Beiträge von Decius Germanicus Corvus

    Am nächsten Morgen wurden die Anker der „Alexander“ gelichtet und sie nahm Kurs auf die Lochias-Halbinsel, die sich auf der gegenüberliegenden Seite des Hafens befand. Sie passierte die vorgelagerte Insel Antirrhodos, mit ihrem Palast aus ptolemäischer Zeit und lief langsam in den Königshafen ein.


    Germanicus Corvus stand an Deck und blickte erwartungsvoll ans Ufer. Er trug seine Paradeuniform mit der Phalera und dazu den silbernen Torques, der ihm in Germanien verliehen worden war. An seinem Gürtel hing eine kunstvoll verzierte Scheide mit einem prachtvollen Gladius – ein Hochzeitsgeschenk des Senators Vinicius Hungaricus. In der Linken hielt er seinen Helm, ebenso wie der Rest der Ausrüstung auf Hochglanz poliert. Zwei Tage hatte ein Sklave dafür wienern müssen, denn alles war durch die salzige Seeluft bereits angelaufen gewesen.


    Auf dem kleinen Platz hinter der Kaimauer erkannte er eine Gruppe von Männern in ziviler Kleidung – vermutlich die Beamten der Regia – und dazu eine Ehrenwache – eine vollständige Kohorte, wie es schien. Unter den diesmal gedämpften Rufen der Mannschaft legte die „Alexander“ an der Pier an und wurde gut vertäut. Von der Kaimauer aus wurde ein Steg zum Schiff hinüber geschoben und ebenfalls festgemacht.


    Eskortiert von einer Hand voll Seesoldaten und begleitet von seiner Ehefrau, dem Nauarchus und seinem Adjutanten ging Germanicus Corvus von Bord und betrat ägyptischen Boden...





    Sim-Off:

    Bitte beachtet, dass wir uns hier in einem nicht frei zugänglichen Teil des Hafens befinden. Der Präfekt wird hier nur von den Beamten der Regia und von einer Ehrenwache der Legion in Empfang genommen. Es wird noch einen eigenen Thread geben, in dem er sich der Öffentlichkeit präsentiert. Da können dann auch die 'normalen' Einwohner der Stadt mit einsteigen, wenn sie möchten.

    Zusehends näherte sich die „Alexander“ der Stadt und die Anzahl der Schiffe um sie herum nahm zu. Es waren nicht nur Fischerboote, sondern auch etliche Frachtsegler darunter, von denen die meisten ebenfalls der Metropole und einem ihrer Häfen zustrebten.


    Immer mehr Einzelheiten der großen Stadt wurden nun erkennbar. Am frühen Abend erreichten sie das westliche Ende der Pharos-Insel, als ihnen eine Liburne in schneller Fahrt entgegen kam und sich bis auf Rufweite näherte. Der Nauarchus ließ die „Alexander“ stoppen, da wurde er vom Kapitän des anderen Schiffes auch schon lautstark und fröhlich begrüßt. Der Nauarchus erwiderte den Gruß. Dann erklärte er in wenigen Worten, dass er den neuen Praefectus Aegypti an Bord hätte, dass die „Alexander“ über Nacht im Hafenbecken des Megas Limen vor Anker gehen würde und das sie dann am nächsten Morgen in den Königshafen einlaufen würden.
    Das hatte er mit Germanicus Corvus so vereinbart. Denn Corvus wollte nicht in der Dunkelheit an Land gehen, wie ein Dieb. Ihm war bewusst, dass er gleich bei der Ankunft eine gewisse Würde und Prachtenfaltung zur Schau stellen musste und wollte den Verantwortlichen an Land auch genügend Zeit für die nötigen Vorbereitungen lassen.
    Der erste Eindruck, so glaubte er, war wichtig und immerhin vertrat er hier in der Stadt den Kaiser selbst.


    Nachdem das geklärt war, nahm die schnelle Liburne wieder Fahrt auf und eilte der „Alexander“ voraus, die sich etwas mehr Zeit nahm. Eher gemächlich ruderten sie am schroffen Ufer der Insel Pharos entlang. Rechts von ihnen erhob sich der gewaltige und berühmte Turm, der das Wahrzeichen von Alexandria war. Corvus überlegte, ob er wohl wirklich 300 Ellen hoch war, wie behauptet wurde. Das war eine schier unglaubliche Zahl. Aber wenn man ihn so, vom Deck eines Schiffes vor sich aufragen sah, dann schien er tatsächlich den Himmel zu berühren, so gewaltig war er.


    Hinter dem Pharos bog die „Alexander“ in die Hafeneinfahrt zum Megas Limen ein und glitt in das große, von Molen geschützte Hafenbecken. Gleich rechts von ihnen, unmittelbar hinter der einen Mole und unterhalb des Leuchtturms, war eine geschützte Bucht mit einem kleinen Hafen. Hier ließ der Kapitän die Anker werfen...

    Ein paar lustige kleine Boote näherten sich der Trireme und begrüßten sie mit Lichtsignalen, die sie scheinbar mithilfe von Bronzespiegeln oder etwas Ähnlichem erzeugten. Im nächsten Moment wendeten sie und entfernten sich rasch in Richtung der Küste.
    “Was für eine ungewöhnliche und exotische Art der Begrüßung.“, meinte Corvus, scheinbar den wahren Grund dieses Schauspiels nicht einmal erahnend.
    Der Nauarchus wusste nicht so recht, ob der Praefectus das ernst meinte, oder ihn zum Narren halten wollte. “Ähm... ja, andere Länder – andere Sitten, sage ich immer.“



    Sim-Off:

    Danke =)


    [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Alexandria_et_Aegyptus/ClassisAlexandrina_Trireme.png]


    “Da ist er. Ich sehe ihn!“, rief der Mann am Bug der „Alexander“.
    Der Nauarchus spähte in die Richtung, in die der Mann gezeigt hatte. “Den Pharos, bist du sicher?“
    “Ja, Käpt´n, dort!“
    Erneut wies der Seesoldat in die Ferne.
    “Eye! Jetzt sehe ich ihn auch. Er ist es! Gute Arbeit, Acerronius. Auf deine Augen ist doch immer verlass.“, bestätigte der Nauarchus.


    Inzwischen war Decius Germanicus Corvus an Deck gekommen und hatte sich zum Kapitän der „Alexander“ gesellt. Die „Alexander“ war eine Trireme und das Flaggschiff der Classis Alexandrina. Germanicus Corvus war der neue Praefectus Alexandriae et Aegypti, also der Statthalter von Ägypten und er war Passagier auf dem Kriegsschiff. Er war in Ostia an Bord gekommen, zusammen mit Germanica Aelia, seiner Ehefrau, Quintus Octavius Augustinus Minor, eine Centurio der Legio XXII Deiotariana und einer Hand voll Sklaven, darunter Syphax, einem Numidier.
    Nach einer Seereise, die sie durch das Mare Tyrrhenum, an Sicilia vorbei und an der Küste Africas entlang geführt hatte, lag nun ihr Ziel vor ihnen: Alexandria.


    Corvus suchte die flache Küstenlinie ab, die sich rechts von ihnen bis zum Horizont erstreckte. “Dein Mann muss Augen wie ein Falke haben. Ich kann nichts entdecken.“
    “Dort, Praefectus.“
    Der Nauarchus zeigte noch einmal die Richtung an und tatsächlich, etwas links von der Küste war ganz schwach ein hoch aufragender Schemen zu erkennen und auf Spitze meinte Corvus einen fahl leuchtenden Punkt auszumachen. Wenn seine Sinne ihn nicht täuschten, dann war es das Feuer des Pharos, des großen Leuchtturms von Alexandria, der auf einer Insel vor dem Hafen stand.
    “Tatsächlich, jetzt sehe ich ihn auch.“

    Sim-Off:

    @ Augustinus Minor: Alles klar. Wir sehen uns dann in drei Wochen in Ägypten. :)


    Nachdem sie Leptis Magna und der übermäßigen Gastfreundschaft des dortigen Proconsuls entronnen waren, durchquerten sie die Syrtis maior und erreichten bald darauf die Küste der Cyrenaica. Hier bekam Octavius Augustinus Minor seine 'Piraten' zu Gesicht: Kleine, aber vergleichsweise schlanke Küstensegler mit mehr Besatzung als unbedingt nötig schien. Der Nauarchus erklärte, dass diese Schiffe die Handelsrouten zwischen Euhesperides, Taucheira, Ptolemais, Apollonia, Darnis und Antipyrgos befuhren und nur selten bis Leptis Magna oder Alexandria kämen. Es wären zwar tatsächlich Handelsschiffe. Aber wenn ein größeres von ihnen einem kleineren und langsameren begegnete und die Kapitäne nicht zufällig verwandt, verschwägert, oder zumindest alte Freunde waren, dass dann die größeren Schiffe mit der zahlenmäßig überlegen Mannschaft versuchten, die kleineren zu kapern um ihre Landung an sich zu nehmen. Tote gab es dabei nur selten, berichtete er weiter. Kam aber doch jemand, quasi aus Versehen, bei einer dieser Räubereien ums Leben, dann entwickelten sich daraus regelmäßig blutige Fehden, die manchmal jahrelang andauern konnten. Alles in Allem seien das aber ganz anständige und umgängliche Leute, meinte der Nauarchus und fügte hinzu, dass die kilikischen Piraten aus ganz anderem Holz gemacht wären und ihre Opfer stets versklaven würden, oder ihnen die Köpfe abschnitten und das die Kilikier die eroberten Schiffe immer bis zur Wasserlinie abbrannten.


    Die Passagiere hörten sich seine Erzählungen an und wussten noch immer nicht so recht, was sie davon halten sollten. Weil aber diese angeblich so freundlichen Piraten wirklich nur sehr kleine Schiffe hatten, die auch gar nicht wie Kriegsschiffe aussahen und weil sie sich fast immer in respektvollem Abstand zur Trireme hielten, machte sich keiner ernstlich Sorgen.


    So ging es weiter an der Küste entlang.
    Eines frühen Morgens, Corvus war gerade erst aufgestanden und an Deck gekommen, zeigte der Nauarchus in Richtung einer Hafenstadt, die in der Ferne, im Dunst des frühen Tages langsam in Sicht kam.


    “Paraetonium! Der Ort gehört schon zu Aegyptus.“, erklärte der Nauarchus.


    “Dann ist es nicht mehr weit bis Alexandria?“, fragte Corvus hoffnungsfroh.


    “Ja, wir sind fast am Ziel. Mit etwas Glück wirst du morgen den Pharos sehen.“


    “Morgen? Das ist eine wundervolle Neuigkeit! Lass mir Bescheid geben, wenn es soweit ist. Das will ich auf keinen Fall verpassen.“


    “Keine Sorge, Praefectus. Du wirst ihn sehen. Bei guten Wetter lange vor dem Rest der Stadt.“


    Gut gelaunt kehrte Corvus an diesem Morgen in seine Kabine zurück, um Aelia sofort davon zu erzählen. Endlich würde ihre Leidenszeit enden, denn sie waren fast am Ziel...





    Sim-Off:

    Ab morgen geht es dann in Ägypten weiter. Meldet euch bitte beizeiten um.


    /edit: Link zum III. Kapitel gesetzt

    Der Wind kam weiterhin aus westlicher Richtung, was sehr günstig war, weil ihr Weg sie nun ziemlich genau nach Osten führte. Mit geblähtem Segel flog die „Alexander“ in beeindruckender Geschwindigkeit geradezu vor dem Wind.


    In Leptis Magna, der Hauptstadt der Provinz Africa Proconsularis, machten sie erneut für eine Nacht Station. Der dort amtierende Proconsul ließ es sich nicht nehmen, zu Ehren des neuen Praefectus Aegypti und seiner Frau ein viel zu opulentes Bankett mit örtlichen Honoratioren zu geben. Ostorius Scapula, so war der Name des Mannes, war politisch eher unbedeutend. Er konnte sich schon glücklich schätzen, dass ihm Jahre nach seinem Konsulat überhaupt eine Statthalterschaft zugesprochen wurde, auch wenn es nur die wenig lukrative Provinz Africa war.
    Er war ganz begierig auf Neuigkeiten aus Rom und sehr glücklich, einen hohen Gast bewirten zu können. Am liebsten hätte er sie noch eine Woche, oder sogar zwei, bei sich behalten, denn Leptis Magna war ein eher trostloser Flecken und es gab nur selten Anlass zu rauschenden Festen.
    Einem Konsular, auch wenn er nur Ostorius hieß, schlug man nur ungern eine Bitte ab. Also bemühte Corvus viele Vorwände, flüchtete sich in Ausreden und versichterte, dass man in Alexandria bereits ungeduldig auf ihn wartete und das er deshalb unmöglich länger bleiben könne, auch wenn er nichts lieber täte, als die Gastfreundschaft des Proconsuls noch geraume Zeit in Anspruch zu nehmen.


    Als Ostorius Scapula sie dann doch schweren Herzens ziehen gelassen hatte und die „Alexander“ unter den kräftigen Riemenschlägen der Ruderer aus dem Hafen glitt, atmete Corvus erleichtert durch.

    Die Tage vergingen. Fremde Küsten zogen an ihnen vorbei, fremde Hügelketten, Felder, Wälder und Häfen, die vor dem Schiff auftauchten und bald darauf hinter ihm im fernen Dunst auch wieder verschwanden.
    Tatsächlich hatte die „Alexander“ Lilybaeum angelaufen und war eine Nacht dort geblieben.
    Neptun war ihnen gnädig gewesen und das Wetter gut, so dass sie Sicilia hinter sich ließen und die Überfahrt nach Africa wagten. Unbeschadet erreichten sie die Küste Tripolitanas und liefen bald darauf Thapsus an. Der Nauarchus erzählte ihnen, dass die Stadt eine Civitas libera sei, die vor vielen Jahrhunderten von den Puniern gegründet worden war. Corvus erinnerte sich hingegen an seine Vorlesungen an der Academia Militaris Ulpia Divina und daran, dass Iulius Caesar hier in der Gegend vor 150 Jahren Pompeius und das mit ihm verbündete Heer der Numidier geschlagen hatte.

    “Ja, ja, der Kapitän sagte Lilybaeum. Vielleicht aber auch Eryx. Er wollte sich da noch nicht endgültig festlegen. Auf jeden Fall will er vor der Überfahrt nach Africa noch einen Hafen anlaufen und die Vorräte ergänzen. Sie sind wohl recht knapp bemessen. Das hat er zwar nicht ausdrücklich so gesagt, aber ich meine es aus seinen Andeutungen herausgehört zu haben.


    Halte durch.“

    “Ich würde dir gerne sagen, dass wir bereits den Pharos sehen können. Doch leider haben wir noch nicht einmal Sicilia erreicht. Aber der Nauarchos sagte mir, dass es vielleicht schon Morgen so weit ist und dann werden wir bei guten Wetter bald 'den Sprung nach Africa' wagen, wie er sich ausgedrückt hat. Wir werden dann durch einen großen Golf kommen den man Syrtis nennt und er meinte, die See würde sich dann beruhigen, wenn der Wind so bleibt wie er jetzt ist. Bestimmt geht es dir dann besser.“

    Germanicus Corvus wahr am Anfang der Reise ebenfalls unwohl gewesen. Aber sein Magen hatte sich nach einem Tag auf See beruhigt und sein Appetit war zurückgekehrt.
    Obwohl die Trireme, vor allem auf den Strecken wo sie gegen den Wind gerudert wurde, recht stark in der unruhigen See stampfte. “Keine Sorge...“, hatte der Nauarchus ihm gesagt, “Das ist vollkommen normal. Wir Seeleute nennen das eine 'steife Brise' und freuen uns darüber. Dem Schiff macht das gar nichts.“
    Das wollte Corvus dem Mann gerne glauben, doch auch wenn ihm nicht mehr ständig schlecht war, so konnte er keine ungetrübte Begeisterung für die Seereise empfinden. Er misstraute der See und dem wankelmütigen Gott der sie beherrschte. Außerdem erging es Aelia weniger gut. Sie hatte sich mit dem erreichen des offenen Meeres in ein bibberndes, bleiches, verschwitztes und bemitleidenswertes Häuflein Elend verwandelt, dass sein Krankenlager nicht mehr verlassen konnte. Das war kein schöner Anblick.
    “Keine Sorge...“, hatte der Nauarchus auch dazu gemeint, “Das ist vollkommen normal. Wir Seeleute nennen das 'Neptuns Fluch', die 'Seekrankheit'. Da kann man gar nicht viel machen und nur hoffen, dass es vorüber geht. Meistens tut es das auch, zumindest wenn die See sich beruhigt. Naja, wird schon... wird schon...“
    Corvus wollte dem Mann gerne glauben, fand seine Worte aber nicht sehr beruhigend. Er betrat die Kabine, um nach der so böse Heimgesuchten zu sehen.


    “Na, wie geht es denn?“, fragte er das Häuflein Elend.

    K a p i t e l :
    I. Die Trireme „Alexander“
    II. Von Ostia nach Alexandria
    III. Die Ankunft


    [Blockierte Grafik: http://www.sai.uni-heidelberg.de/~harm/ImperiumRomanum/Alexandria_et_Aegyptus/ClassisAlexandrina_Trireme.png]
    Ein Tag war vergangen, seit die Trireme „Alexander“ aus dem Hafen von Ostia ausgelaufen war und sich auf ihre Reise nach Alexandria begeben hatte. An Bord waren neben der üblichen, etwas mehr als 200 Mann starken Besatzung auch einige Passagiere, nämlich der neue Praefectus Aegypti Decius Germanicus Corvus, seine Ehefrau Germanica Aelia, Quintus Octavius Augustinus Minor, ein Centurio der Legio XXII Deiotariana und einige Sklaven, die ihre Herren begleiteten, darunter Syphax, ein dunkelhäutiger Mann aus Numidia. Zu dem umfangreichen Gepäck dieser Passagiere gehörte auch ein Pferd das auf den Namen „Ganymed“ hörte. Es war Corvus' Lieblingspferd, dass er vor Jahren einmal von seinem Vetter, dem Senator Germanicus Avarus geschenkt bekommen hatte.


    Bei ihrem Aufbruch hatte ein kräftiger Nordwestwind geblasen, der 'Caurus', wie ihn die Römer nannten. Über Nacht hatte er gedreht, noch etwas an Stärke zugenommen und kam nun als 'Africus' aus Südwesten. Im Zickzack folgte die „Alexander“ der italischen Küsten nach Süden. Im Zickzack deshalb, weil der Nauarchus immer wieder die Ruderer an die Riemen beorderte und das Schiff direkt von der Küste weg rudern ließ, bis das Land kaum noch am Horizont auszumachen war und manchmal sogar vollkommen dahinter verschwand. Dann ließ er die Trireme wenden, die Ruder einholen, dass Rahsegel setzen und sie segelten mit achterlichem Wind in flachem Winkel wieder auf die Küste zu, während die Ruderer sich erholen konnten. So kamen sie gut voran und würden schon bald Sicilia erreichen, wie der Nauarchus seinen Passagieren versicherte.




    /edit: Link zum III. Kapitel gesetzt

    Germanicus Corvus hatte vorerst genug gesehen. Er begab sich wieder in das Innere der Kabine. Ihm war ein wenig übel. Vermutlich war der angeblich frische Seefisch, den er gestern verspeist hatte, gar nicht so frisch gewesen. Oder war sei Magen etwa nicht 'seefest', obwohl er doch der Sohn eines gestandenen Seemannes der Classis Romana war? Die Liebe zum Meer hatte er zumindest nicht vom 'Alten Bären' geerbt, wie die Söhne ihren Vater Sextus Germanicus Ursus zu nennen pflegten.


    Die „Alexander“ hatte mittlerweile die Hafenausfahrt passiert und das offene Meer erreicht. Eine steife Brise wehte aus Nordwesten. Der Nauarchus befahl eine Kursänderung und ließ das große Rahsegel setzen. Es ging nach Süden...





    Sim-Off:

    ...und morgen früh auf dem Mare Internum weiter, also in den Restlichen Provinzen des Imperiums. Wenn ihr mitfahren möchtet, dann denkt bitte daran euch vorher umzumelden. :idee:


    /edit: Link zum II. Kapitel gesetzt

    Nach einer viel zu kurzen Nacht wurde der Praefectus Aegypti am nächsten Morgen durch das Gebrüll der Männer geweckt. Auf Deck herrschte, wie es schien, bereits reges Treiben. Offiziere gaben lautstark Befehle, Matrosen ächzten und Taue knarrten. Dann, mit einem sanften Ruck, löste das Schiff sich von der Kaimauer und kurz darauf setzte das monotone 'Tamm', 'Tamm', 'Tamm' der Trommel ein, die den Ruderern den Rhythmus vorgab.


    Corvus war inzwischen aufgestanden und lugte hinaus, durch den Eingang der Kabine, die wie ein kleines Haus auf dem Achterdeck stand. Von hier aus konnte er das Schiff in seiner ganzen Länge überblicken. Die Bewegungen der Trireme hatten sich spürbar verändert. Die Kaimauer lag bereits hinter ihnen, denn die „Alexander“ hatte sich um gut 180° gedreht und nun zeigte ihr Bug auf den Ausgang des Hafens. Links und rechts klatschten die Ruder in das Wasser und ein frischer, kühler Wind wehte ihnen vom offenen Meer entgegen...

    Der Nauarchus wollte sich schon nach Achtern wenden, als er vom Adjutanten des Präfekten angesprochen wurde.


    “Piraten? Oh ja, gewiss werden wir welche zu Gesicht bekommen, da bin ich mir sogar ganz sicher.
    Nicht hier vor der italischen Küste. Hier gibt es praktisch keine mehr. Die Zeiten sind vorbei.
    Aber wir werden auf unserer Reise an Libya, Marmarica und der Cyrenaica vorbei kommen. Für die dortigen Küstenbewohner unterscheiden sich Küstenhandel und Piraterie praktisch nicht. Beides geht mehr oder weniger ineinander über. Wenn du so willst, dann ist an diesen Küsten fast jedes Boot ein Piratenschiff. Aber das sind Nussschalen, sie können uns nicht gefährlich werden.
    Keine Sorge, wir fahren schließlich nicht nach Kilikien.“

    “Salve Praefectus! Nauarchus Memmius Hirtuleius Spongia, ich bin der Kapitän dieses Schiffes. Es ist mir eine Ehre, dich und deine Begleitung an Bord der „Alexander“ begrüßen zu dürfen.“


    Das hatte er schön gesagt. Corvus nickte zufrieden und erwiderte:
    “Salve Nauarchus! Wir freuen uns mit dir und deinem schönen Schiff reisen zu dürfen.
    Wenn ich vorstellen darf: Meine Ehegattin Germanica Aelia und Centurio Quintus Octavius Augustinus Minor, von der Legio XXII Daiotariana. Er wird mich auf dieser Reise als mein Adjutant begleiten. Unser Gepäck ist bereits mit unseren Sklaven per Schiff eingetroffen, nehme ich an?“


    “Ja, Praefectus. Ich lasse gerade die letzten Sachen unter Deck verstauen. Für deine Sklaven habe ich auf dem Vorschiff Platz schaffen lassen.“


    “Mein Pferd...?“ – Corvus wies auf Ganymed, sein Lieblingspferd, dass hinten am Reisewagen festgemacht mitgekommen war und ihn natürlich auch unbedingt mit nach Ägypten begleiten musste.

    “Auch dafür habe ich Vorkehrungen treffen lassen. Wir haben Mitschiffs, am Mast, einen Verschlag errichtet.“


    “Sehr gut.“ Dieser Nauarchus schien ein sehr umsichtiger Mann zu sein. Corvus war zufrieden.


    “Für dich und deine verehrte Gattin steht natürlich die Achterkabine zur Verfügung. Ich habe mir erlaubt, sie ein wenig vergrößern zu lassen, um die Reise ein wenig angenehmer zu gestalten. Der Centurio wird bei meinen Offizieren unter kommen.
    Ich würde vorschlagen, dass ihr diese Nacht bereits an Bord übernachtet. Die „Alexander“ hat bereits Proviant aufgenommen und könnte sofort, dass heißt morgen früh, im Morgengrauen, gleich mit dem Einsetzen der ersten Ebbe auslaufen. Natürlich nur, wenn es dir genehm ist, Praefectus.“


    “Natürlich. Je eher wir aufbrechen, desto besser.“


    “Sehr wohl, Praefectus. Wenn du und deine Gattin mir folgen wollen, dann wäre es mir eine Freude euch persönlich zu eurer Kabine zu geleiten.“



    Der Nauarchus war wirklich ein sehr höflicher und galanter Gastgeber. Seine Höflichkeit konnte jedoch kaum verbergen, dass der Platz an Bord eines Kriegsschiffes sehr begrenzt und ein kostbares Gut war. Es wurde auch deutlich, dass es an Bord eine klare 'Hackordnung' unter den Passagieren gab, die auf ihrer gesellschaftlichen Bedeutung beruhte und sich in der Art ihrer Unterbringung ausdrückte.
    Für den Praefectus Aegypti und seine Ehefrau hatte man die bereits vorhandene und gewöhnlich vom Kapitän bewohnte Achterkabine freigemacht und diese sogar noch durch einen provisorischen Aufbau verlängert, um mehr Platz zu schaffen. Für den Centurio würden die Offiziere der „Alexander“ zusammenrücken. Er würde es zumindest warm und trocken haben. Für Corvus' Pferd hatte man einen Verschlag gezimmert, direkt am Mast, wo die Bewegungen des Schiffes am geringsten waren, damit sich das Tier möglichst wenig ängstigte. Den Sklaven blieb aber nur ein sehr enger Platz an Deck, vorne auf dem Vorschiff, lediglich geschützt durch eine provisorische Plane, die Regen und Gischt kaum abhalten würde.