Natürlich unterschrieb die Medica die Vollmacht, die den Zutritt zu ihren Räumen im Palatin ermöglichte. Dennoch ahnte sie, dass man den Boten nicht ohne weiteres vorlassen würde. Die kaiserliche Garde besah sich diejenigen ganz genau, die in den Palast vorgelassen werden wollten. Eine ausgiebige Befragung inklusive.
Die Plinia musste sich auf die Lippen beißen als sie die Verzweiflung des jungen Helvetiers bemerkte. Ja, es war nicht schön zu spüren wenn Persephone anklopfte. Sie ließ geschehen, dass die Sklavin den Helvetier abtupfte. Sein Bewusstsein war noch klar. Zumindest meistens. Ab und an dämmerte er weg, wenn sie dann jedoch seine Augenlider hob um die Pupillenreflexe zu testen, zeigten sich die Befunde unverändert. Die linke Pupille war weit und zeigte sich träge in der Reaktion. Die rechte reagierte prompt. Noch kein Zeichen einer drohenden Einklemmung des Hirnstamms.
Dann ging alles sehr schnell. Commodus, der nur noch eine einfache Tuinka trug kam mit einem vollständigen Trepanationswerkzeug zurück. Mehr noch. Er hatte die beste Qualität besorgt. Besser als das der kaiserlichen Medica. Die Boten, die in den Palatin geschickt worden waren, hatten sich noch nicht wieder eingefunden, also musste die Medica mit dem Giftlattich Vorlieb nehmen. Der Milchsaft der Pflanze war ein recht gutes Schmerzmittel. Sie nahm zwar lieber Opium aber der Lactocurium war immerhin eine Hilfe.
"Besten Dank, Helvetius Commodus für dein schnelles Handeln und die Investition. Nun bete zu den Manen deiner Familie, dass sie noch eine Weile auf Varus verzichten mögen."
Chrysogoga ging wieder zu ihrem Patienten. Sie hob ihm sanft den Kopf an und hielt ihm einen kleinen Becher mit Wein gemischt mit dem Giftlattich an die Lippen.
"So, Helvetius Varus. Ich werde gleich beginnen. Zuvor trink das hier. Es wird sich nicht verhindern lassen, dass das Scheiden der Haut schmerzt. Auch das Sägen des Knochens ist schmerzhaft, da die Dura Mater, die harte Hirnhaut dem Knochen direkt anliegt. Wir werden dich festhalten müssen während ich ein Loch in deinen Schädel bohre um deinem Gehirn Platz zu geben. Eventuell wird Blut fließen. Wir müssen sehen. Wenn die Götter wollen, wirst du deine Weinberge noch viele Jahre pflegen können. Doch vielleicht magst du, nur für den Fall, dass die Manes entscheiden, dass du bereits jetzt ihre Gesellschaft teilen sollst, ein paar Sätze zu deinem Verwandten sagen. Wir sind deine Zeugen, wenn du ein Testament machen willst"