"Wenn beim Ablauf alles glatt läuft, wird es keinen Grund geben, für den Iuppiter ein solch großzügiges Opfer ablehnen sollte.", versuchte er sich an einer der Floskeln, die er bereits durch seine Tätigkeit am Tempel kennenlernen durfte. Er wollte ihr damit die Sorgen nehmen, dass etwas schief gehen könnte. "Du musst nur dort sein. Mit dem Opfertier. Die Tempeldiener und Opferhelfer werden selbstverständlich rechtzeitig unterrichtet und stehen dann ebenfalls pünktlich parat. Das Opfer selbst würde dann klassischerweise mit einem Gebet im Tempelinneren beginnen, später draussen würde dann der bereits angekettete Stier geopfert und ein weiteres Gebet gesprochen werden. Selbstverständlich mit der Analyse der Innereien.", versuchte Livius der attraktiven Römerin den Opferablauf grob zu skizzieren. Oft genug gesehen, daran mitgewirkt und entsprechend gelernt hatte er es, um dies selbstbewusst auch in ihrem Beisein zu erläutern. Zumindest in seiner Stimme schien er mittlerweile seine Nervosität abgelegt zuhaben, während seine Finger sich in das Holz auf der Rückseite der Tabula gruben.
"Hast du Dir schon überlegt, was du mit dem Fleisch des Tieres machen möchtest?", fragte er dann, nicht gänzlich ohne Hintergedanken, immerhin entschieden sich einige Opferhelfer durchaus dazu, dies in einer Cena recta mit den Opferhelfern zu teilen.
Sein Blick, der während des Gesprächs immer wieder zwischen den hübschen Bäumen im Innenhof der Domus, den Säulen und der Hausherrin hin und her schwirrten, verharrten am Ende dann wieder auf ihren grünen Augen.
Beiträge von Marcus Livius Drusus
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"Ich denke, die Tage nach den Quinquatrus Maiores sind wohl am Besten für dein Vorhaben geeignet. Am frühen Nachmittag ist bisher nichts eingetragen.", erzählte er weiter und blickte danach nervös von seiner Tabula auf und nahm wieder Blickkontakt mit Iunia Axilla auf.
Der Wink bei ihrer nächsten Frage schien allerdings in seiner bereits auf dem Höhepunkt angekommenen Nervosität untergegangen zu sein, da er etwas verwirrt antwortete: "Ähhh, Ja, natürlich. Ich bin täglich im Tempel anwesend. Eigentlich die ganze Zeit."
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Zu allem Überfluss schien Iunia nicht nur zu bemerken, dass ihm das Blut ins Gesicht stieg, sondern sie ging auch noch gewitzt darauf ein. Der junge Livius bemerkte es nicht gleich, doch dann machte es auf einmal 'klick', was die attraktive Frau ihm gegenüber mit ihrem 'vielleicht' gemeint hatte. Wieder drehten die Bilder in seinem Kopf ihre Kreise und die Röte in seinem Gesicht wurde umso kräftiger. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass seine mit Blut prallgefüllten Adern nicht nachgaben. Das würde den ohnehin schon peinlichen Moment für den jungen Discipulus zu einer Katastrophe werden lassen. Er könnte sich nicht mehr unter die Leute wagen.
Ein hörbares Ausatmen war die Folge auf die Frage nach dem passenden Termin. Sein Herz klopfte ihm noch immer bis zum Hals, doch schien es so, als würde die Konzentration auf seine eigentliche Arbeit ihm helfen wieder einen kühlen und klaren Kopf zu erhalten.
"Ja, ... Mehrere...", er stockte und blickte wieder von seiner kleinen Tabula rauf in die Augen seines Gegenübers. Während sein Blick einen Moment auf ihr verharrte, fuhr er dann fort: "Es würden sich zwei Termine besonders anbieten.", läutete er dann seine Terminvorschläge ein. Das Ablesen von der Tabula fiel ihm hingegen wieder leicht und er schaffte es zurück in einen angenehmen Redefluss. "Zum einen kurz vor den Quinquatrus Maiores am ANTE DIEM XV KAL APR DCCCLXVI A.U.C. (18.3.2016/113 n.Chr.), oder aber an den Tagen danach. Also ab dem ANTE DIEM IX KAL APR DCCCLXVI A.U.C. (24.3.2016/113 n.Chr.). Denn an den Feiertagen selbst herrscht einfach zu viel Betrieb in den Tempeln." -
Livius hatte Glück gehabt, denn auch ohne einen Termin mit der Iunia zu haben, war sie anwesend und ließ ihn auf ein Gespräch herein. Ins Peristylum wurde er gebeten. Nicht unbedingt der Ort, den er erwartet hatte. Ein Officium wäre wohl die erste Lokalität gewesen, in das er das Gespräch mit ihr in Gedanken geschoben hätte. Doch kamen ihm diese Gedanken erst, als sich Iunia Axilla für die Begrüßung im Peristylum entschuldigte. Zu groß war seine innerliche Angespanntheit in Erwartung des Gesprächs, als dass er darüber im Vorfeld hätte nachdenken können.
"Salve Iunia...", erwiderte er zunächst die Begrüßung höflich, während seine Gedanken dank ihrer weiteren Worte plötzlich in eine gänzlich neue Richtung drifteten. Die Frau die vor ihm stand, war zwar älter als er selbst, doch nicht minder attraktiv, weshalb ihre Worte Bilder vor sein inneres Auge projezierten, die ihn die Braunhaarige fasziniert anstarren ließen.
Es dauerte einige Atemzüge, bis Livius bemerkte, dass er garnicht weitergesprochen hatte, sondern in diesem Gedanken schwelgend verharrt war. Zeitgleich stieg es ihm warm ins Gesicht und sein sonst eher bleiches Gesicht nahm einen rötlichen Teint an. Als er wieder zu Worten fand, versuchte er den peinlichen Moment mit einem Witz zu vertuschen: "Dann bin ich aber froh rechtzeitig angekommen zu sein..." Sagte er und lächelte verlegen. "... Sonst hätte ich noch warten müssen." Seine Witze waren auch schon mal besser gewesen - zumindest, welche gewesen.Nichtsdestotrotz galt es hier einen Auftrag zu erledigen. Daher griff er in seine Tunika und holte endlich eine Wachstafel heraus, auf der er sich bereits einige mit dem Tempel abgestimmte Terminvorschläge notiert hatte. Es gab zum Glück nicht so viele größere Feiertage in den nächsten Wochen, weshalb es ihm nicht schwer gefallen war freie Termine zu finden. "Nun, wegen dem Opfer...", sagte er dann, redlich bemüht professionell zu klingen und wedelte dabei leicht mit der Tabula. Er wollte den Faden wieder aufnehmen, ehe er ihn vollends verlor.
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Es dauerte ein Weilchen, doch dann öffnete sich auch schon die Porta des städtischen Domus Iunia und der Ianitor trat heraus.
"Salve.", entgegnete der junge Livius zunächst freundlich, und setzte dann fort: "Mein Name ist Livius Drusus und ich bin hier im Auftrag des Templum Iovis Capitolini um einige Terminvorschläge mit Iunia Axilla durchzugehen. Ist sie zufällig anwesend? Oder soll ich ich die Liste einfach da lassen?" Nur schwerlich merkte Drusus, dass während des Redens die Nervosität in ihm wieder anstieg und er seine paar zurecht gelegten Sätze in einem Schwall zum Besten gab. Den Göttern sei dank, dass ihm in diesem Moment 'nur' der Ianitor gegenüberstand, da wirkte sich ein missglücktes Auftreten nur halb so schlimm aus. -
Wie er es sich bereits vorab selbst ausgemalt hatte, setzte er es auch in die Tat um. Nachdem er mit anderen Mitgliedern des Cultus Deorum und dabei vorallem mit den Verwaltern des Templum Iovis Capitolini die Termine der nächsten Wochen besprochen hatte, machte er sich auf einem seiner Rückwege von den Tempelanlagen nach Hause auf die Suche nach dem Domus Iunia, der ebenfalls auf dem Collis Quirinialis zu finden sein sollte.
Ein wenig Herumfragerei später stand er auch schon vor einer Porta, die zum gesuchten Domus gehören sollte und klopfte an. Hoffentlich war jemand da. klopp klopp -
Das Opfer war nun auch offiziell beendet und die kleine Schar an Zuschauern war bereits wieder abgezogen. Selbst die Ausdauerndsten hatten sich wieder an ihr eigenes Tagwerk gemacht, als sie erkannten, dass dieses Mal keine sportulae verteilt werden würden. Stattdessen war eine cena recta für alle die beim Opfer mitgeholfen hatten geplant. Das schloss zusätzlich zu Livius und dem Matinius noch die anderen Opferhelfer, die teilgenommen haben, mit ein. So handeltete es sich dabei um eine kleine Gruppe von Opferhelfern und Priestern für die das gesamte Lamm wahrscheinlich zu viel sein würde. Daher machte sich Drusus schon Gedanken darüber, ob er den Rest für seine Familie daheim mitnehmen konnte. Seine Eltern und besonders seine kleine Schwester Caia würden sich sicherlich freuen.
In dem an den Tempel angrenzenden Gebäude gab es einen kleinen Saal, der mit einer ausreichend großen Tafel, sowie einer Feuerstelle ausgestattet war. Dort sollte das Bankett stattfinden. Die kleine Schar aus Helfern machte sich auch sofort nützlich. Der Eine zündete bereits das Feuer an, während zwei Andere Stühle heranschafften. Ein Weiterer kam gerade mit einem Stapel Geschirr herein, als auch Drusus den Raum durch die Tür gegenüber betrat. “Wenns ums Essen geht, sind alle Menschen gleich fleißig.“, murmelte er vor sich hin und musste dabei schelmisch grinsen. Es dauerte nicht lange, da brannte in der Feuerstelle ein prasselndes Feuer, der Tisch war komplett gedeckt und das Lamm drehte sich bereits auf einem Spieß, während die Flammen an seiner Haut züngelten. Ein wohliger Geruch breitete sich in dem Raum aus, der den ohnehin schon vorhandenen Appetit aller Anwesenden noch verstärkte.
Es schien nicht mehr allzu lange zu dauern, bis das Essen serviert werden könnte, daher beschloss Livius, dass es an der Zeit war ein paar Worte in die Runde zu geben. Er stand daher auf, mit seinem Becher in der Hand, und versuchte so die Sitzenden zum Schweigen zu bringen.“Zu aller erst möchte ich mich bedanken.“, sprach er dann, als es ruhig genug war, dass alle ihn hören konnten. “Dafür, dass Ihr mich heute bei meinem ersten offiziellen Opfer als Discipulus unterstützt habt und mich bisher so gut aufgenommen habt. Daher habt ihr euch die Teilnahme an der cena recta auch redlich verdient.“ Nach seinem letzten Satz musste er lachen, hob seinen Becher noch an, ehe er einen großen Schluck nahm und hoffte, dass die Anwesenden es ihm gleich tan. Vollkommen selbst überwältigt von sich und seinem, bis dato nicht gekannten, Selbstbewusstsein setzte er sich wieder und freute sich dann, stolz wie ein Löwe, auf das bevorstehende Mahl. Wenn es so weitergehen sollte, stand ihm noch eine glorreiche Zukunft bevor.
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Dafür, dass sie sich erst nicht sicher war, was sie in welcher Reihenfolge erledigen wollte, war sie nun scheinbar recht spontan bereit feste Termine zu machen. Das freute den jungen Discipulus indes mehr, als es ihn irritierte. Daher sprach er: "In der Tat sind für die nächsten Wochen bereits viele wichtige Termine belegt. Die Ludi Plebeii sind meist lange ausgebucht. Doch ich werde sehen, was ich tun kann und dir dann Nachricht zukommen lassen. Zum Domus Iunia, wie gewünscht."
Er wartete noch einen kurzen Moment, ob die Iunia noch etwas erwidern wollte und verabschiedete sich dann. Es sollte ja nun alles Wichtige abgesprochen sein und Livius hatte seine Weisungen.
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"Du sagtest, du würdest noch darüber nachdenken, wann du das Opfer überhaupt vollziehen möchtest. Kannst du mir denn einen groben Zeitraum nennen, damit ich in diesem ein paar Termine für dich raussuchen kann?", fragte er dann nach, da ihm auffiel dass er garnicht wusste wann die Iunia überhaupt dieses Sühneopfer durchführen wollte. Eine gewisse Eingrenzung benötigte er da schon, ob einen bestimmten Monat, oder innerhalb von ein paar Wochen würde ihm schon genügen.
Da er selbst ebenfalls am Collis Quirinalis wohnte, auch wenn sicherlich nicht in dem Teil, in welchem der Domus Iunia stand, würde er sich nicht schwer tun die Adresse zu finden um den Brief mit den Terminvorschlägen vorbeizubringen. -
Drusus freute sich innerlich über alle Maße über die positive Reaktion seines Lehrers auf das erste erfolgreich absolvierte Opfer. Eine Freude, die er auch äusserlich zeigte, während er sprach: "Super! Ich fand auch, dass es ganz gut geklappt hatte." Seine anfängliche Anspannung und Nervosität waren inzwischen vollkommen gewichen.
Dann legte er die fertig bestrichenen Eingeweide auf den Altar und murmelte noch ein paar Dankesworte an Minerva und vollzog damit Speisung der Göttin. Danach würden sie sich auch endlich an ihr eigenes Bankett machen können. Daher ging er wieder auf seinen Lehrer zu und fragte:"Wo können wir denn nun das Bankett vollziehen? Haben wir dafür geeignete Räumlichkeiten?" Immerhin brauchten sie eine größere Tafel für alle Opferhelfer und eine Feuerstelle um das ausgenommene und zerlegte Lamm garen zu können. Etwas Wein konnte dabei ebenfalls nicht schaden.
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Es schien nun als wären alle Missverständnisse aus dem Weg geräumt worden, weshalb man diesen Punkt gedanklich abhaken konnte.
Als sich seine Gesprächspartnerin dann auch namentlich vorstellte, registrierte Livius ihren Namen mit einem anerkennden Kopfnicken und versuchte ihn sich sogleich mit dem passenden Gesicht einzuprägen. Denn bei dem beinahe zwingenden Wiedersehen der Beiden, wollte er sich unbedingt an ihren Namen erinnern können. Schon ein Gebot der Höflichkeit.
Doch als die Iunia ihn dann nach einer guten Quelle für weiße Stiere fragte, musste der junge Discipulus erstmal überlegen, währenddem er mit seiner rechten an sein noch unbehaartes Kinn fuhr. Er war zwar bereits in einem Alter, indem man annehmen konnte, dass er sich rasieren müsse, doch hatte sich sein Körper bisher nicht gerade bemüht mit dem hervorbringen von sichtbaren Anzeichen des Erwachsenwerdens.
"Also, ähm...", äußerte er diese inhaltslose Phrase um die stille Pause zu überbrücken. "Wenn ich micht recht erinnere gibt es auf dem Forum Boarium einen Mann namens Manius Orbilius Lucanus, der soll ausgezeichnete Tiere anbieten. An diesen könntest du dich wenden, Iunia.", sagte er dann, als ihm ein Plakat einfiel, dass er gesehen hatte, als er selbst damals für sein Lamm auf den Märkten unterwegs war. "Persönlich hatte ich aber noch nicht das Vergnügen.", ergänzte er dann noch schnell, nicht dass ihm eine mangelhafte Ware nachher angekreidet werden würde. -
Mit einem Nicken quittierte Drusus die Aussage, dass sie noch über die Reihenfolge der Schritte nachdachte. Ihm sollte es recht sein, und weiter in ihrem Privatleben zu schnüffeln, lag auch nicht in seinem Interesse.
Bezüglich der Sauerei auf dem Marmorboden stutzte der Discupulus dann abermals. Doch kam er schnell dahinter, was diese Sauerei verursachen sollte und meinte dann mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht: "Nein nein. Der Stier wird selbstverständlich am Altar draussen geopfert werden." Er strich sich mit zwei Fingern über die Mundwinkel. "Doch solltest du den traditionellen Abläufen entsprechend hier in der Cella ein Voropfer abhalten. Und diese 'intimere' Situation kannst du dann nutzen um dich mit deinem wirklichen Sühnegebet an Iuppiter zu wenden. Und während des blutigen Opfers draussen am Altar würden allgemeinere Worte genügen, denke Ich. Dann brauchst du dies nicht in aller Öffentlichkeit tun." Livius hoffte, dass sie jetzt alle Missverständnisse aus der Welt geräumt hatten.
"Mein Name ist übrigens Marcus Livius Drusus. Falls du dich für einen Termin für das Opfer oder die Anschaffung eines passablen Tieres erneut an mich wenden möchtest. Ich werde die Angelegenheit selbstverständlich diskret behandeln." Da Livius davon ausging, dass alles Wichtige gesagt wurde, läutete er möglichst höflich das Ende des Gesprächs ein, während ihm auffiel, dass weder er sich, noch die Frau ihm gegenüber sich vorgestellt hatten, was er direkt nachholte.
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"Jetzt fehlt nur noch die Litatio", hallten die Worte seines Lehrers in seinem Kopf noch nach, während er nach der patera griff, die die Innereien des Tieres beinhaltete, um diese dann zu untersuchen. Hoffentlich war Minerva ihm gnädig gestimmt.
Während der Eingeweideschau prüfte er die Innereien des Lamms mit akribischem Blick. Er bedachte alles, was er bisher darüber gelernt hatte, doch konnte er keine schwarzen Stellen, keine Deformierungen, oder bloßen Makel erkennen. Mit einem erleichterten Ausdruck im Blick schaute er erst seinen Lehrer in die Augen, ehe er sich wieder an die Menge vor dem Altar wandte und voller Stolz mit lauter Stimme verkündete: "Litatio!" Minerva hatte das Opfer großzügig angenommen und ein wohliges Gefühl machte sich in dem jungen Discipulus breit. Die erste große Hürde war nun genommen.
Er nahm dann die patera um mit ihr zusammen wieder in den Tempel zurückzukehren. Der Rest des Lamms wurde zeitgleich von einem der Opferhelfer getragen. Nun war es an der Zeit die Innereien für die epulum vorzubereiten und sie in die göttliche Welt zu überführen.Drinnen angekommen, machte sich der junge Livius daran die Innereien mit der mola salsa zu bestreichen. Als er Matinius neben sich bemerkte, fragte er mit schüchterner Stimme: "Und? Bist du zufrieden?", also zufrieden mit mir und dem Ablauf?, ergänzte er dann noch gedanklich.
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"Nein nein.", antwortete Livius und machte eine beschwichtigende Geste. "Stiere sind nicht vollkommen den hochrangigen Magistraten vorbehalten. Allerdings würde ich persönlich zu einem Stier raten. Immerhin klingt dein Fall recht heikel, da solltest du kein unnötiges Risiko eingehen.", so zumindest die 'fachmännische Meinung' des noch jungen Discipulus.
"Selbstverständlich sehe ich ein, dass du den wahren Anlass für das Opfer nicht öffentlich preisgeben möchtest. Das ist nicht zwingend nötig. Ich würde dir in diesem Falle raten, dass du dein Sühnegebet an Iuppiter direkt in der Cella richtest und ausserhalb des Tempels lediglich noch ein paar allgemeinere Dankesworte an die Götter richtest. Aber auf der konkrete Opferablauf ist strikt einzuhalten, sonst müssen wir es wiederholen. Doch wird dir der Tempel dafür selbstredend genügend qualifizierte Helfer zur Seite stellen.", ging Livius dann weiter auf die Sorgen der Römerin ein und gab schon ein paar Lösungsmöglichkeiten vor.
"Eine Nachfrage habe ich aber noch.", kündigte er dann seine kommende Frage an: "Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du dein Versprechen noch nicht gebrochen. Wirst du das tun, bevor du Iuppiter opferst, oder erst danach?" Er war sich nicht sicher, ob dies für Iuppiter wirklich von Belang war, schließlich waren viele Opfer auf zukünftige Ereignisse ausgerichtet und auf zukünftigen Schutz durch die Götter, doch ihn selbst interessierte das in dem Moment brennend. "Ich denke er wird so, oder so zufrieden sein, wenn dieses 'ihm besonders verhasste Verbrechen' durch dich aufgeklärt und gesühnt werden kann.", versuchte er die Römerin dann noch zu beschwichtigen, denn er wollte nicht durch seine Frage noch mehr Sorgen heraufbeschwören.
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Zuerst etwas perplex, aufgrund der Frage seines Gegenübers, fing er sich wieder recht schnell und antwortete nickend: "Ja, selbstverständlich. Wie es Dir recht ist."
Dann begann sie auch schon zu erzählen, um was es im Detail ging, allerdings ohne allzuviel zu verraten. Ihre Ausführungen waren ziemlich vage. Allgemein betrachtet konnte es sich quasi um alles Mögliche handeln, theoretisch.
Nachdem Livius ihr zu Ende zugehört hatte, machte er eine kleine Denkpause, ehe er eine Antwort fand.
"Zusammengefasst: Du hast ein Versprechen gegeben, das du nun zu brechen gewillt bist, um ein Verbrechen aufzudecken, dass Iuppiter besonders verhasst ist?", rekapitulierte er ersteinmal und wartete dann auf irgendeine Art von Reaktion von der Braunhaarigen. Nachdem er diese bekam, oder zumindest glaubte sie bekommen zu haben, fuhr er fort mit einer relativ spekulativen Aussage. "Wenn doch, das Brechen dieses Versprechens ein Verbrechen aufdeckt, das ihm besonders verhasst ist und nun durch deine Aussage die Möglichkeit besteht, dass es gesühnt werden kann, sollten die Götter bereits milder über Dich empfinden." Eine weitere kleine Pause, in der Livius in sich ging und die Gedanken durch seinen Kopf kreisen ließ, ehe er seine Interpretation der Dinge fortführte "Wodurch seine mögliche Strafe nicht mehr so drastisch ausfallen sollte. Besonders in Verbindung mit einem angemessenen Sühneopfer. Was das betrifft, hängt natürlich vieles auch davon ab, was nun für Dich angemessen ist."
Endete er dann, wobei die angesprochene Angemessenheit sich jetzt darauf bezog, wieviel sie im Stande war auszugeben für ein Opfertier. -
Auch für mich einmal Wahlrecht I, bitte
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Livius war nun bereits seit einiger Zeit als Discipulus mit dem Studium der religiösen Riten zur Wahrung der Pax Deorum beschäftigt und am heutigen Tage führte ihn sein Weg abermals zum Capitolium, dessen vielen Stufen er bereits gewohnt war zu erklimmen.
Im Tempel angekommen, wollte er sogleich seinen gewohnten Tagesabläufen folgen und nach den Weihrauch Beständen der göttlichen Trias sehen. Dazu betrat er die Cella des obersten aller Götter zuerst um dort nach dem Rechten zu sehen, als er von einer ihm fremden Frau angesprochen wurde.Er drehte sich herum und blickte in die dunkelgrünen Augen einer schlanken Frau, die kleiner, aber auch Älter als er selbst war.
"Salve.", antwortete er zunächst freundlich und lauschte dann ihren kurzen Ausführungen. "Nun, ...", kam es nichtssagend aus seinem Mund. Er war sich nicht sicher, ob er dabei wirklich der richtige Ansprechpartner war, doch wollte er es wenigstens versuchen. "Worum geht es denn genau? Wollen wir uns dafür vielleicht kurz setzen?", fragte er dann möglichst höflich und deutete auf eine Bank am Rande, die prädestiniert für ein Gespräch unter vier Augen war. Viele Gläubige, die für Fragen oder ein Gespräch zu den Tempeln kamen, legten auch viel Wert auf Privatssphäre. -
Die Sonne ging gerade unter, als Drusus auf dem Heimweg war. Den Weg von seiner momentanen Wirkstätte zurück nach Hause, kannte er mittlerweile auswendig. Auf der großen Straße vor dem Collis Quirinalis, an dessen Fuß etliche Insulae standen, in denen unter anderem die Familia Livius Denter ihr Heim hatten, entdeckte der junge und frischgebackene Discipulus Livius seine kleine Schwester Livia Caia. Sie spielte gerade mit einigen Nachbarsmädchen am Rande der Straße und hatte keinerlei Augen für ihre Umgebung, so sehr war sie in ihr Spiel vertieft. Livius hatte sie sofort erkannt, begleitete sie ihn doch bereits seit beinahe zehn Jahren.
"Caia!", rief er dann, während er noch einige Schritte zu überbrücken hatte, ehe er sie erreichen würde. Doch reagierte die kleine Livia nicht auf sein Zurufen. "Caia!", wiederholte er daher seinen ersten Versuch. Doch wieder keine Reaktion seiner Schwester.
Dann erreichte er sie endlich und griff von Hinten nach ihrer Schulter um die auf dem Boden Hockende herumzudrehen. "Caia, hörst du ni...?", fuhr er sie dann in der Bewegung an. Doch als er ihr Gesicht zu sehen bekam, blieb ihm das letzte Wort im Halse stecken. Erschrocken fuhr er zurück. "Caia? Was?", mehr brachte er zunächst nicht heraus. Ihr Gesicht, teilweise verdeckt durch einige Strähnen ihres Haares, sah schrecklich aus. Sie hatte ein blaues Auge und eine Spur geronnenen Blutes kam aus ihrer Nase, die Unterlippe aufgeplatzt. Bei dem Anblick ihres erschreckten Bruders füllten sich ihre Augen mit Tränen und sie fiel ihm in die Arme. Livius erwiderte die Umarmung, doch das Entsetzen in seinem Gesichtsausdruck wich nicht so schnell.
Nach einigen Minuten ebbte das Geschluchze seiner kleinen Schwester leicht ab und Livius konnte sich zu der offensichtlichsten aller Fragen durchringen: "Caia? Was ist denn passiert?" Das Entsetzen schwang noch in seiner Stimme mit.
"Marcus...", Caia schluchzte erneut. Es fiel ihr sichtlich schwer zu sprechen. "Das war dieser ... Pollio. Er hat mich von Hinten überrascht."
"Naevius Pollio?", fragte Drusus lediglich ruhig und streichelte ihr mit seiner rechten Hand über den Hinterkopf.
Caia nickte und zog dann lautstark die Nase hoch.
"Komm, ich bring dich nach Hause.", sagte er dann und löste die Umarmung seiner Schwester um dann den rest seines Heimwegs zu vollenden. In der Linken, die zarte Hand seiner kleinen Schwester und die Rechte vor Zorn zur Faust geballt. Dieser Pollio war unter den jugendlichen in diesem Viertel ein bekannter Name. Bekannt für Raufereien und Schikanierungen von Kleineren, die sich alleine nicht wehren konnten. -
Livius hatte seinen Platz am Altar wieder eingenommen, als sein Lehrmeister sich, mit dem Opfermesser in der Hand, zum Lamm begeben hatte.
Trotz all der Aufgeregtheit, das erste mal vor der Öffentlichkeit ein solches Opfer zu vollziehen, schaffte es der junge Livius zumindest in Gedanken den Opferablauf noch einmal durchzugehen. War ihm auch kein Fehler unterlaufen? Konnte er bedenkenlos das 'Age' geben? Sein Blick streifte über die kleine Traube an Zuschauern, die sich eingefunden hatte zu diesem Opfer. Natürlich konnte niemand erwarten, dass eine jubelnde Masse vor dem Tempel stehen würde, um diesem unbedeutenden Plebejer bei seinem Opfer zuzuschauen, doch waren es mehr Leute als Livius überhaupt erwartet hatte. Was seine allgemeine Nervösität natürlich abermals verstärkte.
Doch jetzt half alles Bedenken und Überlegen nichts mehr. Er musste weitermachen, damit sich dieser Moment nicht unnötig in die Länge zog und auffiel. Der Discipulus blickte also zum fragenden Aedituus hinüber und, atmete sichtbar aus und nickte dann, als er sprach:"Age!". Laut und deutlich, und ohne dieses ängstliche Krächzen in der Stimme, wie es ihm sonst schonmal passiert war, seit sich seine Stimme brach.
Sein Blick ruhte danach auf seinem Lehrer Matinius und dem nicht mehr lange am Leben bleibenden Lamm. 'Hoffentlich wird das Blut strömen. Hoffentlich werden die Eingeweide makellos sein. Hoffentlich wird Minerva das Opfer annehmen.' Mehr als die Hoffnung blieb dem Livius nicht mehr. -
Nachdem Blick zu seinem Lehrer Matinius, drehte er sich nun komplett über die rechte Seite und ging die restlichen Schritte zu Matinius um mit diesem dann gemeinsam bis zur Tempelpforte zu schreiten, wo sie den Vorplatz erblickten, an dessen Altar bereits einer der Diener mit dem teuren Lamm an einem Seil stand und die Stufen zum Tempel empor sah.
Über das Lob freute sich der bis dahin noch unsichere Livius ganz besonders, doch mehr als ein einfaches "Danke.", schaffte er nicht durch seine Lippen zu pressen. Die Aufregung stand ihm noch immer ins Gesicht geschrieben und schnürte dabei sachte an seiner Kehle.
Ob er wusste, wie er nun weiter vorzugehen hatte? Nun ja, er hoffte aufjedenfall, dass er es nicht falsch in Erinnerung hatte. Mit einem Nicken, dass seine Unsicherheit überspielen sollte, deutete er seinem Lehrer, dass er weitermachen wollte. Diesmal schritt er voran, die Stufen herab innerhalb der spärlichen Prozession aus dem Schüler und seinem Lehrer, nur gefolgt von ein paar weiteren Tempeldienern.
Am Altar auf dem Tempelvorplatz angekommen wurden die wenigen aktiven Opferteilnehmer von einem Helfer mit Wasser besprengt und somit auf symbolische Art und Weise von allem Bösen und Unheilvollen gereinigt.Livius trat an das geschmückte Lamm heran und sprach die Worte: "Für die Erfüllung meines Wunsches, darf ich Dir heute dieses weisse Lamm darbringen."
Mit einem Herzen, dass bis an seinen Kehlkopf zu schlagen schien, kniete er sich nieder und nahm den Pinsel, getränkt mit mola salsa, aus seiner Schüssel und bestrich den schmalen Kopf des Lamms damit. Etwas Salzlake rann in das Auge des Schafs, das sofort seinen Kopf schüttelte und zu Blöken begann. Aufgeregt und mit zitternden Fingern begann der junge Discipulus den Kopf des Lamms festzuhalten um ihm dann den Halsschmuck abzunehmen. Kaum war das geschafft, griff Livius nach dem Opfermesser und begann mit der rein symbolischen Entkleidung des jungen Wiederkäuers.
Urplötzlich, als würde das Lamm genau wissen, dass sein baldiger Tod nahte, verstummte es und ließ die Prozedur wie in Schreckstarre über sich ergehen. Mit einem guten Gefühl hob Livius die Klinge wieder an und legte sie zurück auf den Altar, als er am Ende des Schafes angelangt war.