Beiträge von Marcus Livius Drusus

    Livius stellte sich, den Becher voll Wein in der einen und den Weihrauch in der anderen Hand, vor das Kultbild der Minerva. Ermutigt von seinem Lehrer Matinius ging der junge Livius vor das Kultbild, legte den Weihrauch in die dafür vorgesehene Schale. Die darin bereits vorhandene Glut sorgte schnell dafür, dass der Weihrauch zu glimmen begann und kleine Rauchfäden gen Tempeldecke aufstiegen und ihren wohlbekannten Geruch verteilten. Dann goss er den Wein in die andere Schale und stellte den Becher zurück auf den Tisch. Worauf er nun die Arme zu beiden Seiten anhob und seine Handflächen zum Himmel drehte, ehe er mit dem Gebet begann.


    "Minerva.", Livius musste sich kurz räuspern. "Minerva. Schutzgöttin der einzig wahren Stadt, dem Herzen des Imperiums. Beschützerin der Handwerker und aller ehrlich arbeitenden Römer. Ich, Marcus Livius Drusus, Sohn des Mosaiklegers Marcus Livius Denter vom Hang des Collis Quirinalis, stehe heute vor Dir und beschenke dich mit meinem ersten offiziellen Opfer innerhalb meines Studiums als Discipulus.


    Als Fortführung unserer langjährigen Verehrung bitte ich Dich mir die Kraft zu geben, dieses Studium erfolgreich abzuschließen und mir damit die Möglichkeit zu geben Dir als Priester des Cultus Deorum weiter zu dienen und anderen Römern dabei helfen zu können.
    Dafür sollst du Heute von mir diesen Wein erhalten. Dafür sollst du Heute von mir auch noch ein weißes Lamm erhalten.


    Bitte Minerva, nimm dieses und die zukünftig noch kommenden weiteren Opfer von mir an.", mit diesem Satz beendete Livius das Gebet zum Voropfer, nahm die Hände wieder herunter und drehte sich über die rechte Schulter um zu seinem Lehrer und blickte diesen mit fragendem Blick an.

    Dankend steckte Livius die Factio-Münze in seinen ledernen Beutel zu seinem restlichen Geld. Und freute sich in Gedanken darüber, dass bei der Factio Praesina solch ein kameradschaftlicher Umgang innerhalb der Mitglieder herrschte. Da hatte er wohl die Richtige gewählt. Auch wenn er aufgrund seiner jahrelang bestehenden Begeisterung für die Grünen garkeine andere Wahl gehabt hatte.


    "Danke schön.", formulierte Livius seinen Dank dann auch noch verbal und stellte dann noch eine weitergehende Frage. "Wann wird denn die nächste Vollversammlung der, ... Ich meine unserer Factio stattfinden? Gibt es da einen jährlichen Turnus, oder wie wird dies gehandhabt?", fragte er den Vicarius Helvetius, der ihm bisher äußerst sympathisch vorgekommen war.

    Fragend blickte der junge Livius den Vicarius Principis seiner Factio an.
    "Oder gibt es einen extra Quaestor der Factio, bei dem ich bezahlen soll?" Sein Gegenüber schien zu zögern, dass Geld anzunehmen. Daher kam ihm die Frage mit dem Kassenwart in den Sinn.

    Freudig wurde er von seinem Lehrer, dem Aedituus Matinius begrüsst. Auf die Frage nach dem Preis für das Lamm, durchzuckten seine Gedanken wieder die Bilder vom Markt und ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Das war alles zuviel gewesen für den unerfahrenen und jungen Römer. Daher versuchte er dann auch das Thema zu umgehen, damit er die Geschehnisse des Vormittags nicht gegenüber seinem Lehrer wiederholen musste. "Hält sich in Grenzen...", versuchte er dann lapidar wirkend abzuwinken und gleichzeitig seine Unsicherheit zu verstecken.


    Und dann ging es auch schon los. Matinius nahm das Lamm und übergab es den wartenden Tempeldienern. Die eilten davon, während sich Livius und sein Lehrer zum Hände waschen begaben. "Ja, das weiss ich bereits.", antwortete Livius auf die Frage von Matinius Agrippa und wiederholte die wichtigsten Punkte in Gedanken. Erst die Anrede, dann die Anrufung seiner Macht, Vorbringen meiner Taten, Bitte und Gelübde...


    Nachdem sie sich die Hände gewaschen hatten, kam auch bereits einer der Tempeldiener auf sie zu und überreichte Drusus etwas Weihrauch, während ein Anderer zeitgleich einen Tisch vor dem Kultbild der Minerva aufbaute.

    RE: Der erste Tag


    Minerva sei Dank, schien sein Lehrer recht zufrieden mit der Wahl des Opfertieres zu sein. Dann würde er schauen, dass er eine Ziege fand, die er sich auch leisten konnte.
    "Ja, eine weibliche, weiße Ziege. Ich werde sehen, was ich finden kann.", fasste er seinen kleinen Auftrag für den nächsten Tag nochmals zusammen.


    Ein weiterer Lichtblick am heutigen Tage. Für den Weihrauch und die sonstigen Opferzutaten musste er nicht selber aufkommen. Also konnte er all seine Ersparnisse für ein vernünftiges Opfertier verwenden. "Ja, alles geklärt.", antwortete Livius dem Matinius, als dieser ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte. "Bis Morgen.", rief er dann noch, als er die Tempelanlage wieder verließ und sich in Richtung Heim aufmachte.



    ***************


    vormittags auf dem Markt


    An diesem besonderen Tage, war Livius bereits vor dem Morgengrauen auf den Beinen. Er war viel zu aufgeregt, als dass er hätte schlafen können und frühstückte daher bereits, als der Rest seiner Familie noch schlief. Aus dem Nebenzimmer hörte er seinen Vater laut aufschnarchen, als der letzte Löffel Brei in seinem Mund verschwand und komplett von Nahrung befreit wieder hervorkam. Er verstaute sein Essgeschirr wieder in seinem Fach in dem kleinen Regal an der Wand, nachdem er es etwas mit Wasser aus seiner Trinkflasche gereinigt hatte. Einen Wasseranschluss in der Wohnung besaß die kleine Familie um Livius Drusus natürlich nicht. Das konnten sich nur die reicheren Römer in ihren Atriumhäusern leisten.
    Ein weiterer Schnarcher drang durch die dünne Tür an seine Ohren. Ein kurzer Blick zurück zum Schlafplatz, den er sich mit seiner kleinen Schwester teilte, um sich zu vergewissern, dass auch sie noch schlief. Dann machte er sich auf den Weg zum Markt, denn je früher er da war, desto mehr mögliche Angebote waren noch vorhanden.
    Während er seinen Weg zu den Märkten suchte, drangen bereits die ersten Sonnenstrahlen über die Dächer der ewigen Stadt und füllten die Straßen mit einem orangen Schimmer. Mit jeder Kreuzung die Drusus überquerte wuselten auch immer mehr Menschen durch die Gassen und über die Plätze der Stadt. Das rege Treiben der Hauptstadt erwachte langsam zum leben.


    Den Geldbeutel sicher unter seiner Tunika verstaut erreichte er endlich die ersten Stände auf dem Viehmarkt Roms. Es waren bereits so unglaublich viele Menschen da, dass sich Drusus Hoffnung auf ein günstiges Angebot bereits wieder in Luft auflöste. Mit zerknirschtem Blick beobachtete er die rege Menschenmenge. "Verdammt! Wieso ist hier schon so viel los?", murmelte er zu sich selbst, als sein Blick gen Himmel ging. Die Sonne war wirklich gerade erst aufgegangen und hier herrschte schon ein Treiben, wie er es für Mittags erwartet hätte. "Wieviel hier wohl später los sein wird?", reihten sich seine Gedanken verbalisiert aneinander. "Ich beeil mich lieber." Mit der Hand kratzend seiner Schläfe suchte er einen Stand, der Ziegen anbot.
    An einem Stand angekommen, sprach er den Händler an: "Salve, hast du eine weiße, weibliche Ziege? Ich will Minerva opfern." Der Händler schaute ihn beinahe empört an. "Eine Ziege?", sein Mund verzog sich zu einer Grimasse, die seine faulenden Zähne offenbarte. "Ernsthaft? Du willst der Schutzgöttin unserer Stadt eine Ziege opfern? Eine Ziege?", die letzten Worte zischten nur noch durch sein lückenhaftes Gebiss und sein Blick verriet genau, was er davon hielt. Eingeschüchtert starrte Livius den ungepflegten Händler an. Sein Lehrer hatte doch gemeint, dass das völlig in Ordnung sei. Jetzt wusste er weder ein noch aus. Der Händler hatte ihn genau da, wo er ihn haben wollte. Das wurde ihm spätestens klar, als Drusus mit zittriger Stimme fragte: "Was soll ich ... ihr denn sonst op - opfern?"
    "Na ein Kalb!", polterte der Händler los, der gerade ein gutes Geschäft witterte. "Für Minerva ist ein Kalb gerade gut genug.", mit verbissener Stimme redete er weiter auf den eingeschüchterten Discipulus ein. "Du hast Glück. Ich habe hier ein sehr günstiges Exemplar." Dabei zeigte er mit seiner Rechten auf eine junge Kuh, die sich einem Gehege hinter ihm befand. Sie schien zu humpeln, der Euter war eingefallen und sie machte allgemein einen kränklichen Eindruck auf Livius, der allerdings keinerlei Ahnung von Tieren hatte. "Du bekommst sie auch günstig von mir. Nur 50 Denarii." Mit einem nun schmalen Lächeln auf den Lippen taxierte der Händler sein Gegenüber. "50 Denarii? Soviel besitz' ich nicht.", erwiderte Drusus niedergeschlagen. "Dir ist Minervas Segen nur nicht soviel Wert."
    "Er ist mir noch viel mehr Wert! Wenn ich nur soviel Geld hätte."
    Einsichtig, dass er hier nicht soviel rausholen konnte wie er wollte, schlug er vor: "Dann nimm ein Lamm! Die kosten nur 90 Sesterzen. Aber eine Ziege ... PAH!" Dann spuckte er auf den Boden zwischen ihm und Drusus. Zähneknirschend und eingeschüchtert von den lauten Worten des Händlers überlegte Drusus ob er nun das Lamm nehmen sollte. 90 Sesterzen waren alles was er noch besaß. Doch schien ihm dieses Lamm völlig alternativlos zu sein.



    ***************


    Mittags am Tempel


    Mit einem Gefühlsmischmasch im Bauch, das irgendwo zwischen der Hoffnung ein vernünftiges Opfertier gefunden zu haben, und der Niedergeschlagenheit ob der horrenden Kosten für das Tier lag, und dem Lamm auf dem Arm erreichte Livius den Templum Iovis Capitolini und suchte seinen Lehrer, den Aedituus Matinius. Er stieg die Stufen des Tempels hinauf und warf einen Blick ins Innere. Da entdeckte er den Matinier und grüßte ihn vorsichtig. "Salve, Matinius." und das kleine Lamm blöckte artgerecht.

    Als der Vicarius Principis der Factio meinte, dass diese Art von Engagement, die Drusus anbieten konnte, vollkommen ausreichen würde, atmete der junge Livius hörbar auf. Und auch die Aufnahmegebühr konnte er sich dank seiner Anstellung beim Cultus Deorum noch leisten. Auch wenn 10 Sesterzen für ihn viel waren, waren sie es ihm aufjedenfall wert um als Mitglied in seiner Factio zu werden. Und da er gerade sein Tagesgeld erst bekommen hatte, reichte es völlig in seine zweckmäßige Tunika zu greifen und einen kleinen ledernen Beutel herauszunehmen. "Dann möchte ich die Gebühr sofort bezahlen.", sagte er dann freundlich und fingerte zwei Denarii, sowie einen Quinarius heraus und schob die drei Silbermünzen dem Helvetius entgegen. "Muss ich noch irgendwo unterschreiben?", fragte er dann noch, sein Selbstbewusstsein zurückgewonnen und lächelte sein Gegenüber an. Er hatte es geschafft.


    Sim-Off:

    10sz an das kto der Factio überwiesen :)

    Uhh, da hatte er, nach der Antwort des Aedituus zu schließen, nur den halben Opferablauf beschrieben. Die Röte stieg ihm ins Gesicht, als er von seinem Lehrer verbessert wurde, doch versuchte er alles aufzusaugen und sich korrekt zu merken.


    Sein erstes richtiges eigenes Opfer. Das könnte ja spannend werden. Die Vorfreude, gepaart mit der Aufregung machte sich in ihm breit. Die Vorfreude wurde dominiert von dem Gedanken, dass er Minerva opfern durfte. Der Göttin des Handwerks und der Stadt Rom. Da sein Vater sein ganzes Leben lang als Mosaikleger gearbeitet hatte, besaß die Familie eine besondere Beziehung zu Minerva, der sie oft auch im privaten geopfert hatten.
    "Ein Kalb kann ich mir wirklich nicht leisten.", gab Livius dann zu. Dass er nicht das Glück hatte reichgeboren zu sein, war aber wahrscheinlich kein Geheimnis mehr, was diese Aussage von ihm vermutlich überflüssig machte. "Würde dafür eine Ziege ausreichen?", fragte er dann den Matinius, als dieser ein günstiges und weniger extravagantes Tier vorschlug. Drusus hatte zwar keine Ahnung, wieviel Geld er für eine Ziege auf den Märkten der Urbs ausgeben müsste, doch dachte er sich, dass dies sicher nicht so teuer werden würde wie ein Kalb.


    Aber das Tier als einziges Utensil, würde doch für ein komplettes Opfer garnicht ausreichen, weshalb Drusus seinen Lehrer weiter ausquetschte: "Muss ich den Weihrauch, und die Zutaten für die mola salsa ebenfalls selbst kaufen?" Das könnte alles zusammen wirklich ins Geld gehen. Am besten ich frag Vater noch nach etwas Geld dafür., dachte er sich dann insgeheim, da sein eigener Lohn nicht dafür reichen würde.

    "Ja, das wär ne Nummer.", pflichtete Drusus dem Vicarius bei, das Grinsen in seinem Gesicht war noch immer nicht gewichen.


    Dann stellte der vertretende Factionsführer allerdings eine Frage, über deren Antwort sich der junge Livius noch keine richtigen Gedanken gemacht hatte. Ja, was konnte er selbst beitragen, was konnte er mitbringen das der Factio einen Nutzen bringen würde? Unruhig wippte er mit dem linken Bein auf und ab. Hoffentlich unbemerkt von seinem Gegenüber, dessen Blick durch den Schreibtisch versperrt sein sollte. Sein Eigener floh dagegen vor vor dem des Vicarius, während seine Gedanken sich förmlich überschlugen. Allerdings blieb ihm nichts anderes übrig als bei der Wahrheit zu bleiben. "Naja, ich habe erst vor kurzem mein Studium als Discipulus begonnen und kann daher noch nicht mit viel Vorbildung aufwarten.", gab er unverfroren zu, doch hatte er bereits gelernt, dass man auf jeden negativen Punkt stets etwas Positives erwähnen sollte, wollte man sich verkaufen. Daher fügte er hinzu: "Allerdings bin ich selbstverständlich bereit bei allen anfallenden Tätigkeiten innerhalb der Factio mit anzupacken und meinen Beitrag zu leisten. Und das tragen der Farben, sowie die lautstarke Unterstützung versteht sich von selbst." Beim Reden suchte sein zuvor ausweichender Blick dann wieder den des amtierenden Vicarius Principis.

    Noch völlig in Gedanken, studierte Drusus das Officium und wurde dem entsprechend auch von dem Ankommenden überrumpelt.
    "Hahaha...", Drusus konnte sich das Lachen jetzt nicht mehr verkneifen und lachte einfach drauf los in seiner jugendlichen Naivität, ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie es sein Gegenüber aufnehmen würde.
    "Nein, Nein. Ich bin Marcus Livius Drusus und ich wollte eigentlich ein Sodalis dieser fantastischen Factio werden. Ich bin zwar ein großer Anhänger der Wagenrennen, aber das Fahren sollten wir dann doch den Profis überlassen.", stellte sich Drusus dann ebenfalls dem Vicarius der Factio Praesina vor und nahm dessen Angebot sich zu setzen dankend an.

    Doch statt einfach abzuhauen und Drusus im Atrium stehen zu lassen, wurde er sogar vom Precius in ein kleines Büro geführt und ihm wurde etwas zu Trinken angeboten. Ein grandioses Büro, ging es dem jungen Livius durch den Kopf. Hier sah es genau so aus, wie er es sich vorgestellt hatte. Überall hingen Wimpel und Wappen der Praesina, sogar ein Vierspänner als Modell in den Farben der Factio war hier zu finden. Drusus freute sich innerlich, dass er sich getraut hatte diesen Schritt zu wagen. Er kam garnicht dazu sich zu setzen oder gar von den Getränken zu probieren, denn er verlor sich im Staunen über die Einrichtung des Büros.

    Dankend nahm Livius die Aufforderung zum Eintreten an und folgte Precius ins Innere dieses heiligen Ortes. Zumindest für die treuen Anhänger der Praesina war dieser Ort wahrlich Heilig. Und zu denen zählte der junge Livius sich ganz besonders.


    Im Atrium angekommen fragte ihn Precius doch tatsächlich ob er sich hier als Auriga bewerben wollte. "Ja, das wäre was. Einmal selbst den grünen Vierspänner führen.", beinahe wäre Livius in diese Fantasie abgetaucht, doch rissen ihn die weiteren Worte seines Gegenübers wieder heraus. "Nein nein. Ich würde lieber bei der Organisation der Rennen helfen und ... ", jetzt wusste er nicht wirklich weiter. "Und, bei allem wo sonst noch Hilfe benötigt wird.", flüchtete er sich dann in die Verallgemeinerung aller Tätigkeiten eines Sodalis. "In Ordnung.", sagte er dann bloß noch, als der Precius ihm anbot den Vicarius Principis Factionis für ihn zu holen.

    Sim-Off:

    Wie es Dir beliebt. Ich bin dabei ;)


    Na, das hatte ich doch bereits gesagt... Ein patziger Gedanke durchschoss seinen Kopf, den auszusprechen, er ganz der Concordia folgend aber nicht wagte. Schließlich hatte er als Römer in seiner Erziehung, auch aus ärmeren Verhältnissen stammend, die römischen Tugenden stets eingetrichtert bekommen. Stattdessen folgte er seinem Lehrer zu Minervas Statue und lauschte weiter seinen Worten.


    Dass er mit dem Aufgabenbereich eines Aedituus richtig lag, zauberte ein lächeln auf sein Gesicht. Scheinbar kam er so langsam dahinter, wie er auf die Fragen des Matinius zu antworten hatte. "Ja, wir opfern regelmäßig innerhalb der Familie unseren Laren und Penaten. Aber ich habe noch kein großes Opfer in einem Tempel gehalten. Zugesehen, ja. Aber nicht selbst gemacht.", antwortete er dann. Einige Worte seines Lehrers später, wurde Drusus wieder richtig aufgeregt. Er sollte direkt selbst ein Opfer hier im Tempel darbringen? Ob er das schaffte, würde sich noch zeigen. "Nun, am 5. Tag nach den Iden des Martius waren wir mit meinem Vater immer beim Tempel als Minerva geopfert wurde.", erzählte er und überlegte weiter, ob er sich erinnern konnte welche Farbe die Opfertiere dort hatten. Es waren Kälber, soviel wusste er noch. Ach, genau. "Weiße Kälber.", stieß er hervor. Überrumpelt von der Freude, dass es ihm noch eingefallen war. "Es waren weiße Kälber."




    ***************



    Der zweite Tag seiner Ausbildung
    Wieder hatten sich Matinius und Livius in der Früh auf dem Capitolium getroffen um die Ausbildung des jungen Discipulus weiterzuführen.
    Livius wurde von dem eifrigen Aedituus in einen Hinterraum des Tempelkomplexes geführt, wo er ihm einige Hilfsmittel für die Opferungen zeigte und erklärte.
    Wieder zurück im Hauptraum des Tempels angekommen wollte Matinius wissen, was Livius zum Ablauf eines Opfers einfiel.
    "Wenn alles bereit ist, spielen die Tibicines und Fidicines auf ihren Instrumenten um jeglichen Lärm zu übertönen. Nachdem der Opfernde sich die Hände gewaschen hat, bestreicht er das Opfertier mit dieser Salzlake eingestrichen, die in diesem hölzernen Behälter aufbewahrt wird, den du mir vorhin gezeigt hattest. Dann nach dem Gebet wird das Tier geopfert. Dann folgt nur noch die Eingeweideschau, um herauszufinden ob die Götter auch zufrieden sind.", quasselte er dann, in Gedanken beim letzten Opfer, bei dem er dabei gewesen war, die Antworten vor sich hin.

    Aufgeregt wartete der junge Livius auf das Öffnen der Türe, was nach einige kurzen Atemzügen auch bereits geschah.
    "Ich ...", Livius musste sich räuspern um den Kloß in seinem Hals los zu werden. "Mein Name ist Marcus Livius Drusus. Ich wollte mich über die Möglichkeiten des Mitwirkens bei der Factio Praesina informieren.", stolperte er dann den zuvor einstudierten Satz nicht ganz fehlerfrei heraus. In seiner Erinnerung hatte das viel besser geklungen. Aber egal, jetzt war es raus und der Öffnende würde schon verstehen worauf er hinaus wollte.

    Der Tag neigte sich dem Ende zu und nach einigen interessanten Stunden bei seinem Lehrer hatte Livius noch etwas Freizeit. Freizeit, die er nun wirklich zu seinem Vergnügen nutzen wollte. Und was gab es für ein größeres Vergnügen als sich dem Wagenrennsport hingeben zu können? Doch verlangte es Drusus nach mehr als nur dem simplen Zuschauen. Er wollte mitwirken, mithelfen können bei seinem absoluten Favoriten. Dem Frühling, den Grünen. Wenn man nur an die ehemaligen Spitzenfahrer dieses Rennstalls dachte. Marsyas, Plinius und vorallem Lupus, alle wahre Garanten für den Erfolg.


    Seine Schritte führten ihn dann zur Porta des Domus der Factio Praesina. Mit zugeschnürter Kehle vor Aufregung stand er nun an der Schwelle des Domus dieses beeindruckenden Rennstalls und klopfte an die Tür.

    Bei Drusus Vater handelte es sich um einen angesehenen Handwerker seines Fachs. Als fähiger Mosaikleger konnte er stets ausreichend für seine kleine Familie sorgen, sie konnten zwar kein eigenes Haus ihr Eigen nennen, doch hatten sie nie Hunger leiden müssen.


    Doch eines Tages kam Livius Denter schon weit vor Sonnenuntergang nach Hause zurück. Und er hatte schlechte Nachrichten im Gepäck. Mühsam kämpfte er sich die Stufen hoch bis zu der kleinen Wohnung, in der er mit seiner Familie wohnte.
    "Schatz? Was machst du denn schon hier?", fragte Tullia als ihr Ehemann die Räumlichkeiten betrat. Sie warf einen prüfenden Blick zum Fenster, obwohl es ihr vollkommen bewusst war, dass die Sonne noch nicht untergegangen war. So schürte es umso mehr ihre Gedanken, dass hier etwas nicht stimmen konnte. "Ist was passiert?", fragte sie ihren Ehemann und eilte zu ihm, als dieser sich ächzend auf seinem Stuhl an dem kleinen Tisch niederließ. "Wa ist mit deiner Hand?", fragte sie weiter, da er noch immer nicht geantwortet hatte und sie bemerkt hatte, dass er seit er reingekommen war seine rechte Hand zwischen seinem linken Oberarm und seinem Brustkorb stecken hatte.
    Tullia lehnte sich zu ihrem Ehemann und blickte ihn mit einem Blick voller Furcht in die alten Augen.
    "Es...", Denter hatte sichtlich Schwierigkeiten zu sprechen. "...gab einen Unfall auf der Baustelle." Tullia schlug die Hände vor ihren Mund. "Eine Säule stürzte auf mich nieder...", stöhnend klangen seine Worte. "Meine Hand. Sie ist ... zerquetscht. Sie ist wohl nicht mehr zu retten.", sprach er weiter und zog dann die in einen Leinenverband geschlungene Hand hervor. Sie wirkte selbst durch den Verband kümmerlich und entstellt. Tullia griff nach Livius Hand und nahm sie in beide Hände, als eine Träne ihr Gesicht herunter rann. "Mein armer Liebster." Sie schluchzte mehr, als dass sie sprach. "Sie haben mich entlassen.", bestätigte er die schlimmsten Gedanken, die sich gerade in diesem Moment im Kopf seiner Frau manifestierten. "Keine Verwendung für einen Krüppel. Sagten sie." Sie fielen sich in die Arme. Tullia weinte und auch Denter hatte sichtlich mit den Tränen zu kämpfen. Was sollte nun aus ihnen werden? Wie sollten sie ihre Familie ernähren können? Das mickrige Tagesgeld, dass Drusus als Discipulus inzwischen bekam, würde niemals für die ganze Familie ausreichen.

    Offensichtlich aufgrund dessen Reaktion war, dass Livius nicht die Antwort gewählt hatte, die sein Lehrer von ihm hatte hören wollen. Doch anstatt ihn zurecht zuweisen oder zu korrigieren, führte er ihn die Stufen hoch ins Innere des Templum Iovis Capitolini.


    Voller Neugierde, auf das was noch kommen sollte, folgte er Matinius. Dann stellte sein Lehrer auch bereits die nächste Frage, auf die Livius sogar antworten konnte, doch fand er das es doch offensichtlich auf der Hand lag. Zumindest für ihn selbst. Matinius konnte ja auch nicht alles bereits im vorhinein wissen. "Am liebsten würde ich natürlich Minerva persönlich dienen.", antwortete er dem Aedituus, ehe dieser weiter über die Vorteile eines großen Tempels sprach. "Aber zum Beispiel für Minerva gibt es doch zahlreiche Tempel in Rom. Weiss man im Vorfeld, welchem man zugewiesen wird?", fragte er seinen Lehrer dann.


    "Nun.", fing er an. Noch eben waren ihm die Worte wie von alleine gekommen, doch jetzt waren sie wieder gepaart mit derselben Unsicherheit, die schon auf den Stufen des Tempels in seiner Stimme mitschwang. Er konnte noch nie gut mit Prüfungsähnlichen Situationen umgehen. "Ein Aedituus verwaltet den ihm zugewiesenen Tempel. Er ist verantwortlich für die Sauberkeit, die Instandhaltung des Tempels und seinen Bestandteilen.", versuchte er dann aus seinen Gedanken zu rekonstruieren. "Ach, und er opfert regelmäßig dem entsprechenden Gott und berät die Leute die ein Opfer darbringen wollen.", fiel ihm noch ein, warf es hinterher und suchte dann den Blick des Matinius.

    Verträumt stand der junge Livius auf den ersten Stufen des Tempels als er plötzlich von einem Fremden angesprochen wurde. Er drehte sich zu ihm herum und erkannte ihn auch sofort wieder, nachdem dieser sich vorgestellt hatte. "Salve Matinius Agrippa.", antwortete er dann zwar etwas verlegen, hörte dann jedoch immerhin mit dem rumgewackel wieder auf und stand still vor seinem neuen Lehrer. "Ja, der Brief des Rex Sacrorum kam wirklich schneller als erwartet.", bestätigte er die Aussage des Matinius.


    Dann fing Matinius bereits damit an, sich einen Überblick über Livius Kenntnisstand zu verschaffen. Er schaute den Aedituus etwas perplex an, ehe er anfing einfach draus los zu quasseln. "Nun, hier sind die Treppen.", sagte er voller Unsicherheit. "Oben kommen einige Säulenreihen und dann kann man die drei Cella betreten, für Iuppiter in der Mitte, links Iuno und rechts Minerva.", endete er erstmal und blickte Matinius mehr fragend als sagend an.

    Am Abend, als das Schreiben des Rex Sacrorum in der Insula abgegeben wurde, herrschte große Aufregung in der kleinen Wohnung des Livius. Seine kleine Schwester, sowie seine Mutter freuten sich wie verrückt, dass Drusus diese Chance bekam. Sein Vater hingegen redete ununterbrochen auf ihn ein, worauf er alles achten sollte, wie er sich verhalten sollte, damit er ihm und der Familie keine Schande machen würde. Schließlich würde er am nächsten Morgen dort alleine hingehen. Ohne den ständigen Rat seines Vaters.


    Und so kam der Morgen. Der Morgen seines ersten Tages als Discipulus im Cultus Deorum. Die Sonne war kaum aufgegangen da eilte Drusus bereits quer durch die Straßen der Stadt. Alleine und nicht sicher, ob er den Weg auch finden würde. Doch seine Beine führten den jungen Livius schlussendlich den steilen Weg zum Capitolium hinauf. Dort sollte er sich beim Templum Iovis Capitolini einfinden und sich beim Aedituus Matinius Agrippa anmelden, der dann auch sein direkter Ansprechpartner während seiner Ausbildung wäre.
    Mit aufgeregter Miene stand Livius nun an den Stufen des richtigen Tempels und schaute sich nervös um. Nicht sicher ob er nun einfach reingehen sollte, wackelte er etwas unentschlossen auf den untersten Stufen des Tempels herum.