Corvus klopfte an die Tür zu den Gemächern seiner Frau und ging ohne eine Antwort abzuwarten hinein.
“Weib?“
Corvus klopfte an die Tür zu den Gemächern seiner Frau und ging ohne eine Antwort abzuwarten hinein.
“Weib?“
”Selbstverständlich. Nur keine falsche Zurückhaltung.”, antwortete Germanicus Corvus freundlich. Denn er schätzte Nikolaos Kerykes sehr, weil er inzwischen einer der einflussreichsten Bürger der Stadt war und sich dabei den Römern gegenüber höchst aufgeschlossen zeigte. Es gab auch andere – Corvus wusste es nur zu genau – die ganz anders dachten und das, zumindest im vertrauten Kreis, auch offen sagten und gegen die römische Anwesenheit in Aegyptus polemisierten. Zum Glück schien ihr Einfluss aber in letzter Zeit zu schwinden.
Hiermit ernenne ich
IN NOMINE IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
ET REGIS AEGYPTI ET DOMINUS ORBIS TERRARUM
TIBERIUS PRUDENTIUS SCIPIO
mit Wirkung vom
ANTE DIEM VI KAL AUG DCCCLVIII A.U.C.
(27.7.2008/105 n.Chr.)
zum
SCRIBA PROVINCIALIS
der
PROVINCIA ALEXANDRIA ET AEGYPTUS
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“Gut.“
Corvus nickte zufrieden.
“Du kannst dich bei dem Scriba melden, der dich zu mir geführt hat. Sein Name ist Lyros. Er wird dich einweisen und dir alles zeigen.“
Er wartete kurz und schaute den jungen Mann an.
“Mach’ ich.“, antwortete Corvus und plätscherte ein wenig im Wasser.
“Sind noch mehr Iunier in Alexandria?“, fragte er ohne bestimmten Grund.
Hiermit ernenne ich den Eques
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
TITUS DECIMUS CURSOR
mit Wirkung vom
ANTE DIEM VIII KAL AUG DCCCLVIII A.U.C.
(25.7.2008/105 n.Chr.)
zum
DUPLICARIUS
der
LEGIO XXII DEIOTARIANA
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Hiermit ernenne ich den Duplicarius
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
PUBLIUS REDIVIVUS VERUS
mit Wirkung vom
ANTE DIEM VIII KAL AUG DCCCLVIII A.U.C.
(25.7.2008/105 n.Chr.)
zum
VEXILLARIUS
der
LEGIO XXII DEIOTARIANA
[Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Alexandria_et_Aegyptus/Unterschrift_Corvus_PLegXXII_Papyrus.png]
“Zwei? Aha. Ja, natürlich, ich bin einverstanden.“, antwortete Corvus und er schien ganz entzückt zu sein. Aber dann fiel ihm doch noch etwas ein: “Natürlich... ähm... ich werde mit meiner Frau sprechen. Sie wird ganz bestimmt begeistert sein.“
Ob er sich da so sicher sein konnte?
“Nun, griechisch zu sprechen und schreiben zu können ist hier in Aegyptus natürlich sehr wichtig, vor allem hier in Alexandria, wo fast jeder das Griechische, aber nur die Gebildeten auch Latein können.“, antwortete Corvus schlau, obwohl seine Griechisch-Kenntnisse auch kein Ruhmesblatt waren und er in der täglichen Amtsführung Latein bevorzugte, obwohl das unter seinen Amtsvorgängern eher unüblich gewesen war.
“Aber man lernt es hier sehr schnell. Das geht ganz von alleine.“
Es sein denn, man war Praefectus und umgab sich nur mit Bediensteten, die des Lateinischen mächtig waren.
“Also – ich bin einverstanden. Du kannst hier in der Verwaltung arbeiten. Zunächst einmal als einfacher Scriba, damit du alles Wichtige lernen kannst. Dann sehen wir weiter. Einverstanden?“
Kein Problem. Ich bin ja noch da.
Germanicus Corvus hörte Nikolaos Kerykes aufmerksam zu. Als er geendet hatte erhob er sich und sagte:
“Ich beglückwünsche euch und bin mir sicher, dass Volk von Alexandria hat in der freien Ausübung seiner demokratischen und von Rom behüteten Rechte weise und richtig gewählt.“
Er machte eine kurze Pause und fuhr dann ein bisschen weniger feierlich fort:
“Der ehrenwerte Iosua ben David ist mir wohl bekannt. Sollte die Stadt Alexandria sich in der Lage sehen, ihm das Bürgerrecht zu verleihen, dann würde ich es sehr begrüßen.“
Er wollte sich nicht direkt in diese Angelegenheit einmischen, hoffte aber offensichtlich, mit seinen Worten auf eine nicht ganz so strenge Prüfung hinwirken zu können. Ben David war äußerst wohlhabend und Corvus hatte in der Vergangenheit gute Kontakte mit ihm gepflegt. Das war Grund genug, sich für ihn in dieser Sache ein klein wenig einzusetzen.
Schließlich wandte er sich wieder lächelnd an Nikolaos:
“Ich bedanke mich sehr für die Einladung. Es wird mir eine Ehre sein und ich werde gerne kommen.“
Herzlichen Glückwunsch.
Germanicus Corvus hatte an der Ekklesia nicht teilgenommen, obwohl ihm als Ehrenbürger Alexandrias rein rechtlich eine Teilnahme erlaubt gewesen wäre. Aber er wollte sich als Statthalter der Schutzmacht Rom so wenig als möglich in die innerstädtischen Angelegenheiten einmischen. Zumindest nicht gar zu offensichtlich und direkt.
“Sehr gerne.“, antwortete er deshalb.
“Salvete! Seid mir willkommen.“
“Eine ausgezeichnete Idee.“, fand Corvus. “Aelia wird sich ganz bestimmt über Gesellschaft freuen. Wie heißt deine Verwandte? Ist es die, die ich vor einiger Zeit im Theatron kennen gelernt habe?“
Das Aelia ihm wegen genau dieser jungen Frau später eine Eifersuchtsszene gemacht hatte, dass schien er vollkommen vergessen zu haben.
Decius Germanicus Corvus erwartete die hohen Würdenträger der Stadt bereits. Er saß wie üblich leicht erhöht in dem alten, thronartigen Stuhl, flankiert von gleich mehreren Schreibern.
Corvus nickte versonnen.
“Es geht nichts über ein Bad.“, stellte er versonnen fest.
“Aber da du eigentlich nicht deswegen zu mir gekommen bist: Weshalb sonst?“
Natürlich war er sich der Tatsache bewusst, dass Iunius Silanus ihn noch nie außerhalb des Lagers von Nikopolis aufgesucht hatte. Es musste also einen besonderen Grund geben.
Herzlichen Glückwunsch!
“Salve Iunius Silanus! Ach, ach, nur keine falsche Zurückhaltung.“, antwortete Germanicus Corvus und winkte ihn zu sich heran.
“Raus aus den Klamotten und rein ins Vergnügen. Hier ist noch Platz und das Wasser ist wunderbar geheizt.“
Das war eine unmissverständliche Aufforderung mit ihm zu baden. Corvus schien wirklich gelöster Stimmung zu sein.
“Tribunus, salve! Komm' herein, nimm' Platz.“
Germanicus Corvus bot Silanus den einzigen noch freien Stuhl im Zimmer an.
“Also?“
“Folge mir.“, antwortete der Ianitor schlicht und führte Silanus in das Innere der Domus Praefecti, und zwar direkt zum Balneum.