Ich folgte ihm. Ein dunkler Schleier hatte sich über meine Seele gelegt. Es war dämmrig draußen und ich sah gen Himmel, während wir zu einer anderen Hütte gingen. Meine Schritte wurden nach und nach langsamer. Nein, hier würde und wollte ich nicht bleiben. Meine Heimat war im Schoße meiner Familie und nicht hier. Es musste nicht Rom sein, nein. Germanien war mir um einiges lieber. Doch ich hatte mich an das römische Leben gewöhnt und fand es nicht mehr schlimm.
'Was sollte nur aus meiner Familie werden?' schoss es mir durch den Kopf. Ob sie mich schon suchten? War ich einen Tag erst fort, oder länger? Mir kam jede Sekunde getrennt von Flavius wie eine Ewigkeit vor. Ich war ihm in Hispania nicht mehr begegnet, war zu abruppt abgereist. Es hatte mich verletzt, dass ich nicht zu ihm in die Loge gedurft hatte. Ich kehrte in meine 'Heimat' zurück. Und kaum dass ich ausritt, wurde ich gefangen genommen.
'Dies ist deine neue Heimat' hatte der Gode zu mir gesagt, mit einem ruhigen Gesichtsausdruck. 'Dies hier wird deine neue Heimat werden' sagte damals der Peiniger mit einem hämischen Grinsen zu mir. Ich schloss kurz meine Augen, hatte nicht bemerkt dass ich stehengeblieben war, als der Gode nach mir rief. Mit einigen schnellen Schritten schloss ich wieder zu ihm auf und folgte ihm in die Hütte des Anführers. Während sie sich unterhielten starrte ich die Wand an.
Immer schwerer wurde mein Herz und ich glaubte nicht mehr weiter zu können. Warum hatte ich mich in den letzten Stunden nicht mehr gewehrt? War mein Körper so schwach? Oder war es mein Herz, was mich nicht weiter kämpfen ließ...? Warum war Flavius nicht hier um mir Kraft zu geben? Ich war mir sicher, ein paar Tage hier und ich würde wahnsinnig werdem...
Schon jetzt stieg in mir der Wunsch auf, einfach umzukehren. Doch sie würden mich nicht lassen. Was genau sie von mir wollte, wusste ich noch immer nicht... Mir kamen viele Sachen in den Kopf. Ich war ruhelos und niemals schien es mir gegönnt zu sein, Ruhe zu finden. Vielleicht in der Nacht?
Als der Gode verschwand hob ich meinen Kopf und sah den Anführer an. Ihn, den die Römer suchten und töten wollten. Wie leicht könnte ich ihn hinterrücks ermorden, wenn ich erst einmal sein Vertrauen erschlichen hatte?! Aber ich hasste es zu lügen. Mein Blick durchdrang ihn...