Beiträge von Galeo Sergius Plautus

    Plautus talpte gerade über das Forum, die Papyrusrollen für die Einladung zur Versammlung der Germanitas Quadrivii unter dem Arm, als er gewahr wurde, dass in diesen Augenblicken die Vereidigung der Magistrate des Cursus Honorum vorgenommen wurde. Er drängelte sich nach vorne und wedelte mit seinen Papyrusrollen.


    Als der Praetor Urbanus vereidigt wurde, brüllte er: "He, Leute, was ist das denn für ein erbärmlicher Jubel? Los, lauter! Noch lauter! So einen Praetor Urbanus wie Annaeus Modestus bekommt Ihr nicht alle Tage, das ist doch einer von denen, die den Veskularischen Fettkloß kompostiert haben! Los, hüpft höher!"


    Er begann, mit seinen Papyrusrollen zu dirigieren: "Noch höher!"


    T. Helvetius Varus.
    Sedes Administrationis Italiae


    G. Sergius Plautus T. Helvetio Varo salutem dicit


    Mit diesem Schreiben übersende ich Dir den Bericht von unserer gemeinsam durchgeführten Inspektion der Aqua Appia. Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du den Text überprüfen würdest und falls von Dir keine Änderungen gewünscht werden, mir den Bericht unterschrieben zurücksenden würdest.


    Möge Dir die Gunst der Götter gewiss sein.


    G. Sergius Plautus


    G. Sergius Plautus, Praefectura Urbis




    RENUNTIATIO
    INSPECTIO AQUAE APPIAE


    Untersucht wurde die Strecke außerhalb der Stadtmauer, insgesamt 9 Meilen und 340 Passus vom Caput Aquae bis zur Porta Caelimontana. Die Leitung verläuft hier ausschließlich unterirdisch.


    Die Inspektion wurde durchgeführt vom Aquarius Romae, G. Sergius Plautus, zusammen mit dem Aquarius Italiae, T. Helvetius Varus.


    Die Strecke ist seit der letzten Reparatur unter Kaiser Augustus in Baulose von je einer Meile unterteilt, die wiederum in acht Abschnitte von einem Stadium (125 passus) aufgeteilt sind und mit den Buchstaben A bis H bezeichnet werden. Oberirdisch ist ein Schutzstreifen von 15 Fuß Breite ausgewiesen und mit Grenzsteinen vermarkt.


    Feststellungen:


    I.
    Kleinere Beeinträchtigungen (im Rahmen der regulären Wartung durch die Administratio Italiae zu beheben).


    CAPUT AQUAE:
    Im Absetzbecken der Brunnenstube hat sich 1/4 Fuß hoch Schlamm abgelagert, der entfernt werden muss.


    MEILE I, ABSCHN. F:
    Aus dem Dach der Schutzhütte über dem Kontrollschacht sind Ziegel entfernt worden, die ersetzt werden müssen. Es konnten keine Hinweise auf den oder die Täter gesichert werden. Die Hütte ist etwa 150 passus von der Stelle entfernt, an der die Leitung die Via Praenestina unterfährt.


    MEILE III, ABSCHN. G:
    Im Kanal liegen Steinbrocken, die sich aus der Decke des Tunnels gelöst haben. Der Abfluss ist kaum behindert. Das Gestein an dieser Stelle ist lockerer Tuff, sodass überlegt werden sollte, ob hier eine Untermauerung notwendig wird. Übergangsweise kann der Kanal mit Steinplatten oder Brettern abgedeckt werden.


    MEILE VIIII, ABSCHN. E:
    An der Stelle AD SPEM VETEREM, kurz bevor die Leitung die Substructio von Marcia, Tepula und Iulia und den Anio Vetus unterfährt.
    Der Tunnel knickt hier in westliche Richtung ab. An dem Knick haben sich dicke Kalksinterablagerungen gebildet, die zu einem Rückstau führen und entfernt werden müssen.


    II.
    Gravierende Schäden und Beeinträchtigungen.


    MEILE II, ABSCHN. A:
    Auf dem Anwesen FUNDUS TREBATIACUS wurden auf einer Strecke von 400 passus alle Grenzsteine entfernt. Der Schutzstreifen und der Eingang zum Kontrollschacht sind mit einem Badehaus überbaut worden. Der Besitzer, C. Alfenius Aviola, der das Anwesen erst kürzlich erworben hat, verwehrte uns den Zugang zum Gebäude, den wir uns dann mit der Hilfe des Beneficiarius von der nahegelegenen Station AD NONAM LAPIDEM verschafften. Im Inneren des Gebäudes stellten wir fest, dass die Abwässer des Badehauses in den Kontrollschacht abgeschlagen werden und dass die Grenzsteine des Schutzstreifens in den Mauern verbaut waren.
    Das Badehaus ist abzureißen, die Schutzhütte über dem Eingang zum Kontrollschacht ist wiederherzustellen, der Schutzstreifen ist neu zu vermessen und mit Steinen zu vermarken.


    MEILE VII, ABSCHN. E:
    Auf dem FUNDUS EGILIACUS, etwa 900 passus südlich der Via Praenestina wurde uns der Zutritt zum Anwesen zunächst vermittels freigelassener Stiere erschwert. Der Besitzer, P. Egilius Saxula, hatte die Grenzsteine entfernt, weil sie ihn beim Pflügen störten.
    Der Schutzstreifen ist neu zu vermessen und mit Steinen zu vermarken. Die Bewirtschaftung ist auf Weidenutzung umzustellen.


    G. Sergius Plautus


    G. Sergius Plautus



    T. Helvetius Varus.

    "Das mit dem Bereuen verschieb ich besser mal auf später", bemerkte Plautus und schob ein breites Lächeln nach.


    "Das Opfer für Mercurius bring ich über die Bühne, weil ich ja damals Mercurius eh versprochen habe, wiederzukommen. Bei der Wahl des Kultvereins, hm, geben bei mir die Lares Compitales den Ausschlag. Ihr Wirken kommt ja allen Römern zugute, zumindest denen, die unterwegs sind. Also die Germanitas Quadrivii."


    "Es ist sehr entgegenkommend von Dir, dass Du mir für das Tirocinium eine pragmatische und anpassungsfähige Lösung vorschlägst. Ich werde deshalb so bald als möglich mit dem Curator Aquarum darüber sprechen. Ich habe ihm ohnedies demnächst einen Bericht abzuliefern."

    Plautus schluckte. Ein Haufen Zeugs. Aber ehrlicherweise musste er sich eingestehen, dass der CH ja anfänglich seine eigene Idee gewesen war. Der Annaeer hatte ihn zwar zeitweise auf andere Ideen gebracht, aber ...


    "Ja, gut, dann gehen wir mal die Punkte durch, die Du genannt hast. Studium? Ich denke, das ist machbar, vielleicht nicht gleich und noch heute nachmittag, aber in überschaubarem Zeitraum, ja. Kann ich eventuell auch nebenher machen."


    Allmählich begriff Plautus, dass seine Entscheidung begann, merklich in sein gewohntes Leben einzugreifen.


    "Nun, mit der Pietas war es bisher nicht sonderlich viel. Kürzlich wollte ich dem Mercurius ein Opfer darbringen. Ist aber an einem plichtvergessenen Aedituus gescheitert. Der Widder ist nicht traurig drüber, er genießt die Tage, die er noch hat, bis ich einen neuen Versuch angehe. Aber ernsthaft, welchen Kultverein würdest Du mir empfehlen?"


    "Nächster Punkt: Betriebe. Eigentlich bräuchte ich meine Betriebe nur auf die Produktion landwirtschaftlicher Güter umzustellen. Das wäre machbar. Irgendwoher muss ja auch das Geld kommen, das ich verbrauche."


    "Dann wäre noch das Tirocinium, dem ich sicherlich meine ganze Zeit und Kraft widmen sollte. Das würde für mich allerdings bedeuten, dass ich meine bisherige Tätigkeit als Aquarius an den Nagel hängen müsste. Eine ziemlich einschneidende Sache, abgesehen davon, dass ich dort auch noch einige Kleinigkeiten erledigen muss."

    Plautus blickte den Annaeer etwas verwundert an.


    "Hab ich das jetzt richtig verstanden? Du hast mir zuerst geraten, Ritter zu werden. Zumindest hast Du mir klargemacht, welche Nachteile eine senatorische Karriere mit sich bringt und welche Vorteile sich aus einer ritterlichen Karriere ergeben. Daraufhin habe ich, unter Einschätzung meiner finanziellen Möglichkeiten, mich dazu entschieden, die ritterliche Karriere einzuschlagen."


    "Nun aber hast Du die Sache wieder auf den Kopf gestellt. Wobei ich bei genauerem Hinhören die Bedingung 'Wenn Du wirklich den Cursus Honorum beschreiten willst' bemerken kann. Betonung auf 'wirklich'."


    "Sicher, ich habe anfänglich an nichts weiter gedacht, als eben an den Cursus Honorum. Ich hatte in meiner Naivität einfach meinen Curator Aquarum vor Augen. Wenn Du wissen willst, was ich da in meinem Kopf hatte, dann sag ich Dir, dass ich den Aquarum oder irgendein anderes Amt im Sinn hatte."


    "Jetzt bin ich aber doch neugierig geworden, weil Du ja angedeutet hast, einen Weg zu sehen, mit dem offenbar die Widerwärtigkeiten einer senatorischen Karriere abgemildert werden könnten. Mal abgesehen von diesem eventuellen und willkommenen Einebnungseffekt kann ich Dir sagen, dass ich mich auch mal gegen das Naheliegende entscheiden kann. Also machen wir den Cursus Honorum. Und ich mach das dann auch, Praetorius. Mit einer Ausnahme: eine Legion kommandieren."

    Kompliziert. Andererseits aber doch ganz klar. Wenn Plautus seine jetzige pekuniäre Lage als Kriterium für eine Entscheidung voranstellte, dann gab es nur einen Weg.


    "Wenn ich Dich richtig verstanden habe, Praetorius, dann muss man stinkreich sein, um den Cursus Honorum durchstehen zu können. Reich bin ich nicht. Also lass ich jetzt die Finger vom Cursus Honorum. Das Ding geht nicht."


    Ja sicher, er hatte sich schon manchmal gewünscht, in der oberen Liga mitreden zu können, wenn ihm das, was ihm seine Befugnisse gestatteten, zu eng vorkam. Aber nun trat ihm die eherne Regel des Imperiums klar vor die Augen: Nur, wenn man Kohle hatte, konnte man mitreden. Folglich war es erste Priorität, Kohle ranzuschaffen.


    "So gesehn hast Du schon recht, wenn Du mir nahelegst, meinen Weg über den Ordo Equester zu machen. Nicht, dass ich mich vor wüsten Angriffen fürchte, das kann ich auch selber. Aber mir ist klar, dass ich erst mal Geld in die Scheune einfahren muss. Als Mittel zum Zweck. Kann sein, dass ich darüber das Stadium eines Graukopfs erreiche, dennoch sehe ich diesen Weg als eine Art Etappe an. Dann wird man weiter sehen."

    Scheint unabhängig von einem Auftrag zu laufen. Bei zwei Kaufversuchen in der WiSim hatte ich die Fehlermeldung. Beim ersten Kauf kam nichts in meinem Lager an, beim zweiten landete das Erworbene in meinem Lager.
    Leider habe ich die Fehlermeldungen nicht dokumentiert.
    Plautus

    Kurz ließ Plautus seinen Blick im Tablinum kreisen. Der Annaeer hatte nichts ausgelassen, was seinen Stand und seinen Reichtum vorzeigte. Nun, wenn man's hat dann hat man's eben und das Vorzeigen ist eh nicht verboten.


    "Salve Praetorius Annaeus, danke für den Sitzplatz."


    Er setzte sich. "Ich komme aus Neapolis und bin nach Roma gegangen, weil Neaoplis zwar der schönste Platz der Welt ist, man aber dort dermaßen bestohlen wird, dass es nur so raucht. Ich versprach mir von Roma, dass ich mich hier ohne die lästigen Klauereien besser entfalten kann als dort. So konnte ich hier eine Anstellung als Aquarius finden und habe mir, Steinchen auf Steinchen, auch als Geschäftsmann eine einigermaßen tragfähige Basis zusammengebastelt."


    Die Beschreibung des Bisherigen war ja recht leicht gewesen, verglichen mit dem Blick in die Zukunft, nach der der Annaeer gerade gefragt hatte. Plautus kratzte sich stickum am Kopf.


    "Ich hatte mir überlegt, ob es nicht hilfreich wäre, mal in der Administratio Imperatoris zu arbeiten, rein erfahrungstechnisch betrachtet, aber die Stellen für Primicerii sind grade alle besetzt und der Lohn dort wäre für einen Aquarius doch eine Art Abstieg. Wenn ich aber in der Verwaltung höher hinaus will, dann bleibt nur der Cursus Honorum. Davor türmen sich jedoch ziemlich hohe Hürden und ich traue mir nicht zu, diese ohne Hilfe übersteigen zu können."


    Ohne Seilschaft war diese Kletterei eben nicht zu bewerkstelligen, wie auch immer man das betrachtete.

    Ein Bote brachte das folgende Schreiben in die Domus Annaea:



    Praetorius
    Kaeso Annaeus Modestus
    Domus Annaea - Mons Esquilinus - Roma



    G. Sergius Plautus Praetorio K. Annaeo Modesto salutem dicit.


    Wenngleich Du mir nicht persönlich bekannt bist, Praetorius Annaeus, so habe ich viel von Dir gehört. Es ist vor allem Deine damalige tätige Gegnerschaft zu dem Usurpator Vescularius Salinator, die mich beeindruckt hat.


    Um zur Sache zu kommen, ich bin auf der Suche nach einem Patron und es war ein Gespräch mit Deinem Klienten G. Fabius Valens in den Thermae Agrippae, das mir den Gedanken nahebrachte, mich an Dich zu wenden.


    Zu meiner Person: Ich komme aus Neapolis und bin nach Roma umgesiedelt, weil ich hier, hoffentlich, meine Fähigkeiten besser nutzen kann als dort. So konnte ich inzwischen in der Praefectura Urbis das Amt des Aquarius übernehmen.


    Es würde mich sehr freuen, wenn Du mir Gelegenheit gäbest, über mein Anliegen mit Dir zu sprechen.


    Mögen die Götter Dir wohl gesonnen sein.


    G Sergius Plautus


    Galeo Sergius Plautus
    Casa Sergia - Via Nomentana - Roma

    "Gemacht!", sagte Plautus und schlug ein. "Wir sollten mal gelegentlich weiter über Geschäftliches reden, aber erst mal muss ich noch raus aufs Land. Wird wohl eine staubige Angelegenheit. Gleich morgen früh geht's los. Jetzt muss ich noch mal schauen, ob meine Apparitores die Ausrüstung richtig zusammen gestellt haben. Ich melde mich, wenn ich zurück bin, Fabius. Bis dann, vale!"

    Nicht wenige Tage waren vergangen, als Plautus von der Inspektion der Aqua Appia in sein Officium zurückkehrte. Eigentlich hätte er sich gleich an den Inspektionsbericht setzen müssen, eigentlich. Bei dem Gedanken an diesen Bericht sträubte sich alles in ihm, denn am liebsten hätte er sich gleich und sofort an die Klebearbeit mit der Lex Quinctia gemacht.


    Da fiel ihm ein, dass seine Leute ja auch erst mal ihre eigenen Notizen aufarbeiten mussten. Und, nicht zu vergessen, auch die Männer des Aquarius Italiae. Erleichtert ob dieser fabelhaften Ausrede klaubte er seine Utensilien und die vermoderte Lex Quinctia aus dem Regal und begann mit dem Sortieren der Papyrusschnitzelchen. Zunächst ging's ja ganz leicht und locker voran.


    Wenn dergleichen von einem Sklaven getan wird, so soll dessen Herr dazu verurteilt werden, dem römischen Volk 100.000 Sesterzen zu zahlen.


    Wenn jetzt oder künftig ein Schutzstreifen um die Gerinne, Kanalleitungen, Bogenreihen, Bleirohre, Tonrohre, Verteilerbauwerke oder Brunnenbecken der öffentlichen Wasserleitungen, die zur Stadt Rom führen oder führen werden abgesteckt ist, so darf niemand nach dem Erlass dieses Gesetzes


    - an diesem Ort den Zutritt versperren, etwas erbauen, einzäunen, befestigen, aufstellen, lagern, hinstellen, den Boden pflügen oder etwas pflanzen,


    - noch darf er etwas an diesen Ort verbringen, außer dem, was von diesem Gesetz für Bauarbeiten und Reparaturen zugelassen und erforderlich ist.


    Wer gegen diese Regelungen verstößt, ...


    Er begann, nach den fehlenden Papyrusfetzen zu suchen, aber die schienen von der Zeit aufgefressen worden zu sein. Ehe er noch einen saftigen Fluch loslassen konnte, öffnete sich die Tür und seine Leute brachten die Tabulae mit ihren Notizen.


    Die Tabulae begannen sich auf Stühlen und Hockern zu stapeln und Plautus wiederholte leise einen Satz aus dem Gesetzestext: 'noch darf er etwas an diesen Ort verbringen, außer dem ...'


    Manchmal ist es doch verdammt ärgerlich, wenn Apparitores zu flott arbeiten.

    "Dann wünsche ich Dir viel Vergnügen, Fabius. Ich selber mag keine Wetten. Das liegt vielleicht daran, dass ich mit Messwerten umgehen muss, zum Beispiel, wenn wir das Gefälle von Wasserleitungen berechnen. Da sind keine Beliebigkeiten gefragt, sonst landen wir in der Culina des Hades."


    Was das Geschäft mit dem Ton anging, hob Plautus erst mal seine Augenbrauen, dann meinte er: "Das mit dem Ton sollte kein Problem sein. Ich werde Dir ein persönliches Angebot über dreihundert Pfund zum empfohlenen Preis bereitstellen. Wenn Du Ton brauchst, kannst Du's ja abgreifen. Was hältst Du davon?"

    Bevor er sich in die Thermen aufmachte, wollte er erst noch den ganzen schimmligen und staubigen Krempel wegräumen. Da fiel sein Blick auf ein Häufchen von Papyrusschnipseln, die er anfänglich beiseite geräumt hatte, weil nicht ganz klar war, ob sie noch zu dem Paragraphen gehörten, den er gerade zusammengesetzt hatte. Egal, sagte er sich, das kleben wir auch noch zusammen.


    Der Curator Aquarum soll oder, falls niemand Curator Aquarum ist, der Praetor Peregrinus soll von nun an mit Strafgeldern und Pfändungen dies alles erzwingen und durchsetzen.


    Diesem Curator oder, falls niemand Curator Aquarum ist, dem Praetor Peregrinus soll von nun an das Recht und die Macht zustehen, diesen Zwang durch Festsetzung von Strafgeldern und Pfändungen auszuüben.


    Ein Stündchen hatte das ja wohl doch noch gekostet. Aber jetzt, sagte er sich, ab in die Thermen zur Entstaubung.

    Plautus lächelte breit: "Na klar kannst Du da Wetten abschließen. Dieser Decrius Pandus betreibt gleich neben seinem Brettertheatrum ein Wettbüro unter dem Namen Phaenomenius Lumpus. Er ist damit stinkreich geworden."


    Das Thema Klientschaften wollte Plautus nun aber nicht mehr weiter breit treten. Er visierte einen Themenwechsel an.


    "Du hattest da vorhin von Geschäften gesprochen. Da wollte ich mich nicht drauf einlassen, weil ich noch im Stress herumhing. Nach der Massage bin ich da ein bißchen aufgeschlossener. Also Du machst Töpfe und ich steche Ton. Könnten wir da nicht ins Geschäft kommen?"

    Plautus reckte den Hals. "Ach, watt? In Mantua? Hätt ich nicht gedacht."


    Weil der Fabier ja eigentlich eine abgefahrene Bespaßung in Roma suchte, musste Plautus etwas nachdenken.


    "Ja, ich hab's, wenn Du in Roma was Exorbitantes suchst, dann versuch's mal mit dem Holztheatrum von Lucius Decrius Pandus. Da gibt's auch Spiele außerhalb der Spielzeit und wenn nicht, dann gibt's Glasfresser, Feuerspeier, Schwertschlucker, Schlangenbeschwörer inklusive Zimmerservice. Das Ding ist am Fuß des Aventin. Lohnt sich."


    Das Thema Klientschaft war nach der letzten Antwort des Fabiers für Plautus aber noch nicht abgeschlossen. Er wiegte den Kopf.


    "Nee, nee, da hast Du mich missverstanden. Ich hab gar keinen Bock drauf, mir einen alten Knackarsch als Patron zu nehmen. So einer kann ja mir nichts, Dir nichts wegsterben, eh man sich umgeguckt hat. Nein, ich meinte, so eine Tabelle wäre gut dafür, den strategisch richtigen Einhängepunkt zu finden, von dem aus man am geschicktesten weiter klettern kann. So eichhörnchenmäßig, verstehst Du?"

    Plautus hatte noch einen ganzen Tag in seinem Officium, bevor es rausging zur Inspektion der Aqua Appia. Er kramte das Holzkistchen mit den Papyrusschnitzeln sowie die leeren Tabulae und den Leim aus dem Regal.


    Nach ein paar Stunden, er hatte schon leimverklebte Finger, an denen sich Staub und Schimmel angesetzt hatten, war es soweit. Er hatte einen Artikel der alten Lex Quinctia aus vielen Fetzchen zusammengesetzt und der klebte jetzt auf der Tabula. Sorgfältig schrieb er ihn ab.


    Wer nach dem Erlass dieses Gesetzes die Gerinne, Kanalleitungen, Bogenreihen, Bleirohre, Tonrohre, Verteilerbauwerke oder Brunnenbecken der öffentlichen Wasserleitungen, die zur Stadt Rom führen bzw. führen werden, böswillig und vorsätzlich anzapft, unterbricht oder anbohren oder unterbrechen lässt oder beeinträchtigt,


    - so dass dadurch das Wasser von diesen oder anderen Wasserleitungen nicht mehr in die Stadt Rom gehen, fallen, fließen, dorthin gelangen oder hingeführt werden kann,


    - oder dass das Wasser die Stadt Rom und die jetzt und künftig mit ihr zusammenhängenden Ansiedlungen in geringerer Menge erreicht, so dass es nur unzureichend an die Besitzer von Gärten und Landgütern, sowie an Verteilerbauwerke und Zisternen geliefert werden kann,


    - der soll dazu verurteilt werden, dem römischen Volk ein Strafgeld von 100.000 Sesterzen zu zahlen,


    - darüber hinaus soll derjenige, der all dies vorsätzlich getan hat, dazu verurteilt werden, alles fachmännisch wieder herzustellen, zu reparieren oder aufzubauen, was er zerstört hat und abzureißen, was er hingebaut hat.


    Er betrachtete seine dreckigen Hände. Es war wohl klare Sache, jetzt gleich den Thermen einen Besuch abzustatten.