Am nächsten Tag nahmen sich Plautus und Nasica die Verdampfungsrückstände in den Bronzeschalen vor. Nichts. Nada. Sie glotzten wieder und wieder auf den weißlichen Belag, mit Tageslicht am Fenster, im Licht einer Öllampe. Trotzdem immer noch nichts. Plautus lehnte sich zurück.
"Das ist mir Alles viel zu dünn. Hören wir auf damit, bevor wir das Augenlicht verlieren. Leg's zu den Akten, Nasica."
Da erschien Pixodarus und berichtete, dass sich schon wieder Leute über das Wasser der Aqua Appia beklagt hätten. Diesmal andere Leute. Aber wieder das Gleiche. Plautus fragte, ob die Leute wenigstens beschrieben hätten, was denn jetzt tatsächlich schlechter sei als früher. Nein, meinte Pixodarus, bloß immer das Früher-war's-besser. Das roch verdächtig nach einem Volksmärchen. Volksmärchen enstehen aus Gerüchten, die nicht nachprüfbare Behauptungen enthalten und genau deswegen so immens glaubhaft sind. Kein Schwein kann heute noch feststellen, ob das Wasser der Appia früher besser war oder nicht, weil es längst in den Tiber gelaufen ist. Erledigt.
Plautus winkte mit einer weit ausholenden Armbewegung ab: "Das sind Gerüchte und wenn die mal in der Welt sind, dann zeugen sie Nachkommen. Und zuletzt glaubt alle Welt daran. Wir könnten jetzt eventuell eine Inspektion der Aqua Appia ins Auge fassen, aber mir fällt was Besseres ein: Pixodarus, geh zu Deinem Barbier und erzähl ihm, dass das Wasser der Appia jetzt besser sei denn je. Und zwar, weil früher Kaiser Salinator gewohnheitsmäßig in die Aqua Appia gepinkelt hätte, wozu er jetzt ja nicht mehr imstande sei. Sag dazu, dass Dir das informierte Kreise hinter vorgehaltener Hand gesteckt hätten."