Die besten Sklaven der Stadt

  • Der leicht miesepetrige Blick der jungen Domina war Onatas sicherlich nicht entgangen, doch er war bemüht gewesen, sich davon nicht weiter irritieren zu lassen. Tapfer hatte er also seine Worte gesprochen, denn es lag auf der Hand, dass eben jener Blick nicht unbedingt ihm selber galt. Er war dem schneidigen Soldaten gewidmet, der hinzu getreten war und eben die Frage nach seinem Können und seinen Talenten gestellt hatte. Diese allerdings fielen bei dem Herrn Damenberater nicht unbedingt auf einen guten Boden, denn er schüttelte den Kopf und warf die Frage auf, ob die junge Frau wirklich zweitausendfünfhundert Sesterzen für ihn ausgeben wollte. “Zum Fenster hinaus werfen,“ war die treffende Formulierung gewesen und was Onatas anging, war sie für ihn ein herber Tiefschlag in die Magengrube. Sicherlich war es Gang und Gäbe, dass man als Sklave für gering erachtet wurde, doch diese Worte trugen doch einen Inhalt mit sich, der einem das Selbstbewusstsein bis auf den Kern erschütterte. Einen Moment lang fühlte er sich so gering wie ein Käfer, der es gewagt hatte unter seinem Blatt hervor zu krabbeln. Der Sklave atmete einmal tief durch und rang schwer damit, ein Seufzen zu unterdrücken. Aber wie auch immer es war, es war nicht zu ändern.


    Der Sklavenhändler unterdessen schien eine neuerliche Chance zu wittern, denn er befahl den Griechen her, der noch zuvor mit Onatas im Gatter gestanden hatte. Dieser war wohl ein Paedagogus und verstand sich auf die kulturförderlichen Künste wie das Lesen, Schreiben und Rechnen wohl doch besser als er selbst. Der Sklave schaute seinem Mitstreiter Aristoteles entgegen, als dieser gezwungen war, sich nun ebenfalls dem Manne zu nähern, der an den Waren des Polycles kein gutes Haar lassen wollte. Doch das war es nun nicht, der in Onatas den nächsten Schrecken hervor rief. Schnipp, schnapp? Unwillkürlich zuckte er zusammen und seine Aufmerksamkeit war sofort bei dem Händler. Dessen Handgeste, welche der Untermalung seiner Worte diente, konnte höhnischer kaum sein. Augenblicklich spannte Onatas sich an und er konnte gar nicht verhindern, dass er allein bei der furchtbaren Vorstellung seine Oberschenkel fester gegeneinander presste. War das sein Ernst? Er bemerkte gar nicht, dass ihm die Kinnlade herunter klappte, während Aristoteles noch aufstöhne. Das wollten sie dem armen Paedagogus antun? Kaum merklich und mit deutlich geweiteten Augen schüttelte er den Kopf, wobei sich seine Lippen rundend zu einem fast unhörbaren: “Oh, nein!“ formten. Im nächsten Moment lagen seine Blicke beinahe flehendlich auf der jungen Dame und dem Soldaten vor ihm.

  • Nun ja, zweitausendfünfhundert von meinem Sesterzen waren vielleicht wirklich ein bisschen viel, für einen Sklaven, der, naja... „nur“ gut aussah und ansonsten die üblichen Dinge beherrschte, die ein guter Sklave eben so beherrschen sollte. Aber hatte er gerade nicht etwas von Gedichte schreiben gesagt? Ahh, ein Gedichte schreibender Sklave, der dazu noch gut aussah und mich ganz sicher beschützen würde, auf dass mich die Langeweile nicht packte und mit sich hinfort trug in dunkle unbekannte Gefilde…
    Ja, richtig ich war gerade wieder beim Träumen, während einer der Gehilfen des Sklavenhändlers mit einem weiteren Sklaven ankam. Der Grieche hatte den armen Kerl regelrecht in Tullinus‘ Arme gedrängt. Ehrlich gesagt hatte ich dem, was der Grieche nun an Anpreisungen los wurde, nicht wirklich zugehört. Jedoch seine letzte Bemerkung, bei der er sich richtig zu amüsieren schien und dabei auch noch eine komische Handbewegung machte, hatte mich dann doch wieder aufmerksam werden lassen. "Wie, was, Schnipp schnapp?", fragte ich leise. Was sollte denn abgeschnitten werden. Der Sklave machte doch eigentlich einen gefelgten Eindruck. Wieso sollte denn sein Haar noch weiter gekürzt werden?


    [Blockierte Grafik: http://fs2.directupload.net/images/150601/vxtyhtud.jpg] | Cnaeus Maevius Tullinus


    Der Maevius allerdings war weitaus weniger überrascht, wegen des Schnipp-Schnapps. „Fünfundzwanzig Aurei? Dann ist die Kastration aber im Preis mit inbegriffen! Außerdem kannst du den da auch gleich mit kastrieren!“ Er zeigte auf Onatas, dessen Schicksal noch immer in der Schwebe hing. Nämlich zwischen mir und dem Soldaten.
    „Na gut,“ meinte Polycles. „Dann lass mich mal überschlagen: Den Paedagogus, den Orientalen, die zwei Sklavinnen und zweimal Schnipp-Schnapp… das macht dann siebzig Aureii.“


    „Moment mal,“ mischte ich mich ein, denn Eleni, die ob ihres Alters schon einiges an Lebenserfahrung besaß, hatte mir auf die Sprünge geholfen und nun wusste auch ich, was der schmierige Grieche mit Schnipp schnapp gemeint hatte. „Meinem Sklaven wird kein Leid angetan! Das ist ausgeschlossen! Er wird weder kastriert noch wird sonst jemand an ihm herum schnippeln! Und den Paedagogus brauchen wir nicht! Also ist allen gedient.“


    Niemand hatte dem Maevius heute versichert, dass er es leicht mit mir haben würde. Also musste er sich gar nicht darüber wundern. Dennoch machte er einen ziemlich gestressten Eindruck, als er mir seinen ermahnenden Blick zuwarf. „Der Paedagogus wird gekauft! Und er wird kastriert! Fertig aus! Basta!“ rief er mir in einem ziemlich aggressiven Ton zu.
    „Na schön, dann kaufen wir eben den Paedagogus. Aber nur unter der Bedingung, dass dem Orientalen nichts abgeschnitten wird!“ Maevius Tullinus stieß einen hörbaren Seufzer aus. Die Sonne schien inzwischen mit voller Kraft auf uns herab und vertrieb langsam aber sicher die Frische des Morgens. Un nicht nur die... Nein, Maevius Tullinus hatte heute keine Freude! Er wünschte sich weit, weit weg. Nach Hause zu seinen Olivenhainen, zu seiner Frau und seinen Kindern… oder, weil er ja auf die Schnelle nicht einfach in Achaia sein konnte, wenigstens in die schattigen Villa Claudia… um vielleicht ein Bad zu nehmen, sich von den starken Händen Gundalfs massieren zu lassen oder einfach die Seele baumeln zu lassen… Ja, das wünschte sich Maevius Tullinus in diesem Moment.


    „Ach, von mir aus! Dann sollst du den Orientalen eben haben – unkastriert! Der da aber,“ er zeigte auf Aristoteles, „wird heute noch seine Männlichkeit verlieren. Die zwei Sklavinnen gehen dann auch noch mit. Und zwar alle zusammen für fünfzig Aureii. Das ist mein letztes Wort!“ Mit dieser Mitteilung an den Sklavenhändler war er bereits schon ein ganzes Stück an einen ruhigen und erholsamen Nachmittag herangerückt.
    Natürlich hatte dieses, in seinen Augen mickrige, Angebot den Griechen dazu veranlasst, sich noch dem Soldaten zuzuwenden. Wenn er noch ein besseres Gebot für den Orientalen abgab, konnte er doch noch auf ein besseres Geschäft hoffen.

  • Aristoteles starrte mit offenem Mund auf den Streit der sich entwickelte. Die junge Herrin hatte anscheinend garnicht richtig kapiert was mit "Schnipp Schnapp" gemeint war, während der ältere Dominus nun auchnoch die Geschlechtsteile des orientalischen Schönlings ins Visir nahm. Das entfachte dann eine heftige Diskussion.


    Zu Aristoteles Entsetzen war die junge Herrin nur besorgt das dem Schönling nichts abgeschnitten wird und hatte anscheinend keine Einwände das man ihn zurechtstutzen würde. Sollte es nicht anders rum sein? So ein orientalischer Adonis war doch nun wirklich eine grössere Gefahr für die Keuschheit der Herrin als ein unscheinbarer Paedagogus. Frustriert versuchte er zu protestieren:

    "Bitte, Herrin! Ich brauche auch nicht kastriert werden! Ich werde mich benehmen. Ich verspreche es!"

  • Allein die Vorstellung dessen, was der Händler offenbar beabsichtigte, brachte trotz der nunmehr voll erblühenden Sonne ein eiskaltes Frösteln über Onatas. Schnipp schnapp. So lapidar dahin gesagt, als ginge es lediglich um das Durchtrennen von einigen Lagen Stoff. Seine Hände begannen sich fest zu Fäusten zu ballen und am liebsten hätte er lautstark protestiert. Alles was ihn davon allerdings abhielt war der Schock, den es noch zu verdauen galt und die nachfolgende hitzige Diskussion über die Summen, in welcher nun auch die Entmannung seiner eigenen Person mit eingeschlossen schien. So zumindest forderte es der alternde Begleiter der jungen Dame, die anscheinend zunächst überhaupt nicht verstanden hatte, worum es eigentlich ging. Wie auch Aristoteles stand Onatas nun mit geöffnetem Mund da, fassungslos über die Verhandlungen, die so emotionslos und lapidar geführt wurden, als wären sie lediglich Bäume, denen es wenig ausmachte, wenn man ihre Äste stutzte.


    Doch dann mischte sich die junge Dame ein, die felsenfest darauf bestand, dass ihm selbst die Manneskraft erhalten blieb. Doch all die Worte wischten nur an dem Syrer vorbei, wie ein morgendlicher Windhauch. Schnipp schnapp Immer wieder hallte es in ihm nach und er merkte deutlich, wie er sich verspannte und ihm dabei die Farbe aus dem Gesicht wich. So bekam er auch kaum mit, dass der Begleiter der Dame ihn nun doch nicht mehr in sein brutales Vorhaben mit einschloss. Aristoteles unterdessen schien noch lange nicht gerettet und es war dessen Protest, der Onatas wieder aus seiner Starre befreite. Doch konnte er selber etwas sagen? Gerne hätte er den Griechen unterstützt, doch er merkte, wie sein Mund trocken wurde und ihm kalter Schweiß aus den Poren trat. Nein, ihm fehlten einfach die Worte.

  • Gedichte schrieb er. Das sprach für Feinsinn, und ich hörte es gern. Mit Pferden kannte er sich auch aus... Ein feinsinniger Roßknecht, von der klassischen Schönheit einer griechischen Mamorstatue... Er wäre perfekt um sich um meine edlen Zweigespanne zu kümmern! Und wenn er mit mir auf dem Streitwagen stünde, dann würden wir beide ein Bild abgeben, ich genau wie ein achaischer Heroe vor den Mauern von Ilion, mit ihm, meinem getreuen Schildträger... (Da konnte Borkan doch nichts dagegen sagen, wenn ich einen Roßknecht kaufte. Ich brauchte wirklich einen. Damon konnte ja nicht alles alleine machen. Meine edlen Rösser brauchten nun mal besondere Pflege...)


    Die anderen Interessenten wandten sich nun außerdem einem weiteren, offenbar hochgebildeten Sklaven zu, doch leider vergaßen sie darüber nicht den Schönen. Mit einem mal ging es ums Kastrieren, und zwar so plastisch, dass es selbst mir, der ich doch nur daneben stand, dabei etwas unwohl um die Lenden wurde.
    Was für ein Jammer wäre denn das, den Schönen so zu verstümmeln?! Es auch nur in Erwägung zu ziehen! Ein degenerierter Banause war dieser Mann, ohne Frage. Der arme Sklave war ja totenblass geworden. (Da konnte Borkan doch echt nichts dagegen sagen, wenn ich einen Landsmann von ihm kaufte, um diesen vor solch schrecklichem Schicksal zu bewahren...)


    "Nun." wandte ich mich entschlossen an den Händler Polycles, meine Worte bedächtig setzend, um mir nicht anmerken zu lassen wie hingerissen ich von dem Schönen war, "Seine Ausbildung ist zwar etwas dürftig, doch ein Roßknecht ist mir nützlich, und er ist ja noch jung und formbar. Der Sekretär, den du mir vorgeführt hast, ist hingegen schon recht bejahrt. Doch solide. Ich weiß ja, dass du, Polycles, ein ehrlicher Geschäftsmann von untadeligem Renommee bist," so lobte ich ihn, fügte darauf mit kühlem Lächeln hinzu, den Daumen lässig in den breiten, beschlagenen Militärgürtel um meine Hüften einhakend, "...dem es auch stets daran gelegen ist, sich das Wohlwollen der Autoritäten dieser Stadt zu erhalten. Auch mein Vater, der Stadtpräfekt Decimus Livianus schätzt ja die Qualität deiner Waren. - Darum mache ich, der Gardetribun Decimus Serapio, dir, Polycles, ein überaus faires Angebot" kündigte ich an, mit einem leicht herablassenden Blick zu dem älteren Herrn, der - geschickt feilschend, das mußte man ihm lassen - gleich vier Sklaven für fünfzig Aurei haben wollte, plus...brr!... "schnippschnapp".
    "Ich kaufe dir diese zwei Sklaven, den Sekretär und den Orientalen gemeinsam, für fünfzig Aurei ab."
    Das war ja nun wirklich ein gutes Angebot für gute Ware, und mit selbstsicherer Gebärde hielt ich dem Händler die Hand zum Einschlagen hin....

  • Das war vielleicht aber auch nervenaufreibend! Nun begann zu allem Übel auch noch der Paedagogus herumzujammern, weil er, wie ich gut nachvollziehen konnte, seine besten Teile nicht einbüßen wollte. Und nicht zuletzt der Soldat, der sich meinen Sklaven nicht entgehen lassen wollte. Er ging nun in die Vollen und entpuppte sich urplötzlich als der Herr Gardetribun Decimus Serapio. Na sowas! Und der Herr Papa war auch noch Stadtpräfekt! Na wenn das kein Grund war! Nun strich er dem Griechen noch etwas Honig ums Maul, erinnerte ihn aber gleichzeitig daran, dass es hilfreich sein konnte, sich das Wohlwollen der Autoritäten dieser Stadt zu erhalten. Pah! Dieser Schleimbeutel! Gut, ich konnte zwar nicht mit einem Titel aufwarten, da sich mein Bruder in dieser Hinsicht bislang zurückgehalten hatte. Aber war ich nicht die Großnichte des ehrenwerten Senators Claudius Menecrates? Und eine (zwar nicht direkte) Nachfahrin von Kaisern, die das Imperium groß gemacht hatten? Diesem dahergelaufenen Wichtigtuer wollte ich nun wirklich nicht auch noch das Sahnehäubchen meines heutigen Sklaveneinkaufs überlassen. Schon schlimm genug, dass ich den Maevius zu ertragen hatte. So trat ich einige Schritte näher an meinen Rivalen und den Sklavenhändler heran, um mich ganz dezent bei dem letzteren in Erinnerung zu bringen.


    „Salve Decimus! Wie mir scheint, teilen wir beide eine Passion.“, meinte ich lächelnd und warf meinen Blick auf den Orientalen. „Ach, wo bleiben meine Manieren? Zwar kenne ich inzwischen deinen Namen, deine Funktion und auch die deines verehrten Vaters, doch ich lasse dich stattdessen gänzlich im Dunkeln tappen… Claudia Agrippina – eine Großnichte des verehrten Senators Claudius Menecrates.“ Dieser dezente Hinweis sollte nun bei hoffentlich Wirkung zeigen, sowohl bei dem Decimus als auch bei dem Griechen. „Da ich gerade gestern erst aus Athen hier angekommen bin, benötige ich nun frische Sklaven. Und weil ich es gewohnt bin, mich nur dem Besten zufrieden zu geben, werde ich dich wohl enttäuschen müssen, Decimus. - Ich biete siebzig Aurei! Für die beiden Sklavinnen, den Paedagogus und den Orientalen. Und ich verspreche dir, Poycles, in Zukunft underen Bestand nur noch bei dir auffüllen zu lassen!“ Zum Glück hatte mich der Maevius nun machen lassen und funkte nicht wieder dazwischen, denn der Grieche war nun fast schon dazu geneigt, mir den Zuschlag zu geben. Um ihn nun gänzlich auf meine Seite zu ziehen, machte ich ihm ein Angebot, dass er keinesfalls ablehnen konnte „Ach und Polycles, ich werde dann meinen Großonkel davon überzeugen, dich nicht beim Ädilen anzuzeigen, weil du ihm schadhafte Ware geliefert hattest, die inzwischen eingegangen ist.“ Oh ja, das und noch ein breites Grinsen! Das half, dieses Gescghäft ganz schnell zum Abschluss zu bringen.
    „Verehrter Decimus, … es tut mir Leid…aber äh ...lassen wir der Dame doch den Vortritt,“ stammelte der Grieche und wandte sich wieder mir zu. „Die Sklaven gehören dir, junge Dame.“ Inzwischen hatte sich auch mein Begleiter zu gesellt und musste noch schnell seinen Senf loswerden. „Aber der Paedagogus wird kastriert!“

  • Vor Aristoteles Augen entwickelte sich ein wahrer Kaufwettstreit. Der Offizier machte schnell klar das er Tribun war und sein Vater sehr wichtig. Das liess die junge Dame aber nicht auf sich sitzen und entpuppte sich als eine von patrizischem ja gar kaiserlichen Blut. Eine Claudierin also. Ihr zu dienen wäre wirklich Karriere für einen Sklaven wie ihn. Wenn da nicht die unangenehme Sache mit der Entmannung wäre.


    Er hoffte das sie dies auch bei ihm verhindern würde, aber irgendwie interessieren sich alle nur für den Schönling. Nur der ältere Dominus erinnerte sich an ihn, aber dies auch um um nochmal kund zu tuen das man ihn kastrieren muss. Die Lage war wirklich nicht gut. Verzweifelt wandte sich Aristoteles noch einmal an den Römer.


    "Bitte, Dominus! Habt Mitleid! Ich bin doch schon ein junger Mann und kein liebestoller Jüngling. Ich weiß mich zu benehmen. Ihr braucht mich nicht zu kastrieren. Das kann ich euch versichern! "

  • Noch einmal linste er zu dem Griechen hinüber, der genauso blass da stand wie er selbst. Onatas konnte es gar nicht verstehen, dass jemand fordern konnte, dass einem Mann das Wertvollste genommen werden sollte, was ein männlicher Leib vorzuweisen hatte. Zumindest für den Besitzer eben jenen Leibes. Nein, und er konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass der arme Grieche nun aufbrechen würde, um im Revier seiner eventuell neuen Domina zu wildern. Genauso wenig, wie er selbst es tun würde. Niemals! Er würde es bei seinem Leben schwören. Doch dann begann der Soldat zu sprechen, der wohl trotz seiner fehlenden Ausbildung Interesse an ihm hatte. Als Roßknecht. Trotz der prekären Lage, in der sich die beiden Sklaven hier befanden, schlug sein Herz ein wenig höher und somit auch hoffnungsvoller. Rossknecht! Das klang wunderbar und es war eine Aufgabe, die er von den letzten zwei Jahren gewohnt war. Onatas blickte dem Mann, der sich nun als Sohn des Stadtpräfekten und Gardetribun entpuppte entgegen. Ungläubig zunächst, doch dann entwickelte sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen, während der Tribun in selbst- und siegessicherer Geste dem Polycles die Hand zum Einschlag entgegen streckte. Alles in allem präsentierte sich hier doch eine Zukunft, die der Syrer als durchaus positiv empfand. Zumal der Mann ihm sympathisch war.


    Doch nun kam auch Bewegung in die junge, hübsche Domina, die mit dieser Entwicklung natürlich nicht einverstanden war. Sie stellte sich als Claudia Agrippina vor. Zu den Claudiern gehörte sie? Man lebte nicht schon seit Jahren in der Stadt und hatte noch nichts von dieser Familie gehört, auch wenn die Politik und alle ihre Angelegenheiten so weit von Onatas entfernt waren wie die Sonne vom Mond. Seine Augen weiteten sich ein wenig und er kam nicht umhin, sich nun – selbst als zum bloßen Objekt der Begehrlichkeiten degradiert – ein wenig stolz zu fühlen, ausgerechnet zwischen diesen beiden Größen ein Zankapfel zu sein. Onatas versteckte ein einseitiges Grinsen, indem er so tat als würde sich halbwegs verstohlen über die Wange reiben. Doch dann kam ihm in den Sinn, dass es letzten Endes nichts nützte. Ob so oder so. Es lagen sehr unsichere Zeiten vor ihm. Noch schlimmer allerdings war es für den um Mitleid bittenden Paedagogus, da dessen potentielle Zeugungskraft noch immer im wahrsten Sinne des Wortes auf Messers Schneide stand. Nun noch mehr, als die junge Dame augenscheinlich den Einschlag des Händlers erhielt.

  • Ich konnte es ja kaum fassen! Meine Rechnung war aufgegangen. Und mal ganz unter uns, es gab natürlich keine schadhafte Ware, die inzwischen eingegangen war. Das war alles nur reiner Schmu gewesen. Aber mit dem Ädil zu drohen funktionierte eben nicht nur in Athen, sondern auch hier. Siebzig Aurei hatte ich mir die vier Sklaven kosten lassen! Wenn das mein Vater noch erlebt hätte, er hätte mich für verrückt erklärt. Aber nun gut, was tat man nicht alles für gutes Personal!


    „Meine Sklavin wird das Finanzielle mit dir regeln,“ ließ ich den Griechen wissen und besah nun meine Neuerwerbungen noch etwas genauer. Noch waren wir hier auf dem Markt und noch war Zeit dazu, eventuelle Reklamationen loszuwerden.


    [Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/150601/cc3olykt.jpg] | Eleni


    Eleni, die meinen Geldbeutel verwahrte, trat inzwischen näher. „Die Domina wird eine Anzahlung von zwanzig Aurei leisten. Sobald die Sklaven dann wohlbehalten zur Villa Claudia geliefert wurden, erhältst du den Rest.“ Eleni entnahm dem Beute zwanzig goldene Münzen und übergab sie einem der Gehilfen des Sklavenhändlers. „Das wird machbar sein,“ meinte der Grieche. „Sollen wir die Ware brandmarken?“ Eleni schielte fragend zur Seite, während ich mir die Germanin etwas genauer besah. „Nein, nein, das wird nicht nötig sein.“ Nun trat ich an meinen Orientalen heran. Allein wegen ihm hatte ich mich in solche Unkosten gestürzt. Nun warf ich ihm einen leicht süffisanten Blick zu, da ich ja vorhin gesehen hatte, wie er nach dem Decimer geschmachtet hatte. Nun gehörte er mir und wenn ihm das nicht passte, würde er mich mit Sicherheit noch kennenlernen.


    [Blockierte Grafik: http://fs2.directupload.net/images/150601/vxtyhtud.jpg] | Cnaeus Maevius Tullinus


    „Siebzig Aurei, das ist reinster Wucher!“ meinte der Maevius schon wieder. Sein ständiges Nörgeln machte mich langsam aber sicher wahnsinnig. Nun bedachte er den Orientalen schon wieder mit einem abschätzigen Blick. Wahrscheinlich würde er gleich wieder damit anfangen, dass auch er verschnitten werden sollte. Der Paedagous indes, der durch den Abschluss des Kaufes nun endgültig Gewissheit erlangt hatte, recht zeitnah entmannt zu werden, begann nun lautstark zu bitten und betteln, man möge ihn doch verschonen.
    „Schweig Sklave,“ herrschte der Maevius ihn an. „Es wird so gemacht, wie ich es sage! Und den da solltest du auch gleich kastrieren lassen. Sieh dir den Kerl nur an. So etwas schickt sich nicht für eine junge Dame!“
    Während Pyrrhus meine beiden neuen Sklavinnen zurück zu ihrem Verschlag brachte, war Galucus bereits zur Stelle. Er wollte die beiden Sklaven schon wegzuführen, um sie jener kleinen Operation zuzuführen, welche der Grieche zuvor als Schnipp-schnapp tituliert hatte. Doch ich kam ihm zuvor. „Halt! wie ich schob sagte, der Syrer wird nicht… du weißt schon. Und warum der Paedagogus diesem Prozedere unterzogen werden muss, verstehe ich auch nicht.“
    Glaucus seufzte leise, da unser Streit darüber schon wieder zu entbrennen drohte. „Nun gut, der Syrer wird nicht kastriert. Aber dafür wirst du ihn nie allein sehen. Er wird unter ständiger Beobachtung sein und wehe, er lässt sich etwas zu Schulden kommen!“ Jaja, dachte ich und verrollte die Augen. Lass den Alten nur reden! Wenigstens meinem Orientalen geschah kein Unheil. Und für den Paedagogus hieß es nun wohl, Vale, schöne Männlichkeit!


    Nun da alles geklärt war, zerrte Galucus die beiden Sklaven mit sich fort. Später gegen Abend würde man sie alle vier zur Villa bringen. Einen Augenblick den ich von jetzt ab sehnlichst herbei wünschte. Doch bis es so weit war, sah ich mich noch etwas weiter um...

  • Aristoteles fügte sich in sein Schicksal. Anscheinend konnte er nichts gegen seine unmittelbar bevorstehende Entmannung machen. Wahrscheinlich war es das Beste für seine Anstellung als Paedagogus, aber er bereute es schon gleich kein Mann mehr zu sein. Ob es sehr wehtun würde wenn sie ihm die Hoden nehmen würden? Widerstrebend ließ er sich abführen.

  • Der Kauf war getätigt, es war vorbei. Alles mit der Aussicht noch an diesem Tage als Lieferung zum Haus der Claudii verbracht zu werden. Noch einmal erreichte ihn eine Gänsehaut, als das Gespräch auf das Brandmarken fiel, doch auch dies wies die junge Domina zu seinem Glück ab. Onatas atmete erleichtert auf, dass auch dies ihm erspart blieb. Bisher hatte noch keiner seiner Vorbesitzer an derartiges gedacht. Wäre es so gewesen, würden sich inzwischen wohl mehrere widersprüchliche Besitzbekundungen auf seinem Körper befinden, sodass sich ein jeder, der ihn betrachtete wohl am Kopf kratzen musste. Die junge Claudia trat vor ihn und beschenkte ihn mit einem süffisanten Blick, während ihre Sklavin noch die Anzahlung aushandelte. Der Sklave schaute ihr tapfer entgegen. Vielleicht sollte er doch noch den Mund auftun und für seinen Mitstreiter Aristoteles bitten, doch dann würde der Herr Begleiter ihn wohl erst recht wieder ins Visier nehmen. Mehr noch als er es eh mit seinen Worten schon tat. Diese besagten, dass er nicht mit der jungen Domina allein sein sollte und unter ständige Beobachtung gestellt wurde. Und wehe, wenn...


    Onatas hatte keine Ahnung, was dieser Römer sich vorstellte, was er zu tun gedachte. Traute man ihm wirklich zu, dass er keine Gelegenheit ungenutzt ließ, um sich an einer Frau zu vergreifen? Eine, die obendrein noch seine Herrin war? Traute man ihm zu, dass er klammheimlich seine Hände nach der Unterwäsche anderer ausstreckte, weil er nicht wusste, was er sonst mit seinen Fingern anstellen sollte? Nein, so war es noch nie gewesen, auch wenn er für sich zugeben musste, dass er recht gerne der Damenwelt hinterher schaute. Was das anging war er bestimmt nicht unbegeistert, doch er war gewiss kein wilder Geselle. Schauen? Bestimmt! Berühren? Unter den nun gegebenen Umständen wäre es wohl besser, sich gleich selbst die Hände zu brechen noch ehe er an so etwas dachte. Onatas senkte das Haupt und schaute auf die Pflastersteine unter sich. Eine Antwort auf das was ihn gerade bewegte fand er dort allerdings nicht.


    Als Glaucus nach seinem Oberarm griff, um ihn wieder zu den Verschlägen hinüber zu führen, folgte er widerstandslos. Jedoch konnte er es nicht unterlassen, sich noch einmal zu der jungen Domina herum zu drehen, der er nun einiges zu verdanken hatte. Nicht nur seine Zukunft - wie auch immer sie werden mochte -, sondern auch seine körperliche Unversehrtheit. Schließlich wurde er wieder eingesperrt und Onatas musste erkennen, dass es ihm nun doch nicht mehr ganz so gut ging wie vor dem Kauf. Zwar mochten die Aussichten nun etwas konkreter vor seinem inneren Auge schweben, doch zeitgleich nagte auch das Mitgefühl für den armen Griechen an ihm. Am besten er stellte sich gar nicht vor, was mit ihm anstellten und er würde den Paedagogus auch gewiss nicht danach fragen. [...]

  • Was wußte so ein Püppchen schon von Passion? Wovon sie allerdings etwas verstand, das war es, Händler an der Nase herum zu führen. Staunend mußte ich mit ansehen, wie der zuvor so firm erscheinene Grieche sich der tolldreisten Erpressung des kleinen Mädchens ergab. Ich kratzte mich hinter dem Ohr – Erpressung schien schwer in Mode zu sein unter den jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Damen der Stadt - und schüttelte den Kopf. Es war wohl der alte Name, obgleich hinter dem schon längst keine reale Macht mehr steckte. Auch wenn der Patrizierstand seine Führungsrolle längst verloren hatte, längst von der Nobilitas überflügelt worden war und zunehmend verarmte (kein Wunder, wenn sie alle das Geld so rauswarfen) – die alten Namen tönten eben noch immer ausgesprochen imposant.
    "Eine unkluge Entscheidung war das, Polycles." meinte ich kalt zu dem unverschämten Händler. Und mit einer knappen Kopfbewegung zu dem Sekretär: "Dieses Geschäft kannst du vergessen."
    So würdevoll wie der Fuchs, der sich von den sauren Trauben abwendet, verließ ich, von meinen Custodes gefolgt, den Stand. Zeit meinen Dienst anzutreten. Ich sagte mir natürlich, wie froh ich sein konnte, heute morgen so viel Geld gespart zu haben, und wie glücklich, zudem eine Klippe umschifft zu haben, die scharfkantig ins Fahrwasser von Borkans und meinem gemeinsamen Boot hineingeragt hatte. Trotzdem warf ich noch einen Blick über die Schulter zurück, sah wehmütig dem Schönen nach...
    Und dachte: Ach.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Ich hatte die Szenerie genau beobachtet. Einige Sorgenfalten waren auf meinen Stirn getreten. War er meiner überdrüssig geworden? Wollte er Abwechslung? Ich konnte mir einfach nicht erklären, was er hier wollte, vor allem was er an dem Mann dort vorn fand. Natürlich wusste ich was er an ihm fand. Inzwischen kannte ich meinen Serapio ja doch schon recht gut und wusste um sein Beuteschema... aber wollte er sich wirklich einen Sklaven? Zum Glück für mich kaufte die Frau die Sklaven. Im Stillen schickte ich ein Dankgebet an die Götter. Nun trat ich von hinten an Serapio heran. Nein ich würde ihm sicher keine Szene machen, auch wenn ich – ja dass muss ich zugeben - durchaus versucht war genau dies zu tun. Nein ich tat nichts der gleichen, sondern ich trat ganz dich an ihn heran, so dass er meinem Atem in seinen Nacken spüren konnte. „Holt mein Liebster sich Appetit für den heutigen Abend?“ hauchte ich ihm, statt irgendwelcher Vorwürfe, in sein Ohr.

  • Zu Tode erschrocken von diesem plötzlichen Überfall zuckte ich zusammen, wirbelte blitzschnell herum und packte den Mann hinter mir kräftig am "Waffenarm", während meine andere Hand ganz von allein zum Pugio fuhr.
    "Bei Plutos stinkendem Atem!" fluchte ich, als ich sah, und mir überhaupt erst klar wurde, wer sich da angepirscht hatte. Kein Attentäter, von einem meiner Feinde gesandt, sondern: Borkan, mein Liebster.
    "Was zum Cerberus fällt dir ein, dich so anzuschleichen?!" fuhr ich ihn aufgebracht an, selbst erschrocken, dass ich ihn so gepackt hatte, dann ließ ich ihn mit einer gemurmelten Entschuldigung los, nahm die Hand vom Dolch, und wies meine Leibwächter zornig zurecht:
    "Wofür, bei allen Keren,bezahle ich euch eigentlich, ihr Galgenstricke? Damit ihr Löcher in die Luft starrt?!"
    Was hatte Borkan gesagt – Appetit für den Abend? Hatte er das eben etwa mitbekommen?! Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht schoß, eine Schamesröte, die sich nicht allein aus dieser eher harmlosen Begebenheit geradeeben speiste. Na großartig. Mies hatte der Tag begonnen, und wurde immer mieser.
    "Darf ich mich nicht mal nach ein paar neuen Sklaven umsehen?" erwiderte ich unduldsam. "...Was führt dich denn hierher?"

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • Fast erschrocken wich ich zurück und sah Serapio fast schon ratlos an. „Natürlich kannst du dich umsehen.“ sagte ich mit einem fragenden Blick, den es sollte ja kein Vorwurf sein – eigentlich sollte er es das nicht sein, nein ich hatte ihn nur necken wollen. Aber wie es schien hatte ich hier wohl offenen Türen eingerannt. Was nun meinerseits dazu führte, das ich sogar einen Schritt von ihm zurück trat.


    „Entschuldige ich wollte dich nicht von wichtigen Geschäften abhalten.“
    Den Korb mit all den Köstlichkeiten, die ich für den Abend gekauft hatte besah ich mir kurz, bevor ich eben jenen einfach vor meinen Füßen abstellte. „Nun ich denke du findest schon eine Verwendung dafür.“
    Hatte er mich mit seiner Reaktion getroffen? Ja hatte er. Ich zog mich zurück wie ein geprügelter Hund. Aber ich war es doch auch, der ihm genau diese Freiheiten hatte lassen wollen. Ich war es gewesen, der nie Ansprüche stellen wollte und würde. Und genau das fiel mir jetzt wohl auf die Füße. Und es tat weh, verdammt weh. Ich konnte nur hoffen, dass er meiner nicht wirklich schon überdrüssig war und wenn es doch so sein sollte, das er wenigstens so fair wäre es mir zu sagen.


    „Ich bin schon wieder weg.“ sagte ich nun während ich schon im Begriff war mich umzudrehen und zu verschwinden. In Richtung Subura, ja genau in die Subura, mir einen ansaufen und mich bei Morrigan ausheulen, genau danach war mir jetzt.

  • Was hatte er denn jetzt auf einmal? Er war es, der sich angeschlichen hatte, obwohl er doch genau wußte, dass ich bei sowas überhaupt gar keinen Spaß verstand...
    ...
    Naja. Eigentlich war mir schon klar was er hatte.
    Mit langem Gesicht sah ich von ihm zu dem Korb und wieder zurück. Meinte er jetzt: eine Verwendung für die leckeren Sachen im Korb, oder meinte er: für die die le...- ähm, will sagen, überteuerten Sklaven des Händlers?
    "Borkan..." sprach ich beschwichtigend, meine Stimme dämpfend, denn dies hier ging niemanden ausser uns etwas an, "Borkan... Jetzt warte doch mal, komm schon, bitte, jetzt lass mich doch nicht einfach stehen..." Sachte legte ich ihm die Hand auf den Arm.
    "Hör mal, es tut mir doch leid, ich bin einfach... schreckhaft bei so was. Ich muß jetzt in die Castra, aber... sehen wir uns heute abend? Kann ich dich zum Essen einladen heute abend? In aller Ruhe, dann, dann können wir auch viel besser reden als, ähm, hier... also.." Zerknirscht schlug ich ihm eines meiner Lieblingslokale vor, die exotische Caupona: "Im Irem auf der Tiberinsel? Zur Hora dudecima? Ja...?"

  • Ich hatte doch schon gesagt, dass es mir leid tat oder? Das er so schreckhaft war wusste ich bisher nicht und dass hier eine Portion schlechtes Gewissen seinerseits mitschwang konnte ich ja auch nicht erahnen. Ich hatte ihn überraschen und vielleicht etwas necken wollen. Aber das war ja mal gründlich in die Tunika gegangen. Ich drehte mich also zu ihm um. Dennoch war ich immer noch gekränkt, ja gekränkt. „Du musst dich für nichts entschuldigen. Ich war es doch wohl der einen Fehler gemacht hat.“
    Ja genau das hatte ich. Denn was ich mir dabei gedachte hatte wusste ich jetzt selbst nicht mehr. Vielleicht war es wirklich so, dass es besser war, wenn wir uns nur Abends oder Nachts in unserer kleinen Wohnung trafen.
    Ich nickte also fast mechanisch. „Ja zur Hora dudecima.“ Aber nun wollte ich weg hier. Mich bei Morrigan aufheulen und im Selbstmitleid baden. „Ich habe noch was zu erledigen.“ Kaum ausgesprochen drehte ich mich nun endgültig um und verschwand im Getümmel der Massen. Es wäre zwecklos mir folgen zu wollen, denn wenn ich was konnte, dann mich in dieser gesichtslosen Masse unsichtbar machen, darin war ich ein Meister....

  • Er zeigte mir die kalte Schulter und ich kam mir wie ein ausgemachter Unmensch vor. Dann verschwand er, ließ mich stehen wie einen begossenen Pudel. Mich und den Korb.
    "Du hast deinen Korb vergessen!"
    Zwecklos, er war schon weg. Ich mußte ihn ganz schön gekränkt haben, das sah ihm doch gar nicht ähnlich sonst... Leidig hob ich das Ding auf. Ich konnte ja wohl kaum mit einem Einkaufskorb am Arm in der Castra erscheinen, wie sah denn das aus? Als ich einen Blick hineinwarf, lachten mich lauter köstliche Dinge an, Pistaziencreme, frische Krebse, Wachteleier, Rauke... Sah ganz so aus als hätte er für uns eingekauft. Ich seufzte, meine Schultern sackten ein Stück tiefer, und ich gab den Korb an Pelias weiter.
    "Bring ihm den bitte nach hause" wies ich meinen treuen Leibwächter an, "Und dann reserviere für heute abend im Irem. Ein Separee."
    Pelias machte sich auf, die anderen schlossen sich wieder mir an, als ich durch die frühmorgendlichen Strassen der erwachenden Stadt in Richtung Viminal davonstapfte.

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