Beiträge von Marcus Octavius Maro

    Maro beobachtete das Schauspiel der anderen Gruppe interessiert. Eine Führung zusammen zu zimmern war die erste Herausforderung gewesen, die er gestellt hatte. Und das hatte ganz gut geklappt. Canus hatte zügig das Kommando übernommen und es geschafft "seinen" Haufen ins Haus zu bugsieren. Mal sehen, ob diese informelle Hierarchie auch unter dem Druck des Gefechts standhalten würde, oder ob es in ein heilloses Chaos ausarten würde.


    Jetzt war es Zeit, sein eigenes Vorgehen zu planen


    "Da sich unser Gegner anscheinend endlich bequemt hat, seine Position einzunehmen, werd ich jetzt noch ein paar Worte zu unserer Vorgehensweise verlieren. Diese Aktion erfordert von jedem hier permanente Aufmerksamkeit, schnelles Denken und noch schnellere Reaktionen. Es wird nicht so wie auf der Straße sein, wo irgendeiner mit einem roten Ding aufm Helm winkt und jeder weiß was los ist. Es kommt hier auf jeden einzelnen an."


    Er ging daran, seine Gruppe in Untereinheiten von je 10 Mann aufzuteilen, eine Rangfolge der Gruppen zu bestimmen und aus jeder einen Anführer zu benennen. Octavius Sebastianus war heute für das Grüppchen der Tirones zuständig.


    Flexibilität ist das wichtigste. Sollten wir uns dadrin aus den Augen verlieren, trifft jeder Anführer seine eigene Entscheidung. Falls zwei oder mehr vom Rest getrennt sind, hat die ranghöhere Gruppe die Befehlsgewalt. So viel zur Organisation. Das Ziel ist, jeden aus der anderen Gruppe platt zu machen. Aber halt nicht so, dass er drei Wochen ins Valetudinarium muss. Keine Exzesse.


    So. Schwierig wirds an Ecken und an Treppen werden. An Treppen hat der Gegner einen Höhenvorteil. Da müssen wir besonders aufpassen. Wenn sie clever, sind verteidigen sie die.


    Nach vorn zu mir kommt die Gruppe da. In die hab ich extra die Stärksten rein sortiert. Mit denen werden wir durchbrechen. Wenn wir einen Durchbruch erzielt haben, ist es notwendig das die anderen schnell nachrücken und die überranten endgültig aus dem Verkehr ziehen. Wir werden uns aber, sofern es geht, nicht lang an einem Ort aufhalten, damit die keinen Hinterhalt von hinten durchziehen. So viel Bewegung wie möglich. Machen wir ihren strukturellen Vorteil, den sie durch ihre Verschanzung haben, zunichte.


    Sollte die Situation des zulassen, werden wir uns so schnell wie möglich nach oben bewegen um den Höhennachteil auszugleichen. Im Kampf: sparsame, präzise Bewegung. Stiche mit dem Gladius. Ich will kein Gefuchtel sehen, heute besonders nicht. Nutzt den Schild um Druck auszuüben. Nicht zimperlich sein. Die Nachfolgenden drücken die vorderen durch.
    So, war noch was? Ach ja. Da hinten hab ich einen Stapel blauer Armbänder. Nimmt sich jetzt jeder eins. Sonst weß doch keiner mehr, wer zu wem gehört.


    Noch irgendwelche Fragen?"

    Nein, der Centurio hatte keine Fragen mehr. An sich war die Idee mit der Statio absolut sinnvoll. Wenn das unter seine Zuständigkeit fallen sollte, so nahm er sich vor eimmer ein paar besonders kernige Typen aus seiner Truppe hier zu haben. Es ging hier so wie er das verstand auch und vielleicht vor allem um die Signalwirkung.


    Andererseits kannte Maro das Viertel durchaus. Es würde schwer sein, das perfekte Plätzchen für die Station zu finden. Vielleicht ein gut zu verteidigene Insula? Verkehrsgünstg musste sie liegen. Man sollte von da zügig zu jedem Ort im viertel kommen und auch einen adäquaten Rückzugsweg bieten, falls das einmal nötg werden sollte.


    Ja das konnte schon wirksam sein. Maro nahm sich vor, die Einrichtung dann mit so viel Aufsehen und Brimborium wie möglich einzuweihen, wenn es dann mal soweit war. Die Leute sollten merken, dass man ihnen auf die Finger sah.


    Er sah zum Praefectus und wartete auf das Zeichen zum Abmarsch.

    Maro wartete ungeduldig, bis sich die Grüppchen gebildet hatten. Vierzig, fünfzig Mann pro Mannschaft war eine ganze MEnge. Aber die Insula, die er ausgesucht hatte, war groß genug. Das Ding hatte die maximale Höhe, die gesetzlich erlaubt war. Sie war auch angemessen verwinkelt um für Angreifer wie Verteidiger eine Herausforderung zu bieten. Hier würde sich auch zeigen, welche der Milites das Potential für eine Führungsposition haben mochten. Das taktische Verständnis, das im Häuserkampf war nicht mit dem normalen Sinn, den man in einer Feldschlacht beweisen musste. Es hieß, konstant auf der Hut sein. Man kontne sich in dem Haus nicht in der fünften Reihe ausruhen und die anderen vorn machen lassen. Jederzeit konnte ein Hinterhalt drohen.


    Sollte die Centurie ihre Aufgabe hier gut meistern, würde sie als Einheit gestärkt daraus hervor gehen.


    Auch für Maro war es ein Novum. Er hatte sich im Vorfeld zwar schon einige Gedanken gemacht, aber bisher war der Kampf innerhalb von Häusern immmer ohne Präzision und Doktrin abgelaufen. Nun man würde sehen. Bei sowas konnte immer alles passieren.


    "Na schön."


    Er deutete auf die Gruppe unter der sich unter anderem die Milites Cerretnus und Canus befanden.


    "Ihr! Geht rein. Ihr habt eine Stunde um euch zu organisieren und zu verschanzen. Ich hab euch extra in voller Montur antreten gelassen, damit wir das mal so realtätsnah wie möglich durchspielen können.


    Einzige Maßgabe: Die Insula nicht zum Einsturz bringen. Wenn die Stunde rum ist, komm ich mit der anderen Gruppe und den Tirones rein und räucher euch aus. Wer einen Schlag mit dem Übungsschwert auf Körperteile, die nicht von der Rüstung abgedeckt sind abkriegt, zieht sich aus dem Verkehr, rennt bei der nächsten Gelegenheit raus und wartet da. Wen ich beim Schummeln erwische, der schüppt die nächsten vier Wochen Scheiße. Irgendwelche Fragen?"

    Sebastianus hatte da noch eine Frage gehabt.


    "Nun. Wenn du bei einem Pilum die lange Metallspitze durchbrechen kannst, Respekt. Das schaffen nicht viele. Man hört zwar Gerüchte von allerlei Barbaren, die sowas mal geschafft haben sollen, aber gesehen hab ich sowas noch nicht. Glaub auch nicht, dass sowas geht. Wenn ihr also einem gegenüber steht, der das Pilum in seinem Schild abbricht oder raus zerrt wie eine Zecke, sitzt ihr in der Scheiße. Denn dieser bestimmte Feind wird nicht nur das Pilum von seinem Schild abbrechen, sondern auch eure Halsabdichtung, die ihr Kopf zu nennen die Frechheit habt, vom Rest eures Körpers trennen im Zweifelsfall."


    In der Subura liefen zwar allerlei Mutanten herum, aber das müsste schon ein ganz besonderer Schrank sein, um ein Pilum, das ja extra für Biegsamkeit konstruiert war, abzubrechen.


    "In die Verlegenheit kommt ihr aber erst gar nicht, wenn ihr den Wurfspeer seinem eigentlichen Zweck zuführt und damit den Feind direkt an die Wand der nächsten Insula nagelt. Das ist der Sinn des Teils. Also jetzt. Üben."

    Der Miles war dem neuen Christen in der Stadt zu einem Haus auf dem Esquilin wie befohlen gefolgt. Interessant. Das hier war keine schlechte Gegend. Kaufleute und so weiter. Er würde das im Kopf behalten. Nun würde er aber ersteinmal den Octavius benachrichtigen.


    -


    Maro erreichte das Haus, das der Miles ihm beschrieben hatte. Um nicht aufzufallen, hatte er sich extra in zivile Kleidung geworfen.


    Unauffällig war auch das Haus, aber keine Suburabaracke natürlich. Das hatte ihn ein wenig überrascht. Sein Bild von Christen war das von einer Art exzentrischer Juden. Aber er hatte keine Ahnung, was diesen Glauben in den Augen der Prätorianer so gefährlich machte. Nun, er war hier um das heraus zu finden. Der Tribun hatte ihn beauftragt, mehr über die ganze Sache heraus zu finden, seit der Senator auf dem Forum ermordet worden war und sich ein angeblich christliches Zeichen in der Nähe gefunden hatte.


    Maro entschloss sich noch etwas in der Nähe herum zu lungern und die Gegend zu observieren. War dies einer der geheimen Treffpunkte dieser Leute? Er nahm sich vor, den Mann vom Tor abzufangen, sollte er bald heraus kommen und dann unauffällig ein Pläuschchen halten. Er hatte kein Interesse daran, wie ein afrikanischer Elefant an irgendeine Tür zu hämmern. So würde er keinerlei Informationen bekommen. Nein, wenn er etwas Echtes wissen wollte, brauchte er eine Strategie. Und die glaubte er zu haben.


    Also wartete Maro, bis sich an der Tür etwas tat.

    Maro war natürlich nicht eben erbaut gewesen, als sie den Befehl erhalten hatten, zu einer neuen Station in der Subura zu marschieren. Offenbar hatte der Praefectus höchstpersölich diese Aktion angeleiert. Aber natürlich gab es da nichts zu lamentieren und eigentlich fand er die Idee auch ganz sinnvoll.


    Die Urbaner mussten dringend mehr Präsenz zeigen in der Subura. Er fragte sich bloß, ob eine Statio dazu ausreichen würde. Wenn er der Praefectus gewesen wäre, hätte er gleich die Castra Praetoria in das Viertel verlegt. Die Leute aus den abgerissenen Husern hätte er in der alten Castra untergebracht. Worüber die sich wahrscheinlich nicht mal beschweren würden. Aber das wkostete wahrscheinlich mal wieder zu viel Geld.


    Nun war Maro gespannt auf das, was der Praefectus so zu sagen hatte. Der hatte immerhin eine ganze Enturage mitgebracht. Er musste der Angelegenheit also durchaus Bedeutung beimessen.

    Maro blickte zum Tiro und dann zum Speer.


    "Nun, dann werde ich dir die Augen öffnenmüssen, nicht wahr? Wie ihr sehen könnt, hat isch die Spitze beim Aufprall nach unten gebogen. Das ist kein Kostruktionsfehler. Das muss so. Der Sinn ist, dass es den Schil der Feinde unbrauchbar macht, sollte es einer geschafft haben, das Ding mit seinem Schild aufzufangen.


    Brillante Technik, wenn ihr mich fragt. Kein Schild keine Verteidigung. Bei uns im Straßenkampf eher selten zum Einsatz kommend. Wir haben meistens nicht den Platz um das Ding zu werfen. Trotzdem muss ein Urbaner das können.


    Deswegen üben wir ds jetzt. Da hinten sind Zielscheiben. Wer als letztes trifft, schüppt die nächsten drei Wochen Scheiße. Geworfen wird erst auf mein Kommando. Sonst erlegt ihr euch doch nur selbst. Auf gehts."

    Maro nickte. Diese ganzen Informationen würde der Iulier erstmal verarbeiten müssen. Vielleicht würde es Kampferfahrung brauchen, bis einem tatsächlich die ganze Bedeutung einer Waffe für den Soldaten klar wurde. Wenn im Gefecht die einzige Möglichkeit,d asSchicksal zu bestimmen dieses Stück Metall in der Hand war und man dem Feind ansonsten ausgeliefert war. Aber so weit wo gut.


    "Gut. Machen wir weiter mit unserem Überblick. Wir waren gerade beim Schwert. Beim Angriff. Gehen wir nun in die Defensive.Wie schützt sich ein römischer Soldat vor Feindeinwirkungen?"


    Den Schild hatten sie ja schon gesehen. Aber Schwert und Schild waren natürlich nicht die einzigen Mittel, mit denen ein römischer Soldat ausgestattet war.

    Völlig war der Centurio nicht zufrieden.


    "Jaja, wie auch immer. Das mag alles zutreffen. Aber die größte und nützlichste Eigenschaft ist... ach, ich demonstriere es euch einfach mal. Passt auf."


    Er marschierte zum Ständer, nahm sich ein Pilum holte aus und warf ihn auf einer der am Rande des Exerzierplatzes stehenden Zielscheiben. Zwar traf er nicht ganz die Mitte, aber der gewünschte Effekt trat ein. Nach Aufschlag bog sich der schwerere hintere Teil des Wurfspeeres unter dem Gewicht nach unten. Das weichere Vorderende konnte das Gewicht nicht mehr halten.


    "Seht ihr, was ich meine? Das ist kein Zufall. Sebastianus. Weißt du, was diese... Biegsamkeit der Spitze für einen Sinn hat?"

    Nach einigen Vorbereitungen war es nun endlich soweit. Die Urbaner hatten aus dem Sklavenaufstand gelernt und würden nun daran gehen, ihre Einheiten auch im Häuserkampf speziell auszubilden.


    Maro hatte für seine Centuria eine verlassene Insula ganz am Rande der Subura aufgetrieben, die sie zu Übung nutzen würden. Er hatte außerdem die Tirones in der Ausbildung "hinzugebeten". Häuserkapf würde ein integraler Bestandteil ihrer Ausbildung sein


    Der Centurio hatte sich bereits ein Konzept überlegt. Allerdings machte er sich keine Illusionen darüber, dass daran noch viel gefeilt werden musste. Diese Übung war genauso eine Fortbildung, wie eine Faktenfindungsmission.


    "Männer. Wir sind jetzt hier wie ihr erkennen könnt, in der Subura. Keine Angst, wenn so viele von uns auf einem Haufen sind, traut der Abschaum sich nicht an uns heran. heute steht Häuserkampf auf dem Programm.Das ist für uns alle ungewöhnlich. Deshalb: Wir machen das jetzt Schritt für Schritt.Also. Die Centuria teilt sich jetzt in zwei halbwegs große Teile auf. Die Tirones verteilen sich dann gleichmäßig. Aufgehts. Eine wird später die Insula angreifen. Die andere verteidigen"


    Er hatte zu diesem Zweck Übungsschwerter ausgegeben. Die Milites sollten sich wenigstens nicht umbringen. Trotzdem hatte Maro für dies Aktion einen Medicus mitgeschleppt. Unfug konnte immer passieren.


    Sim-Off:

    Alle Urbaner bitte hier melden. Die lang angedrohte Übung geht jetzt los. :D

    Leicht sarkastisch nickte der Centurio dem Tiro zu.


    "Guut. Weiter. Was hat das Ding für spezifische Eigenschaften, die es einem der primitiven Wurfpiekser der Barbaren so weit überlegen macht?"


    Eigentlich wollte er lediglich auf den einen eingebauten Trick auf, den das Pilum in Petto hatte und der auch Maro niemals aufhörte zu überraschen.

    Langsam konnte man erkennen, was da mit den Schwertern getan werden sollte, die die Tirones in den Händen hielten.


    "So, genug mit dem Unfug. Ihr werdet sehen, dass es noch ein langer Weg ist, bis ihr nicht mehr zuerst eine Gefahr für euch selbst seid, wenn ihr das Ding schwingt. Niemals leichtsinnig werden. Und Angeberei mit euren Fähigkeiten wird euch nur Augen und Ohren kosten. Priorität eins: Den Feind vernichten. Priorität zwei: Dabei nicht selbst drauf gehen. Ich hoffe, das leuchtet euch ein.


    So, nächstes Gerät."


    Maro ging zu dem Pilumständer erüber und nahm sich einen Wurfspeer.


    "Gallicus. Neue Chance zu beweisen, dass du kein Vollidiot bist. Beginnen wir wieder mit einer leichten Frage: Was ist das hier?"


    Sim-Off:

    Vielleicht kannst du Gallicus grad mitmachen :D

    So unauffällig wie möglich warf Maro den Tirones, bei denen der Denarius nicht zügig genug gefallen war und die immer noch herum standen wie ein Haufen Hausmüll am Tiber Blicke zu, die absoluten Schrecken für später verhießen und machte ein paar deutliche Bewegungen mit seinem Stab, bis es auch der letzte gerafft hatte. Er wollte vor dem Praefecten nicht herum kreischen und ihr Gespräch unterbrechen.


    Also antwortete er nur:
    "Es gibt designierte Bogenschützeneinheiten. Es wäre nicht effizient jedem Soldaten einen Bogen in die Hand zu drücken. Die Milites sind voll genug gepackt. Man stelle sich die Situation vor. Eine Patrullie kommt unter Feuer und muss erst den Schild fallen lassen, das Schwert wegstecken, den Bogen rausholen - was lange dauern kann, den Pfeil raus holen, spannen, zielen und schießen. Das würde nicht funktionieren. Bei einer Schleuder geht das ganze deutlich schneller augrund der größeren Handlichkeit der Waffe und Ladung. Aber wie gesagt, wir sind noch in der Erprobungsphase.Auf Übungsmärsche legen wir tatsächlich etwas weniger Wert, sie kommen aber nicht zu kurz. Die Stadt hat ihre ganz eigenen Anforderungen, besonders im absoluten Nahebreich. Der Dolch zum Beispiel kommt sehr häufig in den engen Gassen zum Einsatz, wenn selbst der Gladius zu unhandlich wird. Der Einsatz erfordert es auch, dass wir öfter in kleinen bis kleinsten Einheiten agieren. Ermittlungen, die in unseren Zuständigkeitsbereich fallen werden zu zweit oder zu dritt durchgeführt. Es wäre auch nicht zweckmäßig, durch die engen Gassen mit ganzen Horden durch zu rennen. Das hat uns der Aufstand wieder einmal gezeigt. Ansonsten ist schnelles, vorausschauendes Denken und eine hohe Reaktionsfähigkeit im unübersichtlichen Gewimmel unabdingbar. Hinter jeder Ecke kann einer stecken. Das kommt aber meistens mit der Erfahrung und wird durch stete Praxis im Außendienst eingeübt. Das kann man auf dem Exerzierplatz nur schwer vermitteln.


    Wir sind, wie du wahrscheinlich bemerkt hast, bei dieser Abteilung Tirones, die du hier vor dir siehst, ganz am Anfang. Später werden wir die Schleuder auch einführen. Wenn du das also gern besichtigen willst..."

    Flora in Sicherheit. Wie schnell sich solche Sachen doch erledigen konnten. In ihm machte sich neben der leichten Verwirrung ob dieser Lösung eine Mischung aus der neuen Erleichterung über Floras offenbarer Rettung und der alten kochenden Wut breit. Aber war auch die Gefahr gebannt? Im Dunkeln blieb vieles verborgen


    "Die Schwerter noch nicht senken. Caesonius. Haben wir sie alle gekriegt? Wo ist das Schwein Rabastos? Wir brauchen den noch. Ich hab mir schon was nettes für den ausgedacht."


    Sie würden das Kreuz genau hier, mitten in der Subura aufpflanzen, damit das Gesindel genau sehen konnte, was passierte, wenn man den Octaviern in die Quere kam. Wenn nötig würde er seine Beziehungen mit den Urbanern und Victors Einfluss spielen lassen. Dieser Abend würde ein Nachspiel haben.

    Immerhin hatte sich niemand schwere Verletzungen zugefügt.


    "Na schön. Sebastianus. Was treibst du da? Wie wäre es, wenn du das Ding mal gescheit triffst. Pass auf. Stell dir vor, dass dein Ziel und die Bewegung deines Schwertes eine Linie bilden. Der Streich muss in dem Stadium in dem ihr seid, zuerst noch in deinem Kopf bewusst entstehen. Stell es dir bildlich vor. Dann kommt dein Arm schon. Versuch es."

    Ah. Also erinnerte sich der Praefectus doch.


    "In der Tat bin ich derselbe, der damals in der Kommission auch zugegen war."


    Die Frage, die der Kommandeut an ihn richtete, sagte ihm noch mehr zu. Es war nicht selbstverständlich, dass sich de Granden über die weniger ruhmreichen, schweißtreibenden Abläufe der Truppe informierten. Maro konnte sich nicht erinnern, welchen militärsichen Hintergrund der Praefectus hatte, aber nahm an, dass er als teil seiner patrizischen Karriere wenigstens eine gewisse Zeit im Dunstkreis der Streitkräfte verbracht hatte.


    "Um auf deine Frage zu kommen: Die Ausbildung und die Erhaltung der Kampfkraft unterscheidet sich nicht wesentlich von der, die reguläre Legionäre erhalten. Es werden auch die selben Waffen gelehrt und geübt und, wenn ich das sagen darf, die selben Tugenden indoktriniert. Gladius, Pilum, Scutum, Loyalität und Gehorsam. Hinzu kommt natürlich eine Komponente, die sich aus dem urbanen Umfeld, das auch unser Schlachtfeld ist, ergibt. Wir haben im Zuge des Sklavenaufstandes einige Veränderungen eingeleitet und sind nun in der Erprobungsphase. Dazu gehört unter anderem das Einüben des Kampfes mit einer Steinschleuder. Der Straßenkampf während des Aufstandes hat gezeigt, dass wir nicht ausreichend auf feindliche Kräfte vorbereitet waren, die sich einen Höhenvorteil verschafft hatten. Die Schleuder ist ein guter Kompromiss. Ausreichend Reichweite für den Straßenkampf und handlich genug, dass sie ohne Weiteres der Ausrüstung hinzugefügt werden kann. Pfeil und Bogen wären aufwendig und logistisch nicht sinnvoll.


    Außerdem werden wir den Häuserkampf in die Ausbildung aufnehmen und auch die schon fertig ausgebildete Truppe in dieser Disziplin bilden, Praefectus.Unsere Abbrecherqoute ist im normalen Bereich. Wenn du das so nennen willst. Die Philosophie hier bestand eher darin, diejenigen auszusortieren, die zu schwach waren. Ich schätze diesen Teil auch etwa ein Viertel oder Drittel, aber die genauen Daten kann ich dir auswendig nicht sagen. Müsste ich nachsehen. Tirones nehmen wir normalerweise mit, sobald sie die Wafenn soweit beherrschen, dass sie nicht mehr eine größere Gefahr für sich und ihre Kameraden darstellen, als für den Feind und die grundlegenden Formationen beherrschen. Vorher nicht. Das Risiko der Missionen wird kontnuierlich gesteigert. Im Ganzen findet allerdings der Hauptteil der Ausbildung hier in der Castra statt."

    "Das werden wir ja sehen."


    Wahrscheinlich war um die ganze Bedeutung der Waffen im Allgemeinen und die des GLadius im Speziellen eine gewisse Vertrautheit mit der Sache nötig, die die Tirones mit der Zeit erst erwerben würden.


    Ich verrat euch, wenn ich euch das glaube. Wenn ihr in einem Jahr noch lebt. Diejenigen, die dann fehlen, werdens nicht verstanden haben. Aber die können dann Pluto n der Unterwelt erklären, warum sie sein Besteck nicht richtig benutzt haben."


    Er deutete auf den Haufen Holzschwerter und Scuta vor ihm.


    "Vorerst werden wir uns mit diesen da behelfen. An den echten würdet ihr euch beim Rumfuchteln bloß aufschneiden und ich müsste mir den scheiß Tag das Gejammer anhören.Dann geht ihr da hinten zu den Pflöcken und betreibt folgende Übung bis ich sage dass sie fertig ist: Hinter den Schild ducken und dann in einer schnellen, kraftvollen und fließenden Bewegung auf den Pflock einstechen. In etwa so."


    Als er die Bewegung demostriert hatte deutete er zum Zeichen, dass es losging nocheinmal auf das Übungsmaterial.

    Maro hatte angenommen, dass der Praeffectus mit einem bestimmten Auftrag im Sinn auf dem Exerzierplatz erschienen war. Die Granden ließen sich doch eher weniger im Staub der Exerzierbahn blicken. Aber anscheinend hatte der Kommandeur heute kein wahnsinniges Hadeskommando im Angebot und es lag anscheinend auch keine besondere Notsituation vor, die Maros spezielle Aufmerksamkeit gefordert hätte.


    "Marcus Octavius Maro. Cornicularius. Dem Officium des Tribun Crispus zugeteilt, Praefectus."

    Vielleicht war der Exerzierplatz nicht ganz das richtige Ambiente für solche Überlegungen. Sollte man lieber ganz beim Praktischen?


    Aber eigentlich sollten auch die Rekruten des Kaisers die ganze Bedeutung ihrer Ausrüstung erfassen können. Was sie da eigentlich für die Erfüllung ihrer Pflicht einsetzten.


    "Sebastianus weiß nicht so ganz was ich meine. Reich, Volk, Kaiser. Absolut. Aber: Ich erzähl euch, was ichgenau meine. Versucht mal ein bisschen weiter zu denken. Muss man gelegentlich hier bei den Urbanern auch mal machen. Rom wäre ohne die Vollendetheit und Perfektion dieser Waffe nicht einmal im Entferntesten in der Nähe der Größe und des Glanzes, in der sich diese Stadt heute sonnen darf. Sowohl die Ausrüstung, als auch die Ausbildung der römischen Soldaten sind perfekt auf die Nutzung dieser Sorte Kurzschwertes abgestimmt. Kein Gemeinwesen der bekannten Welt war und ist in der Lage eine so hohe Anzahl von Soldaten mit Waffen von so einheitlich hoher Qualität und Güte auszurüsten und auszubilden. Nicht die Griechen in der Phalanx mit ihren zu lang geratenen Grillspießen und auch nicht die Ägypter mit ihren albernen Streitwagen. Und schon garnicht die nördlichen Barbaren die mit allem dreinschlagen, was sie grade so zusammenbasteln können. Es ist Werkzeug des Kriegs und des Todes. Das gute Besteck Plutos. Auch und besonders die Soldaten des hohen Augustus, ist das klar? Ein solcher Gegenstand muss von jedem, der es benutzt also mit gebührendem Respekt behandelt werden."


    Diese Rede hatte er schon mehrlmals gehalten und jedes Mal andere Reaktionen bekommen. Mal sehen, was dieser Haufen sagen würde.

    Die Antwort von Sebastianus war durchaus die, die ein Soldat wissen musste. Trotzdem wollte Maro, dass die Truppe verstand, was "wichtigstes Werkzeug" bedeutete.


    "Korrekt. Aber das reicht mir noch nicht ganz. Was ziehst du aus dem Umstand, dass der Gladius das wichtigste Werkzeug eines Soldaten ist als praktsiche Schlüsse? Gilt übrigends nicht nur für den Gladius sondern für sämtliche Waffen und Rüstungsgegenstände, die ausgegeben werden. Ihr alle: Zuhören. Das hier ist wichtig. Also Sebastianus. Ein bisschen ausführlicher."