Beiträge von Decius Germanicus Corvus

    Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    (...)
    “Mein Name ist Matinius Plautius und es scheint mein Schicksal als Praefectus Castrorum und Ehemann zu sein, daß man mich in Toga nicht erkennt beziehungsweise ich neben einer so bezaubernd hübschen Ehefrau nur noch als “Begleitung” wahrgenommen werde. Also wenn ich mir deine Braut anschaue, dann bin ich mir ganz sicher, daß Dir das spätestens ab morgen genauso gehen wird.”


    “Morgen? Ist es nicht bereits jetzt der Fall?“, gab Corvus scherzhaft zurück, auch wenn an den Worten des Matiniers natürlich ein Stückchen Wahrheit verborgen war.
    “Ich bin Decius Germanicus Corvus.“, stellte er sich dann überflüssigerweise noch einmal selbst vor. “Bis vor kurzem übrigens ebenfalls im Rang eines Praefectus Castrorum bei der Zweiten in Germania Superior. Bei welcher Einheit dienst du, wenn ich fragen darf?“

    Die Ringkämpfe waren so schnell entschieden, dass Corvus nur die Hälfte mitbekam. Ein Caecilier gewann gegen einen anderen Caecilier und er glaubte in dem Sieger den Mann zu erkennen, der durch Syphax Sturz beim Laufen ebenfalls hingefallen war. Manchmal strafen die Götter und manchmal belohnen sie, pflegte der Volksmund zu sagen.

    “Ah ja, ich bin sehr erfreut.“, antwortete Corvus brav, obwohl er weder Claudia Epicharis, noch ihren Verlobten Flavius Aristides kannte. Er war wirklich kein Experte für das gesellschaftliche Leben Roms und die „Varietas“ las er auch nicht.

    “Salve Consul. Es ist uns eine ganz besondere Ehre, dass du es einrichten konntest.“, begrüßte auch der Bräutigam den „alten“ Freund seiner Gemahlin, bei dem ihm nie so ganz genau klar geworden war, was diese beiden nun wirklich verband, der ab er an diesem Abend der formal ranghöchste Gast sein würde. Und einen amtierenden Consul auf ihrer Hochzeit begrüßen zu dürfen war nun wirklich eine große Ehre. Wieder einmal wurde Corvus daran erinnert, dass von ihnen beiden seine zukünftige Gemahlin möglicherweise über die besseren und weitreichenderen Kontakte verfügte. Ein erstaunlicher Umstand, angesichts der scheinbaren Sorglosigkeit, mit der sie durchs Leben wandelte.

    Kaum hatte Corvus die Vorsteherin der Acta Diurna und Verlobte seines Vetters Germanicus Avarus begrüßt, die darüber hinaus auch noch die Schwester seines ehemaligen Kommandeurs Decimus Meridius war, da wurden ihnen weitere Gäste angekündigt.

    Germanicus Corvus quittierte den Sturz seines Sklaven mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck. Nun ja, dass schnelle Laufen mit Ausrüstung war wohl nicht seine Domäne. Das konnte er verschmerzen. Das Syphax bei seinem Fauxpas einen anderen Wettkämpfer mit ins Unglück gestürzt hatte, tja, der hätte halt schneller laufen sollen um gar nicht erst in solche Kalamitäten verwickelt zu werden. :D


    “Vielen Dank. Es ist ein großer Schritt für mich, wie du dir sicherlich denken kannst, und eine große Ehre, dass der Kaiser mich auserkoren hat.“
    Natürlich war der Praefectus Praetorio im Bilde, denn es gehörte zu seinen Aufgaben, über alles, was im Reich vor sich ging, informiert zu sein.


    Als sich ein weiterer Mann zu ihnen gesellte und von Crassus als sein Neffe vorgestellt wurde, begrüßte er ihn knapp, aber freundlich. “Salve!“

    "Du hast einen ganz ausgezeichneten Geschmack.", bestätigte Corvus grinsend und raunte dann: “Was für ein Schwätzer.“


    “Ja, die Gäste. Ich hoffe, der Wein wird reichen… und der Schafskäse. Wenn ich nicht welchen von meinem eigenen Gut hätte herschaffen lassen, dann würde es gar keinen geben. In ganz Rom ist kaum an Schafskäse zu kommen!“
    Man merkte ihm seine Aufregung an. Normalerweise plapperte er nicht so viel belangloses Zeug vor sich hin.


    Da wurde ihnen auch schon der erste Gast angekündigt...

    Endlich war auch der Bräutigam fertig geworden und erschien im noch leeren Saal. Das heißt, ganz leer war er nicht mehr, denn Aelia war in bekannter Manier gerade dabei, letzte, oder vielleicht auch nur vorletzte Hand an die Dekoration zu legen und der Priester war auch schon da.
    Sofort stürzte der sich auf den etwas verdatterten Ehemann in spe und hielt ihm eine vorgezogene Predigt über die Tugenden der Ehe, die Bedeutung des ehelichen Bundes und versicherte ihm auch noch wortreich, welch ein Glück er doch mit der Wahl seiner Braut hätte und das er alleine schon deshalb ein Liebling der Götter sein müsse. Corvus ließ es über sich ergehen und ihm schwante, dass sich die spätere Zeremonie unangenehm in die Länge ziehen würde, wenn der Mann seinen Redefluss ungebrochen aufrecht erhielt.

    Der Bräutigam hatte sich aus den groß angelegten Umräum- und Dekorationsarbeiten weitestgehend herausgehalten. So weit kam es noch, dass er sich über den farblich passenden Blumenschmuck oder die Anzahl der Leuchter und ihre Platzierung mit seiner Braut überwarf, die in diesen Fragen eine große Leidenschaft entwickeln konnte. Es interessierte ihn auch nicht wirklich.
    Weit wichtiger war da schon der richtige Sitz seiner neuen, besonders schönen Toga, die er bei der Zeremonie tragen wollte. Es dauerte geraume Zeit, bis er halbwegs zufrieden war und bis dahin drehte und wendete er sich wie ein Weib vor einem großen Bronzespiegel, umgeben von zwei Sklaven, die hier eine Falte glatt strichen und dort noch ein verirrte Haar weg zupften.
    Er war ebenfalls nervös, denn er hatte lange auf diesen Tag warten müssen und er wusste noch genau, wie wenig Hoffnung er am Anfang haben konnte, seine Angebetete jemals ehelichen zu können.

    Die hatte er nicht. Der Kaiser hatte sich klar ausgedrückt und Weiteres würde sich ergeben, wenn er sich erst einmal vor Ort ein Bild von den Zuständen gemacht hatte. Das es eine schwierige, aber ebenso höchst verantwortungsvolle Aufgabe war, die ihm da übertragen worden war, dass war ihm nur allzu bewusst. Aber eben eine solche hatte er sich doch auch herbeigesehnt, denn es bedeutete, dass er sich bei einem Erfolg große Verdienste erwerben konnte und an Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht.


    “Sehr wohl. Ich werde dich nicht enttäuschen.“, sagte er deshalb nur und blickte zu Ulpius Iulianus, ob der ihm noch etwas mit auf seinen Weg geben wollte, oder nunmehr die Audienz zu beenden gedachte.

    Zitat

    Original von Gaius Caecilius Crassus
    Hast du Sie, die Männer in Schwarz, manchmal vermisst?


    sprach Crassus ohne jede Vorwarnung Corvus von hinten an. Er hatte von einer anderen Position aus erkannt, wie Corvus den Einmarsch der wenigen Prätorianer fast kritisch beobachtet hatte, darauf bedacht jeden möglichen Fehler zu erkennen. Aus seiner Zeit als Tribun bei den Prätorianern kannte Crassus ihn, der damals bei den Speculatores diente. Zwar hatten sie nie ein wirklich enges freundschaftliches Verhältnis, aber ab und an hatten sie schon miteinander zu tun gehabt. Und ein Gespräch unter alten Waffengefährten konnte ja fast nur lustig werden ;)


    Überrascht, so unvermittelt angesprochen zu werden, drehte Germanicus Corvus sich um. Obwohl sie nie wirklich viel miteinander zu tun gehabt hatten, erkannte er den Mann sofort:
    “Praefectus Praetorio Caecilius Crassus, salve!“


    Crassus war während Corvus Zeit bei den Speculatores zu den Prätorianern gekommen. Zunächst Princeps Praetorii, war er dann rasch zum Tribunus aufgestiegen und hatte dann den alten Prätorianerpräfekten Vinicius Hungaricus ersetzt.


    “Um die Wahrheit zu sagen: Nein, denn ich neige nicht zu Sentimentalität.“, antwortete er auf die Frage des Gardekommandeurs.
    “Aber meinen Glückwunsch zu deinem vollkommenen Sieg in Hispania. Es war ein schweres Stück Arbeit, nehme ich an.“

    Corvus wusste ganz genau, worüber der Kaiser da sprach.
    Die XXII. Legion hatte sich damals, vor rund 2 ½ Jahren, dem Aufstand des Usurpators Appius Porcius Laeca angeschlossen. Sie war gemeinsam mit der Legio XXXII Adiutrix in Italia gelandet und auf Rom zu marschiert. Zuvor hatte ein verräterischer Tribun, sein Name war Agnus Pilerius Valus gewesen, den damaligen Kommandeur ermorden lassen und die Befehlsgewalt an sich gerissen. Die vereinte Armee der Aufständischen war dann schließlich in Campania von einem kaisertreuen Heer gestellt und geschlagen worden.
    Pilerius Valus hatte man bereits vor der Schlacht ergriffen. Es war ein gezielter Hinterhalt gewesen, ermöglicht durch die Informationen einiger mutiger Informanten und durchgeführt – ja, durchgeführt von ihm selbst. Corvus erinnerte sich noch gut an die Falle bei der Brücke und an den blutigen Kampf, Mann gegen Mann. Er konnte sich an die Gesichter der Männer erinnern, die er damals getötet hatte, Männer der XXII., deren Kommandeur er nun werden würde. Welch eine Ironie!
    Pilerius Valus starb schließlich, halb wahnsinnig, im Kerker der Prätorianer. Laeca floh nach Parthia, wo er von König Oroes wenig freundlich empfangen wurde und seinen Kopf verlor. Ulpius Iulianus zeigte sich nach seinem Sieg milde – gar zu nachsichtig, wie einige damals meinten – denn er bestrafte nur einige wenige Stabsoffiziere, verschonte aber die einfachen Soldaten und fast alle Truppenoffiziere. Den aufständischen Legionen erlaubte er, in ihre alten Stammlager zurückzukehren. Aber an der XXII. Legion haftete seit dem natürlich die Schande des Verrats. Ihre Ehre war ramponiert und es war nur zu verständlich, dass der Kaiser sich bei seinem Feldzug nicht auf ihre Treue verlassen wollt, denn die hatte sich als höchst brüchig erwiesen.


    Kurz gesagt, er würde eine unzuverlässige Legion mit angeschlagener Moral übernehmen und musste außerdem für längere Zeit auf die Hälfte der normalerweise in Ägypten stationierten römischen Streitkräfte verzichten.


    Doch er wollte auf keinen Fall Zweifel an seiner Tatkraft aufkommen lassen und darum sagte er: “Die XXII., ich verstehe. Ich bin über ihre besondere Situation im Bilde. Sei unbesorgt, Imperator, sie wird unter meinem Kommando treu zu Rom und treu zu dir stehen. Sollten sich noch immer Spuren von Aufsässigkeit im Truppenkörper befinden, werde ich nicht zögern, sie mit harter Hand zu beseitigen.“

    Die Garde hielt Einzug. Germanicus Corvus sah sie von einer der Zuschauertribünen aufmarschieren und begutachtete mit Kennerblick die exakte Ausrichtung ihrer Formation. Diese Männer waren besser gedrillt als alle anderen Soldaten im Imperium, denn auf die täglichen Übungen wurde bei ihnen mehr Zeit verwandt als irgendwo sonst. Aber wenn sie eines besonders gut konnten, dann war es, einen beeindruckenden Anblick bei einer öffentlichen Veranstaltung wie dieser zu bieten. Er wusste das, denn er war selbst einer von ihnen gewesen.


    Seine besondere Aufmerksamkeit galt bei diesen Wettkämpfen jedoch nicht den alten Kameraden, sondern einem fremdländischem Unfreien. Syphax, sein eigener Sklave, würde nämlich ebenfalls an den Wettkämpfen teilnehmen und Corvus war schon sehr gespannt zu sehen, wie er sich gegen die besten Soldaten Roms behaupten würde.

    “Vale!“, entgegnete Corvus und sah dem Mann nachdenklich nach, weil er noch immer überlegte, warum ihm dessen Name geläufig vor kam.
    Auf jeden Fall schien das ein tüchtiger, wenn auch noch sehr junger Centurio zu sein, ergeizig und kühl im Herzen. Solche Männer würde er brauchen, um die XXII. sicher in den Griff zu bekommen. Er würde ihn auf der Überfahrt noch besser kennen lernen

    “Nein, momentan nicht. Ich lasse dir dann Bescheid geben. In der Zwischenzeit... nun, genieße deine freien Tage in Rom.“
    Germanicus Corvus lächelte. Ein junger Mann, der lange Zeit in einem Provinznest wie Colonia Claudia Ara Agrippinensium gedient hatte, würde es in Rom bestimmt nicht so schnell langweilig werden.


    “Du hast die Erlaubnis wegzutreten.“


    Es war ein ungewohntes Gefühl, Befehle zu erteilen, ohne selbst in Uniform zu sein. Corvus kam sich ein wenig nackt vor, trotz seiner hübschen neuen Toga.

    Corvus überlegte noch, weshalb ihm der Name des Mannes bekannt vor kam, aber es wollte ihm einfach nicht einfallen. Also entgegnete er schließlich: “Bei der Classis also, aha! Nun gut, jetzt bist du bei der XXII. Legion.
    Man hat mir dein Kommen bereits im Vorfeld angekündigt. Du wirst mir auf der Reise nach Alexandria als Adjutant zur Verfügung stehen. Unser Aufbruch wird sich aber noch um ein bis zwei Wochen verzögern. Ich habe hier in Rom noch einiges zu erledigen und vorher ist auch nicht mit dem Eintreffen des Schiffes in Ostia zu rechnen, dass uns über das Meer bringen wird.
    Hast du eine Unterkunft in Rom?“