Beiträge von Decius Germanicus Corvus


    R E C E N S I O


    Der Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus hat entschieden, dass Kommando über die Legio XXII Deiotariana dem neuen Praefectus Legionis Appius Terentius Cyprianus zu übertragen.
    Der Praefectus Alexandriae et Aegypti und Praefectus Legionis Decius Germanicus Corvus wird mit ihrer Rückkehr nach Nikopolis künftig die Legio XXIII Cyrenaica befehligen.
    Aus Anlass der Kommandoübergabe wird sich die gesamte Legio XXII Deiotariana zum Appell versammeln, und zwar am morgigen Tag, zur hora quinta
    [um diese Jahreszeit etwa 1o:3o Uhr], auf dem Campus des Legionslagers von Nikopolis.
    Kranke und zur Wache eingeteilte sind von diesem Befehl befreit.
    [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.…orvus_PLegXXII_Tabula.png]




    Wieder einmal versammelte sich die XXII. Legion auf dem Exerzierplatz vor dem Legionslager von Nikopolis. So ein Appell wie dieser unterbrach zwar immer die übliche Lagerroutine, aber dieser war besonders, denn die versammelten Soldaten würden Zeugen eines Wechsels an der Spitze der Legion werden.
    Der Imperator Caesar Augustus hatte im fernen Rom entschieden, den Befehl über die XXII. in die Hände eines neuen Praefectus Legionis zu legen. Seine Wahl war auf Appius Terentius Cyprianus gefallen und heute würde der bisherige Befehlshaber Decius Germanicus Corvus das Kommando an ihn abgeben.

    “Sie... die Legion... was denkst du denn...?“
    Auch in Corvus' Gesicht spiegelte sich Verwirrung.
    “Du musst mir glauben, ich bin dir ein treuer Ehemann... wirklich... ganz ehrlich... ich schwöre es... bei den Göttern... mir soll die rechte Hand abfallen, wenn ich lüge.“


    Oh, oh, Corvus! Wusste er denn noch immer nicht, dass man mit solchen Schwüren vorsichtig sein sollte? Wie schnell konnten einem Gliedmaßen abhanden kommen, wenn sie auf so leichtfertige Art und Weise verwettet wurden.

    Oh ja, bei den Göttern, dass konnte er!


    Darum lächelte er mitfühlend und sagte:
    “Ich verstehe. In Ordnung. Dir wird das Niederlassungsrecht im Basileia-Viertel für dich und deine Familie beurkundet wenn du die geforderte Summe entrichtet hast. Wende dich dazu am besten an einen meiner Schreiber.
    Deine Frau ist zusammen mit dir nach Alexandria gereist?“


    Corvus erinnerte sich an die gemeinsame Reise mit seiner Aelia nach Alexandria. Während der ganzen Schiffsreise war sie furchtbar krank gewesen und hatte fast keine Nahrung bei sich behalten können. Er hatte sich damals große Sorgen um sie gemacht. Nein, für lange Seereisen war sie wirklich nicht geschaffen.

    “Ach ja, wir haben davon schon gesprochen. Ich erinnere mich. Ja, natürlich. Ich habe dir schließlich meine Unterstützung zugesagt.
    Das ist kein Problem. Du bist hiermit vom Dienst freigestellt, damit du nach Rom reisen und das Examen machen kannst. Ich erwarte aber deine zügige Rückkehr, sobald das erledigt ist.“

    “Wenn du das gerne möchtest, dann natürlich gerne. Aber Nikopolis ist ein wirklich großzügig bemessenes Lager und es gibt dort ein sehr stattliches und schönes praetorium für dich und deine Familie. Ich selbst habe es nie benutzt, weil wir hier im Palast sehr angenehm untergebracht bin.
    Du solltest es dir aber zumindest einmal ansehen, bevor du unnötig Geld ausgibst und es später bereust. Denn das Wohnrecht in Basileia ist mit einer Steuer belegt. Immerhin umgerechnet 5000 Sesterzen. Überlege es dir also gut.“

    Woher kennt das junge Ding da oben nur so olle und furchtbare Lieder? Nein, ich will’s eigentlich gar nicht wissen. :huh:


    Dir Sedi (wann hat sich diese Anrede eigentlich bei Dir eingebürgert) alles Gute zum Geburtstag. Mir kommt es zwar so vor, als wäre das schon Dein zweiter in diesem Jahr, aber es wird schon irgendwie seine Richtigkeit haben. :hmm:
    Vielleicht holst Du mich so ja doch noch mal ein. ;)

    “Je schneller sich diese Legion verjüngt und erneuert, desto eher wird sie auch die Schatten der Vergangenheit abstreifen können, davon bin ich überzeugt. Ihr Signum ist nackt. Du wirst dort keine Phalera finden. Das soll sich ändern – es muss sich ändern!
    Ich selbst übernehme ich das Kommando über die Legio XXIII Cyrenaica. Das ist die zweite in Nikoplis stationierte Legion. Sie war am Parthia-Feldzug beteiligt und kehrt dieser Tage heim. Außerdem behalte ich als Praefectus Alexandriae et Aegypti natürlich das Oberkommando hier in Aegyptus. In die Führung deiner Legion werde ich mich nicht einmischen. Aber militärische Maßnahmen größerer Tragweite wird es nur mit meiner Zustimmung geben. Ich erwarte von dir selbstständiges Handeln, aber keine Eigenmächtigkeiten. Wir verstehen uns da richtig, ja?“

    “Nein... aber denk' mir an diesen Burschen. Ich will wissen was er weiß.“


    Vielleicht, so überlegte Germanicus Corvus, konnte er in Rom Eindruck schinden, wenn er hier in Alexandria etwas Wichtiges über das Verschwinden des Decimus Livianus heraus fand. Möglicherweise sogar beim Kaiser selbst.


    “Also vergiss mir deinen Auftrag nicht, auch wenn es dich drängt nach Nikopolis zu kommen um deine Sachen in dein neues Quartier zu schaffen.
    Du kannst wegtreten, ...Centurio!“

    “Ja, so ist es. Die XXII. hat ihre Ehre besudelt. Sie wieder herzustellen und aus dieser Legion eine der verlässlichsten und besten des Imperiums zu machen, dass war meine Aufgabe, und jetzt wird es deine sein. Einfach ist das nicht, ich hoffe du bist dir dessen bewusst.
    Als ich die XXII. übernommen habe, war sie noch sehr von ihrem Verrat und seinen Folgen gezeichnet. Sie lag weit unter ihrer Sollstärke und für viele alte Veteranen waren die weiteren Karriereaussichten trübe. Das hatte zur Folge, dass der Dienst nur sehr nachlässig verrichtet wurde und es am nötigen Drill fehlte.
    Ich habe bevorzugt neue, vom Verrat unbefleckte Männer auf die wichtigsten Posten gesetzt und deshalb teilweise auch noch recht junge Offiziere schnell befördert. Das war meiner Meinung nach notwendig, um die alten Kammeradschaften aufzubrechen und eine Legion zu schaffen, auf die der Kaiser in Zukunft zählen kann.
    Der Stab wurde schon damals, gleich nach dem Bürgerkrieg komplett ausgetauscht. Keiner der heutigen Stabsoffiziere stand während des Laeca-Aufstandes auf der falschen Seite. Bei den Mannschaftsoffizieren sieht es anders aus. Ihre Zahl ist unter meinem Kommando beständig gesunken, aber rund 1/3 sind aus dieser Zeit noch dabei. Bei den einfachen Soldaten ist es sogar mehr als die Hälfte. Es gibt alle drei Arten von Verbänden, also solche, die praktisch vollständig aus alten Veteranen bestehen, ebenso gemischte und auch einige, die bis auf den letzten Mann komplett aus neuen Rekruten und erfahrenen Männern von anderen Legionen neu aufgestellt wurden. Inzwischen liegt die Legion bei etwa 7/8 ihrer nominellen Mannzahl, hat also annähernd Sollstärke erreicht. Der Ausbildungsstand ist allgemein sehr ordentlich, bei der Reiterei ist er sogar ausgezeichnet.“


    Die kleinste taktische Einheit innerhalb der Legion ist die Centuria. Sie hat gewöhnlich eine Sollstärke von 80 Mann, die im Standlager der Legion gemeinsam in einer Baracke untergebracht sind. Die Centuria wird von einem Centurio und seinem Stellvertreter, dem Optio, angeführt. Während der Optio sich eine Unterkunft mit den gewöhnlichen Soldaten teilen muss, hat der Centurio das Privileg einer eigenen Stube innerhalb der Baracke.


    Dies ist die Unterkunft des Centurios der II. Centurie der II. Kohorte der XXII. Legion innerhalb des Lagers von Nikopolis. Sie besteht, wie auch die Mannschaftsunterkünfte, aus einer Abstell- und einer Schlafkammer.


    “Neeeeiiiiin, ich habe keine Affäre, weder mit ihm, noch mit einer seiner Verwandten.“, schwor Corvus und hatte dabei das Gefühl, sich ständig zu wiederholen. Warum schenkte sie seinen Beteuerungen nur keinen Glauben?
    “Ich würde doch nie... mit einem Offizier meines Stabes? Wo denkst du hin?“
    Er war doch kein schamloser Grieche, von denen ja allgemein bekannt war, dass sie Männlein und Weiblein nicht so recht unterscheiden konnten.

    Germanicus Corvus erwiderte den militärischen Gruß des neuen Legatus Legionis.


    “Herzlich willkommen in Aegyptus, Appius Terentius Cyprianus! Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise? Im September kann das Meer manchmal schon sehr tückisch sein.“


    Er nahm das Schreiben entgegen, überflog es kurz und gab es Cyprianus zurück.


    “Ja, ich kenne den Befehl.“, sagte er zur Bestätigung.
    “Wo hast du bisher gedient, wenn ich fragen darf?“