| Liam
Liam begrüße d den Mann mit seinem üblichen Spruch. "Salve, willkommen an der Casa Helvetia, was kann ich für dich tun?"
| Liam
Liam begrüße d den Mann mit seinem üblichen Spruch. "Salve, willkommen an der Casa Helvetia, was kann ich für dich tun?"
Drei Tage waren vergangen. Drei Tage in denen Runa zeit hatte sich ihre Gedanken zu machen. Drei Tage in denen ihre Abneigung hatte wachsen könne. Ja sie war immer noch der Meinung, dass es falsch war, was auf dem Forum vor drei Tagen passiert ist. So stand sie nun also heute hier, demonstrativ hatte sie die Kleidung der der germanisch stämmigen Bevölkerung angelegt. Nicht an ihr wirkte römisch. Nein wer sie nicht kannte würde sie glatt für eine Germanin halten. Sie war heute nicht Duccia Silvana. Sie War Runa. Einfach nur Runa.
Stumm stand sie da und verfolgte das Geschehen. Das Stöhnen, die Schrei, dass einzelne Wehklagen der Verwandten der Gekreuzigten, die Rufe jener, die das Spektakel gut fanden, Gemurmel jener die der Verurteilung zustimmten und jener die es ablehnten. All dies erfüllte die Luft. Ein undurchdringliches Stimmengewirr.
Runa stand mittendrin und hörte jenes Geräusche nicht. Sie stand still und stumm da, ihre blonden Haare wehten im Wind. Ihre Augen blickten auf die Kreuze und sahen sie jedoch nicht. Ihr Blick lag irgendwo in der Ferne.
Sie wusste, dass diese Verurteilung nicht aufzuhalten war und doch wollte und würde sie etwas tun. Sie musste einfach, es war wie ein Drang, wie ein innerer Zwang gegen den sie sich nicht wehren konnte.
Doch noch wartete sie still ab, bis alle Verurteilten an Kreuz geschlagen wurden.
Runa ließ sich von Malleus drücken. Es tat einfach so gut. So sicher wie jetzt gerade hatte sie sich seit Monaten nicht mehr gefühlt. Vor ein paar Stunden noch hatte sie gar über Flucht aus der Stadt nachgedacht, doch jetzt war sie hier und fühlte sich unglaublich sicher.
Sie konnte sogar herzlich über den derben Scherz des Mannes lachen. „Nein keine Flunder.“ Sagte Runa grinsend.
Ja er sah sich natürlich als Held. Aber auch für Runa war er genau das. Er war ihr Held, der scheinbar im richtigen Moment aufgetaucht war.
Als er nun aber fragte was es erfreuliches zu berichten gab schaute Runa auf die Tischplatte. Es gab nicht viel. Eigentlich gab es kaum etwas Gutes zu berichten. Das offensichliche hatte er bereits gesehen. Sie bekam ein weiteres Kind. Aber sonst?
„Nun...“ Sie brach unsicher ab. Ein kurzer Blick zu Alpina. Sie löste sich auch Malleus Umarmung und setzte sich neben ihre Freundin um deren Hand zu halten. „Nun.. eigentlich gibt es nichts Gutes zu berichten. Von Corvinus haben wir immer noch nichts gehört.“ Das Runa sich dazu ihre eigenen Gedanken machte, die auch schon zu einem handfesten Streit zwischen ihr und ihrem Mann gesorgt haben sagte sie nicht. „Alpina...“ Sie blickte ihre Freundin an. „...sie wurde überfallen und …. der Kerl hat ihr Schlimmes angetan. Bald ist sein Prozess. Kaeso hat das Haus verlassen.“ Da Runa wusste, dass Alpina nicht gern über des Geschehen redete wandte sie sich nun an ihre Freundin um einfach von dem Thema abzulenken.
„Alpina... stell dir vor... die Soldaten haben Gefangene mitgebracht.“ Sie musste kurz ein Pause machen. „Heute auf dem Forum... da haben sie... also sie haben...“ Runa stockte der Atmen und die Tränen stiegen nun doch wieder in ihr hoch. „Sie habe eine Seherin ausgepeitscht und gebrandmarkt. Der Mann war so brutal. Dabei war sie es, die ihm das Leben gerettet hat. Es war so... so grausam. Er kannte keine Gnade. Auch wenn er es genau so genannt hat. Er sagte sie wird in der Gnade Roms unterrichtet.“ Runa atmete tief durch. „Ich sah ihre Augen. Ich sah den Schmerz und das Leid. Aber auch den Willen, den starken Willen sich nicht zu beugen und das alte Wissen.“ Das Alpina die Seherin versorgt hatte konnte Runa ja nicht wissen. Sie war ja noch lange durch die Straßen gelaufen, bevor sie mit Malleus zusammengeprallt war. „Es war nicht richtig wirklich nicht richtig.“ murmelte sie vor sich hin.
Runa stockte der Atmen, als der Mann erzählte was er wirklich getrieben hat. Da sie heute wohl eh nah am Wasser gebaut war liefen ihr die Tränen über die Wangen. Er hatte wirklich...? Mit tränen behafteten Blick sah sie den Mann an. Ihr Blick lag lange auf ihm und man konnte ihr nicht ansehen was sie dachte. Sie erhob sich langsam und ging auf ihn zu. Sie nahm seine Hände. Und sprach leise. „Die Götter mögen meine Zeugen sein. Malleus ich danke dir von Herzen. Ich... wir stehen tief in deiner Schuld. Du nimmst uns eine Last von unseren Schultern.“ Ja das tat er wirklich. Sie wusste nie wer ihren Mann angegriffen hatte und so war dieses ungute Gefühl immer geblieben. Dieses Misstrauen, diese Angst, dass so etwas jederzeit wieder passieren konnte. Und keiner ihrer Familie hatte sich darum gekümmert. Nein dieser alte Soldat hier war es gewesen. Und da sagte man immer Blut ist dicker als Wasser. Nein dem war wohl ganz und gar nicht so. In eine Familie wurde man geboren, die hatte man, aber Freunde, wahre Freunde die konnte man sich aussuchen. Und Runa war froh, dass Malleus ein Freund war. „Tief in deiner Schuld. Die Stärke Donars und die Weisheit Wodans sei mit Dir, wo immer Du gehst.“ Dann gab sie ihre Distanz auf und umarmte den alten Haudegen.
Sie streichelte sich lächelnd die Bauch. „Ja, das hast du wohl.“ Doch dann wurde ihre Mine traurig und ein besorgter Blick traf Alpina. „Leider nicht nur Gutes.“ Sagte sie mit nachdenklicher Stimme. Ja es war vieles passiert, doch sie wollte es Alpina überlassen, ob sie darüber sprechen wollte. Sie würde jetzt also nicht vor ihr anfangen alte Wunden aufzureißen, dass würde der Prozess ohnehin noch tun. So beantwortete Runa einfach die Frage die Malleus vor Alpinas Eintreffen gestellt hatte. „Nein Bolanus steht nicht mehr im Dienst meines Mannes. Eigentlich wollte er sich um das Amt des Priesters bewerben. Aber ich denke die Last wurde zu groß. Er wurde schwermütig und ...“ Sie brach ab. Zu sehr tat es ihr weh, wenn sie an den Zustand ihres Mannes dachte. „... wie dem auch sei. Er ist aufs Landgut gefahren um dort neue Kraft zu tanken.“
Sie schob jedem einen gut gefüllten Becher mit Bier hin. Ja sie trank heute auch ein Bier. Sie brauchte das einfach. Nach den Erlebnissen des Tages. Dass der nun doch noch ein so gutes Ende fand, zeigte ihr nur, dass die Götter immer noch schützend ihre Hände über sie und ihre Familie hielten.
„Aber du musst uns auch berichten was du so getrieben hast.“ Sagte sie und versuchte damit die Schwermut die im Raum hing zu vertreiben.
Sie nickte, damit war also wohl der mehr oder minder offizielle Teil abgeschlossen. Das ihr Vater nun noch blieb und sich unterhalten wollte verwunderte sie zwar etwas, war er doch gerade seit dem Tod ihrer Mutter nicht gerade dafür bekannt sich um andere zu kümmern, dennoch antwortete sie ihm natürlich. „Nun das hoffe ich auch.“ Sagte sie im Bezug auf Curios Genesung. Zur Not würde Runa halt nach der Geburt zu ihrem Mann reisen, damit er sein Kind anerkennen konnte. Aber das würde sich ja erst noch zeigen.
Bei der Frage nach Alpina hob sie jedoch die Augenbraue. Bekam ihr Vater wirklich nichts mit? Ja scheinbar nicht. „Ihr geht es den Umständen entsprechend.“ Sagte sie also. „Sie warte darauf, dass diesem Mistkerl, der sie hie rin ihrer Taberna Medica überfallen und... „ Runa stockte kurz. „.. vergewaltigt hat, endlich seine gerechte Strafe erhält.“ Runa nahm sich einen Schluck Wasser, der auch die Schuldgefühle herunterspülen sollte. Ja sie machte sich immer noch Vorwürfe, dass sie eine schöne Zeit auf dem Landgut genossen hatte, während Alpina hier allein und schutzlos war. „Und natürlich begleitet sie mich durch die Schwangerschaft.“ Das es am Anfang dieser Probleme geben hatte sagt sie natürlich nicht. Die war vorbei und nach dem Runa auf Anweisung ihrer Freundin hin, sich wirklich mal geschont hatte waren dies ja nun auch überstanden. Sie würde das Kind bekommen, was ja in den ersten Monaten nicht ganz sicher war.
Aber sie wollte auch nicht weiter ins Detail gehen, weshalb sie nun ihrerseits das Thema wechselte. „Wie geht es dem Rest der Familie? Witjons Nachwuchs ist gesund nehme ich an? Und Albin wie geht es ihm?“
Das sie nicht nach Alrik fragte lag allein daran, dass sie keinerlei Bezug zu ihm hatte. Er war ihr fremd und gehörte für sie eigentlich nur dem Namen nach zu Familie.
Runa freute sich zu sehen, das Alpina endlich mal wieder lächelte. Viel zu selten hatte ihre Freundin in letzter Zeit Grund dazu. Nun da auch noch der Prozess gegen dieses Mistkerl anstand. Ging es ihr wohl noch schlechter. Alpina nahm immer an, dass man ihr die Schuld dafür geben würde. Was natürlich aus Runas Sicht totaler Schwachsinn war.
So zuckte sie bei der Frage wie es Alpina ergangen ist zusammen. Wie sollte Malleus auch ahnen, dass er damit wohl Wunden aufriss. Es war aber mitunter gut, wenn man Dinge auch ansprach und vor allem wenn man über sie redete. Aber aufgrund der ganzen Situationen war es einfach gut, wieder einen Mann im Haus zu wissen.
„Wollen wir uns nicht setzen?“ Fragte sie also und holten eine Krug mit gutem Bier, ein Leib Brot und etwas von dem einem kühlen Braten, der von gestern noch übrig war. „Ich glaube dass es wohl länger dauert dich vollends ins Bild zu setzen. Aber glaube mir es ist gut, dass du wieder hier bist. Nicht wahr Alpina?“ Sie lächelte ihrer Freundin zu und drückte sanft ihre Hand.
Ihre Erlebnis auf dem Forum heute konnten warten. Natürlich würde sie Alpina noch von der Tat der Römer berichten von ihren Ängsten, ihren Gefühlen. So wie es die beiden Frauen eigentlich immer taten. Aber das hatte Zeit, der Abend war ja noch jung. Runa setzte sich, streichelte sanft ihren Bauch, den man wenn sie sich setzte deutlich erkennen konnte und wartete, dass die Beiden sich zu ihr gesellten.
Natürlich war Runa an der Seite ihrer Freundin. Wie sie es ihr versprochen hatte. Nein sie würde sie nicht allein lassen, nicht an einem Tag wie heute. Runa würde dem Mann auf der Anklagebank am liebsten eigenhändig die Eier abscheiden und ihn dann jämmerlich verbluten lassen. Oh ja ihr Hass auf diesen Mann war unsagbar groß. So groß, dass sie nur üble Gedanken hatte, wenn sie daran dachte. „Ich bin bei dir.“ flüsterte sie Alpina zu und drückte die Hand ihrer Freundin.
Kaum in der Casa angekommenrief sie auch schon laut nach Alpina, ihrer guten Freundin und Schwägerin. „ALPINA... schau wer wieder da ist.“
Zu Malleus gewandt sprach sie. „Ich richte dir gleich dein Zimmer her. Kann ich dir etwas bringen? Essen? Was zu Trinken?“ Ja kaum hatte sich die Tür der Casa hinter ihnen geschlossen war es so, als hätte sie das Böse in der Welt ausgesperrt und Runa war wieder die selbstsichere Frau wie man sie kannte. Hier konnte sie endlich befreit aufatmen. Hier gab es keine Ungerechtigkeiten, hier gab es keinen der andere bestrafte. Hier herrschte Frieden.
Still und in Gedanken versunken saß sie da und nahm um sich herum kaum etwas wahr. So zuckte sie auch leicht zusammen, als sich die große Hand auf ihre Schulter legte. Erst die beruhigende sonore Stimme war es die sie beruhigte. Sie versuchte sich sogar an einem Lächeln, als er ihr die Tränen wegwischte. „Ja du hast Recht... lass uns gehen. Nach Hause.“ Damit meinte sie die Casa Helvetia Sie hatte ihm bevor er verschwand ja schon einmal angeboten dass er dort wohnen könne, die Casa als sein heim ansehen könnte. Ja für Runa gehört Malleus seit spätestens jenem Tag, als der ihrem Mann das Leben gerettet hatte, zur Familie. Sie kuschelte sich einfach in seine starken Arme und fühlte sich beschützt und sicher. „Ja lass uns gehen.“ sagte sie nun mit festerer Stimme.
Noch einmal blickte sie auf die Pfähle und das Blut der Seherin. Sie wusste, dass sie es irgendwie fertig bringen musste diese Frau zu treffen. Sie musste es einfach.
Es war ja klar, dass das kein reinen Familienbesuch war. Aber Runa kannte ihren Platz und ihre Pflichten gegenüber der Familie. Einmal Duccia immer Duccia. Ob ihr das nun gefiel oder nicht. Sie konnte sich ja schlecht gegen die Familie stellen. Und so war es wohl auch nicht weiter verwunderlich, dass sie entsprechend antwortete. „Natürlich begleite ich dich Vater. Sofern es mir möglich ist.“ Sie deutete auf ihren doch nun schon wieder gerundeten Bauch. „Es sind zwar noch ein paar Monate. Aber du weißt mitunter ist es besser sich zu schonen.“
Und tatsächlich Malleus hatte Antworten. Sie fürchteten sich. Sie nickte dankbar. „Du hast wohl Recht. Sie wollen allem ihre Ordnung aufzwingen und akzeptieren nicht, dass es Dinge gibt die sich dieser Ordnung entziehen.“ Runa legte ihre Hand auf den Arm des Mannes während sie weiterliefen. „Du meinst sie fürchten unsere Götter?“ Runa sah Malleus fast ungläubig an. „Aber unsere Götter strafen doch nicht. Sie leben mit uns, sind bei uns, geben Rat und Wissen... aber sie strafen doch nicht.“ Runa schüttelte unwillig den Kopf über derartigen Aberglauben der Römer – auch wenn sie selbst römischer Abstammung war, schlug ihr Herz nicht für Rom.
Runa hob den Blick, als er von den Stämmen jenseits der Grenze sprach... oder wie er sie nannte Arschlöcher. „Ja ein reisen Fehler... Malleus ich befürchte dieser Akt heute ist dazu geeignet, dass die Stämme sich zusammenrotten. Sie stand über den Sippen gehörte zu keiner und doch zu allen.“ Runa legte ihren Kopf an die starke Schulter des Mannes. „Ich habe gehört, dass sie sogar das Recht hatte auf dem Thing der Stämme zu sprechen.“ Runa war froh, dass sie sich mit jemanden unterhielt, der wusste wovon sie sprach, so dass sie nicht großartig erklären musste was dies bedeutete. Es war Frauen nicht gestatten auf dem Thing zu sprechen, dieses Recht war nur Männer vorbehalten. Aber einige wenige von den Götter auserwählte Frauen wurden auch von den Männer akzeptiert. Ihre Stimme hatte Gewicht. „Ich hoffe du hast Recht... ich hoffe, dass nicht alle so sind wie dieser Centurio. Und das die Klügeren wirklich die Oberhand haben.“ Obwohl da war Runa sich auch nicht sicher, immerhin waren beide Präfekten der der Legio und jener der Ala anwesend gewesen. Sie hatten also sicherlich auch die Befehle zu diesem Akt gegeben.
Runa lächelte schief, als er sagte vor wem er sie schützen könnte. „Nun vor mir selbst muss ich mitunter wohl am meisten geschützt werden...“ Sie sah zu Malleus auf und hielt kurz inne. „... aber ich wäre dir dankbar, wenn du einfach nur da bist...“ Ja sie hatte bemerkt wie seine Anwesenheit sie beruhigte und ihr Kraft gab. „...meinst du du kannst bleiben.. und so lange wie Curio nicht da ist bei uns wohnen?“
Auf die letzte Frage war die Antwort nicht so einfach. „Nun Curio weiß es, Alpina.. mein Vater obwohl er es wohl eher verdrängt – er hat sich von den Götter abgewendet. Und ich glaube einige der nicht Romani ahnen es. Viele von ihnen komme in letzter Zeit und suchen Rat bei mir....“
In dem Moment fiel ihr Blick auf eben jene Pfähle auf dem Forum sie hielt inne, doch dann machte sie sich von Malleus los und ging auf diese zu. Auf dem Boden zwischen den beiden Pfählen sah man immer noch das inzwischen getrocknete Blut der Seherin. Runa hockte sich hin und strich darüber.
„Hljó s bi ek allar
helgar kindir,
meiri ok minni
mögu Heimdallar;
viltu at ek, Valfödr,
vel fyr telja
forn spjöll fira,
þau er fremst of man.*“
Raunte sie leise und Tränen rannen ihr über die Wangen.
* Gehör heisch ich heilger Sippen, hoher und niedrer Heimdallsöhne: du willst, Walvater, daß wohl ich künde, was alter Märender Menschen ich weiß.
Runa war dankbar, dankbar, dass Malleus einfach im richtigen Moment aufgetaucht war. Das dies wohl mehr als ein Zufall war erschloss sich ihr im Moment nicht. Sie war einfach nur dankbar. Sie nickte nur vorsichtig auf seine Feststellung hin, dass sie Angst hatte. „Danke.. wenn du da bist ist es besser. Ich weiß nicht ob du mich beschützen kannst...“ Sie versuchte sich an einem Lächeln, was ihr allerdings gründlich misslang. „Nicht nach Hause. Dort...bin ich allein. Curio... er ist … es geht ihm nicht gut. Er hat sich auf das Landgut zurückgezogen.“ Sie hätte ihn wohl doch besser begleitet, dann wäre ihr das heute erspart geblieben. „Lass uns ein Stück gehen.“ Sie gingen als die Gassen entlang und als es immer weniger Menschen wurden die ihren Weg kreuzten fing Runa leise an zu sprechen. „Ich weiß du hältst nicht viel von jenen die hinter der Grenze leben...“ Ja sie wusste, dass Malleus Abneigung gegen einige von diesen Stämmen hatte, ob nun auf alle oder Einzelne das wusste sie allerdings nicht. „...aber diese Frau... sie gehörte nicht zu diesen Stämmen.“ Ja Runa wusste sehr wohl wer Idun war...gewesen war. Sie hatte schon viel von ihr gehört und sich nichts sehnlicher gewünscht als dieser Frau einmal zu begegnen. Doch nicht so. „Sie lebte abseits der Stämme. Sie ist...sie war für alle da unabhängig ob nun diesseits oder jenseits der Grenze. Egal ob romanisiert oder nicht. Sie machte keine Unterschied. Das was ich über sie weiß ist, dass sie half wo sie konnte und jedes Leben achtete. Sicherlich hat sie deswegen auch den Centurio gerettet. Der ihr diese Folter nun angetan hat. Wie kann ein Mensch nur so grausam sein? Sie rettet ihm das Leben und er... er will ihr ihre Seele, ihr ich, ihr ganzes Sein nehmen. Malleus ich denke hier und heute wurde ein großer Fehler gemacht und ich verstehe nicht warum sie es taten. Man sagt die Soldaten denken, dass der Ceturio unter ihrem Bann stand.“ Runa blickte den Hühnen hilflos fragend an, so als ob er Antworten hätte. „Ich sah ihre Augen während des Ganzen...ich konnte ...nein ich konnte einfach nicht wegsehen. Sie war so... so stark...“ Ja es war so gewesen, als ob eine höhere Macht ihre Blick auf das Geschehen gerichtet hatte. „In ihr wohnt eine uralte Seele, dass alte Wissen, eine alte Macht...“ Runa wusste nicht ob Malleus verstand. „Wie soll sie so etwas ablegen können? Wie könnte man ablegen was einem im Blute liegt?“ Runa fragte nachdenklich und unsicher. Ihr Blick glitt von ihren nun ineinander verkrampften Hände hilfesuchend hinauf zu seinen Augen. „Nicht mal mein Vater ist eingeschritten, und das obwohl er es hätte tun können. Die Kulte lebten bisher immer im Einklang hier in dieser Stadt. Was ist wenn sie nun alle Frauen mit diesen Fähigkeiten jagen und auf gleiche Weise behandeln?“ Ihre Stimme bebte vor Angst. Nun konnte man wohl auch deutlicher erkennen, wovor sich Runa fürchtete. „Malleus meinst du du kannst mich davor beschützen?“
Noch ehe sie sich entschuldigen konnte wurde sie unsanft gepackt. Und als Diebin beschuldigte. Das hatte ihr heute gerade noch gefehlt. Zum Glück klärte sich das Missverständnis schnell auf, als der Mann ihr in das verweinte Gesicht blickte. Sie brauchte einen Moment um zu erkennen, wer da vor ihr stand. Doch dann erkannte sie den Mann, ein Mann zu dem sie ein tiefes Vertrauen hatte. „Malleus!.... Ähm...Nein … dem geht’s gut.“ Sagte sie, bevor sie aus einem Schutzsuchenden Reflex heraus ihren Kopf an der breiten Schulter des Mannes barg. „Ich... ich komme gerade vom Forum... sie haben dort eine Seherin.... Malleus es war so schrecklich.“ Unkontrolliert zuckte nun der Körper der jungen Frau unter einem Weinkrampf. „Sie...sie soll keine Seherin mehr sein.“ Runa sprach stockend weiter. „Malleus …so was kann man doch nicht ablegen. Was denken sie sich dabei? Man sagt außerdem, dass sie es war, die den Mann der … der sie dort heute....“ Runa suchte das richtige Wort. „... gefoltert...misshandelt hat... sie hat ihm das Leben gerettet.“ Immer wieder unterbrach sie weil die Tränen ihre Stimme erstickten. „Malleus das ist doch nicht fair... das ist nicht Recht...“ Ja sie suchte Schutz bei dem Mann, was war wenn Rom sich nun entschloss alle Priester, Goden, Seherinnen zu jagen? Bisher liefen die Kulte friedlich nebeneinander. Man hatte sich gegenseitig akzeptiert. „Sie sagen sie wäre eine Hexe...und hätte den Mann unter ihrem Bann... so was... so was albernes.“ Sie hatte wirklich Angst. Was wäre, wenn … nein sie konnte wirklich nicht weiter reden. Nicht hier. Nicht jetzt. Die Tränen raubten ihr die Stimme.
Die Tränen waren noch nicht getrocknet. Die verstörenden Bilder gingen ihr nicht aus dem Kopf.
Sie sah immer noch die Augen voller Leid, Schmerz und Pein der Voeva vor sich. Sie verstand einfach nicht warum man dass getan hatte. So wie man sagt hat sie dem Centurio das Leben gerettet. Und was hatte er getan? Er hatte sie gnadenlos dafür bestraft. Woher kam nur dieser Hass auf eine Frau, die ihn gerettet hatte? Runa verstand es nicht. Dachten die Römer wirklich eine Seherin würde jemanden unter ihren Bann stellen? Hatten sie wirklich so viel Angst diese Frauen? In Runa krampfte sich alles zusammen. Was wenn es wirklich so war?
Sie beschleunigte ihren Schritt und bog um de Ecke um dort direkt mit deinem Mann zusammenzuprallen. „Entschuldigung.“ murmelte sie ohne den Mann mit ihrem tränen verschleierten Blick zu erkennen.
Reserviert
Die Bedingungen der Frau waren ungewöhnlich, aber nichts was man nicht erfüllen konnte. Aus den Worten der Frau sprach ein tiefer Hass auf Phryne. Runa konnte dies gut nachvollziehen. Auch wenn sie sich mit Phryne inzwischen arrangiert hatte wusste sie doch welch ein Miststück sie sein konnte. „Nun wenn es weiter nichts ist. Diese Bedingungen kann ich dir ohne weiteres erfüllen." Sagte sie also schlussendlich zu der Frau. „Wann soll die Übergabe und die Anbringung der Tafel stattfinden?“
Das ihr Vater den unterschwelligen Vorwurf überging zeugte für Runa nur davon, wie weit sie sich von einander entfernt hatten. Früher wäre er hellhörig geworden und hätte nachgefragt.
Sie selbst ging auch nicht weiter darauf ein.
„Ja ich weiß ihn in guten Händen.“ Antwortete sie ihm auch nur knapp auf die Frage ob eine Medicus bei ihrem Mann sei.
Auch als ihr Vater annahm, dass sie nur noch Ehe- und Hausfrau sei widersprach sie nicht. Sie wusste nur zu gut, dass er sich von den Göttern abgewandt hatte und es wohl kaum verstehen würde, dass Runa inzwischen tief verwurzelt war im Glauben ihren Ahnen.
So wandten sie sich also ihrem Sohn zu. „Natürlich bekommt er Unterricht. Ich unterrichten ihn zusammen mit den anderen Kindern der Stadt. Er soll dort die Grundlagen erlernen. Später bekommt er einen Privatlehrer.“ Natürlich wollte Runa für ihren Sohn nur das Beste und sie wollte ihm Wissen vermitteln. Wissen war der Schlüssel zu allem. Das war Runa sehr wohl bewusst. Das sie ihren Sohn aber auch dahingehend erzog zu fragen und zu hinterfragen, nicht alles als gegeben hinzunehmen verschwieg sie ihrem Vater.
Leif bog nach nur wenigen Augenblicken mit einem kleinen Freudenschrei auf den Lippen um die Ecke. Natürluch wurde erst der Großvater stürmisch begrüßt. Auch wenn das Verhältnis zwischen Vater und Tochter abgekühlt war, so hatte Runa doch stehts drauf geachtet, dass ihr Sohn seine Großvater abgöttisch liebte.
Nach der Begrüßung des Großvaters jedoch war nur noch sein Onkel interessant. Ein kurzer Blick zur Mutter, die lächelnd meinte. „Geht in den Garten ihr Beiden.“
Nachdem die Jungs den Raum verlassen hatten wand sich Runa ihrem Vater zu. Ja man konnte wohl deutlich merken, dass das Verhältnis unterkühlt war. Natürlich liebte Runa ihren Vater nach wie vor, doch bezog sie ihn nicht mehr in alles ein. Man konnte eigentlich sagen, dass sie ihn aus ihrem Tun heraushielt. So wusste er auch nicht, dass sie neben ihrer Tätigkeit für den Tempel hier im Haus hauptsächlich für die nicht römische Bevölkerung da war. Das viele ihren Rat im Bezug auf die alten Götter suchten. Das war auch der Grund warum sie noch hier weilte und nicht bei ihrem Mann war.
„Es geht ihm nicht gut. Er braucht Ruhe.“ Sagte sie und in ihren Worte schwang durchaus ein Vorwurf an den Vater mit. Denn immerhin hatte sich ihr Mann immer viel zu viel zugemutet und aufgehalst um den Erwartungen der Duccier zu entsprechen. Runa hatte oft genug versucht ihn zu zu bremsten, ihn zu überreden langsamer zu machen. Aber immer wieder hat sie zu hören bekommen ich muss... deine Familie.. ihre Erwartungen. Ja Curio war mit der Hochzeit quasi zum Erfolg verurteilt worden.
„Ich wäre froh, wenn du ihm noch etwas Zeit geben würdest.“ Schob sie noch nach. Sie erhob ich um sich und dem Vater ein Getränk vom Tisch zu holen. Wortlos reichte sie ihm den Becher. „Mir geht es gut. Ich habe meine Aufgabe gefunden.“ Ihr Vater würde sicherlich denken, sie meint ihre Rolle als Ehefrau und Mutter. Doch schon der nächste Satz würde da wohl nicht in das Bild passen. „Deswegen bin ich auch nicht mit Curio gereist und noch hier.“
legen wir das Gespräch auf vor oder nach der Geschichte auf dem Forum?
Runa nahm nichts um sich herum wahr. Auch nicht den Blick des Vater. Ihr Blick lag einzige auf der Frau, die nun von ihren Fesseln befreit wurde. Sie konnte die Pein, die Qual, die Schmerzen im Gesicht und die Augen der Frau nur allzu deutlich erkennen. Warum kämpfte sie noch? Runa konnte es sich nicht erklären warum sie das tat. Man konnte doch deutlich sehen, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. Erst als sie an dem Centurio vorbei waren, die Seherin diesem einen Blick zugeworfen hatte, verlor sie das Bewusstsein. Runa blickte voller Bewunderung auf diese Frau. Sie hatte gezeigt, dass Rom nicht immer triumphierte.
Langsam erhob sich die Duccia wieder. Die Gespräche um sie herum nahm sie nun auch Bruchstückeinhaft wieder war.
Nur Gesprächsfetzen drangen an ihr Ohr.
„...das war nicht richtig...“
„Die Götter werden erzürnt sein...“
„Sie hat ihn gerettet...“
„...warum haben sie das getan?“
Keiner der hier lebenden nicht Römer fand es gut was da gerade geschehen war. Auch die Römer selbst waren still geworden. Es war eine komische Stimmung unwirklich fast, keiner sprach laut. Alle nur gedämpft.
Erst als die Seherin vom Platz getragen worden war, als sie aus dem Blickfeld verschwunden war, wurden auch die Stimmen wieder lauten.
Runa blickte noch lange in die Richtung in welche man die Frau getragen hatte. Einige versuchten mit Runa zu sprechen, doch sie wiegelte ab. Mit einem Blick voller Verachtung und Abscheu für den Centurio verließ sie den Ort des Geschehens. Sie wollte hier nur noch weg.
Immer näher und dann fiel Runas Blick auf die Seherin. In Ketten von zwei Soldaten unsanft vorangetrieben. In ihr krampfte sich alles zusammen und doch konnte sie ihren Blick nicht von der Frau, die trotz der Situation aufrecht ging wenden.
„Idun?!“ sagte leise fragend eine Frau neben ihr. „Idun!“ der Name wurde nun von vielen geflüstert, jedoch nicht laut ausgesprochen. Viele hier hatten schon von ihr gehört. So manch einer hatte schon Rat bei ihr gesucht.
Die Römer wollten doch nicht wirklich?
Und doch taten sie genau dass sie führten sie zu den in der Mitten des Platzes aufgestellten Pfählen.
Rissen ihr das Kleid vom Leib. Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Kaum einer hatte derartige Zeichnungen auf der Haut schon gesehen. Mystisch wirken sie. Im Detail waren sie nicht zu erkennen, doch Runa erkannte die drei in sich verschlingenden Fäden der Schicksalsgöttinnen.
Ihre Worte gesprochen in der alten Sprache der Seherin, sie sprach mit den Göttern, sie wusste was kam und doch bat sie nicht um Gnade sondern um Kraft. Runa hatte gar nicht bemerkt, wie sie immer weiter nach vorn gegangen war. Angezogen von dieser Frau. Nun stand sie in der ersten Reihe nur wenige Schritte entfernt. Sie konnte der Seherin ins Gesicht blicken und ihren Blick nicht abwenden.
Der Centurio setzte zu seiner Rede an, die in Runas Ohren wie blanker Hohn klangen. Sie wollten etwas brechen, was nicht gebrochen werden konnte. Einer Seherin lag ihre Gabe im Blut. Nichts was man ablegen konnte, weil es Rom so wollte.
Und doch wollten sie es tun, der Centurrio sprach davon die Seherin in Gnade zu unterrichten. Gnade mit der Peitsche? „Einundzwanzig?“ kam es entsetzt über Runas Lippen? Gnade? Dieser Römer wusste doch nicht wovon er sprach.
Er lies sich Zeit und zelebrierte seine Rede, er genoss wohl diesen Auftritt. In Runa machte sich ein nicht gekannter Hass breit.
Das unverkennbare Zischen der mehrschwänzige Peitschte lag in der Luft, bevor sie mit jenem Mark und Bein durchdringenden Geräusch auf die Haut traf, begleitet von dem Heulen eines Wolfen aus weiter Ferne.
Kraftvoll führte der Centurio die Peitsche und zählte seine Schläge laut mit. Es dauerte nicht lange bis die Peitsche ihre Spuren hinterließ und die Haut aufriss. Das Blut der Wunden wurde zu kleinen Rinnsalen und lief ihren Körper entlang und verband sich mit den Zeichnungen auf der Haut der Seherin nach. Das Blut bildete die Fäden der Schicksalsgöttinnen nach und rann auf den Boden. Immer noch forderten einige mehr doch der Teil der Bevölkerung der zum gleichen Volksstamm wie die Frau gehörte schwieg. Ebenso wie Runa schwieg, die ihren Blick nicht von der Frau und dem nun mit Blut überzeichneten Bild abwenden konnte.
Eine Pause, kein Ende nur eine Pause, der Wechsel des Instrumentes der Vollstreckung der Gnade Roms.
Als Sklavin leben dürfen? Das meinte er doch nicht Ernst. Ein leises unruhiges Murmeln setzt ein.
Eine Seherin versklaven? Und doch erhob keiner das Wort, denn hier wurde gerade die Macht Roms eindrucksvoll demonstriert. Ja Rom war mächtig wenn es unterwarf und seine Gnade ausübte.
Der Rebstock, welcher von Pech ummantelt war drang tief ein, er hinterließ tiefe Spuren im Fleisch der gepeinigten Frau. Runa wurde übel und langsam wurden auch die Rufe jener leise, die eben noch nach Blut gerufen hatten.
Runa die nah genug stand konnte die Qual und die Pein im Angesicht der Seherin erkennen. Und doch kam keine Laut über ihre Lippen. Als sie in der nächsten Pause den Blick hob und zu den aufständischen Germanen sah, konnte auch Runa einen Blick auf ihren Augen werfen. Ja der Geist der Seherin war stark. Runa sah, den Blickkontakt zwischen ihr und Wulfgar, der schuldbewusst seinen Blick senkte, bevor er mit Tränen in den Augen wieder aufsah. Und Runa sah, wie Idun ihm vergab, damit er ohne Schuld sterben konnte. In der Duccia krampfte sich alles zusammen, nie hatte sie sich so für ihre römischen Abstammung so geschämt wie gerade in diesem Moment.
Einer der Gefangenen, der eh des Todes war hielt es nicht mehr aus und er schrie auf Latein, so das es jeder hier auf dem Platz deutlich vernehmen konnte. „Sie hat dich gerettet. Ohne sie wärst du bei deinen Ahnen. Und das nennst du Gnade?“ Natürlich bracht ihm dies Schläge der Bewacher ein, aber womit sollte man jemanden drohen, der den Tod vor Augen hatte?
Runas Kopf fuhr herum zu der Stimme. Es war also wahr? Sie hatte dem Centurio das Leben gerettet und er? Was tat er? Wegen der kruden Gerüchte? Wegen einem Aberglauben?
Ja dieser Römer stellte wohl eindrucksvoll unter Beweis, dass er unter keinem Bann stand. Was auch immer Römer für Vorstellungen hatte, aber Seherin belegten niemanden mit einem Bann.
Das Gemurmel wurde lauter. Aber niemand regte sich, ja das Imperium hatte sie im Griff.
Die letzten sieben Schläge folgten. Es war vorbei. Auf Runas Wangen hatten die Tränen ihre Spuren hinterlassen. „Das Brenneisen!“ Konnte man Entsetzen noch steigern?
Die Knie der Duccia gaben nach und sie ging auf die Knie. Auf die Knie vor dieser grausamen Gande Roms und auf die Knie vor dieser starken Frau. Nicht wenige folgten ihr. Auch die Gefangenen die Bewohner des Dorfes taten es ihr gleich. Der letzte Respekt für die Seherin, deren Geist immer noch kämpfte nicht aufgeben wollte sich der Gnade Roms nicht beugen wollte.
Entgegen dem was der Römer gerade gesagt hatte raunten die Menschen ihren Namen „IDUN!“