Beiträge von Marcus Octavius Maro

    Als der Herold nun Maro aufrief, stahl sich ein Hauch freudiger Überraschung in sein von der ganzen Zeremonie sehr gedrücktes Gemüt. Trauerveranstaltungen waren seine Sache nicht.


    Sie zwangen ihn dazu über die Folgen seiner Aufgaben und seiner Entscheidugen zu reflektieren. Konfroniert mit sterblichen Überresten und Opferzeremonien wurde auch der stoischste Geist aus der ruhenden Bahn geworfen. Gleichwohl fand er die Würde, die die Anwesenheit des Imperators der ganzen angelegenheit verlieh, seltsam tröstlich.


    Es war ein seltsames Zusammenspiel. Die einen wurden zu Grabe getragen, die anderen wurden ruhmvoll geehrt und es kam Maro so vor, als wäre es das Produkt reinen Zufalls, das Resultat der unwägbaren Fingerzeige einer wankelmütigen Gottheit. Daher war Maro sehr angetan von den religiösen Zeremonien, die da vor ihnen vollführt wurden. Besänftigte Götter würden sie die Menschen vielleicht wenigstens in Ruhe lassen.


    Und andererseits würde Maro das hier nicht vermasseln. Festen Schrittes trat er vor den Imperator und grüßte diesen vorschriftsmäßig.


    "Ave, Imperator!"


    Er konnte sich keine höhere Ehre vorstellen, als vom Herren des Erdkreises persönlich ausgezeichnet zu werden. Mit all seiner seiner Macht war der Augustus eine lebende Gottheit und in Gegenwart dieser Macht wurde es Maro ganz schwindelig.

    Optio Maro hatte gerade ein paar Tirones erklärt, wie die Wache funktionierte - an sich kein Hexenwerk - als wieder einmal ein möglicher neuer Rekrut an der Porta auftauchte. Prima. Die Reihen der Urbaner füllten sich nach dem Sklavenaufstand langsamer als erhofft. Auf einmal war es den Leutchen in der Stadt klar geworden, dass auch der Posten der Urbaner durchaus gefährlich sein konnte und das hielt sie ab.


    Nicht so den neuen da. Maro drängte sich an der Wache vorbei und sprach den Quintilier an:


    "Da bist du hier genau richtig, Quintilius. Ich bin Marcus Optio Octavius Maro. Dann mal rein mit dir, wenn du es dir nicht anders überlegt hast. Wir gehen jetzt zum Officium Conducendi. Da fängt dein Prozedere an. Auf gehts."


    In, wie Maro hoffte, aufmunternder Art und Weise, winkte er den Rekruten herein.

    Optio Maro schickte so schnell wie möglich auch einen Burschen mit dem vom Tribun geforderten Vorschlag zur Reorganisation der Ausbildung der Tirones.


    "Das hier muss zum Tribun Crispus. Jetzt."



    MEMORANDUM
    - Änderungen im Ablauf der Grundausbildung der Tirones -
    - I. Entwurf -


    Ziel: Möglichst umfassende Vorbereitung auf möglichst viele Situationen, die Milites bei den Chohrtes Urbanae zu erwarten haben.


    Vorschlag: Bisherigen Ablauf um Einheiten zum Häuserkampf, zum Fernkampf mit der Schleuder und um Formationsübungen in Kleingruppen ergänzen.


    Geänderter Ablauf:
    I. Einführung


    II. Grundlagen des Exerzierens
    A) Haltung
    B) Marschieren


    III. Waffenübungen
    A) Theorie
    B) Gladius und Hasta (allein und in Kleingruppen)
    C) Schleuder
    Empfehlung: Verwendung des Schleudermodells "Funda"; Grund: Platzersparnis
    Empfehlung: Schleuderschießübungen auf dem Exerzierplatz auf verschiedene Entfernungen auf Standard-Hasta-Ziele.
    Begründung der Änderung:
    + Bisher fehlende Möglichkeiten zur Ergreifung von Gegenmaßnahmen gegen Feinde in Entfernungen weiter als Pilum-Wurfweite.
    + Verbesserung der Kampfeffektivität im urbanen Kampfbereich.


    IV. Formationen
    A) Theorie
    B) Grundlegende Formationen (in Kleingruppen und mit der ganzen Einheit)
    C) Formationenwechsel


    V. Häuserkampf
    Angriff und Verteidigung einer Insula.
    (Geeignete, leerstehende Insula sollte ohne größere Probleme aufzutreiben sein.)
    Empfehlung: Häuserkampfübungen zusätzlich in den regelmäßigen Exerzierkanon der aktiven Milites aufnehmen.
    + Begründung der Änderung: Häuserkampf ist in einer Stadt ein wahrscheinliches Scenario, auf welches Standardkampftaktiken und Techniken, wie sie bisher eingeübt wurden, nur unzureichend vorbereiten.


    VI. Schwimmen
    Im Tiber



    Gezeichnet


    Marcus Octavius Maro
    Optio
    Centurio ad Interim
    Cohors XII · Centuria III


    "Ja ja Cerretanus. Zwar keine vollständige Liste aber immerhin."


    Er wandte sich wieder dem ganzen Haufen zu. Er konnte das Chaos schon kommen sehen. Der Optio würde es langsam angehen lassen.


    "Und ein paar dieser Kunststückchen probieren wir jetzt aus. Fangen wir mit den absoluten Grundlagen nochmal an: Linke Hälfte. Auf die Knie! Schilde vor sich aufgestellt! Die rechte Hälfte stellt ihre Scuta schräg auf die der vorderen. Hastae durch die Spalten! Ausführen, und zwar ein bisschen zügig!"

    Maro fand die Idee mit der Spezialeinheit gar nicht schlecht. aber das war nicht an ihm zu entscheiden.
    Außerdem hatte er sich was die Ausbildung in kleineren Gruppen offenbar missverständlich ausgedrückt.


    "Vielen Dank, Tribun. Und natürlich trainieren Rekruten auch zwangsläufig in Klein- und Kleinstgruppen. Jedoch liegt keine ausgewachsene Doktrin dafür vor. Eine Ausbildung an Fernwaffen findet bis auf den Pilumwurf gegenwärtig in der Tat nicht statt."


    Gerade weil ihnen sonst nicht viel an Fernkampf zur Verfügung stand, achtete Maro bei der Ausbildung stets genau darauf, dass der Wurf des Pilums vorschriftsmäßig beherrscht wurde.


    "Jedenfalls werde ich dir den befohlenen Plan schnellstmöglich übermitteln."


    Während er noch auf die formelle Entlassung durch den Tribun wartete hatte, war er im Geiste schon dabei das Ausbildungsregiment gründlich durchzulüften.

    Maro hatte dem Tribun seine Einschätzungen gegeben. Es war nun an jenem etwas zu ändern oder nicht. Was die Ausbildung der Rekruten anging jedoch, konnte Maro mit konkreten Vorschlägen aufwarten:


    "Nun, ich würde sagen, es müsste ein gutes Stück Flexibilität eingebracht werden. Training der Bewegung in kleineren Gruppen. Den Exerzierplatz in Centurienstärke hoch und wieder runter marschieren ist wichtig zur Einübung der Grundlagen, wird aber im Straßenkampf selten verlangt.


    Einübung eines gewissen Grades an Selbstständigkeit für den Fall, dass man sich abgeschnitten im kompletten Chaos und ohne Befehle in der Subura wiederfindet.Daüber hinaus wenigstens grundlegende Übung an Fernwaffen, wie dem Bogen oder der Schleuder. Die Dächer haben uns mit den meisten Ärger bereitet, wie ich ja schon gesagt hatte. Ich sehe nicht, warum in sochen Fällen der Miles nicht standardmäßig eine Schleuder mitnehmen sollte. Nimmt nicht viel Platz weg, es ist kein Hexenwerk die zu bedienen und würde die Feindbekämpfungskapazitäten des Miles vervollkommnen.


    Außerdem wäre eine Einheit für Häuserkampf innen wie außen von größtem Wert. Das kann auf dem Exerzierplatz einfach nicht nachgestellt werden."


    Sim-Off:

    Wohl kaum historisch, scheinen mir aber logische Konsequenzen :)

    Maro nickte und zog das die vorbereitete Wachstafel auf der er seine Ideen notiert hatte hervor.


    "Ja, wie ich bereits gesagt hatte, gibt es in verschiedenen Bereichen aus dem Sklavenaufstand eine Menge zu lernen.


    Zunächst einmal taktisch:


    Eine Truppe Milites ist einem konzentrierten Angriff von den Dächern der Häuser oder den Häusern selbst ohne Möglichkeit zur unmittelbaren Bekämpfung ausgeliefert. Um es mal in klarem Latein auszudrücken, Tribun: Wir saßen oft genug da wie ein Haufen Tauben auf dem Opferaltar. Während des Aufstandes wurden wir wiederholt von erhöhten Positionen mit Fernkampfwaffen beschossen und da standartmäßig keine Fernkampfeinheiten an Patrullien angeschlossen sind, bedeutet seine Bekämpfung von Feinden in erhöhten Positionen einen erheblichen Aufwand an Zeit und Material, der mit dem standartmäßigen Einsatz von Fernkampfeinheiten drastisch reduziert werden könnte. "


    Dieser Umstand war Maro schon in der ersten Phase des Aufstandes eingefallen, als sie plötzlich am Amphitheater unverhofft in der Scheiße gesessen hatten.


    "Außerdem war die Gliederung der Einheiten für den Kampf in den engen Gassen oft zu grobkörnig. Eine Centuria bildet in einer engen Gasse in der drei Leute Platz haben eine Tiefe von etwa 30 Reihen. Das ist eine Verschwendung von Kampfkraft. Der Einsatz von kleineren und flexibleren Einheiten würde wahrscheinlich für schnellere Resultate vor allem bei der Verfolgung sorgen. Außerdem ist eine große Einheit ein leichteres Ziel für besagte Feindeinwirkung von den Dächern.Hinzu kommt, dass die Verteidigungsinfrastruktur in der Stadt selbst nicht für solche Situationen optimiert ist. Du erinnerst dich, dass wir einen provisorischen Stützpunkt im Haus meines Onkels errichten mussten? Einige kleine befestigte Posten in der Stadt verteilt wären zur Kontrolle des Gebietes und bei Zeiten als provisorischer Stützpunkt und Kommandoposten ein effektives Mittel. Auch um die Ausbreitung eines solchen Aufstandes zu behindern."


    Das waren die Punkte, die Maro seit dem Aufstand am meisten beschäftigt hatten.


    "Als jemand, der sich vor allem mit der Ausbildung der Rekruten beschäftigt, kann ich sagen, dass unser Programm nicht besonders auf den Häuserkampf und die Situation in der Stadt ausgerichtet ist. Wenn eine Kampfsituation einmal erreicht ist greift die Kampfausbildung wie sie soll und auch die Disziplin funktoniert, aber im Ganzenlehnt sich die Ausbildung doch an die bei den Legionen an, deren Auftrag doch erheblich andere Umstände umfasst, als unsere, Tribun. es müsste eine ganze Latte Umstellungen an den Übungen vorgenommen werden um optimale Resultate im Häuserkampf und bei den Bewegungen in der Stadt zu erhalten."


    Das war schon mal die grobe Gliederung und Maro wollte zunächst sehen, wie der Tribun die Vorschläge im Grundsatz auffasste. Ins detail gehen konnten sie immer noch.

    "Jawohl Tribun."


    Sim-Off:

    Nach meiner Wahrnehmung hatte der Praetorianer schon eine Kopie aus Maros Officium mitgenommen...



    "Eine Sache noch, Tribun, wenn es dir nichts ausmacht. Nach dem Ende des Aufstandes habe ich begonnen, die Ereignisse für äh... vorläufig...meine... Centuria genauer zu evaluieren. Vor allem im Bezug auf unsere Kampftaktiken und die Ausbildung, die besser auf die Situationen hier in der Stadt abgestimmt werden könnten. Meiner Meinung nach. Willst du die Ergebnisse und Vorschläge hören?"


    Maro hoffte, der Tribun würde die Perspektive eines einfacheren Soldaten zu schätzen wissen. Wenn man vornehmlich damit beschäftigt war, die strategischen Ziele im Auge zu behalten, entging den höheren Tieren wahrscheinlich einiges, was Taktik und das Kämpfen an sich betraf. Außerdem brauchte Maro die Erlaubnis um entsprechende Korrekturen im Verlauf der Ausbildung vornehmen zu können. Das Reglement konnte er nicht einfach so über Bord werfen.

    Naja. Maro fragte sich sarkastisch, ob in der Zeit, in der er seinem neuen Vorgesetzten die Bank warm hielt, wenigstens den entsprechenden Sold verlangen konnte. Ha. Natürlich nicht. Das hier war das Militär.
    Wenigstens wusste Maro bald, wie es in seiner Einheit weitergehen würde. Mal sehe, wer ihm da so vor die Nase gesetzt würde. Die Cohortes hatten, was ihre Sollstärke anging, mächtig Schlagseite. Daher würde wahrscheinlich irgendeine alte Tranfunzel von irgendeiner Legion im Nirgendwo, der sich beim Barbaren-Zerteilen hervorgetan hatte, nach Rom geschafft werden.


    Ein nicht geringes Maß an Frustration war in Maro hoch gestiegen. Er hatte zwar in den letzten Wochen versucht, sich keine Hoffnungen auf einen Querbusch auf dem Helm zu machen und sich in mentaler Selbstdisziplin geübt. Außerdem war er noch nicht wirklich in dem Alter, das für die nächste Rangstufe vorgesehen war. Von daher war es nicht verwunderlich, dass er zurück gestellt werden sollte. Ihm schwante, dass er noch viel mehr an seinen Netzwerken arbeiten musste, wenn er vorankommen wollte. Trotzdem: War es nicht seine Einheit unter seinem Befehl gewesen, der als erster Schritte unternommen hatte, diesem unsäglichen Aufstand Herr zu werden, als die Granden der Urbani und Praetoriani noch in der Badewanne gesessen hatten? Stattdessen hatte er sich hier für die Penner von den Prätorianern, denen Vorzeichen des Aufstandes mindestens genauso durch die Lappen gegangen waren, wie den Urbanern zu rechtfertigen und jemand wollte ihm deswegen am Zeug flicken. Tja, so war das Leben.



    Das alles sagte er natürlich nicht. Das wäre völlig unprofessionell und undenkbar. Jammerlappen bekamen gar nichts hier.


    Auch auf den Gemeinplatz des Tribuns, dass sie die Augen offen halten mussten, nickte Maro lediglich zustimmend.


    Stattdessen ging er direkt auf die Bemerkung des Tribuns hinsichtlich der Soldaten, die sich hervorgetan hätten ein.


    "Hier ist zunächst Furius Cerretanus zu erwähnen, Tribun. Obwohl er noch nicht mit seiner Ausbildung fertig war, hat er seinen Mann gestanden und wenn du dich erinnern willst hat er es auch während des allgemeinen Chaoses fertig gebracht, die restlichen Truppen von dem Vorfall zu unterrichten und sich dann wieder der kämpfenden Truppe anzuschließen. Im Übrigen Helvetius Scaeva, der mich bei der Führung der Einheit unterstützt hat und herausragend gekämpft hatte."


    Während des Aufstandes hatte Maro Scaevas Interventionen als lästerliche Insubordination abgetan, doch rückblickend musste er erkennen, das Scaevas Impulse dafür gesorgt hatte, dass Maro selbst über die schlimme Lage reflektieren musste und daher war er Scaeva durchaus dankbar.


    "Erwähnenswert sind auch diejenigen, die sich in der Hitze des Gefechtes um die Verwundeten auf dem Schlachtfeld direkt gekümmert haben. Allerdings habe ich deren Namen nicht vollständig präsent, werde dir aber, wenn es dir gefällt eine Liste zukommen lassen, Tribun. Aber eigentlich sind alle Milites in dieser wahnsinnigen und todesgefährlichen Situation über sich hinaus gewachsen und haben sich auch unter ärgester Bedrängnis vorbildlich gehalten, Tribun."

    Maro überlegte, ob ihm im Vorfeld des Aufstandes in der Stadt irgendetwas aufgefallen war, dass einen Hinweis darauf hätte geben können, dass sich ein Vorfall dieser größenordnung hätte ereignen können.
    Aber dem war nicht so. Sie alle waren vollkommen überrascht gewesen, als die ädilischen Spiele völlig aus dem Ruder liefen und sich regelrechte Straßenschlachten entwickelt hatten.


    "Nein Tribun. Keine sonstigen Hinweise, jedenfalls in meinem Zuständigkeitsberreich. Es handelt sich da um Vorgänge, die sich vor ein paar Monaten hier noch niemand hätte im Traum vorstellen können. Außerdem war ich immer der Meinung, dass solche Dinge wir Aufstandsprävention und solche Staatsschutzdinge von unseren Feunden von der prätorianischen Garde bearbeitet werden. Koordinierte Aufstände dieser Größenordnung und Qualität vorauszuahnen und zu verhindern geht über unseren Zuständigkeitsbereich und Fokus weit hinaus."

    Gut. Anscheinend war Tribun nicht besonders auf der Seite des Prätorianers stand. DAs war nicht selbstverständlich. Einer, der nur seine Karriere im Auge hätte, würde es sich vielleicht zweimal überlegen, ob er der Garde in die Quere kam. aber der Tribun hatte anscheinend Rückgrat und keine angst vor der Garde. Sehr gut.


    "Was unsere Aufmerksamkeit auf den Fall gelenkt hat? Nun, der übliche Dienstweg. Wir wurden benachrichtigt, dass dort ein Vorfall vorgekommen war und dass wir uns das mal ansehen sollten. Reine Routine, Tribun."


    Die Urbaner nahmen die Fälle, die gerade aufliefen. Was weit weniger waren, als wirklich jeden Tag passierten, da war sich Maro sicher. Meistens kümmerte der Selbstregelungsmechanismus der Subura darum. Die Leute verschafften sich gern selbst gerechtigkeit, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten. Der Rest blieb verängstigt sitzen. Verhältnismäßig wenige hatten den Mut zu den Urbanern zu kommen, wusste der Optio. Das hätte oft schlechte Konsequenzen für die betreffenden hinten raus. Maro seufzte.


    Und natürlich wurden die Fälle mit größter Kraft angegangen, an denen gewisse Leute ein besonderes Interesse hegten. Das war ganz natürlich.

    Das war in der Tat eine treffende Beobachtung.


    "Im Grunde ja, Tribun.
    Und nach dem Aufstand befand sich ja die Verdächtige bereits in Gewahrsam.


    Mein Vorgehen wäre dann gewesen, bei Abschluss der Verfahren gegen Varia zu empfehlen, die urbanischen Ermittlungen zu beenden und sodann einen zusammenfassenden Bericht zu verfassen. Der Centurio der Prätorianer wünschte jedoch explizit einen Abschlussbericht. Auf der Stelle. Den hast du vorliegen, Tribun."

    Tja wie wäre es weitergegangen?


    "Der logische Schritt im Verlauf der Ermittlungen wäre zweifellos gewesen, dem Hinweis auf die Helvetier nachzugehen, Tribun. Die Helvetier umpflügen und ausleuchten."


    Allein bei dem Gedanken eine derart ehernwerte Familie diesen Unannehmlichkeiten aussetzen zu müssen, wurde es Maro ganz anders. Solche Leute mochen es nicht, wenn man ihren Angelegenheiten ehrum fummelte. Schon angesichts des Punktes, den Maro nachfolgend erläuterte:


    "Jedoch: Selbst, wenn sie den Namen der Sklavin herausgefunden hätten, wäre es nahezu unmöglich gewesen, sie in der Stadt ausfindig zu machen, wenn sie sich versteckt hielte. Dazu hätte es Legionen gebraucht. Das namelose Treibgut der Subura und der anderen armen Viertel, ist ein riesiger Misthaufen, aus dem die Cohortes einzelne Fliegen zu identifizieren haben. Eine herkuleische Aufgabe.


    Was die Motive angeht, Tribun, so kann ich dir folgendes berichten: Nach meiner Auffassung tut man als Ermittler gut daran nicht eher das Motiv zu betrachten, als man sämtliche augenfällige Tatsachen ausführlich durchleuchtet hat.
    Den genauen Antrieb kennt nur ein Täter. Nur ein Ermittler mit augurischen Fähigkeiten könnte zuverlässig wissen, was das Motiv einer Tat gewesen sein mag. Ein normaler Ermittler würde sich in Spekulationen verlieren, die ihm die klare Sicht vernebeln. Kurz: Für aufwändige Überlegungen zum Motiv war es zu früh. Aber es konnte natürlich jeder sehen, dass anscheinend starke Emotionen im Spiel waren. Jede Annahme darüber hinaus, wäre im Grunde Wahrsagerei gewesen."

    Der Tribun ließ sich nicht viel anmerken. aber dass er Maro nicht mit einer Tirade und einem herzhaftenTritt ans Knie empfangen hatte, machte dem Optio gewichtige Hoffnungen, dass sich die Sache irgendwie zum Guten wenden könnte.


    "Miles Scaeva und ich wurden lediglich zu diesem Fall gerufen. Ob darüber hinaus Mehrfachmorde mit Sigelringen im Hals verübt wurden, kann ich nicht sagen. Die Tat als solche sticht aber auch nicht besonders heraus. Wir könnten heute abend genauso gut einen ähnlichen Fall da unten vorfinden."


    Die anständigen Bürger der Stadt würden demjenigen, der es vollbrachte die Subura auszuräuchern ein Denkmal aus purem Gold am Forum errichten, dachte Maro. Eine sofortige Vergöttlichung wär sicher auch drin.

    Das ging ja zügig heute. Normalerweise würde ein Optio durchaus etwas länger warten, bevor er zu den höheren Tieren vorgelassen wurde, aber der Tribun Crispus hatte offenbar auch ein Interesse daran, ihn zu sehen. Und Maro gedachte nicht, diesen in dieser Hinsicht zu enttäuschen.
    Vorschriftsmäßig grüßend und Haltung annehmend antwortete er:


    "Salve Tribun. Darum und um die nachfolgenden Kämpfe in der Stadt. Aber der Reihe nach, wenn es dir gefällt. Hier ist also der Abschlussbericht, den der Centurio der Prätorianer von mir verlangt hat."


    Der Optio überreichte dem Tribun die Tafel der Ausführung, die er für die Archive der Urbaner angefertigt hatte.



    Abschlussbericht


    Res:
    Dreifachmord in der Subura


    Geschädigte:
    Mamercus Tuscenius Tutor, Bäcker; Volusus Cincius Vespillo, Fleischer; Numerius Foslius Voranus
    Römische Bürger


    Tatort:
    Subura


    Augenschein des Tatorts:
    Ermordung benannter Geschädigter durch verschiedene grobe Gewalteinwirkungen mit einem scharfen Gegenstand. Geschädigten wurde der jeweilige Siegelring in den Hals gesteckt.


    Zeugenaussage:
    Helena, Anwohnerin
    Beschreibt Mörderin, als "Tochter des Mars". Jene sei etwa 1,70m groß gewesen, athletisch und durchtrainiert, 20 bis 24 Jahre mit dunkelbraunem Haar, harmonischem Gesicht und braunen Augen. Trägt ein Mal eines Widders mit geschwungenen Hörnern (wahrscheinlich Siegel der Helvetier)


    Vorläufiges Ermittlungsergebnis:
    Verdächtige wahrscheinlich eine Sklavin der Gens Helvetia.


    Nota:
    a) Ermittlung im Wege eines persönlichen Befehls von Centurio (________) der Prätorianergarde vorzeitig abgebrochen.


    b) Verdächtige befindet sich in Gewahrsam der prätorianischen Garde



    Gezeichnet


    Marcus Octavius Maro
    Ermittelnder Optio


    "Es scheint ja, dass sich die ganze Sache von selbst aufgeklärt hat. Der Centurio, dessen Name mir leider immer noch unbekannt ist, war jedenfalls der Meinung, dass die Morde in irgendeiner Form darauf hätten hinweisen müssen, dass die Täterin einen größeren Aufstand in der Stadt plante. Dies kann ich aber keinesfalls bestätigen. Ich muss dir nicht extra erklären, Tribun, dass gerade der Bezirk Subura ein krimineller, widerwärtiger Müllhaufen ist. Morde passieren dort fast jeden Tag, auch solche, die von hasserfüllten weggerannten Sklaven begangen werden. Keiner hätte zu dem Zeitpunkt wissen können, dass sich daraus ein derart monumentaler Aufstand entwickel würde."


    Maro hoffte, der Tribun sähe das genau so.

    Während einer freien Stunde war Maro mal wieder in seinem Officium. Das war neuerdings weniger gemütlich als sonst, da es schließlich jede Minute passieren konnte, dass der seltsame Prätorianer-Centurio in der Tür stand um den Optio ohne viel Aufhebens einbuchtete, egal wie fadenscheinig eventuelle Vorwürfe sein mochten. Die Haustiere des Kaisers konnten da sehr unbürokratisch sein, wusste Maro. Bisher war jedoch dankenswerterweise nichts passiert.


    Um sich abzulenken dachte er über die Kämpfe während des Aufstandes nach und begann an etwas zu arbeiten, das ihm schon seit geraumer Zeit im Kopf herum spukte. Ein Memorandum über die spezifischen, die die Kampftruppen während des Aufstandes zu bewältigen hatten und was man dagegen tun konnte.


    Schnell hatte er das Wichtigste zusammen und machte sich in Ermangelung eines Centurios als Vorgesetzten umgehend auf zum Officium des Tribuns Crispus.


    Die Tatsache, dass seiner Centuria gegenwärtig ein regulärer Befehlshaber fehlte war ohnedies ein spannender Umstand für Maro. Vielleicht hatte er ja sogar Glück und er bekam die Stelle. Obwohl dies mit dem Auftauchen dieses ollen Prätorianers und der Aussicht auf eventuelle Untersuchungen und solche Sachen durchaus unwahrscheinlich geworden war. Naja. Man würde sehen.