Beiträge von Decima Camelia

    Innerlich durchschnaufend war Camelia froh den Zugang nicht noch länger blockiert zu haben. Ein paar Schritte trennten sie von dem Herrn in Uniform und die waren entscheidend nicht erneut in Schockstarre zu verfallen. Welch ein Auftritt! Den dargebotenen Ehrgeiz kannte sie von ihrem Vater und er nötigte ihr auch genau so viel Respekt ab wie damals im Kindesalter.


    Schmetterlingsartig begann der Blick der Braunhaarigen zwischen allen Anwesenden hin und her zu flattern als eine Art von Ansprache begann. Als der Redner dabei auch die Worte auf das nicht vorhandene Geschenk lenkte bildete sich ein wachsendes drückendes Knäuel in ihrer Kehle und brennende Röte stieg ihren Hals nach oben. Hatte sie doch auch kein Geschenk und das durch die romantische Stimmung irgendwie zu verdrängen versucht. Jetzt war es deutlich wieder gegenwärtig und kreisende Gedanken wirbelten hinter ihrer Stirn. Vielleicht sollte ich …? Zu Ende denken war derzeit noch unmöglich, dazu ihre bestehende Nervosität noch viel zu groß. Als Möglichkeit jedoch schloss sie es nicht sofort aus. Im Gegenteil. War es doch für sie etwas wo sie Selbstsicherheit beweisen und zeigen konnte, dass auch sie den Ehrgeiz einer Decima in sich barg.

    Noch ein Gratulant, der sich wahrscheinlich im Hintergrund gehalten hatte und der jetzt seine Glückwünsche überbrachte. Nicht minder sonderbar seine Worte und auch die Ankündigung gleich wieder gehen zu wollen fand sie befremdlich für eine Verlobungsfeier. Doch stand ihr auch weiterhin nicht der Sinn eine Wertung dazu abzugeben. Viel verlockender war es eine der einladenden Klinen aufzusuchen und es sich bequem zu machen beim Beobachten des weiteren Geschehens.
    Ihre Glückwünsche wollte sich Camelia noch aufsparen und später die Gelegenheit nutzen um das nun auch endgültig von ihr geplante Geschenk entsprechend präsentieren zu können.

    Die Situation wurde immer unangenehmer und die Verspannung in Camelia steigerte sich noch beim Gruß eines recht ansehnlichen jungen Mannes. Seine Stimmung schien vortrefflich ganz im Gegensatz zu ihrer. Er gehörte offenbar zu den Bewohnern der Casa, so selbstsicher wie er sich benahm auch beim Übergeben eines Blütenkranzes. Als auch ihr der Korb mit den Kränzen entgegen gehalten wurde befand sich das lähmende Gefühl in ihr auf dem Höhepunkt. Wohl auch bemerkt von dem Mädchen. Griff diese doch sogleich beherzt nach einem Kranz aus himmelblauen sehr zarten Blüten und schob ihn ihr auf das dunkelbraune Haar. Ihr Lächeln kam genau richtig und Camelia lächelte das erste Mal ein wenig unverkrampfter zurück.


    Überhaupt schien die Stimmung auf sie positiv zu wirken. Zuerst kam Leben in ihre blauen Augen. Schweifend ging der Blick über die einzelnen Personen. Sie wagte sogar einen Schritt näher auf die Anwesenden zu und auch ihr Saiteninstrument mit dem Band am linken Handgelenk zu befestigen. So blieb ihr endlich mehr Handlungsfreiheit und sie fühlte sich nicht mehr so starr und bewegungslos.


    Zuerst beobachtete sie die überaus hübsche Blonde. Offenbar die von ihrem Onkel auserkorene Frau, trug sie doch rote Rosen auf ihrem Haar und lächelte wie es Verliebte oftmals tun. Ihr Onkel, dessen Haar unverkennbar das eines Decimer und die Ähnlichkeit mit ihrem Vater nicht zu verleugnen war, wirkte auf sie sehr gut gelaunt. Ein Blick in sein Gesicht erhellte das ihre jetzt deutlicher und der Stolz seiner Nichte war nicht zu übersehen. Der Jüngere in der Dreiergruppe wirkte wie eine Figur aus einem Wandgemälde. Sein schwarzes Haar und der passende Haarschmuck hielten jedem Vergleich mit Wesen aus der Mythologie stand.


    Von ihrer Vorstellungskraft bestärkt wurde ihr Blick mutiger und wanderte zu dem eben sie Grüßenden. Ihre Erwiderung kam zwar nun ziemlich verspätet und auch noch etwas zögerlich, jedoch gut hörbar vermutlich nicht nur für den sie gedacht war. Salve, junger Herr!

    Verwirrt über die unverhoffte Wendung und die spontane Einladung zur Verlobungsfeier ihres Onkels folgte sie fast schlafwandelnd. Unendlich viele Gedanken kreisten hinter ihrer Stirn. Von ich hab das Falsche an bis ich habe überhaupt kein Geschenk. Der schlimmste Gedanke allerdings war ich bin eine Fremde. Allein dieser ließ Camelia erzittern und ihr Herz ins Stolpern geraten.


    Überall herrschte Hektik. Sklaven liefen auf und ab, gaben Anweisungen weiter und verströmten noch mehr Aufregung. Düfte zogen wie Nebel an ihr vorüber und sie ging unvermindert vorwärts wie von einer fremden Hand gelenkt. Folgte fast willenlos den sie führenden Sklaven, ihr Saiteninstrument verkrampft an sich gepresst. Müsste sie jetzt den Weg allein zurück zum Eingang gehen würde sie sich ganz sicher verlaufen. Nicht einen Augenblick sah sie sich um. Ihr Blick haftete an den Füßen des vor ihr Gehenden und ihre liefen bemüht im Gleichschritt hinten nach. Eigentlich sah es witzig aus und es hätte ihr ganz sicher Spaß bereitet unter anderen Voraussetzungen. Doch im Moment gelang ihr nicht einmal das neugierige Umsehen aus Angst ihr Blick würde sich verirren und sie sich verlaufen.


    Plötzlich und unverhofft wechselte der Untergrund. Kies begann unter ihren Schritten zu knistern und buhlte um mehr Aufmerksamkeit. Es gelang ihr gerade noch den Stolperer abzufangen und ihre Kithara nicht fallen zu lassen. Diese allerdings bedankte sich auch sofort und unvermittelt mit zarten Klängen, verriet dadurch ihr Nahen. Das Ergebnis war dabei nicht nur zu hören sondern auch als Rot auf den Wangen der jungen Frau deutlich zu erkennen, als sie plötzlich ins Blickfeld der drei Personen gelangte und unverwandt stehen blieb, ein gequältes Lächeln um ihr Lippenpaar.

    Bevor Camelia eine Antwort zustande bekam wurde die Frage bereits vom Kutscher aufgegriffen und sie laut und deutlich angekündigt. Decima Camelia! Mit Deut auf die Reisetruhe trat er zur Seite und gab den Weg frei.
    In der Zwischenzeit hatte sich die Braunhaarige gefasst, sah nach oben und lächelte mit Zurückhaltung. Bin eine Nichte des Faustus Decimus Serapio und hoffe meinen Onkel zu sehen.
    Noch einmal zum Kutscher gewandt wurde das Lächeln offener und auch er wurde mit Worten bedacht. Du kannst fahren und Dank für die sichere Anreise. Ein knapper Blick folgte seinem Abgang, sein Auftrag war beendet und Bezahlung im voraus erledigt. Wieder Zurück zum Gegenüber löste nun Anspannung das Lächeln ab und steigerte erheblich das Herzklopfen.

    Der Ehrgeiz ihres Vaters lag auch Camelia im Blut. Seine Kühle besaß sie weniger, die wurde von der Wärme ihrer Mutter verdrängt und von ihr als Kind bereits übernommen. Luria, so hieß jene Frau die sie gebar und ebenfalls ihre zwei Jahre ältere Schwester Milonia zur Welt brachte liebte die schönen Künste. Deshalb wohl hat sich fast ausschließlich der Charakterzug, den sie von Scaurus mit seinem Blut übernahm, auf das Erlernen der Kithara übertragen. Darin ist sie meisterlich und sobald es die Zeit erlaubt versucht Camelia es noch weiter zu perfektionieren. Was nicht immer zum Wohlgefallen ihrer Eltern führte, nach dem Tod ihres Vaters jedoch ihr Leben zu erfüllen begann.Während ihre Schwester sehr früh schon in eine Ehe gedrängt wurde genoss die Jüngere mehr Freiheiten und jetzt mit 17 war sie selbständiger als Milonia es je war. Deshalb wohnte diese wohl auch bei einer Großtante in den Albaner Bergen und Camelia war auf dem Weg zu ihrem Onkel. Nach der erneuten Heirat ihrer Mutter bestand kaum noch Kontakt zwischen den drei Frauen und wenn ausschließlich in Schriftform.


    Ein Grund auch dafür, dass ihre weitere Zukunft in die Hände des Faustus Decimus Serapio gelegt wurde und ihr Reisewagen nun vor einer beeindruckend wirkenden Casa hielt. Für gewöhnlich verhielt sich die Dunkelhaarige wenig emotionslos wenn es ums Äußern ihrer Gefühle gegenüber fremden Personen ging. Als der Kutscher jedoch den Wagenschlag vollständig öffnete und sie zum Aussteigen aufforderte, rutschte ihr Herz in die Knie. Es schlug nicht mehr nur heftig in ihrer Brust sondern übertrug sich als Zittern in ihre Beine. Schnell griff sie nach ihrem neben sich liegenden Saiteninstrument und umklammerte es hilfesuchend. Die andere Hand überließ sie leicht zitternd ihrem Reiseführer. Mit dessen Hilfe gelang es ihr schlussendlich und ohne sich in ihrem Gewand zu verfangen das Gefährt zu verlassen. Inzwischen wieder gefangen und ihr Instrument fest umklammert beobachtete Camelia aus dem Augenwinkel der Blauen das Ausladen der mitgeführten Truhe.


    Von ihr selbst gepackt war der Inhalt eher überschaubar, lag ihr Augenmerk bisher nicht wirklich auf ihrem Äußeren was auch ihre Erscheinung auszudrücken vermochte. Zwar war die Tunika modisch im Schnitt und sah auch nicht ärmlich aus durch die gute Qualität des Linnen, im Farbton jedoch wirkte das Kleidungsstück eher zurückhaltend. Das dunkelbraune Haar streng nach hinten frisiert sah sie älter aus und ausgesprochen erwachsen. Einzig die noch vorhandenen kindlichen Züge waren in den Augen zu erkennen, die nicht selten durch ihre eigene Sprache Aufmerksamkeit erregten, was ihr selbst wenig bewusst wurde.


    Durch das Klopfen des Kutschers zum Einlass in die Casa, kehrte die Aufregung zurück und Camelia trat zitternden Schrittes in dessen Schatten und flüsterte von hinten in sein Ohr, er solle stehen bleiben.

    Mein Name ist Camelia
    mein Onkel Faustus Decimus Serapio möchte mir in Rom ein Zuhause bieten
    ich stand bereits mit ihm in Kontakt
    und bitte um Einlaß


    Name: Camelia
    Stand: Civis
    Gens: Decima
    Wohnort: Rom


    Eltern werden von Serapio nachgereicht