Commodus sass auf einem Korbsessel im grösseren seiner beiden Zimmer und hatte seinen Blick über die halbhohe Wand hinunter in das Peristylium gerichtet. In seiner Hand hielt er den Brief aus Misenum, der am Morgen angekommen war. Er hatte ihn eingehend gelesen und wartete nun auf den Scriba, dem er die Antwort und mehrere weitere Briefe diktieren wollte.
Einige Minuten später klopfte es an der Tür und kurz darauf trat vorsichtig ein Scriba ein. Du hast mich rufen lassen. Womit kann ich dir dienen, Herr? fragte der Scriba.
"Es gibt einige Briefe zu schreiben. Also trödle nicht rum, sondern setz dich und mach dich bereit das mitzuschreiben, was ich dir diktiere." antwortete Commodus und deutete auf den Boden vor sich.
Der Sklave eilte zu der Stelle und setzte sich hin. Sofort packte er mehrere Tabulae aus und holte seinen Stylus hervor um mit dem Notieren zu beginnen.
Commodus begann mit dem Antwortschreiben an Marcus, seinen neuen Vilicus in Misenum.
"Beginne den Brief freundlich. Danke Marcus für die prompte Ausführung meiner Anweisungen und sprich einige Glückwünsche auf. Danke ihm auch für seine langjährigen Dienste in Confluentes und sage ihm, dass ich hoffe, dass sein Bruder sich als ebenso fähiger Verwalter hervortun wird."
Er dachte einen Moment lang nach.
"Kommen wir dann zum wichtigen Teil. Schreibe: 'Deine Einschätzung der Situation deckt sich so ziemlich mit dem, was ich erwartet hatte. Ich bin mir jedoch sicher, dass du der Richtige bist, um diese Missstände aus der Welt zu schaffen und dort für Ordnung zu sorgen. Die Gewinne, die in letzter Zeit erwirtschaftet wurden, sind zwar eher gering und nicht sonderlich erfreulich, doch ist es vorerst wichtiger, dass das Gut überhaupt auf einen wirklich grünen Zweig kommt, als dass es sonderlich grosse Gewinne abwirft. Merke dir, dass die Produktivität dein vordringlichstes Ziel ist.'"
Er schaute den Scriba kurz an.
"Weiter. 'Was deine Idee mit der Classis betrifft, so hat dies meine vollste Zustimmung. Mit diesem Brief wird dir ein Schriftstück übersandt, dass dir den Zugang und hoffentlich auch das Wohlwollen des Praefecten verschaffen wird.' Beende den Brief mit besten Wünschen und ähnlichem. Das Übliche halt."
Der Scriba nickte und beendete die Notizen zu diesem Brief.
Commodus legte den Brief beiseite und begann dann bereits mit dem nächsten Diktat.
"Als nächstes einen Brief an Decimus Verus." eröffnete er. "Der Brief soll förmlich sein, also nur die wirklich nötigen Floskeln für die Begrüssung." Der Scriba nickte.
"'Ich schreibe dir in derselben Angelegenheit in der du mich vor einigen Tagen aufsuchtest. Sicherlich erinnerst du dich an unser Gespräch über eine mögliche Klientelbeziehung zwischen uns. Hiermit möchte ich dir nun die versprochene Antwort senden.'" Er schaute den Scriba an. "Findest du das zu dick aufgetragen?" Der Scriba verneinte mit einem Kopfschütteln.
Commodus grinste. "Natürlich nicht. Also weiter. 'Ich verbrachte die letzten Tage damit, einige Informationen über dich und auch deine Arbeit einzuholen und muss dir leider mitteilen, dass mich die Ergebnisse dieser Informationssuche nicht sonderlich erfreuten. Daher muss ich deine Bitte, dich in mein Klientel aufzunehmen, ablehnen. Ich wünsche dir jedoch bei deiner weiteren Suche nach einem geeigneten Patron alles erdenklich Gute und viel Erfolg.' Schreibe den üblichen Schluss darunter."
Der Scriba beendete auch diese Notizen.
Commodus diktierte dem Scriba noch einige weitere Briefe und entliess ihn hinterher mit der Anweisung, die ausformulierten Schreiben später zu ihm zu bringen, damit er sie sich noch einmal durchlesen und dann unterzeichnen konnte.
Nachdem der Scriba gegangen war, erhob Commodus sich und trat an die Wand heran, die ihn vom Peristylium trennte. Er schaute hinunter.