Beiträge von Galeo Sergius Plautus

    Was der Iulier da abspulte, war durchaus im Sinne von Plautus, dem die Rumhockerei im Gerichtssaal gelegentlich wie ein Gefängnisaufenthalt vorgekommen war. Theorie als Haftstrafe, schoss es ihm durch den Kopf. Und Praxis als Freiheit, ergänzte er spontan für sich.


    "Nein, Senator, ich habe nun wirklich nicht behauptet, dass ich besonders scharf auf theoretische Rechtsfragen bin. Mich hat bei dem Prozess eher das Handwerk der Wahrheitsfindung und der Beweisführung interessiert. Das sind auch Dinge, mit denen manchmal ein Aquarius konfrontiert wird. Und es gehört übrigens auch für einen Aquarius zum Alltag, sich die Hacken abzulaufen, um die Einhaltung von Regularien bei den Endverbrauchern zu kontrollieren. Ich bin da also ganz offen und finde Deinen Ansatz sehr spannend."


    Plautus war wagenrennenmäßig nicht so auf der Höhe, wie das allgemein vielleicht unter Römern so üblich ist. In Neapolis hatte er zwar bei einem Winkeladvokaten gearbeitet, war dabei aber eigentlich nur mit Wettbetrügereien bei Wagenrennen in Berührung gekommen. Ansonsten war ihm Sport herzlich schnuppe.


    "Was die Ausrichtung von Spielen für die Urbs angeht, bin ich ein ausgesprochener Grünschnabel, Senator. Da habe ich lernmäßig noch einen Berg von Nachholbedarf, bei dessen Bewältigung ich Dich belästigen müsste. Ich will aber nicht unerwähnt lassen, dass ich, was das angeht, doch recht neugierig bin."


    "Summa summarum, ich bin einverstanden, bei Dir als Tiro zu arbeiten und ich danke Dir, dass Du bereit bist, mich als solchen anzunehmen."


    Sim-Off:

    Ich habe Dein Angebot im Control Panel schon abgehakt, Deine PN gelesen und bitte um Entschuldigung dafür, dass ich so lange mit der Antwort gebraucht habe. Grund dafür war ein (kurzer) Krankenhausaufenthalt und ein (längerer) Ausfall meines Routers.

    Plautus hatte dieses Gespräch mit Severus begonnen und den rhetorikbezogenen Vorschlag gemacht, weil er herauskriegen wollte, welche Meinung der Angesprochene dazu hatte. Er wollte sozusagen zunächst mal Meinungen sammeln und das ging eben meistens besser unter vier Augen.


    "Lassen wir Deine Worte mal so stehen, wie Du sie gesagt hast, Helvetius. Ich werde nämlich auch die anderen Oratores darauf ansprechen, sie mit Deiner Meinung konfrontieren und auf deren Meinung hören."


    Dennoch konnte er es sich beim Hades nicht verkneifen, zu der Antwort von Severus Stellung zu nehmen.


    "Selbstredend teile ich Deine Meinung, dass für uns eine komplette rhetorische Ausbildung jetzt nicht mehr nachholbar sein wird. Deshalb schließe ich mich auch der Klarstellung von Petilius Rufinus an, der einen Unterschied macht zwischen Orator und Rhetor. Der Knackpunkt dabei ist, dass der Orator eben mitten im politischen Leben steht und einfach keine Zeit mehr für ausziselierte rhetorische Stuckarbeiten mehr hat. Was wir aber unter uns tun können, ist genau das, was ich auch mit Deiner Rede gemacht habe, die ich kurz zerlegt und mich dieses Mal entgegen meiner Freude am Spott jeglicher Kritik enthalten habe. Klar ist aber, dass wir künftig dann doch, wie gesagt unter uns eine, wohlgemerkt, vernünftige Kritik beifügen sollten. Also keine theoretischen Spielereien, sondern praktische Hilfen für die Praktiker, die wir nun mal ja sind. Ich denke und das fällt mir gerade dazu ein, wenn wir bereit sind, solche Kritik von den anderen Oratores auch freundschaftlich anzunehmen, erst dann sind wir auch in der Lage, wie ein tragfähiges politische Netzwerk zu handeln."


    Puh, viele Worte, jetzt widmete sich Plautus wieder der Tafel mit den Leckereien.

    "Nichts für ungut", antwortete Plautus und schaute aus dem Schatten des Monopteros in den im gleißenden Sonnenlicht liegenden Garten. Gewiss würde dieser Kontrast im Licht des späten Nachmittags etwas milder ausfallen.


    "Nun, ich denke, es trifft sich gut, dass Du schon darüber nachgedacht hast, bei welchen Arbeiten Du einen Tiro wirkungsvoll einsetzen könntest. Doch dazu sollten wir später noch Genaueres austauschen. Dann wären noch Deine Befürchtungen aus der Welt zu schaffen, dass Du den Unwillen des Senators Annaeus auf Dich ziehem könntest, wenn Du ihm einen Tiro abspenstig machst. Ich kann Dir also bei meiner Ehre* versichern, dass er hierzu keine Einwände haben wird."


    Die Spatzen schienen eingesehen zu haben, dass hier ein ernsthaftes Gespräch geführt wurde, denn sie hatten ihr Geschrei auf ein erträgliches Niveau herabgesetzt. Plautus konnte also seine Stimme wieder etwas senken.


    "Was meine Erwartungen an das Tirocinium angeht, so bin ich mir bewusst, dass der Wechsel von strafrechtlichen Fragen, die in dem erwähnten Prozess im Vordergrund standen, zu zivilrechtlichen Fragestellungen, die in dem vor Dir liegenden Amt als Aedilis Plebis anstehen werden, für mich auf jeden Fall eine Bereicherung sein wird."


    Sim-Off:

    *) Ich habe eine PN von Modestus bekommen, in der er sogar den Wechsel einer Klientschaft vorschlägt.

    "Salve Senator Iulius, schön ist es hier," stellte Plautus nach einem Rundblick fest.


    "So schön, dass man einen veritablen Senator glatt übersehen könnte, wenn dieser nicht seine Stimme erhoben hätte, nachdem die Spatzen beschlossen haben, den Schnabel zu halten. Oh, danke, ja, gehen wir in den Schatten des Monopteros, da redet sich's leichter." Plautus folgte dem Iulier gerne in das Tempelchen.


    "Nun, soweit ich informiert bin, hast Du die Wahl zum Aediliis Plebis erfolgreich hinter Dich gebracht und ich kann Dir dazu nur gratulieren. Und das ist auch gleich das Stichwort für mein bescheidenes Anliegen, Senator. Ich möchte gern bei Dir ein Tirocinium fori machen. Bisher habe ich bei Senator Annaeus ein Tirocinium bei Gericht gemacht. Und zwar bei dem Vatermordprozess Lucius Papirius Ocealla vs. Marcus Papirius Salonius. Seit aber Senator Annaeus Roma verlassen hat, fehlt dem Prozess die führende Hand und so dümpeln die Verhandlungstage in dauernder Bedeutungslosigkeit herum. Mir bringt das gar nichts, wie Du Dir leicht vorstellen kannst."


    Plautus rieb sich am Kinn, während das Getschilpe der Spatzen wieder leicht anschwoll. Er musste seine Stimme etwas erheben.


    "Ich denke, dass die Arbeit bei einem Aedil mich so oder so weiter bringen wird als dieser in absehbarer Zeit dahinröchelnde Prozess. Gar keine Frage. Könntest Du Dich dazu bereit finden, meinem Anliegen zuzustimmen?"

    Plautus hatte zugehört und lehnte sich zufrieden zurück. "Siehst Du, bei Deiner Verteidigungsrede im Wettbewerb hattest Du den Herrschaftsanspruch der Königsfamilie vor Alles gestellt. Das war zuzusagen Dein Ethos als Orator. Und das war auch für unsere römischen Zuhörer ein eingänglicher und überzeugender Aspekt. Natürlich hast Du vor allem bei der Charakterisierung von Klytaimnestra und ihres Liebhabers Aigisthos ein wenig in die Pathos-Kiste gegriffen, aber nur soviel, dass es nicht allzu kitschig wurde. Nun, das war Dein ganzes Erfolgsrezept, chapeau!"


    Er nahm sich auch einen Becher und fingerte sich seine geliebten Trauben zusammen mit Schafskäse vom Tisch und meinte noch ein bißchen kauend: "Eben, als ich Dir eine alternative Aufgabe für die Verteidigung stellte, hast Du in wohlabgewogener Kürze ein anderes Ethos entworfen, mit dem man ebenso ins Rennen hätte gehen können, wenn auch mit geringeren Erfolgsaussichten."


    "Wir könnten jetzt noch stundenlang über die Konstruktionstechnik von Reden diskutieren, aber ich will auf etwas ganz anderes hinaus: Wir sollten dem Bund der Oratores eine Aufgabe und ein Ziel geben. Und das wäre in meinen Augen die Weiterentwicklung der Rhetorik bei unseren Mitgliedern. Was denkst Du darüber?"

    Ein fabelhafter Platz. Plautus sah sich um. Ein kleiner Tempel inmitten eines gepflegten Gartens. Würde nicht ein Schwarm Spatzen in einem Oleanderstrauch ein höllisches Getschilpe veranstalten, könnte man hier tatsächlich die Stille hören. Allein wo war Dives?


    Plautus beschloss, sich bemerkbar zu machen. "Salve Senator Iulius. Ich bin hier vor dem Eingang zum Tempel. Sergius Plautus, seines Zeichens Aquarius und ich möchte gerne mit Dir sprechen. Ich hoffe, dass ich Dich nicht störe in diesem kleinen Paradies hier."

    In gewisser Weise war Wongas Geste ansteckend. Auch Plautus wischte sich ein paar Tropfen Schweiß von der Stirn.


    "Salve, Wonga. Sei frohgemut, ich will Dir nicht verschweigen, wer ich bin und was ich vorhabe. Ich bin Sergius Plautus und möchte den Senator Iulius wegen eines Tirociniums sprechen. Das war's schon."

    Da er nun schon mal am Mons Esquilinus war, kam ihm der Gedanke, gleich mal noch dem Marcus Dives einen Besuch abzustatten. War ja im selben Viertel und prachtmäßig kaum zu übersehen: die Domus Iulia.


    Schaumermal, sagte sich Plautus und klopfte an der Porta.

    Plautus ließ sich gerne einladen, auf die bereitstehenden Schalen zuzugreifen. "Oh, Trauben und Schafskäse!" Er hielt dann aber inne.


    "Salve, Primicerius Helvetius. Ja, gut ist es mir gegangen und ich bin inzwischen noch von keinem Aquädukt heruntergefallen. Aber dort droben hab ich mir nochmal Deine Verteidigungsrede für Orestes durch den Kopf gehen lassen." Jetzt griff er sich einige Trauben und ein Stück Schafskäse. "Ich mag diese Kombination von süß und salzig über Alles."


    "Und da stellt sich mir eine Frage: Wie wäre es denn gewesen, wenn die Anklage auf Gattenmord, begangen von Klytaimnestra an Agamemnon gelautet hätte? Und Dir wäre die Aufgabe zugefallen, diese Dame zu verteidigen? Eine Verteidigung auf verletzter Mutterliebe wegen der Opferung der Tochter Iphigenie aufzubauen?"


    "Das wäre für einen Verteidiger saumäßig schwierig gewesen, denn nach römischer Rechtsauffassung hätte Agamemnon als pater familias zweifellos das Recht gehabt, sein Kind zu töten. Hier eine erfolgreiche Verteidigung hinzukriegen, wäre selbst für den großen Tullius Cicero eine Herkulesarbeit gewesen, wenn man auch den übrigen Lebenswandel der Dame hinzunimmt. Was meinst Du dazu?"

    Plautus war froh, als sich endlich die Porta geöffnet hatte und er nach dem kleinen Wortwechsel in den kühlen Schatten des Hausinneren gelassen wurde. Sicher war es hier immer noch so heiß wie an einem ausgewachsenen Frühsommertag aber eben doch kühler als in der Brüllhitze der Straße.


    Er folgte dem Ianitor ins Atrium, wo dieser ihm einen Platz in einer schattigen Ecke des Atriums zuwies. Plautus nahm Platz, schlug die Beine übereinander und harrte der kommenden Dinge, während der Ianitor zurück zu seinem Platz an der Porta schläppelte, nicht ohne etwas von ' .. Helvetius kommt gleich' zu murmeln.

    Plautus hatte sich beim Warten die Zeit damit vertrieben, dass er eine Dohle beobachtete, die in der Nachmittagshitze ein Staubbad nahm. Er wurde durch das Erscheinen des Ianitors dabei unterbrochen.


    "Salve, Ianitor, mein Name ist Sergius Plautus und ich möchte den Primicerius Helvetius Severus in einer geschäftlichen Angelegenheit sprechen."

    Es war heiß hier auf dem Mons Esquilinus. Plautus hatte einen Abschnitt des Anio Vetus überprüft. Reine Routine eigentlich, aber Pixodarus hatte steif und fest behauptet, dass es auf der Strecke gestern einen Wasseraustritt gegeben hätte. Nachdem sie eine volle Stunde auf dem verdammten Aquädukt herumgekrochen waren und rein gar nichts gefunden hatten, winkte Plautus ab.


    "Genug für heute, Pixodarus." Er schüttelte den Staub aus seinen Klamotten. Auf dem Weg hinunter in die Stadt hatte er dann die Idee, mal bei Helvetius Severus vorbei zu schauen.


    An der Porta der Casa Helvetia klopfte er.

    Zitat

    Atius Nerva: "Hat die Cohortes Urbanae Beweise oder einen Täter indetifiziert?"
    "Ja oder Nein, Centurio?"


    Kein Wunder, dass der Zeuge etwas verwirrt dreinschaute. Wurde ihm doch eine Frage gestellt, die man auch beim besten Willen nicht mit Ja oder Nein beantworten konnte. Wenn man, nicht ganz das Gleiche und noch mal nicht ganz das Gleiche mit einem 'Oder' verbindet, dann sind selbst die als Lügner bekannten Kreter nicht imstande, mit 'Ja' oder 'Nein' zu antworten.


    QUOUSQUE TANDEM?


    Immerhin war Plautus darauf gespannt, wie der Centurio dieses Problem lösen würde.

    Als ihn die Augusta ansprach, blickte Plautus zu ihr hinüber.


    "So ist es, verehrte Augusta, Senator Annaeus ist mein Patron und ich mache auch auf dem Gericht bei ihm ein Tirocinium Fori. Weil ich nun schon seit langer Zeit auch selber nichts mehr von ihm gehört habe, mache ich sozusagen dieses Tirocinium auf eigene Faust weiter. Ich weiß nicht, ob so etwas überhaupt statthaft ist, aber es ist nicht zu leugnen, dass man bei Gericht jede Menge lernen kann."


    Auf ihre Frage nach dem gesundheitlichen Ergehen des Senators hob Plautus die Augenbrauen und zuckte leicht mit den Schultern. "Leider habe ich auch keine Nachricht über seine Gesundheit, die ja schon seit dem Bürgerkrieg angeschlagen war. Und von den Plänen seiner Frau hat er mir leider nichts erzählt."

    Nach dieser Zeugenaussage rollte Plautus mit einem innerlichen Seufzen die Augen nach oben. Die Beweisführung mithilfe der Urbaner hatte sich klar als taube Nuss erwiesen. Definitiv.


    Für den Verteidiger, der diese Sachlage eher mit scharfer Stimme, denn mit gezielten Nachfragen herausgearbeitet hatte, war das natürlich ein gelungener Schlag. Wenigstens vorläufig.


    Und so hatte Plautus immer noch unverändert diese eine Frage vor Augen: mit welchen Gründen auch immer hatte der Ankläger diesen Papirius Salonius auf die Anklagebank gesetzt?


    Wenn dieser verdammte Prozess nicht im Sande stecken bleiben sollte, dann war es jetzt dringend geboten, dass der Anklagevertreter Flavius Scato endlich seine völlig unverständliche Geheimniskrämerei aufgeben und mit neuen Zeugen eine weitere Beweisführung eröffnen musste.


    Es lag klar in der Hand der Richter, dies in Gang zu setzen.

    Und wieder mal hatte sich Plautus eine Winzigkeit zu weit aus dem Fenster gelehnt mit seiner Begeisterung für den Bund der Oratores. Mit einer kleinen Menge kalten Schweißes auf seiner Stirn erinnerte er sich plötzlich an seinen Vorfahren Catilina. Au weia, ein Bund, zu dessen Mitgliedern ein Sergius zählte, war auf jeden Fall für den einen oder anderen Bewohner des Dschungelbiotops Roma vielleicht doch nicht ganz unverdächtig, wenn dieser Bund dann mal den Senatorenstand erreicht hätte. Und das, obwohl oder gerade weil der Helvetier in den Ritterstand strebte. Potentieller Militär, auch das noch. Auch wenn der Helvetier ebenso wie der Petilier den Bund mit stark gebremstem Enthusiasmus betrachtete. Plautus sagte sich indessen, dass bis dahin noch viel Wasser den Tiber runterlaufen würde. Und wer weiß schon, wie das Wetter übermorgen werden wird und was dann aus unserem Caesar geworden sein wird.


    Eigentlich hatte er selber anfänglich auch nach dem Ritterstand gegiert wegen der Knete.


    Zitat

    CAESAR: .. "Und du, Sergius, bist als Aquarius tätig? Zieht es dich dennoch in die Curia Iulia?"


    "Ja richtig, verehrter Caesar, nach einem intensiven Disput mit Senator Annaeus habe ich mich dafür entschieden, den Cursus Honorum einzuschlagen, auch wenn ich als Aquarius dafür nicht eben eine verheißungsvolle Startbasis inne habe."

    Zitat

    Augusta: .. erhob sie nun auch ihren Becher und prostete den jungen Männer zu. „Auf die nächsten Generation römischer Senatoren.“


    Da erhob auch Plautus seinen Becher: "Jawohl, auf die nächste Generation römischer Senatoren!"


    Dann zuckte er etwas zusammen, denn ihm leuchtete ein, dass die Augusta ganz eindeutig die anwesenden Oratores gemeint hatte.


    "Danke, verehrte Augusta, für diesen stimulierenden Anschub. Ihr lieben Oratores, damit ist das Wettrennen eröffnet, wer als erster von uns Senator wird, den feiern wir! Und das zu Recht, denn es liegt ein steiler und verschlungener Pfad vor uns!"


    Zitat

    Rufinus: " .. ist dies wohl die klassische Bindungsangst."


    Plautus blies die Backen auf und flüsterte zu Rufinus: "Is nix mit Bindungsangst, ich bin damals ziemlich stramm zu Senator Annaeus gegangen und hab mein Sprüchlein gesagt und beim nächsten Patron mach ich's genau so. Hier versuch mal das: Ei mit Honig und Pfeffer."
    Er hielt ihm einen der Leckerbissen von der Tafel hin.


    Orator Petulius Rufinus, Domus Petilia, Roma, Italia


    Orator Sergius Plautus Oratori Petulio Rufino salutem dicit.


    Es ist mir eine ganz große Freude, durch Deinen Brief erfahren zu haben, dass Du meinen Gedanken eines Bundes der Oratores, der im Kern ja eigentlich im Kopf des Orators Decimus enstand, nun ohne viel Aufhebens in die Tat umgesetzt hast.


    Die Schinken, die Du mir abspenstig machen willst, werden in der Tat von einem Sugambrer namens Notker hergestellt und sind dank der Rezeptur äußerst haltbar. Weil dieser Notker dazu noch ein fleißiger Mann ist, kann ich die gefragte Menge auch ohne Umschweife liefern. Alles Zufälle, die ich dem Wohlwollen der Götter verdanke.


    Zweifellos wird mir die Großzügigkeit Deines Patrons bei diesem Geschäft eindrücklich in Erinnerung bleiben und meine Taten lenken, die Götter sind meine Zeugen.


    Vale, Petilius und tu mir den Gefallen, meine Grüße auch an Deinen Patron weiter zu geben.


    Galeo Sergius Plautus


    Galeo Sergius Plautus, Casa Sergia, Roma, Italia

    Zitat

    Petulius Rufinus: "Ich hoffe, du verzeihst meine Neugier. Wer ist dein Patron?"


    Indem er den Kopf hob, sagte Plautus: "Nun, Petulius, es ist Annaeus Modestus, bei dem ich auch ein interessantes Tirocinium bei Gericht mache. Aber das ist wegen der eben erwähnten Abwesenheit meines Patrons leider in seinen Anfängen stecken geblieben."


    Er ließ diesen Worten ein säuerliches Lächeln folgen.


    Zitat

    Decimus Scipio: .. auch ohne Patron mag ich meinen, dass man sich bereits ein Netz aufbauen kann. Sicherlich kein großes Geflecht, aber ein kleines Netz .."


    Jetzt hatte der Decimer Plautus' volle Aufmerksamkeit für sich, denn Scipio hatte in diesem Augenblick ein fabelhaftes Ei gelegt: sozusagen DAS EI, aus dem man eine IDEE schlüpfen lassen könnte.


    "Ein formidabler Gedanke, Decimus, den wir nun aber ein wenig hegen und streicheln sollten. Wie wäre es, wenn wir aus dieser Runde hier eine Art Bund machen würden, in welchem wir uns gegenseitig stützen und helfen. Lass uns diesen Bund 'die Oratores' nennen, wenn ich Deinen Vorschlag, Petilius, für diese Idee vereinnahmen darf."


    "Und ich fang damit auch gleich mal an: Ich kann dem Primicerius Helvetius Severus ein ganz großes Lob darbringen. Er hat einmal für mich gearbeitet und in einer sehr delikaten Chose einen hervorragenden Bericht geschrieben, dem ich nichts hinzufügen konnte, auch wenn ich es gewollt hätte."


    "Verzeiht mir, verehrte Augusta und verehrter Caesar, wenn ich ungefragt und sicherlich auch vorlaut das Wort ergriffen habe."

    Während Plautus dem Gespräch lauschte, das in den Bahnen der Höflichkeit verlief und solchermaßen auch wenig an Tiefe gewinnen konnte, vertiefte er sich schon mal in die Köstlichkeiten, die man den Rhetoren aufgetischt hatte. Dennoch behielt er aufmerksam den Gesprächsfaden im Blick. Insbesondere fiel ihm die grandiose Wohlerzogenheit des Petilius Rufinus auf, weshalb er auch seine Ohren spitzte, um dessen feinverästelte Betrachtungen mitzubekommen, die offenbar in der upper class Gang und Gäbe waren. Heilix Blächle, in dieser Disziplin hatte er vermutlich noch einiges zu lernen.


    Als die Augusta in die Runde fragte, ob es schon Reaktionen auf die Wettbewerbsbeiträge gegeben hätte, sagte er: "Leider nein, verehrte Augusta, mein Patron weilt zurzeit nicht in Roma, er hat meinen Beitrag also nicht hören und so auch nicht kommentieren können".


    Dann erschien der Caesar.


    "Ave, verehrter Caesar. Es wird uns gar nichts anderes übrig bleiben, als Deine Bitte für einen freundlichen Befehl zu halten. Ich denke, wir Grünschnäbel haben die hohe Redekunst trotz Euer aller Lob gerade mal oberflächlich angekratzt. Um zu einer illustren Rhetorenrunde zu werden, haben wir sicher noch einen weiten Weg vor uns".