Beiträge von Marcus Octavius Maro

    Maro betrachtete den Dieb während seiner Tirade mit gleichsam verachtungsvollem wie mitleidigem Blick. Es war faszinierend. Das Exemplar vor ihm war anscheinend eine Art Kämpfernatur. Selbst in dem Moment, in dem er in der größten Scheiße steckte, blieb er kämpferisch. Auch das wahrscheinlich instinktiv. Mhm.
    Oder er hatte vor irgendetwas oder irgendjemandem noch mehr Angst, als vor der Spezialbehandlung, die sie hier auffahren konnten, falls nötig. Auch möglich.


    Er betrachtete den sich verkrampfenden Delinquenten ein bisschen. Dumm war er nicht. Die Beleidigungen waren nicht so plump, wie man das von besoffenen Straßenschlägern gelegentlich zu hören bekam. Dazu waren sie gespickt mit Beschwerden über die Tagespolitik des Ädilen und sonst sowas. Der Mann hatte sich anscheinend selbst weisgemacht, das was er als Ungerechtigkeit in der welt empfand durch seine Handlngen ausgleichen zu müssen. Und wenn die welt um ihn herum ungerecht war, so war alles das, was diesem ungerechten System zuwider lief, selbst gerechtfertigt. Wie praktisch.


    "Interessant. Aber ich schlage vor, du trägst dein Gejammer über die Ungerechtigkeit der Welt dem nächsten Politiker vor, den du findest. Vielleicht macht der deine Welt ja gerechter. Hier gibts nur dich und uns.Aber du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Hol das doch bitte nach. Und diesmal überspring den Teil, der nicht zu meiner Frage gehört hat, ja? Wenn wir was von deinen Problemen mit dem Ädil oder den Christen hören wollen, fragen wir schon noch danach, keine Sorge. Also: Warum hast mit "Kaeso" eine Wette über das Klauen von Geldbörsen geschlossen?"

    Also der da war echt speziell. Regt sich im Carcer über niemand geringeres als den Ädil auf. Sowas kannte er eigentlich nur von situierten Bürgern, die noch nicht gerafft hatten was die Urbaner vor ihrer Tür bedeuteten. Solche ablenkenden Beschwerden über Politik, die rein gar nichts mit der gerade zu besprenden Situation zu tun hatten, fand der Optio schlimmer als Zahnschmerzen. Aber wahrscheinlich waren diese Ablenkungsmanöver schlicht eine instinktive Verteidigungstaktik.


    "Dann hättest du dich velleicht beim Aedil beschweren sollen, statt Geldbörsen beim Opfer der Cohortes zu klauen. Interessant, dass du die Christen ansprichst. Aber logisch. Wenn ich jetzt du wär würd ich auch zu jedem Gott beten, der mir einfiele.
    Fabius Saxafornius Kaeso. Soso. Wenns den tatsächlich gibt, finden wir den schon. Wenn nicht, kommen wir hier nochmal... drauf zurück wahrscheinlich. Und dann werden wir sehr böse sein, weil du unsere Zeit verschwendet hast. Wenn du den Namen also im Verlauf unserer Konversation hier korrigieren willst: Auf unseren Wachstafeln ist immer Platz.


    Jedenfalls kannst du mir in der Zwischenzeit in der Tat dienen. Und zwar in dem du mir verrätst, warum du mit diesem "Kaeso" eine solch abnorme Wette geschlossen hast? So besoffen kannst du eigentlich gar nicht gewesen sein."

    Der Optio überging die Einladung.


    "Tja, offenbar nicht leise genug, wie? Aber sag mal: Falls mir das entgangen sein sollte: Mit wem hast du denn diese Wette, die du so unbedingt gewinnen wolltest, eigentlich geschlossen?"


    Auch der Name war relativ sicher falsch. Das war bei dieser Sorte ein Reflex. Heute Limetanus morgen Citrus gestern Malus. Auch "Caius" als Beinahme war ungewöhnlich. Mal sehen.

    Ach ja. Nun, die Antwort darauf war durchaus einfach.
    Wenn der Witzbold hier Spielchen spielen wollte um sich noch tiefer rein zu reiten, hatte Maro da kein Problem mit. Im Gegenteil.


    "Naja, wenn du hier drin bist zum Beispiel. Dir wird aufgefallen sein, dass du seit du hier in der guten Stube sitzt, kein Opfer von uns gestört hast. Wir behalten dich auch gern hier, damit du auch ganz sicher gehen kannst, nie wieder in die Verlegenheit zu kommen, den Frieden mit den Göttern zu stören. Aber warum erzählst du nicht mal von Anfang an, mhm?"


    Der Optio war sich relativ sicher, dass sie gleich alles außer der Wahrheit zu hören kriegen würden, aber Verhöre waren ja irgendwo immer ein gradueller Prozess. Der Tribun würde schon Bescheid sagen, wenn er genug gehört hatte.

    Vom Tribun vor dem Carcer eingesammelt - schließlich war er ja auch beim Opfer dabei gewesen - folgte Maro dem Offizier auf dem Fuße.
    Und er wurde nicht enttäuscht. Etwas dreistes wir das Klauschwein vor ihnen hatte er schon sehr lang nicht mehr gesehen. Der Optio fragte sich, ob er den Dieb vielleicht nicht schon mal hier eingebuchtet hatte. Es gab Kleinkrminelle, die es erstaunlich oft hier rein schafften. Bis sie es irgendwas nicht mehr schafften. Aber der da machte den Eindruck noch halbwegs frisch zu sein. Frech genug war er.


    "Jup. Da war ein Opfer. Ein ziemlich wichtiges Opfer. Genau genommen eins der allerwichtigsten für die Urbaner. Sieht aus, als wär deine Wette und das Wegrennen hinterher eine richtige scheiß Idee gewesen, weißte das?"

    Sim-Off:

    Ich mach dann mal hier weiter^^


    Auf die Frage des Tribuns, ob es Zeugen gegeben hatte, antwortete Maro schlicht:
    "Eine Menge Leute kommen hier infrage, Tribun. Zuerst natürlich die ehrenwerten Senatoren, die sich hire versammelt haben, die wir ja ohnehin mit der Liste abgleichen wollen."
    Fragend sah er sich nach einem der Schreiber um, die eine Liste der anwesenden Senatoren haben mussten. Der Curator Decimus kniete derweil auf dem Boden um etwas zu untersuchen. Der Optio sah es zwar nicht gern, wenn irgendeiner an möglichen Beweisen herum fummelte, andererseits war das da der Curator Rei Publicae und so glaubte Maro nicht, dass es ihm zustand, den ehrenwerten Senator von der Seite anzuhauen. Der würde schon bescheid sagen, wenn er etwas von Bedeutung gefunden hatte.

    "Irgendwelche Versäumnisse anhängen... schwieriger wird, dich anzuschwärzen... darauf achten werde, dass du einen ordentlichen Job machst." Interessant. Leiter des Officiums mocht vielleicht auf den ersten Blick wie eine Beförderung wirken. Doch in der Praxis war der Tribun offenbar vor allem darauf aus, Maro im Auge behalten zu können. Das gab Maro zu denken. Nun war der Optio kein Politiker. Im Gegenteil. Aber trotzdem fand er es aus der Sicht des Tribuns seltsam, sich den Optio, der Scherereien mit den Prätorianern verursachte auch noch ins Officium zu setzen. Wäre er Crispus, hätte Maro den notorischen Optio wahrscheinlich direkt nach Germania versetzt um ihn soweit wie möglich von seiner Karriere fern zu halten. Aber vielleicht war der Tribun ja ein besserer Stratege als er. Mal sehen.
    Einerlei. Er würde sich nicht darüber beschweren, nicht unauffällig an die kaledonische Grenze abgeschoben zu werden.


    "Jawohl Tribun. Vielen Dank. Wann soll ich beginnen und womit?"

    Maro nun wusste sich nicht recht einen Reim darauf zu machen. Versetzung in den Stabsdienst war natürlich immer eine feine Sache. Er vermutete, dass es etwas mit ihrer Tätigkeit in dieser notorischen Kommission zu tun hatte. Aber vielleicht war es ja auch etwas ganz anderes. "Vale Optio." anwortete er Frugi noch etwas gedankenverloren.


    "Stabsdienst, Tribun? Sehr gut. Ich bin bereit."

    Na gut. Viel war mit dem Mann ja nicht los. Wenn die alle so waren, stand ihnen in diesen Ermittlungen eine Schlacht bergan bevor.


    "Benimm dich. Ist dir sonst noch irgendwas komisch vorgekommen? Irgendetwas ungewöhnliches? Gestern oder auch die letzte Zeit generell?"

    Meiner Centurie? Maro war irritiert. Die Centurie war seinem neuen Vorgesetzten, dem neuen Centurio, unterstellt. Mit dem jedenfalls kam Maro soweit ganz ordentlich aus. Genau genommen sahen sie sich relativ wenig. Maro hing entweder auf dem Exerzierplatz um Rekruten anzuschreien oder in der Stadt bei Ermittlungen. Der Centurio machte sein Ding und führte die Centurie soweit Maro erkennen konnte bisher ohne größere Unfälle.


    Er hatte daher auch nichts aufregendes zu berichten.


    "Jawohl Tribun. Wir füllen langsam aber sicher die Reihen wieder auf und ich denke, dass die Centuria absolut kampf- und diensttauglich ist. Ansonsten geht alles seinen gewohnten Gang. Ungewöhnlicherweise haben wir nun zwei Optios in der gewissermaßen auf einem Haufen. Aber bisher gabs da keine Probleme. die von Germanien abkommandierten fügen sich soweit ich das erkennen kann ganz ordentlich ein. Wie man es von professionellen Soldaten erwarten kann. Derweil gehen diverse Ermittlungen von statten. Wie immer, Tribun."

    Der Sklave schien seinen ehemaligen Herrn nicht sonderlich zu mögen. Feldsklaven hatten oft ein beschissenes Leben. Aber die Impertinenz des Sklaven war für Maro von nachrangigem Interesse.


    "Ein fettes Tier. Soso. Und laute Geräusche. Und Schritte. Viele Schritte sogar."


    Der Optio notierte sich das.


    "Diese vielen, schweren Schritte. Hattest du den Eindruck, dass die nur von deinem Herrn kamen, oder war außer der Frau da oben noch jemand bei ihm? Hatte er vielleicht Gäste empfangen?"

    Es dauerte tatsächlich nicht lang bis weitere Verstärkung eintraf, der Tribun Crispus inklusive.
    Ohne viel Aufhebens meldete er also:


    "Salve Tribun, es scheint, dass ein einzelner Senator hier erstochen wurde. Sonst gibt es augenscheinlich keine weiteren Verletzten. Die Männer sind gerade dabei einen Parameter um den Tatort zu sichern. Ich schlage zudem vor an den wichtigsten Zugängen zum Forum Trupps zu platzieren, die de Lage im Auge behalten. Im Moment sieht es nicht so aus, als stünde uns ein weiterer Aufstand ins Haus, aber wir bleiben wachsam.


    Wir waren gerade im Begriff die anwesenden Senatoren mit einer Anwesenheitsliste abugleichen um eventuelle Innentäter auszuschließen und Zeugen einzusammeln. Bestätigst du diese Vorgehensweise?"


    Während er sprach ließ er immer den Blick übers Forum und vor allem über die Dächer nach eventuellen Angreifern schweifen. Wenn jemand eine größere Anzahl Römer erledigen wollte, war bei dem ganzen Auflauf hier die beste Gelegenheit, die sich in einer langen Zeit bieten würde. Und Maro hatte bei der Sache sicher kein gutes Gefühl. Wer sich traute, einen Senator umzulegen und das vor aller Augen war entweder von einem blinden eifer getrieben, der einen das Risiko vergessen ließ, hatte nichts zu verlieren oder war ein Profikiller, der vor nichts zurückschrecken würde. Sie würden sehen.

    Maro hatte gerade die Cenaturia von der Wache wegtreten lassen, als ein überaus erregter Kamerad in sein Officium gerannt kam und verkündete, dass ein Senator angegriffen worden war und das Forum abgesperrt werden sollte. Geschwind hatte der Optio also die Centuria wieder eingesammelt - der neue Centurio steckte irgendwo in der Principia (Maro hatte einen Trupp abgeordnet, damit der Centurio nachkommen würde können) - und war auf dem schnellsten Weg im Laufschritt runter zum Forum gerannt. Alldieweil er unter heftigen Rückblenden zum Tag des Aufstandes litt. Aber diesmal waren sie auf alles vorbereitet und heute würde es keine Kompromisse geben. Falls heute wieder die Sklaven randalierten oder sonst wer einen Aufstand durchziehen wollte würden sie auf eine wachsame Truppe treffen. Heute keine Kompromisse. Für den Notfall hatte er auch ein paar der neuen Schleuderer mitgenommen. Damit wären sie auch gegen Angriffe vom Dach gewappnet.


    "Na los Männer! Haltet die Hasta bereit und die Augen offen auch auf die Dächer. Kein Gehampel heute. Aber trotzdem nur zustechen, wenn einer dumm macht. Wir sollen hier für Ordnung sorgen."


    Rigoros und in geschlossener Formation drängten sie sich zum Senatsvorplatz durch. Soweit Maro das erkennen konnte, waren er und sein Haufen wieder mal die erste größere Einheit am Ort des Geschehens. Das konnte ja heiter werden. Vom Tribun oder Centurionen war noch nichts zu sehen. Dafür waren ein paar Senatoren vor der Tür der Curia postiert von denen jemand sicher das Kommando übernehmen würde. Vorher galt es jedoch ihre Position zu stabilisieren.


    "Bildet eine Kette und helft den Kameraden einen Parameter um die Curia zu schaffen. Zieht jeden Zivilisten aus dem Verkehr, der ernsthafte Anstalten macht durchzubrechen. Senatoren ausgenommen. Ich nehm an, dass Verstärkung hier in ein paar Minuten auftauchen wird. Auf gehts."


    Noch immer dabei sich einen Überblick zu verschaffen wandet er sich den Senatoren zu. Der Optio entschloss sich, ohne groß die Rangfolge der Anwesenden auszumachen, beim Curator Rei Publicae Meldung zu machen, der sich vor der Curia aufgebaut hatte.


    "Ave Curator. Optio Marcus Octavius Maro Cohors XII · Centuria III der Cohortes Urbanae. Wir wurden hierher befohlen. Es werden in Kürze zweifellos noch andere Einheiten eintreffen und die Situation unter Kontrolle bringen. Wir sind auf alles vorbereitet."

    "Wie gesagt. eure Verstärkung ist mehr als willkommen. Alle auszublden, die wir neu bräuchten würde glatt über unsere Kräfte gehen. Ich hoffe ihr findet euch noch in der Stadt zurecht. Wenn du mich fragst ist das Pflaster durchaus rauher geworden, auch für uns Urbaner. Ich muss dir da einiges erzählen, sag ich dir.Aber jetzt kommt erstmal an und esst erst mal was ordentliches. Müsst euch erstmal wieder an das gute römische Futter gewöhnen."


    Maro dachte kurz nach.


    "Warum treffen wir uns nicht nach Dienstschluss in der Casa Octavia. Da können wir ungestört reden."


    Sim-Off:

    Hatte voll nicht gesehen, dass du geantwortet hast.

    "Ich nehme es an, Scaeva, aber das genau werden wir jetzt rausfinden. Kommst du mit? Wir werden einiges zu erfragen haben."


    Der Optio sah sich noch kurz im Zimmer um. Die Kampfspuren waren unverkennbar. Aber er mutmaßte nicht weiter herum. Es gab eine Menge Möglichkeiten, was sich abgespielt haben konnte. Dann ging er wieder raus zu dem Sklaven, der sie hier her geführt hatte und ließ sich von dem zu den restlichen Bediensteten des Anwesens führen.


    Dort angekommen stellte er sich der versammelten Mannschaft vor. "Ich bin Optio Marcus Octavius Maro von den Cohortes Urbanae aus Rom und werde euch jetzt zum Tod Eures Herrn befragen. Es ist Eure Pflicht dabei die Wahrheit zu sagen und nichts zu verschweigen. Dabei habt ihr nichts zu befürchten, wenn ihr nicht in die Sache selbst verwickelt seid. Was mit euch darüber hinaus geschieht wird man sehen, aber zuerst ist für uns wichtig zu erfahren was hier genau passiert ist."


    Er sah zu, dass sie in einem Raum blieben und ihnen so ständig zur Befragung zur Verfügung stehen würden.


    "Du."


    Er deutete auf den Sklaven, der sie hergebracht hatte und nahm ihn wieder mit nach draußen.


    "Fang an und berichte. Deinen Namen, was du über deinen Herrn weißt und was hier passiert ist, schön langsam, volllständig und der Reihe nach."