Nachdem Artorius Rufinus das von dem Überfall auf ihn erzählt hatte, reizte es mich sehr, mit meinen Augen seinen Körper nach Spuren von Verletzungen abzusuchen. Aber natürlich war mir auch ganz klar, dass sich so etwas nicht gehörte, und so senkte ich meinen Blick auf den Ball, den ich mittlerweile wieder in meinen Händen hielt. Richtig schwere Verletzungen konnte der Artorier ja auch nicht haben; die hätte hier in den Thermen natürlich jeder gleich bemerkt und mit denen hätte er ja schließlich auch nicht Ball spielen können. So freute ich mich für ihn, dass er sich aus dem ganzen Schlamassel wohl mit einigermaßen heiler Haut gerettet hatte.
Komisch war nur die knappe Auskunft, die er über den Prozess gegen seinen Angreifer gegeben hatte. Zeugenbeeinflussung? Hier in den Agrippa-Thermen? Oder war das etwa eine größere Sache, in die der Artorius da hineingeraten war? Und was war das denn für eine komische Herkunft, die Rufinus genannt hatte: "Sohn der Fortuna"? Hatte sich nicht auch C. Iulius Caesar so genannt? Oder war das "Sohn der Venus" gewesen? Oder Sohn von beiden? Sollte ich mich vielleicht als "Sohn der Menrva" fühlen?
Ach, eigentlich wollte ich mit dieser Sache ja auch nichts zu tun haben, ganz im Gegenteil. In Alexandria hatte ich mir fest vorgenommen, mich von Raufereien oder Schlimmerem fernzuhalten. Und meinem Vater hatte ich auf dem Sterbebett versprechen müssen, mich bloß nicht in irgendwas Kriminelles hineinziehen zu lassen. Hatte ich auch nicht vor. Nur gut, dass ich für den Überfall auf Artorius Rufinus ein Alibi vorweisen konnte und auf dem Schiff oder vielleicht sogar noch in Aegyptus gewesen war.
Leid tat mir natürlich, was mit den Verwandten des Artoriers geschehen war: "Ja, der Bürgerkrieg... muss wirklich eine schlimme Zeit gewesen sein. Bei uns in Aegyptus war es ja ziemlich ruhig, aber hier... Traurig, dass du so viele Menschen aus deiner Familie verloren hast." Ich hoffte für meinen Gesprächspartner, dass ihm wenigstens noch einige nahe Verwandte geblieben waren. Wie es war, wenn man die nicht mehr hatte, wusste ich ja schließlich selbst.
Freunde und Bekannte schien er jedenfalls zu haben, das hörte ich aus den Tipps heraus, die er mir wegen meiner Jobsuche gab: "Vielen Dank für deine Ratschläge wegen einer Anstellung! Du hast ganz Recht, was das angeht, weiß ich wirklich, was ich will, nämlich mir eine ordentliche Existenz aufbauen."
Lauthals loslachen musste ich allerdings, als er in dem Zusammenhang den Palatin erwähnte: "Genau, der Palatin! Da haben sie auf einen wie mich ganz sicher gewartet! Rufinus, du meinst es gut. Aber: Verscheuchen würden sie mich da, verscheuchen!"
Und um das mal so richtig zu zeigen, wie sich mich da verscheuchen würden, warf ich, noch immer lachend, den Ball in die Luft und holte richtig weit mit meinem rechten Arm aus. Ich traf ihn voll; auf dem Boden aufkommen würde der nicht mehr, bevor er Artorius Rufinus erreichte.