Beiträge von Duccia Silvana

    Runa war mal wieder schmückendes Beiwerk ihres Vaters. In letzter Zeit übernahm sie ja des Öfteren diese Aufgabe. So war sie nun auch heute an seiner und des Onkels Seite. Zum Glück war Witjons Frau dabei, denn schon beim ersten Blick erkannte sie, dass heute außer ihnen keinen Frauen anwesend waren. Keine Frauen... während Runa sich umschaute erblickte sie jemanden auf den sie nicht vorbereitet war. Idun! Was bei allen Göttern tat sie hier? Runa blickte sich um, doch den Tiberius konnte sie nirgends entdecken. Also was tat sie hier. Natürlich war es offensichtlich was sie hier tat. Sie hielt ein Tablett mit Getränken für die Gäste. Sie war wohl für das Wohl der Gäste zuständig. In Runa machte sich Unbehagen breit, sie wollte ganz sicher nicht, dass eine Seherin – ob nun Sklavin oder nicht – sie bedient. Lange blieb ihr Blick an Idun hänge, erst als der Gastgeber ihr die Hand reichte wandte sie diesem ihren Blick zu. Geistesabwesend antwortete sie. „Ich bin sehr erfreut deine Bekanntschaft zu machen.“
    Sie nahm also auf der zugewiesenen Kline Platz und versuchte ob ihres Hochschwangeren Zustandes einen halbwegs erträgliche Position zu finden. Idun reichte die Getränke Runa nahm sich mit einem fast schon verschämten Blick einen der Becher. „Ich danke dir.“ Sagte sie leise und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. Dann wand sie sich doch lieber ab, sonst würde ihr germanisches Blut wohl anfangen zu kochen. Eine Seherin, die die Gäste bediente...
    So nickte sie dem Flavier ob seines versteckten Komplimentes zu. „Die Freude ist ganz auf unserer Seite.“ Murmelte sie. Ansonsten hielt sie sich zurück, die Gespräche würde sie wohl vornehmlich den Männer überlassen.

    Runas Blick lag auf dem Mann. Sie versuchte wirklich ihre eigenen Gefühle auszublenden und nur das zu sehen, was sich ihr darbot. Und was sie sah passte nicht zu eben jenem Bild welches sie sich über den Centurio gemacht hatte. Dieser Mann hier wirkte alles andere als grausam und brutal. Es war als wäre dies hier gar nicht der Mann, welcher noch vor wenigen Tagen für alle sichtbar die Macht, die Grausamkeit Roms repräsentiert hatte. Doch was war geschehen? Er konnte sich doch nicht in ein paar Tagen so verändert haben. Runa rief sich den tag auf dem Forum zurück ins Gedächtnis. Ihre Aufmerksamkeit galt an jenem Tag Idun. Hatte sie wirklich etwas übersehen? Sie schloss die Augen und versuchte sich die Bilder - welche sie wohl lieber vergessen würde - wieder ins Gedächtnis zu rufen. Sie hörte die Worte des Centurios, die Geräusche welche die Peitschen machte, wenn sie auf den Körper traf. Doch diese Mal hob sie den Blick und sah den Mann der die Frau folterte an. War das Kummer in seinem Blick? War das Bedauern? War es Leid?
    Sie öffnete ihre Augen und sah den Centurio aus ihren tiefblauen Augen an.
    "Du hast nur auf Befehl hin gehandelt." Dies war keine Frage sondern eine Feststellung. Jede Frage nach dem warum verbot sich, denn jeder wusste was mit einem Soldaten geschah, der Befehle missachtete.
    Und doch konnte sie nicht ganz aus ihrer Haut und machte dem Römer Vorwürfe. "Du weißt was sie ist? Du hättest sie nicht herbringen dürfen. Sie gehört nicht in die römische Welt."
    Runa erhob sich und ging auf den Mann zu. Sie hatte sehr wohl bemerkt, dass er das eine Bein weniger als das andere belastete. "Zeig mir dein Bein." Noch immer war in ihrer Stimme nichts von Verständnis oder gar Mitgefühl für den Mann zu hören. Während sie warte, dass er sein Bein freilegte, fiel ihr Blick auf den Anhänger. Warum trug der Mann das Zeichen des Donars? Langsam hab sie ihre Hand und nahm den Anhänger in die Hand. Sie strich sanft darüber. "Hast du ihn von ihr?" Fragte sie, als sie ihre Hand zurückzog. "Du sagst du siehst alles in ihr. Aber was genau? Sie hat dir das Leben gerettet. Was hast du für sie getan?"
    Ja sie wusste wohl genau, dass sie gerade Wunden aufriss. Aber sie wollte Antworten. Sie musste Antworten haben. Er sollte ihr nicht ausweichen, er sollte ihr Rede und Antwort stehen.

    Runa ging voraus, immer jedoch ein wachsames Auge auf den Centurio. Jetzt da er den Raum verlassen hatte wirkte er gar wie ein gebrochener Mann. Das gab Runa noch mehr Rätzel auf.
    Sie konnte sich sein Verhalten nicht erklären. Denn dieses stand im vollkommenen Widerspruch zu dem wie er sich auf dem Forum und bei der Kreuzigung präsentiert hatte. Dort war er der aufrechte treue Römer. Und hier vor ihr stand ein Mann, der sich ganz offensichtlich um die Germanin dort im Behandlungszimmer sorgte.
    Sie führte den Tiberius nun also in Triclinium.
    "Nimm Platz." Sagte sie kalt. Ja ihre Worte ihm gegenüber waren immer noch voller Kälte und Abneigung. Nur kurz verschwand sie um mit einem kühlen Bier wieder zu erscheinen. Sie stellte es vor dem Mann ab und blieb selbst stehen um den Mann zu betrachten.
    Immer wieder hörte sie die Stimme der Seherin in ihrem Geiste. 'Sieh genau hin. Betrachte nicht nur die Oberfläche. Nichts ist wie es scheint.' Ja seit sie Idun berührt hatte hörte sie diese Stimme in ihrem Inneren. Sie wehrte sich dagegen. Wollte lieber hassen als verstehen. Wieder meldet sich die Stimme. 'Du kannst es. Sieh hin. Was siehst du?' Nein die Stimme gab keine Antworten. Aber sie forderte, sie forderte Runa genau hinzusehen. Sie forderte, dass Runa nicht nur das sah was sie sehen wollte, sondern das sie genau hinsah um zu verstehen. 'Die Welt ist nicht schwarz oder weiß. Sieh hin.' Runa faste sich in einer müden Bewegung an die Stirn. Sie versuchte die Stimme zu verscheuchen und wusste doch, dass dies nur ein hilfloser, erfolgloser Versuch war. Schon früher hatte sie versucht derlei Dingen keine Beachtung zu schenken und war immer wieder gescheitert. Sie musste lernen zu akzeptieren.
    Sie setzte sich und betrachtet den Soldaten. "Was siehst du in ihr?" Fragte sie schließlich vollkommen unabhängig von ihren eigenen Gefühlen. Sie folgte der Stimme und wollte genau hinsehen. Wollte verstehen, wollte ergründen.

    Runa erkannte wohl genau, dass sie für die Seherin im Moment nichts tun konnte. Das Leben der Frau lag in den Händen des erfahrenen Chirurgicus, Alpina und Kaeso's. Nachdem die Frau nun endlich von den Götter erlöst wurde und in Ohnmacht gefallen war trat Runa einen Schritt näher an den Centurio heran. „Du kannst im Moment nichts für sie tun.“ Ja sie hatte trotz ihres Hasses auf den Mann bemerkt, dass er sich scheinbar Sorgen um Idun machte. Runa konnte sich das nicht erklären. Was sie sah erschloss sich ihr nicht. Warum sollte ein Römer sich derart um seinen Besitz sorgen. Und warum sollte gerade er, der doch die Frau so grausam zugerichtet hatte das tun?
    Und sie hatte auch bemerkt, das der Centurio wohl noch mit eigenen Verletzungen und Kräftemangel kämpfte. „Komm mit mir. Ich gebe dir was zu trinken und dann zeigst du mir deine Wunden. Ich sehe was ich für dich tun kann.“ Ja auch wenn sie ihn lieber tot sehen würde war es ihr Glaube an das Leben selbst der ihr gebot ihm Hilfe anzubieten. „Komm, du bist hier nur im Weg, Du bist Soldat und weißt was jetzt folgt. Ich denke nicht das du das sehen willst.“ Und vor allem meinte Runa in seinen Augen etwas gesehen zu haben, etwas was man nur bei Soldaten sah, die aus dem Krieg kamen. Sie nahm deshalb an, dass er das Folgende gar nicht verkraften würde. Und wenn er hier zusammenbrach nutzte das keinem. „Komm!“ Sagte sie nochmal eindringlich. Würde er ihr nicht folgen, so würde sie ihn eigenhändig aus dem Raum zerren.

    Runa nickte und wand sich an Phryne. „Wir werden eine Tafel anbringen auf welcher steht, wer die Spenderin dieses Hauses hier ist. Diese Tafel wird sichtbar im Eingangsbereich angebracht. So lange sie dort hängen bleibt können wir das Haus nutzen. Sollten sie entfernt werden wird die Schenkung rückgängig gemacht. Ich habe dem zugestimmt. Ich denke für dich ist das auch kein Problem?“ Runa lies sie von Lima, der sie heute begleitete die Tafel reichen.


    Dieses Haus wurde für die Unterrichtung der Kinder Mogontiacum gestiftet von



    Tadia Ticinia


    „Willst du sie anbringen?“ fragte Runa mit einem Lächeln Phryne.

    Als nun mit Wulfgar der letzte Mann ans Kreuz geschlagen war und einige Legionäre dem grausamen Centurio zujubelten, verzog Runa angewidert das Gesicht. Die Schreie der Sterbenden, der letzte Atemzug jener die gerade hinübertraten, leises Weinen einiger Frauen und Kinder und der verklingende Jubel der Soldaten erfüllte die Luft, als Runa aus der Masse hervortrat. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet, bis sie ihre Arme hob. Die Stimmen um sie herum verstummten, alle Augen waren nun auf sie gerichtet. Und sie hob ihre Stimme so dass jeder sie hier venehmen konnte.
    „Möge Fylgia euch sanft geleiten auf euer letzten Reise.
    Möge Thor euch in seiner Stärke Kraft geben für diesen Gang.
    Möge Frigga euch sanft umfangen und behüten.
    Möge Freya den Abschied erleichtern von den euren.
    Es ist an der Zeit heimzukehren zu den Göttern. Bald werdet ihr willkommen geheißen, ihr werdet schon erwartet.“

    Runa war entsetzt von dem was sie da hörte. Öffnen, Auskratzen, Brenneisen. Ihr wurde übel. Wie viel sollte die Arme Frau denn noch ertragen müssen. Sie war froh, dass Kaeso sie aus dem Raum schickte. „Natürlich – Glut.“ sagte sie recht einsilbig und verließ fast schon überstürzt den Raum. Doch selbst in der Küche konnte sie die Schreie der Frau hören. Runa's Augen füllten sich mit Tränen. Sie fühlte mit Idun. So betrat sie nun also mit mit einer metallen Schüssel voller Glut in den Händen und Tränen, die langsam die Wangen entlang liefen den Raum. „Die Glut.“ wisperte sie in Kaesos Richtung und reichte ihm mit zitternden Händen den Behälter.

    Runa kam mit dem Chirurgicus Balbus und Kaeso im Schlepptau in der Casa Helvetia an und hoffte inständig, dass es nicht zu spät war. „Wir sind da. Wie geht es ihr!“ fragte sie Alpina mit bangem Blick. Sie trat aber auch so gleich beiseite um dem Chirurgicus das Feld zu überlassen. Sie würde noch hier bleiben, falls etwas benötigt werden würde. Nur im Weg wollte sie nicht stehen, weswegen sie sich in die Ecke des Raumes verzog. Immer wieder wenn ihre Blicke den Centurio streiften kam der kalte Hass in ihr hoch. Doch unterdrückte sie diesen, hier ging es ausschließlich darum, dass die Seherin überlebte.

    „Salve Kaeso.“ Antworte Runa ein Lächeln jedoch gelang ihr nicht, was aber der Situation geschuldet war und nichts mit Kaeso zu tun hatte. „Nein nicht bei einer Wöchnerin.“ gab sie auf die Frage zurück und natürlich würde Runa den Gavius auf dem Weg voll ins Bild setzen.

    So schnell ihr Füße sie tragen konnten rannte Runa zum Ludus um Publius Gavius Balbus zu holen.
    Sie hielt sich auch nicht lange an der Tür auf, sondern stürmte direkt zu Publius Gavius Balbus.
    Vollkommen außer Atem rang Runa nach Worte. „Alpina... sie braucht deine Hilfe. Wundbrand... Wundfieber. Sie sagt ich soll dich holen. Es ist dringend.“

    Einen kurzen Moment konnte Runa die Macht spüren und sehen. Alpina's eindringliche Stimme wr es, die Runa wieder klar denken ließ. Stand es wirklich so schlimm um die arme Frau? Ja stand es wohl. Alpina neigte sie zu Übertreibungen. „Natürlich Alpina. Ich beeile mich.“ Ja Runa würde selber gehen. Und kaum das sie es ausgesprochen hatte raffte sie auch schon ihr Kleid und eilte aus dem Haus.

    Runa verstand es immer noch nicht. Sie verstand nicht, warum Idun nach diesem Scheusal rief. Sie verstand auch nicht, warum der Mann ihre Hand ergriff um ihr beizustehen. Was sich hier gerade abspielte passte einfach nicht in das Bild was sie sich gemacht hatte. Es passte einfach nicht. Sie wandte sich also erst mal ab und Alpina zu. „Sie hat hohes Fieber. Er sagt sie hat Wundfieber. Was können wir tun?“
    Und wieder sah sie auf das Bild welches sich ihr bot. Sie schüttelte den Kopf und trat wieder an das Lager heran. Es war zwar nicht einfach um den Centurio herum zu arbeiten, dennoch ließ sie ihn auf der Bettkante sitzen. Mit einem kleinen Messer schnitt sie die Tunika auf, so dass der Rücken von Idun frei war. Der Anblick entlockte Runa einen kleinen Schrei. Es war grauenvoll, neben den Narben die sich schon gebildet hatten konnte man auch einige tiefe Wunden sehen, die sich entzündet hatten und eiterten. Der Hass auf den Mann stieg in Runa wieder hoch. „Du hättest sie einfach töten sollen, dann wären ihre Leiden wenigstens beendet und würden nicht ewig andauern.“ Sagte sie und plötzlich spürte sie die Hand der Seherin auf der ihren.

    „Salve Phryne.“ Begrüßte Runa die Frau. „Nun die Besitzerin dieses Haus überlässt es uns damit wir einen Schule eröffnen können.“ Sagte Runa freundlich, trat einen Schritt vor und klopfte an der Tür. Das sie heute noch einen Ehrentafel für die Spenderin des Hauses enthüllen und anbringen würde sagte sie nicht. Ja sie freute sich sogar auf das Gesicht von Phryne. Runa wusste nur zu gut, dass es die Frau mehr als nur wurmen würde mal nicht im Mittelpunkt zu stehen.

    Runa verfolgte den Prozess bisher schweigend. Die Aussagen des Iulius ging ihr jedoch unter die Haut. Gerade als er beschrieben wie sich Alpinas Verletzungen äußerten. Ja Runa machte sich immer noch Vorwürfe, dass sie nicht dagewesen waren. Als sich ihre Freundin nun wieder neben sie setzte, nahm sie ihre Hand und drückte sie. Wenigsten hier und heute würde sie ihr beistehen können. Sie würde für sie da sein, sie halten und auffangen wenn nötig.
    Runa hatte während der Aussagen des Iulius ihre Blicke schweifen lassen und sie hatte in vielen Augen das Entsetzen gesehen. Ja auch wenn Alpina das anders sah, machte ihr hier wohl kaum einer einen Vorwurf. Im Gegenteil Alpina war in der Stadt äußerst beliebt und anerkannt. Viele Kinder dieser Stadt wäre ohne ihre Hilfe gar nicht am Leben. So entlud sich nun auch die Wut des ein oder andere. „Bringt dieses Schwein einfach um.“
    „Warum bekommt dieser Kerl einen Prozess? Der ist doch noch nicht mal Römer!“
    „Werft ihn einfach in den Rhenus.“

    Zum verabredeten Termin erschien Runa natürlich pünktlich. Auch wenn sie inzwischen mit Phryne zusammen arbeitete, freute es sie dennoch ein klein wenig, wenn diese mal wieder einen Dämpfer bekam. Und das hier würde wohl einer für ihr übersteigertes Ego werden. Sie wartete also vor der Tür auf Phryne und würde dann zusammen mit ihr das Haus betreten.

    Runa war zwar wenig begeistert, dass diesem Mann zutritt zu ihrem Haus zu gewähren, dennoch gab sie wortlos den Weg frei. Der Sklave ging vor und zeigte dem Centurio das Zimmer in welchem er Luna ablegen konnte. 'Wundfieber.' klang es in Runa nach. Oh ihr lag so viel auf der Zunge doch schluckte sie die Vorwürfe herunter. Noch! Sie sah ihre Freundin Alpina an, die würde wissen, was zu tun ist. Auch wenn Runa schon viel von der Freundin gelernt hatte, war sie doch froh, dass sie jetzt hier war. Runa selbst kniete sich neben die Seherin und griff nach ihrer Hand. „Idun?flüsterte sie leise. „Idun kannst du mich hören?“ Die Hand fühlte sich war an, viel zu warm. Runa fühlte die Stirn der Frau. Mit aufgerissenen Augen wand sie sich dann an Alpina.“Sie glüht.“


    Sie spürte plötzlich wie ihre Hand gerückt wurde. „Idun?“ Die Frau öffnete ihre Augen, doch ihr Blick war getrübt. Sie öffnete ihre Lippen und nur ein Wort kam über ihre Lippen. Ein Wort, welches Runa das Blut in den Ader gefrieren ließ. „Verus.“ Sie rief nach ihm? Warum? Warum tat sie das? Er hatte ihr doch so schreckliche Dinge angetan. Wer hatte sie versklavt. Er hatte sie gefoltert.
    „Idun? Ich bin Runa. Du bist hier im Haus von Alpina und mir. Deine Wunden haben sich entzündet.“ Runa strich der Seherin eine Strähne aus dem Gesicht. Iduns Augen gingen unruhig umher. Sie suchte etwas. Runa versuchte sie zu beruhigen. Bis sie begriff. So erhob sie sich und blickte den Centurio an. In ihrem Blick lag noch der selbe Hass. Eigentlich hatte sie ihn aus ihrem Haus werfen wollen.... „Sie ruft nach dir.“ Sagte Runa also und ging einen Schritt zurück, damit Idun den Mann nach welchem sie rief sehen konnte.




    *mit Idun/ Luna abgesprochen, dass ich sie mitschreibe.

    Runa blickt ihren Verwandten an. Er hielt einen Vortrag, der nichts mit dem zu tun hatte was sie gesagte. Deswegen hörte sie auch nur mit halben Ohr die Lobrede auf Rom. Doch in ihr verfestigte sich eine Meinung über den Verwandten, dieser hatte seine Wurzeln vergessen und war in Rom zu einem vorzeige Römer mutiert. So sprach sie ihn entgegen der Sitte in der Familie auch entsprechend an. „Duccius Vala, du hörst nicht zu. Das hier ist den Leuten egal. Hast du in deinem Rom verlernt dem Volks auf Maul zu schauen? Die Leute sind aufgebracht wegen Idun. Und falls es dem Legaten entgangen sein sollte. Die Stämme dies und jenseits des Limes haben bei der Seherin, die vor drei Tagen auf dem Forum die Gnade Roms erfahren durfte Rat gesucht. Sie war bei allen respektiert. Du solltest also hoffen und beten – zu welchen Götter du auch immer das tust, dass der Limes nicht bald brennt. Du kannst natürlich auch mit der so standhaften Pax Romana wedeln, vielleicht hilft das ja. “ Runa schüttelte nun die Hand Witjons ab. „Es gibt kein uns?“ Nun funkelte sie ihren verwandten böse an. „Gut zu wissen. Vale Duccius.“ Runa entfernte sich demonstrativ von ihren beiden Verwandten verschwand aber nur in der Menge.

    Aufgeschreckt von dem Lärm an der Tür der Taberna Medica eilte Runa in das Ladenlokal ihrer Freundin. Lima folgte ihr auf dem Fuße.
    Als erstes erblickte sie ihren Verwandten Witjon und damit entspannte sie sich auch etwas. Diese Entspannung hielt aber nur wenige Augenblicke an, denn dann fiel ihr Blick auf den Mann der in der Tür stand. Ihr Blick wurde kalt und feindselig. In ihrem Hass auf eben jene Mann erkannte sie auch nicht die Ängste und Sorgen in seinem Blick. Nein sie sah nur was sie sehen wollte einen brutalen Henker und Folterer.
    Natürlich sah sie auch, dass er Idun – der es offensichtlich alles andere als gut ging – trug.
    „Lima! Bring die Frau nach hinten in das Behandlungszimmer.“ Noch ehe Alpina reagieren konnte war es Runa, die die Situation ergriff und Anweisungen gab. Mit kalter Stimme wand sie sich jedoch an den Soldaten. „Man wird sich um deine Sklavin kümmern, Centurio Tiberius.“ Oh ja sie wusste genau wie der Mann hieß, nie würde sie den Namen vergessen. Es hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt wie die Peitschenhiebe in Iduns Rücken. „Alpina wird dafür sorgen, dass sie am Leben bleib. Damit du ihr die Gnade Roms noch öfter angedeihen lassen kannst.“ War sie zynisch? Ja war sie.

    Runa spürte die Hand auf ihre Schulter, ihr Blick jedoch blieb in der ferne. Sie wusste instinktiv wer da neben ihr stand. „Es war nicht richtig.“ Sagte sie in die Ferne hinein. „Witjon...“ Nun sah sie ihren Onkel doch an. „...sie sind aufgebracht. Nicht wegen dem hier, sondern wegen dem was auf dem Forum geschehen ist. Viele der Römer sind der Meinung, dass die Seherin auch hier hängen sollte.“
    Runa atmete tief durch. „Wusstest du das man sich erzählt, dass Idun – diese Seherin vom Forum ihr Wissen bei einer Runhild erworben hat?
    Der Blick der jungen Frau ging wieder nachdenklich in Richtung des Horizontes. „Was wäre gewesen, wenn es Runhild gewesen wäre, die man auf das Forum geschleift hätte? Hättet ihr dann was dagegen getan?“ Runa seufzte. „Sie haben falsche Vorstellungen. Warum habt ihr nichts dagegen getan? Ihr wisst doch, dass eine Seherin niemanden bannen kann. Warum also hab ihr tatenlos zugesehen?“ Natürlich ging sie davon aus, dass auch ihre Familie von diesen Gerüchten gehört hatte. „Was kommt als nächstes? Fällen sie unsere Bäume? Zerstören sie die Haine? Schaut ihr dann auch einfach nur zu?“