden." sagte er mit einem leichten Lachen.

    Als der Iunier seine Vermutung bestätigte, blickte Balbus völlig gelassen, auch wenn es in seinem Geist ziemlich heftig zuging. Die ganze Sache wurde immer ominöser und er hatte das Gefühl, dass vieles keinen Sinn mehr ergab.
    Obwohl er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, brauchte er einen kurzen Moment, bevor er wieder etwas sagte, während in seinem Kopf verschiedene Teilchen versuchten sich zu einem großen Ganzen zusammenzufügen.


    "Vermutlich hast du recht und du stehst dank Livianus Hilfe bereits eine ganze Weile auf einer entsprechenden Liste. Er ist ja nun schon wieder eine Weile in Rom und hat sicherlich wieder damit begonnen sich um seine Klienten zu kümmern. Wahrscheinlich hatte er nur vergessen dich zu informieren." sagte Balbus, auch wenn er dies nicht für sehr wahrscheinlich hielt.
    Dann nickte er.


    "Aber gut, du hast den Posten nun und wirst ihn sicherlich hervorragend ausfüllen und deine Arbeit kompetent erledigen." sagte er und begann leicht zu lächeln.


    "Womit wir zu einem kleinen Anliegen kommen, das ich habe."
    Er nahm eine andere Tabula zur Hand.
    "Ich würde gerne einem meiner Offiziere, einem Centurio, die Erlaubnis erteilen die Frau seines Herzens zu ehelichen. Da meine persönliche Erlaubnis jedoch nicht ausreichend ist, benötige ich die Erlaubnis des Kaisers, die du in seinem Namen aussprechen kannst."

    Balbus glaubte nur in sehr selten Fällen an so etwas wie Glück. Und noch seltener glaubte er an Zufälle. Die Erwähnung von Parthien machte ihn hellhörig und brachte ihn zu einer Frage, die er eigentlich gar nicht zu stellen geplant hatte.
    "Darf ich fragen, wer dein Patron ist?" fragte er, auch wenn er bereits eine recht naheliegende Vermutung hatte.

    Seinem Führer folgend erreichte Balbus das Triclinium und trat ein. Da er nur einen der Anwesenden nicht erkannte, schloss er daraus, dass es sich bei ihm um den Gastgeber handelte. So grüßte er zuerst alle Anwesenden mit einem freundlichen "Salvete." um sich dann kurz jenem Quintilier zuzuwenden.
    "Quintilius Sermo, ich danke dir für die Einladung und freue mich hier zu sein." sagte er.

    Es gehörte zu seinem Job sich nicht anmerken zu lassen, wenn er überrascht war und so hätte man es ihm auch nicht ansehen können, wenn er denn wirklich überrascht gewesen wäre. Da er dies jedoch auch gar nicht war, folgte er einfach dem Vorrauseilenden hinein in das Haus der Quintilier.

    Balbus nickte. Von einem ritterlichen Offizier hatte er auch eigentlich nichts anderes erwartet, wobei er durchaus schon anderes erlebt hatte.


    "Sehr schön, dann brauche ich dich ja hoffentlich nicht daran erinnern, dass du in erster Linie dem Kaiser gegenüber verpflichtet bist und nicht etwa dem Praefectus Urbi." sagte er und fügte in Gedanken hinzu: der den Eid vermutlich nie abgelegt hatte oder ihn schlichtweg ignorierte.


    Er legte die Tabula wieder auf den Tisch.
    "Weisst du, welchem glücklichen Umstand du deine Versetzung verdankst? Hat sich dein Patron für dich eingesetzt oder hast du dich selbst darum bemüht?" fragte er dann mit der Gelassenheit eines Mannes, der es gewohnt war Menschen zu befragen und der auch seine Antworten bekam.

    In Begleitung zweier furchtbar auffallender (weil krampfhaft unauffälliger) Zivil-Milites erreichte Balbus die Casa Quintilia. Nicht das er glaubte, dass ihm hier sonderlich große Gefahren drohten, aber er hatte auf dem Weg vom eigenen Haus hierher noch einen 'Geschäftstermin' gehabt, der diese Art von Eskorte notwendig machte. Als das Haus der Qunitilier erreicht war, lösten sich die beiden Milites von ihrem Chef und zogen ein Stück weiter die Strasse hinunter, wo sie an einem schattigen Ort warten würden.
    Balbus selbst klopfte, nachdem er sich des korrekten Sitzes seiner Kleidung versichert hatte, an die Tür und wartete auf eine Reaktion.

    "Eine Möglichkeit der direkten Kontrolle der Praefecti könnte ich anbieten. Schliesslich befinden sich die Praefecti zumeist in den Provinzhauptstädten und dort befinden sich in der Regel ja auch abkommandierte Equites Singulares." sagte er. "Allerdings könnten sich die Praefecti durch die militärische Überwachung zusehr bedrängt fühlen."
    Doch da der Cursus Publicus den Praetorianern untergeordnet war, sah er grundsätzlich keine größeren Hürden. Allerdings fand er Avarus Idee auch recht interessant.


    "Eine Kontrollposition zwischen den Praefecti und dir? Die Idee finde ich durchaus interessant. Allerdings denke ich nicht, dass es da mit einem Posten getan ist, denn du hast ja selbst die Größe des Reiches angesprochen. Ein einzelner Mann wird nicht alles kontrollieren können. Vielleicht wäre es eine gute Idee je einen solchen Kontrollposten für mehrere Provinzen einzurichten. Also zum Beispiel je 3 Provinzen und der Aufsicht eines Mannes, so dass wir auf 5 Posten kämen die die untergeordneten Praefecti kontrollieren und sich unmittelbar um die Bedürfnisse der ihnen unterstellten Provinzen kümmern können."

    Balbus nickte leicht. "Gut." sagte er und hakte erstmal das Thema wieder ab.


    "Kommen wir aber zu dem, warum ich dich gerne sprechen wollte. Abgesehen natürlich davon, dass ich dich gern kennenlernen wollte."
    Er holte eine Tabula aus einem der Aktenstapel auf seinem Tisch und blickte darauf. Er schien etwas darauf zu lesen, bevor er sich wieder seinem Gegenüber zuwandte.


    "So wie ich das hier sehe, hast du dem Reich nie als einfacher Miles gedient, sondern hast bisher vor allem Erfahrungen als ritterlicher Offizier gesammelt?"
    Es war weniger eine Frage, sondern vor allem eine Feststellung und daher liess er dem Iunier auch erst gar nicht die Zeit zu einer großartigen Antwort.
    "Hast du trotzdem den Eid auf den Kaiser abgelegt, den jeder Miles ablegt?"

    "Du kannst es versuchen, jedoch reagiert Salinator zumeist etwas ungehalten, wenn man ohne Termin bei ihm auftaucht. Manchmal glaube ich, er fühlt sich ein Wenig ertappt." sagte er, halb warnend, halb spottend.


    "In der Tat liegt die Macht derzeit vor allem in den Händen des Praefectus Urbi, da der Kaiser sich in seiner Villa in Misenum erholt. Jedoch sollte dich dies nicht davon abhalten, den Kaiser in den wichtigsten Angelegenheiten zu informieren, egal was Vescularius Salinator sagt. Er mag zwar von Valerian mit dessen Vertretung hier in Rom betraut worden sein, aber es gibt dennoch Dinge die von solch großer Wichtigkeit sind, dass nur ein Kaiser sie entscheiden darf." sagte er.

    Balbus empfand ein gewisses unterschwelliges Mitleid mit dem jungen Duccier, den die Frage nach dem Praefectus Urbi vermutlich noch eine Menge schlafloser Nächte bereiten würde. Doch da der Junge das Thema nun niederlegte, wollte auch Balbus nicht mehr über derlei unerfreuliches Reden.


    "Ich befürchte damit hast du Recht. Allerdings empfehle ich dir nach Möglichkeit dem Praefectus Urbi gegenüber nicht zu erwähnen, dass du eine engere Verbindung zu mir pfegst, denn der Unmut des Salinators wird dir bei den Vorbereitungen nicht helfen. Aber genau den wirst du vermutlich mit einer solchen Erwähnung heraufbeschwören." sagte er.


    "In die Dienste eines Senators einzutreten ist sicherlich eine gute Idee." sagte Balbus, der natürlich genau wusste, dass man in den Diensten eines Praetorianerpraefecten nicht allzuviel für eine politische Karriere lernte. Als Vala dann einen konkreten Namen wissen wollte musste er einen Moment überlegen. "Hmm..." machte er und strich sich gedankenverloren über das Kinn.
    "Am ertragreichsten wäre es natürlich dich bei einem politischen Schwergewicht wie beispielsweise Aelius Quarto oder Vinicius Hungaricus unterzubringen. Allerdings ist der eine derzeit ohne Amt und daher nicht unbedingt mit Arbeit überlastet und der andere weilt, wie du ja weisst in Germania." sagte er.
    "Ein amtierender Magistrat wäre sicherlich auch ein guter Arbeitgeber, allerdings befürchte ich, dass alle bereits ausreichend Schreiber und Assistenten haben. Zumindest jene, zu denen ich dich leicht vermitteln könnte." Er dachte da ganz speziell an Tiberius Durus und Purgitius Macer, die aber seines Wissens beide sehr strebsame Angestellte hatten.
    Er überlegte weiter und landete bei seinem alten Freund Flavius Furianus, der allerdings in letzer Zeit politisch nicht unbedingt für Aufsehen gesorgt hatte und auch allgemein ein Wenig abzubauen schien.
    Weiter gingen seine Gedanken durch die Reihen der ihm bekannten Senatoren, bis er bei zweien angelangt war, die er sicherlich nicht als erstes bedacht hätte, die aber beide einen gewissen Reiz hatten. So nickte er leicht.
    "Ich denke ich wüsste da zwei geeignete Kandidaten." sagte er. "Setze dich mit Senator Aurelius Corvinus und Senator Aurelius Ursus in Verbindung. Der eine ist ein politisch recht erfolgreicher Senator und gehört auch dem Collegium Pontificium an. Ausserdem leitet er als Auctor die Acta Diurna. Und letzterer ist ein recht frischer Senator. Erst vor kurzem in die Curia eingeführt. Bei ihm wäre es sicherlich interessant ihn auf dem Weg zu höheren Ämtern zu begleiten."
    Er nickte eifrig.
    "Ja, ich denke einer von ihnen wird sicherlich Verwendung für dich haben."

    Über die Sichtweisen auf die Unterschiede zwischen den verschiedenen Ordines wollte Balbus nicht weiter eingehen, denn er war kein großer Freund von derartigen Betrachtungen, schliesslich hatte alles in dieser Welt den genau richtigen Platz in der universellen Ordnung, sonst wären die Plätze ja anders verteilt worden.


    "Gibt es denn Klagen oder Berichte über Vorfälle, in denen Praefecten ihre Befugnisse ausnutzen?" fragte er ein wenig ungläubig, denn von derlei hatte er bisher noch nichts vernommen.
    "Und wenn ja, dann hoffe ich, dass es nicht allzuoft vorkommt?"


    In Gedanken hakte er schon mal ab, dass er den Vorschlag, die Praefecten in Zukunft aus dem Kreise der Equites zu rekrutieren, nicht nur gut fand, sondern auch dessen Umsetzung anstreben wollte.
    Gleichzeitig knobelte er auch schon an einer möglichen Lösung, falls es tatsächlich zum Missbrauch der Befugnisse in den Reihen der Praefecten kam, denn dies war nicht zu tolerieren.

    "Sehr gut." sagte Balbus. "Antonius war vermutlich froh, als er dir die Schlüssel für das Officium übergeben konnte."
    Er musste ein wenig schmunzeln beim Gedanken an seinen früheren Kollegen.


    "Aber kommen wir zu wichtigerem." sagte er dann. "Hast du dich bereits dem Praefectus Urbi vorgestellt? Oder hattest du bereits früher das Vergnügen seine Bekanntschaft zu machen?"
    Er fragte dies in einem völlig gelassenen Plauderton, der nicht offenlegen sollte, dass die Antwort auf diese Fragen dafür sorgen konnten, dass der Iunier nach diesem Gespräch den Weg zur Porta Praetoriae nicht ohne einen kleinen Zwischenfall zurücklegen würde.

    "Salve Procurator Iunius. Und es ist mir eine Freude dich kennenzulernen. Schön, dass du es so bald einrichten konntest." grüßte der Praefect den Gast, ohne sich die Mühe zu machen aufzustehen. Stattdessen deutete er auf einen der freien Stühle vor seinem Tisch.
    "Bitte, nimm doch Platz."


    "Ich hoffe, du hast schon die Gelegenheit genutzt dich ein Wenig mit deinem neuen Posten auseinanderzusetzen?"

    Der Schreiber grüßte den Procurator knapp und blickte kurz auf eine Liste auf seinem Tisch. Dann nickte er leicht und erhob sich.
    "Einen Moment, ich werde dem Praefectus mitteilen, dass du hier bist." sagte er und ging zur Tür, die er öffnete und dahinter verschwand.
    Einige Augenblicke später kehrte er zurück. "Bitte, du kannst eintreten." sagte er dann, gab die Tür frei und setzte sich wieder an seinen Tisch.







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    Hinter jener Tür saß, hinter einem großen Tisch, der Praetorianerpraefect und verstaute einige Unterlagen, die das öffentliche Auge nichts anzugehen hatten. Als dies erledigt war, blickte er mehr oder minder erwartungsvoll zur Tür, durch die der Iunier kommen würde.

    Hätte Balbus die Gabe besessen Gedanken zu lesen, so wäre er einerseits sicherlich noch ein wenig mehr belustigt ob der Verwirrtheit seines Gegenübers, andererseits hätte er ihn dann jedoch auf schärfste zurecht weisen und ihm gar verräterische Tendenzen vorwerfen müssen. Denn allein der Gedanke einen - an sich guten - Kaiser zu beseitigen war für Balbus weit schlimmer als der Plan ganz Rom niederzubrennen.


    "Wenn du es so ausdrücken möchtest, dann ja." antwortete er mit einem Nicken.
    "Valerian ist unser aller Princeps, weil es sein Schicksal war. Und egal ob du sie nun Moiren, Parzen oder Nornen nennen magst, jene Göttinnen halten unser aller Schicksal in den Händen und so ist das Schicksal eines Jeden ein Ausdruck des Willens der Götter. Und wer sind wir Sterblichen, dass wir uns gegen den Willen der Götter auflehnen dürften? Die Götter wünschen offenbar, dass Valerian Rom führt und so ist es gekommen. Das seine Entscheidungen als Princeps uns nicht gefallen, mag ja sein, aber dennoch traf und trifft er sie aufgrund seines von den Göttern gewollten Schicksals. Zumindest habe ich bisher noch keine Beweise gefunden, dass seine Entscheidungen eher durch die Zauberei einer vescularischen Hexe beeinflusst werden."
    Allerdings hoffte er stets darauf, einen solchen Beweis zu finden, da es ihm völlig neue Möglichkeiten eröffnen würde. Aber bis dahin musste er sich, wie er es geschworen hatte, dem Wunsch des Kaisers beugen und zusehen, wie Salintor Stück um Stück die Macht usurpierte.