Beiträge von Tiberius Prudentius Balbus

    Balbus musste einen Moment nachdenken, denn trotz seiner doch recht offenen Abneigung gegen den Vescularier, wollte er sich wenigstens halbwegs taktvoll ausdrücken.


    "Nun ja, menschlich fehlt ihm eine gewisse,..." er suchte ein passendes Wort "... Wärme oder besser ein gewisses Taktgefühl, weshalb er es sehr schnell schafft Menschen gegen sich aufzubringen. Er ist sehr direkt und vermag nicht, oder vermutlich eher wünscht nicht, seine Meinung so kundzutun, wie es der Situation angemessen ist. Ich muss gestehen, dass ich mich wirklich schon öfters gefragt habe, wie dieser Mann es geschafft hat den Cursus Honorum erfolgreich zu beschreiten."
    Soviel zu seinem Eindruck von dem Mann.
    "Was seine Entscheidungen angeht, sind manche für mich nicht nachvollziehbar. Zum Beispiel war es ihm bei der letzten Sitzung des Consiliums scheinbar extrem wichtig, den Statthaler in Germania, Vinicius Lucianus, auszutauschen. Auch einen Kandidaten präsentierte er sofort und der wurde nicht weiter beraten, sondern eigentlich sofort abgenickt. Und so wichtig wie ihm die Ablösung des Vincius Lucianus war, so wichtig war es ihm scheinbar auch, dass sein Nachfolger Vinicius Hungaricus war, der damals gerade erst aus Hispania zurück war und noch nicht einmal die Gelegenheit hatte sich in Rom wieder heimisch zu fühlen."

    "Er hat Quarto damit betraut, sich darum zu kümmern, das alles, was ihn in Misenum erreichen soll, ihn möglichst schnell erreicht." sagte er. "Das ist alles, was er ihm zugestanden hat. Aber glaube mir, Quarto ist der letzte, der es einfach so hinnimmt. Nur leider verlässt sich Valerian sehr stark auf Vescularius und ist daher ein wenig taub geworden für die Worte seines Bruders. Leider."

    Selbst bei einem Mann wie Livianus würde Balbus natürlich nicht im Detail über die Berichte der Speculatores sprechen, denn diese waren viel zu geheim als dass sie einfach so ausgeplaudert werden durften. Daher war seine Antwort auch eher dünn: "Sein Name tauchte eigentlich nie in wirklich erwähnenswerten Zusammenhängen auf, sondern meist nur in den regelmässigen Berichten über den Zustand der Verwaltung und der Truppen. Alles in allem schien er immer ein recht uninteressanter Mann zu sein. Ich muss gestehen, dass ich anfangs gar nicht wusste, woher mir der Name bekannt vorkam, als ich ihn das erste Mal nach Valerians Ankunft hörte."
    Er sagte es wie es war: der Vescularier war buchstäblich aus dem Nichts aufgetaucht.


    "Der Senat hat zumindest nicht öffentlich dagegen protestiert. Was einzelne Senatoren dazu sagten, weiss ich leider nicht, da solltest du dich an Aelius Quarto wenden, der zu dem Zeitpunkt noch Consul war."

    Auch Balbus beugte sich etwas vor und sprach nun leiser.


    "Ich denke nicht, dass Iulianus absehen konnte, dass es zu so etwas kommen würde. Er hat Valerian soweit ich weiss auch über längere Zeit nicht mehr gesehen, seit dieser im Illyricum stationiert wurde. Und dort scheint Valerian dann auf Vescularius getroffen zu sein. Er war Statthalter des Illyricums, bevor er mit Valerian nach Rom kam und dann sofort Vinicius Hungaricus als Stadtpraefecten ablöste. Ich kannte den Namen vorher auch nur von Berichten der Speculatores aus der Provinz."

    Balbus nickte leicht.
    "Valerian hat ihm alle Entscheidungsgewalt übertragen, was die kaiserlichen Verwaltungsstrukturen angeht. Wir haben zwar immernoch die Möglichkeit uns direkt an ihn zu wenden, aber im Prinzip wird jede wichtige Entscheidung mittlerweile in der Castra Praetoria getroffen."
    In Balbus Stimme lag mehr als nur Missfallen, denn er sah im amtierenden Stadtpraefecten eher eine Gefahr für Rom und war der Meinung, dass die Entscheidungsgewalt im Palast zu liegen hatte und nicht bei irgendeinem dahergelaufenen Emporkömmling der die letzten Jahre im Illyricum versauerte.


    "Unter uns gesprochen, gehen hier in den Gängen die Gerüchte um, dass auch als Valerian noch hier war, die meisten Entscheidungen nicht von ihm, sondern vom Praefectus Urbi getroffen wurden."

    "Ich habe dich im Feld erlebt und wüsste nur wenige Männer, an deren Seite oder unter deren Kommando ich ähnlich zuversichtlich erneut in die Schlacht ziehen würde." kommentierte Balbus das erste Thema nochmal.


    Dann nickte er. "Ich werde noch heute einen Boten losschicken um dich anzukündigen."

    Auch Balbus nahm wieder Platz und nutze den kurzen Augenblick, den das dauerte um sich ein wenig zu sammeln.


    "Der Kaiser wird erfreut sein, dass einer der fähigsten Feldherren Roms wieder zur Verfügung steht." sagte Balbus.


    "Allerdings ist das, was du gehört hast leider wahr. Valerian weilt derzeit in der kaiserlichen Landvilla bei Misenum, in der Hoffnung, dass die dortige Luft seiner Gesundheit zuträglicher ist, als der Mief Roms. Du wirst also, wenn du ihn persönlich sprechen möchtest, nach Misenum reisen müssen. Oder du wendest dich an den Praefectus Urbi, den Valerian während seiner Abwesenheit mit allen Regierungsgeschäften betraut hat."
    Ein gewisser Unwille kam in ihm auf, als er an die regelmässigen Wanderungen in die Castra Praetoria dachte, die er unternehmen musste, weil der Vescularier es nicht für nötig erachtete, sich in den Palast zu begeben.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Balbus hörte sich die Beschwerde aufmerksam an und nickte dann leicht. "Ich werde mich darum kümmern, dass eine solche Behandlung nicht wieder vorkommen wird." sagte er, kam aber nicht herum noch hinzuzufügen: "Allerdings muss ich der Wache auch in einer Sache Recht geben. Der Zutritt zum Palast ist Sklaven schon seit langer Zeit verwährt. Das war schon so, als ich noch Centurio der Praetorianer war und ist auf eine Anweisung von Iulianus selbst zurückzuführen."

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus[/I]


    Balbus blickte auf, als sich die Tür öffnete und war überrascht über den Eintretenden. Klar wusste er, dass Livianus wohl schon wieder in der Stadt sein sollte, aber dennoch war es eine Überraschung einen Mann, von dessen Tod ganz Rom überzeugt gewesen war, leibhaftig vor sich zu sehen.


    Nach kurzem Zögern erhob er sich. "Salve Senator, du störst mitnichten. Im Gegenteil freue ich mich sehr, dich hier zu sehen. Bitte komm rein und nimm doch Platz."
    Er deutete auf den Stuhl vor seinem Tisch und lächelte, war er doch wirklich erfreut über den Gast.

    Den Vorwurf des Zeitdiebstahls ignorierte Balbus, denn dies war seiner Meinung nach etwas, dass man dem Vescurarier öfters antun sollte, schliesslich machte er oft genug den Eindruck alle wichtigen Entscheidungen im Reich am Kaiser vorbei zu entscheiden und warum sollte er dann nicht auch die Kleinigkeiten des Kaisers erledigen? Innerlich musste Balbus Lachen und freute sich, als der Praefectus dann in einem Akt scheinbarer Frustration weitere Amtsgewalten an die Procuratoren abtrat.


    Jener Punkt der den Decimer betraf, war in der Tat ein schwerer für Balbus, denn er hatte mit einer solchen Reaktion seines Gegenübers gerechnet.


    "In der Tat äusserte ich mich während der Sitzung des Consiliums negativ bezüglich der Standeserhebung des Decimers, doch damals wurden meine Bedenken nicht weiter beachtet. Nun geht es darum, dass Decimus Verus, gegen dessen Erhebung auch du dich nicht ausgesprochen hast, an die Administratio herangetreten ist um sich für einen geeigneten Posten zu bewerben. Und ein niederer ritterlicher Posten, dessen Aufgaben er aus seiner früheren Tätigkeit bereits kennt, erscheint mir angebrachter als andere Optionen."

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator


    Balbus nickte leicht und nahm auf dem angewiesenen Stuhl Platz. Einer der Schreiber trat an seine Seite und übergab ihm eine erste Tabula, auf die Balbus kurz blickte um dann direkt damit zu beginnen, die ersten anstehenden Entscheidungen vorzutragen. Es waren Entscheidungen, die eher unwichtig und vor allem langweilig waren, für deren eigenmächtigen Fällung den Procuratoren im Palast aber schlicht die notwendige Autorität fehlte, da es alles Fragen waren, die schon zu Iulians Zeiten vom Kaiser selbst gefällt wurden.
    Balbus präsentierte alle Fragen in jener monotonen und trockenen Art und Weise, wie sie nur ein römischer Beamter besaß und die bei den meisten Zuhörern dazu führte, dass das Interesse und die Konzentration recht schnell schwanden. Wann immer der Praefect weitere Informationen wünschte, fügte er diese, mit Hilfe der unzähligen Tabulae und Papyri der Notarii, hinzu und präsentierte auch gleichzeitig die Empfehlungen, die die zuständigen Procuratoren in den fraglichen Angelegenheiten aussprachen.


    Dann, mittlerweile war die vierte Tabula und damit auch eine Unzahl von Angelegenheiten abgegrast, kam Balbus zu den Entscheidungen bezüglich einiger freier ritterlicher Posten. Unter anderem kam dann auch die vakante Stelle einer der Curatores Calendariorum in Italia an die Reihe.


    "Hierfür hat sich Decimus Verus beworben. Er war bis vor Kurzem Centurio der Classis Misenensis und hat in der Vergangenheit auch bereits Verwaltungserfahrung als Magister Scriniorum der Regio Italia gesammelt."

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Balbus machte sich dann auch zu diesem Thema eine kurze Notiz.
    "Dann steht hier noch, dass du eine Beschwerde über die Palastwache angemeldet hast." sagte er, nach einem Blick auf die Tabula.

    Nachdem Verus nun auch die germanischen Götter für die Hochzeit vorbereitet hatte, stand nun ein weiterer römischer Programmpunkt an. Eigentlich sogar einer der wichtigsten, denn nun würden die Opfer an jene Göttinnen und Götter folgen, die für das Gelingen einer Ehe wichtig waren.


    Einige Sklaven bereiteten den Bereich hinter dem Impluvium vor, wo die Opfer dargebracht werden sollten. Sie bereiteten einen kleinen Altar und breiteten auf dem Boden einige große Tücher auf, die den Boden zumindest ein wenig vor dem Blut der blutigen Opfer schützen sollten.
    Ein Opferhelfer, ebenfalls ein Import aus Rom, kümmerte sich um die Voropfer, die die Aufmerksamkeit der Götter erwecken sollten. Als dies erledigt war, zog sich der Helfer einige Schritte in den Hintergrund, denn nun war es an den Brautleuten die Opfer für Iuno, Tellus und Ceres sowie Pilumnus und Picumnus durchzuführen.

    Das klang nun so ganz und gar nicht nach Scipio und dementsprechend wurde Balbus Gesichtsausdruck für einen kurzen Moment sehr ungläubig, doch er schaffte es recht schnell sich zu fangen.


    "Ich denke, es wird sich umsetzen lassen." sagte er dann, auch wenn er da zuvor noch ein paar mehr Informationen einholen wollte, denn so ohne weiteres würde er nicht einmal seinen Sohn für eine solche Standeserhebung vorschlagen, denn ein gewisses Maß an Leistung sollte für sowas durchaus Vorraussetzung sein.


    "Allerdings denke ich, dass es keine Probleme geben dürfte, wenn das, was Terentius Cyprianus schreibt der Wahrheit entspricht."

    Balbus stimmte Macers abschliessender Bemerkung zu Aegypten nickend zu und als das nächste Thema dran kam, konnte er ein kleines Grinsen nicht verkneifen.


    "Ich gehe mal davon aus, dass du dich auf Tiberius Prudentius Scipio beziehst." sagte er. "Dann muss ich diese Frage mit einem klaren ja beantworten, denn es handelt sich um meinen Vetter."
    Nicht unbedingt der liebste Vetter, aber die letzte Zeit hatte ihm ein leicht gewandeltes Bild des bisher immer sehr unnützen Verwandten gezeigt.


    "Meine persönliche Meinung zu meinem Verwandten sollten wir kurz aussen vor lassen, denn mich würde sehr interessieren, ob Terentius Cyprianus dir auch bestimmte Gründe genannt hat für diese Empfehlung."

    "Ich danke dir." sagte Balbus und machte sich bezüglich dieser ganzen Sache noch schnell eine Notiz, während er bereits weitersprach. "Sofern du zu diesem Thema nicht noch weiteres hast, denke ich bleibt nicht viel anderes übrig als es vorläufig abzuhaken und abzuwarten."

    Fast hätte er gesagt, dass selbst die größte Eile den kaiserlichen Beamtenapparat nicht dazu bringen konnten schneller zu arbeiten, aber das verkniff er sich.


    "Wenn du dies tun könntest, dann wäre das durchaus hilfreich." sagte er.

    Balbus nickte, als der Senator seiner Meinung stimmte. "Ich denke, dass Crassus mit der Situation auf jeden Fall fertig werden würde." Immerhin hatte er auch schon erlebt, wie der Caecilier mit Aufständen in Rom umging.
    "Was den Kaiser betrifft, so sind seine Entscheidungen leider nicht immer eindeutig vorherzusehen. Aber ich werde mit Antonius Hortalus reden und sehen, was er dazu sagt und dann werden wir dem Kaiser eine entsprechende Empfehlung übersenden."
    Er wusste durchaus um den Ärger, den der Antonier zwischenzeitlich mit der Berichtslage aus Alexandria hatte und mehr als nur einmal hatte er in den letzten Tagen darüber gemurrt.


    "Allerdings wird es eine Weile dauern, bis wir genau wissen, was der Kaiser darüber denkt und ob er überhaupt in Betracht zieht einen neuen Statthalter zu entsenden."

    Balbus kannte Corvus noch aus der gemeinsamen Zeit bei den Praetorianern, auch wenn das schon ein halbes Leben her war, und hatte ihn eigentlich immer als einen Mann erlebt, der Probleme lösen konnte. Und auch Iulianus musste dieser Meinung gewesen sein, sonst hätte er ihn sicherlich nicht zum Statthalter für eine der wichtigsten Provinzen des Reiches gemacht.
    Doch vielleicht hatte Corvus sich tatsächlich verändert und war weich geworden, etwas das auch höheren Männern mit dem Alter manchmal passierte.
    Balbus seufzte leise und dachte einen Moment über Macers Frage nach, bevor er antwortete: "Also ich bin da natürlich jetzt eigentlich nicht der richtige Ansprechpartner, weil für solche Sache ja eigentlich eher Antonius Hortalus zuständig ist, aber ich denke schon, dass es geeignete Kandidaten gäbe."
    Mit mehr Zeit würden ihm sicherlich auch ganz viele Einfallen, doch so auf die Schnelle konnte er nur wenige Namen aus dem Ärmel schütteln.
    "Caecilius Crassus wäre sicherlich gut geeignet und stünde vermutlich auch zur Verfügung, wenn der Kaiser ihn dazu auffordern würde. Oder Decimus Magnus. Ich glaube der weilt doch sowieso noch in Alexandria." Oder war der doch schon wieder wo anders?
    Seine Procuratoren-Kollegen in der Kanzlei, die zwar bezüglich der zivil-administrativen Seite her qualifiziert waren, schloss Balbus geschlossen aus, da sie seines Wissens nach nicht über die notwendige militärische Erfahrung verfügten, die für das Oberkommando über die aegyptischen Truppen notwendig war. Sich selbst würde er ebenso nicht nennen, sei es aus dem Glauben heraus nicht qualifiziert zu sein, oder aus reiner Bescheidenheit. Leider gingen ihm dann allerdings schon die Kandidaten aus.


    "Als Kommandant der Academia wirst du allerdings, zumindest was die militärische Eignung möglicher Kandidaten angeht, einen besseren Einblick haben."