Beiträge von Julia Duccia Germanica

    >>NPC<<


    Sie reagierte vorerst gar nicht auf ihn, hatte genug mit sich selber zu tun. Irgendwo dort draußen lag Iulias Leib, sie war sich sicher, dass die Germanen sie nicht verschont hatten.


    "Und ich habe ihr doch noch gesagt, sie soll vorsichtig sein..."


    Ich sah Sextus an.


    "Geh zu den Stallungen, du wirst dort Skadi finden! Doch nirgendwo Iulia. Der hiesige Duumvir hat mit Einsatz seines Lebens versucht sie zu retten, er schwebt noch immer in Lebensgefahr..."

    >>NPC<<


    Unter Tränen wandte sie sich wieder zu ihm um. Mit lauter Stimme fuhr sie ihn an, all ihre Trauer brach aus ihr heraus.

    "Nein, es wurde versucht es zu verhindern. Verdammt sehe ich aus als wenn ich lügen würde? Glaubst du etwa mich berührt es nicht? Glaubst du etwa, der eventuelle Tod meiner besten Freundin ließe mich kalt?"


    Nach ihren Worten stand Todesstille in dem Raum. Schwer und heftig atmend funkelte sie ihn an und drehte sich wieder zum Fenster.

    Ocellinas Augen waren rot geweint und auch jetzt waren die Wangen noch leicht feucht von vergossenen Tränen. Unter Schlucken brachte sie Worte hervor, die nur der halben Wahrheit entsprachen:


    "Ich vertrete den Magister Scriniorum..."


    Das war Sextus. Doch in diesem Moment hatte sie nicht allzuviele Gefühle für ihn übrig, während sie daran dachte was geschehen war. Es hatte innerhalb der Stadt für viel Furore gesorgt, doch nach außen schien noch nichts gedrungen zu sein.

    Ich folgte ihm. Ein dunkler Schleier hatte sich über meine Seele gelegt. Es war dämmrig draußen und ich sah gen Himmel, während wir zu einer anderen Hütte gingen. Meine Schritte wurden nach und nach langsamer. Nein, hier würde und wollte ich nicht bleiben. Meine Heimat war im Schoße meiner Familie und nicht hier. Es musste nicht Rom sein, nein. Germanien war mir um einiges lieber. Doch ich hatte mich an das römische Leben gewöhnt und fand es nicht mehr schlimm.


    'Was sollte nur aus meiner Familie werden?' schoss es mir durch den Kopf. Ob sie mich schon suchten? War ich einen Tag erst fort, oder länger? Mir kam jede Sekunde getrennt von Flavius wie eine Ewigkeit vor. Ich war ihm in Hispania nicht mehr begegnet, war zu abruppt abgereist. Es hatte mich verletzt, dass ich nicht zu ihm in die Loge gedurft hatte. Ich kehrte in meine 'Heimat' zurück. Und kaum dass ich ausritt, wurde ich gefangen genommen.


    'Dies ist deine neue Heimat' hatte der Gode zu mir gesagt, mit einem ruhigen Gesichtsausdruck. 'Dies hier wird deine neue Heimat werden' sagte damals der Peiniger mit einem hämischen Grinsen zu mir. Ich schloss kurz meine Augen, hatte nicht bemerkt dass ich stehengeblieben war, als der Gode nach mir rief. Mit einigen schnellen Schritten schloss ich wieder zu ihm auf und folgte ihm in die Hütte des Anführers. Während sie sich unterhielten starrte ich die Wand an.


    Immer schwerer wurde mein Herz und ich glaubte nicht mehr weiter zu können. Warum hatte ich mich in den letzten Stunden nicht mehr gewehrt? War mein Körper so schwach? Oder war es mein Herz, was mich nicht weiter kämpfen ließ...? Warum war Flavius nicht hier um mir Kraft zu geben? Ich war mir sicher, ein paar Tage hier und ich würde wahnsinnig werdem...


    Schon jetzt stieg in mir der Wunsch auf, einfach umzukehren. Doch sie würden mich nicht lassen. Was genau sie von mir wollte, wusste ich noch immer nicht... Mir kamen viele Sachen in den Kopf. Ich war ruhelos und niemals schien es mir gegönnt zu sein, Ruhe zu finden. Vielleicht in der Nacht?


    Als der Gode verschwand hob ich meinen Kopf und sah den Anführer an. Ihn, den die Römer suchten und töten wollten. Wie leicht könnte ich ihn hinterrücks ermorden, wenn ich erst einmal sein Vertrauen erschlichen hatte?! Aber ich hasste es zu lügen. Mein Blick durchdrang ihn...

    Ich hielt mich fest an seiner Hand, hatte Angst wieder umzufallen. Seine Worte bekam ich noch immer nur halb mit. Sie drangen nicht richtig in meinen Kopf, auch wenn ich jedes Wort hatte vernehmen können. Ich zitterte.


    "Skadi... ihr darf nichts geschehen..."


    Ich musste an das kleine Fohlen denken, was in Britannia seine Mutter verloren hatte und was ich mit eigener Kraft großgezogen hatte. Ziegenmilch an meinem Finger. Und es war an meiner Seite aufgewachsen. Meine kleine Skadi. Aus welchem Grund auch immer überkam mich mit einem Schlag großes Heimweh nach meinen 'Brüdern', meinen Cousins und Cousinen. Nach meiner Familie und nach meiner Skadi.


    "Ich... werde nicht heim dürfen...?"

    Ich schüttelter leicht den Kopf und versuchte meine Gedanken wieder zusammenzubekommen. Mein Gehirn setzte erst bei "Rückkehr solltest du dich an..." ein und ich murmelte leise:


    "Alrun"


    bevor ich mich erstmal wieder versuchte zu orientieren. Skadi war gestorben und er sprach von meinem germanischen Namen? Verständnislos schüttelte ich meinen Kopf und versuchte unter Schwanken aufzustehen.


    "Mir is komisch... ich glaub ich muss mich..."


    ich musste würgen, konnte es noch einmal mit aller Kraft zurückkämpfen. Ich wollte nicht in seiner Hütte erbrechen. Mein Kopf schmerzte, mein Herz auch. Doch irgendwie schien der Verlust Skadis so unreal, als ob es Jahre her wäre oder es nur ein Traum war. Ich war mir sicher, es war kein Traum.

    Langsam wurde es wärmer und benommen öffnete ich die Augen. Wo war ich...? Wie kam ich so plötzlich hierher, ich war doch grade noch bei Skadi gewesen... Angstvoll sah ich mich um. Sie war nicht hier also... Oh ihr Wanen und Asen...


    "Was..."

    Ich schloss meine Augen und fühlte mich plötzlich wieder ganz klein. Aus der Ferne hallte das Klirren von Waffen zu mir hinüber, ich saß hinter ein paar Fässern. Die besorgte Stimme Valentins schallte zu mir hinüber "Alrun? Alrun wo bist du....!" Und als ich ängstlich und weinend hervorkam wurde ich gepackt und fortgeschleppt, ins Ungewisse. Valentin konnte nichts tun...


    Und die Kälte drang immer tiefer in mein Herz....

    Ich zitterte arg, als ich so im Dunkeln saß. Es war alles so kalt um mich herum und es kam mir vor, als würde Wasser von der Decke tropfen. War ich in einer Höhle oder gar in einem Kerker?


    Ich hatte Angst und umschlang mich selbst mit meinen Armen. Weit, ganz weit entfernt sah ich einen warmen Strahl, doch er war unerreichbar für mich.

    Alles begann sich zu drehen, es war beängstigend und zugleich berauschend. Ich tastete kurz um mich, doch dann wurde ich vollends mitgerissen. Das... war das dort Skadi? Skadi!!! Ich rief laut nach ihr, sie lief mitten in aufgestellte speere hinein.


    "SKADIIIII!"


    Ich rannte hinterher, versuchte sie abzuhalten. Und stürzte. Doch es war schon zu spät... Meine kleine Skadi die ich großgezogen habe ist nicht mehr da...

    Meine Lippen bebten, ich hatte Angst und nicht mehr sehr viel Vertrauen in die Götter, seit ich vergewaltigt wurde... Ich als kleines Kind. Ich schob es mir dann tapfer in den Mund und begann zu kauen... Ein seltsames Gefühl machte sich in meinem Magen breit und ich glaubte, mich übergeben zu müssen. Mir war ohnehin noch schlecht von den ganzen Ereignissen und eigentlich sollte ich nicht vergessen, dass ich als Gefangene hier saß... Huch... es ... wurde alles so benebelt...

    Nun wurde ich misstrauisch. Ich sah das Grünzeug an und sah dann zu ihm. Gelogen hatte ich bisher nicht ein einziges Mal, doch was, wenn ich nicht ausreichend begabt war, für was auch immer? Würde er es so herausfinden können? Ich sah Grünzeug skeptisch an.


    "Was ist das?"

    Seine Fragen machten mich traurig und doch fürchtete ich mich nicht bei ihm ehrlich zu antworten. Woran das wohl lag? Lag es an seiner Aura? Vielleicht weil er Priester war? Meine Stimme wurde leiser.


    "Ja, ich träumte... von... einem großen Brand und nicht lange darauf..."


    Ich musste schlucken, kämpfte mühsam die Tränen zurück und dieses Mal gelang es mir. Schnell presste ich die restlichen Worte hervor.


    "Nun, unser Stamm wurde angegriffen und viele kamen bei diesem Überfall um... Ich habe erfahren, dass die Römer das mit eingefädelt haben und auch sie tauchten damals in meinem Traum auf. Ich war noch ein Kind. Und sonst habe ich immer viele Ahnungen, die sich meist bestätigen. Bei einigen weiß ich noch nicht von Bestätigungen..."


    Ich knibbelte an meinen Fingern herum und sah ihn nicht an. Wenn ich jetzt einen Menschen ansehen würde, würde ich in Tränen ausbrechen.


    "Ich glaube ich... bin ziemlich unbeliebt. Die Römer betrachten mich häufig verwundert, da ich noch alten Sitten fröne und doch bewundern mich einige von ihnen. Ein herzliches Verhältnis zu Menschen gibt es nur in meiner Familie... Was habt ihr mit mir vor?"


    Ich sprach absichtlich möglichst distanziert von den Römern und verhäuft von meiner Familie....

    Ich sah ihn etwas verwirrt an. Zu meinen Gunsten müsste ich nun antworten, aber welche Antworten erwartete er? Zu beiden Fragen sicherlich ein 'Ja'. Doch ich würde nicht zu dick auftragen.


    "Wenn ich ehrlich sein soll... Ich habe Katzen selten gesehen, ich habe einen großen Teil meines Lebens in einem engen Raum verbracht... Und bin aus diesem auch nicht rausgekommen. Und zu der anderen Frage... Ich hatte das durchaus schon, manches Mal hat es auch sehr verwirrt. Wie definierst du häufig?"

    Mit langen Schritten ging ich auf ihn zu und setzte mich. Er schien Priester des Dorfes zu sein und ganz geheuer war es mir nicht. Warum wurde ich nicht zum Dorfoberhaupt gebracht? Mein Blick war misstrauisch und ich schwieg noch immer.


    Er war es, der mich jedes Mal vor dem Tode gerettet hatte, doch wieso? Er hatte immer von einer Gesandten gesprochen. Konnte ich so mein Leben retten? Ich musste mitspielen, auf jeden Fall. Vielleicht würde Flavius kommen und mich holen... Erwartungsvoll sah ich ihn an.

    Ich war froh von den Fesseln erlöst zu sein. Langsam gewöhnte ich mich wieder an meine Umgebung und erschöpft richtete mich auf. Ich nahm entfernt die Worte des Manne swahr, der zu mir sprach und brauchte erst ein paar Augenblicke bis ich sie in mein Gehirn gebracht und übersetzt hatte. Inzwischen hatte ich mich sehr an Latein gewöhnt und den Akzent den er sprach...


    Ich nickte und folgte ihm. Bei der Hütte angekommen betraten wir sie und unschlüssig blieb ich im Raum stehen.