Beiträge von Gaius Prudentius Commodus

    "Ich bin mir sicher, dass dir nichts ähnliches widerfahren wird. Du hast immerhin auch den Krieg in Hispania überlebt und die Provinz befriedet. Dann wird es hier in Germania nicht anders sein."


    "Falls du Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Gut benötigst, so zögere nicht an mich heranzutreten." fügte er noch an.

    Commodus liess seine Schriftrolle ein Stück weit sinken und schaute sie direkt an.
    "Ich denke, dass wir gute Chancen haben."


    Er musste grinsen. "Das klingt sehr nach Tante Helena. Eine herzensgute Frau und eine meiner liebsten Tanten, aber sie konnte einem mit ihrem Geplapper sehr auf die Nerven gehen."


    Er deutete auf das Bündel. "Versuch es einmal in einem der anderen Schriften."

    Während er sich weiter durch die Worte seiner Tante arbeitete, schaute er immer wieder zu ihr hinüber. Wie sie dort sass und sich durch die Texte quälte und dann eine kleine Stärkung gönnte, wie sie bereits während ihres ganzen Aufenthaltes hier zwischen scheinbarer Verzückung und einer Art Angst pendelte, erinnerte ihn an eine seiner Töchter. Sein Blick zeigte eine gewisse Zuneigung und er fühlte sich ihr verbunden, obwohl er sie kaum kannte.


    Er legte seiner Tante Erinnerungen auf die Seite und nahm sich ein anderes Schriftstück. Geschrieben von Valeria, einer anderen Tante.

    Commodus hatte ihr die Schriftrolle gereicht und beobachtete sie einen Moment lang bei ihren anfänglichen Leseübungen. Dann wandte er sich selbst einer anderen Schriftrolle zu. Die in Griechischer Sprache verfassten Erinnerungen seiner Tante Leontia, die sie bereits in jungen Jahren aufgeschrieben hatte.


    Er las sich durch die Erzählungen ihrer Jugend und ihrer Erziehung bei einer Tante Gabriella in einem kleinen attischen Dorf und war recht enttäuscht.


    Ein Sklave brachte derweil einige kleine Speisen sowie Getränke für die beiden, die er auf den kleinen Tisch zwischen den Korbsesseln unter dem Fenster abstellte.


    Commodus hatte einige Ausführungen über einen Liebhaber seiner Tante übersprungen und war am Tag einer Hochzeit angekommen. Wessen Hochzeit konnte er jedoch ersteinmal nicht rausfinden, aber es war unter anderem auch die Rede von ihren beiden Brüdern und deren Verlobten. Leider wurden keine Namen genannt.

    Commodus ging zur Tür und trug einer Sklavin, die gerade damit beschäftigt war zu den Flur zu wischen, auf, in der Küche einige kleine Speisen und Getränke vorbereiten und herbringen zu lassen.


    Dann kehrte er zum Tisch zurück und wandte sich dem Bündel zu. Die Papyri wurden durch eine Kordel zusammengehalten, deren Knoten er nun öffnete.


    "Latein oder Griechisch?" fragte er mit einem leichten Grinsen.

    Commodus lachte. "Sie stand eine Weile in Athen in einem kalten, trockenen Lagerraum bei einem meiner Geschäftspartner."


    Er zog, mit ihrer Hilfe, das Bündel heraus und die beiden trugen es zum Tisch, wo es neben den Papyri seines Vaters platziert wurde.


    "Ich befürchte, dass dies etwas länger dauern wird. Vielleicht sollten wir uns eine Kleinigkeit zu essen bringen lassen."

    "Das ist durchaus möglich. Mein Vater war in seinen jungen Jahren kein wirklicher Freund der Germanen. Er war immer stolz auf Rom und seine Überlegenheit den anderen Völkern gegenüber." sagte er, während er den Deckel der Kiste anhob und zurück schob.


    Er winkte sie zu sich. "Hilf mir bitte kurz." Er griff hinein und machte sich bereit mit ihr gemeinsam ein grosses Bündel herauszuheben.

    "Nun ja, wie gesagt, ich kenne deinen potentiellen Grossvater nicht und das obwohl er mein Onkel ist. Ich vermute mal, dass mein Vater an dieser Stelle einfach etwas selektiv vorgegangen ist." sagte er.


    "Wahrscheinlich gab es irgendein Problem zwischen beiden und mein Vater hat diesen Teil der Familie nicht weiterverfolgt."


    Er blickte sie aufmunternd an.


    "Jetzt werden wir mal sehen, was meine Tanten dazu sagen. Denn wie mein Vater waren auch sie relativ fleissige Schreiber."


    Er deutete auf eine grosse Kiste, auf deren Deckel das Wappen der Gens Prudentia und mehrere griechische Wörter zu sehen waren.


    "Allerdings bin ich noch nicht dazu gekommen diese Schriftstücke zu sortieren, da ich sie erst vor kurzem aus Athen bekommen habe." Das die Kiste nun schon seit mehreren Jahren in seinem Besitz war, erwähnte er nicht weiter.

    Er schaute nun ebenfalls auf den Namen an Solinus' Seite. P URBICA stand dort in grossen Buchstaben und war durch das gängige Symbol als Ehefrau des Solinus gekennzeichnet.


    "Warum?" wiederholte er ihre Frage.

    "Das ist sicherlich möglich. Wie gesagt werden in der Familie häufig Namen von Vorfahren vergeben." Er schob einige der Papyri hin und her und fand auf einem einen angefangenen Stammbaum.


    Er deutete auf einen Namen. GAIUS P COMMODUS "Das bin ich." Dann fuhr er eine davon ausgehende Linie entlang nach oben. Dort stiess er auf den Namen MARCUS P BALBUS. "Mein Vater." kommentierte er kurz.


    Links und rechts davon gruppierten sich mehrere Namen. P AQUILIA stand da neben P LEONTIA auf der linken Seite. Auf der rechten war, eingerahmt von P HELENA und P VALERIA, auch der Name KAESO P SOLINUS zu finden.


    "Da haben wir ihn ja."

    "Du störst mich nicht, junge Aquilia." sagte er und bekräftigte dies mit einem weiteren ehrlichen Lächeln. "Ich freue mich sogar mal wieder etwas Abwechslung zu haben."


    Er zog einen kleinen Stapel Papyri aus einem Regal. "Die Erinnerungen meines Vaters. Oder zumindest das, was zu schreiben er noch in der Lage war."


    Er breitete die Papyri auf dem Tisch aus und alle waren in der zittrigen Handschrift eines alten, gebrechlichen Mannes beschrieben.


    "Mein Vater hatte ein paar Geschwister. Hauptsächlich Schwestern, unter ihnen auch meine Tante Aquilia." Er suchte die Papyri ab und nahm eines in die Hand. "Hier ist es ja."


    [eine Menge Text]
    ... wurde ich geboren...
    [mehr Text]
    ... meine Schwestern Aquilia, Leontia, Helena und Valeria...
    [noch viel mehr Text]
    ...auch noch ein Bruder Kaeso...
    [und noch ein Bisschen Text]


    Commodus grübelte etwas. "Ich erinnere mich nicht an einen Onkel Kaeso."

    Commodus lächelte sie warm an. "Mach dir keine Sorgen, wir finden schon ein paar Verwandte für dich."


    Er legte die Schriftrolle auf einen Beistelltisch und suchte in den Regalen nach etwas anderem.


    "Sprach dein Vater jemals über seinen Vater? Vielleicht wenigstens einen Namen?"

    "Nun, es gibt in unserer Familie wenig Abwechslung bei den Namen. Zumindest früher war das so." sagte er und rollte langsam die Schriftrolle zusammen.


    "Da dein Vater diesen Namen trägt, könnte man vermuten, dass er ihn aufgrund dieser Familientradition erhalten hat. Wenn dem so ist, so wäre das ein Zeichen für eine Verwandtschaft."


    Er lächelte aufmunternd.


    "Hat dein Vater Brüder?"

    Er murmelte wieder etwas und rollte die Schriftrolle ein Stück weiter aus. "Mhhh." machte er. Er schaute intensiv auf das Schriftstück und nickte. "Es ist zwar kein absoluter Treffer, aber zumindest habe ich hier etwas annäherndes gefunden." sagte er.


    Er kam mit der Rolle an den Tisch und breitete sie aus. Griechische und lateinische Textpassagen waren darauf verteilt und mit kunstvollen Ornamenten (vornehmlich Eulen und einige kleine Götterdarstellungen) verziert.


    Er deutete auf eine Stelle in einer der griechischen Passagen. "Scheinbar hat ein ähnlicher Name eine gewisse Tradition in der Vergangenheit der Familie gehabt."

    Commodus ging an eines der Regale und holte eine grosse Schriftrolle heraus, die er ein Stück weit ausrollte und dann mit den Worten "Die nicht." zurück in das Regal legte.
    Er schritt einige Fächer weiter und zog eine andere heraus. Wieder schaute er hinein und murmelte etwas. Dann schaute er Aquilia an und fragte: "Wie war der Name deines Vaters?"

    Commodus war direkt hinter der Tür stehen geblieben und beobachtete Aquilias Reaktion mit einem leichten Schmunzeln.


    "Bitte, nimm doch Platz." sagte er und deutete auf einen der Stühle, die um den grossen Tisch herum standen.

    Und da kam auch schon der Statthalter. Commodus wartete gerade auf einen weiteren fies-lustigen Kommentar von Aelia, als er sah, wie Meridius auf ihn zu kam.


    "Legat, dies ist doch nur das bescheidene kleine Häuschen eines alten Mannes." erwiderte er. "Ich kann dir nur empfehlen dich hier nach einem netten Anwesen umzusehen, Germania ist das kommende Hispania und wer nicht jetzt zuschlägt, der wird sich hinterher ärgern." Er lachte leicht.

    "Natürlich werden wir es auch so herausfinden. Allerdings kann es etwas länger dauern, denn die Chroniken der Familie sind in einem..." er suchte das richtige Wort "... leicht chaotischen Zustand." Er blickte etwas niedergeschlagen drein.


    "Aber, wir schaffen das schon." fügte er hinzu und schritt weiter durch das Atrium.

    Commodus lächelte als Aelia zu ihm kam und war sichtlich erfreut seine 'alte' Freundin vor sich zu haben.


    "Nun ja, es ist nur ein bescheidenes Heim, ich bin sicher es gibt schönere." sagte er bescheiden.


    Ihre Frage rief eine gespielte Empörung hervor. "Aber meine liebe Aelia, ich bin doch wohl noch weit davon entfernt auch nur an das Alter zu denken."