Offen und noch im lächelnd hatte er seiner neuen Herrin entgegen geschaut, doch ob ihrer Worte hin hatte er eine Augenbraue angehoben und seine Miene bekam einen leicht nachdenklichen Ausdruck. Wie sollte er denn ihre Aussage einschätzen, dass er ein ungeschliffener Edelstein wäre? Hatte ihr seine Darbietung doch nicht gefallen? Immerhin wäre es kein Wunder und er hatte ja auch nie wirklich behauptet ein Homer zu sein, auch wenn er vielleicht zuvor ein wenig zu dick aufgetragen hatte. Aber 'Formung'? Das klang nach wirklich harten Mühen und Anstrengungen in der Zukunft und es war doch obendrein ein Zeichen, dass – so wie er war – die Herren nun doch nicht recht froh mit ihm war. Aber was sollte er schon dagegen tun, außer sich in der kommenden Zeit anzustrengen und eben zu einem reinerem Schliff zu gelangen? Nichts weiter. Naja. Zumindest nichts mehr, aber gewiss auch nichts weniger. Also die junge Domina dann allerdings meinte, dass er sich kundig machen sollte, konnte es Onatas nicht recht glauben. Er sollte in eine Bibliothek? Seine Augen weiteten sich ein wenig, doch er nickte schlicht auf dieser Worte hin, während ein ehrliches Strahlen seine Augen erreichte. Er durfte hier die Dichtkunst studieren? Das ließ ja fast vergessen, dass er wohl zugleich die Rolle als Custos aufgebürdet bekam, der er sich noch immer nicht recht gewachsen fühlte. Nur sollte er seiner neuen Herrn von seinen Selbstzweifeln diesbezüglich berichten? Besser wäre es wohl nicht. Besser wäre es, wirklich zu besagtem Gundalf zu gehen und sich einige Tricks und Kniffe zur Verteidigung eines anvertrauten Gutes beibringen zu lassen. Hadern und zittern würde er dann immer noch können, wenn es so weit war. “Ich werde mich sehr bemühen, Domina!“, sagte er auch sogleich. “Ich werde mich in jeder Hinsicht die du von mir verlangst ertüchtigen und… kräftigen und du wirst keinerlei Anlass haben zu bereuen, dass du mich in dein Haus… ich meine in dieses Haus… ich meine…“ Nun, nachdem er den Faden verloren hatte, rang er tief nach Atem, seufzte einmal aus und begann von Neuem: “Danke für die Möglichkeit, die Dichtkunst studieren zu dürfen! Das war mir bisher noch nie vergönnt gewesen. Und ich verspreche dir, dass du dich unter meiner Wachsamkeit mehr als nur sicher und geborgen fühlen kannst. Ich werde Gundalf so schnell es geht aufsuchen!“ Und schon wieder sprach er Worte aus, die er im Nachgang sicherlich eventuell bereuen würde, doch war sie nicht so? Die Dankbarkeit? Wie heißer, stürmischer Wind, der jede Menge Staub vor sich her trieb, nur um dann irgendwann zu versanden? Aber so sollte es nicht werden. Er war wirklich aufrichtig dankbar und er nahm sich fest vor, die auch in Zukunft unter Beweis zu stellen. “Kann ich sonst noch irgendetwas für dich tun, Domina?“, wollte er dann wissen.
Beiträge von Onatas
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Er blickte noch ein wenig bekümmert drein, denn er wusste genau, dass es sich keineswegs um große Dichtkunst handelte die soeben über seine Lippen gekommen war. Seine Kunst war dürftig und bisher hatte es ihm auch massiv an Vorbildern ermangelt. Doch woher sollte man an höhere Poesie kommen, wenn man in einem Stall arbeitete und tagein, tagaus Mist schaufelte? Es war ja gar ein Wunder, dass ihm der Sinn für das Dichten nicht gänzlich abhanden gekommen war unter seinem Herrn, dem greisen Batidius Denter. Nun denn, was sollte es schon. Seine neue Domina hatte es wissen wollen und nun wusste sie es eben. Onatas schluckte, als sie die erste unbeholfene Äußerung zu seinen Künsten tätigte, ehe dann ein zaghaftes wunderbar ertönte. Sie lächelte sogar und mit einem Mal tat es der Sklave ihr gleich, denn es war schön zu wissen, dass sein Werk bei einer hübschen Dame angekommen war. Ob nun seine Herrin oder nicht. Er rührte sich ein wenig an dem Platz, an dem er stand und musste sich eingestehen, dass es doch sehr gut war, eine Freude gemacht zu haben. “Danke, Domina! Ich habe es in meiner Freizeit gedichtet,“ erklärte er dann. “Nun ja, auch wenn ich nicht viel davon hatte. Also Freizeit. Aber wenn es dir eine Freude macht, so kann ich mich in Zukunft bemühen, noch bessere Gedichte zu verfassen…vielleicht über die Liebe, oder die Anmut der Frauen, oder über den Herbst, das Haus oder vielleicht sogar … die Kraft der Pferde…, wenn es dir gefällt.“ Ihm würde es jedenfalls gefallen. Doch das tat ja nichts zur Sache. Noch war nicht geklärt, welche Aufgaben ihm denn in diesem Haus zukommen würden. “Aber darf ich fragen, Domina, wie ich dir nun in Zukunft dienlich sein kann?“ Eigentlich hoffte er ja, dass sie von ihrem Plan ablassen würde, ihn als Wächter einzusetzen. Würde sie das allerdings doch tun, so hätte er wohl keine andere Wahl als die Künste der Verteidigung zu erlernen und sich obendrein noch ein wenig körperlich zu ertüchtigen.
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Ja, genau so war das. Nur zaghaft begegnete er dem gestrengen Blick, der ihm auferlegt wurde. Es war offensichtlich, dass die Worte die er gewagt hatte hervor zu stottern seiner neuen Herrin nicht gefielen. Aber was um alles in der Welt hätte er sonst sagen sollen? Er war nun einmal ein Stallbursche gewesen und hatte sich auch ein wenig um die Pflege seines alten Herrn gekümmert, ehe dieser sich durch die Pforten der Unterwelt auf und davon gemacht hatte. Außerdem konnte er ja nichts dafür, dass er Sklavenhändler einen horrenden Preis für ihn verlangt hatte. Onatas schaute sich auf dem Boden um, denn die Blicke, die ihn noch immer trafen ob der Entrüstung der Claudia waren alles andere als angenehm. Sie hatte also kein Bedürfnis nach einem Sklaven gehabt, der im Garten seiner Beschäftigung nachging? Was wollte sie dann? Offenbar schien sie es selbst nicht recht zu wissen, oder täuschte das nur? Immerhin sollte er ihr ja erzählen, was er nun tun sollte in diesem Haushalt. Sie umrundete ihn und nur flüchtig wagte es der Sklave zu ihr hin zu spähen. Man kam sich schon ein wenig so vor wie ein Beutetier, das alsbald genötigt wurde zu erklären, mit welchen Gewürzen bestückt es über der Flamme gebraten werden wollte. Ja, und nun sollte er auch noch anfangen und eines seiner Gedichte zum Besten geben? Onatas schluckte und biss sich flüchtig auf die Unterlippe. Er liebte zwar das Dichten, was aber nicht bedeutete, dass es sich bei seinen Werken um höhere Kunst handelte. “Nun... ich... also... ich...“, begann er ein wenig hilflos, doch es war abzusehen, dass ihm diese neuerlichen Worte auch wieder nichts bringen würden. Außer Ärger verstand sich. Ein Gedicht... ein Gedicht... “Ahm...gut... ja... ich....“ Onatas räusperte sich ein wenig. “Ich fange dann mal an... es ist ein Gedicht über den... also...Winter...ja...“
Seine Blicke suchten seine neue Herrin und irgendwie mussten eben diese Blicke erscheinen wie jene eines verstörten Hundes, der bemerkt hatte, dass er es auf dem Schoß des falschen Herrn bequem gemacht hatte. Onatas räusperte sich und betrachte sich wieder die Steinfliesen vor sich.
“In der kalten Jahreszeit lässt es sich gut leben,
an warmer Flamme eingepackt, auch spinnen und auch weben.
Die Blätter an den Bäumen fehlen,
muss man durch den Schnee sich quälen
in früher Nacht
die Kälte lacht...
ahm...
und wenn … und wenn...“Onatas atmete tief durch, wohl wissend, dass seine Kunst wohl niemanden vom Stuhl fegen würde. Hastig atmete er noch einmal durch. “Oder ich nehme dieses....Die Blume!“
Er kramte noch einmal in seinem Gedächtnis.
“Die Knopse knospt in stiller Mühe,
zu bringen Frühjahrsfrieden,
doch kam dann schnell 'ne Herde Kühe
und trampelt sie zur Erde nieden.
So liegt den viele schöne Blüte
in des Schicksals ewiger Güte.“Er blinzelte ein wenig und suchte zaghaft den Blick seiner Herrin, um zu schauen wie sie nun reagieren würde.
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Er hatte so ehrlich geantwortet, wie es ihm möglich gewesen war und eigentlich hatte er auch an nichts anderes denken können, wozu man ihn gebrauchen konnte. Zumindest, wenn es allein nach seinen Fähigkeiten ging, die er nun wirklich nicht sonderlich hoch einschätzte. Doch dann fragte die junge Domina auch schon nach den Gedichten, die er rezitieren oder verfassen könnte. Tatsache, das hatte er auf dem Markt von sich Preis gegeben, doch sah sie ihn wirklich als eine Art Vorleser? Sie würde sich doch dann sehr wundern, wenn er mit seinem dürftigen Können auf diesem Gebiet dann wahrscheinlich wirklich ihre Zeit enorm kurzweilig gestalten würde. Lachen würde sie über ihn! Etwas peinlich berührt schaute er nun zu Boden und seine Kiefermuskulatur spannte sich an. Vielleicht hätte er auf dem Markt den Mund doch nicht allzu voll nehmen sollen. Und wie kam sie auf die Idee, dass er sie beschützen könne? Er war kein Kämpfer, doch wie es schien, wollte sie ihn ausbilden lassen. Unwillkürlich schnappte der Sklave nach Luft. Beschützer trugen dieser Tage eine große Verantwortung und er war sich noch nie sicher gewesen, ob er einer solchen Herausforderung gewachsen war. Am Ende ging immer etwas schief oder lief fürchterlich aus dem Ruder.
“Domina, ich...,“ begann er dann etwas hilflos. Ja, was sollte er nun sagen? Dass er zu all dem nicht wirklich taugte und letzten Endes doch am liebsten tatsächlich eine unverfängliche Beschäftigung im Garten haben würde? Das wäre gewiss ein ganz falscher Ansatz. Oder? “...Ich kenne mich wirklich nicht gut mit Gedichten aus...also ja, ich schreibe welche, aber ich lese so selten welche, weil... die große Poesie ist mir... also sie ist... mir ein wenig fern, aber wenn es dein Wunsch ist, dann werde ich sie natürlich lesen. Auch laut. Und bestimmt würde aus mir auch ein guter Leibwächter werden, mit ein wenig Glück... ich meine Übung... und es ehrt mich sehr, dass du dieses Potential in mir siehst. Aber ich gebe mich auch gerne mit einer Tätigkeit im Garten-, oder wahlweise dem Küchenbereich zufrieden... also... sofern das auch dein Wunsch...also ...wäre...ja...“ Etwas verstohlen hob er nun wieder den Blick und hoffe, dass er sich nicht um Kopf und Kragen geredet hatte. Doch wie sollte das sein? Außer Gestammel hatte er ja nicht wirklich etwas von sich gegeben. “Domina, sieh...Tatsache ist, dass diese Hände...“ Er hob sie gleich einmal ein wenig an, um sein folgendes Anliegen zu unterstreichen, “...noch nie eine Waffe gehalten haben oder mit jemandem im ernsthaften Sinne gerungen haben.“ Nein, wirklich nicht. Eigentlich hatte er nur des öfteren mit Worten gerungen, oder mit der eigenen Beherrschung.
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Am liebsten wäre Onatas vollkommen unbeachtet geblieben, was aber wohl nicht ganz funktionierte. Immerhin hatte er die hochgezogene Augenbraue der Dame gesehen, welche hier und heute wohl die Braut darstellte. Sein Mut sank ein wenig und er trat verstohlen von einem Bein auf das andere, während der ehrenwerte Dominus Claudius Menecrates seine Glückwünsche überbrachte und sich Domina Agrippina auch sogleich anschloss. Als Sklave allerdings hatte er an dieser Stelle recht wenig zu sagen, wofür er auch reichlich dankbar war. Auch so fühlte er sich schon vollkommen fehl am Platze, denn die Ansammlung dieser Hochgestellten war schon mehr, als man als Mensch von der Straße verkraften konnte. Immerhin war es nicht lange her, seit er in den Ställen des Batidius Denter Mist geschaufelt hatte. Entsprechend dankbar stellte er dann fest, dass seine Domina sich daran machte, den Garten anzusteuern. Natürlich folgte er ihr auf dem Fuße. Allerdings gab es auch hier Dinge, die ihn staunen ließen. Ein wunderschöner Garten erwartete sie, in welchem man als Krönung lebende Statuen aufgestellt hatte. Ihre Haut war nur mit goldener Farbe überzogen, was allerdings nicht wirklich über die totale Nacktheit hinwegtäuschen konnte.
Onatas Blicke klebten einen Moment lang förmlich an diesen Sklaven. Zumindest ging er stark davon aus, dass es sich um Sklaven handelte, die stockstarr da standen und nicht anders konnten, als sich begaffen zu lassen. Vielleicht mochte es ein schöner Anblick sein, doch mit ihnen tauschen hätte er wohl eher nicht gewollt. Da sprach ihn die Domina auch schon an. Ob er jemals so formvollendete, ästhetische Körper gesehen hätte? Stumm schüttelte er flüchtig den Kopf und öffnete gerade den Mund, um etwas zu entgegnen, als auch schon ein Fremder auf sie zu gekommen war und der Domina mitteilte, dass es derartige Werke in Achaia zuhauf gab. Zuhauf? Die Exemplare waren gut gelungen? Onatas schloss seinen Mund wieder unverrichteter Dinge und schaute wieder an einer dieser 'Statuen' empor. Es war deutlich zu erkennen, dass der Sklave dem dieser vollendet vergoldete Leib gehörte irgendwie die Lippen zusammen presste und sich mühte möglichst nichtssagend geradeaus zu starren. Eigentlich verriet nur die Atmung und das Blinzeln, dass es sich um einen echten Menschen handelte. Er selbst mochte in seiner Aufmachung zwar aussehen wie ein Depp, aber das war doch im Vergleich zu dem anderen armen Tropf gut zu verkraften. “Hmmm,“ stieß er leise aus und schickte diesbezüglich ein flüchtiges, stummes Dankgebet zu den Göttern.
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Die junge Domina hatte sich erhoben und hatte damit begonnen, sie zu umkreisen und zu bemustern. Onatas hielt ganz still und versuchte den Regungen seiner Herrin nicht mit den Blicken zu folgen. Ja, versorgt waren sie fürs Erste, doch er war auch gespannt, welche Fähigkeiten denn von ihnen erwartet wurden, von denen sie sich überzeugen wollte. Trotzdem nickte er ein wenig und machte sich daran, sich herumzudrehen und mit den anderen den Raum zu verlassen, doch er wurde aufgehalten. Sie wollte mit ihm reden? Nun schaute er seine Domina doch aufmerksam an, während die anderen gen Sklavenunterkunft verschwanden. Was sie mit ihm anstellen sollte? Er neigte seinen Kopf ein wenig, nicht sicher, ob sie tatsächlich eine Antwort erwartete oder ob dies nur eine rein rhetorische Frage war. Doch wie auch immer. Sie musste sich doch mit seinem Kauf etwas gedacht haben. Seine Blicke bekamen etwas Fragendes und ihm fiel beim besten Willen nichts ein, was er hätte zur Antwort geben können. “Nun, das weiß ich nicht, Domina!“, erklärte er ehrlich. “Vielleicht gibt es ja einen Stall oder einen Garten, in dem ich arbeiten kann... ich fege auch das Haus oder...naja...was eben so anfällt...das erledige ich dann.“ Nur bitte nicht als Sänftenträger! Das wäre ihm wichtig, doch über den Punkt schwieg er sich besser aus. Nicht, dass die Domina noch auf dumme Ideen kam, sofern sie denn wirklich nicht wusste, was er eigentlich in ihrem Besitz tun sollte.
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Auf dem Weg vom Balenum zum Cubiculum der Domina konnte er nicht umhin darüber nachzugrübeln, wozu er hier in Zukunft eigentlich taugen sollte. Und so wie es Naevia gesagt hatte, wusste es die Domina auch nicht. Sie wird entscheiden..., hatte sie gesagt und Onatas seufzte leicht unter diesem Gedanken. Also konnte es immer noch geschehen, dass er als Träger einer Sänfte endete oder als...als... Allzu weit kam er in seinen Überlegungen nicht, denn sie waren angekommen. Noch einmal schaute er zu Nefertiri und der Germanin und folgte Naevia dann in den Raum hinein. Wiederum kam er nicht umhin sich umzuschauen, ehe sein Blick auf die hübsche Domina und die ältere Sklavin fiel. Am besten, er setzte alles daran den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen, weil man ja nie wissen konnte. Er straffte seine Haltung ein wenig und senkte ein wenig den Kopf, auch wenn er seine Blicke nicht von seiner neuen Herrin nehmen konnte. Sie sah anders aus als auf dem Markt oder noch im Atrium. Ihr Haar war nun offen und wallte ihr seidig schimmernd über die Schultern. Es gefiel ihm sehr. Er mochte dunkelblondes Haar. Im rechten Licht konnte glänzen wie Gold. Zum Beispiel in der späten Abendsonne, wenn das Licht diesen ganz besonderen Winkel hatte. Unbemerkt hatte sich ein Lächeln in sein Gesicht geschlichen, doch es verschwand sofort, als er es bemerkte. Nein, es war besser doch auf den Boden zu schauen, was er letzten Endes auch tat.
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Er nickte, als Naevia ihm die Antwort gab. Nun wurde es also noch einmal spannend an diesem Abend. Noch einmal schaute er an sich herunter und betrachtete sich die Tunika, indem er obendrein noch ein wenig an ihr herum zupfte, sodass der Stoff noch einigermaßen an seinem Leib zum Liegen kam. So mochte es gehen und dann ging es auch schon los, hin zu Domina Agrippina.
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Zuerst hatte er es überhaupt nicht verstanden, warum die Domina ihn überhaupt hatte mitnehmen wollen auf diese Hochzeit, denn Onatas hatte nun wirklich keine Idee, was genau er eigentlich dort sollte. Dabei waren selbst die nicht vorhandenen Ideen irrelevant! Das war ihm sehr schnell klar geworden und einen Widerspruch in dieser Angelegenheit hatte er sich besser mal verkniffen. Vielleicht war es ja auch gar nicht so schlecht, die ganze edle Gesellschaft einmal zu Gesicht zu bekommen und er war ja – den Göttern sei Dank – in einer Rolle, in der er ja auch gar nicht weiter auffallen würde. Einfach nur da sein und ein wenig umschauen und dann und wann der jungen, hübschen Domina ein Getränk anreichen. Das würde er gewiss noch hinbekommen, wenn nicht etwas fürchterlich schief ging. Außerdem merkte er ja selbst, dass er auf all die noblen Menschen mit ihrem Gebaren und Gehabe auch ein wenig neugierig war. Schließlich hatte er selbst sein gesamtes Leben mehr oder minder auf der Straße zugebracht, wo man die Hochvornehmen immerhin mit einigen Vorurteilen in Verbindung brachte. Ob diese alle stimmten? Das glaubte er eigentlich nicht, aber man konnte ja nie wissen. So sollte es also sein!
Bevor das erste Vögelein am Morgen noch seinen Schnabel zum Gesang aufsperren konnte, hatte man ihn auch schon von seiner Schlafstatt vertrieben. Ja, ziemlich dunkel war es noch gewesen und nur ein paar Öllampen hatten unter flackerndem Lichterschein das schmucklose Bad beleuchtet, in dem sich sämtliche Sklaven einzufinden hatten. Dann wurde nacheinander und wahlweise im Pulk gebadet, geschrubbt und gewienert, bis man schon glauben musste, es würde einen die Haut kosten. Ihm selbst hatte man noch das allerletzte feine Härchen von der nunmehr blanken Brust geschabt und ihm das Haupthaar gestriegelt, bis es glänzte wie poliert. Danach wurden alle eingeölt und parfümiert, sodass ihm nun ein penetranter, lieblich-süßer Duft nach Fliederblüten anhing. Zum Glück hatte es im Anschluss noch etwas sehr Ausreichendes und Leckeres zum Frühstück gegeben, ehe der Vilicus sie alle mit einer gravitätischen Ansprache über die heutigen Verhaltensregeln bedacht hatte. Nachfolgend ging es zum letztendlichen langen Ankleiden, bei welchem die Aufmachung – die farblich mit der der jungen Domina zu korrelieren hatte - immer wieder neu probiert, verteilt und komplettiert wurde.
Doch dann endlich schritt er neben den beiden Sänften her, die die beiden Claudier beinhalteten und sich ihren Weg über das Pflaster der Straße hin zum Quirinal bahnten. Seit dem Ankleiden fühlte sich Onatas gar nicht mehr wohl. Man hatte ihn in eine weite, orientalisch anmutende seidig-grüne Pumphose gesteckt, die bei jedem Schritt um seine Beine schlackerte. Gehalten wurde dieses Elend von einem breiten, goldig anmutenden Schärpenbund, dessen Ende fransig bis zu seinem rechten Knie hinunter hing. Um seine Unterarme waren lederne Bänder gewickelt, die man mit Goldfäden zu verschönern gesucht hatte und seinen Oberkörper hatte man in all seiner Natürlichkeit bloß belassen, sodass nur der kleine grüne Turban auf seinem Haupt ein Gegengewicht zur Hose bildete. Darin befestigt befand sich eine dicke, goldene Brosche, die zur Schärpe und dem leicht geschnäbelten, orientalischen Schuhwerk aus sehr hellem, ziseliertem Leder passen sollte. Sogar die in allen Farbnuancen schimmernde Pfauenfeder, die ebenfalls an seinem Turban prangte hatte man nicht vergessen. Schuld an diesem fürchterlichen Dilemma war die Domina, die wohl meinte, dass eine solche Aufmachung, in der man sich wie ein Blödian vorkam, seine orientalische Abstammung am besten betonte. Onatas drückte sich während des ganzen Weges etwas verschämt und versteckt hinter einem der Custodes herum, der ihn letzten Endes aber entnervt aus seinem Windschatten scheuchte. Keinen Moment zu früh, denn schließlich waren sie vor der flavischen Villa angekommen, vor der sich auch schon eine ganze Menge Volk tummelte. Die Sänften, die hier noch anstanden sahen sehr hochherrschaftlich aus. Kaiserlich? Onatas schluckte ein wenig schwerer. Offenbar musste man sich hier anstellen, um dem Brautpaar seine Aufwartung machen zu können, doch es währte einen Moment, bis die junge Domina und ihr ehrenwerter Onkel ihrem Tragegefährt entsteigen konnten. Als dies geschehen war, suchte Onatas seinen geschützten Platz hinter seiner Herrin und konnte nicht umhin, die ganze Pracht, die sich hier bot zu bewundern. Rot und Gold, Blüten und Pflanzen und lockende Gerüche. Richtig klein kam man sich hier vor und unscheinbar.
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Domina Agrippina war erst sechzehn! Nun gut, das hatte er sich eigentlich auf dem Markt schon gedacht, denn im Grunde genommen hatte sie ja auch keinen Tag älter ausgesehen und offenbar war sie erst in Rom angekommen. Ohne Sklaven. Hm. Wahrscheinlich wollte sie in der Stadt einen Neuanfang wagen, sich in dem großen Getriebe der Urbs irgendwie etablieren. Heiraten vielleicht? Für Onatas waren das alles nur Vermutungen und Grunde konnte es ihm egal sein, was seine neue Herrin für die nächsten Wochen und Monate plante, solange es ihn selbst nicht in irgendwelche unangenehmen Dinge hinein zog. Aber neugierig sein durfte man ja durchaus. Als Naevia meinte, sie hätte ich mit dem entzündet nur versprochen und dass die Domina keine vorlauten Sklaven mochte, musste er schmunzeln, sagte jedoch nichts dazu, sondern sah wirklich zu, dass er das Bad und alles was damit zusammen hing hinter sich brachte.
Von einer Sklavin nahm er eine graue Leinentunika entgegen, die beim ersten Anfassen etwas derb wirkte. Das allerdings störte ihn nicht, denn er war was Kleidung anbelangte nie wählerisch gewesen. Also streifte er sich den Stoff über den Kopf und löste sogleich das Tuch, welches er noch um seine Hüften geschlungen hatte. Immerhin. Diese Tunika fühlte sich besser an als seine alte, die schon ein wenig fadenscheinig gewesen war und der wohl noch ein Hauch von Pferdeausdünstungen angehaftet hatte. Diese hier war jedoch ein weit geraten und wirkte an ihm, wie ein geplatzter Ballon, was ihn skeptisch an sich selbst hinunter blicken ließ. Egal. Er zuckte mit den Schultern und strich sich das unter der Feuchtigkeit noch strähnige Haar aus der Stirn. Auch Nefertiri und die Germanin hatten sich inzwischen die neuen Tuniken angezogen. “Was erwartet uns an diesem Abend noch?“, wollte er dann jedoch wissen. Schließlich wusste er noch, dass der Grieche von Dominus Maevius erwartet wurde. Doch was war mit ihm und den anderen?
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Er tunkte den Schwamm in wieder das lauwarme Nass, nur um sich damit neuerlich über Brust und Oberarme zu wischen. Eigentlich waren sie schon längst sauber, nur lenkte diese Tätigkeit ganz gut von der Tatsache ab, dass zwei enthüllte Sklavinnen mit ihm in einem Zuber saßen. Aristoteles hatte aus bekannten Gründen ja seinen eigenen bekommen, doch ob das ein Glück war sei dahin gestellt. Naevias Worte hallten im kargen Raum ein wenig und auch sie boten ihm Ablenkung vom hübschen Busen der Ägypterin und dem schlanken Schenkel der Germanin. Beides beachtete er demonstrativ nicht und er zwang seine Gedanken wieder in jene Bahnen, aus denen sie gekommen waren: Auf die Spur der Frage, was ihn hier eigentlich erwartete. Nun stellte sich heraus, dass der Mann, welcher so radikal mit dem Paedagogus umgesprungen war Dominus Maevius hieß und es überraschte ihn nicht, dass die claudische Domina ihn nicht zu mögen schien. Aber immerhin hatte sie sich auf dem Markt gegen ihn durchsetzen können, was eine Sache war, die ihm selbst wohl nicht zuteil werden würde. Natürlich würde er ihm nur mit höchsten Respekt gegenübertreten, denn immerhin wusste Onatas, wo sein Platz war und noch mehr wusste er, dass es gewisse physische Dinge gab, die er auch in Zukunft gern sein Eigen nennen wollte. Noch einmal linste er zu Aristoteles hinüber und erschauerte ein wenig.
Dass die Claudier in der Vergangenheit einige Verluste erlitten hatten, hörte er sich schweigend und aufmerksam an. Also waren die Altehrwürdigsten nicht vor dem Tode sicher. Mehr als ein wenig mit den Schultern zucken konnte er allerdings nicht, denn immerhin kannte er die Verstorben ja nicht. Schlimmer als einem Entflohenen mochte es ihnen in der Unterwelt aber sicherlich nicht gehen. Kurz schweiften seine Gedanken noch einmal zu dem alten Denter hin. Ja, ihn vermisste er wirklich schmerzlich, doch was nutzte es schon andauernd zurück zu schauen. Er war nun hier und würde das beste aus den neuen Umständen machen. Immerhin war er wirklich kein Mensch, der einfach davon lief. Als Naevia über Domina Agrippina sprach, lauschte er wieder auf. Ja, hatte einen herrischen Eindruck auf ihn gemacht – was ihn letzten Endes gerettet hatte – und ihm stand natürlich auch noch gut der schmucke Soldat vor Augen, der ob ihrer Art der Verhandlungen leer ausgegangen war. “Wie alt ist die Domina denn?“, wollte er dann wissen. Schließlich hatte Naevia ihr junges Alter erwähnt. “Ich meine, wenn sie so viele Sklaven kauft, dann scheint sie im Leben ja noch einiges vor zu haben!“, sagte er unter einem Grinsen, ehe er der Aufforderung nachkam und sich aus dem Zuber erhob. Dabei wogte das Wasser auf und floss nun an seinem Leib herab, wobei er auf dem Weg zu den Handtüchern klitschnasse Tapsen auf dem Boden hinterließ.
Bei den Handtüchern angekommen nahm er sich eines, trocknete sich ab und schlang es sich schließlich um die Hüften. “Aber was meinst du mit wenn man sie nicht entzündet? Im Prinzip konnte er es sich ja schon denken, denn die meisten Herren, die er hatte, oder von denen er zumindest einiges vernommen hatte, waren leicht entzündlich. Und wenn ihre etwaige Verstimmung sich erst einmal zur flammenden Wüterei entfacht hatte, dann war dies meist ein Feuer, das nur schwer wieder auszutreten war. “Ich meine, was meinst du damit konkret?“, setzte er noch einmal nach. “Was mag sie denn zum Beispiel gar nicht?“ Derartiges war für neue Sklaven doch immer gut im Vorfeld zu wissen, damit man es nicht in einem womöglich schmerzhaften Versuch-und Irrtum- Verfahren herausfinden musste. Wieder wagte er einen Blick zu bedauernswerte Aristoteles hinüber. Immerhin war auf dem Markt ja schon klar geworden, dass sie Padagogen nicht sonderlich mochte, was seines Erachtens gewiss nicht an der Person des Griechen selbst lag. Nein, mit ihm wollte er nun wirklich nicht tauschen.
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Im Großen und Ganzen war es ja eigentlich klar, was auf sie zukommen würde: Jede Menge Arbeit. Doch bei so edlen Herren und Damen konnte man ja nie wissen. Immerhin sagte man ja einigen nach, dass sie sich unter anderem Sklaven hielten, die sich den ganzen Tag nur kalkweiß bemalt die Beine in den Bauch standen, bei dem Versuch eine Statue zu imitieren. Auch war bei seinem Kauf niemals die Rede von den Dingen gewesen, die auf ihn nun zukommen konnten. Und das immerhin konnte einfach alles sein. Onatas wusch sich weiterhin ausgiebig den Oberkörper, während die Sklavin Nefertiri noch einmal auf das jüngst geschehene Leid des Aristoteles hinwies. Es wäre wohl wirklich besser, wenn er nicht mit dem schmutzigen Wasser in Berührung kommen würde. Onatas Blicke wurden ein wenig mitleidig, doch er gestatte sich nicht, dem Deut Nefertiris auf die Leibesmitte des griechischen Sklaven zu folgen. Das machte man einfach nicht und mehr noch: Er wollte es einfach nicht sehen, denn dann würde er sich bestimmt vorstellen, wie es bei ihm selbst... also wären ihm die Götter nicht hold gewesen... nein, nein. Onantas rieb sich noch kräftiger ab und besah sich stattdessen die feinen Schlieren auf dem Wasser, welcher der sich lösende Schmutz hinterließ. Götter! War er wirklich so verdreckt gewesen?
Als er vernahm, dass die junge Sklavin, an welche er zuvor noch seine Frage gerichtet hatte Naevia hieß, blickte er wieder auf. Die Leibsklavin war sie also. Er nickte schwach. Leibsklaven hatte es in der Regel doch immer besser als andere. Zumindest war es bei Denter so gewesen, der sich auf seinen Sklaven derartig verlassen hatte, als wäre er ein Familienmitglied. Mehr noch: Blind vertraut hatte er und das hatte nicht nur an seinem Grauen Star gelegen. Hier allerdings mochte es ganz anders sein und wahrscheinlich waren einige mit ihrem Los gänzlich unzufrieden, wenn sie schon geflohen waren. Eine Flucht war immer eine haarige Sache, doch wirklich mitreden vermochte der Syrer nicht. Er selbst hatte noch niemals auch nur einen Versuch unternommen. Zum einen, weil er beim besten Willen nicht wüsste wohin, zum anderen auch, weil es für die Zurückbleibenden immer irgendwelche Repressalien mit sich brachte. Doch sie gleich alle ans Kreuz schlagen? Bestimmt übertrieb Naevia nur ein bisschen. Oder besagter Dominus Felix hatte übertrieben. Nein, er wollte sich wirklich kein Urteil erlauben.
Also nahm er Naevias Worte einfach als gegeben hin und nutzte die entstehende Pause, um einmal seinen Schopf unter die Wasseroberfläche zu tauchen, sodass das Wasser leicht plätscherte, als es über den Rand zu schwappen drohte. Schnell lächelte er beim Auftauchen der Germanin, die mehr oder weniger neben ihm saß, entschuldigend entgegen. Onatas räusperte sich. “Naja...das alles klingt nach schweren Zeiten, die ihr hinter euch habt,“ brachte er dann hoffentlich unverfänglich heraus. “Und keine Sorge, ich werde so schnell nicht davon rennen,“ wagte er zu prophezeien. Insgeheim war er dennoch froh, dass der Herr Felix ihm selbst nun nicht mehr über den Weg laufen würde. “Und wie ist Domina Agrippina? Du bist doch ihre Leibsklavin. Auf dem Markt schien sie recht resolut zu sein. Ein Mensch quasi...der...der genau weiß was er will?“ Einerseits mochte er derartig veranlagte Menschen ja ganz gerne, weil man bei ihnen immer wusste, woran man war. Andererseits aber konnten sie auch – besonders als Herrschaft – ungemein anstrengend sein.
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[...] Lange blieben sie nicht im Atrium stehen, auch wenn er sich noch längst nicht alles angesehen hatte. Doch das würde man zu späterer Zeit gewiss noch nachholen können. Nun ging es dem Bad entgegen. Zumindest glaubte Onatas das, während es tief hinein ging in die Villa, deren Gänge sich schließlich in karge Schlichtheit wandelten. Auch die Üppigkeit der Ausstattung ließ nach und letzten Ende meinte man, man würde wieder in der bescheidenen Wohnung irgendeines Mietshauses stehen. Das war es also, das Reich der Sklaven. Simpel und ohne Schnörkel, wie Onatas es zum Beispiel von der Behausung des Batidius Denter gewohnt war. Somit störte die Umgebung also wenig. Erst recht nicht, weil man ihr nun etwas zum Essen bekam. Onatas versuchte dabei nicht zu schlingen, obwohl sein Magen bereits ordentlich geknurrt hatte. Sprechen tat er dabei nicht und er ließ auch alle anderen außer Acht. Wichtig war nur das, was er auf dem Teller hatte, ehe es dann recht schnell auch in das Balneum ging. Dieser Raum bestand wieder nur aus vier tristen Wänden, zwischen denen die Möglichkeit eines Bades gegeben war. Er beschaute sich alles, doch so schmucklos das Ambiente auch auf ihn wirkte, umso mehr freute er sich auf das erfrischende Nass, welches von einigen Sklaven herbei geschafft wurde. Sogleich wurde ihre kleine Gruppe auch aufgefordert, sich zu entkleiden und den Wasserbottich zu erobern.
Onatas Blicke waren bei der jungen Sklavin, die soeben die Frage formuliert hatte, die von ihrer Art her doch eher eine Aufforderung war. Die Sklavin hatte einen dunkleren Teint, dunkles Haar und er schätzte, dass sie aus den Provinzen um Asia stammen musste. Die anderen zögerten noch, doch auch er hatte es nicht eilig, sich seiner verschmutzten Tunika zu entledigen, denn er musste gestehen, dass die Scham vor den anderen nun doch ein wenig mitspielte. Die Germanin war nun diejenige, die den Anfang machte. Und recht hatte sie damit eigentlich auch. Was nutzte schon alles zaudern, wenn das Bad bereits wartete und auf großartige Intimsphäre brauchte er immerhin an diesem Abend auch nicht hoffen. Zumindest nicht hier. Also streifte er sich seine Tunika über den Kopf und stand daraufhin so nackt da, wie die Götter ihn geschaffen hatten. Den groben Stoff warf er dann einfach neben den Bottich, in welchen er sodann hinein stieg. Die Blöße der Damen bedachte er nur mit einem kurzen Blick und nahm sich vor, auch nicht weiter auf diese zu achten. Immerhin hatte er sich noch auf dem Markt selbst zugesprochen, dass er kein wilder Geselle war und es in diesem Hause wirklich besser war, man kehrte sein Interesse am weiblichen Geschlecht ein wenig unter den Teppich, wenn man nicht als Schnipp schnapp- Eunuch enden wollte.
Noch einmal hatte er unter diesem Gedanken zu Aristotles hinüber geschaut. Vielleicht sollte er ihm und den Frauen ein wenig Platz im Zuber lassen. “Wie ist dein Name?“, wollte er dann neugierig von der Sklavin wissen. “Und was kannst du über die Claudier erzählen, die hier wohnen? Sind sie streng? Was wird auf uns zu kommen?“ Beherzt griff er nach einem kleinen Schwamm und rieb sich damit über die Arme und unter den Achseln.
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[...] Auch im Atrium schaute der Sklave sich um und zeigte sich sichtlich beeindruckt. Ein ums andere Mal staunte er mit offenem Mund, während die Angekommenen noch eng beieinander standen. Die beiden Sklavinnen schienen ein wenig furchtsam zu sein und Aristoteles litt noch immer stumm vor sich hin. Wer wollte es ihm verdenken? Onatas hingegen betrachtete sich alles mit offenen Blicken. Etwaige Müdigkeit war einfach von ihm abgefallen bei dem Anblick, der sich hier bot. Wer in einem solchen Villa lebte musste einfach Einfluss haben und über die Maßen mächtig sein. Noch nie hatte Onatas in einem solchen Atrium gestanden. Nicht einmal als er dann und wann als Bote für Denter und Cheiron seinen Dienst verrichtet hatte. Nein, seine alten Herren hatten niemanden gekannt, der es sich leisten konnte in einem solchen Luxus zu leben.
Es dauerte auch nicht lange und die junge Domina erschien in Begleitung des älteren Herrn, der schon auf dem Markt ein Zeitgenosse gewesen war, der das Empfindlichste gefordert hatte, was der Paedagogus hatte aufbieten können. Lebte er auch hier? Onantas nahm sich insgeheim vor in Zukunft einen großen Bogen um diesen Mann zu machen, sofern es denn möglich war. Auch jetzt trat der der Herr wieder vor, um sie alle zu bemustern. Nein, schlimmer noch. Er konnte es nicht unterlassen dem Aristoteles in demütigender Art und Weise seine Hand an den Intimbereich zu setzten, wohl um zu schauen, ob der Händler auch zu seinem Vertrag gestanden hatte. Obwohl diese Handlung gar nicht an ihm vorgenommen wurde, zuckte Onantas zusammen und verzog den Mund, denn er konnte die Erniedrigung und den Schmerz des Griechen nachempfinden.
Schließlich wechselte das Geld seinen Besitzer und der Kauf war ein für alle Mal besiegelt. Die Fesseln wurden gelöst und der Sklave rieb sich die Handgelenke, an denen das dünne Seil doch ein wenig gescheuert hatte. Im Haus der Claudier sollte er also von nun an seine Zeit verbringen und wäre der unangenehme Kerl von einem Römer nicht gewesen, so würde es Onatas noch mehr freuen. Als sich ein Glatzkopf näherte, der offenbar ebenfalls ein Sklave war, machte dieser einen Vorschlag, der sein Gemüt neuerlich ein wenig belastete. Hatte er Zeichen gesagt? Brandmarken, der Männlichkeit berauben und nun stand auch noch eine Tätowierung im Raum? Er seufzte leise, doch unter allen Übeln, die einem Sklaven widerfahren konnte, war dies wohl noch das Geringste. Die junge Domina jedenfalls verschob diese Idee auf später, wofür der Syrer sehr dankbar war, denn vielleicht würde sie es später einfach vergessen.
Ein angenehmeres Thema war da doch die Aussicht darauf, sich waschen zu dürfen, auf frische Kleidung und ein wenig zu Essen. Immerhin war der heiße Tag nicht spurlos an ihm vorüber gegangen. Stunden hatte er ohne Nahrung unter der prallen Sonne verbracht, ohne die Chance sich im Verschlag in irgendeinen Schatten flüchten zu können. Wahrscheinlich haftete ihm inzwischen ein recht unangenehmer Geruch an, der beseitigt werden wollte. Den armen Aristoteles erwischte es noch einmal, denn er sollte sich im Anschluss noch einmal bei dem römischen Herrn melden. An ihn selbst wurden in diesem Moment keine Ansprüche gestellt. Zum Glück, denn mit diesem Herrn würde er nur sehr ungern unter vier Augen sein wollen. [...]
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Schließlich öffnete sich die Tür und ein offensichtlich ergrimmter Ianator wurde sichtbar. Onatas beobachtete die Szene, die sich entwickelte und grinste innerlich über Glaucus und Pyhrrus, die auf einen Schlag ein wenig hilflos wirkten und sich von einem Sklaven herunterputzen ließen wie zwei Schuljungen. Vielleicht wäre es eines Tages eine Option selbst einmal der Mann an der Porta zu werden. Dann am besten auch gleich in einem so schönen Haus wie diesem. Noch einmal ließ er seine Blicke bewundernd über die Fassade schweifen. Wie groß und pompös alles wirkte. Schwer vorstellbar, dass er nun hier wohnen sollte. Wie es wohl im Inneren aussah? Dies allerdings war eine Frage, auf die er eine Antwort finden sollte, als die Gruppe ins Atrium geführt wurde.
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[...] Der Weg vom Mercatus Urbis zum Esquilin hinauf kam Onatas ziemlich lang vor. Dabei war er eigentlich gar nicht weit. Vielleicht lag also diese Empfindung daran, dass er Aristoteles beim Laufen betrachtet hatte. Fast unmerklich stakte er nun selbst ein wenig schwerfällig und in unbewusster Solidarität mit dem ihm erspart gebliebenen Leiden über die Steine des behauenen Pflasters. Dabei schaute der Grieche verdrießlich und bedachte ihn mit Blicken, bei denen nur noch ein gefährliches Knurren gefehlt hätte, um wirklich perfekte Galligkeit auszustrahlen. Onatas konnte es ihm nicht verdenken, auch wenn er sich in der Zeit, die er noch in den Verschlägen verbracht hatte, vorgenommen hatte, dass er kein Wort mit Aristoteles über die jammervolle Schmach verlieren wollte. Nicht über diese unschöne Sache zu sprechen würde sicherlich das beste für ihre aufgewühlten Geister sein. Und dass der Grieche aufgewühlt war, konnte man ihm deutlich ansehen.
Es dauerte nun auch nicht mehr lange und sie standen vor dem Anwesen, welches in Zukunft auch ihre Heimat sein sollte. Onatas hob den Blick und schaute auf die mächtige Fassade. Es hatte den Anschein, als wäre dieses Haus so groß, dass es etwaige Nachbarn schier verdrängte. Es verfügte sogar über Nebengebäude und sicherlich auch über üppige Gärten! Nero hatte eine solche Wohnstatt nicht besessen. Auch Batidius Denter nicht und erst recht nicht Cheidon, mit dem er in einer schlichten Insula gehaust hatte. Während ihre Aufseher sich noch zankten, wer den Vortritt beim Klopfen hatte, hob Onatas seine gefesselten Hände und wischte sich eine Haarsträhne aus den Augen, um noch ein wenig besser staunen zu können.
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Der Kauf war getätigt, es war vorbei. Alles mit der Aussicht noch an diesem Tage als Lieferung zum Haus der Claudii verbracht zu werden. Noch einmal erreichte ihn eine Gänsehaut, als das Gespräch auf das Brandmarken fiel, doch auch dies wies die junge Domina zu seinem Glück ab. Onatas atmete erleichtert auf, dass auch dies ihm erspart blieb. Bisher hatte noch keiner seiner Vorbesitzer an derartiges gedacht. Wäre es so gewesen, würden sich inzwischen wohl mehrere widersprüchliche Besitzbekundungen auf seinem Körper befinden, sodass sich ein jeder, der ihn betrachtete wohl am Kopf kratzen musste. Die junge Claudia trat vor ihn und beschenkte ihn mit einem süffisanten Blick, während ihre Sklavin noch die Anzahlung aushandelte. Der Sklave schaute ihr tapfer entgegen. Vielleicht sollte er doch noch den Mund auftun und für seinen Mitstreiter Aristoteles bitten, doch dann würde der Herr Begleiter ihn wohl erst recht wieder ins Visier nehmen. Mehr noch als er es eh mit seinen Worten schon tat. Diese besagten, dass er nicht mit der jungen Domina allein sein sollte und unter ständige Beobachtung gestellt wurde. Und wehe, wenn...
Onatas hatte keine Ahnung, was dieser Römer sich vorstellte, was er zu tun gedachte. Traute man ihm wirklich zu, dass er keine Gelegenheit ungenutzt ließ, um sich an einer Frau zu vergreifen? Eine, die obendrein noch seine Herrin war? Traute man ihm zu, dass er klammheimlich seine Hände nach der Unterwäsche anderer ausstreckte, weil er nicht wusste, was er sonst mit seinen Fingern anstellen sollte? Nein, so war es noch nie gewesen, auch wenn er für sich zugeben musste, dass er recht gerne der Damenwelt hinterher schaute. Was das anging war er bestimmt nicht unbegeistert, doch er war gewiss kein wilder Geselle. Schauen? Bestimmt! Berühren? Unter den nun gegebenen Umständen wäre es wohl besser, sich gleich selbst die Hände zu brechen noch ehe er an so etwas dachte. Onatas senkte das Haupt und schaute auf die Pflastersteine unter sich. Eine Antwort auf das was ihn gerade bewegte fand er dort allerdings nicht.
Als Glaucus nach seinem Oberarm griff, um ihn wieder zu den Verschlägen hinüber zu führen, folgte er widerstandslos. Jedoch konnte er es nicht unterlassen, sich noch einmal zu der jungen Domina herum zu drehen, der er nun einiges zu verdanken hatte. Nicht nur seine Zukunft - wie auch immer sie werden mochte -, sondern auch seine körperliche Unversehrtheit. Schließlich wurde er wieder eingesperrt und Onatas musste erkennen, dass es ihm nun doch nicht mehr ganz so gut ging wie vor dem Kauf. Zwar mochten die Aussichten nun etwas konkreter vor seinem inneren Auge schweben, doch zeitgleich nagte auch das Mitgefühl für den armen Griechen an ihm. Am besten er stellte sich gar nicht vor, was mit ihm anstellten und er würde den Paedagogus auch gewiss nicht danach fragen. [...]
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Noch einmal linste er zu dem Griechen hinüber, der genauso blass da stand wie er selbst. Onatas konnte es gar nicht verstehen, dass jemand fordern konnte, dass einem Mann das Wertvollste genommen werden sollte, was ein männlicher Leib vorzuweisen hatte. Zumindest für den Besitzer eben jenen Leibes. Nein, und er konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass der arme Grieche nun aufbrechen würde, um im Revier seiner eventuell neuen Domina zu wildern. Genauso wenig, wie er selbst es tun würde. Niemals! Er würde es bei seinem Leben schwören. Doch dann begann der Soldat zu sprechen, der wohl trotz seiner fehlenden Ausbildung Interesse an ihm hatte. Als Roßknecht. Trotz der prekären Lage, in der sich die beiden Sklaven hier befanden, schlug sein Herz ein wenig höher und somit auch hoffnungsvoller. Rossknecht! Das klang wunderbar und es war eine Aufgabe, die er von den letzten zwei Jahren gewohnt war. Onatas blickte dem Mann, der sich nun als Sohn des Stadtpräfekten und Gardetribun entpuppte entgegen. Ungläubig zunächst, doch dann entwickelte sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, während der Tribun in selbst- und siegessicherer Geste dem Polycles die Hand zum Einschlag entgegen streckte. Alles in allem präsentierte sich hier doch eine Zukunft, die der Syrer als durchaus positiv empfand. Zumal der Mann ihm sympathisch war.
Doch nun kam auch Bewegung in die junge, hübsche Domina, die mit dieser Entwicklung natürlich nicht einverstanden war. Sie stellte sich als Claudia Agrippina vor. Zu den Claudiern gehörte sie? Man lebte nicht schon seit Jahren in der Stadt und hatte noch nichts von dieser Familie gehört, auch wenn die Politik und alle ihre Angelegenheiten so weit von Onatas entfernt waren wie die Sonne vom Mond. Seine Augen weiteten sich ein wenig und er kam nicht umhin, sich nun – selbst als zum bloßen Objekt der Begehrlichkeiten degradiert – ein wenig stolz zu fühlen, ausgerechnet zwischen diesen beiden Größen ein Zankapfel zu sein. Onatas versteckte ein einseitiges Grinsen, indem er so tat als würde sich halbwegs verstohlen über die Wange reiben. Doch dann kam ihm in den Sinn, dass es letzten Endes nichts nützte. Ob so oder so. Es lagen sehr unsichere Zeiten vor ihm. Noch schlimmer allerdings war es für den um Mitleid bittenden Paedagogus, da dessen potentielle Zeugungskraft noch immer im wahrsten Sinne des Wortes auf Messers Schneide stand. Nun noch mehr, als die junge Dame augenscheinlich den Einschlag des Händlers erhielt.
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Allein die Vorstellung dessen, was der Händler offenbar beabsichtigte, brachte trotz der nunmehr voll erblühenden Sonne ein eiskaltes Frösteln über Onatas. Schnipp schnapp. So lapidar dahin gesagt, als ginge es lediglich um das Durchtrennen von einigen Lagen Stoff. Seine Hände begannen sich fest zu Fäusten zu ballen und am liebsten hätte er lautstark protestiert. Alles was ihn davon allerdings abhielt war der Schock, den es noch zu verdauen galt und die nachfolgende hitzige Diskussion über die Summen, in welcher nun auch die Entmannung seiner eigenen Person mit eingeschlossen schien. So zumindest forderte es der alternde Begleiter der jungen Dame, die anscheinend zunächst überhaupt nicht verstanden hatte, worum es eigentlich ging. Wie auch Aristoteles stand Onatas nun mit geöffnetem Mund da, fassungslos über die Verhandlungen, die so emotionslos und lapidar geführt wurden, als wären sie lediglich Bäume, denen es wenig ausmachte, wenn man ihre Äste stutzte.
Doch dann mischte sich die junge Dame ein, die felsenfest darauf bestand, dass ihm selbst die Manneskraft erhalten blieb. Doch all die Worte wischten nur an dem Syrer vorbei, wie ein morgendlicher Windhauch. Schnipp schnapp Immer wieder hallte es in ihm nach und er merkte deutlich, wie er sich verspannte und ihm dabei die Farbe aus dem Gesicht wich. So bekam er auch kaum mit, dass der Begleiter der Dame ihn nun doch nicht mehr in sein brutales Vorhaben mit einschloss. Aristoteles unterdessen schien noch lange nicht gerettet und es war dessen Protest, der Onatas wieder aus seiner Starre befreite. Doch konnte er selber etwas sagen? Gerne hätte er den Griechen unterstützt, doch er merkte, wie sein Mund trocken wurde und ihm kalter Schweiß aus den Poren trat. Nein, ihm fehlten einfach die Worte.
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Der leicht miesepetrige Blick der jungen Domina war Onatas sicherlich nicht entgangen, doch er war bemüht gewesen, sich davon nicht weiter irritieren zu lassen. Tapfer hatte er also seine Worte gesprochen, denn es lag auf der Hand, dass eben jener Blick nicht unbedingt ihm selber galt. Er war dem schneidigen Soldaten gewidmet, der hinzu getreten war und eben die Frage nach seinem Können und seinen Talenten gestellt hatte. Diese allerdings fielen bei dem Herrn Damenberater nicht unbedingt auf einen guten Boden, denn er schüttelte den Kopf und warf die Frage auf, ob die junge Frau wirklich zweitausendfünfhundert Sesterzen für ihn ausgeben wollte. “Zum Fenster hinaus werfen,“ war die treffende Formulierung gewesen und was Onatas anging, war sie für ihn ein herber Tiefschlag in die Magengrube. Sicherlich war es Gang und Gäbe, dass man als Sklave für gering erachtet wurde, doch diese Worte trugen doch einen Inhalt mit sich, der einem das Selbstbewusstsein bis auf den Kern erschütterte. Einen Moment lang fühlte er sich so gering wie ein Käfer, der es gewagt hatte unter seinem Blatt hervor zu krabbeln. Der Sklave atmete einmal tief durch und rang schwer damit, ein Seufzen zu unterdrücken. Aber wie auch immer es war, es war nicht zu ändern.
Der Sklavenhändler unterdessen schien eine neuerliche Chance zu wittern, denn er befahl den Griechen her, der noch zuvor mit Onatas im Gatter gestanden hatte. Dieser war wohl ein Paedagogus und verstand sich auf die kulturförderlichen Künste wie das Lesen, Schreiben und Rechnen wohl doch besser als er selbst. Der Sklave schaute seinem Mitstreiter Aristoteles entgegen, als dieser gezwungen war, sich nun ebenfalls dem Manne zu nähern, der an den Waren des Polycles kein gutes Haar lassen wollte. Doch das war es nun nicht, der in Onatas den nächsten Schrecken hervor rief. Schnipp, schnapp? Unwillkürlich zuckte er zusammen und seine Aufmerksamkeit war sofort bei dem Händler. Dessen Handgeste, welche der Untermalung seiner Worte diente, konnte höhnischer kaum sein. Augenblicklich spannte Onatas sich an und er konnte gar nicht verhindern, dass er allein bei der furchtbaren Vorstellung seine Oberschenkel fester gegeneinander presste. War das sein Ernst? Er bemerkte gar nicht, dass ihm die Kinnlade herunter klappte, während Aristoteles noch aufstöhne. Das wollten sie dem armen Paedagogus antun? Kaum merklich und mit deutlich geweiteten Augen schüttelte er den Kopf, wobei sich seine Lippen rundend zu einem fast unhörbaren: “Oh, nein!“ formten. Im nächsten Moment lagen seine Blicke beinahe flehendlich auf der jungen Dame und dem Soldaten vor ihm.