Beiträge von Quintilia Pina

    „Wo bleibst du denn so lange?“ Pina stellte an ihre Schwester voller Entrüstung diese Frage, wechselte dann aber fast im gleichen Augenblick das Thema. „Du stell dir vor der Trogus hat mir geschrieben, ich darf nun doch in die Castra.“ Für sie stand es jetzt fest, nur aus diesem Grund sollte sie zu ihm kommen.
    Aufgeregt drückte sie Sila die Tabula in die Hand. „Hier bitte lies selber, dann glaubst du mir bestimmt."



    Pina saß im Tabilum und starrte fassungslos auf den Brief in ihrer Hand. Zum wiederholten Mal las sie ihn durch. Für sie gab es keinen Zweifel, auch wenn es hier nicht zu lesen war.
    Warum sonst sollte sie zur Castra kommen? Hatte er ihr und Sila nicht deutlich genug gesagt was er von solchen Mädchen hielt. Nein es musste einfach so sein .
    Leise sagte sie „Er tut es also doch“. Hob den Brief hoch und drückte einen Kuss darauf, ehe sie los schrie, als stünde das Haus in Flammen...SILA, TANTE VALENTINA Sie konnte es gar nicht abwarten den beiden die aufregende Neuigkeit mit zu teilen.


    Was ziehe ich an? Sila muss mir helfen. Sie können mich ja begleiten, den Rest gehe ich aber alleine. Dies und hundert Sachen wirbelten ihr gleichzeitig durch ihren Kopf während sie auf die Beiden wartete.

    Aus einer Mischung von heulen und lachen, kam von Pina, „ach wenn ich euch beide nicht hätte“. Sie versuchte beide gleichzeitig zu umarmen.
    „Doch wegen meines zukünftigen Mannes, da bin ich mir nicht sicher ob das einer von Militär sein muss. Überhaupt kann ich mir noch gar nicht vorstellen an der Seite eines Mannes zu leben.“ Versonnen fügte sie hinzu. "Was für mich wichtig wäre, wenn der Mann ein guter Freund wäre, der alles mit mir teilen würde, mich an seinem Leben teilhaben ließe. Die Krönung wäre, wenn wir zusammen reisen könnte, gemeinsam fremde Länder kennen lernen würden.
    Wäre mein Mann beim Militär, so würde er vielleicht ab und an reisen, mich aber bestimmt oft alleine lassen müssen und dann wäre ich einsam. Keine Sila und keine Tante wäre da. Die Frage ist nur gibt es so einen Mann?“ Pina lächelte schief.

    Pina wichte sich unter schniefen die Tränen weg und putzte ihre Nase. "Danke", sagte sie zu ihrer Tante ehe sie Sila anschaute, ihr Blick wanderte zurück zu ihrer Tante. "Aber du musst doch froh sein wenn ich weg bin. Ich zerstöre dein Ansehen und auch, dass deines Bräutigams. Ganz Rom denkt ich würde so eine sein, du weißt schon."
    Erneut traten Tränen hervor, die aber schnell verärgert wegwischte. Ich hab ja nur gedacht oder wie ihr sicher denkt eben nicht gedacht. Das ist jetzt die letzte Gelegenheit, ehe mich keiner mehr als Kind ansiehte. So viele Gesprächsfetzen habe ich in Mantua mitbekommen, da wollte ich nur wissen ob es wirklich so ist wie ich es mir vorstellte."
    Völlig ratlos schaute sie abwechselnd zu den beiden. "Ihr könnt es sicher nicht verstehen. Etwas in mir sagt eine Zeit geht zu Ende, schließe sie ab."
    Verlegen lächelnd fragte Pina, "ich bin jetzt albern oder?"
    Einem plötzlichen Impuls folgend, sprang sie auf und umarmte ihre Schwester, "ach Sila wenn ich doch nur ein wenig von deiner Zuversicht hätte."
    Ihre Tante anschauend kam leise, "bite entschuldige, dass ich dir Kummer mache."

    „Verschwinde, ich will dich nicht sehen“, schrie Pina, ihren Kopf unter dem Kissen, in der Annahme es wäre ihre Schwester Sila. Erst als sie die die Stimme ihrer Tante hörte, kam sie ein wenig zu sich. Schmiss dann das Kissen von sich und warf sich ihrer Tante an den Hals. Immer wieder von Schluchzen unterbrochen brach es dann aus ihr heraus. „Du muss mir glauben, ich bin nicht so eine, nein ganz bestimmt nicht. Ich wollte doch nur ein einziges Mal eine von innen sehen. Mach dir keine Sorgen, noch Morgen gehe ich zurück nach Mantua. Dann brauchst du dich nicht zu schämen. Aber das hätte ich nie gedacht, das auch Sila so etwas glaubt. DIE will ich nicht mehr sehen, sie kann hier glücklich werden, ich gehe.“
    Noch immer von einzelnen Schluchzern geschüttelt, wühlte eine Hand von ihr im Bett herum, sie wusste sie hatte hier irgendwo ein Tuch liegen.

    Pina fegte ohne auf was und jemanden zu achten durch die Casa und gleich weiter in ihr Cubiculum und knallte die Türe zu. Bestimmt hatte dieses Haus noch nie soch einen Türschlag vernommen.
    Jetzt hier hinter verschlossenen Wänden war es um ihre Fassung geschehen. Sie warf sich bäuchlings auf ihr Bett, schnappte sich ein Kissen und zog es sich über den Kopf. Gedämpft drang ihr schluchzen nach draußen.

    Ob Pina jetzt den gleich Weg nahm wie vorher, als sie vergnügt hinter der Stadtwache in Richtung Castra Praetoria marschierte, wusste sie nicht. Es war ihr auch egal. Sie wollte nur eins, sie wollte nach Hause. So etwas demütigendes und unverschämtes, war ihr noch nie passiert.
    Nur mit äußerster Anstrengung gelang es ihr, nicht laut fluchend, wie ein Fuhrmann, durch Rom zu rennen. Sie würde nie mehr einen Fuß vor die Türe setzen. Nein, noch besser, sie würde Rom verlassen. Ja genau, das würde sie machen. Sie würde zurück nach Mantua gehen, um sich dort um ihre Großmutter kümmern. Bestimmt würde die sich über ihre Anwesenheit freuen und hier, hier hatten dann alle ihre Ruhe und mussten sich nicht, um die den Soldaten Kopfverdrehende Pina kümmern. Genau die Tante würde heiraten, Sila bestimmt auch bald, sie war ja auch die weltgewandte und damit hatten alle was sie wollten.
    Hunderte von diesen Gedanken spukten Pina durch den Kopf bis sie endlich vor der Casa Quintilia stand.

    "Sila?!, DU? Hier?" Pina spürte das mit jedem Wort zu ihrer Schwester ein weiteres Fragezeichen in ihrem Gesicht aufleuchtete. Dann kam der nächste Schock für sie, sie starrte Trogus an, als wenn dieser ein Ungeheuer wäre. Das also dachte er von ihr, sie würde den Soldaten den Kopf verdrehen wollen. Erneut schaute sie Sila an und diese dachte es wahrscheinlich auch. Von ihr hätte sie das am allerwenigsten gedacht. Wütend, wie sie bestimmt noch nie einer gesehen hatte schnaubte sie ein "Hrrrr", stampfte mit dem Fuß auf, drehte sich um und stampfte davon.

    Pina zog leicht ihre Augenbraue hoch, bestimmt hatte er nicht damit gerechnet, dass sie nicht kommen würde, denn welche wohlerzogene junge Frau würde hier schon erscheinen.
    Ihre Enttäuschung hinunter schluckend, denn vielleicht war es ja auch nur eine Vermutung von ihr, lächelte sie wieder. „Das freut mich für dich, dann wirst du bestimmt bald befördert, hast Ausgang und kannst uns besuchen.“ Jetzt konnte er wirklich sehen wie niedergeschlagen sie war, dann jedoch erhellte sich ihr Gesicht, „Tribun, dass ist doch Aulus Iunius Avianus, den kenne ich, wir haben ihn schon mehrmals getroffen“. Sie hatte es so leichthin gesagt ehe ihr klar war, es würde ihr nichts nutzen, sie war ja nicht dessen Tochter.
    So schnell wollte Pina aber nicht aufgeben, sie rückte näher zu Trogus und fast flüsternd meinte sie. „Aber ich weiß genau, manche Frauen kommen hier rein.“ Sie zwinkerte ihm zu und lächelte verführerisch. Nicht, dass sie dergleichen Absichten hätte, Hauptsache sie käme rein.

    "Pina? Was machst du denn hier?" Halte es in Pina nach. Sie war ja nun die friedfertigste Person, doch diese Frage brachte sie hoch.
    „Ich hatte doch gesagt ich würde dich hier besuchen“, kam mit einer Mischung aus verärgert und beleidigt sein von ihr. „Wie ich sehe“, lächelte sie dann doch, „hatte ich Glück und du hast gerade Dienst hier. Ich hoffe dir geht es gut und man drangsaliert dich nicht zu sehr, denn als Tiro soll es ja nicht immer so einfach sein,“ Fröhlich redete sie weiter und lächelte den Kameraden von Trogus zu. „Wie lange hast du hier noch Dienst? Ich frage ja nur, weil ich die Hoffnung habe du könntest mir eine Führung machen. Was meinst du?“ Fast war sie versucht mit den Augen zu klimpern, wie sie schon häufig bei anderen Frauen gesehen hatte und glaubte es auch schon einmal bei Sila gesehen zu haben, Doch Pina ließ es dann doch.

    Pina hatte sich ein Tuch umgelegt und war somit bereit, das Haus zu verlassen. Sie hatte keine Lust mehr auf endlose Diskussionen zu der neuesten Sommermode. Ihr war es wirklich egal ob der Stoff nun mit Gold oder Silberfäden durch wirkt war.
    Sie ging eben noch am Cubiculum von Sila vorbei, klopfte an und steckte fast gleichzeitig mit dem Klopfen den Kopf zur Türe hinein. „Ich bin dann mal eben weg“, teilte sie mit und schon war die Türe hinter ihr wieder geschlossen.
    Ihre Zwillingsschwester konnte mit dieser Information machen was sie wollte. Vermutlich stände sie irgendwann wieder hinter ihr, denn sie fühlte sich noch immer für sie verantwortlich. Paar Minuten älter als Pina, dachte Sila noch immer sie müsste ihre Schwester am Gängelband führen, egal ob Pina dies nun gefiel oder nicht.
    Vielleicht war es dadurch auch gekommen, dass die Quintiller Zwillinge von Wesen her so unterschiedlich waren. Dennoch waren die beiden eng aneinander verbunden, es gab fast nie einen wirklichen Streitpunkt zwischen ihnen und wenn es wirklich darauf ankam waren sie sich so einig wie sie sich glichen.


    Nachdem Pina wieder einmal ihre geschwisterliche Verbundenheit in Gedanken durchleuchtet hatte, stellte sie verwundert fest, da wo sie sich gerade befand, war sie noch nie gewesen. Ich hätte mich besser doch von jemanden begleiten lassen sollen, dachte sie. Schnell war der Gedanke beiseite geschoben. Ihre Neugierde, etwas Neues zu entdecken hatte gesiegt. Kurzerhand folgte sie einem kleinen Trupp Urbanaer der geordnet vor ihr ging.
    Militär war von je her ein Magnet für Pina gewesen und wenn sie es richtig betrachtete, so war sie noch nie an der Castra Praetoria gewesen, dort wo auch die Cohortes Urbanae ihr Domizil hatte.
    Da ist doch auch überlegte sie, richtig der Aulus Quintilius Trogus, eben erst eingetreten. Ich hatte ihm doch mehr oder weniger versprochen ihn dort zu besuchen. Das ist doch jetzt die Gelegenheit dachte sie, weder Tante noch Sila in Sicht, bestimmt kommt diese Gelegenheit nicht wieder.
    Schon marschierte sie der Stadtwache hinterher, ganz und gar unweiblich in ihrem Gleichschritt, was ihr so aber nicht bewusst war.

    Pina stand auf, „ich muss sagen es war wirklich schön mit euch zu frühstücken.“ Sie lächelt Trogus ab. „Ich hoffe ich werde dich noch sehen, du willst dich doch sicherlich von mir verabschieden. Vergiss nicht eines Tages stehe ich an eurer Porta“. Schelmisch zwinkerte sie ihm zu und wich dem Blick ihrer Tante und Schwester aus, ehe sie das Tablinum verließ.

    Pina schaute mit einem Blick, der vieles gleichzeitig ausdrückte, wie, auch schon da, typisch, du denkst doch jetzt nicht, dass ich dir … , toller Auftritt, Sila wie sie leibt und lebt, auf ihre Schwester. Leise wie diese antwortete sie, ein wenig schnippisch, amüsiert und jetzt nicht: „Nein eigentlich nicht, wird dich eh nicht interessieren.“ Was auch stimmte, denn es war ja auch nicht die Rede von Mode, Geschäfte oder Männer gewesen.

    Verstehend nickend meinte sie, „das verstehe ich, beim Militär ist die Zeit knapp bemessen.“
    Pina schaute eher skeptisch, ob sich eine wilde aus Germanien schon mit Aufgaben im Haushalt auskannte wagte sie zu bezweifeln ob man dies mit einem römischen Haushalt zu vergleichen war.
    Pina meinte dann aber etwas trauriges, bedrückendes an Avianus zu bemerken. Forschend schaute sie ihn an. Noch während sie überlegte was es sein mochte, wurde es lauter und hektischer um sie herum, wer was geboten hatte wusste sie ihm Nachhinein nicht zu sagen.
    Sie hatte nur mitbekommen, dass der Iunier 3000 geboten hatte. Hoffentlich habe ich ihn jetzt nicht abgelenkt dachte sie erschrocken, doch da gab Tranquillus bekannt das 3200 das höchste Gebot war. Sie schaute sich nach der Sänfte um und fragte, „wer ist der Bieter?“ Es interessierte Pina nur ein wenig wer es war, ihre Frage kam eher um Avianus abzulenken, wenn sie das überhaupt konnte.

    „Danke der Nachfrage gut gehte es schon, doch diese Hochzeitsvorbereitungen,“ letzters etwas lang ausgesprochen mit hochgezogenen Augenbrauen, war Pinas Antwort auf Avianus Frage. „Doch wem sage ich es, du hast da ja schon deine Erfahrungen gemacht.“ Lächelnd fügte sie noch hinzu,“ ebenso meinen Glückwunsch zu deiner kleinen Familie“. Mit einem erneuten Blick auf die Sklavin beantwortete sie die letzte Frage des
    Tribuns. „Nun ich habe nun wirklich keine Erfahrung mit dem Erwerb von Sklavinen, sie ist sehr hübsch, was gewiss seine Reize hat, aber bestimmt auch Gefahren. Für mich wäre es wichtig wenn eine Sklavin, die für sie gedachte Aufgaben beherrschen könnte. Sie wäre mir zu teuer, sie muss neben der Sprache noch zu viel lernen.“

    Etwas wie ein leichtes schnauben war von Pina zu hören, herje dachte sie, ob sich das jemals in meinem Leben ändern wird und schon sah sie sich als Greisin von Sila hinter sich hergezogen durch Rom geschleift werden. Bei dieser Vorstellung zog sich unwillkürlich eine Lächeln über ihr Gesicht, welchem dann einen verwunderten Ausdruck und dann einem neuen intensiveren Lächeln Platz machte. Sah sie sich doch unvermittelt vor dem Tribun stehen. Das hatte ihre Schwester also gesagt oder was es noch mehr, ehe sie von dieser mit gezerrt wurde. Sie müsste unbedingt mal mit Sila ein ernstes Wort reden, damit diese DAS endlich lies. Sie konnte schließlich ganz gut alleine klar kommen, nur schien es das diese das nicht begreifen wollte.


    Pina nickte freundlich, nun ja sie hatte schließlich nichts dazu beigetragen, wofür sie Dank erhalten musste, außer dass sie die Kette sehr bewundert hatte. „Salve „, kam es leise aus ihrem Mund. „Die Kette war aber auch sehr schön“, bestätigte sie nun noch einmal. „Ich sehe du bist befördert worden, meinen Glückwunsch“. Natürlich das hatte Sila nicht bemerkt, in ihren Augen aber äußerst wichtig war.

    Unwirsch drehte sich Pina nach dem oder derjenigen um, der sie da an ihrem Arm zupfte. Zu Sila du, kam sie nicht mehr, denn ihre Schwester schien doch wirklich zu glauben sie wolle diese Sklavin kaufen. Sila grinste sie an und meinte, „was soll ich denn damit aber weiß du wie toll es sich anfühlt einfach einmal mit zu bieten, solltest du auch einmal probieren.“ Noch während sie ihrer Schwester zuzwinkerte fiel ihr Blick auf einen der Decimer. Pina stupste Sila an und fragte diese, wobei sie mit dem Kopf dort hinwies, „sag mal ist das nicht Cnaeus Decimus Casca, er war doch auch auf der Verlobungsfeier von unserer Tante und Serapio.
    Schon hörte sie eine Stimme die laut 1000 bot. Sie brauchte nicht lange zu suchen ehe sie die Bieterin sah.
    „Eine Lupa?!!“ kam von ihr halb erstaunt, halb entsetzt. Das diese soviel Geld zu Verfügung entsetzte sie dann doch.