Beiträge von Plinia Chrysogona

    Sie ließen den Scriba in Ruhe seine Arbeit machen und begaben sich erneut auf Erkundungstour. Er zeigte ihr die Gästecubicula. Unglaublich geräumig mit einer leicht griechischen Note. Das ein oder andere Assessoire kannte die Medica aus Kos oder Alexandria.


    Als er ihr ein leeres Cubiculum zeigte und über seine Familiie spekulierte, spürte Chrysogona den lang gehegten Wunsch. Erst recht als er von seiner Schwester Vera sprach.
    "Lebt sie nicht mehr hier in Rom?", fragte Chrysogona überflüssigerweise. Wäre es anders, würde sie wohl noch immer dort wohnen. Es sei denn.... sie hatte geheiratet. Aber damit wäre die Schwermut kaum erklärbar.


    Ein vorsichtiger Blick ging zu dem Helvetier.

    Beeindruckt sah sich Chrysogona in dem Tablinium um. Der lange, schmale Raum bot genug Licht. Sei es bei Tag durch die Fenster oder bei Nacht durch die Öllampen. Commodus Schreibtisch war sehr hübsch. Ihr gefiehl das filigrane Möbel. Ein weiterer Tisch mit Stühlen lud ein, sich zu Besprechungen niederzulassen.


    Das Mosaik an der Decke zeigte wohl Paxos und Antipaxos, wie die Medica messerscharf schloss. Ein Scriba saß bei der Arbeit und sah erschrocken zu den Eintretenden auf.
    Chrysogona begrüßte ihn und entschuldigte sich.
    "Entschuldige bitte, wir wollen dich nicht bei der Arbeit stören. Ich war nur neugierig zu sehen wo der Hausherr seinen Geschäften nachgeht."


    Die Griechin umrundete den Schreibtisch und versuchte einen Blick auf die Unterlagen zu erhaschen, die überall offen auslagen. Das meiste waren Pläne und Skizzen für Gebäude. Einiges offenbar Korespondenzen.
    Sie ging weiter zu dem großen Fenster und sah hinunter. Nach einer Weile drehte sie sich wieder um und lächelte den Hausherren an.
    "Es gefällt mir sehr gut. Hier könnte ich mir auch vorstellen zu arbeiten. Sehr schön hell."


    Zum Scriba Neoptolemus gewandt sagte sie. "Wir lassen dich jetzt wieder in Ruhe weiterarbeiten." Und zu Commodus fragte sie: "Und wohin führst du mich als nächstes?"

    Chrysogona strahlte breit. Erinnerungen kamen auf. Ihre Augen wurden feucht.
    "Das Museion ist wundervoll. Ich habe als Kind in den Säulenhallen gespielt und als junges Mädchen in den Archiven gewühlt und über den Schriften gebrütet. Natürlich gibt es dort und in der großen Bibliothek nahezu alles was man zur Architektur lesen kann. Sicherlich auch Skizzen und Schriften über Aparate wie die Groma oder andere Messinstrumente. Vielleicht solltest du mal eine Reise nach Alexandria machen und dort selbst Einsicht in die Bücher nehmen. Sind dir die zehn Bücher des Vitruvius nicht genug?", fragte die Griechin mit einem Augenzwinkern. Sie hatte nur ab und an in dem zehnbändigen Werk des römischen Architekten gelesen.


    Als ihr Gastgeber dann ganz im Vertrauen zugab, dass er mit Vorliebe Sanfburgen und Tempel gebaut hatte, kicherte sie. Hatte ihre Amme nicht einmal gesagt, Männer würden nur 7 Jahre alt, danach wüchsen sie nur noch? Commodus schien ein passendes Beispiel dafür zu sein.


    Die Medica stimmte dem Helvetier zu als er bekräftigte, dass man Sklaven gut behandeln solle.
    "Ich habe momentan keinen eigenen Sklaven oder eine Sklavin. Aber tatsächlich liebäugle ich damit mir einen Sklaven oder Sklavin zuzulegen. Als Gehilfe könnte ich wirklich jemanden brauchen. Aber die Auswahl fällt mir schwer. Und jetzt war ich ja auch lange weg. Doch vielleicht kannst du mir helfen, einen guten Sklaven oder eine passende Sklavin zu finden. Platz genug sollte im Palatin ja sein. Würdest du das tun?"


    Sie waren am Tablinium des Hausherren angekommen. Mit einem Augenzwinkern sah Chrysogona zu Commodus hin.
    "Meinst du ich kippe aus den Sandalen wenn du die Tür öffnest?"

    Interessiert betrachtete Chrysogona die Zimmer der Sklaven. Alles war sauber und ordentlich.
    Das Cubiculum des Ianitors war eine Überraschung. Dass der Mann aus dem Orient stammte, wusste die Medica bereits. Er hatte offenbar Freude daran sich nett einzurichten mit Stücken, die ihn an seine Heimat erinnerten.


    Commodus fragte nach Sklaven im Hause ihres Vaters.
    "Ja, es gab Sklaven im Haus. Meine Amme war eine Sklavin, doch mein Vater schenkte ihr später die Freiheit, als ich nach Kos ging. Sie blieb aber aus Treue bei ihm und versorgte den Haushalt. Dann hatte er einen Sekretär, der seine Diktate aufnehmen musste, wenn er wissenschaftliche Schriften verfasste. Naja, eine Köchin gab es auch und einen Haussklaven, der für alles zuständig war, wofür man ein gewisses manuelle Geschick brauchte. Am Museion gab es natürlich einige Sklaven. Viele der Arbeiten wurden aber auch von den Studenten verrichtet, die zu allen möglichen Tätigkeiten verdonnert wurden. Gerade die Schreibarbeiten und das Archiv, das waren Tätigkeitsfelder der Studenten. Meinem Vater mangelte es nie an willigen Arbeitskräften. Auf Kos hatten wir einen Menge Sklaven für den Tempel und das Asklpieon. Ich hatte dort einen Assistenten, Kairos, er war kein Sklave sondern diente als Freier dem Tempel. Kairos hat mir viele Arbeiten abgenommen."


    Sie sah sich noch einmal in dem Cubiculum um.
    "Sehr schön hier. Atermas scheint Geschmack zu haben. Er weiß sich behaglich einzurichten. Auch die anderen Räume gefallen mir. Ordentlich und sauber und sehr zweckmäßig."

    Dass Commodus errötete fand die Griechin apart. Er schien nicht so oft Damenbesuch zu haben. Die Führung begann im Obergeschoss. Der Hausherr zeigte auf die Cubicula der Sklaven, des Scriba und des Hortulanus. Zu sehen bekam sie diesie zunächst nicht.
    Commodus wollte unbedingt, dass sie den Hortulanus kennenlernen sollte. Sie sagte zunächst nicht, dass sie ihn bereits gesehen hatte als sie mit Varus in der Villa angekommen war. Der Mann war ihr eigenartig vorgekommen. Nun ja, vielleicht weil er so fremdländisch wirkte.


    Als sie um die Ecke bogen öffnete sich eine Galerie. Dieser Teil des Gebäudes sah sehr schön aus. Der Duft von Kräutern stieg Chrysogona in die Nase. Sie erkannte gleich Lorbeer und Rosmarin. Dort lag auch das Tablinium von Commodus. Er entschuldigte sich, dass es unordentlich wäre.


    Chrysogona grinste plötzlich ein wenig schelmisch.
    "Ich bestehe darauf!", antwortete sie mit Nachdruck auf die Frage, ob sie es sehen wolle. Sie fand, dass man am Tablinium und vor allem am Bücherregal des Eigentümers sehr viel über den Charakter des Menschen aussagen konnten.


    Commodus schien die Aufforderung überhören zu wollen und zeigte ihr stattdessen die Cubicula der Custodi. Der Stolz über die Tatsache, dass sie hervorragend ausgebildete Leibwächter waren und er sie nicht auf einem Sklavenmarkt erstanden hatte, war ihm anzumerken. Die Plinia nickte beeindruckt.


    Als er schließlich doch noch fragte, welche Räume sie sehen wollte, sah sie ihn mit schräg gelegtem Kopf von unten an.
    "Für den Fall, dass dir der Rückweg nicht zu beschwerlich ist, würde ich gerne dein Tablinium sehen und vielleicht eines der Zimmer der Sklaven. Wie prätorianisch erzogene Leibwächter leben, kann ich mir vorstellen. Davon gibt es im Palatin und dem Umfeld des Kaisers jede Menge."
    Sie rollte ein wenig die Augen. Natürlich verstand Chrysogona, dass reiche, einflussreiche und wichtige Personen geschützt werden mussten und dafür gerne gut ausgebildete Kämpfer einstellten oder sich entsprechende Sklaven heranzogen, aber sie konnte Kampf und Krieg nicht viel abgewinnen. Die Räume derjeinigen, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten waren oft sehr gleichförmig und langweilig. Nicht wirklich sehenswert.

    Commodus plapperte fröhlich drauflos. Chrysogona versuchte seinen Ausführungen zu folgen.
    Zunächst beantwortete sie die Frage nach ihrer Mutter.
    "Meine Mutter hieß Epira Philogena. Sie starb bei meiner Geburt. Deshalb hat mein Vater sich sehr um mich gekümmert, soweit es seine wissenschaftliche Tätigkeit möglich machte. Ich hatte eine Amme, die sich herzzerreißend um mich bemühte. Ich habe sehr früh die Begeisterung meines Vaters für die Medizin geteilt, wohl auch um bei ihm sein zu können. Seine priviligierte Stellung am Museion brachte es mit sich, dass ich dort ein und ausgehen konnte und schon als Jugendliche an den Vorlesungen teilnehmen durfte. Geschwister habe ich leider keine."


    Als er ins Griechische wechselte erkannte Chrysogona sehr schnell den Akzent, den er von Paxos mitgebracht hatte. Sie musste sich bemühen, ihn zu verstehen. Entschuldigend lächelnd bat sie. "Langsam, bitte, Commodus. Ich stamme aus Alexandria und habe später lange Zeit auf Kos verbracht. Ich muss mich erst an deinen Dialekt gewöhnen."


    Schließlich bot er ihr den Arm an. Chrysogona wurde verlegen. Er war sehr galant. Vorsicht, Chrysogna! schalt sie sich. Pass auf! Lass dich nicht blenden! Du kennst den Mann und seine Familie noch nicht.
    Dann aber antwortete sie. "Das Innere bitte, Commodus."

    Er lud sie ein zu bleiben, sich das Haus anzusehen und mit ihm zu essen. Chrysogona überlegte, ob sie das tun sollte. War das schicklich? Eigentlich sollte ein Medicus keine private Beziehung zu einem Patienten pflegen und immer auf ein von Respekt geprägtes Verhältinis wert legen. Konnte es ihr zu Schaden gereichen wenn sie zur Cena blieb?


    Eigentlich nicht. Commodus war nicht ihr Patient. Also nickte sie. "Gerne würde ich das Haus sehen. Ich habe eine Nachricht hinterlassen wo ich bin. Man würde mich rufen lassen."


    Der Helvetier wunderte sich über ihren Namen. "Ja, Chrysogona ist selten. Es war wohl der Wunsch meiner Mutter mich so zu nennen. Mein Vater hatte für so etwas keinen Kopf. Er war durch und durch Medicus und Wissenschaftler, Forscher und Lehrmeister. So banale Dinge wie Namen waren weit außerhalb seines Interesses. Doch so, wie du den Namen aussprichst, muss ich annehmen, dass du sehr gut Griechisch sprichst. Wie lange hast du auf Praxos gelebt? Du erwähntest, dass du während des Sklavenaufstandes dort weiltest."

    Zufrieden nickte Chrysogona. Auf diese Weise würde Varus sicherlich genesen. Ob er Spätfolgen des Unfalls erleiden würde, stand noch nicht abschließend fest, aber inzwischen war sich die Medica sicher, dass seine Familie alles erdenkliche tun würde um ihn genesen zu lassen.


    Als Commodus ihre Fähigkeiten lobte, fühlte sich Chrysogona geschmeichelt und stimmte deshalb auch sogleich zu als der Helvetier ihr das "Du" anbot.
    "Selbstverständlich bin ich für dich Chrysogona, wenn ich Commodus sagen darf."


    Sie lächelte. Ihre exponierte Stellung am Hof und die Tatsache, dass sie Griechin war, hatten ihr bislang wenig Möglichkeiten gegeben, Freunde zu finden. Vielleicht war nun ein Anfang gemacht.

    Gerührt erwiderte die Medica Varus Händedruck bevor sie ihn der Gnade des Hypnos überließ.


    Vor der Tür traf sie auf Commodus.
    "Nun, ich finde den Umständen entsprechend sieht es gut aus. Er kann sprechen, wenn auch ein wenig verwaschen, aber er findet alle Worte, die er braucht und kann sich verständlich ausdrücken, er hat keine Doppelbilder und Gesichtsfeldausfälle, nur die Motorik müssen wir beobachten. Er scheint das linke Bein noch nicht bewegen zu können. Ich hoffe, dass es nur eine Folge der Hirnschwellung ist und bald nachlässt."


    Die Medica sah den Helvetier an und antwortete auch auf seine Frage nach der Pflege.
    "Er wird noch eine Weile Pflege brauchen, aber so wie ich es sehe, gibt es genug Sklaven in deinem Haushalt, um dies zu bewerkstelligen. Ich gehe davon aus, dass er bald wieder selbständig stehen und gehen wird. Aber noch braucht sein Gehirn viel Ruhe und Schlaf. Gib deinen Sklaven die Anweisung, in der Nähe seines Cubiculums leise zu sein."


    Auf einmal atmete die Medica seufzend aus. Es war ein Seufzer der Erleichterung begleitet von einem leichten Lächeln.
    "Ich bin sehr froh, dass es Varus verhältnismäßig gut geht. Ich habe das Schlimmste befürchtet. Es wäre nicht gut für meinen Ruf gewesen, wenn Varus gestorben wäre."

    Genau beobachtete Chrysogona das Bewegungsverhalten ihres Patienten. Die arme schienen sich bewegen zu lassen, das linke Bein aber schien schlapp herabzuhängen. Die Medica hatte dennoch Hoffnung, dass sich das geben würde, denn die Finger der linken Hand konnte Varus willkürlich bewegen. Vermutlich war es nur die Schwellung des Hirngewebes, die diese schlaffe Lähmung hervorrief.


    Jede willentliche Bewegung strengte ihn sehr an. Chrysogona wusste, dass sie Varus jetzt nicht überfordern durfte.
    "Ist schon gut, Varus. Das wird schon kommen. Lass dir Zeit! Heilung braucht Zeit."


    Sie drückte ihm erneut den Becher an die Lippen und ließ ihn trinken.
    "Du brauchst jetzt viel Ruhe. Ich verbinde dich neu und dann schlaf zunächst einmal wieder eine Weile. Dein Gehirn braucht Schlaf und Ruhe."


    Sie verband Varus Kopf neu. Dann ließ sie ihn alleine. Sie machte sich auf die Suche nach Commodus, um ihn über den Zustand seines Verwandten in Kenntnis zu setzen.

    Wie sollte man jemanden beruhigen, dem man ein Loch in den Kopf gesägt hatte? Es klang ja auch nicht wirklich beruhigend, wenn man ihm erklärte, dass es normal war, dass er Kopfschmerzen hatte, Schwindel und eventuell Doppelbilder oder sogar Gesichtsfeldausfälle.
    "Ich kann verstehen, dass es ein beängstigendes Gefühl ist. Das Loch ist bereits soweit verschlossen, dass von außen nichts mehr eindringen kann, umgekehrt dein Gehirn aber ein wenig Platz hat sich auszudehnen, was wohl auch nötig war. Ich habe die Öffnung mit einer Silbermünze soweit verschlossen, dass kein spitzer Gegenstand mehr hinein passt um das empfindliche Gewebe zu verletzen. Die Haut ist auch zu. Die Naht sieht verhältnismäßig gut und reizlos aus. Wenn die Haare erst wieder darüber gewachsen sind, sieht man nichts mehr davon", erklärte sie Varus.


    Mehr Wasser wollte sie ihm nicht gleich geben. "Warte bitte mit dem Trinken. Es ist normal weil ich dir ein Medikament gegeben habe, das einen trockenen Mund macht. Du bekommst später wieder einen Becher."


    Jetzt ging er auf ihre Fragen ein. Die Einschränkungen des Visus erschienen normal, nicht besorgniserregend.
    "Es ist normal, dass du schwindlig bist, das kann eine ganze Zeit so bleiben. Und auch das unscharfe Sehen ist noch normal. Das gibt sich hoffentlich bald, wenn das Gehirn abschwillt. Dann müsstest du wieder normal sehen. Ausfälle des Gesichtsfeldes sind ja scheinbar nicht da. Keine Sorge, du wirst nicht blind werden, Varus. Aber ein paar andere Tests muss ich noch machen."


    Sie zog ihm die Decke weg. "Bewege mal deine Zehen, bitte. Und dann die Hände. Heb mir, wenn möglich jeweils einmal jedes Bein und jeden Arm zur Zimmerdecke. Geht das?"
    Chrysogona wollte wissen ob er Lähmungserscheinungen hatte.

    Varus kam zu sich. Er konnte sprechen. Schwach zwar aber halbwegs verständlich. Ein wenig verwaschen, aber so wie sie erkennen konnte, hing weder der Mundwinkel noch hatte er grobe Wortbildungs- oder Wortfindungsstörungen.


    Mit der Lampe in der Hand machte sich die Medica an die Untersuchung. Die Pupillen waren noch nicht seitengleich. Es zeigte sich noch immer eine Anisokorie.


    Sie entfernte den Verband. Mit einem Blick und vorsichtigen palpatorischen Griff stellte die Plinia fest, dass die Wunde reizlos war, doch die Region über der eingesetzten Münze noch geschwollen. Das Gehirn hatte sich in das Trepanationsloch ausgeweitet. Die Schwellung schien aber keine weiteren neurologischen Ausfälle zu machen soweit sie es beurteilen konnte.


    "Oh, immerhin erinnerst du dich. Du hattest einen Zusammenstoß mit meiner Sänfte und als Folge eine schwere Kopfverletzung. Ja, das ist verständlich, dass dir der Kopf schmerzt und besonders an dieser Stelle. Fass da nicht hin, hörst du? Ich musste eine Öffnung in deinen Kopf schneiden um Blut abzulassen. Da musst du sehr vorsichtig sein."


    Auf seinen Wunsch zu trinken, beugte sie sich vor, hob im den Kopf an und setzte ihm einen Becher an die Lippen. "Trink langsam, in kleinen Schlucken. Nach so einem Eingriff verschluckt man sich leicht", riet sie ihm mahnend.


    Dann versuchte sie noch einige Befunde zu erheben.
    "Kannst du mich erkennen? Wie oft siehst du mich? Und was kannst du am Rand deines Blickfeldes erkennen ohne den Kopf zu drehen?"

    Chrysogona betrat den Raum. Er war dunkel. Sie würde für die Unterschung Licht brauchen wusste aber auch, dass der Patient es dunkel liebte und das Licht ihn schmerzen würde.
    "Lass mir ein Licht bringen. Eine Öllampe oder eine Kerze. Wenn ich wirklich mehr licht benötige, dann werde ich die Vorhänge öffnen. Danke Commodus."


    Dann näherte sie sich dem Verletzten. Sie sprach ihn sanft an.
    "Salve, Helvetius Varus. Wie geht es dir? Kannst du mich sehen? Und kannst du sprechen?"

    Die Medica rollte nocheinmal die Augen als Commodus die Behandlung seitens des Prätorianers ansprach. Auf die Anspielung, dass ihr die Bekanntschaft mit ihm Schwierigkeiten machen würde, zuckte sie die Achseln.
    "Ich habe dich und deinen Verwandten bisher nur als sehr höfliche und zuvorkommende Menschen kennengelernt und von den Ereignissen während des Sklavenaufstandes habe ich nicht viel mitbekommen. Ich war ja schließlich in Alexandria. Sagtest du nicht, dass du auch nicht in Rom weiltest zu diesem Zeitpunkt?"


    Während sie ihn fragte, folgte Chrysogona bereits Commodus, der auf die Treppe zusteuerte. Sie ging davon aus, dass Varus dort sein Cubiculum hatte.
    "Ich bin foh zu hören, dass er die Augen schon einmal geöffnet hat. Das ist schon ein gutes Zeichen. Kann ich ihn gleich sehen?"

    Atermas brachte die Medica ins Atrium und bald darauf erschien Helvetius Commodus. Er war charmant wie schon beim ersten Kennenlernen. Die Plinia neigte das Haupt zum Gruße.


    "Salve, Helvetius Commodus. Um meine Gesundheit ist es gut bestellt. Ich mache mir viel mehr Sorgen um den Gesundheitszustand deines Verwandten. Ja, ich hatte ein wenig Ärger mit den Wachen des Palatin. Sie haben meine Habe in eure Stadtvilla umgeleitet. Aus welchem Grund auch immer. Vermutlich weil sich herumgesprochen hat, dass meine Sänfte deinen Verwandten schwer verletzt hat. Fama hat Flügel und schnelle Beine. Mit ihren 1000 Stimmen flüstert sie die Neuigkeiten in alle Himmelsrichtungen und oft kommt dabei nicht der ursprüngliche Wahrheitsgehalt bei jenen an, die ihr Flüstern vernehmen."


    Sie zuckte die Achseln.
    "Ich musste mir mit dem Empfehlungsschreiben der Kaiserin Zugang zum Palatin verschaffen. Nun aber hoffe ich, dass alles soweit geklärt ist. Ich war einige Zeit weg, aber dass man in Rom so schnell vergessen wird, erschreckt mich jetzt schon. Wie dem auch sei, ich hoffe du verzeihst, dass ich die Sachen erst wieder abholen lassen muss. Einige Sklaven sollten in Kürze hier erscheinen und meine Habe in den Palatin bringen. Ich sehe es mir dann dort an. Jetzt hat Varus Vorrang. Wie geht es ihm? Gibt es Veränderungen? Ist er bereits erwacht?"

    Die Medica Plinia Chrysogona überreichte der Kanzlei des Kaisers ihren Brief.




    Ad
    TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS


    hiermit setzte ich Euch, mein Kaiser, von meiner Rückkehr aus Alexandria in Kenntnis. Wie Eure Gattin in ihrem Brief wünschte stehe ich selbstverständlich Euch und Eurem Sohn während der Abwesenheit zur medizinischen Versorgung zur Verfügung. Gerne könnt Ihr mir eine Nachricht zukommen lassen, wenn Ihr eine körperliche Untersuchung für Euch oder Euren Sohn wünscht.


    Vale bene
    Plinia Chrysogona

    Auch wenn die Privaträume der Medica ohne ihre Habe, die versehentlich oder mutwillig einen Ausflug in die Villa der Helvetier gemacht hatten, noch sehr leer und ungemütlich aussahen, nahm die Plinia die Gelegenheit wahr, sich sogleich beim Kaiser zurückzumelden.
    Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und verfasste einige kurze Zeilen für das gekrönte Haupt.


    Ad
    TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS


    hiermit setzte ich Euch, mein Kaiser, von meiner Rückkehr aus Alexandria in Kenntnis. Wie Eure Gattin in ihrem Brief wünschte stehe ich selbstverständlich Euch und Eurem Sohn während der Abwesenheit zur medizinischen Versorgung zur Verfügung. Gerne könnt Ihr mir eine Nachricht zukommen lassen, wenn Ihr eine körperliche Untersuchung für Euch oder Euren Sohn wünscht.


    Vale bene
    Plinia Chrysogona

    Nachdem die Plinia ihre Räumlichkeiten im kaiserlichen Palast erneut bezogen hatte und nach einigem hin und her auch herausgefunden hatte, wohin ihre Habe gebracht worden war, machte sie sich erneut auf den Weg zur Villa der Helvetier. Zum einen um den Heilungsverlauf des frisch operierten Helvetius Varus zu begutachten als auch um die dorthin verbrachten Habseligkeiten wieder umzuleiten in den Palatin.


    Die Medica klopfte an die Tür des Hauses und wartete darauf eingelassen zu werden.