Beiträge von Selnya

    Tagelang ging es mal bergauf, mal bergab und langsam aber stetig ganz bergauf, Schrittchen für Schrittchen.
    Seit zwei Tagen ging ich jeden Tag ein paar Schritte, mit Hilfe eines anderen Sklavens. Am gestrigen Morgen war ich nach 5 Schritten zusammengeklappt und er hatte mir helfen müssen. Nun gingen wir, immer wenn ich wach war, jedes Mal ein paar Schritte an seinem Arm. Schnell noch war ich erschöpft, aber wir hatten es heute schon auf insgesamt 15 Schritte, wenn auch in zwei Etappen geschafft. Gerade war ich beim 16. und es folgte der 17. Ich zählte in Gedanken mit, aber am Ende des 19. wurde mir schwindelig. Ich schaffte noch den 20. zur Hälfte, aber dann brach ich zusammen. Der Sklave hielt mich und trug mich zu meiner Lagerstatt zurück. Ich hatte ein klein wenig zugenommen, aber sah immer noch abgemagert aus.
    Er strich mir kurz über die Stirn, sagte was, was ich nur noch halb mitbekam und reichte mir kurz danach einen Becher mit der ekligen Medizin an die Lippen. Ich trank sie, etwas angewidert aber tapfer.
    Ich hatte einen Plan, einen Plan, der mich vorwärtstrieb, wenn auch nur langsam. Und der Plan war in zwei einfache Worte zu fassen: Antiope und Freiheit.
    Wenig später schlief ich wieder ein.

    Ich wünschte mir eher Antiope dort, wo er jetzt stand, aber ich wusste, ich würde mich in Geduld übern müssen. Und ich würde sie wiedersehen. Das war tiefe Gewissheit in mir.
    Aber ich wusste, ich würde mich mit Curio gut stellen müssen, um überhaupt noch einmal die Chance zu bekommen. Und auch, wenn ich es einerseits widerwärtig fand, so war es mir andererseits nicht so unangenehm, wie es vielleicht sein sollte. Wenn es denn sein sollte.
    Meine Lippen bewegten sich kurz wortlos und meine Hand bewegte sich ebenso noch einmal, aber ich fühlte mich heute schwach. Der Medicus hatte eine Stunde zuvor noch einmal geschröpft und einen kleinen Aderlass gemacht, weshalb ich nun erschöpft war, obwohl ich während der Behandlung bewusstlos war.
    Dafür hatte ich heute nur leichte Schmerzen und die Erinnerungen an Antiope halfen mir auch darüber hinweg.
    Ein dritter Versuch mit der Hand blieb gleich im Keim erfolglos und ich schloss müde die Augen, öffnete sie etwas später wieder und sah ihn ein weiteres Mal an.
    Was würde er mit mir tun, wenn ich wieder auf den Beinen wäre? Würde er mich wieder an den Pfahl binden lassen? Mich wieder Malachias seiner perversen Willkür aussetzen? Würde ich es diesmal durchhalten? Würde ich wieder dann Alpträume haben und würde mich Malachias wieder zur Weißglut treiben. Apropos Malachias, hatte ich das perverse Schwein erwischt?
    Ich blinzelte leicht müde und versuchte meinen Blick auf Curio zu konzentrieren, aber er verschwamm langsam.

    Ich benötigte einen Moment um ihn einzuordnen. Dann sah ich ihn an. Das erste Mal seit der Flucht nicht mehr mit dem apathischen Blick, aber meine Augen zeigten dennoch so viel.
    Sie glitzerten leicht im Schein der Öllampe und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ihn einfach nur ansehen? Das erschien mir zu fad, und doch war es das einzige, was ich tun konnte. Ich hob schwach meine Hand. Ob ich sie mir auf die Brust legen wollte oder nach ihm greifen war nicht ersichtlich, weil sie matt wieder auf die Decke sank. Aber wenigstens war es mehr als nur stumm dazuliegen.

    Ein paar Tage waren vergangen, vielleicht 3 oder 4, seit ich bei Antiope gewesen war. Der Medicus hatte noch zweimal nach mir gesehen, aber davon hatte ich nie etwas mitbekommen. Aber er war leidlich zufrieden mit der Entwicklung meinerseits.
    Die "Zwangsfütterung" setzte langsam an und die Wunden begannen vernünftig zu heilen. Ich sah nicht mehr ganz so blass aus und auch, wenn ich noch lange brauchen würde um wieder fit zu werden, meinte der Medicus, die ersten Schritte seien gemacht. Auch dass ich alle paar Stunden für ein paar Minuten wach wäre, wäre ein sehr gutes Zeichen.
    Aber sie würde noch lange brauchen um wieder ganz gesund zu sein, da müsse man sich sicher sein.
    Vielelicht aber können man sie schon in 3 Wochen, oder etwas eher, für ganz leichte arbeiten einsetzen.


    Von all dem bekam ich nichts mit, aber als Curio reinkam während seines Rundganges, war ich gerade ein paar Minuten wach geworden.


    Ja, Herr.
    Und weg war er.

    Zitat

    Original von Selnya
    Der Sklave hatte Selnya in die Kammer zurückbringen lassen und suchte nun den Herrn. Als er ihn endlich gefunden hatte, erstattete er Bericht.
    Herr, Selnya ist wieder in der Kammer. Sie und Antiope konnten sich sehen. Sie war kurz bei Bewusstsein, aber hat es wieder verloren.
    Ich denke, es geht ihr nicht so gut. Ein Medicus musste kommen, als wir in der Casa Vinicia waren. Aber er verschrieb ihr nur viel Ruhe.
    Habt Ihr Anweisungen sie betreffend?


    Sobald sie wieder bei Bewusstsein ist, Herr.
    Er dachte einen Moment nach und überlegte, ob er von Antiopes Ausbruch erzählen sollte, schüttelte aber den Kopf.
    Nein, alles soweit gut verlaufen. Antiope hat sich liebevoll um sie gekümmert und ihre Gegenwart hat ihr tatsächlich geholfen, denn schliesslich erlangte sie das Bewusstsein für eine kurze Zeit, wenige Minuten vielleicht nur, aber immerhin.
    Da er ja nicht dabei war, konnte er ja nicht wissen, dass es sogar, mit Unterbrechungen mehr als eine Stunde war. Aber er würde sich hüten zu sagen, dass er nicht im selben Zimmer war. Er mochte seinen Herren, meistens, aber das Schicksal der beiden Frauen ging ihm irgendwie näher.

    Der Sklave hatte Selnya in die Kammer zurückbringen lassen und suchte nun den Herrn. Als er ihn endlich gefunden hatte, erstattete er Bericht.
    Herr, Selnya ist wieder in der Kammer. Sie und Antiope konnten sich sehen. Sie war kurz bei Bewusstsein, aber hat es wieder verloren.
    Ich denke, es geht ihr nicht so gut. Ein Medicus musste kommen, als wir in der Casa Vinicia waren. Aber er verschrieb ihr nur viel Ruhe.
    Habt Ihr Anweisungen sie betreffend?

    Verzeih!
    Zerknirscht sah er sie an und schämte sich ein wneig für die Worte.
    Ich werde versuchen sie die Tage wieder herbringen zu dürfen.
    Dann ging er zur Tür, holte die anderen beiden herein und gemeinsam legten sie vorsichtig Selnya auf die Holzbahre und brachten sie raus.
    An der Tür drehte er sich noch einmal um.
    Ich hoffe, dass sie es schaffen wird. Für Euch beide.
    Dann ging er.

    Das wird nicht gehen, da bin ich sicher.
    Eindringlich sah er Antiope an.
    Und ich glaube auch nicht, dass das der Herr dieses Hauses erlauben wird.
    Er sah zu Selnya und schüttelte den Kopf.
    Unwahrscheinlich, kann er doch mit ihr nichts anfangen.
    Das Letzte war ihm mehr rausgerutscht als dass er es hatte sagen wollen, aber jetzt war es gesagt.

    Ich war noch immer bewusstlos, aber die Blutung war schwächer geworden und tröpfelte nur noch leicht. Der Medicus verarztete sie erneut und auch die Hand und legte einen Verband an.
    "Sie soll halt Ruhe halten, mehr kann ich auch nicht tun."
    Dann verabschiedete er sich wieder.


    Der Sklave trat nun an die Lagerstatt.
    Wir werden sie zurückbringen müssen. Es wird schon bald dunkel und der Herr bestand darauf, dass sie am Abend zurückkehrt.

    Immerhin hat sie endlich mal hier das Bewusstsein erlnagt. Konnte ja keiner ahnen, dass sie dann irgendwas anstellt, grummelte der Sklave Ursus hinterher.

    Für die Sklavin Selnya. Du hast sie doch sicher gesehen, sagte der Sklave. Wenn ich sie in dem schlechteren Zustand zurückbringe, bringt mein Herr mich am Ende noch um, bzw. wird zumindest harte Strafe verüben.

    "Will... versuchen... aber... keine Kraft..."
    Es stimmte, ich hatte keine Kraft. Aber wie sollte ich auch. Auch wenn man mir Essen udn Trinken in letzter Zeit reingezwungen hatte, wovon ich ncihts wusste, so reichte es lange nicht, um das wieder aufzufangen, was monatelang verloren ging und ausserdem jetzt, wo ich wieder wach war, war ich nicht einmal hungrig. Nur immer müde und die wenigen Momente des wachseins glücklich mit ihr zusammen sein zu dürfen.
    Dann öffnete ich ein weiteres Mal die Augen und ein ganz leichter Ansatz eines Lächelns machte sich in meinen Mundwinkeln breit, als ich sie ansah und einige wenige Worte auf germanisch drangen über meine Lippen, ehe ich endgültig das Bewusstsein ein weiteres Mal verlor.

    Der Sklave von Curio eilte durch die Unterkunft auf der Suche nach Ursus, weil er ihn bitten wollte einen Medicus für Selnya zu besorgen oder ihm zu sagen, wo er einen fand.

    Wieder flatterten meine Augenlider und dann öffnete ich sie ganz langsam. Darum kämpfend, dass sie aufblieben.
    Meine Lippen bewegten sich, aber ich brachte keinen Ton über sie.


    Ich eile, sagte der Sklave und eilte tatsächlich schnellstens raus.



    Nach einer kleinen Ewigkeit endlich kam der Ton heraus. "Antiope... ohne Dich ... oder Familie.... kein Sinn....."
    Wieder schlossen sich meine Augen und ein weiteres Mal drohte ich wegzudriften und die Schwärze gewinnen zu lassen.

    Ich stöhnte leise auf und mein Gesicht verzog sich kurz schmerzhaft, ehe es sich wieder entspannte.



    Der Sklave nickte.
    Ich gehe sogleich auf die Suche nach einem. War hier nicht vorhin noch dieser andere Sklave, vom Haus, ich werde ihn suchen und bitten mir zu helfen.




    Meine Lider flatterten für einen Moment und meine Hand griff ihre etwas stärker und doch noch so unendlich schwach.

    Meine Hand fand ihre und sogleich wurde ich ruhiger. Auch meine Atmung beruhigte sich vollends und die Blaesse meines Gesichtes schien etwas abzunehmen.


    Der Sklave druckste ein wenig herum, entschied dann aber, dass sie es so oder so erfahren wuerde.
    Nun, der Herr liess sie auf die Veranda an einen Pfahl binden. Weshalb, nun, diese Beweggruende blieben mir verborgen, ich nehme an, um sie vielleicht mit dem Gesang des Nachbarsjungen, wohl auch Germane, zu strafen oder warum auch immer. Du weisst, wie schlecht es schon zuvor um sie stand und wie geschwaecht sie war. Nun, sie war nun auch voellig apathisch und verweigerte jegliche Nahrungs- oder Fluessigkeitsaufnahme.
    Malachias sollte sie zwar dazu bringen, etwas zu sich zu nehmen, aber ob er ueberhaupt einen Versuch startete, kann ich nicht beantworten.
    Vor einigen Tagen, nur kurz vor den Geschehnissen, kam eine edle Frau, man sagte mir, eine Patrizierin in die Casa Scribonia und wieso auch, liess man Selnya zu ihr bringen. Ich weiss nicht, was waehrenddessen geschah, aber danach schien sie noch schlimmer dran. Mehr dem Tode nah als dem Leben. Einfach zu Tode erschoepft, wenn Du verstehst, was ich meine.
    Ihre Handgelenke waren da schon schlimm zerschunden, denn die Fesseln hatten sich reingeschnitten und sie scheint oefter Alptraeume gehabt zu haben, in derer sie sich versuchte zu befreien, aber auch das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.
    Jedenfalls wurde sie zurueck auf die Veranda gebracht und Malachias hat sich einen Spass daraus gemacht sie aufzustacheln. Ich habe nicht alle Worte verstanden, aber es ging wohl um Dich und dass man Dir schon boese mitgespielt hat. Daraufhin ist sie voellig ausser sich geworden. Wie sie letztlich von den Fesseln los kam und woher sie die Scherbe hatte, die sie ploetzlich in der Hand hielt, dass weiss wohl nur sie alleine. Jedenfalls haben die Fesseln die Handgelenke so schlimm verletzt und die Wunde in der Hand stammt von der Scherbe, die sie fest umklammert hielt, so fest, dass sie tief in die Hand schnitt. Aber das schien sie gar nicht zu bemerken.
    Sie griff Malachias an und verletzte ihn, leider nur leicht. Dann kam diese Frau dazwischen und auch der Herr und Selnya wich von ihnen zurueck. Es schien, als wuerde sie etwas zu sich selber sagen, vielleicht ein Gebet oder so. Jedenfalls riss sie ploetzlich den Arm hoch und rammte sich die Scherbe tief in die Brust. Dass sie nicht das Herz traf und somit sofort starb, nun das verdankt sie wohl der Patrizierin, die gerade noch rechtzeitig dazwischen ging.
    Aber seit dem Tag geht es ihr so schlecht und nur, weil der Arzt die entsprechenden Kraeuter und Medizin und Veraztung kannte und befahl, dass man ihr taeglich eine bestimmte Menge Bruehe, Wasser und Sud einfloesste, ist sie noch am Leben. Bis sie hierher kam, zu dir, war sie nicht einmal bei Bewusstsein, seit den Geschehnissen.

    Der Sklave schwieg nach dem langen Vortrag und musterte Antiope und Selnya. Er hatte die Befuerchtung, dass sie es nicht schaffen wuerde. Sie sah so unendlich schwach aus.

    Obwohl ich noch halb bewusstlos war, spürte ich die Behandlung und um meine Mundwinkel konnte man Falten des Schmerzes erkennen. Ich stöhnte leise auf und kalter Schweiß trat auf meine Stirn. Tonlos bewegten sich meine Lippen leicht und unverständliche Worte wurden von ihnen geformt.
    Meine gesunde Hand fuhr suchend über die Lagerstatt, nur ganz leicht, schwach und doch unablässig.



    Edit: Der Sklave, der sie gebracht hatte, betrat die Kammer.
    Was ist passiert? Was ist los?
    Sorge war in seiner Stimme zu hören.