Beiträge von Duccia Silvana

    Auch Vater wusste also keine Antwort auf ihre frage, auf jene Frage die sie ich immer und immer wieder stellte. Wahrscheinlich war dies nicht nur eine Frage an welche Götter man glaubte. Runa schaute in die Ferne, beobachtete die Wolken am Himmel die sich immer mehr zuzogen.
    Runa hing noch etwas ihren Gedanken nach. Die Glauben waren sich also ähnlich aber dennoch gab es Unterschiede.
    Ebensolche Unterscheide wie sie sich auch durch den Alltag zogen. Einige Gemeinsamkeiten hatten die Lebensweisen, doch unterschieden sie sich auch. Runa fühlte sich mal wieder hin und her gerissen. Sie konnte nur hoffen in Mogontiacum endlich die Antworten zu finden, die sie suchte.
    Die Wolken am Himmel bauten sich immer mehr auf, fast schon sahen sie aus, wie eine große Welle, die über den Himmel rollte.
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    Sie legte ihre Stirn leicht kraus. Dann deutete sie zum Himmel. „Schau Vater. Da braut sich was zusammen. Wir sollen uns wohl als bald nach einem trockenen Platz umsehen.“



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    Runa hörte ihrem Vater gebannt zu, ja sie liebte es, wenn er ihr alle erklärte, wenn ihr ihr die Zusammenhänge, dass Zusammenspiel der Götter untereinander und der Götter und der Menschen erklärte.
    Runa verinnerlichte seine Worte, sie nickte. „Ja so hat es Godehild mir auch erklärt.“ Runa machte eine kurze Pause und versuchte sich an die Worte der Alten aus dem Dorf zu erinnern.
    „Sie drückte es so aus: Der Ruf der Götter hat uns zusammengebracht und Menschen aus ganz Midgard werden angenommen und von den Göttern und aufgenommen in die Gemeinschaft von Menschen und Göttern. Die Formung der Menschen war ein gemeinsamer Akt der Götter. Wir sind die Kinder der Götter. Auch wenn wir uns am Anfang vielleicht nur von einer Göttin oder Gott angezogen fühlen bekommen wir die anderen Familienmitglieder auch mit der Zeit vorgestellt. So entwickeln wir zu allen ein Verhältnis. Es sind die Gaben der Götter, die uns unser Leben voll erleben lassen. So stehen auch wir unter dem Schutz der Götter, mit der Freiheit unser Leben frei zu leben.“
    Runa schaute nachdenklich. „Vater? Godehild hat auch gesagt unser Glaube, also der Glaube an die Götter unserer germanischen Ahnen, er kommt aus dem Blute. Ist das bei den Römer nicht so? Kann man denn an beiden Götterwelten glauben ohne sich eines Tages dazwischen zu verlieren oder muss man sich irgendwann entscheiden?“ Ja diese Frage beschäftigte sie schon länger und wenn nicht ihr Vater, der ja eben genau dieses praktizierte könnte ihr da weiterhelfen.

    Nun wurde Runas Augen immer größer „Senator? In ROM?“ Fragte Runa erstaunt und schüttelte schüttelte den Kopf und sagte „Nein das hast du mir bisher verschwiegen.“
    Runa notierte im Geiste Alrik, der Senator in Rom, Kommandostab bei irgendwas und Auszeichnungen.
    Und es ging weiter die Mutter von Hadamars lebt also in der Rus Duccii wo nun auch der neue Stammsitz ist. Ah ja. Nun folgte eine ganze Litanei von Namen. Runa versuchte mitzukommen. Iska, Eldrid, Iring, Wolfrhaban, und Dagny. Die römischen Namen würde sie ganz sicher später noch lernen, aber hier und jetzt beschloss sie, das es ausreichen musste, wenn sie sich die germanischen einprägte.


    „Witjon, Petronia Octavena, Dagmar, Auadod, Hadamar der Urbane,... Rodrik, Iska, Eldrid, Iring ähm... Wolfrhaban, Dagny und schließlich Alrik der Senator.“ Runa grinste zufrieden aber huch sie schüttelte den Kopf. „Albin, der natürlich auch.“
    Bevor ihr Vater ihr nun aber noch weitere namen um die Ohren hauen konnte, war es jetzt an ihr ihn erst mal mit Fragen zu löchern.
    „Warum wurde der alte Stammsitz nicht wieder aufgebaut?“ Natürlich hatte ihr Vater ihr von dem Brand erzählt. Richtig bestürzt war es gewesen, als er davon erfahren hat. „Und bis auf Alrik leben alle in Mogontiacum? Was meinst du Vater, welchen Göttern hat Alrik es zu verdanken, dass er Senator geworden ist?“


    So Rauna war mit sich zufrieden, erstmal würde es hoffentlich keinen neuen Namen hageln, denn sie glaubte eh das sie sich keinen einzigen mehr würde merken können.

    Runa versuchte alles zu behalten, die Kinder von Dagmar waren also noch klein. Auadod hingegen war älter als sie. Ja soweit hatte sie sich wohl alles gemerkt. Schnell ging sie nochmal im Geiste alles durch und nahm dabei ihre Finger zu Hilfe.
    'Witjon, Petronia Octavena, Dagmar, Auadod, Hadamar der Urbaner war und schließlich Rodrik . Nicht zu vergessen Albin, den sie nicht nerven durfte.'


    Puh das war wirklich ne Menge an Verwandtschaft. Einige Namen hatte sie ja schon hier und da schon gehört in Vaters Erzählungen, aber nicht so ausführlich. Mal hier mal da ein Name ja aber nie wer mit wem zusammen gehörte und was sie machten und so. Runa schwirrte schon ganz schön der Kopf. Dennoch versuchte sie das eben Gehörte zusammen zufassen.


    „Ich glaube bis hier her habe ich sie mir gemerkt. Witjon ist das Familienoberhaupt, Petronia Octavena seine Frau und Auadod sein Sohn. Dagmar hat zwei Kleinkinder. Hadamar ist bei den Urbnern Und dann gibt es noch Rodrik. Ach ja und Albin, der es nicht mag genervt zu werden. Soweit richtig?“ Runa schaute ihren Vater mit großen fragenden Augen an.

    Die Landschaft zog an ihnen vorbei, sanft hob und senkten sich die Hügel. Der Herbst zeichnet die prächtigsten Farben. Ab und an ließ Runa ihre Blicke schweifen, aber meist hing sie an den Lippen ihres Vaters um nicht zu verpassen.


    Runa bestätigte die Worte ihres Vater bezüglich Albin mit einem heftigen Nicken. Oh ja der hatte ihr damals wirklich einen tüchtigen Schrecken eingejagt. Er war so weit sie sich erinnern konnte auch der Grund warum sich Runa erst mal nicht hinter dem Vater hervor getraut hatte. Ja an das Bild Könnte sie sich noch gut erkennen, sie hatte ihren blonden Schopf in Vaters Bein gedrückt und alles Zureden half nichts sie hatte immer wieder nur heftig den Kopf geschüttelt und sich nicht getraut aufzusehen.


    „Nicht auf die Nerven gehen.“ Bestätigte sie lächelnd. „Ich glaube das sollte zu machen sein.“ Hoffte sie zumindest, wer konnte schon wissen, was einem so alten Mann auf die Nerven ging.
    „Witjon, Oberhaupt der Familie.“ wiederholte sie leise. „Ehemann von Petronia Octavena und Vater von Audaod.“ Ja wiederholte alles Wichtige, so konnte sie es sich besser einprägen. „Dagmar...“ Runa schaute ihren Vater an. "Die Kinder von Dagmar leben die auch da? Und wie alt ist Audaod der Sohn von Witjon?“ Runa schaute ihren Vater fragend an. Ein sind wir bald da? Lag ihr auf den Lippen, aber sie unterließ es das zu fragen, waren sie doch gerade erst losgefahren. Aber mit jeden Stück das sie hinter sich brachten stieg ihre Vorfreude aber auch ihre Nervosität.


    „Vater? Was ist wenn sie mich nicht mögen?“ Urplötzlich kam ihr dieser Gedanke, sie hatte es ja schon oft genug erlebt. Die einen lehnte sie ab, weil sie in ihren Augen eine Römerin war, die anderen weil sie Runa für eine Barbarin, ja so nannten sie sie, hielten. In ihrem Blick, den sie ihrem Vater zuwarf konnte er wohl all ihre Unsicherheit erkennen.

    Sie hatte ihrer Mutter noch gewunken, bis sie sie nicht mehr erkennen konnte nun saßen sie hier und ihr Vater stellte eben jene Frage, über die Runa hatte schon seit Tagen nachgrübelte. Aber die Erinnerungen waren mit den Jahren verblasst. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, das es viele waren, die sie damals begrüßt hatten, die ihrem Vater anerkennend auf die Schulter geklopft hatten. Aber Namen und Gesichter waren im Laufen der Zeit entschwunden. Sie hatte versucht die Nebel in ihren Erinnerungen zu lichten, aber es war ihr nicht gelungen. Das einzige Bild was sie im Kopf hatte, war, dass sie sich ob der doch recht großen Männer hinter ihrem Vater versteckt hatte und zumindest am Anfang nicht gewillt war sein Hosenbein loszulassen. Später fand sie sich auf dem Schoss von Witjon wieder, ja ein Name, aber sie hatte kein Bild dazu. Der einzige an den sie sich wirklich erinnern konnte war der ältere Mann – Albin.


    „Nur Bruchstückhaft. Ein Name Witjon, ich glaube ich hab auf seinem Schoss gesessen? Und Albin, ja an den kann ich mich noch erinnern.“ Runa drehte mal wieder an einer ihrer Haarsträhnen und schaute in die Fern gar so, als könnte sie dort ihre Erinnerung finden. „Aber sonst. Nein leider nicht. Es ist ja auch schon so lange her.“ Ja hier schwang durchaus ein Vorwurf an den Vater mit.

    Die Tage bis zur Abreise verging wie im Fluge Runa selber hatte auch noch so viel zu tun. Sie wollte sich unbedingt verabschieden, vor allem von Godehild, der alten Kräuterfrau. Die Alte hatte nur gelächelt, ihr viel Glück gewünscht. Zum Abschied hatte sie Runa noch einen Anhänger geschenkt. Dieser war für den Unwissenden Betrachter vielleicht nicht wertvoll, Runa jedoch wusste wofür Eihwaz stand. Sie bedankte sie bei der Alten und legte den Anhänger der an einem Lederbad hin um den Hals.
    Mutter hatte nur die Augen verdreht, als sie den Anhänger sah, es jedoch diese Mal unkommentiert gelassen. Schließlich hatte sie genug damit zu tun gehabt ihren Mann in den Ohren zu liegen, damit er sich vielleicht doch noch umstimmen ließ und Runa nicht in die Ferne schleppte. Sie hatte ihn angeschrien, geweint, ihn beschimpft.. er hatte alles über sich ergehen lassen, aber es hatte nichts genutzt. „Sturer Barbar!“ war das Letzte was sie ihm gestern noch an den Kopf geworfen hatte.


    Fusa schaute ihren Mann wütend an, nicht nur das er ein sturer Bock war und ihrer gemeinsamen Tochter Flausen in den Kopf gesetzte hatte, jetzt schleppte er sie hier auch noch weg. Sie sah all ihre Hoffnung schwinden. „Kann ich es denn verhindern?" Bluffte sie ihren Mann also entsprechend ihrer Laune an.
    Runa verdrehte die Augen. Sie wollte sicher nicht im Streit gehen. Also legte sie ihrer Mutter die Hand auf den Arm. „Mutter, es wird sich alles finden. Nicht streiten. Bitte.“ Sie sah ihre Mutter mit großen Augen an.
    Ja da schmolz das Mutterherz dahin, sie nahm ihre Tochter in den Arm, ihr Mann bekam allerdings einen bösen Blick. "Wehe ihr passiert was, dann vergesse ich meine gute Kinderstube und...“ was sie dann tun würde ließ sie unausgesprochen. Aber Phelan würde sich seinen teil schon denken können, schließlich kannte er seine Frau ja schon ein paar Tage länger. Runa bekam noch einen Kuss zum Abschied. „Du schreibst mir ja?“ „Natürlich Mutter.“ versicherte Runa.
    Fusa ging zu ihrem Mann. „Versprich mich, nein schwöre mir bei allen Göttern, dass du auf sie aufpasst.“ Und dann etwas leiser, denn auch wenn sie es nicht zugeben würde, sie wusste, was sie an ihrem Mann hatte, sie hätte es durchaus schlechter treffen können. „Und auf dich passt du auch auf, versprich es!“
    Runa war unterdes schon auf den Wagen geklettert und rief aufgeregt. „Also wegen mir können wir los.“

    Ehe sie sich versah, bekam sie noch einen väterlichen Kuss auf die Stirn und wurde dann, auf eine nette Art und Weise, hinauskomplimentiert.
    So stand sie nun also hier im Flur und musste erst mal ihre Gedanken ordnen. Was wie … ach ja Sachen packen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer, lief ihre Mutter ihr über den Weg. Nun da Runa wusste, dass ihr Mutter wohl weniger wegen ihr, sondern wegen der Tatsache, dass sie ihr Töchterchen ziehen lassen musste aufgebracht war, konnte sie ihr nicht wirklich böse sein. Außerdem verhielt sie sich bei Runa wie wohl bei so vielen Müttern und Töchter. Sie konnten nicht mit, aber auch nicht ohne einander. Runa ging also auf ihre Mutter zu umarmte sie. „Es tut mir wirklich leid Mutter und entschuldige, dass ich...“ Weiter kam sie gar nicht, ihre Mutter legte ihr den Finger auf den Mund „Ich weiß mein Kind und nun komm ich helfe dir beim packen.“
    So gingen die beiden Frauen auch gemeinsam in Runas Zimmer.
    Dank ihrer Mutter nahm sie doch nicht den halben Hausstand, sondern nur das mit was wirklich gebraucht wurde. Aber selbst das füllte zwei Truhen. Und diese hatte sie auch nur zubekommen, weil Runa sich oben drauf gesetzt hatte, während ihre Mutter sie verschloss.
    Lange noch hatten die beiden Frauen geredet und Runa hatte ihrer Mutter das Versprechen gegeben, sich so oft wie möglich zu melden. Als ihre Mutter gerade das Zimmer verlassen wollte sagte sie noch scherzhaft. „Mutter sein nicht traurig, wenn du mich irgendeinem Tölpel zur Frau gegeben hättest, müsste ich doch auch fort.“ Sie umarmte ihre Mutter. „Ich liebe dich und ich werde dir keine Schande machen.“ Ihre Mutter machten den Versuch eines Lächelns. „Ich weiß mein Kind. Ich dich doch auch.“ So bekam Runa noch einen elterlichen Kuss auf die Stirn, bevor sie allein in ihrem Zimmer stand.
    Später am Abend … Runa hatte noch lange wachgelegen, das letzte Wort was mit einem Lächeln über ihre Lippen kam war. „Mogontiacum.“ Dann schlief sie ein und träumte wohl von Abenteuern, der Reise, den Verwandten....

    Runa nickte bei den Worten ihres Vaters. Ohne Zweifel würde sie dies tun. Ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen, als er aber versprach, dass der Tag noch in nicht absehbarer Ferne lag.
    Ihr Lächeln wurde eine Spur breiter, als er von der Schönheit der Wolfriks Töchter sprach.


    In Gedanken überlegte sie nun schon was sie alles brauchen würde, ein, zwei nein drei Truhen würden es wohl werden. Schließlich sollte es ja keine kurze Reise werden. Und da ihr Vater ja immer dafür sorgte, das sie nicht wie ein Bauernmädchen herumlief, hatte sie eine dementsprechende Kleiderkammer und Runa war nicht gut darin zu entscheiden, von was sie sich trennen sollte, schließlich würde sie wohl nicht so schnell wieder herkommen.


    „Ja Vater.“ sagte sie, als er ihr erklärte, dass es ihr an nichts fehlen würde und dann überlegte sie an wen sie sich noch erinnern konnte, aber ihr letzter Besuch war einfach zu lang her. Vielleicht würden die Erinnerungen wiederkommen, wenn sie die Gesichter sah, nun kam also doch langsam die Vorfreude zurück. „Ich freue mich Vater. Und danke dir für dein Vertrauen.“ sagte sie schließlich zu ihm, denn schließlich zeugte es doch von Vertrauen in seine Tochter, wenn er sie für reif genug hielt allein zurecht zu kommen. Oder?


    „Und Mutter ich weiß, sie will nur mein Bestes. Ich bin ihr auch nicht böse.“ Wie könnte sie auch, schließlich hatte man sie dazu erzogen, ihre Familie zu achten, oder wie ihr Vater immer sagte die Familie kommt an erster Stelle. Das hatte sie verinnerlicht, dies mag wohl auch der Grund gewesen sein, warum sie gerade als sie noch dachte er würde sie verheiraten nicht tränenreich protestiert hatte.

    Runa wurde hellhörig. Keine Geheimnisse, eine bestimmten Grund. Sie verstand gerade nicht was er ihr sagen wollte. Sie tat also wie er es angewiesen hatte, setze sich und las. Die ersten Zeilen überflog sie, dann kam sie zu jenem entscheidenden Teil. Sie sollte – Runa sah ihren Vater fragend an und las den Brief nochmals.
    Er wollte sie also wirklich dort lassen? Runas Züge wurden nachdenklich, mit einem Mal klangen ihr Mutters Worte wieder in den Ohren 'Wir werden wohl irgendeinen Tölpel finden müssen, mit dem wir dich verheiraten.'
    Runa wäre am liebsten aufgesprungen und protestiert, aber sie wusste, auch wenn ihr Vater ihr gegenüber bisher immer recht nachgiebig war, dass er wenn er eine Entscheidung getroffen hatte, diese auch feststand.
    Sie blickte also nachmals auf die Zeilen, bevor sie den Brief beiseite schob.
    Auch wenn sie nicht die geringste Lust verspürte sich von ihrer Familie oder gar ihrem Vater zu trennen, waren ihre nun ernst gesprochenen Worte.
    „Wenn es dein Wunsch ist Vater, so werde ich dort bleiben.“ Die eben noch verspürte Fröhlichkeit war wie weggeblasen. Und ihr brannte noch eine Frage auf der Seele. „Willst du mich dort verheiraten?“ Ihre Stimme zitterte leicht als sie diese Frage stellte.
    Sie musste es wissen, nicht um dagegen aufzubegehren, nein dass würde sie nicht tun, aber sie wollte wissen was er damit meinte sie in die Gesellschaft einzuführen.

    Er zu ihrer Entschuldigung nichts gesagt, aber sie hatte die Erfahrung gemacht, wenn Vater auf ein Thema nicht weiter einging war es erledigt. Also entspannt sie sich etwas bis er, ja bis er ihr eine kleine Aufgabe stellte, nervös kaute Runa auf ihrer Unterlippe herum.


    „Rhenus“ platze sie heraus, sobald er die erste Frage zu Ende gestellt hatte. Dann wurden ihre Augen groß und sie stand mit offenerem Mund da. Sie musste erst mal tief durchatmen.


    „Wir ... wir fahren nach Mogontiacum?“ flüsterte sie beinahe ehrfürchtig. „Du nimmst mich mit nach Mogontiacum?“ Jubelte sie und nun hätte sie keine 10 Pferde mehr davon abhalten können, sie flog förmlich auf ihren Vater zu und fiel ihn um den Hals. „Wirklich Vater? Ist es wirklich wahr?“ Sie lachte und weinte gleichzeitig vor Freude.


    Sie konnte es nicht fassen, so lange lag sie ihm schon in den Ohren damit, immer hatte geheißen, es geht nicht ich fahr nur kurze Zeit – ich habe dort viel zu tun – du bist noch zu klein. Sollte Vater ihrer Bitte tatsächlich endlich nachkommen?
    Sie schaute ihren Vater an und fragte sicherheitshalber nochmal nach „Wirklich?“

    Nun war Runa wirklich zerknirscht, der enttäuschte Unterton in der Stimme ihres Vaters war ihr natürlich nicht entgangen. Schuldbewusst schaute sie nun also zu Boden und betrachtete ihre Fußspitzen, sie wollte nicht auch noch die Enttäuschung in seinen Augen sehen. Dann hätte sie bestimmt angefangen zu heulen. Runa konnte vieles aber einfach nicht damit umgehen, wenn Vater so war wie jetzt und das wusste er wohl genau
    Manchmal wäre es ihr lieber, er würde sie wie ihre Mutter ihr eine Szene machen, aber nein er tat es auf seine, viel wirkungsvollere Art und appellierte an ihr Gewissen.
    Und um so länger sein Vortrag wurde um so schlechter wurde ihr Gewissen. Natürlich wusste sie, dass der Unterricht wichtig war. Und sie wusste ja auch, wie viel er für Mutter und sie tat, dass es ihnen an nichts mangelte, auch wenn Antonius, der olle Griesgram, dass wohl vollkommen anders sah.


    Ehe sie antworten konnte erhob ihr Vater sich und ging zum Fenster. Sie blickte hoch und starrte auf seinen Rücken, in ihren Augen schimmerten nun wirklich schon die ersten Tränen. Fieberhaft überlegte sie was sie sagen sollte, sie wusste ja selber, dass es keine Rechtfertigung gab und somit eigentlich auch keine Entschuldigungen oder Ausflüchte. Tapfer die Tränen runter schluckend murmelte sie. „Es tut mir leid.“ und diesmal meinte sie es auch so wie sie es sagte.


    Seine Frage traf sie unvorbereitet, es gab so viele Orte wo sie lange, also so wie Runa lange definierte, nicht waren. Für Runa waren die Monate die sie mit ihrem Vater nichts zusammen unternommen hatte ja schon einen halbe Ewigkeit.
    Im Wald, in Clarenna, auf der Jagd... genau genommen waren ihre gemeinsamen Aktion dieses Jahr nicht nur auf ein Minimum beschränkt gewesen, nein sie waren aufgrund der Umstände gänzlich ausgeblieben. Fieberhaft überlegte Runa also worauf ihr Vater wohl hinaus wollte, während sie überlegte neigte sie ihren Kopf leicht zur Seite und drehte einen Haarsträhne um ihren Finger, dies tat sie eigentlich immer wenn sie nervös war oder über etwas nachdachte. Nach einer Weile des Schweigens sagte sie schließlich mit den Achseln zuckend. „Es gibt so viele Orte wo wir lange nicht waren. Gibst du mir einen Hinweis, Vater?“

    Runas war in der sicheren Umgebung des Landgutes aufgewachsen, von ihren Eltern gleichermaßen geliebt, auch wenn sich Runa mehr zu ihrem Vater hingezogen fühlte. Aber das ist wohl normal, es sind die Jungs, die eher am Rockzipfel der Mutter hängen. Schon als sie noch ganz klein war unternahm der Vater Ausflüge in die Natur mit ihr. Auch wenn sie zum wiederholten Male fragte was dies und das wäre, verlor er nicht die Geduld und erkläre es ihr immer und immer wieder. Später, als sie das Verständnisses dafür hatte, erzählt er ihr von den Göttern, von denen ihrer Mutter und denen ihrer Ahnen. Er erklärte ihr auch das er ein Priester der römischen Götter war und deshalb musste er ab und an nach Clarenna. All das Wissen, was ihr Vater sich angeeignet hatte gab er an sie weiter und Runa nahm das Wissen begierig auf. Die Ausflüge mit ihrem Vater wurden seltener, die Geschäfte nahmen ihn zu sehr in Anspruch. Runa unternahm also selbst Streifzüge in die Umgebung, natürlich würde sie nie über Nacht von zu Hause wegbleiben, aber sie war schon so manches Mal den ganzen Tag unauffindbar. Meist drückte sie sich dann im nahe gelegenen Dorf herum. Dort lebten sie noch nach den Bräuchen der Germanen. Auch wenn das Gebiet hier von Römer besetzt war, so waren die Menschen die hier lebten tief in ihrer Heimat und ihrem Glauben verwurzelt. In jenem Dörfchen lebte eine alte Frau, von der Runa viel über Kräuter und die Heilkräfte der Natur lernte. Runa hatte sie gefragt, warum sie am Glauben an die germanischen Götter festhält. „Mädchen, ein Glaube der aus dem Blute kommt, den kann man nicht einfach ablegen.“ hatte sie lächelnd geantwortet und dann gefragt. „Wie viel germanisches Blut fließt durch deinen Adern?“ Runa hatte keine Antwort darauf.
    Sie fühlte sich zerrissen, für die einen war sie die Germanin für die anderen die Römerin. Sie selbst wusste nicht was sie war, fühlte sich hin- und hergerissen zwischen den Welten. Aber alles in allem hatte sie eine glückliche Kindheit und ihr Leben verlief im großen und ganzen in geregelten Bahnen bis jener Tag heranbrachte...
    ______



    ...was ein wunderbarer Tag. Von Tau bedeckt waren die Wiesen, Spinnen hatte ihre Netze gewebt. Im Licht der Morgensonne glänzten die Wassertropfen, in den Farben des Regenbogens. Es würde ein wunderschöner Tag werden. Nein heute war kein Tag um im Haus zu verweilen.
    Wer weiß wann es noch einmal so ein schöner Tag werden würde. Die Nächte waren schon recht kühl, Vorboten des herannahenden Winters.


    Es kam zwar nicht oft vor, das sie sich vorm Unterricht drückte, aber zuweilen war sie es leid in einer stickigen Stube zu sitzen, dann zog es sie hinaus, hinaus in die Natur. Und gerade an Tagen wie heute, wo die Sonnen zum Ende des Sommers noch einmal die Erde küsste und sich in ihrem Schein ein gar prächtiges Farbenspiel bot. Runa hatte sich also davongestohlen und den Unterricht geschwänzt. Sie war mit einigen Kinder der Leibeigenen losgezogen. Ihr war es egal, dass es Unfreie waren, sie mochte sie und die Kinder mochten Runa.


    Sie waren über die sonnengelben Felder gestreift, hatten auf der Wiese gelegen, in den Wolken nach Bildern gesucht und ein paar Tiere beobachtet. Runa war von dem Farbenspiel der Natur beeindruckt, das Sonnengelb der Felder, das Grün der Nadelbäume, die vielen verschiedenen Rottöne, welche der Herbst auf die Blätter der Laubbäume zauberte.


    Auf der Wiese hatten sie noch einen großen Strauß Blumen gepflückt, sie hatte ihn, zumindest ein Teil davon, ihrer Mutter schenken wollen.
    Den anderen sollte ihr Vater bekommen, schließlich war er diese Jahr noch nicht viel raus gekommen, erst die Krankheit, die ihn gezwungen hatte im Bett zubleiben und nun hielt ihn die Arbeit davon ab.


    Ihre Mutter jedoch hatte keinen Sinn dafür, sondern hatte sie natürlich, ja vielleicht sogar zurecht, zusammengestaucht, dafür dass sie sich vorm Unterricht gedrückt hatte. Natürlich gab es wieder einen Vortrag von wegen aus dir wird ja eh nichts, wer will schon so eine zur Frau, was soll bloß werden. Wir werden dich wohl versuchen mit irgendeinem Tölpel zu verheiraten.


    Runa hatte die neuerliche Schimpftirade ihrer Mutter über sich ergehen lassen, die Drohung mit dem verheiraten nahm sie hin, denn sie wusste, das ihr Vater sie sicher nicht irgendeinem Tölpel zur Frau geben würde.


    „Du hast ja recht Mutter, ich bemühe mich ja auch wirklich. Aber schau der Tag war so schön. Ich werde mich bessern.“ Ihre Mutter hatte nur den Kopf geschüttelt sie hatte eben solche Beteuerungen schon ein mal zu oft gehört. „An all dem ist nur dein Vater schuld, er hat dir solche Flausen in den Kopf gesetzt.“ Nun wurde Runa wirklich böse, auch wenn sie ihre Mutter liebte, aber auf ihren Vater ließ sie nichts kommen. „Lass Vater aus dem Spiel!“
    „Ja ja verteidige ihn nur, tust du ja sowie so immer, womit habe ich das nur verdient.“ womit ihre Mutter wieder in ihre übliche Theatralik verfiel, die aber bei Runa inzwischen keine Wirkung mehr zeigte. „Ach er will dich in seinem Arbeitszimmer sehen.“


    Mist Mutter hatte sie bestimmt - nein Mutter hatte sie ganz ohne Zweifel bei ihrem Vater angeschwärzt, weil sie nicht beim Unterricht war. Warum so sonst sollte er sie extra zu sich bestellen? Ein entsprechendes zerknirschtes Gesicht machend, sich hinter dem riesen Blumenstrauß versteckend betrat Runa also das Zimmer ihres Vaters.


    Bei seinen ersten Worten zuckte sich zusammen. 'Verdammte Axt, er ist wirklich sauer.' dachte sie, bis sie seine Frage hörte. Schon zeigte sich ihr strahlendes Lächeln und sie lugte hinter den Blumen hervor. „Schau mal Vater, für dich, du kommst ja so selten raus hier da dachte ich mir, ich bring die Natur zu dir.“ Sie legte die Blumen auf den Tisch und versuchte sich an einem schuldbewussten Gesicht. „Mutter hat gesagt du willst mich sehen. Ich kann alles erklären. So einen schönen Tag wie heute kann man doch nicht in einer stinkigen Stube verbringen, da stimmst du mir doch sicher zu?“ Runa hatte die Hoffnung, nein eigentlich wusste sie, wenn sie jemand verstehen würde, dann er.
    „Außerdem Vater zum lernen ist doch auch noch in den langen Wintermonaten Zeit.“ stellte sie fest und sah ihn dabei vertrauensvoll mit ihren blauen Augen, die einen einen kristallklaren See erinnerten, an.





    [SIZE=6]*wörtliche Rede kenntlich gemacht[/SIZE]

    Salve ich werde erwartet *hoffe ich*


    Name: Duccia Silvana (für meine germansiche Familie Runa)
    Stand: civis
    Wohnort: Mogontiacum / Provincia Germania Superior *glaube ich*