„Öhöm ..“ Antias war so hungrig wie überfordert. Er kannte bislang nur Variationen von ägyptischem Getreide: Puls mit was drin oder Puls ohne was drin. Je nachdem, wie viel Zeit seit der letzten Zuteilung schon vergangen war. Einigermaßen ratlos starrte er von der strahlenden Wirtin auf den schmunzelnden Ferox. Was war so falsch an Oliven? Kannte er. Mochte er. Bestellte er aber nicht. „Ja nun .. fein .. dann nehme ich den Siebenschläfer.“ Was immer das auch sein mochte. „Und einen Krug Bier.“ In der Hoffnung, Ferox samt Wirtin damit nachhaltig befriedigt zu haben, konzentrierte er sich wieder auf die Fragen seines Bruders.
„Ach was. Der Rekrutierung wegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Du beantwortest einfache Fragen, turnst ein bisschen rum, liest ein paar Zahlen ab, erträgst vielleicht ein paar blöde Sprüche, je nachdem, an wen du da gerätst, mehr ist es nicht. Sieh mal, die haben sogar mich genommen.“ Nein, darüber brauchte Ferox sich wirklich nicht den Kopf zu zerbrechen. Die Fallstricke lauerten woanders. In den Unterkünften, auf dem Exerzierplatz, im Außeneinsatz. Aber diese Erfahrungen musste jeder Tiro selbst machen, da konnte Antias seinem Bruder nur ein paar grundsätzliche Ratschläge mit auf den Weg geben, die sich vielleicht anhören mochten wie abgestandene Binsenweisheiten. Wahr waren sie trotzdem.
„Wenn’s dann an die Grundausbildung geht, sperr einfach Augen und Ohren auf. Es gibt immer wieder Tirones, die vorgeben, alles schon zu wissen und zu können. So nassforsche Mischungen aus Gladiator und Feldherr. Begegne diesen Pfeifen immer mit Anstand aber nimm sie dir nicht zum Vorbild, sei lieber selbst eins. Wenn sie sich in den Vordergrund drängen, lass sie einfach. Jeder einigermaßen taugliche Ausbilder kennt die jeweiligen Stärken seiner Männer. Halt deinen Krempel in Ordnung. Versuch’, jeden Fehler nur einmal zu machen. Vergiss nie, wer du bist. Vor allem aber: Lern’, dich auf dein Contubernium zu verlassen und zeig deinen Kameraden, dass sie sich auf dich verlassen können.“ Eindringlich blickte er über den Tisch, fühlte ein dünnes Lächeln um seine Mundwinkel zucken, das sich schnell zum wissenden Grinsen auswuchs. „Und geh nicht mit nassen Haaren aus dem Haus.“ Von wegen Binsenweisheiten, fast hätte er sich zu einer epischen Moralpredigt hinreißen lassen, aber nur fast. „Schon gut Ferox..“ lachte er glucksend auf. „Ende des Vortrags.“ Wo blieb sein Siebenschläfer?