Vielleicht kündige ich das jetzt schon einmal an:
Ich werde von Ende kommender Woche bis etwa zur Mitte der darauffolgenden Woche nicht online sein.
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>>> Szenenwechsel <<<
Weil die Fische für Vulcanus am Ende des Tages ja eh ins Feuer geworfen und nicht etwa von Menschen verzehrt wurden, mussten sie natürlich auch nicht mehr so ganz frisch sein. Dennoch nahm Mamercus an, dass die Sklaven, die zwischendurch immer wieder zu den Fischfängern am Tiberufer gekommen waren und Fische für das Opfer abholten, zu Häusern gehörten, die nicht sehr weit entfernt lagen. Zumindest für ein ganz bestimmtes Haus sollte er damit Recht behalten, und so war es nicht schwer gewesen, von Passanten den Weg dorthin zu erfragen.
"Mein Name ist Verginius Mamercus. Kann ich bitte mit Amastris sprechen?" Auf des Verginiers Klopfen hin hatte ein magerer, ältlicher Ianitor die Porta der Casa Presenteia geöffnet. Er musterte den verginischen Besucher streng, musste aber in dem Augenblick schmunzeln, in dem Caius den Namen der Amastris erwähnte. Schnell wurde er jedoch wieder ernst: "Tja, ich weiß nicht... Amastris hat alle Hände voll zu tun für das Fest zu Ehren des Vulcanus heute Abend. Ich weiß ehrlich nicht, ob sie da für dich jetzt Zeit hat. Vielleicht kann sie dich ja noch irgendwie zwischendurch - einschieben."
Das Wort "einschieben", das der Ianitor mit so komischer Stimme und frechem Grinsen im Gesicht ausgesprochen hatte, gefiel Caius in Bezug auf seine eigene Person gar nicht. Noch bevor er sich aber beschweren konnte, bemerkte er plötzlich Bewegung in der Casa hinter dem Ianitor: Amastris erschien auf der Bildfläche.
Ganz offensichtlich war sie selbst auf dem Weg zur Porta; während sie sich schnellen Schrittes näherte, hörte Caius sie sagen: "Bona Dea, der Weinhändler lässt sich heute aber mal wieder Zeit. Er hätte schon längst hier sein müssen. Mal sehen, ob er endlich kommt." Es war dem Verginius nicht ganz klar, zu wem die Sklavin diese Worte sagte; zu ihm jedenfalls nicht, weil sie ihn ja noch gar nicht gesehen hatte. Als sie Caius aber erblickte, machte sich auch auf ihrem Gesicht ein schelmisches Grinsen breit, das dem Verginier ebensowenig gefiel wie kurz zuvor das des Ianitors. Von Amastris war er jedoch eher bereit, das Grinsen zu ertragen, auch wenn die Sklavin nicht widerstehen konnte, ihm auch verbal noch eins mitzugeben: "Na, wen haben wir denn da?! Hattest du jetzt schon so große Sehnsucht nach mir, Kleiner, dass du's ohne mich nicht mehr ausgehalten hast?" Mit einer raschen Kopfbewegung bedeutete Amastris dem Ianitor-Sklaven sich zurückzuziehen, was dieser auch augenblicklich tat. Dann wandte sich Amastris wieder ihrem verginischen Besuch zu, diesmal mit etwas ernsterer Miene: "Du, ich hab' jetzt allerdings gar keine Zeit für sowas. Hier in der Casa Presenteia feiert man die Volcanalia immer ziemlich groß. Und heute auch. Und ich hab' noch schrecklich viel zu tun bis heute Abend. Und immer noch war diese faule Socke von Weinhändler nicht da, auf den warte ich also auch noch. Hoffentlich kommt der mal bald aus'n Puschen..."
Vorhin am Tiberufer hatte Caius sich die schöne Sklavin noch gar nicht so genau angesehen; nun aber stand er direkt vor ihr und bemerkte, dass er ein bisschen rot wurde. Amastris war nur ein wenig kleiner als er selbst, dafür etwas älter; sie mochte vielleicht Anfang 20 sein. Auf den Kopf gefallen war sie wohl nicht, sonst hätte sie es in der Casa Presenteia - ja, der Verginier hatte sich diesen Namen nun gut eingeprägt - kaum zum Maior Domus gebracht. Und wie sie da jetzt so redete - engagiert, konzentriert, bestimmt, mit geröteten Wangen und lebhaftem Blick in den fröhlichen blauen Augen, die langen blonden Haare nur ein kleines bisschen ungeordnet -, da gefiel sie Caius ziemlich. Ziemlich sehr sogar.
Aber... Ach ja, er war ja wegen etwas anderem hier: "Amastris", unterbrach er sie. "Amastris, ich wollte dich um etwas bitten."
ZitatOriginal von Spurius Purgitius Macer
Weil es 'ne ziemlich lästige Arbeit ist, die da einzubauen und sie bisher niemand vermisst hat. Den für Marmor habe ich gerade mal eingebaut. Den für die Wachstafel liefere ich später nach.
Danke!
Obwohl er ja nun doch schon seit einiger Zeit in Italia war, hatte Caius Verginius Mamercus es noch nie auf das Forum Romanum geschafft. Es hatte dort für ihn bisher einfach noch nichts zu tun gegeben, und da er zu dem - vielleicht im Aussterben begriffenen - Teil der Bevölkerung gehörte, der sein Geld nicht auf der Straße fand, sondern von seiner eigenen Hände Arbeit leben musste, hatte es für ihn bis zu diesem Ort bisher nie gereicht.
Nun hatte Mamercus sich aber durch eben seiner Hände Arbeit eine kleine Ersparnis zurecht legen können, so dass er sich einmal einen freien Tag gönnen und diesen auf den Foren verbringen wollte. Viel hatte er sich davon versprochen, doch je länger er über die Plätze schritt, desto mehr stieg seine Enttäuschung. Irgendwie... hatte er sich hier was anderes erwartet, hitzige politische Diskussionen zum Beispiel oder philosophische Gespräche. Die gab es zwar auch hier und da, aber Mamercus war da aus Alexandria einfach an ein ganz anderes Niveau gewöhnt. - Oder war das nur Nostalgie, die ihn das glauben machte?
Gerade kam er an einem - soll man sagen: Redner? - vorbei, der irgendein ziemlich zusammenhangloses Zeug über das Volk und den Kaiser von sich gab - pikanterweise irgendwie vor allem gegen den Kaiser gerichtet. Caius blieb stehen und wartete nur darauf, dass einer der Zuhörer dieses Mannes sich als Speculator der Prätorianer zu erkennen geben und den Mann mitsamt seinem Turban abführen würde. Doch nichts dergleichen geschah, jedenfalls noch nicht. Caius war ein bisschen enttäuscht, aber sofort auch wieder abgelenkt, denn sein Blick fiel auf einen der Zuhörer, den er zwar nicht für einen Speculator hielt, der in seinen Augen hier an diesem Ort aber auch ziemlich deplatziert wirkte. Es handelte sich um einen jungen blonden Mann im gleichen Alter wie der Verginier, der von seiner ganzen prächtigen Aufmachung her eher aussah wie einer, der von der kaiserlich-römischen Allmacht kräftig profitierte. Was machte so einer bei einer solchen Rede?
Caius trat an ihn heran - was hatte er schon zu verlieren? - und sagte zu ihm: "Salve! Ich bin gerade erst hier angekommen und habe nicht alles mitgekriegt. Du siehst aus wie einer, der Dinge ein bisschen einordnen kann. Kannst du mir sagen, worüber der Mann mit Bart und Turban da gerade spricht? - Ah, übrigens, ich heiße Verginius Mamercus."
ZitatOriginal von Anahita Amba
[...] flüsterte zurück. "Das ist, glaube ich, keine gute Idee, aber du könntest ihn ablenken. Wenn du es schaffen würdest, dass er ein paar Schritte geht..." [...]
Genauso hatte sich der junge Verginius das auch selbst vorgestellt: Ablenken, den Dicken von der Stelle locken... Caius nickte kaum merklich, mehr zu sich selbst gewandt als an seine Kurzzeit-Gesprächspartnerin, denn er musste sich selbst eine Art inneren Stoß geben zu dem Schelmenstück, das er nun zum Zwecke der Wiedererlangung des schmerzlich vermissten Armbandes aufzuführen gedachte.
Ein Ruck noch, welcher den Verginier zu voller Körpergröße aufrichtete, dann schritt er auf den Dicken zu, der im Verdacht stand, mit seiner unfassbaren Körperfülle und seiner geschmacklosen Kleidung das Armband zu verdecken: "Salve, werter Herr! Verzeih mir, dass ich dich hier auf dem Markt einfach so anspreche. Aber ich bewundere bereits eine ganze Weile den Schmuck, mit dem du deinen Körper heute zierst." Aus der Nähe betrachtet, sah das protzige Prollo-Blingbling, das der Dicke an sich aufgehängt hatte, noch hässlicher aus als von Weitem. Zu des Verginiers Plan gehörte es jedoch, nun das glatte Gegenteil zu behaupten.
Und damit hatte er bei dem von ihm so Gebauchpinselten offenbar auch einen Nerv getroffen, denn ganz langsam, als kehre er aus einem tiefen Traum zurück, löste dieser sich nun aus dem Gespräch mit seinem Sklaven, in das er bislang noch vertieft gewesen war, und drehte seinen Kopf in Schneckentempo zum Verginier: "Jjjjjaahaa?" Es dauerte eine Weile, bis der Kopf des Dicken in der richtigen Position angekommen war, um Caius in einem absonderlich-manierierten Tonfall anzusprechen. Dabei bemühte sich der Dicke, der nicht größer, sondern vielleicht sogar eher noch ein wenig kleiner als Mamercus war, durch Blinzeln der Augen den Eindruck zu erwecken, als schaue er auf den Verginius herab; so kam es Caius jedenfalls vor. - Aber egal! Das Interesse des Dicken war geweckt und damit Punkt 1 des Plans, nämlich: "Ablenken", schon einmal erreicht. Jetzt allerdings ging es um den zweiten Punkt, also darum, den Dicken von der Stelle zu kriegen...
"Du bist ein Schmuck-Kenner, nicht wahr? Und du siehst auch aus wie ein Mann, der sich so einen guten Geschmack leisten kann." Die Schmeichelei fiel Caius nicht leicht, sollte ja aber einer guten Sache dienen. Und immerhin hatte er bei dem zweiten Punkt ja noch nicht einmal gelogen, denn reich sah der Dicke tatsächlich aus. "Sieh doch einmal dort hinüber zu der Sklavin mit den roten Haaren." Auch während er noch engagiert nach dem verlorenen Armband gesucht hatte, hatte Caius seinen Blick für schöne Frauen natürlich nicht gänzlich verloren, und so hatte er sowohl die Besitzerin des Armbandes, mit der er zusammengestoßen war, als auch ihre Freundin stets im Auge behalten. Darüber hinaus war ihm aber unter den Menschen, die von dieser Suche Notiz genommen und sich allmählich genähert hatten, auch eine junge rothaarige Sklavin aufgefallen, die im großen Gegensatz zu dem dicken Reichen tatsächlich geschmackvollen Schmuck trug. Diese Serva war Teil des Planes, den Mamercus sich zurechtgelegt hatte.
"Siehst du die edlen Kleinodien, mit denen ihre Besitzer sie ausgestattet haben?" In demselben Schneckentempo, in dem der dicke Reiche seinen Kopf eben zu Mamercus gedreht hatte, wandte er ihn nun in die Richtung, in die der Verginius mit der Hand deutete und in der die Sklavin stand. "Und noch besser ist: Diese Schmuckstücke waren gar nicht einmal so teuer. Denk doch nur: Wenn schon eine Sklavin so etwas trägt... Sie kann dir sagen, wo ein Mann wie du, der sonst schon alles erreicht hat, diese Kleinodien erwerben kann."
Unter der großen weißen Tunika des Dicken bebte es. Ohne den Verginier nur noch eines einzigen Blickes zu würdigen, drehte er sich langsam um und begann tatsächlich, sich auf die Sklavin zuzubewegen. Blitzschnell verließ nun auch Mamercus seinen bisherigen Standort, lief um den Dicken herum zu der Sklavin hin, fasste sie so unauffällig wie möglich am Arm und zischte zwischen seinen Lippen hervor: "Ich bin Caius, und ich erklär' dir alles später. Sag' du jetzt gar nichts. Und wenn du doch was sagst, halt' ich dir notfalls den Mund zu!"
Mit jedem der wieder in Schneckentempo vollzogenen Schritte des dicken Reichen verwirklichte sich nun auch der zweite Teil des Planes zur Wiedererlangung des Armbandes. Voller Genugtuung sah Caius nun auch, dass es da noch etwas gab, was diesen Plan in willkommener Weise unterstützte: Der Dicke hatte nämlich nicht nur seinen Kopf neugierig vor gereckt, sondern er blinzelte auch wieder mit den Augen, noch stärker sogar als zuvor, so dass seine Augen nur noch wie schmale Schlitze aussahen. Das Blinzeln war also - Caius konnte es jetzt deutlich sehen - keine hochnäsige Marotte gewesen, sondern einer starken Kurzsichtigkeit des reichen Dicken geschuldet!
Leider verdeckte die voluminöse Gestalt des sich nähernden Dicken für Caius' Perspektive den Blick auf den Ort, an dem er vorher gestanden und mit seinem Sklaven gesprochen hatte. Der Verginier konnte daher nicht sehen, ob denn dort nun das verlorene Armband lag oder nicht, aber natürlich hoffte er das Beste. Allerdings gab es an jenem Ort eben noch den Sklaven des Dicken...
Um diesen Sklaven ebenfalls abzulenken und/oder wegzulocken, sollten sich nun aber mal andere etwas einfallen lassen.
Sklave sowie auch der Dicke selbst können und sollen gerne auch von anderen gespielt werden, sind ja nur NSCs und gehören nicht "mir", sondern unserem Thread.
Wasser holen also, einen nassen Lappen... In Gedanken wiederholte Caius die Anweisung des gesunden Vigil und blickte dabei hinüber in die Richtung, die ihm dieser Vigil gewiesen hatte, nämlich zum Pumpenfahrzeug der Feuerwehr hin. Nachdem der Verginier Crispus und seinem Kameraden noch einmal zugenickt hatte, setzte er sich in Bewegung. Mit großen Schritten überwand Caius die Strecke bis zum Pumpenfahrzeug, dabei fast mehr springend als laufend, denn in dem ganzen Chaos, das rings herum herrschte, waren die Wege mittlerweile mit den Überbleibseln von allerlei Haushaltsgegenständen bedeckt, welche die Menschen auf ihrer Flucht aus den brennenden Häusern mit sich genommen und dann doch nicht hatten halten können.
Caius langte jedoch glücklich am Pumpfahrzeug an. Selbstverständlich herrschte dort Hochbetrieb, und es kostete den Verginius gleichermaßen robusten Körpereinsatz wie Stimmgewalt, um mit seinem Anliegen durchzudringen: "Ich brauche einen nassen Lappen" Es geht um einen verletzten Kameraden!" Caius hatte nicht genau gewusst, an wen der Vigiles er sich mit seinem Gesuch wenden sollte; daher hatte er es so laut wie möglich zu aller Ohren geäußert und dabei gehofft, dass die Erwähnung des "verletzten Kameraden" ihm wie ein Zauberwort Aufmerksamkeit verschaffen würde. So geschah es auch: "Meinst du einen Kameraden von uns, Zivilist?" vergewisserte sich einer der Feuerwehrleute. Als Caius bejahte, fragte der Vigil weiter: "Und du versorgst ihn? Wie schwer ist die Verletzung?" "Ich und noch ein anderer Vigil, der unverletzt ist. Der verletzte Kamerad hat Brandblasen am Fuß." "Na gut, die beiden werden wissen, was zu tun ist. Hier," - der Feuerwehrmann, der sich von Caius informieren ließ, bückte sich kurz zur Seite, holte einen Lappen hervor und tunkte ihn ins Wasser, das gerade in einen weiteren Eimer für die Eimerstaffette gefüllt werden sollte - "nimm den Lappen, und dann mach hinne! Und halte dich an alle Befehle, die die Kameraden dir erteilen!"
Ohne sich groß zu bedanken, riss Caius den Lappen an sich und machte kehrt, um so schnell wie möglich wieder zu Crispus und dem anderen Vigil zu gelangen, erfüllt von einem Gefühl der eigenen Wichtigkeit, das er so noch nicht kannte. Es war dies ein richtiges Hochgefühl, das so gar nicht zu den furchtbaren Szenen passte, die sich rings um den Verginier abspielten, den brennenden Gebäuden, dem Krachen der Flammen im Gebälk, den Schreien der Menschen, die panisch hin und her liefen. In eine Gruppe solcher Menschen lief Caius auf seinem Rückweg zu dem Verletzten auch direkt hinein, stieß dabei wohl sogar ein Kind - oder war es eine Frau? - zu Boden. Doch Mamercus bekam das alles gar nicht wirklich mit, sondern kam erst in dem Augenblick wieder ein wenig zur Ruhe, als er bei Crispus und dessen Kameraden anlangte. Wortlos zeigte der Verginier diesem anderen Vigil den nassen Lappen als Beweis für den soeben von ihm erfüllten Befehl und erwartete weitere Kommandos.
Abmeldung über das Wochende.
Alles Gute und bis dann!
Obwohl Caius sich nicht hätte vorstellen können, dass solches möglich gewesen wäre, sank die Frau angesichts dieser Reaktion des von ihr Angesprochenen noch weiter in sich zusammen. Manius, der dies alles in großer Anspannung beobachtet hatte, eilte so schnell wie möglich zu der Frau, so dass sie sich wieder auf ihn stützen konnte. Auf diese Weise ineinander verschränkt, so wie sie auch zum Tiber gekommen waren, wandten die beiden sich jetzt zum Gehen.
"Moment!" Caius war über sich selbst ein bisschen überrascht, und es kam ihm fast vor, als höre er eine fremde Stimme. "Ich muss hier eigentlich auch nicht sein. Hier, nimm doch das Netz, Manius!"
Mit diesen Worten hob der Verginier die Ecke des Fangnetzes, die er ja seit einiger Zeit in seinen Händen hielt, in die Höhe und bot sie dem Jungen an. Natürlich hatte er sich an diesen, also an Manius, gewandt und nicht an die Frau, die ja so schwach war, dass sie kaum stehen konnte. Beide aber, die Frau gleichwie Manius, hatten des Verginiers Worte gehört und drehten sich langsam zu ihm um. Manius blickte erst Caius einen Moment lang zweifelnd an, dann sah er zu der Frau, die sich auf seine Schulter stützte, und als diese ihm zunickte, wollte Manius sich auf den Weg machen zu dem Netz, das der Verginius festhielt.
"Nichts wird hier verändert, gar nichts!" Caius fuhr herum zu dem Typen, der ihn ganz am Anfang als "Honk" beschimpft hatte; der Verginier hatte dessen Stimme sofort wiedererkannt. Aus den Augenwinkeln bekam Caius noch mit, dass Manius abrupt stehen geblieben war und ängstlich in die Richtung schaute, aus der der rüde Anruf gerade gekommen war; dann geriet auch schon der Typ in des Verginiers Blickfeld, von dem dieser Ruf ausgegangen war, und natürlich: Es war niemand anders als der brutale Typ, der hier ganz offenbar das Sagen beanspruchte. Er hatte sich jetzt drohend aufgerichtet und wandte sich, zu des Verginiers Verwunderung, zunächst tatsächlich auch an ihn: "Dass du hier mitmachen durftest, Bürschchen, war nur so eine Laune von mir. Aber damit ist jetzt auch Sense, dass wir uns verstanden haben. Du verschwindest hier, und zwar sofort."
Das war nun ganz in Caius' Sinne, nicht aber das, was nun aus dem Mund des Wortführers folgte und an die Frau adressiert wurde, mit der Manius eben wieder zum Tiber gekommen war: "Und für dich gibt's hier, sach ich dir, nich einen Fisch, nicht ein As, nich eine Gräte. Hau ab, hau ab mit deinem Söhnchen, und biete deinen stinkenden Leichnam, der du jetzt schon bist, woanders an."
Caius schwankte zwischen Wut und irgendwas mit Traurigkeit. Er hatte das Fangnetz, das er vorher in Händen gehalten hatte, längst fallen lassen, war aber auch nicht imstande zu gehen. Er sah, wie Manius zurück zu seiner - Mutter, ja, so hatte Caius seine Vermutung bestätigt bekommen -, wie also Manius zurückging zu seiner Mutter und sich die beiden wieder vom Fluss entfernten, die Frau wieder schwer auf ihren Sohn Manius gestützt. Mit einem Seitenblick versuchte der Verginius die Reaktion seines neuen Bekannten Tiberius auf diese ganze Szene auszumachen, aber auch der starrte nur zu Boden und beschäftigte sich krampfhaft mit irgendwelchen Fischfang-Tätigkeiten, wie alle anderen hier das auch gerade machten, um nur ja nicht aufzufallen, außer ein Mädchen, das augenscheinlich einen Blick des Wortführers aufgefangen hatte und auf dieses stumme Geheiß hin die Ecke des Fangnetzes ergriff, die Caius eben hatte entgleiten lassen.
Es konnte ihm jetzt nicht schnell genug gehen, aus dem Wasser herauszukommen. "Wer hier Fische fängt, bestimme ich!" hörte Caius die ihm mittlerweile allzu wohlbekannte Stimme noch rufen; dann hatte er sich genügend weit entfernt, um dieses Gebrüll nicht mehr ertragen zu müssen. Mutter und Sohn Manius sah der Verginier noch eine Zeit lang vor sich, bevor sie um eine Häuserecke bogen. Caius folgte ihnen nicht. Er hatte ein anderes Ziel.
ZitatUnd nahm sich zugleich vor, nicht nur die Fische für Vulcanus, sondern auch diesen offenbar so geldgeilen und einschüchternden Typen, der ihn "Honk" genannt hatte, im Auge zu behalten.
Dies erwies sich jedoch als schwieriger, als gedacht. Wie ihm Tiberius ja so einfühlsam aufgezeigt hatte, stellte der Verginier sich beim Fischfang nicht gerade sehr geschickt an. Immer wieder wurde er deshalb von anderen Fischfängern zurechtgewiesen, mal mehr, mal weniger genervt. Irgendwann wurde es aber besser, der Verginier entwickelte ein Gefühl dafür, wie er sich mit seinem Fangnetz am passendsten hinzustellen hatte und wie er seinen "Kollegen" effektiv zur Hand gehen konnte, wenn sich ein Fisch im Netz verfing.
Als er meinte, den Dreh einigermaßen raus zu haben - eigentlich konnte er sich darüber gar keine fundierte Meinung bilden, aber die spöttischen und frustrierten Kommentare seiner Kollegen wurden allmählich halt weniger -, als sich Caius also einigermaßen eingewöhnt hatte, fand er auch die Muße, sich endlich wieder ein wenig umzuschauen: Er beobachtete, wie geübt vor allem einige Kinder, kaum älter als der kleine Lucius eben, darin waren, Fischen hinterherzujagen und diese einzusammeln. Am Ufer sah er weitere Sklaven, Bedienstete aus römischen Häusern, kommen und Fische abholen. Caius' Blicke verfolgten Passanten weiter entfernt auf den Straßen, und einige Mückenstiche musste der Verginier auch hinnehmen.
Zwischendurch aber blickte Caius immer wieder verstohlen zu dem Typen, der für ihn das Wort "Honk" übriggehabt hatte. Mamercus war sich jetzt nicht mehr sicher, ob dieser Junge wirklich schon beinahe erwachsen war, so wie er zu Anfang gedacht hatte. Vielleicht war er gar nicht älter als er selbst, dachte Caius, eventuell sogar noch ein Stückchen jünger. Älter erscheinen ließen den Typen aber seine schiere Körpergröße gepaart mit bulliger Gestalt und sein von Pickelnarben gezeichnetes Gesicht.
Gerade kam Tiberius, Mamercus' neuer Bekannter, vom Ufer wieder, wo er einem Sklaven Fische in einen mitgebrachten Eimer geschüttet hatte, den der Servus nun davontrug. Caius machte einen Schritt auf Tiberius zu, weil er ihn noch einmal, flüsternd versteht sich, danach fragen wollte, wer dieser bullige Junge denn nun eigentlich war, der hier beanspruchte, das Sagen über die Fischfänger zu haben. Von schräg gegenüber sah Caius am Ufer in diesem Moment allerdings eine bekannte Gestalt, die sich wieder auf die Gruppe der Fischfänger, zu der auch der Verginius gehörte, zu bewegte. Es war Manius, nämlich der Manius, der vorhin seinen kleinen Bruder Lucius nach Hause gebracht hatte. Und wieder war er nicht allein. Es war jedoch diesmal nicht Lucius, der ihn begleitete, sondern eine Frau. Caius richtete seinen Blick auf sie und erschrak: Die Frau sah elend aus wie der Tod, kreidebleich das Gesicht, dünnes Haar, das jetzt irgendwie hell aussah, aber bestimmt ursprünglich nicht blond gewesen war, und dass sie abgemagert war bis auf die Knochen, konnte man an ihren Bewegungen erahnen: Caius hatte zuerst gedacht, die Frau halte Manius an der Hand, so wie dieser seinen kleinen Bruder Lucius an der Hand gehalten hatte, als er ihn nach Hause brachte. Doch als die beiden jetzt näher kamen, erkannte der Verginius, dass die Frau sich auf Manius stützte. Wie alt sie war, vermochte Caius nicht zu sagen; zu entstellt war ihre Erscheinung.
Manius und diese Frau standen jetzt an der Uferböschung. Mamercus konnte deshalb hören, wie sie zu Manius sagte: "Ja, wir brauchen aber das Geld." Konnte sie Manius' - und Lucius' - Mutter sein? - Caius war sich nicht sicher. Der Junge, also Manius, nickte ihr nun jedenfalls traurig zu, ging einen Schritt hinein ins Wasser und sah sich um. Zweifellos suchte er nach einer Möglichkeit, wieder beim Fischfang mitzumachen, denn Caius bekam mit, wie Manius der Reihe nach einige Kinder und Jugendliche im Wasser bat, ihm doch ihren Angelkescher oder ihren Eimer zu überlassen, wenigstens für kurze Zeit. Aber wohin man auch blickte: Es waren gerade alle Gerätschaften zum Fische-Fangen besetzt, also in irgend jemandes Hände.
Nachdem Manius einige der Fischfänger vergeblich gefragt hatte, blieb er schließlich stehen, drehte sich um zu der Frau am Ufer und sah sie hilflos an. Einen Augenblick lang zögerte die Frau; dann schleppte sie sich tatsächlich selbst ins Wasser und bat den ihr am nächsten stehenden Fischfänger, einen schlaksigen Teenager, ihr den Kescher, den er in Händen hielt, doch wenigstens für einige Momente zu geben: "Einen Fisch nur, einen einzigen!" Der Teenager aber lachte bloß verlegen und drehte sich wortlos um.
Capsarius? Medicus?
Caius Verginius Mamercus war geistig mittlerweile wieder vollständig ins Hier und Jetzt zurückgekehrt. Was aber der Unterschied zwischen einem Capsarius und einem Medicus sein könnte, blieb ihm ganz verborgen. Irgendwie schien ein Medicus ja was Höheres zu sein, ein Capsarius hatte vielleicht nicht so viel Ahnung... Andererseits waren jedenfalls in Alexandria immer allerhand Leute unterwegs gewesen, die vorgaben, am Museion studiert zu haben, und sich auch "Medicus" nannten - und entsprechende Bezahlung für ihre Dienste verlangten -, die von dem, was sie taten, aber auch nicht so viel Ahnung zu haben schienen...
Aber das hier war weder der richtige Ort noch die richtige Zeit, solche Fragen zu klären. Caius betrachtete das Bein des verletzten Vigil, um das sein gesunder Kamerad sich gerade zu kümmern begonnen hatte. Dabei war der Verginier sehr überrascht, wie - nun ja, irgendwie liebevoll sich der Gesunde um den Verwundeten kümmerte, der, wie Caius jetzt hören konnte, Crispus hieß. Caius hatte so viel Zuwendung von diesem doch sicher einsatzerprobten Mann gar nicht erwartet, vor allem nicht nach dem, was er vorher zu dem Verginius gesagt hatte.
Natürlich wollte Mamercus da nicht hinter zurückbleiben: "Ich geh schnell und hol den Capsarius - oder: Ich hol erst Wasser zum Kühlen." Dieser Capsarius hatte angesichts des unvorstellbaren Infernos sicher schon genug zu tun, dachte sich "Mamercus. Ich heiße Verginius Mamercus." Sicher war es gut, so hatte Caius sich weiterhin überlegt, wenn Crispus und sein vigilischer Freund ihn anreden konnten, es würde ihnen dann leichter fallen, ihm Kommandos aufzutragen. Und sie wussten natürlich am besten, was hier jetzt am dringendsten gebraucht wurde.
Caius versuchte, den verletzten Vigil so schonend wie möglich über den Erdboden zu ziehen, was ihm aber nicht wirklich gelang: Der Feuerwehrmann war ja an seinem Fuß getroffen worden und weil Caius ihn unter den Achseln gepackte hatte, um ihn aus der Gefahrenzone zu transportieren, war es ausgerechnet das verwundete Körperteil des Vigil, das über den Boden schleifte. Der Vigil musste furchtbare Schmerzen haben, schoss es Caius durch den Kopf.
Deshalb war er froh, als bald ein Kamerad des verwundeten Feuerwehrmannes herbeieilte, dessen Beine ergriff und so gemeinsam mit Mamercus den Verletzten in Sicherheit brachte. Irgendetwas sagte der gesunde Vigil dabei zu dem Verginier; dieser glaubte zunächst, nicht richtig verstanden zu haben, so fassungslos war er über die Anrede des Feuerwehrmannes an ihn. Einen Augenblick nur später aber kehrte bei Mamercus Gewissheit ein über die Worte, die an ihn gerichtet worden waren, und er erstarrte: Ob das ein "verrückter Tag" war??? Caius wollte antworten, wollte dem Vigil entgegenbrüllen: "Mein Freund ist da gerade gestorben!!!" Er war kurz davor, den verletzten Vigil in seinen Armen fallenzulassen und auf den anderen, gesunden Vigil, der ihn gerade angesprochen hatte, loszugehen. Des Verginiers Körper begann vor Wut zu zittern, immer heftiger schüttelte es ihn.
Dem Mund des Verwundeten in Caius' Händen entrang sich ein Stöhnen. Wie aus einem Alptraum gerissen, kam Caius zu sich, blickte hinab zu dem verletzten Vigil und sagte mechanisch: "Geht's denn?" Natürlich tat ihm der Verletzte leid, sehr leid sogar, doch dachte Caius in diesem Moment nicht wirklich an ihn. Er fragte sich immer noch, wie der andere, gesunde Feuerwehrmann das mit dem "verrückten Tag" hatte sagen können. "Sie sind Vigiles - und es brennt hier - sie sind Vigiles - und es brennt hier lichterloh, halb Roma brennt - sie sind Vigiles, und sie müssen die Stadt retten - sie sind Soldaten, sie sind es gewöhnt." Wie einen unumstößlichen Glaubenssatz sprach Caius diese Worte wieder und wieder leise zu sich selbst. Er hob seinen Kopf zu dem gesunden Feuerwehrmann und sah diesen zum ersten Mal richtig an: "Was hast du gesagt? Ach, ja... Ja, komischer Tag, wirklich komisch." Dies hatte der Verginius zwar durchaus hörbar ausgesprochen, aber doch mit irgendwie tonloser Stimme. Die folgenden Worte dagegen sagte er wieder in seiner gewohnten Intonation: "Was ist hier eigentlich los in Rom? Und wohin bringen wir deinen Kameraden? Habt ihr hier einen Medicus oder so?"
Caius hatte sowas von keine Ahnung von den Umständen, unter denen Soldaten oder gar diese Vigiles hier ausrückten. Bisher hatte er sich um solche Dinge noch nie Gedanken gemacht und die Dienste solcher Einheiten immer als "nicht der Rede wert" einfach hingenommen. Während die Flammen, die die Insula zerwühlten, schaurig flackerndes Licht auf ihn warfen, auf seine beiden Begleiter und auf die Feuerwehrleute an den Pumpen, Eimern und Spritzen, dämmerte es dem Verginier aber, welcher Grad an Organisiertheit solche Einsätze überhaupt erst möglich machte, wieviel Mut dahinterstecken mochte und manchmal: welche Entsagung.
Sim-off gleich die nächste Entschuldigung... Die lange Wartezeit war nicht eingeplant, Verzeihung!
Anscheinend waren dem jungen Verginier die Götter am heutigen Tage wirklich gewogen: Nicht nur, dass er eine recht anständig entlohnte Arbeit hatte ergattern können, sondern es blieb ihm auch eine Schimpftirade aus dem Mund der jungen Frau, mit der er gerade zusammengestoßen war, erspart. - Naja, ein bisschen verärgert schien die Frau ja schon zu sein, so kam es Caius zumindest vor. Er überlegte deshalb, ob er sie vielleicht noch zu etwas einladen sollte, zu einem Glas Wein vielleicht.
Aber das Nachdenken des Verginius über diese Frage kam, wenigstens vorerst, zu keinem Abschluss, denn etwas anderes nahm auf einmal die ganze Aufmerksamkeit der jungen Frau - und in der Folge davon auch des Mamercus selbst - ein: "Wie? Was? Armband?" Einen Moment lang zeigte Caius sich ziemlich begriffsstutzig. Er versuchte daher erst einmal, sich die wichtigsten Informationen zu beschaffen: "Du meinst: Du hattest ein Armband und hast es verloren? Hier, an diesem Ort verloren, an dem wir stehen?"
Wenn Letzteres zuträfe, so schoss es Caius direkt durch den Kopf, dann wäre er durch den Zusammenstoß mit der jungen Frau ja irgendwie mitschuldig an dem Verlust. Aber auch ohne solche Gedanken als gleichsam moralische Antreiber hätte der Verginier natürlich geholfen, das Armband wiederzufinden. Weil er zudem sah, wie die junge Frau selbst anfing, den Schauplatz nach dem Schmuckstück abzusuchen, wartete Caius gar keine Antwort mehr ab, sondern begann seinerseits, die Umgebung nach dem verlorenen Gegenstand zu durchkämmen.
So kam es, dass Mamercus eine andere junge Frau fast übersah, die sich ebenfalls am Brunnen aufgehalten und sogar schon das Wort an die Frau gerichtet hatte, deren Armband nun abhanden gekommen war; Caius hatte allerdings nicht genau verstanden, was sie da zu ihr gesagt hatte. Vor lauter Suchen nickte Caius ihr nur flüchtig zu und murmelte ziemlich geistesabwesend: "Ich bin übrigens Caius - Verginius Mamercus", wobei diese Vorstellung seiner Person sich natürlich an beide Frauen zugleich richten sollte.
Im Unterschied zu dieser fremden Frau am Brunnen war Caius auf seinem Weg zu der Wasserstelle allerdings sehr wohl ein reichlich dicker Mann aufgefallen, der sich ebenfalls in der Nähe des Brunnens aufhielt und voll und ganz in ein Gespräch mit seinem Sklaven vertieft zu sein schien. Nun waren Menschen, die sich mit Hilfe der Arbeit anderer Leute ihre eigenen Bäuche füllten, auf dem Mercatus Urbis natürlich keine Seltenheit. Dieser Mann aber war dem Verginier doch gleichsam ins Auge gesprungen, da er in für Neureiche fast klischeehafter Weise über und über mit Bling-Bling behängt und dazu noch, wie selbst Caius fand, außergewöhnlich unvorteilhaft angezogen war: Er trug nämlich über seinem massigen Körper eine äußerst großzügige weiße Tunika und darüber ein grellrotes Stoffband wie eine Schärpe rings um seinen Bauch gespannt. Gewiss war diese Schärpe aus edelstem Material gewoben - oder mindestens hatten das diesem dicken Mann die Händler erzählt, die es ihm vermutlich überteuert verkauft hatten -, warum er mit diesem Stoffband aber gerade seine Problemzone betonte, konnte selbst Caius nicht sagen.
Wegen der schieren Fülle der hellen Tunika, die dieser Mann trug, hatte es für Caius von Weitem jedenfalls so ausgesehen, als hätte man ein großes weißes Zelt in der Nähe des Brunnens aufgespannt, an dem er jetzt zusammen mit der Besitzerin nach dem verlorenen Armband suchte. Diese Suche hatte nun trotz intensiver Bemühungen noch keinen Erfolg gebracht; Caius war sich allerdings sicher, dass sich das Schmuckstück noch irgendwo in der Nähe befinden musste, denn es wäre ihm aufgefallen, wenn ein Dieb - vielleicht auch ein Kind - oder gar ein Vogel mit dem Armband druchgebrannt wäre.
Da fiel der Blick des Verginiers wieder auf den dicken Mann in seinem "Zelt", welches bis zum Erdboden herabhing. Noch immer war dieser Neureiche derart mit seinem Sklaven beschäftigt, dass er von der Suche der jungen Frau und des Verginius gar nichts mitzubekommen schien, während andere Marktbesucher durchaus schon auf diese Szene aufmerksam geworden waren und sich auch neugierig näherten, wie Caius bemerkte. Doch registrierte er das nur am Rande; viel mehr war er dagegen mit dem dicken Mann und dessen "Zelt" beschäftigt: Sollte vielleicht... Caius hielt einen Moment in seiner Suche inne und musterte das "Zelt" genau. Dann trat er an die junge Besitzerin des vermissten Armbandes heran und sagte flüsternd: "Hast du schon was gefunden? - Ich leider noch nicht. Aber sieh dir doch mal den Kerl da an, den Dicken - aber Vorsicht: Guck da ja nicht auffällig hin! Und achte mal auf seine Riesen-Tunika. Was meinst du? Könnte nicht darunter...?"
Entschuldigung für mein plötzliches Verschwinden. Ich hatte mit Vor- und Nachbereitung einer Familienfeier am WE einiges zu tun - nämlich einiges mehr als erwartet.
Ab morgen - ähem, wohl eher: heute - sollte ich aber wieder zum Schreiben kommen.
Es war nicht immer einfach, Arbeit zu bekommen. Caius, dem umtriebigen Verginier, war es allerdings am Vortag gelungen, bei einem Händler in Ostia einen Job für einen Transport nach Rom zu ergattern: irgendwelche wertvollen Gläser aus Hasse-nich-gesehen.
Weit vor Morgengrauen hatten die angeheuerten Arbeiter sich am Lagerhaus dieses Händlers einzufinden gehabt, um mit dem delikaten Verladen der kostbaren Fracht zu beginnen. Fingerspitzengefühl war da gefragt gewesen, gleichzeitig aber auch Kraft. Vielleicht hatte Caius diesen Job ja gerade deshalb erhalten, weil er einerseits schon über gut entwickelte Muskeln verfügte, ihm als Jugendlichem aber auch noch nicht alle Geschmeidigkeit für Bewegungen abging. Jedenfalls hatte dieser Händler den Verginius nicht nur für das Verladen in Ostia gebucht, sondern auch für den Transport nach Rom und für das Entladen auf dem Stand, den der Kaufmann auf einem der großen Märkte betrieb.
Dies alles war jetzt abgeschlossen, Caius also fertig mit seinem Tagewerk und um immerhin einige Sesterzen reicher. Noch unentschlossen, was er mit dem angefangenen Tag unternehmen sollte, streifte Mamercus noch eine Weile auf den Märkten umher, doch hatte er nicht wirklich einen Blick für die Waren, die dort so reichlich feilgeboten wurden. Die Arbeit war anstrengend gewesen, Caius ins Schwitzen gekommen, und eigentlich wollte er sich am liebsten ein bisschen erfrischen. Dafür gleich in die Therme zu gehen, kam ihm allerdings auch wieder ziemlich übertrieben vor. Während er weiterging, überlegte er, ob er vielleicht einfach zum Tiber... Aber nein! Caius erblickte nicht weit von sich einen Brunnen, der ihm bisher, wenn er auf dem Mercatus zu tun gehabt hatte, noch gar nicht aufgefallen war. Das war natürlich eine echte Alternative.
Mamercus lenkte also seine Schritte in diese Richtung, übersah dabei aber eine junge Frau, die offenbar ebenfalls auf dem Weg zu dem Brunnen war. Sie schien es eilig zu haben; Caius versuchte noch, ihr auszuweichen, aber nach dem langen Arbeitstag waren seine Bewegungen trotz seiner Jugend längst nicht mehr geschmeidig genug, als dass ihm das hätte gelingen können. So war ein, wenn auch leichter, Zusammenstoß unvermeidbar: "Ach Mist, Entschuldigung! Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan." Als gut erzogener Jüngling nahm Verginius Mamercus die Schuld an dem Zusammenstoß mit der jungen Frau natürlich auf sich, hoffte aber auch, einer lauten Schimpftirade aus ihrem Munde zu entgehen.
ZitatOriginal von Iunia Axilla
Bitteschön. Dafür will ich jetzt aber einen Keks
Gehen auch englische Tea Scones mit Marmelade? Dazu noch ein großes Lob.
Und dein Threadtitel ist wirklich besser.
ZitatOriginal von Iunia Axilla
Öhm... http://imperiumromanum.net/cms.php?a=452#txt1600
Uh, erwischt! In den Teil der Spielregeln habe ich echt lang nicht mehr geguckt, und beim ersten Lesen vor Jahren hatte ich das mit den Gentes, Familien, Stammbäumen... tatsächlich auch noch gar nicht so richtig verstanden, wie in meinem vorigen Post schon angedeutet. Ich konnte mit diesem Regelpassus beim ersten Lesen damals einfach nicht wirklich was anfangen, und danach hab' ich's nicht mehr gebraucht - bis jetzt.
ZitatOriginal von Iunia Axilla
Sag mir einen Threadtitel, dann klick ich gerne rum
In so was bin ich schlecht. Vielleicht: "Gentes: Namen und Stammbäume"
Nää, im Ernst: Denkt euch selbst was aus, liebe Moderatoren, sonst gibt's demnächst kein Lob mehr.
"O nää!" Mit diesem freudigen Ausruf wurde Caius' Mittun beim Fischen für Vulcanus also begrüßt. Der Ausruf stammte aus dem Mund desjenigen Jungen, der ihm anfangs unverhofft einen Eimer mit Fischen in die Hand gedrückt und ihn so in diese ganze Szenerie überhaupt erst hineingezogen hatte. Dieser Junge hatte jetzt einen Angelkescher in Händen und lauerte eigentlich darauf, dass sich in dem Netz, welches Caius zusammen mit einem fast schon erwachsenen jungen Mann hielt, Fische verfingen, die er dann mit seinem Kescher gleichsam nur noch einzusammeln brauchte. Jetzt aber stakste dieser Junge geradewegs auf Caius zu, packte ihn an der Schulter und drehte seinen Körper leicht herum: "Sooo stehen! Schräg zur Strömung. Das hat Lucius aber eben besser gemacht."
Obzwar der Verginier sich eingestehen musste, dass der Junge, der ihn soeben im wahrsten Sinne des Wortes "gerade gerückt" - oder vielleicht besser: "schräg gerückt" - hatte, vermutlich im Recht war, ärgerte er sich doch darüber, mit diesem babyhaften Lucius verglichen zu werden, zumal dieser Vergleich ja zu seinen Ungunsten ausfiel. Caius schluckte seinen Unmut aber herunter, versuchte sich so erfolgversprechend wie möglich hinzustellen und richtete dann an den Jungen, der ihn zurecht gerückt hatte, folgende Frage: "Wie heißt du eigentlich?" Vielleicht ließ sich hier mit Smalltalk ja doch noch was ausrichten.
"Wer will das wissen?" antwortete der Angesprochene mit sichtlichem Misstrauen. Caius fuhr zurück: Er war es gewohnt, mit Leuten, mit denen er einige Zeit zusammenzuarbeiten hatte, wenigstens die Namen auszutauschen. Hier aber galten scheinbar andere Regeln... "Caius, Caius Verginius Mamercus." "Ach ja, Caius, hasse ja vorhin schon gesagt", meinte der Junge, jetzt schon ein ganzes Stück versöhnlicher. Eine andere Stimme erscholl aber plötzlich um so einschüchternder: "Also, Verginius, dass wir uns richtig verstehen: Glaub' bloß nich, dasse was von dem Geld abbekomms." Diese Worte klangen nur zu vertraut in des Verginiers Ohren, und auch die Stimme, welche diese Worte hatte vernehmen lassen, war dieselbe, die diesen Ausruf bereits einige Zeit zuvor hörbar gemacht hatte. Sie gehörte nämlich zu demjenigen der Fischfänger, der Caius ganz zu Anfang als "Honk" beschimpft hatte.
Ohne seine Position ganz aufzugeben, trat Caius einen Schritt an den Jungen heran, der ihn eben zurecht gerückt hatte, und fragte diesen mit gedämpfter Stimme: "Sag' mal, wer ist das eigentlich?" Statt einer Antwort erhielt der Verginier jedoch nur ein stummes Kopfschütteln des Jungen, gepaart mit einem derart eingeschüchterten Blick, dass Caius ihn nicht übersehen konnte. "Sagst du mir dann wenigstens, wie du heißt?" versuchte der Verginius, das Gespräch mit diesem Jungen dennoch irgendwie fortzuführen, jetzt wieder in normaler Lautstärke. "Ach so, ja. Also, ich heiße Tiberius."
Nachdem er nun also doch endlich mal eine Antwort auf eine seiner Fragen erhalten hatte, nickte Caius dem Tiberius zu. Na, geht doch, dachte er bei sich. Und nahm sich zugleich vor, nicht nur die Fische für Vulcanus, sondern auch diesen offenbar so geldgeilen und einschüchternden Typen, der ihn "Honk" genannt hatte, im Auge zu behalten.
Vielen Dank den Schreibern für die - jedenfalls für mich - sehr verständlichen Erläuterungen über die möglichen verschiedenen Stammbäume in ein und derselben Gens. Besonders die Erklärung über die Verhältnisse in der Gens Iulia fand ich sehr erhellend.
ZitatOriginal von Decimus Duccius Verus
P.S.: Noch mal auf unser Spiel bezogen: Nur weil bei Den meisten Gentes nur ein Stammbaum bespielt ist, heißt es nicht, dass es nicht noch mehrere fiktive gibt bzw. geben kann. Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass dieser Sachverhalt allen Spielern hier klar sein sollte.
Schon recht. Ein kleines "Aber" oder meinetwegen Ergänzung: Etwas verwirrend besonders für IR-Neulinge und auch für Spieler, die mit römischer Geschichte und römischen Sozialstrukturen nicht so vertraut sind, ist aber die Tatsache, dass es für jede "Gens" mit demselben Namen jeweils nur einen einzigen Sim-off-Verwalter gibt - zumindest für mich war das immer etwas verwirrend. Für nicht verwandte Stammbäume müsste es eigentlich jeweils einen eigenen Sim-off-Verwalter geben.
Keine Sorge, ich will hier jetzt nicht irgendwelche Regeländerungen propagieren oder gar Dives etwas von seiner schönen Gens wegnehmen :D. Und mir ist natürlich auch klar, dass die Sim-off-Verwaltung einer Gens eben, wie der Name schon sagt, eine Sim-off-Einrichtung ist, während die verschiedenen Stammbäume auf Sim-on-Ebene spielen. Ich möchte nur auf eines hinweisen: Als Spieler, der eben leider zu der eben schon genannten Gruppe der historisch nicht so Eingeweihten gehört, kann ich mir vorstellen, dass das Verhältnis Gens - Stammbäume doch nicht immer auf Anhieb so ganz "klar" ist wie den Spielern, die historisch sehr versiert sind.
ZitatOriginal von Iunia Axilla
Wieso? Hättest du mich dann etwa nicht mehr lieb? [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/170827/e7q8dxxz.gif] [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/170827/e7q8dxxz.gif] [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/170827/e7q8dxxz.gif]
Das Leben als Mod ist schwer...
Natürlich habe ich euch alle lieb, und dieser Einwurf ist für mich ein willkommener Anlass, mich wieder einmal herzlich bei allen Moderatoren inkl. SL für alles hier zu bedanken.
Jedoch: Kein Lob ohne neue Bitte! Vielleicht könnte die Moderation dieses Thema mit den Gens-Namen, -Stammbäumen usw. abtrennen und zu einem eigenen Thread machen. Ich finde, hier ist jetzt so viel Wichtiges und Allgemeingültiges geschrieben worden, dass es zu schade wäre, wenn das in einem "Kleine Fragen" betitelten Thread unterginge.
Caius Verginius Mamercus streifte seit einigen Wochen mit seinem Kameraden Caius Abronius Tibullus durch die Stadt. Die ins Auge springende Gleichheit der Praenomen macht es erforderlich, des Verginiers Kameraden als "Abronius Tibullus" - oder einfacher als: "Tiba" - zu gedenken.
Dieser Tibullus und Verginius Mamercus hatten sich in Ostia kennengelernt und schnell Freundschaft geschlossen, da sie neben dem gemeinsamen Alter - Tiba war geringfügig jünger als Caius - auch noch die Tatsache miteinander verband, dass sie keine Familienangehörigen in ihrer Nähe hatten, weder in Ostia noch in Rom. Abronius Tibullus hatte seinem in Alexandria aufgewachsenen verginischen Freund jedoch voraus, dass er sich in Ostia und auch in Rom bestens auskannte. Gestützt auf dieses Wissen, hatte Tiba seinen verginischen Kameraden dazu überredet, an dem Tag, von dem nun die Rede ist und der in die Geschichtsbücher des Imperium Romanum Eingang fand, in die Urbs aeterna sich zu begeben, wo die Ludi Apollinaris Unterhaltung und Spannung, Blut und Tod versprachen.
"Willst du wirklich nicht rein? Was hast du bloß gegen Spiele?" Diese Frage des Abronius Tibullus an Caius war umso verständlicher, als die beiden Teenager inzwischen schon eine ganze Weile unentschlossen auf dem Platz herumstanden, der vor dem Amphitheater lag, in dem die Ludi stattfinden sollten. "Und mach dir keine Sorgen ums Geld. An Tagen wie heute lassen manche reiche Esel ihre Sklaven Münzen unters Volk werfen. Wär' doch gelacht, wenn wir dann keine abkriegen würden. Den Eintritt hätten wir dann schon zusammen, und für Knabbereien wär' wohl auch noch was drin."
"Hm. Tiba. Irgendwie reizt mich die Spannung ja schon von so Spielen. Aber ... Wagenrennen, Pferderennen wären mir lieber. Da hast du auch Spannung, und es ist nicht so blutig," versuchte sich der Verginier dem Abronier zu erklären. "Na, von wegen. Wenn du wüsstest. Bei den Rennen brechen sich manchmal auch Pferde den Hals, manchmal auch die Wagenlenker. Sooo schmerzlos ist das gar nicht. Aber du bist und bleibst eben ein Weichei, Ägypter! - Komm, lass uns Datteln kaufen!" Mit überlegenem Lächeln langte Tiba in eine verborgene Tasche seiner Tunika und kramte einige wenige Münzen hervor. "Du hast ja noch Geld", sagte Caius überrascht. "Wo.... her?" - "Ach, frag doch nicht!" antwortete Tiba grinsend und drehte sich zum Händler an einem der Stände um, wo man Datteln verkaufte. Bald schon hatten sowohl Caius als auch sein Freund jeweils eine der Früchte im Mund. "Weißt du, ich will ja nichts sagen, aber in Alexandria schmecken die irgendwie anders." "Glaub ' ich dir sofort", antwortete Tibullus zornig und spuckte seine Dattel aus. "Pfui, die scheiß Dinger sind ja auch verdorben! Ein Nepp ist das hier, das glaubt einem keiner. Was für einen Fraß man den einfachen Bürgern in die Wampe stopft, darum sollten die feinen Herren Ädile sich mal kümmern anstatt immer nur um Spiele!" "Ach, findest du die Spiele jetzt auch nicht mehr so toll?" versuchte Mamercus der ärgerlichen Situation doch noch etwas Positives abzugewinnen. "Na ja. Dann lass uns halt draußen bleiben", lenkte Tiba nun ein.
Unter solchen Beschäftigungen und Fachsimpeleien über die jungen Frauen Roms, die nach und nach das Amphitheater betraten, ging die Zeit für Abronius Tibullus und Verginius Mamercus dahin. Die Spiele hatten schon begonnen, und Tiba juckte es doch wieder in seinen Fingern. Er sah sich um und holte dann ganz vom Rand des Vorplatzes der Arena zwei Stöcke herbei. "Na komm, Ägypter, zeig', was für ein Gladiator du bist!" Eigentlich hatte Caius keine Lust auf Fechtspielchen, aber aus Sorge, seinem Freund endgültig den Nachmittag zu verderben und als Spaßbremse zu gelten, griff er jetzt nach dem dargebotenen Stock, sprang auf seine Füße und versuchte, die erste Attacke zu setzen, die Tiba allerdings gekonnt abwehrte. Das gleiche gelang danach allerdings auch dem Verginier gegen einen Angriff des Abroniers. Caius wollte direkt nachsetzen und machte einen Ausfallschritt in Tibas Richtung. Dabei nahm er jedoch am Rande seines Blickfeldes eine plötzliche, heftige Bewegung wahr, die ihn abrupt in seiner Bewegung innehalten und seinen zum Stich erhobenen Arm sinken ließ. "Treffer", jubelte Tibullus, der die günstige Gelegenheit natürlich zum Angriff genutzt hatte. Caius aber bekam davon gar nicht mehr wirklich etwas mit, sondern fragte seinen Freund: "Hörst du das?" "Ja klar. In der Arena haben die Spiele jetzt so richtig begonnen. Die Vorkämpfe sind vorbei, es geht richtig los. Und das Publikum geht eben mit!" In des Abroniers Augen funkelte die Begeisterung, als auch er innehielt und auf das Schreien aus dem Amphitheater lauschte. Doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich, je länger er horchte, und dies verstärkte sich noch, als er Caius' Bitte Folge leistete und ebenfalls in die Richtung schaute, in welcher der Verginius gerade die massive Bewegung gesehen hatte: In der Tat konnte man - und zwar mittlerweile nicht mehr nur dort - erkennen, wie immer mehr Menschen das Amphitheater rennend verließen, und das Schreien in der Arena klang nach Panik und Tod.
"Caius, hier stimmt was nicht", fasste Tiba auch die Gedanken seines Freundes in Worte. In Scharen flüchteten die Menschen inzwischen aus der Arena, stürzten übereinander, trampelten sich zur Unkenntlichkeit. Soldaten erschienen auf der Bildfläche, die meisten geordnet, einige liefen einfach so, wie sie waren, zu ihren Kameraden hinüber. Pfeile surrten über den Vorplatz der Arena hinweg und fanden umbarmherzig ihre Opfer wie ein geübter Jäger das Wild. Und dann gingen die ersten Gebäude in Flammen auf. Abronius Tibullus packte Caius an dessen Tunika: "Wir müssen hier weg!" Er zog den Verginius mit sich über den Platz, über den Rauchschwaden von den brennenden Häusern herzogen und auf dem zahllose Menschen schreiend und wild durcheinanderliefen, über Getötete und Verwundete stolperten und weiter hasteten.
"Ich kenne da eine Gasse, da müssten wir erst einmal sicher sein." Tiba und Caius näherten sich eilig rennend der vom Abronier bezeichneten Straße, als die Stadtsoldaten plötzlich vor ihnen und allen anderen, die in diese Richtung sich hatten flüchten wollen, einen Kordon bildeten und niemanden mehr durchließen. Helles Entsetzen machte sich unter den Flüchtenden breit, einige rannten verzweifelt in andere Richtungen weiter, andere blieben in Schockstarre stehen. Auf diese Art zur Untätigkeit verurteilt, blickten Abronius Tibullus und Caius sich um. Da erfasste Tibas Körper plötzlich eine Welle des Zornes, die ihn ganz durchschüttelte: "Da, da, Caius, sieh dir das an! Seht euch alle das an! Die Reichen und Mächtigen werden von ihren Sklaven und von Soldaten sicher aus der Arena geleitet, und uns grillen sie! Das ist wie in Pompeii. Das ist wie bei Neros Brand von Rom!"
Die Blicke vieler gingen jetzt zurück in Richtung des Amphitheaters, wo man tatsächlich das Schauspiel beobachten konnte, das Tiba gerade herausgeschrien hatte. Voll von blindem Zorn stürzten sich jetzt einige der von den Stadtkohorten Eingeschlossenen auf die Milites, doch konnten diese geübten Kämpfer die Attacken leicht abwehren. Caius konnte seinen Freund nur unter Aufbietung all seiner Kräfte davon abhalten, sich an diesen Angriffen zu beteiligen: "Komm, Tiba, lass uns woanders hin gehen. Du kennst dich doch hier aus. Es muss doch noch irgendeine andere Möglichkeit geben, uns in Sicherheit zu bringen."
Abronius Tibullus ließ sich tatsächlich von Caius besänftigen: "Na ja, vielleicht... Vielleicht laufen wir mal in diese Richtung." Tiba deutete mit seiner Hand zu einer Gruppe von Menschen, die schon wieder recht ruhig in diesem ganzen Chaos wirkten, und als Caius und Tiba sich auf den Weg in diese Ecke machten, blieb ihnen nicht verborgen, dass die gesamte Lage auf dem Vorplatz des Amphitheaters sich mittlerweile ein wenig entspannt hatte: Statt panischer Zivilisten beherrschten jetzt Soldaten - Stadtkohorten und Praetorianer - das Bild, und von tödlichen Pfeilen war nichts mehr zu spüren. Schrecklich wüteten allerdings inzwischen die Brände, und das galt besonders auch für die Insula, auf die Tiba und Caius jetzt zu marschierten. Als sie schließlich näherkamen, sahen sie, dass gerade hier die Vigiles eine Eimerstaffette einzurichten suchten und dass es sich bei der auffallend ruhigen Menschengruppe, die sie eben von Weitem bemerkt hatten, um Schaulustige handelte, die den Vigiles ihre Arbeit nicht eben erleichterten, obwohl diese gerade hier bitter nötig war, drohten doch die Flammen das ganze Häuserviertel zu erfassen. Kein Wunder also, dass einem Optio der Cohortes Urbanae, der offenbar zum Schutz der Löscharbeiten abkommandiert war, der Geduldsfaden riss:
ZitatAlles anzeigenOriginal von Lucius Petronius Crispus
| Optio Quinctius Turbohttps://farm1.staticflickr.com/67/192416287_7b1ecde9b3_m.jpg
"Aus dem Weg, ihr Idioten!"
brüllte er sie an und teilte ein paar kräftige Hiebe aus. Die jungen Männer waren ganz erschrocken und zogen sich zurück, aber da kam dem Quinctier plötzlich eine bessere Idee. Er winkte sie heran.
"Stehenbleiben! Schnappt euch einen Eimer und rein in die Reihe!"
Wenn diese Kerle schon so neugierig waren, konnten sie ihre Neugier auch in der Eimerkette befriedigen - der Löschtrupp der Vigiles war zahlenmäßig sowieso viel zu klein, um die gesamten Löscharbeiten allein zu übernehmen!
Foto: fire3 by M Cosgrove, auf Flickr
Tiba und Caius sahen einander nur kurz an. Ohne Worte machen zu müssen, sprangen die beiden gleich los und reihten sich nebeneinander in die Staffette ein. Eimer für Eimer wuchteten sie wie alle anderen in der Staffette mit beiden Armen und schnellen Drehungen des Oberkörpers das so dringend benötigte Löschwasser heran, in dichtem Rauch, der das Atmen schwer machte. Caius schmerzten die Arme, die Hände - wie mochte es dem etwas kleineren Tiba gehen? Ohne aufzublicken, versahen die beiden Freunde inmitten all der anderen Helfer ihren Dienst, und so bekamen sie gar nicht mit, dass die Löscharbeiten erste Erfolge zu zeitigen schienen. Plötzlich stürzte jedoch aus einer Tür - sie war eigentlich gar nicht mehr als solche zu erkennen - eine junge Frau mit einem Kind auf dem Arm hervor. Und auch diese beiden Menschenkinder waren eigentlich gar nicht mehr als das zu erkennen, was sie waren, von Frauen Geborene, denn ihre Kleidung stand in hellen Flammen.
Caius glaubte später, er habe damals gespürt, wie in jenem Moment ein Zucken, eine neuerliche Woge nach der Woge der Wut, durch den Körper seines Freundes Tiba gegangen war. Mit einem Satz war der Abronier bei den zwei brennenden Menschen, warf sie zu Boden und versuchte, sie hin und her zu rollen, um auf diese Weise die Flammen zu ersticken. Niemand kann sagen, ob ihm Erfolg beschieden gewesen wäre oder ob nicht doch schon alles längst zu spät gewesen war. Denn auf einmal ließ sich ein dumpfes Knarren vernehmen, das sich unheilvoll vom Knacken verbrennender Balken unterschied. Unendlich langsam, so schien es Caius, senkte sich das hölzerne Vordach der Insula lichterloh brennend herab, um wenige Augenblicke später vollständig zu Boden zu fallen. Die Frau, das Kind, Tiba - Caius Abronius Tibullus - waren begraben, waren - ein Zweifel war unmöglich - waren dahin.
Starr vor Entsetzen, gelähmt stand Verginius Mamercus da. Er sah keine Löscheimer mehr, er hörte nicht das Rufen der Vigiles, er presste die Augen zusammen und riss seinen Mund auf und schrie, wie er noch nie geschrien hatte.
Als ihm die Luft versagte erst, wurde er gewahr, dass sich im Fallen offenbar kleinere, brennende Teile des massiven Vordachs gelöst hatten, und eines dieser Teile einen Angehörigen der Vigiles ganz in seiner Nähe getroffen hatte, der nun am Boden lag. Mit blödem Gesicht sah Caius den Feuerwehrmann an, unfähig sich zu bewegen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Der Feuerwehrmann schrie um Hilfe, und Caius stand ganz in der Nähe, ja, sogar einen Eimer voller Wasser hatte er gerade in Händen gehalten, als sein Freund sein Leben ließ, doch konnte er nichts für den Feuerwehrmann tun, denn in dessen Rufen meinte er nur Tibas Stimme zu hören.
Als hätte gerade diese ihn endlich aufgeweckt, ging jedoch plötzlich ein Ruck durch den Körper des Verginiers. Er sah den Wachmann genauer an: Der Balken, der den Feuerwehrmann erwischt und einen seiner Füße unter sich begraben hatte, brannte gar nicht richtig, sondern rauchte nur, so dass er dem Wachmann wahrscheinlich nur leichte Verletzungen zugefügt hatte: "Tiba hat es auch getan." Entschlossen machte Caius einen Schritt auf den am Boden Liegenden zu, holte aus und goss das Wasser aus seinem Eimer auf den Balken. Danach versetzte der Verginier dem Balken einen kräftigen Tritt und danach noch einen, bis der Fuß des Feuerwehrmanns freigelegt war. Als er sich des leeren Eimers entledigt hatte, ergriff Caius schließlich den stöhnenden Wachmann unter dessen Achseln und zog ihn fort.
Nur fort von diesem Haus.
ZitatOriginal von Iunia Axilla
[...] Bestandsschutz [...]
Das entscheidende Wort. Da bin ich ja beruhigt (und wehe, du hättest was anderes geantwortet :D).
Schieben wir's auf den bösen Dicken: So weit ich weiß, entstand diese Gens in dessen Dunstkreis - keine Empfehlung, ich weiß.