Beiträge von Decima Camelia

    Salvete Plinia Chrysogona! Sehr erfreut dich kennen zu lernen. Mein Onkel hat mir bereits kurz berichtet worum es geht und deshalb habe ich auch Amanirena an meiner Seite. Camelia deutete auf ihre Begleitung und lächelte von einer zur anderen. Sie ist schon sehr lange im Dienste der Decima. Eine hervorragende Ornatrix und Beratung in Dingen, die für eine Römerin wichtig sind. Ich habe noch bis vor einiger Zeit auf dem Lande gelebt und bin noch wenig bewandert in den Gepflogenheiten einer eben solchen.


    Außerdem ist es sicherer in Begleitung, auch können wir die Sänfte nehmen, solltest du einen weiteren Weg zurücklegen wollen. Wie ich hörte, wird es wie in meinem Leben auch in deinem einige Veränderungen geben.

    Ein weiteres Mal strich Camelia über den neu erworbenen Schmuck. Es ist keltische Kunst und so wie ich es mitbekommen habe, ein Tipp von Vespa für Augusta. Für mich natürlich genau das richtige Beiwerk zu dem dezenten Gelbton des Gewandes für die Hochzeit. Lächeln breitete sich bin in ihre Blauen aus und gleichzeitig entnahm sie dem Kästchen das Armband und schlang es sich um das schlanke Handgelenk. Bisher habe ich nichts Vergleichbares gesehen.


    Begleitet von einem leisen Rasseln der feinen Kettenglieder, griff sie sich langsam und mit Bedacht eine Beere, gab Scipio damit die Gelegenheit das außergewöhnliche Geschmeide zu begutachten. Meine Schwester wurde bereits ganz früh von meinem Vater verheiratet und ist deshalb auch kaum in Erscheinung getreten. Leider hat sie sich nun ganz zurück gezogen, lebt bei einer Tante auf dem Lande und wir haben überhaupt keinen Kontakt. Das süße Früchtchen verschwand gezielt zwischen den makellosen Zähnen und eine kurze Pause entstand.


    Du kannst dir sicher vorstellen, wie froh ich bin hier in Rom bei der Familie zu sein. Ich vertraue Serapio und wie du schon sagst, er wird genau wählen und mir ersparen, was meine Mutter und Milonia durchleben mussten. Der Becher wurde gegriffen und die Süße mit einem Schluck Wasser verdünnt. Was hast du eigentlich vor? Gibt es für dich bereits Pläne oder hast du selbst Wünsche, deren Erfüllung dir besonders am Herzen liegen? Neugier mischte sich in ihren Blick und ließ ihre Augen dunkler erscheinen. Ich meine so wie bei mir, ich möchte unbedingt wieder ein eigenes Pferd.

    Ein besonderer Gast befand sich seit einigen Tagen in der Casa Decima und als ihr Onkel sie darum bat, der Medica in Rom als Begleiterin zur Seite zu stehen, schlug ihr Herz erheblich schneller. Das erhöhte sich gerade noch ein wenig mehr, als sie vor deren Tür gemeinsam mit Amanirena stand und die Ornatrix bereit war, das Klopfen zu übernehmen.


    Serapio hatte sie vorher noch einmal ermahnt, nicht ohne wenigstens einen Sklaven loszugehen und natürlich gab es dafür nur eine Person, die Camelia für fähig befand. Auch ihre Vertraute willigte sofort ein, die beiden Frauen zu begleiten, kannte sie doch einige Schleichwege und Abkürzungen, die ein sicheres Vorwärtskommen garantierten.


    Kurz kreuzten beide noch einmal den Blick und traten dann ohnen zu Klopfen der Aufforderung und Stellung entsprechend nacheinander ein.

    Aufgeschreckt von den Wasserspritzern auf den leicht geröteten Wangen giggelte Camelia mädchenhaft und stupste über den Tisch auf die Nasenspitze von Scipio. Was das Lernen angeht bist du auch noch nicht ausgereift. Bezog sie sich auf das Spritzen aus dem Becher und hüstelte dabei hinter vorgehaltener Hand.


    Wurde allerdings auch gleich wieder ernster und gab ihm nickend Recht. Rot sollte die Braut tragen, wenn schon die Farbe gefällt. Valentina hat sich allerdings für einen Blauton entschieden und ich habe ein Kamillengelb gewählt. Dazu den Schmuck … Sie deutete in den geöffneten kleinen Schrein, wo das keltische Armband und die Kette lagen. Zum Glück habe ich eine gute Beraterin in Augusta gefunden, die wirklich erlesenen Geschmack und eine makellose Schönheit besitzt.


    Sacht strichen die Finger der jungen Frau über das kühle Geschmeide. Ich hoffe nur, Serapio teilt meinen Geschmack und wird mich nicht an den meistbietenden verhökern. Sarkasmus war wohl gerade fehl am Platz und doch waren die Gedanken nicht abwegig, wenn sie daran dachte wie ihre Schwester vom Vater verheiratet wurde und wie sehr sie darunter gelitten hat. Kennst du eigentlich meine Schwester? Fiel ich dabei ein und wurde auch gleich gefragt.

    Sila und Pina … also die Nichten sind Zwillinge und trotzdem so ungleich wie Hahn und Henne. Camelia ließ ein Glucksen hören und verleierte die Blauen. Das musste sein! Eigentlich sprach sie selten über Nichtanwesende und Hörensagen mochte die junge Decima auch nicht, aber diese beiden waren ihr irgendwie nicht ganz geheuer. Ich schätze sie etwas jünger als mich und ehrlich gesagt, sie benötigen dringender eine Mentorin als ich. Nun rundete sie die bildliche Beschreibung noch mit einem glockenhellen Lachen ab und schob sich gleich drei der köstlichen Beeren in den Mund.


    Natürlich dauerte es jetzt eine ganze Zeit bis unter Knacken und Schlucken die Fortsetzung des Beschriebenen folgte. Inzwischen aber gestikulierte Camelia mit Händen und Gesichtszügen weiter, währenddessen ihre Blauen von ihrem Temperament einiges mehr offenbarten. Wollten sie mich doch tatsächlich in ein rotes Gewand kleiden zur Hochzeit von Serapio. Nie und nimmer! Ich kann doch nicht der Braut den Rang ablaufen. Erklärende Worte mehr zu sich selbst gesprochen und doch dabei deutlich an Scipio gerichtet.


    Das mit dem Spiel auf der Hochzeit überdenke ich noch. Bei der Verlobung kam es von mir gefühlt bei Valentina nicht so gut an, kann mich auch irren … wurde die Stirn gekraust. Freue mich auf jeden Fall auf die Feier und vor allem auf die Gäste, sind immer interessante Begegnungen und wer weiß vielleicht auch der zukünftige Ehemann für mich. Wenn auch Wunschdenken! Sie nahm einen Schluck und blickte verträumt über den Becherrand zu ihrem Gegenüber.

    Das kenne ich sehr genau! Kam die Antwort wieder einmal viel zu spontan und ohne vorher zu überdenken. Nur gut, dass eine ihrer Mentorinnen nicht im Raum war, sonst hätten die deutlichen Blicke sie wieder an die Ermahnungen erinnert und sie erneut erröten lassen. Dabei hast du es viel einfacher als ich, denn ich werde verheiratet und du kannst dir ganz bestimmt die Richtige selbst aussuchen. Oder? Ganz sicher war sie sich bei der Schlussfolgerung nun doch nicht, sog deshalb die Unterlippe kurz ein und atmete langsam hörbar aus. Serapio wird mir einen Mann suchen und ich hoffe nur, es wird kein Tattergreis oder gar ein Rohling sein.


    Camelia rollte die Blauen und schob gleichzeitig zwei von den süßen Beeren in den Mund. Aber die Idee finde ich großartig, mich auf den Markt zu begleiten. Damit werde ich den Anforderungen meines Onkels gerecht, nicht allein zu gehen und du kannst mir Ecken zeigen, die ich mit einer weiblichen Begleitung ganz sicher nicht zu Gesicht bekomme.


    Ob Valentina den gewünschten Stoff bekommen hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. Bis zu dem Augenblick, bevor ich sie verlassen habe im Beisein ihrer Nichten hat sie noch nach der richtigen Farbe gesucht. Und eigentlich … nun gut, der Rest ist Frauengewäsch und wird dich weniger interessieren. Jetzt hatte die junge Decima das erste Mal mitgedacht und nicht gleich wieder los geschwätzt, auch wenn die Situation noch recht deutlich ihre Erinnerungen trübte. Ganz bestimmt wird sie eine wunderhübsche Braut sein und alle anwesenden Damen überstrahlen zu ihrem besonderen Tag.

    Mit gekonntem Schwung goss Camelia Wasser in den Becher von Scipio, um wenig später das Gespräch wieder aufzunehmen. Vorher griff sie sich ebenfalls eine Beere und ließ sie langsam zum Entstehen einer Denkpause zwischen die Lippen verschwinden. Ein kurzer gut hörbares Knacken bestätigte deren Frische und die Süße lockerte die Zunge zum Plaudern.


    Eigentlich war ich mit der Verlobten von Serapio auf dem Markt zum Stoff kaufen für das Hochzeitsgewand. Zufällig kam die Eskorte der Kaiserin vorbei und wie wir Frauen sind, die Neugier war geweckt. Dabei habe ich Vespa gesehen und Augusta wurde auf mich aufmerksam. Eine weitere Beere verschwand zwischen den Lippen und das Prozedere begann erneut. Pause … Schlucken ... Lächeln.
    Um die Fragen der Kaiserin an mich zu beantworten kam ich nicht umhin, auch von der Kithara zu erzählen. Sie wollte wissen woher ich bin, wer ich bin und Einiges mehr.


    Durch die rege Konversation hatte sich eine Strähne in die Stirn von Camelia gestohlen und bei jedem weiteren Wort begann sie nun leicht zu schielen. Schließlich lud sie mich zu dem Marktbummel ein, den sie ohnehin vorhatte zum Kauf von keltischem Schmuck und so kam ich nebenbei zu der Ehre, demnächst vorzuspielen.
    Unwirsch wurde nun endlich auch die Strähne aus der Stirn verbannt und schnell noch die Kehle angefeuchtet. Ein bestätigendes Nicken schloss das Gesagte ab und die ganze Aufmerksamkeit galt nun wieder ihrem Gegenüber.

    Fast liebevoll schob Camelia ihr Instrument etwas zur Seite und dafür die in der Nähe stehende Schale mit Trauben etwas näher. Bedien dich! Die knappe Aufforderung war dem Aufstehen ihrer Person geschuldet, um den Krug mit Wasser und zwei Becher von dem kleinen Tisch in der Ecke zur Sitzgruppe zu holen. Nachdem auch dies bewerkstelligt war, nahm sie wieder ihm gegenüber Platz und sah ihn an. Leider nur Wasser, dafür sind die Beeren um so süßer. Dabei deutete sie auf seinen Becher … darf ich dir einschenken?


    Nun ja! Ich habe die Ehre durch die Verwandtschaft mit Vespa zu gegebener Zeit Augusta vorspielen zu dürfen. Hielt die junge Decima das Gespräch im Fluss und erklärte bereitwillig, wie es dazu gekommen war. Ich traf die beiden auf dem Markt und wurde von der Kaiserin in Begleitung einer riesigen Eskorte zum Schmuckkauf eingeladen.


    Du lauschst also an der Wand? Ein leises Glucksen folgte auf die spontane Frage und wieder einmal schalt sie sich gleich darauf selbst im Geheimen. War es ihr doch schon mehrfach von ihren beiden Mentorinnen erklärt worden, wie das im Gespräch unvorteilhaft ankommt und sie solle es doch unterdrücken. Nun war es zu spät und Camelia errötete dezent.

    Mit deutlicher Freude in den Blauen und einem ebensolchen Lächeln auf den Lippen, begrüßte die junge Decima ihren Verwandten, dabei sacht nickend. Dein Gesicht ist mir nicht unbekannt und dein Name? Camelia zog kurz die Nasenwurzel kraus und dachte einen Wimpernschlag lang nach. Scipio? Kam es schließlich leicht zögerlich begleitet von einem verlegenen Lächeln.


    Freut mich, dich endlich näher kennen zu lernen, erinnern auf jeden Fall. Komm näher und nimm Platz.

    Wie immer, wenn sich die junge Decima allein in ihren Räumlichkeiten aufhielt, saß sie in einem der gemütlichen Korbstühle und strich die Saiten der Kithara. Auf dem Tisch stand geöffnet der kleine Schrein mit ihrem Schmuck. Obenauf lagen die neu erworbenen Stücke vom Bummel über den Markt mit der Kaiserin und ihrer Mentorin, die sie wieder einmal faszinierend betrachtete und sich kaum satt sehen konnte.


    Als es klopfte hob sie den Blick und obwohl die Stimme ihr unbekannt erschien, antwortete Camelia mit einem lauten und deutlichen JA!

    Mit einem breiten Grinsen auf den leicht geöffneten Lippen quittierte Carmelita das Wortspiel zu dem lieben Kind, dabei ungeniert und quietschvergnügt glucksend. Also hat dir Vespa schon vom Treffen mit der Kaiserin berichtet und hoffentlich auch noch mehr? Kam die Frage leicht zögerlich und beendete den kindlichen Ausbruch.


    Langsam zurückkehrend zur Ernsthaftigkeit hakte sich die junge Decima spontan bei ihrem Onkel unter und schmiegte ihre Stirn an seine Schulter. Es war nicht meine Absicht von der Hochzeit zu plaudern, es ist einfach so passiert. Nun wird das wohl nichts mit dem kleinen Rahmen, wenn Augusta mit deiner Stiefmutter ein Geschenk für euch aussucht.
    Auweia, nun plauderte das junge Ding auch noch Details aus! Camelia sog gut hörbar Luft in die Lungen und sah von der Seite in das Gesicht von Serapio. Bitte verrate mich nicht, das sollte sicherlich geheim bleiben und eine Überraschung werden. Das kurze Aufflammen eines scherzhaften Lachens erstarb von einem leisen Seufzer abgelöst und das dazu aufgelegte natürliche Rouge der Verlegenheit unterstrich die Peinlichkeit.


    Jetzt siehst du, wie ich mich eingelebt habe. Ich plaudere mit den höchsten Kreisen und benehme mich wie eine kleine Petze. Unüberhörbar war der ironische Tonus und nun folgte die Selbstkritik. Noch bin ich nicht so weit, um es als gut zu bezeichnen, ich versuche mich einzuleben, leicht fällt es mir immer noch nicht nach der langen Zeit der Unbeschwertheit.
    Übrigens möchte die Kaiserin mich spielen hören.
    Wurde noch ergänzt und sich wieder fester an die schützende Schulter geschmiegt.

    Dankbar strich der Blick von Camelia über das ebenmäßige Antlitz von Vespa und ein Lächeln erschien in Begleitung des beipflichtenden Nicken. Kein Termin. Wurden deren Worte leise bestätigt und sich wieder der Kaiserin zugewandt, um erneut zur Aufmerksamkeit zurück zu finden.


    Als danach gleich von dieser die Frage nach der Kostprobe ihrer Musik kam, begannen die Iriden in den Blauen der jungen Decima zuerst einmal zu glänzen. Nicht im Geringsten wäre sie auf die Idee gekommen, Augusta würde so eine Bitte äußern. Ganz sicher sogar gab es im Umfeld des Kaiserpaares viele hervorragende Spieler auf verschiedenen Instrumenten und nun diese …


    Die junge Frau versuchte mehrfach den gebildeten Kloß in ihrer Kehle los zu werden und schluckte einige Wimpernschläge lang tief Luft holend. Zum Glück kam ihr wieder einmal ihre Mentorin zu Hilfe und rettete die Situation. Die für Camelia gefühlt lange Pause wurde mit dem in Bewegungssetzen des Trosses überbrückt und als sie sich ganz sicher war ihre Stimme wieder im Griff zu haben, kam ihre Antwort nur noch für sie gefühlt leicht zitternd.
    Sehr gerne Augusta, zu passender Gelegenheit.

    Suchend wanderten die Blauen von Camelia zu Valentina und es war ihr anzusehen, wie entsetzlich hilflos sie sich fühlte bei den Worten von Sila. Die junge Decima schüttelte von einem bittenden Blick begleitet ihren Kopf und startete einen Versuch zur Erwiderung. Es blieb allerdings nur dabei und ein schiefes Lächeln untermauerte stattdessen ihr ganzes Dilemma.


    Kein Rot! Schließlich kam ein krächzender Laut aus ihrer trockenen Kehle und die abwehrenden Bewegungen ihrer Hände sprachen für sich. Immerhin wollte sie der Braut nicht den Rang ablaufen und in dieser Farbe fühlte sie sich wie die Hauptperson und nicht wie die Begleitung für so ein angemessenes Zeremoniell.


    Was meinst du? Endlich konnte sie die Frage an ihre Mentorin formulieren, die sich die ganze Zeit in ihrem Kopf zusammen geknotet hatte und entwirrte ihre Gedanken. Rot trage ich, wenn ich irgendwann an der Stelle von Valentina bin und ich meinem Bräutigam gefallen mag. In der Hoffnung, das so begründet zu haben, dass Sila und auch deren Tante ihr beipflichten würden, kreisten ihre Blicke zwischen den umstehenden Damen. Schlussendlich deutete sie erneut auf den Gelbton und ihre Finger strichen ein weiteres Mal über das Gewebe. Serapio wird meine Entscheidung ganz sicher ebenfalls für richtig erachten.

    Der Geste der Kaiserin folgend, nahm Camelia den ihr zugedachten Platz ein, lauschte aufmerksam deren weiteren Worten. Ein ausgezeichneter Vorschlag von Vespa. Selbst besitze ich noch keinen keltischen Schmuck, könnte mir gut vorstellen mein für die Hochzeit von Serapio geplantes Gewand damit zu komplettieren. Nun sprach sie doch wieder von sich und eigentlich wollte sie doch ihr vorlautes Temperament etwas zügeln. Ein rascher entschuldigender Blick wurde ihrer Mentorin geschickt und sich auf die Fragestellung zu ihrer Person konzentriert.


    Sehr viel gibt es über mich nicht zu erzählen. Wenigstens war das ihre eigene Meinung. Deshalb kräuselte sich auch die Stirn der jungen Decima kurz und unübersehbar. Eigentlich bin ich schon immer eine Römerin und doch kann ich mich kaum noch daran erinnern. Mein Vater, der Bruder meines Tutors, lebte damals als ich zur Welt kam mit seiner Frau und seiner Erstgeborenen hier und wollte in der Politik Fuß fassen. Soweit so gut! Hervorgekramt aus ihren Gedanken sinnierte sie über die zusammengetragenen Erinnerungen, die ausschließlich auf Erzählungen basierten. Gelebt habe ich zuletzt in Tarraco und nachdem ich dort bis zu meinem 17. Geburtstag mich ausschließlich mit dem Kitharaspiel befasst habe, wurde es endlich Zeit an die Zukunft zu denken. Da mein Vater nicht mehr lebt, Mutter wieder geheiratet hat und meine Schwester bei einer Großtante lebt, hatte ich Sehnsucht nach meinem Onkel.


    Die letzten Worte wurden mit einem spitzbübischen Lächeln verziert und das aufkommende Glucksen von einem kaum hörbaren Räuspern verdrängt. Just an dem Tag seiner Verlobung überrumpelte ich ihn und Valentina mit meinem überraschenden Besuch. Nun drängte doch noch dieses bis dahin erfolgreich zurück gedrängte Laut über ihre Lippen und ließ Camelia mädchenhaft erröteten.

    Wie immer wenn die junge Decima sich allein in ihrem Zimmer aufhielt, strich sie die Saiten ihrer Kithara und summte vor sich hin. Auch als es klopfte behielt sie ihr Instrument weiter in der Hand. Noch bevor sie zum Reinkommen auffordern konnte, erschien ihr Onkel in der Tür und wie so oft, entlockte sein Erscheinen genau wie im Moment ein freudiges Lächeln. Guten Abend Serapio. Ihr Gruß kam von Herzen und ihre Blauen begannen zu strahlen.


    Gibt es Beschwerden? Der Klang ihrer Stimme war gefärbt von ernsthafter Frage und mädchenhafter Unbeschwertheit. War sich Camelia doch wirklich keiner Schuld bewusst. Auch wenn der Marktbesuch mit Valentina nicht so verlaufen war wie von ihrer Mentorin höchstwahrscheinlich geplant. Das Treffen mit der Kaiserin konnte doch nicht der Grund sein, sie bei ihrem Tutor zu verpetzen oder gar Missfallen zu äußern.


    Schön dich wieder einmal zu sehen. Kann mir denken deine Hochzeitsvorbereitungen sind nicht minder aufregend, wie die deiner Verlobten und deine Zeit dabei knapp bemessen. Gleich auf das für Camelia spannendste Thema gelenkt, deutete sie auf den Platz an ihrer Seite. Magst du dich zu mir setzen?

    Mit einen offenen Lächeln auf den Lippen nahm die junge Decima die ihr gereichte Hand der Kaiserin und drückte sie sacht. Es war wie immer, wenn Camelia Finger zu spüren bekam. Sofort assoziierte sie was sie fühlte mit einem Musikinstrument und bei Augusta war sie sich absolut sicher. Diese schlanke Struktur der Hand und doch der deutlich gespürte Druck würde sich gut zum Spiel der Harfe eignen.


    Doch vorerst konzentrierte sie sich auf das Gefragte und antwortete erfreut. Serapio ist sehr auf Sicherheit bedacht, auch mich würde er am liebsten mit einer Eskorte losschicken. Ihr leises begleitendes Glucksen zu den gewählten Worten fiel heute sehr leise aus, verbarg sie doch bewusst ihr Temperament im Beisein ihrer Mentorin, um zu zeigen wie gut sie das Gelernte anwenden konnte. Ganz gewiss wird Quintilia Valentina eine Zeit auf mich verzichten können. Ihre beiden Nichten begleiten sie und meine Ornatrix wird ihr sicherlich von dem Treffen zwischen uns berichten.


    Um das Gesagte zu bekräftigen wanderten die Blauen kurz in die Richtung, wo sich eben noch ihr Sklavin aufhielt. Wie ich vermutet habe, ich kann mich auf Amanirenas nicht nur als Beraterin verlassen. Ergänzende Worte zu dem zufriedenen Gesicht und wieder ein offenes Lächeln mit erneuten Blickkontakt zu Augusta.

    Froh, dass Vespa keine zu große Pause der Verlegenheit entstehen ließ, atmete Camelia tief durch und erklärte sich bereitwillig. Ein großer Zufall mich hier zu treffen, mein erstes Mal überhaupt hier auf dem Markt. Begann sie zuerst etwas gefühlt holprig, fand aber sehr schnell eine gewisse Sicherheit je flüssiger die Worte über ihre Lippen sprudelten. Valentina und deren Nichten sind mit mir hier, um für die bevorstehende Hochzeit mit meinem Onkel Stoff für ein Brautgewand zu besorgen. Leider ist es schwierig in Amethyst …


    Und wieder einmal ertappte sich die junge Decima selbst beim Drauflosplappern ohne ein Ende zu finden. Erst als sie sich erneut darauf besann, mit wem sie da eigentlich sprach und was ihre Mentorin ihr beigebracht hatte, verstummte sie. Nur das Zucken der Mundwinkel verriet auch weiterhin ihr hispanisches Temperament und wie immer ihre Blauen, die mädchenhaft zu strahlen begannen. Zu gerne würde sie den Damen noch von dem Farbton erzählen, den sie für sich gefunden hatte und von den Nichten, die mit ihrer Tante jetzt allein am Weitersuchen waren.


    Bemüht ihren Mitteilungsdrang nun wieder in den gelernten Grenzen zu halten, strich sich Camelia mit Bedacht eine Haarsträhne aus der Stirn, um gleich danach Veturia Serena offen anzulächeln. Es freut mich überaus, dich kennen zu lernen werte Augusta.

    Galt der Blick jetzt mir? Der krächzende Tonfall in der Stimme der jungen Decima ließ einen Kloß in der Kehle vermuten und ihre begleitende Sklavin fühlte sichtlich mit ihr. Das Ja, du bist gemeint! klang deshalb auch fast schon mütterlich und genau so strich ihr Amanirenas auch eine Haarsträhne hinters Ohr. Geh schon, ich warte hier auf dich! fand deren Zuspruch dann kaum noch Gehör, durch das überlaute Pochen in der Brust von Camelia hoch bis zu den Ohren. Nichtsdestotrotz trat sie näher und nannte so deutlich sie es vermochte mit zitternder Stimme ihren Namen ... Decima Camelia, Mündel des Faustus Decimus Serapio.


    Als sie anschließend die Durchsuchung über sich ergehen lassen musste und der Kerl dabei keine Stelle ihres Körpers auszusparen schien, presste sie fest die Lippen aufeinander, um nicht los zu zetern. Noch nie hatte ein Mann es gewagt sie so an zu tatschen und jetzt musste sie es sich, begleitet vor den vielen neugierigen Blicken der Umstehenden, bedingungslos gefallen lassen. So sehr sich Camelia dabei auch bemühte Ruhe zu bewahren, sie errötete bis zu den Haarwurzeln, kämpfte mit einem Wechselbad von Heiß und Kalt.


    Kaum die ersten Gefühlsausbrüche überwunden und die Beherrschung so einiger Maßen wieder gefunden, entstand eine Lücke zwischen den Prätorianern und der Weg in das Quadrat wurde für sie frei gegeben. Mehrere tiefe Atemzüge folgten begleitet vom Ordnen ihres Gewandes, bis sie schließlich die beiden Damen im Blick auf sie zuging und sich an die Seite von Vespa gesellte. Ihre Verlegenheit war offensichtlich und das Bemühen gelassen zu wirken kaum zu übersehen. Salvete Augusta! Salvete Aelia Vespa! Zum eigenen Erstaunen hatte sich der Druck in der Kehle inzwischen verflüchtigt und so gelang ihr sogar ein verhaltenes Lächeln.

    Inzwischen war Camelia ein sehr edles Gewebe in die Finger geraten, welches sich besonders schmeichelnd anfühlte und vor allem einen Farbton besaß, der ihrem dunklen Haar schmeicheln würde. Sie stockte nur kurz und unterbrach das Befühlen, als die geflüsterten ermahnenden Worte von Valentina zu ihr durchdrangen, dieser einen Blick und ein Nicken schenkend. Die Begeisterung der jungen Decima konnte im Moment kaum getrübt werden. Natürlich war sie sich der Verfehlung bewusst und würde das nächste Mal versuchen es zu unterlassen, jedoch kannte sie ihr Temperament und es zu zügeln war nicht immer leicht.


    Während der Händler mehr als einen Ballen in einem Blauton aus dem Stapel hervorzog, kein Amethyst zu finden schien, startete Camelia einen Versuch die Aufmerksamkeit von Sila auf ihre Wahl zu lenken. Meinst du, die Farbe könnte zu mir passen? Begann sie erst einmal ohne direkte Ansprache, suchte dann aber deren Blickkontakt und nannte deutlich den Namen. Sila, du kannst mich doch bestimmt beraten, ich kann mich immer so schlecht entscheiden. Ein angedeutetes Schulterzucken unterstrich die vermeintliche Schwäche und ein leicht verlegenes Lächeln folgte. Wie würdest du die Farbe bezeichnen Amanirenas? Wurde nun auch noch die Ornatrix in das Auswahlverfahren mit einbezogen und erneut über das Gewebe gestrichen.


    Die Antwort ihrer Sklavin ließ nicht lange auf sich warten. Kamillegelb! Camelia wiederholte das Zugeflüsterte laut und kicherte. Damit wurde ich abgefüllt bei Bauchschmerzen, so ein widerlicher bitterer Sud aus Blüten. Ergänzende Worte, um das Kichern zu rechtfertigen und wieder zum eigentlichen Thema zurück zu kehren. Meint ihr es ist das Richtige für mich? Nun klang der Ton in ihrer Stimme doch weniger überzeugt, wohl auch weil der Blick in das Gesicht des Händlers pure Verzweiflung ausdrückte nach den vielen Fehlversuchen Amethyst zu finden.

    Mit wachen Blauen verfolgte Camelia das Geschehen zwischen ihrer Mentorin und der Kaiserin, immer noch verborgen hinter der dicht gedrängten Eskorte. Deshalb entging ihr auch nicht, dass die beiden Damen recht offensichtlich die Aufmerksamkeit auf einen Mann richteten, in dem sie beim genaueren Hinsehen den Germanicus wieder erkannte. Auch sie wandte daraufhin ihren Blick kurz vollends Aculeo zu, um ihn mit einem verhaltenen Lächeln zu bedenken.


    Die junge Decima wusste im gleichen Moment allerdings auch mehr als genau, Serapio sah es nicht sehr gerne, wenn sie in der Öffentlichkeit und ohne sein Beisein sich jungen Herren widmete. Kaum, dass sie die Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen hinter den Prätorianern lenkte, wurde sie daran erinnert. Kam doch ohne Umschweife auch sofort die geraunte Ermahnung ihrer Lieblingssklavin von einem strafenden Blick begleitet. Camelia errötete ob der Worte und der leisen Zurechtweisung, zog ertappt ihre Unterlippe ein, ließ zum Verstehen sogleich ein verhaltenes verstehendes Grummeln hören.


    Als ihr Blick nachfolgend den von Vespa auch noch kreuzte, die gerade in ihre Richtung sah und sich dabei mit Augusta unterhielt, errötete das junge Ding ertappt. Hoffentlich würde die Stiefmutter ihres Onkels sie bei diesem und nach der Verfehlung nicht auch noch verraten. Der Gedanke drängte sich präsent hinter ihre Stirn, verursachte ihr kurzzeitiges Magendrücken. Jedoch verflog er ebenso so schnell wieder, wurde sogar von einem zufriedenen Lächeln abgelöst, nachdem die beiden Damen ihre Unterhaltung wieder aufnahmen. Hätte sie gewusst, worum es dabei ging … erst einmal wähnte sie sich weiter in der Beobachterposition.