Beiträge von Decius Germanicus Corvus

Ganymed stand bereits gesattelt und mit einem etwas unförmigen Bündel bepackt, worin sich Corvus’ Habe befand, vor dem Stall. Unruhig warf der Hengst den Kopf hin und her, als wüsste er schon, wohin es gehen sollte.
Er begrüßte sein treues Pferd mit einem sachten Klopfen auf der Widerriss.
“Ja, mein Guter, es geht nach Hause!“

Dann warf er dem Stallknecht einen aureus zu. Ein fürstlicher Lohn, aber der Bursche hatte sich all die Zeit gut um Ganymed gekümmert, was man am Anfang wahrhaftig nicht hätte erwarten können.

Corvus überprüfte noch einmal kurz den Sitz des Sattels und führte sein Pferd schließlich am Zügel Richtung Tor.

Corvus nickte seinem Gegenüber noch einmal zu, dann ging er.

Corvus trank den Becher aus und stellte ihn leer auf den Tisch.
“Nochmals vielen Dank.“
Dann nahm er Haltung an und salutierte.
“Trecenarius Germanicus Corvus bittet wegtreten zu dürfen.“

“Ist er auch. Der Tribunus Angusticlavius wurde mir zugesichert.“

Corvus nahm den Becher. Er war versucht, seinem Kameraden sein Weggehen zu erklären.
Doch dann dachte er, dieser würde es schon verstehen und sagte nur:
“Ich danke dir. Ich werde es diesen germanischen Bastarden heimzahlen, die meine Heimat verwüstet haben, sollten sie nochmals wagen den Limes zu überqueren und ich werde den Praetorianern Ehre machen.“

Daraufhin erhob er den Becher.
“Auf die Garde, auf Rom und auf den Kaiser!“

“Danke.“
Corvus nahm platz.
“Ich bin gekommen um mich abzumelden, Tribun. Ich habe meinen Marschbefehl zur Zweiten Legion erhalten und werde unverzüglich aufbrechen, bevor der Winter noch mehr voran schreitet und die Wege nach Norden unpassierbar macht. Es wird schon jetzt ein hartes Stück Weg werden.“

”Salve Tribunus! Störe ich?”

Es klopfte an der Tür.

Adieu.

“Wenn ich den Marschbefehl zu einer anderen Einheit bekomme, erst dann bin ich nicht mehr Angehöriger der Praetorianer.“

“Naja, er war ein wenig erstaunt und seine Begeisterung hielt sich auch in Grenzen. Aber er hat mir schließlich erlaubt, die Cohortes Praetoriae zu verlassen.“

“Ich denke schon. Sedulus erzählte mir vor seinem Tod, dass die Zweite viele Männer verloren hat, auch Offiziere. Der Aderlass ist so groß gewesen, dass er sicherlich nicht sofort ausgeglichen werden kann und es Zeit braucht, bis die II. Legion wieder Sollstärke erreicht hat. Aber Offiziere, die sich in Germanien etwas auskennen, dürften knapp sein. Darum denke ich schon, dass er Verwendung für mich haben könnte. Ich hoffe es.“

Er musste lachen. “Ja, die Feuerwehr ist erstaunlich selbstbewusst geworden.“

Dann wurde er wieder ernst.
“Ich werde Purgitius Macer also einen Brief schreiben und um eine Versetzung bitten. Nimmt er an, dann sehen wir weiter. Sollte ich sofort aufbrechen müssen, dann schreibe ich dir.“

“Normaler Soldat! Ich hoffe doch schon, dass ich einen ordentlichen Offiziersrang bekommen kann und seihen wir ehrlich, mit einem Trecenarius kann man schlecht angeben, denn kein Mensch kann mit diesem Rang etwas anfangen. Deinen ehemaligen Pater familias hat es damals zumindest nicht sehr beeindruckt.“
Mit Bitterkeit dachte er daran zurück.

“Die Parther? Vielleicht hätte Laeca sich zuerst ein Schreiben von Vinicius Hungaricus ausstellen lassen sollen, bevor er zu Oroes gegangen ist. Dann säße sein Kopf möglicherweise noch auf seinen Schultern.“, antwortete er glucksend.
“Aber du hast recht, meine scharfsinnige Aelia, ich habe eines.“

“Vielen Dank und mögen die Götter deinen Tabellarius auf seinem Weg schützen.“

Sein Lächeln wurde breiter.
“Ja, dass solltest du wirklich einmal tun. Aber bevor wir gleich Pläne schmieden, muss mich der Legat der Zweiten überhaupt erst einmal haben wollen.“

“Naja, der Winter ist wirklich nicht die angenehmste Jahreszeit in Germanien. Aber Frühjahr und Sommer sind wunderschön, wenn hier in Rom alles unter der Hitze stöhnt. Ich bitte dich nur, es dir zu überlegen und lass mich gehen und das tun, was mir meine Soldatenehre gebietet. Ich verspreche dir auch, mich nicht umbringen zu lassen.“
Er lächelte zaghaft.

“Es wird sicher kein Problem sein, dir in Germanien einen mindestens ebenso guten Posten zu verschaffen. Wir Germanicas haben schließlich immer noch gute Verbindungen in dieser Provinz. ...und unsere Wurzeln.
Außerdem habe ich in der Nähe von Mogontiacum etwas Landbesitz. Ein kleines Weingut mit allem drum und dran.“

“Als Eilbrief bitte und zwar ins Legionslager der II. Legion in Mogontiacum.“

Er reichte ihr das Geld.