Beiträge von Julia Duccia Germanica

    Wie er mich wie Viehgut betrachtete, lief es mir kalt den Rücken hinunter. Wohlwollend, da Ernte reich werden würde und ich ihnen was geben würde, allerdings auch als niedere Lebensform. Ich wich einen Schritt zurück.


    Ihr wollt mich töten, nicht wahr? Ihr schaut mich an wie ein Jäger seine Beute...


    stellte ich trocken fest. Und wiederum doch nicht ganz gelassen.


    [I]"Das werdet Ihr allerdings besser nicht versuchen..."


    Erst jetzt wurde mir klar, dass es sich wie eine Drohung anhörte. Doch die Angst beflügelte mich. So jedoch folgte der Angst allerdings die Vernunft und ich fügte eilends an:


    "... denn wir Ihr schon sagtet, soll ich die Auserwählte sein und stehe laut dem Goden unter der schützenden Hand der Götter!"


    Ich sah ihm noch immer tapfer in die Augen. Ich hatte nicht vor meine Gedankengänge abermals zu unterbrechen. Andererseits... würde es niemand dulden wenn ich mich gegen ihn auflehnte.

    Sollte ich lügen? Ich würde auf jede seiner Fragen eine glaubwürdige Antwort geben können. Doch was brachte es mir, denn es würde ohnhin auffallen. Er wusste von mir und ich bekam Angst...


    Ich war schon immer eine Germanin..Und ich bin Alrun.


    Nun hielt ich tapfer seinem Blick stand. Ich hatte alles andere vergessen, was in der letzten Zeit geschah. Besser drehten sich meine Gedanken nicht darum. Sie drehten um ihn, Modorok. Was würde nun geschehen? Würde er mir glauben? Es wäre natürlich wenn nicht, auch wenn ich wahr sprach. Wie um mich zu rechtfertigen sprach ich weiter..

    "Könnte ich sonst noch meine Muttersprache? Würde ich sonst meine Vorfahren nennen und auch kennen? Ich bin Alrun und war ich auch abtrünnig, so erkenne ich nun wo ich hingehöre!"


    Vielleicht, aber auch nur vielleicht, war es doch ein wenig dick aufgetragen was ich da sprach. Doch war ich nicht nur wegen Leif nach Rom gegangen? Flavius? Ich sah ihn mit einer Mischung aus Furcht und Bitten an.

    Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, etwas in mir sagte dass es besser wäre meine ursprüngliche und liebere Herkunft anzugeben, als jene die ich kaum kannte. Man merkte mir die Nervösität leicht an, seine Blicke schienen mich zu durchbohren.


    "Ehrbarer Kuningaz, ich stamme aus den Reihen der Ampsivarier, Tochter des Landogar!"


    Es war ungewohnt so zu sprechen, aber nun war ich wieder Alrun. Und es entlockte mir ein Lächeln.

    Mir wurde klar warum ich ihn fürchtete. Und mich beschlich ein ungutes Gefühl, da ich nun wusste wer er war. War er meinetwegen hier? Nein, wohl kaum... Den weiten Weg würde er nicht auf sich nehmen...


    Ich sah ihm in die Augen, prägte mir diese Details ein. Etwas faszinierte mich an ihm. Es war eine ängstliche Faszination. Und doch war es eine. Auch ehrerbietend. Und bewundernd. Er strahlte viel aus, Führungsqualität... Und ich begann um Leif (Flavius) zu fürchten... Ich wusste nichts zu entgegen, außer...


    "Nein, ich stamme wahrlich von woanders...!"

    Ein wenig verschreckt aber äußerlich doch noch völlig gefasst senkte ich den Blick unter dem seinen doch so prüfenden.


    "Mein Name ist Alrun...!"


    Ich sah kurz aus einem Augenwinkel zu ihm auf, doch als seine Blicke noch immer auf mir ruhten senkte ich ihn wieder. Wer war er? Er hatte etwas besonderes an sich, was ich nicht definieren konnte und was mich doch einschüchterte. Ich raffte mich auf.

    "Und der Eurige?"

    Ich spürte Blicke auf mir ruhen und suchte nach der Quelle, auch wenn ich mir nicht sicher war. Ich stand ein wenig neugierig auf und näherte mich der Gruppe. Ich beschloss mich als Dorfeinwohnerin auszugeben, dann würde mir nichts geschehen.


    Seid gegrüßt Krieger!


    grüßte ich die Gruppe in perfektem germanisch.

    Ich saß am Dorfesrand auf einem Stein und sah in den Wald. Mein Blick war abwesend und ziemlich düster, gar verwegen und verwirrt mein Herz. Was für ein sinnloser Tod - warum auch musste er mich angreifen? Ich war mehr Germane denn Römer, warum sah er das nicht ein? Und wie ich diese Gedanken dachte, war ich auch ein wenig schockiert, entstand dieses Gedankengut wegen Gundalf?


    Ich dachte nicht an Flavius, ich dachte an Leif... Und ich dachte voller Liebe an ihn, Liebe die mir Hoffnung schenkte. Wärme schenkte und diese düstere Zeit ein wenig erhellte.

    Als ich mich schwach aufgerichtet hatte, begann ich langsam wieder meine Umwelt wahzunehmen. Schwach und noch etwas wacklig stand ich auf meinen Beinen und blickte mich um. Dann sprach Gundalf zu mir.


    Sie würden mir doch kein Gehör schenken, aber ich konnte den gebrechlichen Mann doch nicht den ganzen Weg zurückgehen lassen. Ich wusste, ich würde jetzt fliehen können, doch... ich wollte es einfach nicht.


    "Ich werde gehen, ruh du dich aus. Ich werde so schnell es geht wieder kehren!"


    Kaum dass ich meine Worte ausgesprochen hatte machte ich mich auf den Weg und bahnte mir einen Weg durchs Gebüsch. Ich hatte nicht geglaubt anzukommen und noch weniger, dass sie mir glaubten. Und doch, zwar misstrauisch aber sie folgten mir... Sie führten mich mehr oder weniger den Weg zurück und erst als ich die Leiche dort liegen sah, erfasste mich alles wieder...


    Ich ging etwas abseits und atmete tief ein...

    Langsam drang Sonne auf mich ein und als ich die Augen öffnete hustete ich erst einmal laut und rang nach Luft. Mir war ganz komisch. Ich stützte mich auf meine Ellenbogen auf, entsann mich der Dinge die geschehen waren und ließ mich erschöpft nach hinten fallen. Ich konnte nicht mehr.


    Warum immer ich? Ich fasste an meinen Hals, er war angeschwollen. Überall tat es mir weh, ich vermutete Blutergüsse. Meine Brust fühlte sich so schwach an. Ich atmete schnell und heftig durch um zu Kräften zu kommen. Oh ihr Götter, was soll ich nur tun?

    Ihr Körper trieb halb an der Oberfläche, ihr Haar war voller Laub und Morast. Sie sah eher tot denn lebendig aus. Die bleiche Haut wies einige Blutspuren auf. Ihr Atem ging nur flach durch die Schläge in den Magen, ihre Kleider waren zerrissen. Die Lippe war aufgeplatzt und blut troff aus ihr. Ebenso wie aus der Wunde, die unterhalb der Oberfläche war, wo der Stein gegengepralt war.

    Aus meiner Kehle klang nur noch schwaches gurgeln, ich geriet ihn Panik, doch mir war zu schwindlig. Mein Kopf schien explodieren zu wollen, mir blieb die Luft weg und alles wurde abwechselnd schwarz und weiß. Es drehte sich. Mir war gleich was er tun würde, ich wollte nur noch fort von ihm...


    "Freya...."


    Mehr brachte ich nicht über meine Lippen. Ich wurde bewusstlos und hing nur noch schlaf da.

    Als ich von der Wucht des Schlages nach hinten geschleudet werde reagiere ich schnell und hieb das Schwert so gut es unter diesen Umständen ging in seine Seite. Dann ließ ich es los und schwankte ein paar Schritte nach hinten, versuchte fortzulaufen. Doch ich wusste nicht wo der Sumpf begann - wohin musste ich?

    Ich atmete tief durch und sah ihm fest in die Augen.


    "Du wärest nicht der erste den ich töten würde und so schwer find ich das Ger nicht... Wirklich nicht. Komm noch einen Schritt näher und ich steche zu!"


    Meine Stimme klang bedrohlich und um meine Drohung nicht augenblicklich wahr machen zu müssen ging ich ein paar Schritte rückwärts. Ich sah ihn hasserfüllt an. Nein, ich würde nicht zögern.

    'Verdammt' schoss es mir durch den Kopf. 'Das hätte ich einberechnen müssen... Jetzt würde ich mich sicherlich nicht mehr wehren können'. Ich sah an seiner Brust hinunter und sah eine letzte Möglichkeit... Meine Arme baumelten wunderbar herab. So schnell es ging holte ich nun mit meinem Knie aus und trat ihm mit aller Kraft die mir noch geblieben war in den Rücken und als er mich erschrocken fallen ließ griff ich nach dem Ger.


    Es war verdammt schwer und die Angst mit der Waffe in der Hand machte es nicht leichter, doch mir blieb keine Wahl: ich wollte leben. Ich biss die Zähne zusammen und stellte mich ihm gegenüber, schweigend. Das Ger auf ihn gerichtet: Ohja, halten und etwas führen konnte ich es. Es würde zumindest zum Hinhalten reichen.

    Ich biss mir auf die Lippen um einen Schmerzensschrei zu verhindern. Es war wie mit Wölfen, war die Beute tot war sie uninteressant. Dann frass man sie. Wie das Fressen wohl bei ihm aussehen würde?


    Ich hielt meine Augen geschlossen, inzwischen lag ich auf dem Rücken, einen Arm schwach auf meinem Bauch liegend.

    Ich spürte den Schlag nur anhand der Schmerzen und bemerkte erst, dass ich am Boden lag, als ich das nasse Gras in meinem Gesicht hatte.


    "Flavius... Leif..."


    Die Welt drehte sich und ich wünschte die erlösende Dunkelheit würde sich endlich einschalten. Doch mein Körper tat mir nicht den Gefallen abzuschalten, sondern ließ mich die Schmerzen erbarmungslos spüren.

    Ich spürte, wie mir mein Blut aus den Mundwinkeln troff und ich beinahe meine Worte bereute. Unregelmäßig war mein Atem und verschwommen mein Blick. Den Wald nahm ich nur noch durch deine dicke Nebelwand wahr, die jegliche Geräusche von mir abschirmte.


    Ich wäre nach vorn gefallen vor Schmerz, hätte er mich nicht am Haar gehalten. Verkampft hielt ich meine Arme vor den Bauch, während ich nach Luft rang.