Commodus erhob sich langsam von seinem Platz und schaute kurz über die Reihen der Senatoren. Seine weisse Kandidatentoga stach durchaus aus der Menge hervor und er fühlte sich mehr als nur beobachtet.
Er schluckte kurz und erhob dann seine Stimme, die für sein Alter noch immer recht fest war.
"Senatoren Roms, höret mich an.
Es wird auch nicht lange dauern, da ich, wie ihr wisst, kein Mann der vielen Worte bin.
Die meisten von euch haben sicherlich zumindest einmal meinen Namen gehört, einige von euch werden mich vielleicht auch persönlich kennen.
Da ich aber nicht hier bin, um mich selbst anzupreisen, werde ich euch nicht damit langweilen die kleinen Erfolge aufzuzählen, die mein recht langes Leben bisher hervorbrachte. Über mich selbst nur einige wenige Worte.
Wie ihr eben vernehmen konntet, gaben mir meine Eltern den Namen Gaius Prudentius Commodus und hier vor euch stehe ich mit der Bürde des Amtes, welches ihr mir bei der letzten Wahl übergabt, nämlich das Amt des Praetor Peregrinus."
Er machte eine kurze Pause und sah sich kurz um. In seinem Kopf sammelte er die nächsten Worte seiner Rede, die er nun schon so lange in seinen Gedanken trug.
"Wie ich bereits erwähnte habe ich nicht vor hier eine Rede zu halten, die Stunden dauert. Dies wäre für euch auch sicherlich keine Freude, da ich sicherlich kein guter Redner bin.
Daher will ich nun, wie man so schön sagt, in medias res gehen. Ich möchte euch nun sagen, warum ich hier vor euch stehe und eure wertvolle Zeit beanspruche.
Vor einigen Tagen trat unser geliebter Kaiser vor diesen Senat und informierte uns über die Situation im Osten und über seinen Plan, unsere glorreichen Truppen selbst zu führen, sich mutig dieser Bedrohung zu stellen und jene zu bestrafen, die es wagten Rom und das Imperium hinauszufordern.
In der Debatte, die sich im Nachhinein ergab, forderten einige der hier Anwesenden, dass die kommende Wahl starke Consuln hervorbringen müsse. Solche, die in der Lage sind während des Kaiser's Abwesenheit die Kontrolle und die Ordnung zu bewahren."
Commodus machte erneut eine kurze Pause, in der er tief durchatmete um dann mit ungebrochener Überzeugung und Stimmstärke fortzufahren:
"Obwohl ich weiss, dass viele Mitglieder dieser Curia in mir nicht mehr sehen, als einen ambitionierten oder gar größenwahnsinnigen alten Mann, der nicht in der Lage ist irgendeine Art von Ausnahmesituationen zu handhaben. Einige von ihnen nennen mich vermutlich sogar, wenn auch nicht öffentlich, einen Verrückten, weil ich hier vor euch stehe um meine Kandidatur bekanntzugeben. Ich bin mir sicher, dass diese Kritiker in gewisser Weise vielleicht sogar ein wenig Recht haben, doch bedenkt Folgendes."
Ein kurzes Einatmen. Er schaute zu dem Mann, der ihn bei der letzten Wahl am schärfsten kritisiert hatte.
"Ich bat unseren Kaiser mich als Kandidaten zuzulassen und meine Zwangspause, die im Normalfall zwischen der Praetur und dem Consulat liegen sollte, auszusetzen. Als dies geschah, wusste er sicherlich bereits um die Situation im Osten und er wusste sicherlich auch, dass er die Stadt gen Osten verlassen würde um den Feind zu besiegen. Trotz all dieser Bedrohung, die über dem Imperium schwebt, erlaubte er meine Kandidatur. Also sage ich all jenen, die mich einen Verrückten nennen: Ihr nennt auch den Kaiser einen Verrückten, denn nur ein Verrückter würde einem Verrückten vertrauen."
Das klang zwar hart, aber trotzdem. Ein Blick wanderte über die Reihen.
"Aber jetzt genug davon. Um jetzt langsam zu einem Ende zu kommen, möchte ich nur noch kurz ein paar kurze Worte über das sagen, was ich in meinem Consulat zu erreichen gedenke.
Als erstes werde ich alles dafür tun, die starke Hand zu sein, die dieser Senat und diese Stadt brauchen, während unser Kaiser abwesend sein wird. In den harten Zeiten, die uns sicherlich bevorstehen, werden die Notwendigkeit der Existenz dieses Senates als politische Institution und auch seine Fähigkeit die Kontrolle zu behalten, bewiesen werden."
Den Senat als politischen Faktor zu beweisen dürfte sicherlich vorallem jenen Senatoren gefallen, die eine eher republikanische Sichtweise an den Tag legten und zu denen Commodus nun blickte.
"Als zweites plane ich den Bau des Ulpianums vorranzutreiben. Vor einigen Tagen sprachen wir bereits über diesen Fall und schafften es sogar einige gewisse Fortschritte zu erzielen. Und so wie ich nun hier vor euch stehe erkläre ich Folgendes: Wenn ihr mich wählt, wird am Ende meines Consulats der Bau des Ulpianums zumindest sichtbar begonnen haben.
Neben diesen grossen Plänen meinerseits, gibt es natürlich auch die traditionellen und alltäglichen Pflichten und Aufgaben die ein Consul zu erfüllen hat, so wie auch ich diese erfüllen werde."
Wieder ein kurzes Durchatmen. Gleich hatte er es geschafft.
"Und jetzt, um endgültig zum Ende zu kommen, werde ich die letzten Worte dafür verwenden, euch, meine verehrten Mitsenatoren, ein letztes Mal um euer Vertrauen zu bitten. Benutzt in der bevorstehenden Wahl eure Stimme weise und so, wie euer Gewissen es euch diktiert.
Ich danke euch, meine Kameraden, meine Freunde, für eure Aufmerksamkeit."
Damit war er durch und seufzte lautlos auf.