Beiträge von Marbod

    "Ist das denn nicht die Stube des Decurio? Ich soll mich beim Decurio Gaius Germanicus Varro melden."
    Die Frage wofür ich meine Strafe bekam, würde ich keinem weiterem beantworten. Der Praefektus und sein ehemaliger Decurio waren dafür zuständig. Dann könnte ich ja gleich einen Aushang machen.

    "Hast du nicht gelesen?“
    „Was suchst du noch hier?“
    „Wir wollen dich nicht mehr in unserer Stube haben“.
    „Du darfst sie Turma I beglücken“.
    Ehe ich mich versah landete ohne mein zu tun meine gesamte Ausrüstung draußen vor der Türe und ich wurde gleich hinterher befördert. Mit steinerner Miene packte ich alles ordentlich zusammen und und wankte zur Turma I, legte dort meine Sachen ab und ging zur Sicherheit zu den Aushängen. Es stimmte wirklich ich war versetzt worden aber nicht nur ich, nein noch vier weitere. Das hat bestimmt nichts gutes zu bedeuten, überlegte ich mir.
    Mein Rücken schmerzte nach wie vor, deshalb ging in der perfekter gerader Haltung, mit steifen Rücken, damit ja keine Bewegung schmerzte zum Officium des Decurio.
    Verwundert las ich den Namen. Paullus Atius Scarpus?
    Wie auch immer, ich klopfte an und wartete.

    Ich lag auf dem Bauch, damit Luft an meinem Rücken kam. Der Casparius hatte nicht gerade sanft meinen Rücken behandelt. Für ihn war ein so behandelter Rücken nichts neues und Mitleid hatte er mit keinem der so vor ihm erschien. Es war ihre eigene Schuld und sie hatte es nicht anders verdient, sagte ihm seine langjährige Erfahrung.
    Ich wusste meine Strafe war mehr noch wie gerecht, es hätte weit aus schlimmer kommen können. Nur mit einem Teil war ich nicht einverstanden. Ich hatte meine Familie und meinen Stamm verlassen, war aber nicht ausgestoßen worden und konnte jederzeit zurück, so gehörte ich ihnen noch an. Da kam mein Blut her, da lagen meine Wurzeln. Ich hatte dem Decurio gestern, nach seiner Mahnung: „Doch vergiss nie was dich in diese Lage gebracht hat. Wir sind deine Familie, wir sind dein Stamm. Enttäusche uns nicht.“ geantwortet „ja Decurio“. Nein vergessen würde ich es nie, das was mich in die Lage brachte und immer bemüht sein sie nie zu enttäuschen, denn ich hatte den Eid geschworen und Idun mein Wort gegeben. Doch darum musste ich nicht mein Volk, meine Ahnen und Herkunft verleugnen. Ich würde dazu gehören, alles für sie geben, sie zu dem Teil meines jetzigen Lebens zählen, doch Gewesenes und danach Kommendes gehörte mir ganz allein, nicht der Ala, nicht Rom, nicht dem Kaiser, nein mir.


    Der Tag glitt dahin, die Nacht brach herein, niemand beachtete mich. Niemand wollte etwas mit mir zu tun haben, denn ich war der Schandfleck unserer Stube, der Schandfleck meiner Turma. Es würde viel Kraft und Ausdauer erfordern mein Ansehen wieder her zustellen.
    Kurz vor dem Morgen stand ich leise auf und ging nach draußen. Ich musste mit ihm reden meinem Ferdwisch, dem Hahn meinem Kraftier. „Nun mein Alter, vertreib die Nacht und ihre bösen Geister und Gespenster. Begrüße den neuen Tag, die Sonne und künde mir bessere Zeiten. Sei wachsam und warne mich vor äußere und innere Gefahren.“
    Von irgendwoher ertönte ein Hahnenschrei und kündete den neuen Tag an.

    Es war so weit, ich sog zwischen den zusammengebissenen Zähnen die Luft ein, während mein Rücken sich wie von selbst, in Erwartung des ersten Schlages, zusammen zog und nach innen wölbte. Das Klatschen des Aufschlages hörte ich weit früher, ehe ich den Schmerz spürte. Noch während ich darüber nachdachte hörte ich den Zischlaut, des ich nähernden Stockes und schon klatschte es wieder. Schnell stieß ich die noch immer haltende Luft aus und versuchte vor dem nächsten Schlag, erneut die Luft einzuziehen. Es war aber zuspät , denn ich spürte jetzt schon wesentlich schmerzhafter den dritten Schlag. Marbod du musst dich seinem Rhythmus anpassen, riet ich mir selber, doch da klatschte der vierte Schlag schon auf. Zu sehr fixierten sich meine Gedanken auf den Schmerz und ich kam erst nach dem fünften Treffer dazu, Zähne zusammenbeißen, Luft einziehen, Rücken anspannen, los lassen. Es war knapp aber ich schaffte es. Doch bei etwa dem zehnten Treffer wurden die Schmerzen zu stark. Schreien wollte ich aber auf keinen Fall, hechelnd stieß ich die Luft nach jedem Aufklatschen schnell hinter einander aus. Irgendwann spürte ich wie die Beine weich wurden, mein Rücken stand in Flammen. Wie lange noch? Wie oft noch würde mich der Stock treffen? Wann hörte es auf?
    Oh Idun wenn ich nicht mit eigenen Augen gesehen hätte wie man dich quälte, würde ich sagen, du weißt nicht was du von mir verlangst. Verzeih mir ich schäme mich. Du musstest weit mehr aushalten. Dazu warst du unschuldig.
    Jetzt lag es an mir, ich riss mich zusammen und richtete mich auf, um die letzten Schläge zu ertragen.
    Endlich, es war vorbei, jetzt kamen die weiteren Erniedrigungen. Auch das würde ich durchstehen, denn ich war ein Germane und lebte nach den Gesetzen meines Volkes.

    Es dauerte noch eine Weile ehe das Lager erwachte. Nachtschicht und Frühschicht wechselten einander ab. Zwei Equites erschienen in meiner Stube. Ohne dass sie sich äußern mussten erhob ich mich und nahm den Platz zwischen den beiden ein. Die gespenstische Stille in meiner Stube geleitete mich nach draußen, bis zum Decurio, welcher mich schon erwartete. Mit versteinerter Mine entledigte ich mich, wie von diesem befohlen, meiner Tunika. Ich warf noch einen kurzer Blick auf den, in der Hand des Decurio, kreisenden Rohrstock, straffte meine Haltung und erwartete mit versteinertem Ausdruck die Tortur. Ob ich je in meiner Einheit wieder akzeptiert, geschweige denn wirklich aufgenommen würde, war eine ganz andere Frage. Die Zukunft würde zeigen ob wenigstens einige meiner Kameraden verstanden, warum ich handelte wie ich es tat.

    Ich wollte nachdem ich endlich befreit worden war, aufrecht vor dem Decurio stehen, was natürlich nicht ging. Mein Körper der den ganzen Tag in der gleichen starren Haltung verbracht hatte musste sich zuerst einmal lockern und ohne Schmerzen ließ sich die Verkrampfung nicht so schnell lösen. Die Erinnerung an das Bild einer warmen Heilquelle tat sich vor mir auf. Doch dies war wie ich wusste nur ein Wunschtraum.
    Ich hörte was gesprochen wurde und ließ es vorbei rauschen zu sehr beschäftigte mich mein Durst und mein Körper. Auf das "Abite!" des Decurio krächzte ich nur ein heiseres „Ja Decurio“. „Schafft ihn“, war die richtige Wortwahl gewesen; denn gehen konnte ich nicht wirklich zusammengekrümmt, mit jedem Schritt mich bemühend aufrecht zu gehen, musste die Männer mir immer wieder helfend unter die Arme helfen. Es ging nur langsam vorwärts, da nutzte auch kein heimliches vorwärts stoßen nicht wirklich etwas. Eher im Gegenteil, jedesmal geriet ich ins Straucheln und musste gehalten werden.
    Mit zusammen gebissenen Zähnen, die Kommentare der Kameraden überhörend, kam ich schlurfend bei meinem Bett an.
    Noch blieb ich sitzen, ich wollte nur eins Wasser trinken. Und wie ich trank für jeden Schluck den man mir brachte war ich dankbar. Den Puls, den man mir in schon fast vor die Füße knallte, schlang ich gierig hinunter. Mit der Salbe die mir irgendwer aufs Bett warf rieb ich mich selber ein. Das war auch gut so, denn mit dem Einreiben war ich gezwungen mich weiter zu bewegen. Ich bewegte mich noch einige Zeit weiter indem ich versuchte Lockerungsübungen zu machen, damit ich mich endlich auf meinem Bett ausstrecken konnte.
    Ehe das geschah musste ich zuerst noch die Latrine aufsuchen. Endgültig erschöpft kam ich zurück und fiel wie ein Sack auf mein Bett.
    In den frühen Morgenstunden schrie wer wohl in meinem Traum? Mein Hahn mein Krafttier. Doch schon bald dämmerte es mir, es war nicht nur im Traum, es war die Wirklichkeit, die mich weckte. Ein neuer Tag mit neuen Schmerzen lag vor mir.
    Seufzend setzte ich mich und murmelte fast wie ein Gebet,ja Idun, ich halte durch und bleibe aufrecht und standhaft.“

    Ein See, ich befinde mich an einem See. Ranken, dieser See war von Ranken mit spitzen Dornen umgeben. Gerade als ich mich niederbeugen wollte und von dem klaren Wasser trinken wollte, erschien statt meines Spiegelbildes ein anderes Gesicht. 'Halte durch. Sei aufrecht und standhaft.' sagte eine leise aber mahnende Stimme. Er spürte wie sich eine Hand auf seine Schulter legte. 'Der Lärm bleibt zurück, schließe deine Augen. Die Sorgen, der Kummer sie klingen langsam ab. Komm zur Ruhe. Dann hörst du, dann fühlst du. Was schon immer da war – den Ruf der Götter. Folge diesem Ruf Marbod. Folge ihm und du findest dich selbst.' Die Hand auf meiner Schulter spendete mir Kraft und Stärke, spendete all das was ich brauche um meine innere Stärke zu finden, um diese Tortur durchzuhalten.

    Der Decurio war da, mein Herzschlag ging schneller, gleich hat er ein einsehen, gleich ist alles vorbei. Mein Körper entspannte sich ein wenig, in erwartungsvoller Vorfreude, wenn das überhaupt möglich war. Seine stimme klingt freundlich gleich..... was ist das? Was hat er gemacht? Oh nein, das gute Wasser. Es verläuft sich jetzt einfach und versickert im Boden. Schmerzhafte Tränen brennen in meinen Augenhöhlen, Tränen der Wut und Enttäuschung. Dass mein Körper überhaupt noch soviel Flüssigkeit hat. Weiter brennt die Sonne und ich spüre nicht wie ihre Kraft langsam schwächer wird, weil der Tag sich dem Ende neigt. Irgendwann habe ich nichts mehr hören wollen. Höre keine Kommentare mehr, lasse sie einfach von mir abperlen wie Wasser Tropfen. Meine Zunge schwillt an und ich kann kaum noch schlucken, ich sehne mich nach Wasser. Endlich ich erreiche einen kühlen Waldsee springe hinein, lasse meinen Körper von dem kühlen Nass umfluten. Meine Gedanken bestehen nur noch aus Wasser.

    Es war noch weit aus schlimmer, als ich mir vorgestellt hatte. Die Sonne erstrahlte nicht nur nein sie brannte. Unerbittlich brannte sie auf mich ein. In der Mittagszeit verlor ich langsam die Hoffnung, dass ich diesen Tag überleben würde. Mein Kopf und die Nackenpartie erschienen mir wie ein einziges brutzelndes Fleischstück. Was hätte ich dafür gegeben, wenn mich einen mit einem Eimer Wasser übergossen hätte. Beschimpfungen, ab und an anspucken der Kameraden machten mir zu dem Zeitpunkt kaum noch etwas aus. Dabei hatte ich ja noch Glück, ich befand mich ja in einer Art geschütztem Gebiet. In einem Dorf oder in einer Stadt, wäre dies hier ganz anders abgelaufen. Wenn ich allein an das Gekeife der Weiber dachte, von dem ich hier verschont blieb oder der zur wilden Meute mutierende Kinderschar, die in diesem Falle nichts ausließ um den Verurteilten zu quälen. Dort wurde man wirklich dem Pöbel ausgeliefert. Doch das hier, war ganz anders, es ging tiefer, griff mein Inneres an. Ich fühlt mich nackt, wertlos, entehrt, ausgestoßen. Was hinzu kam waren die aufkommende Zweifel. War es wirklich richtig gewesen, dies hier auf sich zu nehmen. Es wäre doch wesentlich einfacher gewesen, zu flüchten. Gut ich wäre dann auf der Flucht gewesen, aber Germanien war groß, der Arm Roms reichte nicht weit dort hineinein. Alles würde im laufe der Jahre in Vergessenheit geraten.
    Wirklich? Glaubst du wirklich du könntest vor dir selber fliehen. Hättest du dann noch Selbstachtung? Du bist ein Germane und hast Ehre. „Idun?“ krächzte ich. „Ich halt das nicht mehr aus, kannst du mir wenigstens etwas zu trinken geben? Oder wenigstens mit Wasser abkühlen?“ „Was für eine Jammergestalt“, höhnte eine Stimme, „von wegen Germane, ein Dreck bist du nur noch. Bringst Schande über uns.“
    Erschrocken fuhr ich zusammen und wollte meinen Kopf zu der Stimme drehen, ich kannte sie, es ging nicht, mein Hals wurde aufgescheuert von dem Holz was ihn umgab.

    Die Wärme der Sonne war in den frühen Morgenstunden angenehm. Sie wärmte die Muskeln und verhinderte für kurze Zeit ihre Verspannung. Doch es sollte nicht lange dauern und ich wünschte mir ein paar Schatten spendende Wolken.
    Der Dienstablauf hatte begonnen und so hatte ich noch ein wenig Zeit bis Soldaten sich hier einfinden würde. Was dann geschehen würde blieb abzuwarten.
    Jetzt aber spürte ich schon wie diese entwürdigende Haltung meinem Körper zu setzte.

    Die Nacht wollte nicht vergehen, zu sehr war ich aufgewühlt von den Ereignissen der letzten Tage. Ich war erst gar nicht in meine Stube gegangen, denn meine Kameraden wollten mich bestimmt nicht sehen, deshalb war ich draußen geblieben und dachte mit Schrecken an dem was mir bevorstand. Es war weniger der körperliche Schmerz den ich befürchtete, sondern die Schmach und meine Zukunft in der Alae.
    So war ich schon in aller Frühe beim Pranger und harrte der Dinge die da kommen würden.

    Natürlich akzeptierte ich diese Strafe, denn weder Tod noch ein rauswurf drohten mir. Doch ich war mir sicher, so ohne weiteres würde ich die die Schläge würde ich so schnell nie vergessen und die narben würden mich ein Leben lang begleiten und an meine Treulosigkeit erinnern.


    „Ja Dekurio, ich akzeptiere es, dennoch habe ich noch eine Bitte, was Punkt sechs betrifft. Mir tut es Leid, dass ich die Kameraden von der Torwache mit rein gezogen habe und bitte darum, ihnen die Strafe zu erlassen und mir noch noch zu verabreichen.“


    Ja dies bereute ich wirklich und sie sollte wegen meines verhalten nicht bestraft werden. Bei den anderen Punkten war ich mir sicher, dass ich jederzeit wieder so handeln würde. So ein Draufgänger wie ich auch oft war, der immer wieder spontan handelte, so geschah es immerhin aus Überzeugung zu meiner germanischen Einstellung und daran konnte auch der Treueid zu Rom nichts ändern.

    Stirn runzelnd und mit sorgenvoller Mine nickte ich. „Ich weiß Decurio dennoch; dir ist sicher bekannt ich bin Germane und ihr Römer mögt uns für Barbaren halten, doch wir sind bestimmt anders als ihr denkt.
    Mir wurde klar gemacht, ich hätte einen einen Eid geschworen und ein Germane würde nie eidbrüchig. Aufrecht, wahrhaftig, ehrenvoll, treu und mutig das sind unsere Werte.“

    Damit hatte ich die Einleitung zu meinen Geständnissen, jetzt galt es aber meine Handlungen zu begründen. Rechtfertigen wäre in dem Falle, wie ich meinte nicht der richtige Ausdruck, denn rechtig war es ja nicht.
    „Damit komme ich zu Punkt drei, vier und fünf. Es ist jetzt nicht mehr die chronologische Reihenfolge, zumindest erklärt es aber warum ich mich so verhielt.“
    Ich brauchte eine kurze Pause um mich zu sammeln. „Also ich verließ unerlaubt meine Einheit, auf dem Forum in Mogontiacum und achtete nicht auf mein Pferd, betrat heimlich und unerlaubt die Castra Legiones, weil ich einfach die Seherin aufsuchen musste. Ich wusste einfach sie hatte mir etwas wichtiges zu sagen, etwas was meinen Lebensfaden bestimmen würde. Sie war es, die so schwer sie auch verletzt war, mich davor bewahrte fahnenflüchtig zu werden. Sie war es die mich an unsere Werte erinnerte und damit den Treueschwur zu halten. Sie machte mir klar, dass ich für meine Taten einstehen müsse.“
    Ich schaute den Decurio an und wollte sehen ob er mich verstand, in seiner Gesichtsmimik erkannte ich nichts, wie meist bei Vorgesetzten.
    „Jetzt komme ich zu dem Anfang der Ereignisse“, begann ich wieder.
    „Ein älterer Eques, Gabrio ist sein Name und ich waren unterwegs als Späher. Der Duplicarius hatte uns zurückgeschickt um Meldung zu machen, da hörte wir laute Stimmen. Wie näherten uns vorsichtig und entdeckten zwei unserer Leute. Einer hielt einer Frau sein Schwert an die Kehle dann lag da noch ein Verletzter, wie ich dann nachher erfuhr war es die Seherin und der vermisste, schon Totgesagte, aber den Göttern sei dank, nur schwer Verletzte Centurio. Sie wollte dem Centurio nur etwas zu trinken geben.
    Der Eques Gabrio, beruhigte die Lage uns schickte die anderen weg, während ich der Seherin half und mich mit ihr um den Centurio kümmerte. Als die Truppen sich näherte, rannte ich los und informierte unseren Praefecten. Der kam mit seiner Leibwache, einer von ihnen griff sofort die Seherin an und ich schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.“

    Soviel hatte ich seit langem nicht mehr geredet, allmählich wurde meine Kehle und meine Lippen trocken. Mit meiner Zunge fuhr ich mir kurz über die Lippen.
    Jetzt kam ich zum zweiten und hier vorletzten Punkt.
    „Die Befehlsverweigerung, die Häuser des Dorfes an zu zünden, kam aus einer trotzigen Auflehnung von mir, wegen dem aus meiner Sicht, übermäßigen Übergriff auf nur ein Dorf und wegen der Gefangennahme der Seherin, die das Leben des Centurio gerettet hatte.“
    wieder machte ich eine kurze Pause und überlegte ob ich mich gerade verständlich ausgedrückt hatte.
    „Weil ich um all meine Vergehen wusste, versuchte ich unbemerkt in die Castra zurück zu kommen. Zumal ich auch noch ohne Pferd zurück kam. Einmal von dem wachhabenden Decurrio entdeckt und zur Rede gestellt, erinnerte ich mich an die Worte der Seherin und beschloss mich selber zur Meldung zu bringen....Was für Strafen mich auch immer erwarten, ich nehme sie als gerecht hin. Sollte mir die Gnade erwiesen werden, nicht mein Leben zu verlieren, so bitte ich darum nicht aus der Alae Numedia ausgestoßen zu werden. “
    Es war geschafft und obwohl ich wusste, es könnte mir auch das Leben kosten, war ich seltsamer Weise irgendwie erleichtert.

    Ich wollte alles so schnell wie möglich hinter mich bringen, holte noch einmal Luft und nahm unbewusst noch mehr Haltung an. Ganz so. als ich dadurch halt bekäme.


    Decurio, ich möchte Dienstverstöße von meiner Seite melden.
    1. schlug ich einen Miles der Legio in Gegenwart zweier Praefecti.
    2. habe ich entgegen des Befehls, kein Haus im Germanendorf angezündet.
    3. verließ ich unerlaubt meine Einheit, auf dem Forum in Mogontiacum.
    4. achtete ich nicht auf mein Pferd und weiß nichts über seinen Verbleib.
    5. betrat ich unerlaubt die Castra Legiones.
    6. versuchte ich heimlich in meine Castra zurück zu kehren.
    Ich weiß um die Schwere meiner Vergehen und bitte um Bestrafung
    .“


    Mehr sagte ich nicht, doch ich dachte, Unheil nimm deinen Lauf.

    Marbod holte Luft und klopfte an. Während er auf ein herein wartete, überlegte er, ob er nicht besser gleich alles schriftlich niedergelegt hätte. Jetzt war es zu spät, jetzt musste er dadurch.

    So nun hatte ich die Bescherung, musste ja kommen. Woher zum Donnerwetter sollte ich das wissen, welcher freundliche Kamerad es schon in den Stall geführt hatte. Zumindest hoffte ich es.
    Da erinnerte ich mich an Iduns Worte. Ich wollte doch jetzt aufrecht, wahrhaftig, ehrenvoll, treu und mutig sein. Seufzend nahm ich absolut korrekte Haltung an. "Decurio ich möchte meine verschiedene Fehlverhalten melden und meine Bestrafung dafür."